Anzeige HR-Special Zutaten für die digital vernetzte Arbeitswelt ruptiv – transformieren, so hat sich Arbeitskultur, Führung und damit HR zu transformieren. Historisch wie im Kontext der digitalen Revolution gilt: Technologische und soziale Innovation sind Zwillinge.“ Mit seinem Beitrag auf der HR-Leitmesse in Köln legt er das Augenmerk auf den Aspekt Führung: „Zentralistische Ansätze zwischen Mikromanagement und Kontrolle haben als Führungsinstrument ausgedient“, so Sattelberger. Anstelle straffer Hierarchien treten den Beobachtungen des ehemaligen Personalvorstands zufolge Prinzipien wie Dezentralisierung von Verantwortung, Souveränität und Selbstmanagement in den Vordergrund. Top-Thema „arbeiten 4.0“ der Messe Zukunft Personal zeigt, wie Personalverantwortliche den digitalen Wandel gestalten können. Wir erleben derzeit einen epochalen Umbruch der Wirtschaft. Was im 18. Jahrhundert die Einführung der Dampfmaschine (Arbeiten 1.0), im 19. Jahrhundert die Anfänge von Massenproduktion und Wohlfahrtsstaat (Arbeiten 2.0) und ab den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts Trends wie die Automatisierung und Globalisierung (Arbeiten 3.0) waren, ist heute die digitale Vernetzung. Gewohnte Geschäftspraktiken und eingespielte Arbeitsabläufe stoßen dabei immer häufiger an ihre Grenzen. Die Arbeitswelt im Sinne von Arbeiten 4.0 muss sich erst noch neu finden.„Die digitale Transformation hat massive Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir arbeiten: Disruptive und ganz neue Geschäftsmodelle sowie mobiles, vernetztes Arbeiten führen in einer bisher noch nicht erlebten Geschwindigkeit zu massiven Veränderungen am Arbeitsplatz“, erklärt Ralf Hocke, Geschäftsführer von spring Messe Management, dem Veranstalter der Zukunft Personal. Diese neue Dimension reflektiert Europas größte Messe für Human Resources (HR) mit dem Motto „arbeiten 4.0 – Personalmanagement im digitalen Wandel“. Neue Formen der Zusammenarbeit, der Vernetzung, des gesunden Einklangs von Arbeit und Freizeit sowie des Kompetenzerwerbs stehen dabei auf der Agenda. Bundesministerin Andrea Nahles spricht zu „arbeiten 4.0“ „Als eine der führenden Industrienationen haben wir in Deutschland die Verantwortung, das Beste aus der Digitalisierung zu machen und mit einem vorbildlichen Personalmanagement gute Arbeitsbedingungen für alle zu gestalten“, ist der Messemacher Hocke überzeugt. Vor diesem Hintergrund ist es ein Glücksfall für die „HR-Szene“, dass inzwischen die Politik das Thema aufgegriffen hat. „Die Revolution des Digitalen erfordert eine behutsame Evolution des Sozialen“, betont die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles im Grünbuch „Arbeiten 4.0 – Arbeit weiter denken“, das auf der Auftaktveranstaltung eines Dialogprozesses zu dem Thema im April 2015 in Berlin vorgestellt wurde. Arbeit sei die zentrale Schnittstelle der Veränderung in Zeiten der digitalen Transformation. Neue Ansprüche an die Organisation der Arbeit müssten in einen kulturellen Wandel eingebunden werden. In einer Rede mit dem Titel „Arbeiten 4.0: Der Mensch bleibt im Mittelpunkt“ steuert Andrea Nahles auf der Messe in Köln ihre konkreten Ideen dazu bei. Deregulierung oder Praxisbezug statt Dogmatik? Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales Der Vorstoß der Ministerin ruft auch die Arbeitsrechtler auf den Plan: Sie beschäftigt die Frage, wie praxistauglich im Zuge von Arbeiten 4.0 aktuelle Regelungen und Gesetze noch sind. „Dass ein Grünbuch nicht genügt, sondern das Arbeitsrecht auch über Deregulierung angepasst werden muss, haben wir vom Bundesverband der Arbeitsrechtler in Unternehmen (BVAU) bereits gefordert“, sagte BVAU-Präsident Alexander R. Zumkeller kürzlich in einem Artikel auf Haufe online. Der neuen Generation werde „Work Life Balance“ so wichtig sein, dass sie Dauer und Lage der Arbeitszeit selbst bestimme. Der Haken an der Sache: Starre Arbeitszeitgesetze passen dazu nicht mehr. „Sich selbstbestimmt einen Tag oder eine Woche einzurichten, den Ablauf von Wetter, Freunden, Kindern abhängig zu gestalten – das kollidiert mit einer elfstündigen Ruhezeit oder einem Sonntagsarbeitsverbot.“ Sattelberger: „Technologische und soziale Innovation sind Zwillinge“ Neben Podiumsdiskussionen zur arbeitsrechtlichen Komponente von „arbeiten 4.0“ bietet die Zukunft Personal gemeinsam mit der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) aus dem Hause des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales weitere Denkanstöße. Im umfassenden Programm der Messe ist unter anderem Vordenker Thomas Sattelberger mit von der Partie, der als Themenbotschafter Führung der INQA die Ära der Digitalisierung wortgewaltig wie gewohnt begleitet: „Genauso wie sich Geschäftsmodelle – teilweise dis- Kill HR! Demokratie durch Technologie befähigen Mehr Demokratisierung von Unternehmen ist inzwischen ein beliebtes Thema in den Medien. Mit dazu beigetragen hat unter anderem Haufe umantis in der Schweiz: Auf Initiative von Mitgründer Hermann Arnold hinterfragte die Softwareschmiede herkömmliche Führungsstrukturen. Heute wählen die Beschäftigten in einer demokratischen Wahl ihre Chefs, inklusive CEO, und bestimmen bei wichtigen Geschäftsentscheidungen mit. „Es geht um eine radikale Umverteilung von Macht und Verantwortung in die Hände kleiner, unternehmerischer Teams, die als Föderation eine neue Art überzeugte Komplizen-Organisation bilden“, erklärt Heiko Fischer. Der CEO von Resourceful Humans ist ein Pionier auf dem Gebiet der Unternehmensdemokratie. Seinen radikal andersartigen Management-Ansatz, den auch die Haufe-Gruppe durchlaufen hat, leitet Fischer von erfolgreichen Mitunternehmerkulturen wie HP-Way, SEMCO, Morningstar, Zappos oder W. L. Gore & Associates ab. Neuartige Technologien für Strategie, Performance, Feedback und Bonus-Crowdsourcing sollen demnach beim Transformationsweg von Führung eine entscheidende Rolle spielen. HR als Innovationsförderer? Eine Organisationskultur, die Führungskräfte und Mitarbeiter dazu ermuntert, mitunternehmerisch zu handeln, befürwortet auch Prof. Dr. phil. Peter Kels, Professor für Führung, Organisation und Personal an der Hochschule Luzern. Er setzt den Schwerpunkt auf eine innovationsförderliche Rolle von HR, denn in Zeiten eines beschleunigten, über Technologien, Innovation und Wissen ausgetragenen globalen Wettbewerbs müssten sich Unternehmen über kontinuierliche Innovationserfolge am Markt behaupten. „Hierzu benötigen sie nicht nur vertiefte Branchen- und Technologiekompetenz, sondern auch die Fähigkeit, verfügbare Innovationspotenziale fortlaufend zu aktivieren, zu nutzen und zu erneuern“, meint Kels. „HR sollte gemeinsam mit den Führungskräften an einer Führungs- und Managementkultur arbeiten, in der fortlaufende Selbstbeobachtung, Selbstkritik sowie Anzeige HR-Special lernende Organisation um. Dies schließe alle Abteilungen, alle Fachrichtungen und alle Hierarchieebenen mit ein – angefangen vom Universitätsabgänger bis hin zur erfahrenen Führungskraft. SAP investiere dabei in großem Stil und auf globaler Ebene in eine Lernkultur, also in fachliche, technische, auf alle Bedarfe und Rollen abgestimmte Lerninhalte, ob online oder im Klassenzimmer. Derartige Aufgaben gehörten aktuell in HR noch eher zur Kür, müssten aber zur Pflicht werden. „Um sich diesen Themen widmen zu können, hilft es, die Pflichtaufgaben weitestgehend zu standardisieren und zu automatisieren“, so Ries. HR-Vordenker Thomas Sattelberger: „Technologische und soziale Innovation sind Zwillinge.