`Mit ihrem Spiel die Herzen berührt` (PDF

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Hinterland
Dienstag, 17. März 2015, Willisauer Bote, Nr. 21
Die Musikgesellschaft Rohrmatt unter der Leitung von Hanspeter Schwegler
riss die Zuhörerinnen und Zuhörer mit.
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Nicole Bossard und Sebastian Mory zogen das Publikum mit
ihrem Gesang in ihren Bann. Fotos Peter Helfenstein
Mit ihrem Spiel die Herzen berührt
willisau Der Musikgesell­
Das als Erstes gespielte Musikstück,
der «Fliegermarsch» von Hermann
Dostal, war der erste Höhenflug an die­
sem Konzert. Die Schlagzeuger mar­
schierten im Piloten-Outfit spielend
durch die proppenvolle Festhalle auf
die Bühne und das Zusammenspiel mit
dem Korps liess das Publikum in einem
Flugzeug wähnen.
Gesamtklang sowie das Zusammenspiel
mit dem Korps verzauberten und be­
geisterten.
Mit Worten lässt sich das Stück
«Spiel mir eine Polka» von Erwin Zsait­
sits nicht beschreiben. Da ist einfach
nur Zurücklehnen und Geniessen an­
gesagt. Es folgte «Festivalova», eine
Polka von Thomas Zsivkovits. Die So­
listen Bruno Bossert, sein Sohn Martin
sowie Bernhard Kurmann, Beat Loosli
und Oliver Meier zeigten, dass die Rohr­
matt-Musik eine Generationenmusik
ist. Sehr gefühlvoll und wunderschön
erklangen die zwei Flügelhörner, das
Tenor- und Baritonhorn sowie die Tuba.
Nach den beiden Solistenvorträgen ver­
langte das Publikum stürmisch eine Zu­
gabe, welche gerne gewährt wurde.
Glanzvolle Solovorträge
Singen ist ihre Leidenschaft
Beim Soloschottisch für Klarinetten,
«Toll im Schuss» von Willi Schuler, be­
wiesen die Solisten Lukas Achermann,
Josef Meier, Thomas Schärli und Franz
Waller ihr Können. Flink drückten ihre
Finger in Windeseile auf die Klappen
ihrer Klarinetten. Deren ausgewogener
Ein weiterer Höhepunkt des Abends
war eindeutig «Don't cry for me, Ar­
gentina» aus dem Musical Evita von
Andrew Lloyd Webber & Tim Rice. Die
begnadete und erfolgreiche Sopranis­
tin Nicole Bossard interpretierte das
melancholische Lied betont gefühlvoll,
schaft Rohrmatt macht das
Musizieren Spass. Und dieser
Spass überträgt sich sofort aufs
Publikum und lässt es für eine
Weile alles andere vergessen.
von Peter Helfenstein
zu Beginn fast zerbrechlich und voller
Elan am Schluss. Die 31-jährige Sänge­
rin, welche in den Sparten Pop/Rock,
Jodel, Klassik, Musical und Sympho­
nic Metal zu Hause ist, begeisterte hier­
auf mit «Atemlos durch die Nacht»,
dem grössten Charterfolg von Helene
Fischer. Bei beiden Stücken wurde sie
von der Musikgesellschaft sowie Domi­
nic Domide am E-Piano sehr subtil be­
gleitet.
Bewährte Egerländer-Melodien
Nach der Pause gings mit bewährten
Egerländer-Melodien weiter. Die Kom­
position von Ernst Ubach mit der latei­
nischen Redewendung «Per aspera ad
astra» – auf Deutsch «Auf rauen Pfa­
den zu den Sternen» – ist ein Bravour­
marsch der Sonderklasse und wurde
souverän vorgetragen.
Die Polka «Hu-a-hu» von Karel Va­
cek wurde gesanglich von Nicole Bos­
sard und ihrem Gesangspartner Se­
bastian Mory begleitet. Ernst Mosch,
der musikalische Leiter der Original
Egerländer Musikanten, hätte sicher­
lich seine Freude daran gehabt, würde
er denn noch leben. Die wunderschö­
ne Komposition «Weisse Blüten» lädt
förmlich zum Walzertanzen ein. Der
warme Klang des Hornregisters im
Wechsel mit den weichen Flügelhorn­
klängen sowie das tanzende Paar waren
ein wahrer Ohren- und Augenschmaus.
Den Abschluss des abwechslungs­
reichen Konzerts bildete das Walzerlied
«Duli-duli-dulidu» von Wenzel Zittner
alias Ernst Mosch. Nochmals erfreuten
Nicole Bossard und Sebastian Mory mit
ihren sich ergänzenden Stimmen. Da­
mit aber nicht genug. Dem Publikum
wurden insgesamt drei Zugaben ge­
währt.
Vier Ehrungen in Sempach
In seinem Begrüssungs- und Dankes­
wort wies der neue Präsident der MG
Rohrmatt, der 30-jährige Philipp Albis­
ser, auf das Luzerner Kantonal Musik­
fest in Sempach hin. Dort werden für 30
Jahre aktives Musizieren Thomas Areg­
ger (Trompete) und Pius Schwegler (Po­
saune) zu «Kantonalen Veteranen» er­
nannt. Auf 35 Jahre kann Josef Meier
(Klarinette) zurückblicken. Ihn erwar­
tet die Auszeichnung «Eidgenössischer
Veteran».
Eine besondere Ehrung erwartet
Hanspeter Schwegler: Für 50 Jahre mu­
sikalisches Wirken in verschiedenen
Vereinen und unterschiedlichen Funk­
tionen wird Hanspeter Schwegler die
Auszeichnung «Kantonaler Ehrenve­
teran» in Empfang nehmen dürfen. Im
Namen seiner Kolleginnen und Kolle­
gen gratulierte Philipp Albisser dem
Kapellmeister Hanspeter Schwegler zu
seinem grossen musikalischen Jubilä­
um. Die MG Rohrmatt sei sehr dankbar,
eine solch grosse Persönlichkeit an ih­
rer Seite zu haben. Und er fügte hinzu,
dass dank Hanspeter Schwegler und
seiner musikalischen Fachkompetenz
sowie seiner Art zu motivieren, jeder
Probenbesuch ein echtes Erlebnis sei.
Spass machte dem sichtlich zufrie­
denen und lockeren Hanspeter Schweg­
ler auch das Dirigieren am Konzert.
Das Publikum liess sich mitreissen und
klatschte bei einigen Stücken im Rhyth­
mus. Moderatorin Anita Rohrer, Menz­
nau, führte mit viel Charme und Witz
durchs Konzertprogramm.
Vom Hobby zur Maturaarbeit
Willisau Die Besuchstage
Das Modell eines
antiken Römerhauses von
Sereina Müller
(links) wurde
aufmerksam
begutachtet.
der Kanti zogen am Freitag
und Samstag trotz des schönen
Wetters viele Interessierte an.
Höhepunkt war die Präsentati­
on der sechs besten Abschluss­
arbeiten. Das Niveau und die
originellen Zugänge und Frage­
stellungen sorgten für Staunen
und Bewunderung. Drei der
Arbeiten sind ab heute auch an
der Uni Luzern ausgestellt.
Foto Markus Egli
Lieblingsthema. Für sie ist dies die Mu­
sik. Sie nahm sich vor, Werke aus zwei
grundverschiedenen
musikalischen
Epochen zu einem neuen, eigenen Werk
zu verbinden. Dazu wählte die Ruswile­
rin ein typisch romantisches Klavier­
stück von Sergei Rachmaninoff und
eine barocke Fuge von Johann Sebas­
tian Bach. «Beide Epochen faszinieren
mich in ihrer Gegensätzlichkeit: die
Musik der Romantik in ihrer Betonung
des Gefühlvollen und diejenige des Ba­
rocks in ihrer kühlen formalen Stren­
ge», führte Michelle Häfliger aus.