“ Lern- und Wandlungsfähigkeit einen Platz erhalten.“ Auf diese Weise förderten Unternehmen eine Kultur, die Führungskräfte und Mitarbeiter anrege und ermuntere, sich mit neuen Entwicklungen und Trends auseinanderzusetzen und zu experimentieren. whatever mobile: Agile Softwareentwicklung auf Organisationsentwicklung übertragen „Kundenanforderungen ändern sich, und zwar schnell. Darauf mussten wir reagieren, um weiterhin erfolgreich zu sein“, bestätigt Stefanie Cortinovis, Personal-Managerin von whatever mobile, einem international agierenden, inhabergeführten Mobile Solutions Provider mit Sitz in Hamburg. Zunächst habe das Unternehmen Methoden agiler SoftwareEntwicklung eingeführt. „Schnell bemerkten wir, dass wir mit der Anwendung von agilen Prinzipien auf die gesamte Organisation unsere Kunden begeistern können.“ Laut dem internen „Manifest für Agile Softwareentwicklung“ von whatever mobile sind etwa Individuen und Interaktionen wichtiger als Prozesse und Werkzeuge, funktionierende Software wichtiger als umfassende Dokumentation, Zusammenarbeit mit dem Kunden wichtiger als Vertragsverhandlung und das Reagieren auf Veränderung wichtiger als das Befolgen eines Plans. Arbeitswelt 4.0 – Mensch oder Maschine auf dem Vormarsch? In der Produktion entstehen durch den digitalen Wandel besonders viele Herausforderungen. Mit der Digitalisierung der Fabriken, Stichwort Internet der Dinge und Industrie 4.0, verändern sich die Fertigungsprozesse. „Maschinen kommunizieren mit Maschinen, die Produktion steuert sich quasi selbst, das Entstehen von Produkten steuert die Software“, so Dr. Rupert Felder, Personalleiter der Heidelberger Druckmaschinen AG. „Der Mensch muss seine Rolle in dieser künftigen ‚Fertigung 4.0‘ neu definieren.“ Das habe Auswirkungen auf HR, insbesondere bei Ausbildung, Qualifizierung und Mitbestimmung. „Ohne eine systematische Schulung der Führungsriege – auch in Bezug auf künftige Marktentwicklungen, wie Industrie 4.0 – ist kein Wandel möglich“, meint Stefan Ries, Chief Human Resources Manager und Mitglied im Managing Board der SAP SE. Der Personalbereich der SAP baue das Unternehmen sukzessive in eine Sind Personaler Getriebene oder Gestalter des Umbruchs? All diese Zutaten der neuen Arbeitswelt 4.0 sind ein Anfang. Letztlich werden neue Ansätze im Personalmanagement zeigen, ob die führenden Akteure in Unternehmen dem digitalen Wandel als Getriebene oder als Gestalter beiwohnen. Denn die Frage ist schließlich auch: Führen neue Arbeitsbedingungen zu mehr Freiheit und Selbstbestimmung am Arbeitsplatz oder droht uns eine Diktatur der Technik? Nicht nur der Gesetzgeber, sondern auch Führungskräfte und Personalmanager sind gefordert, die Arbeitswelt von morgen menschlich und gleichzeitig gewinnbringend für ihre Organisationen zu gestalten. Die Zukunft Personal 2015 liefert mit ihrem Messemotto „arbeiten 4.0“ eine Plattform für Diskussionen und neue Impulse. Von Stefanie Hornung Messe Zukunft Personal 15. bis 17. September, Koelnmesse Programm-Highlights: „Arbeiten 4.0: Der Mensch bleibt im Mittelpunkt“ Rede von Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles Donnerstag, 17. September 2015, 10 Uhr „Ära der Digitalisierung: Müssen sich Führung und Personalarbeit neu erfinden?“ Thomas Sattelberger, Themenbotschafter der Initiative Neue Qualität der Arbeit Mittwoch, 16. September 2015, 10.15 Uhr FutureLAB HR: Zukunft gestalten – digital vernetzte Diskussionen zum Thema „arbeiten 4.0“ an allen drei Messetagen Weitere Informationen: www.zukunft-personal.de US-Hochschulabschluss – Berufsbegleitend! In Deutschland arbeiten und nebenbei einen US-Abschluss erlangen – wie ist das möglich? Das Transatlantik-Institut der Hochschule Ludwigshafen hat die Antwort: Im berufsbegleitenden Executive MBAProgramm in Zusammenarbeit mit der University of West Florida kommen die amerikanischen Dozenten für je zwei Wochenenden im Monat zur Vorlesung nach Ludwigshafen. Zwei Aufenthalte an der Partner-Universität in Pensacola an der traumhaften Küste Floridas sind ebenfalls Teil des Studienprogramms. Auch für Quereinsteiger aus anderen Fachrichtungen ist dieser MBA die Chance, sich in kurzer Zeit Business- und Management-Know-How anzueignen und sich auf verantwortungsvolle Positionen und Führungsaufgaben im internationalen Umfeld vorzubereiten. Das 18 Monate dauernde Programm richtet sich daher an Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen mit Berufserfahrung. Die Akkreditierung der University of West Florida durch die AACSB garantiert das hohe Niveau der Wissensvermittlung und die exzellente Qualität des Programms. Die systematische Planung der Kurse und die Höhe des Lernumfangs ermöglichen die Durchführung des Programms auch bei voller Berufstätigkeit. So bietet sich die Chance, auch ohne Ortswechsel oder Unterbrechung der Erwerbstätigkeit einen USamerikanischen Hochschulabschluss zu erlangen. Das Programm beginnt mit einem zweiwöchigen Aufenthalt auf dem Campus der University of West Florida in Pensacola. Hier werden die ersten drei Kurse begonnen und in den folgenden Monaten in Ludwigshafen zu Ende geführt. Die weiteren Kurse werden über einen Zeitraum von jeweils zwei Monaten in Ludwigshafen absolviert. Klassischer „Frontal-Unterricht“ ist hier jedoch die Ausnahme: Case Studies, Gruppenarbeiten, Präsentationen und Unternehmensprojekte machen den Großteil des Studiums aus. „Durch den engen Kontakt zu den amerikanischen Professoren und die kleinen Gruppengrößen erhält jeder Einzelne die Möglichkeit, sich auch in seinen persönlichen Interessensgebieten weiterzuentwickeln,“ so ein begeisterter Absolvent. Der Kurs „Strategic Management and Policy Formulation“ bildet nach 18 Monaten den Abschluss des Programms und fasst die vorangegangenen Inhalte mit einem strategischen Blickwinkel zusammen. Finales Highlight ist die feierliche Graduierung der Teilnehmer auf dem Campus der University of West Florida in Pensacola. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Transatlantik-Instituts unter www.transatlantik-institut.de. Kontakt: Transatlantik-Institut Kathrin Paul, MBA (USA) Turmstraße 8, 67059 Ludwigshafen/Rhein Tel: +49 (0)621 5203 440 Fax: +49 (0)621 5203 442 [email protected] Betriebliches Gesundheitsmanagement Anzeige Resilienz: Krisen gestärkt meistern „Psychische Gesundheit ist ein Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens“, laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dieser Idealzustand ist selbstverständlich nicht ein Leben lang erreichbar. Allerdings zeigen wissenschaftliche Studien, dass Menschen Belastungen oft besser verkraften als gemeinhin angenommen. Was aber befähigt Menschen dazu, gesund, zufrieden und leistungsfähig zu sein trotz hoher Belastungen? Zunehmend rückt bei dieser Frage der Begriff Resilienz ins Blickfeld – auch in HR-Abteilungen. Astrid Jansen, Psychologin und Mitarbeiter- und Führungskräfteberaterin bei der B.A.D GmbH, hat eine Studie zu Resilienz-Workshops in Kooperation mit dem Bereich Wirtschaftspsychologie an der Universität Duisburg-Essen durchgeführt. Sie erläutert, was unter Resilienz zu verstehen ist. Was meint der Begriff und inwieweit ist Resilienz für die strategische Personalentwicklung von Interesse? Zu Beginn der Forschung ging man noch davon aus, dass Resilienz eine Persönlichkeitseigenschaft ist, die angeboren ist oder im Kindesalter entsteht. Heute wissen wir, dass Resilienz auch im Erwachsenenalter gestärkt werden kann. Diese Erkenntnis ist natürlich für die Herausforderungen, die unser modernes Leben uns abverlangt, bedeutend. Nehmen wir z.B. die vielfältigen Veränderungen im Arbeitsleben, die durch Digitalisierung, Globalisierung, hohe fachliche Anforderungen oder virtuelles Führen gekennzeichnet sind. Angesichts der Komplexität und Dynamik unserer Arbeitswelt ist die Stärkung von Resilienz im unternehmerischen Kontext eine sinnvolle Unterstützung für Mitarbeiter und Führungskräfte. Wie können Personalentwickler psychische Gesundheit bzw. Resilienz im Unternehmen zum Thema machen? Personalentwicklerinnen und -entwickler nehmen oftmals deutlich wahr, wenn Mitarbeiter durch berufliche Veränderungen belastet sind. Beispielsweise haben In der Beratung von Führungskräften ist der Umgang mit ihren Ambivalenzen und die eigene Belastbarkeit bzw. Resilienz aus diesem Grund oftmals ein Thema. Fotonachweis: Rendel Freude Das Wort Resilienz kommt aus dem Lateinischen. Wortwörtlich bedeutet resilire „zurückspringen, abprallen“. Im Bezug auf die psychische Gesundheit meint Resilienz die Widerstandskraft, die es Menschen ermöglicht, Belastungen und Krisen zu meistern und dabei gesund zu bleiben. In der Forschung hat die Entwicklungspsychologin Emmy Werner in den 1970er Jahren in einer Längsschnittstudie an 698 Kindern auf der Hawaiinsel Kauai gezeigt, dass Kinder, die medizinischen und sozialen Risikofaktoren ausgesetzt waren – zum Beispiel Geburtskomplikationen oder Armut –, später häufig psychisch und körperlich krank waren und auch beruflich wenig Erfolg hatten. Überraschenderweise war aber ein Drittel dieser Kinder dennoch später gesund und beruflich erfolgreich. Darauf basierend haben sich psychologische Forschung und Praxis dafür interessiert, welche Faktoren dazu beitragen können, dass Kinder bzw. letztendlich auch Erwachsene trotz widriger Umstände Herausforderungen und Krisen erfolgreich meistern. Es sind im Ergebnis verschiedene Faktoren, die die psychische Widerstandskraft von Menschen stärken. Resilienz ist diesem Verständnis zufolge vergleichbar mit einem Baum, der sich im Sturm neigt ohne größeren Schaden zu nehmen. Bezogen auf uns Menschen gehört beispielsweise die Akzeptanz von Situationen oder Belastungen, nach Möglichkeit gepaart mit einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft, zu den Resilienzfaktoren. dass Führungskräfte, die ein Bewusstsein für das Thema Resilienz haben, ihre Mitarbeitergespräche aktiver gestalten können. Ich möchte aber auch noch einmal generell auf die Handlungsmöglichkeiten von Führungskräften zu sprechen kommen: Führungskräften wird heute oftmals eine hohe Verantwortung für die (psychische) Gesundheit ihrer Mitarbeiter übertragen. Zum einen können sie sicherlich Einfluss nehmen auf die Arbeitsgestaltung und die Kommunikation im Team – mit positiver Wirkung für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Zum anderen sollten aber auch die Grenzen ihrer Einflussmöglichkeiten gesehen werden, v.a. wenn sie gleichzeitig beispielsweise einen Umgang mit hoher Arbeitsverdichtung finden müssen. An diesen Grenzen der Führungskräfte ist die Organisation als Ganzes gefragt. Astrid Jansen ist Diplom-Psychologin und Mitarbeiter- und Führungskräfteberaterin bei der B·A·D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH sie als Folge von Standortfusionen häufig bedeutend längere Fahrtzeiten und damit ein höheres Stresserleben oder sie sind durch mehrere aufeinander folgende Umstrukturierungen verunsichert. Beobachtungen dieser Art sind gute Anlässe, um im Unternehmen eine Bestandsaufnahme durchzuführen und strategische Lösungen zur Reduzierung von psychischen Belastungen zu entwickeln. Der B·A·D führt auch die nach §5 des Arbeitsschutzgesetzes verpflichtende Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen durch. Diese lässt sich gut zur Erhebung von Belastungsfaktoren und zur Entwicklung von adäquaten Maßnahmen nutzen. Personalentwickler erhalten durch sie wichtige Hinweise für Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung und psycho-sozialen Unterstützung von Mitarbeitern und Führungskräften, zum Beispiel mittels externer Beratung oder Coaching. Inwieweit ist Resilienz ein Führungskräftethema? Gerade bei psychischen Erkrankungen erlebe ich häufig Verunsicherung bei Führungskräften. Mit Hilfe des Resilienzkonzeptes können sie eine Gesprächsführung entwickeln, die sie befähigt, ihre Mitarbeiter auch in diesen Situationen ihrer Rolle gemäß zu begleiten. Zudem ist es nicht selten, dass Führungskräfte von privaten Belastungen der Mitarbeiter erfahren, zum Beispiel, wenn Eltern pflegebedürftig erkranken oder eine Trennung zu verarbeiten ist. Auch hier gilt, Wie genau gehen Sie im B·A·D bei Fragen zu Resilienz und psychischer Gesundheit vor? Die Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung des B·A·D ist auf den Bereich der psychischen Gesundheit spezialisiert. Wie schon erwähnt, führen wir unter anderem die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen in Unternehmen durch und können das Unternehmen darauf basierend auch strategisch gut beraten. In der Beratung bieten wir bewusst verschiedene Formate an. Das niedrigschwelligste Angebot für Mitarbeiter ist die telefonische psycho-soziale Beratung „Sprech:zeit“ mit systemisch geschulten Sozialpädagogen und Psychologen. Dazu kommen Individualberatungen für Mitarbeiter und Führungskräfte in den Räumen des Unternehmens oder des B∙A∙D. Hier können berufliche und private Fragen lösungsorientiert besprochen werden. Zudem bieten wir Vorträge und Workshops zum Thema Resilienz und zu weiteren Themen an. In diesen können die Teilnehmer Resilienz als Konzept kennen und einsetzen lernen. So werden Resilienzfaktoren für die Zukunft nutzbar. Den Angeboten der Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung liegt die Überzeugung zugrunde, dass Menschen vor allem durch Beratung in schwierigen Situationen befähigt werden, erste Schritte zur Lösung zu gehen. Was zeichnet ein resilientes Unternehmen aus? Der Resilienzansatz kann auch auf die Ebene des Unternehmens übertragen werden. In Kenntnis der Idee von „Resilienz“ lassen sich auch in Teams oder für ganze Organisationen Faktoren zur Stärkung der Widerstandskraft beispielsweise im Umgang mit Marktherausforderungen bewusst machen und weiter entwickeln. Ein resilientes Unternehmen erkennt man übrigens oftmals bereits an der Stimmung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und zwar vom Empfang bis zur Chefetage – und umgekehrt. Mitarbeiterbefragung Anzeige Mitarbeiterbefragung 4.0 Bei der Gestaltung der Organisationsentwicklung/-kultur zählt heute die Mitarbeiterbefragung zu den etablierten Managementinstrumenten. Großunternehmen und zunehmend auch mittelständische Unternehmen nutzen die regelmäßigen und systemischen Rückmeldungen ihrer Beschäftigten. Damit wird ein Lernprozess in Gang gesetzt bzw. am Laufen gehalten, um auf die strategischen und operativen Herausforderungen des Marktes effektiver reagieren zu können. Wie hat sich das Instrument in den letzten 20 Jahren verändert? Was sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren im Kontext des Megatrends Digitalisierung? Effiziente Prozesse Je nach Unternehmensstruktur und –größe können Mitarbeiterbefragungen komplexe Projekte werden (Mehrsprachigkeit, komplexe Organisationsstrukturen, Sonderwünsche in verschiedenen Organisationsbereichen). Abhilfe schafft hier die Digitalisierung. Der Einsatz von webbasierten Tools erleichtert nicht nur die Datenerhebung in Form einer Onlinebefragung. Erfolgreiche Projekte zeichnen sich insgesamt dadurch aus, dass sämtliche Projektphasen durch smarte Tools unterstützt werden, die mit einfachen Schnittstellen an die Prozesse der Unternehmen andocken. Das erleichtert nicht nur die Arbeit der Projektverantwortlichen in den Unternehmen, sondern erleichtert auch den Beschäftigten die Teilnahme an der Befragung mittels Zugang über alle onlinefähigen Endgeräte (PC, Notebook, Tablet, Smartphone). Häufigere Befragungen War es vor einigen Jahren in der Regel noch ein Befragungszyklus von 2-3 Jahren, wird mittlerweile eher jährlich eine Befragung durchgeführt – teilweise sogar häufiger. Unternehmen reagieren damit auf die zunehmende Dynamik der Umwelt und nutzen den Input der Mitarbeiterbefragung, um sich schnell anzupassen bzw. schnell auf Stimmungen in der Belegschaft reagieren zu können. Eine gut kombinierte und abgestimmte Befragungssystematik mit kurzen Pulsbefragungen und umfassenderen Mitarbeiterbefragungen sind hier die entscheidenden Erfolgskriterien auf lange Sicht. Schnelle Ergebnisrückmeldungen Damit eine Mitarbeiterbefragung ihre volle Wirkung entfalten kann, ist eine schnelle und präzise Ergebnisrückmeldung wichtig. Führungskräfte erwarten mittlerweile schon während der Befragung Teilnahmeinformationen in Echtzeit sowie eine aussagekräftige und gut verständliche Ergebnisaufbereitung in der Folge – natürlich online verfügbar, immer und überall. Die Verknüpfung mit anderen Datenquellen im Unternehmen oder auch aus dem Unternehmensumfeld im Sinne von Linkage und Big Data gewinnt zunehmend an Bedeutung. Mehrwert für Führungskräfte und Beschäftigte schaffen Es gilt, die richtigen Themen in einer Mitarbeiterbefragung anzusprechen: Justierung strategischer Aspekte ebenso wie die unmittelbaren Belange der Beschäftigten. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse liefern hier gute Orientierung und sollten unbedingt bei der Themenauswahl berücksichtigt werden. Die Ergebnisaufbereitung muss dann auch kontextabhängig erfolgen, eine schnelle Übersicht bieten und eine zügige Priorisierung der Themen im Folgeprozess ermöglichen. Letztlich ist die Arbeit mit den Ergebnissen der entscheidendste Erfolgsfaktor. Fokus auf Folgeprozesse Vor allem die Unternehmen, die Erkenntnisse aus Mitarbeiterbefragungen wie selbstverständlich in ihre Steuerungs- und Managementprozesse einfließen lassen, profitieren am meisten. Bei allen konzeptionellen Überlegungen und vorbereitenden Prozessen sind daher die Konzeption und operative Verankerung des Folgeprozesses von Anfang an die wichtigsten Bausteine. Auch hierbei tragen Onlinesysteme, die die Führungskräfte beim Folgeprozess gezielt unterstützen, entscheidend zum Gesamterfolg bei. „Mut zu einer offenen Energiewelt“ Der Energiemarkt stagniert insgesamt. Dennoch ergeben sich für innovative Unternehmen neue Wachstumspotenziale, erwartet Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln sowie Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI). Um die Dynamik der Branche zu stärken, drängt er im folgenden Interview auf den Abbau von Wettbewerbsverzerrungen und fordert „Mut zu einer offenen Energiewelt“. aufgegangen ist – nämlich die Wette auf immer weiter steigende globale Brennstoffpreise. Denn die Abkopplung von dieser vermeintlichen globalen Preisdynamik war ein Argument für den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien. Nun ist das Gegenteil eingetreten, und die gesunkenen Brennstoffpreise werden zu einer zusätzlichen Belastung für die deutsche Energiewendepolitik, weil die relativen Kosten für deren Umsetzung steigen. Ineffiziente CO2-Minderungsmaßnahmen kann Europa sich heute noch weniger denn je leisten. Der Fracking-Boom in den USA hat das Gefüge der globalen Öl- und Gasmärkte verändert, gleichzeitig erreicht der Ölpreis immer neue Tiefststände. Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf die deutsche Energiebranche? Sehen Sie auch Folgen für die Energiewende? Welche Lehren sollten Politiker, aber auch Unternehmen aus solchen unerwarteten Entwicklungen ziehen? Die fallenden Energiepreise in den letzten Monaten haben gezeigt, dass eine wichtige Grundannahme der deutschen Energiewendelogik zumindest bislang nicht Erstens: Die deutsche Energiewirtschaft findet im globalen Kontext statt. Weltmarktpreise entwickeln sich dynamisch und sind relevant für Entscheidungen vor Ort. Auch technologisch können wir uns nicht dauerhaft von der Welt abkoppeln. Denn im globalen Wettbewerb werden sich letztlich diejenigen Energietechnologien Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge ist seit 2007 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln sowie Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI). Neben seinen Leitungsaufgaben befasst sich Prof. Bettzüge vorrangig mit der Analyse von internationalen Energiemärkten Grundsatzfragen der Energiewirtschaft