«Nicht Arbeit, sondern Hobby»
Eine Abschlussarbeit – das bedeutet vor
allem, viel Zeit in ein selbst gewähltes
Thema zu investieren. Eigenverantwor­
tung und Ausdauer sind gefragt. Kein
Wunder, dass die besten Arbeiten immer
dann entstehen, wenn es den Schülerin­
nen und Schülern gelingt, eine Passion
oder ein besonderes persönliches Inte­
resse in den Mittelpunkt zu stellen.
Sereina Müller zum Beispiel belegt
das Zusatzfach Latein Plus und hat gros­
ses Interesse am Bauen von Modellen.
Die Willisauerin setzte sich zum Ziel,
ein typisches Stadthaus der Römerzeit
im Massstab 1:50 nachzubauen und dazu
eine Unterrichtseinheit für die Primar­
schulstufe zum Thema Wohnen in der
Römerzeit auszuarbeiten. Herausge­
kommen ist ein detailgenaues Holzmo­
dell, welches an den Besuchstagen zum
eigentlichen Publikumsmagnet wurde.
Vor allem jüngere Besucherinnen woll­
ten einen Blick in die verschiedenen
Räume und Innenhöfe werfen und das
Mobiliar und die kunstvollen Bodenbe­
läge bestaunen. Warum sollte man aber
im Zeitalter von DVD und Internet den
Unterricht noch mit einem Holzmodell
bestreiten? Die Maturandin erklärt es
so: «Dieses Modell ist einem Dokumen­
tarfilm zum Thema in vielerlei Hinsicht
überlegen. Die Lernenden können ihren
gewünschten Blickwinkel selber wäh­
len. Je nachdem, wo und wie genau sie
hinschauen, erreichen sie einen grös­
seren Lerneffekt.» Das Modell erlaubt
also Unterricht zum Anfassen. Nebst ge­
wissenhafter Recherche zum geschicht­
lichen Hintergrund und minutiöser
Handarbeit beim Herstellen des Modells
entwickelte die Maturandin passendes
didaktisches Begleitmaterial für den
Primarschulunterricht. Sie schrieb eine
Begleiterzählung aus der Sicht eines rö­
mischen Mädchens, das durch das Haus
führt, und ergänzte diese mit passenden
Aufgaben, deren Lösung die Schüler
am Holzmodell suchen müssen.
Sechshändiges Klavierstück
komponiert
Auch Michelle Häfliger beschäftigte
sich für die Abschlussarbeit mit ihrem
Entstanden ist die Eigenkomposition
«Barantik» als sechshändiges Klavier­
stück, welches es der jungen Komponis­
tin erlaubt, die beiden musikalischen
Stile in einen einzigartigen Dialog tre­
ten zu lassen. Ausschnitte daraus spiel­
te Michelle während ihrer Präsentation
zusammen mit zwei Begleitpersonen
dem Publikum direkt vor. Wie schafft
man es, eine so überzeugende und um­
fassende Arbeit fertigzustellen? Mi­
chelle formuliert ihr «Geheimnis»
folgendermassen: «Ich sah die Beschäf­
tigung mit der Maturaarbeit eigentlich
nie als Arbeit an, sondern eher als zeit­
aufwendiges Hobby.»
Beide Arbeiten sind ab heute Diens­
tag in der Eingangshalle der Universi­
tät Luzern zu sehen, im Rahmen der
Ausstellung der besten Maturaarbei­
ten des Kantons. Als dritte Arbeit aus
Willisau mit dabei ist auch die Unter­
suchung über den Zusammenhang
zwischen dem Waschen und der Halt­
barkeit von Früchten von Christina
Hunkeler (Schötz).
phl