und Energiepolitik. Energie + Umwelt durchsetzen, die im weltweiten Maßstab wirtschaftlich sind – nicht diejenigen, die in Deutschland staatlich unterstützt werden. Und es werden nur diejenigen Länder und Unternehmen von dieser Entwicklung profitieren, die sich schnell und effizient auf neue Technologien einstellen können. Zweitens: Wettbewerb ist der bessere Treiber für erfolgreiche Innovation als staatliche Subventionen. Auch nach fast 25 Jahren Förderung sind die erneuerbaren Energien in Deutschland immer noch auf direkte oder indirekte Staatsgarantien angewiesen. Anzeige ben sich für innovative Unternehmen neue Wachstumspotenziale. Der Markt als solcher stagniert aber – wir sprechen also von einem Verdrängungswettbewerb. Um die Dynamik der Branche weiter zu erhöhen, sollte die Politik die vielen verbliebenen Wettbewerbshemmnisse und -verzerrungen abbauen. Letztlich sollten wir in der europäischen und deutschen Energiepolitik viel stärker auf die Innovationskraft der Unternehmen setzen und weniger auf eine staatliche Durchregulierung der Branche. Mut zu einer offenen Energie-Welt „Neue Marktteilnehmer wie beispielsweise ITDienstleister oder Wetterdienste werden die Energiebranche in Zukunft noch deutlicher prägen. Hier tun sich ungeahnte Entwicklungspotenziale auf.“ Das wird sich auch auf absehbare Zeit nicht ändern. Die neuen Bohrtechnologien in den USA hingegen haben solche Garantien nicht erhalten und haben in kürzerer Zeit deutlich umfangreichere Veränderungen auf den weltweiten Märkte nach sich gezogen. Die Energiewende setzt vor allem auf den Ausbau erneuerbarer Energien und auf Energieeffizienz. Auf welche Veränderungen müssen sich die Unternehmen der Energiebranche einstellen? Wichtiger als die sogenannte Energiewende scheinen mir für die Branche die langfristigen Trends der Individualisierung und der Liberalisierung. Der Energiemarkt der Zukunft wird stärker europäisch und stärker vom Wettbewerb geprägt sein. Kundenbedürfnisse verändern sich, und die Nutzung der Informationstechnologie im Energiesektor steckt noch in den Kinderschuhen. Neue Marktteilnehmer, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht mit der Energiewirtschaft in Verbindung bringen würde, wie beispielsweise IT-Dienstleister oder Wetterdienste, werden die Branche in Zukunft noch deutlicher prägen. Hier tun sich ungeahnte Entwicklungspotenziale auf, die die Branche weit mehr verändern können als die Wunschbilder von Politikern und Regierungsbeamten. Zwar bieten staatliche Eingriffe in den Markt einerseits immer wieder neue Betätigungsfelder wie zum Beispiel im Bereich der EnergieeffizienzDienstleistungen – doch da diese nicht selbst tragend aus dem Wettbewerb entstehen, kann sich auch keine langfristige Dynamik entfalten. Wer weiß schon, welche neue Regel von der Politik morgen eingeführt wird? Die Beobachtung der politischen Debattenlage wird in einem solchen Umfeld mindestens genauso wichtig wie die Beobachtung des Wettbewerbs. also, statt der engstirnigen Fixierung auf das Erreichen staatlich vorgeschriebener Marktergebnisse. Die Energiewende ist vor allem eine deutsche Angelegenheit. Wäre es nicht sinnvoll, beim Ausbau erneuerbarer Energien länderübergreifend zusammenzuarbeiten? Welche Vorteile hätte ein gemeinsames europäisches Konzept? Auf jeden Fall. Wenn man diese Technologien schon in den europäischen Binnenmarkt hineinzwingt, dann sollte man möglichst die europäischen Synergien nutzen. Im europäischen Kontext gibt es deutlich bessere Standorte als die deutschen sowie eine viel größere Unterschiede bei den Wetterlagen. Beide Effekte würden die Kosten des forcierten ErneuerbarenAusbaus senken. Übrigens ist das auch eine der zentralen Annahmen, die den Rechnungen unterliegen, die das EWI für das Energiekonzept der Bundesregierung 2010/11 angefertigt hat. Sehen Sie eine realistische Chance für eine solche länderübergreifende Strategie? In welchen Bereichen entstehen neue Wachstumspotenziale – und was muss geschehen, um diese Potenziale zu nutzen? Eine konstruktive europäische Zusammenarbeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien ist derzeit politisch unwahrscheinlich. Denn dann müssten wir uns eingestehen, dass die besten Standorte für Wind und Sonne nicht in Deutschland liegen, sondern womöglich in Irland oder in Andalusien. Sprich: Letztlich müssten deutsche Fördergelder in diese Länder fließen, damit wir uns den dort erzeugten ErneuerbarenStrom statistisch anrechnen können. Das klingt nicht nach einer politischen Erfolg versprechenden Botschaft. Hieraus wird allerdings eins deutlich: Den Verfechtern der Erneuerbaren-Förderung in Deutschland und an deutschen Standorten geht es vorrangig nicht um die Förderung von Erneuerbaren an sich, sondern um innerdeutsche Verteilungs- und Strukturpolitik. Die Geschäftsmodelle und Geschäftsfelder in der Energiebranche werden sich in Zukunft noch weiter spezialisieren und ausdifferenzieren. Außerdem werden sie in vielen dieser Bereiche deutlich kleinteiliger, kundenorientierter und digitaler sein als heute. Hieraus erge- Die Energiewende rückt die erneuerbaren Energien in den Mittelpunkt der Diskussion – bezogen auf den gesamten Energiemarkt ist das ja nur ein kleiner Teil. Wie beurteilen Sie die Energiewende im Gesamtzusammenhang? Die sogenannte deutsche Energiewende besteht im Kern aus zwei Elementen: ein gegen den Markt erzwungener, kurzfristiger Ausstieg aus der Kernenergie sowie ein ebenfalls gegen den Markt erzwungener, kurzfristiger Ausbau verschiedener Erneuerbaren-Technologien. Mithin ist die Energiewende ein rein politisches Projekt, dessen Finanzierung die Politik den Stromverbrauchern aufbürdet. Vorteile aus dieser Politik ergeben sich nur für einzelne Bevölkerungsgruppen, insbesondere die Eigentümer von Flächen. In der Gesamtschau stellt das Energiewendeprojekt jedoch eine Investition mit negativer Verzinsung und mit Null Wirkung auf die europäischen CO2-Emissionen dar. Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen: Wie wird sich der Energiemix in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren verschieben? Und wie dürfte dann die Struktur der Energiebranche aussehen? Die meisten globalen Szenarien zeigen, dass alle Energieträger weltweit wachsen werden, insbesondere auch die erneuerbaren Energien. Anteile werden sich voraussichtlich verschieben, wie in der Vergangenheit weiterhin weg vom Öl, hin zu Kohle, Gas und Erneuerbaren. Für Deutschland hat das EWI gemeinsam mit weiteren Partnern im vergangenen Jahr eine sogenannte Energiereferenzprognose für das Bundeswirtschaftsministerium erstellt. Danach überholen die erneuerbaren Energien bis 2030 die Mineralöle als derzeit anteilsstärksten Energieträger Deutschlands, unter der Annahme, dass die Politik die Staatsgarantien im Rahmen des EEG fortsetzt. Darüber hinaus liefert in diesem Szenario Kohle noch für mindestens anderthalb Jahrzehnte einen bedeutenden Beitrag zum deutschen Strommix – letztlich auch als Ersatz für die wegfallende Leistung der auslaufenden Kernkraftwerke. Zu den übergeordneten Zielen der Energiepolitik zählt es, mit Blick auf Umwelt und Klimawandel auf die Verwendung fossiler Brennstoffe zu verzichten. Bis wann könnte nach Ihrer Einschätzung dieses Ziel erreicht sein? Das ist vorrangig keine technische Frage, sondern eine Frage der Finanzierung, der Wirtschaftlichkeit und der politischen Umsetzbarkeit. Vor diesem Hintergrund scheint es – mindestens – eine Jahrhundertaufgabe zu sein. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Welt in den kommenden Jahrzehnten ganz auf die Förderung und Nutzung fossiler Energieträger verzichten wird. Zu umfangreich sind die Reserven, zu günstig die Fördermöglichkeiten und zu wertvoll deren Nutzung, gerade auch im Vergleich zu den Kosten der Alternativen. Ähnlich verhält es sich in Europa. Hier ist das politische Ziel eine weitgehende, aber eben keine vollständige Dekarbonisierung bis zum Jahr 2050. Und selbst dieses Ziel erscheint aus heutiger Sicht durchaus ambitioniert, insbesondere wenn der Rest der Welt weiterhin auf die günstigen fossilen Brennstoffe zugreifen wird. Wenn überhaupt würde also auch Europa eine vollständige Dekarbonisierung wohl frühestens in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts erreichen können. Allerdings ist fraglich, ob ein solch totaler Verzicht auf CO2-Emissionen überhaupt ein sinnvolles Ziel ist. Anzeige Energie + Umwelt „Für viele Unternehmen eine Herkulesaufgabe“ Speziell im Umfeld regionaler Energieversorgungsunternehmen haben sich in den letzten Jahren starke Marktveränderungen ergeben. Um die Zukunftsfähigkeit zu sichern, bedarf es häufig einer Neuausrichtung der aktuellen Geschäftsmodelle. Wie diese Neuaurichtung gelingen kann, erläutern im folgenden Interview Stephan Brämer und Jan Philip Neubüser, Partner der internationalen Strategie- und Managementberatung Arkwright. Welche Entwicklungen und Herausforderungen sehen Sie zurzeit speziell für regionale Energieversorger? Stephan Brämer: Besonders im Commodity Geschäft haben unsere Kunden mit sinkendem Absatz zu kämpfen. Gründe hierfür sind steigender Wettbewerb durch eine höhere Wechselbereitschaft der Endkunden, sinkender Energiebedarf durch eine voranschreitende Modernisierung der Gebäudeinfrastruktur in Deutschland sowie eine Priorisierung von Grün-Strom Produkten. neuer Geschäftsmodelle eine grundlegende Voraussetzung. Wesentliche Aufgabe ist dann, eine vollkommen neue Kultur zu etablieren. Bei einem klassischen EVU sind meist alle Ressourcen auf stabile Produkte ausgelegt, die standardisiert in großen Mengen abgewickelt werden. Auch fehlt vielfach ein wirklich aktiver Vertrieb. Die Unternehmen benötigen jetzt viel Kreativität, Flexibilität und interne Freiräume, um zu den Energiemodellen von morgen zu kommen. Nicht alles muss vorher mit jedem abgestimmt sein. Wir brauchen eher schnelle Pilotprojekte, von denen Stephan Brämer, Vorstand Jan Philip Neubüser, Associate Director neue Geschäftsmodelle stetig aufbaut und weiterentwickelt. Wie stelle ich also Entwicklungsteams so frei auf, dass sie schnell neue Lösungen entwickeln und ausprobieren, aber die ganze Organisation profitiert. Welche Rollen und Funktionen übernehmen Sie während dieses Prozesses? Wie reagieren Ihre Kunden auf die sich die verändernden Marktbedingungen im Energiesektor? Jan Philip Neubüser: Da gibt es natürlich viele verschiedene Ansätze und Beispiele. Man muss dabei aber auch die unterschiedlichen Voraussetzungen unserer Kunden in Betracht ziehen. Wir betreuen sowohl große Energiekonzerne, die eher anorganische Wachstumsstrategien verfolgen, als auch regionale Versorger, die ihr Wissen und ihre Verbundenheit zu ihrer Region nutzen, um vor Ort neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Beispielhaft dafür ist ein regionaler Gasversorger, der es geschafft hat, sich neu zu positionieren und mittlerweile ganzheitliche Energielösungen für Kommunen und Privathaushalte aus einer Hand anbieten kann. Welche Voraussetzungen müssen bei den Energieversorgern geschaffen werden, damit eine Neuausrichtung gelingt? Stephan Brämer: Zuerst einmal müssen die Energieversorger ihre Hausaufgaben im traditionellen Geschäft machen. Das soll heißen, dass durch eine Standardisierung und Optimierung der bestehenden Prozesse im Commodity Geschäft freie Kapazitäten geschaffen werden müssen. Das Bereitstellen dieser zusätzlichen Kapazitäten ist für die Entwicklung man lernen kann und die handhabbar sind. Gerade der interne Wandel stellt für viele eine Herkulesaufgabe dar. Jan Philip Neubüser: Wir übernehmen häufig die Rolle des ”Projektmotors”, der die jeweiligen Stakeholder zusammenbringt und koordiniert. Als Sparringspartner für das Management bringen wir vielfach eine neue Sicht auf die Dinge ins Unternehmen. Wir strukturieren und priorisieren die anstehenden Projekte und helfen beim Finden externer Partner oder bringen unser Know-How bei der Entwicklung von Business Plänen ein. Eine ganz wesentliche Aufgabe ist die Sicherung der Umsetzung, also ein pragmatisches Vorgehen, klare und machbare Aufgabenpakete und das alles in Teams mit den Mitarbeitern. Die Mitarbeiter unserer Kunden verfügen über sehr viel Know-how und konkrete Ideen. Nur wenn man die Mitarbeiter in diesen Projekten „mitnimmt“, kann man gemeinsam diesen Wandel gestalten. Wie läuft im Allgemeinen der Prozess ab, wenn Sie bei einem Ihrer Kunden Geschäftsmodelle entwickeln und umsetzen? Jan Philip Neubüser: Wir definieren zunächst gemeinsam mit unseren Kunden deren grundsätzliche strategische Ausrichtung. Darauf aufbauend entwickeln wir mögliche Business Cases, die aufzeigen, welche Entwicklungsmöglichkeiten für das Unternehmen bestehen. Im nächsten Schritt müssen dann die entsprechenden Produkte im Detail ausgearbeitet und Pilotprojekte angeschoben werden. Stephan Brämer: In der Pilotphase ist es besonders wichtig die Organisation sowohl im Vertrieb, als auch im Projekt- und Risikomanagement entsprechend aufzustellen. Schnell Pilotprojekte durchzuführen ist vielfach eine vollkommen neue Aufgabe für die Organisation. Es geht darum, das Risiko zu handhaben, so dass keine Budgets versenkt werden. Auf der anderen Seite muss bei aller Geschwindigkeit auch sichergestelt werden, dass die Organisation aus den Piloten lernt und die notwendigen Funktionen für Gegründet 1987, ist Arkwright heute mit Büros in Hamburg, Oslo, Stockholm und Zürich eine internationale Strategie- und Managementberatung mit rund 80 Mitarbeitern. Die Unternehmensanteile werden ausschließlich von senioren Beratern gehalten. Wir sind pragmatisch, wenn es um die Anwendung von Methoden geht, aber leidenschaftlich, wenn es um das Geschäft geht. Bevor wir eine individuelle Lösung kreieren, untersuchen wir die Anliegen unserer Kunden genau. Wir analysieren zunächst stets die relevanten Fakten und Daten und wenden dabei unsere umfangreiche Branchenexpertise an. [email protected] [email protected] www.arkwright.de 040 27 166 20 Veränderungen im Handel Anzeige „Nicht mehr renovieren, sondern neu bauen!“ Große Internethändler wie Amazon oder Ebay haben den stationär aufgestellten Handel in die Defensive gedrängt. Um den Angreifern Paroli zu bieten, rät Michael Tsifidaris, Chairman und Managing Partner der KPS AG, zu einem Befreiungsschlag: zum kompletten Neubau der Handelsplattform. Herr Tsifidaris, wie gefährlich ist die Lage für den klassischen stationären Handel? Tsifidaris: Die Ausgangslage ist ja bekannt: Völlig neue Spieler, die sogenannten digitalen „Pure-Player“, haben damit begonnen, die etablierten stationären Handelssegmente anzugreifen. Wir beobachten, dass sich Umsätze teilweise erdrutschartig ins Netz verlagern. Zugleich sehen wir, dass dort neue Markenbindungen und neue Kommunikationswege entstehen. Wer als Händler hier nicht mithält, erreicht bestimmte Kundenschichten immer weniger – selbst wenn er eine hervorragende physische Präsenz in Stellung bringt. Wie groß schätzen Sie die Bereitschaft und die Fähigkeit des Handels ein, jetzt die notwendigen Innovationen anzupacken? Tsifidaris: Die Bereitschaft ist inzwischen vorhanden, aus der Not geboren. Bei der Fähigkeit stehen wir am Anfang. Denn hier geht es nicht mehr um eine einfache Produktinnovation, sondern um weitreichende Service- und Prozessinnovationen. Das bedeutet, mit dem Kunden in einen neuen Dialog zu treten, die Customer Touchpoints zu orchestrieren, Markenbindung und Kundenbindung zu stärken. Und das bei Kunden, die höchst mobil geworden sind – die mit ihrem Smartphone in die Filiale gehen und sich dort sowohl in der stationären Welt als auch in der E-Commerce-Welt bewegen. heute noch zu wenig beachtete Wettbewerbsvorteil des klassischen Handels. Derzeit versuchen die Pure-Player mit immer neuen Prozessinnovationen ihre Kunden im Netz an sich zu binden. Aber mittel- und langfristig wird es für sie zum Problem, dass sie keine physisch-lokale Präsenz haben, ihren Kunden also kein physisches Serviceerlebnis bieten können. Der klassische Handel sollte sich unbedingt fragen: „Wie bekomme ich mein wichtigstes Asset, meinen stationären Auftritt, in Stellung gebracht?“ Die regionale physische Präsenz, die der Handel ja über viele Jahre und Jahrzehnte aufgebaut hat, ist die wichtigste Waffe im Arsenal gegen einen Pure-Player. Das Problem ist nur: Diese Waffe steht heute quasi als der Silo neben dem E-Commerce-Kanal. Der stationäre Auftritt müsste also in ein Gesamtsystem eingebunden werden? Tsifidaris: Richtig. Zum Beispiel sollte es selbstverständlich sein, dass ein Kunde sich im Internet bewegt, dort etwas kauft, das Produkt in der Filiale abholt oder es dorthin zurückbringt. Solche übergreifenden Szenarien sind heute noch unterentwickelt. Für den Handel kommt es jetzt darauf an, die drei großen Themenfelder – E-Commerce, Personalisierung und klassische stationäre Warenwirtschaft – zusammenzuführen und die daraus resultierenden Möglichkeiten zu nutzen. Wie hat der stationäre Handel auf den Angriff der Internet-Anbieter reagiert? Das bedeutet, dass ein Händler auf allen Kanälen präsent sein muss. Sie sprechen da auch von „Omnichannel-Fähigkeit“, eine Weiterentwicklung der „Multichannel-Fähigkeit“. Was genau ist damit gemeint? Tsifidaris: Die übliche Reaktion eines etablierten Unternehmens liegt darin, die Innovationen der Angreifer nachzubauen, um Gleichstand zu erreichen. Eben das haben viele Händler in den letzten Jahren getan, indem sie versucht haben, einen ähnlichen Auftritt im Netz hinzubekommen. Mittlerweile geht die Entwicklung jedoch weiter und wird durch den Trend zur Personalisierung zusätzlich befeuert: Die Internet-Player kennen heute ihre Kunden vom ersten Kaufkontakt, oft sogar schon vom ersten Klickkontakt an persönlich. Diese Entwicklungen – E-Commerce, Personalisierung und die daraus resultierenden Services – stellen den stationären Handel vor neue große Herausforderungen. Tsifidaris: Viele Händler sind heute bereits multichannelfähig, erreichen ihre Kunden also auf verschiedenen Kanälen, sowohl online als auch stationär. Dazu gehören auch Spielarten wie online kaufen, stationär abholen oder stationär zurückgeben. Beim Begriff „Omnichannel“ kommt ein weiterer Aspekt hinzu, nämlich die bereits erwähnte Personalisierung: Es geht jetzt nicht nur darum, dass ein Händler seine Kunden kanalübergreifend bedienen kann, sondern dass er sie auch kennt – dass er sie also in seiner Filiale, in den sozialen Medien, in seinem Callcenter und an allen anderen Kontaktpunkten, die er sich geschaffen hat, beobachtet und individuell begleitet. Im Unterschied zu den Internet-Angreifern ist der klassische Handel vor Ort präsent, verfügt also über vielfältige Möglichkeiten, dem Kunden persönlich zu begegnen. Liegt darin nicht eine Stärke, auf die es jetzt ankommt? Das klingt anspruchsvoll! Tsifidaris: Ja! Genau darin liegt der entscheidende, Tsifidaris: In der Tat: Der Händler muss die integrierte Warenwirtschaft beherrschen ebenso wie das Thema Mobile an der Schnittstelle zwischen Personalisierung und E-Commerce. Dazu gehört auch das Michael Tsifidaris, Chairman und Managing Partner der KPS AG Thema Big Data, denn zukünftig ist auch jede Kundenbewegung eine Datenbewegung. Was die Daten anging, waren ja schon die Warenbewegungen anspruchsvoll genug. Jetzt muss der Händler aber jede Kundenbewegung, jede Warenbewegung und jede Auftragsbewegung synchronisieren können, um seine Kunden auf ihrer Reise begleiten zu können. Erst wer das geschafft hat, ist in der Welt der sogenannten Realtime-Analyse angekommen. Einer Welt, in der sich Pure-Player wie etwa Amazon ja bereits bewegen? Tsifidaris: Korrekt. Ihnen fehlt jedoch, wie gesagt, der große Bereich der stationären Warenwirtschaft. Natürlich hat ein Händler wie etwa Amazon eine physische Logistik. Noch gibt es aber nicht die Möglichkeit, die Marke Amazon in einer Filiale physisch zu erleben. Erst dann wäre – nach unserer Definition – die Omnichannel-Fähigkeit gegeben. Nach dieser Definition wäre auch eine Firma wie Apple ein Omnichannel-Spieler? Tsifidaris: Die Firma Apple würde ich nicht klassisch als Händler sehen, wenngleich sie natürlich Händler in eigener Sache ist. Es handelt sich hier um einen hervorragenden Hersteller eines Konsumguts, der sich durch Flagshipstores seine eigene stationäre Landschaft aufgebaut hat, gleichzeitig über etablierte Handelsketten in den Markt geht und zudem die Möglichkeit bietet, online einkaufen: Aber ja, das ist durchaus eine omnichannelfähige Landschaft! Ein Beispiel ist Apple, ein anderes Nespresso: Gehen Sie heute in eine Großstadt, dann sehen Sie dort physische Präsenzen und eigene Flächen, auf denen das Markenerlebnis vor Ort Anzeige inszeniert wird und von wo aus die Kundenbeziehungen dann online weitergepflegt werden können. Mit welchen Strategien begegnen die klassischen Handelsunternehmen diesen Herausforderungen? Tsifidaris: Wir haben es mit zwei Reaktionsmustern zu tun, dementsprechend beobachten wir auch zwei Strategien. Die erste besteht darin, auf die Angriffe der Pure-Player möglichst schnelle Antworten zu finden: Reaktion Nummer eins war, eigene Webshops ins Leben zu rufen. Reaktion Nummer zwei: „Wir müssen in Facebook präsent sein.“ Reaktion Nummer drei: „Auch wir brauchen eine Möglichkeit, dass ein Kunde online kauft und stationär abholt.“ Das Problem dieser Strategie liegt darin, dass die ohnehin schon komplizierte Prozess- und Systemlandkarte ständig noch komplizierter wird. Die zweite Strategie wählt einen ganz anderen Weg: Der Händler baut eine komplett neue, omnichannelfähige Handelsplattform auf, auf die er umzieht. Auf diese Weise entgeht er den Komplexitäten seiner alten Prozesslandkarte. Damit sind wir beim Lösungsansatz von KPS. Während viele Handelsunternehmen Einzelthemen angehen und es vorziehen, überschaubare Einzelprojekte umzusetzen, plädieren Sie für ein radikal anderes Vorgehen – nämlich für den Neubau einer Handelsplattform, auf die dann aus der alten Umgebung umgezogen wird. Warum? Tsifidaris: Die klassische Vorgehensweise besteht darin, dass man das Thema segmentiert, daraus Projekte schafft und diese Projekte einzeln löst. Der Transformationsprozess bleibt zunächst überschaubar, man nimmt erst einmal nur kleinere Summen in die Hand. Bis zu einem bestimmten Punkt kommt man auf diese Weise auch voran: Heute hat jeder Händler einen Internetauftritt, beschäftigt sich mit Kundenbindungsprogrammen, ist mindestens in einem der sozialen Medien präsent und baut erste Multichannel-Möglichkeiten auf. Nur: Omnichannel ist ja noch weit mehr! Es beinhaltet, wie gesagt, die komplette Synchronisation aller Warenbewegungen und Kundenbewegungen, und das in Realtime. Veränderungen im Handel statt Altbausanierung – kein weiteres Geld mehr in die Altbausanierung, sondern alles in den schnellen Neubau! Wie groß sind diese Zeit- und Kostenvorteile im Vergleich zur klassischen Vorgehensweise bei Transformationsprojekten? Das klingt hart! Soll ein Handelsunternehmen wirklich alles, was es in den letzten Jahren in E-Commerce, Social Media und andere Multichannel-Aktivitäten investiert hat, kurzerhand über Bord werfen? Tsifidaris: Konkrete Angaben sind schwierig, denn so heterogen der Handel ist, so verschieden sind auch die Projekte. Pauschal kann man sagen: Im Vergleich zu einer herkömmlichen Transformation sprechen wir über Geschwindigkeits-, Skalierungsvorteile und damit auch Kostenvorteile von 30 bis 40 Prozent. Je nach Größe eines Transformationsprojektes sind wir in der Lage, ein Handelsunternehmen in sechs bis maximal zwölf Monaten komplett als Prototyp abzubilden. Nach insgesamt zwölf bis 18 Monaten, maximal 24 Monaten kann der Umzug erfolgen. Mehr noch als die Kostenvorteile ist für unsere Kunden die Geschwindigkeit entscheidend – dass sie innerhalb Tsifidaris: Es ist immer schmerzhaft, wenn man umzieht. Aber das Entscheidende ist: Das Know-how, das ein Handelsunternehmen aufgebaut hat, geht nicht verloren, sondern lässt sich im Gegenteil mit dem neuen, radikaleren Ansatz wesentlich erfolgversprechender einsetzen. Wer als Händler bereits einen Internetauftritt entwickelt hat, verfügt über das dazu notwendige Know-how. Wer sich mit Personalisie- „Wir sprechen hier über Geschwindigkeitsund Kostenvorteile von 30 bis 40 Prozent.“ rung, Mobile und Big Data beschäftigt hat, hat bereits alle Spieler beisammen, um mit ihnen in das „neue Haus“ umzuziehen. Wie läuft das in Ihren Projekten ab? Bauen Sie die neuen Strukturen parallel auf und ziehen dann um? Tsifidaris: Ja. Als KPS stehen wir seit jetzt 15 Jahren für die Grundidee, bei komplexen Transformationsprojekten Strategieentwicklung, Prozessdesign und Implementierung weitgehend zu parallelisieren. Der Transformationsprozess lässt sich dadurch erheblich beschleunigen. So können wir auf die Ist-Analyse verzichten und uns gleich der Frage zuwenden, wie das neue „Omnichannel-Haus“ aussehen soll – und wie der Kunde darin seine vorhandenen Stärken, allen voran Logistik und stationäre Filialen, in Stellung bringt. von zwei bis drei Jahren komplett omnichannelfähig werden. Wagen Sie noch einen Blick in die Zukunft. Wie wird die Handelslandschaft in drei bis fünf Jahren aussehen? Tsifidaris: Ich sehe drei wesentliche Entwicklungen: Erstens wird der klassisch-stationäre Handel in drei bis fünf Jahren omnichannelfähig sein – das ist der Standard, den die Kunden erwarten. Zweitens verschieben sich die Gewichte innerhalb der Branche: Tonangebend werden innovative Händler sein, die ihren Erfolg nicht zuletzt ihrer stationären Flächenpräsenz verdanken. Auch Pure-Player wie Amazon oder Ebay werden versuchen, hier mitzuhalten und physische Präsenzen aufzubauen. Drittens wird es erfolgreiche Konsumgüterhersteller geben, die eigene Handelswelten aufgebaut haben. Hier stößt die klassische Vorgehensweise, das Bestehende auszubauen und Neues zu integrieren, an Grenzen. Der Komplexitätsgrad nimmt immer weiter zu – und es wird immer teurer, wie bisher weiterzumachen. Deshalb empfehlen wir unseren Kunden, ihre Omnichannel-Plattform rechtzeitig komplett neu zu bauen. Anstatt die bestehende Systemlandschaft zu renovieren und immer wieder Neues einzufügen, wird quasi ein Neubau auf der grünen Wiese errichtet? Tsifidaris: Ja. Wir können auf diese Weise all die Werkzeuge, allen voran die IT, einsetzen, derer sich heute ein Pure-Player bedient, der auf einen IstZustand keine Rücksicht nehmen muss. Der Punkt ist: Wir haben heute einen Reifegrad im Bereich der Standardsoftware-Werkzeuge erreicht, der es ermöglicht, die neue Plattform zu 80 bis 90 Prozent mit Standardpaketen aufzubauen. Die Grundidee ist: Neubau KPS Consulting: Strategie-, Prozess- und IT-Beratung aus einer Hand KPS Consulting ist Marktführer für Business Transformation und Prozessoptimierung für den Handel und Consumer Markets und liefert umsetzungsorientierte Strategie-, Prozess- und IT-Beratung aus einer Hand – von der Strategie und Zieldefinition bis zur IT-Implementierung. Im Jahr 2000 gegründet, beschäftigt KPS heute 650 Berater an Standorten in ganz Europa bei einem Umsatz von über 100 Millionen Euro. Der Erfolg des Hauses stützt sich auf drei Säulen: die proprietäre KPS Rapid Transformation® Methode, die Seniorität der Berater und zufriedene Referenzkunden wie Hugo Boss, Fressnapf, Dansk Supermarked, SportScheck, Deichmann, Nespresso, PUMA, Lidl und viele andere.
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