Woodcube - DeepGreen Development

8
WohnTTräume
Nummer 57-BG3 | Dienstag, 26. Februar 2013
WohnTTräume
Dienstag, 26. Februar 2013 | Nummer 57-BG3
9
Woodcube – gesund, schön und wirklich öko
Der Woodcube ist ein Haus, auf
das Generationen bauen können:
gesund, langlebig, wertbeständig
flexibel und recycelbar.
Von Nicole Ginzinger
Nachhaltig, ökologisch,
gesund: Was die Lebensmittelbranche seit Jahren
propagiert und nicht immer ganz hinbekommt,
ist auch im Bauwesen
längst zum Slogan geworden. Aber im Baugewerbe
bezeichnet „nachhaltigökologisch“ oft nur das
Make-up mit dem herkömmliche Bauweisen aufgehübscht werden. Besser
als gar nichts, könnte man
denken. Besser geht‘s aber
doch. Das zeigt ein Projekt,
das derzeit für die Internationale Bauausstellung
(IBA) Hamburg als Teil der
Reihe „Smart Material houses“ realisiert wird.
Das erste Mehrfamilienhaus in Massivholzbauweise, das auf chemische Bindemittel und Weichmacher,
Visualisierung: Woodcube Hamburg GmbH
Ziegel und Styropor verzichtet: der Woodcube.
Bis 23. März soll der Woodcube am Ausstellungsgelände der IBA Hamburg fertiggestellt werden.
Der Woodcube besteht von der Decke bis zum Boden aus massivem Holz, das nicht verleimt,
sondern gedübelt wird. Nur das Treppenhaus ist aus Beton. Die Fassade des Woodcube ist 32 cm
Fotos: IBA Hamburg/Martin Kunze
stark.
Ohne Leim und
Schrauben
„Wir bauen kein architektonisch außergewöhnliches Haus. Wir bauen
ein Haus für die Zukunft“,
erklärt Matthias Korff, Investor und Initiator des
fünfgeschoßigen Mehrfamilienhauses Woodcube.
„Mit der Energie, die man
für das Errichten und den
Betrieb eines konventionellen Beton- oder Ziegelgebäudes dieser Größenordnung braucht, könnte
man 70 Woodcubes bauen und betreiben“, erläutert Korff. „Beton, Styropor und Ziegel brauchen
in der Herstellung sehr
viel Energie, das fällt beim
Woodcube weg.“ Nur das
Treppenhaus besteht aus
Beton, der Rest ist reines,
unverleimtes Vollholz. „Im
Mehrfamilienhausbau ist
das ein absolutes Novum“,
betont der WoodcubeInitiator. Die Decken und
Wände werden mit Holzdübeln verbunden. Das Patent auf dieses Verfahren,
bei dem Kanthölzer und
Bretter aus Tannenholz,
Fichte und Lärche stehend,
liegend und diagonal zu
kompakten Bauelementen
geschichtet werden, hat
die Firma Thoma Holz aus
Salzburg.
Holz für Gesundheit
und Umwelt
Dass davon die künftigen Bewohner vor allem
gesundheitlich profitieren,
versteht sich von selbst.
„Im Woodcube stecken
keine Weichmacher, kein
giftiger Leim, einfach keine Chemie!“ Zudem ist das
Massivholzhaus ein wahrer Energiesparmeister.
„Der Woodcube wird mit
Sicherheit weniger Energie
verbrauchen als ein Passivhaus, der Dämmwert
dieser Holz100-Elemente
ist unschlagbar. Und das
obwohl der Woodcube
kein Passivhaus ist. Unsere Wände können atmen“,
betont Korff. Einziger Wermutstropfen: Diese Bauweise wird (noch) nicht
gefördert. „Bislang bekommt nur Förderungen
für Bauten mit (nahezu)
luftdichter Gebäudehülle.
Das muss sich ändern“, betont Korff. Deshalb dient
der Woodcube nun auch
als Forschungsobjekt.
Den niedrigen Energieverbrauch verdankt man
aber nicht dem Dämmwert alleine. „Wir verwenden im Woodcube
die modernste Haussteuerungstechnik“, erklärt der
Bauherr. „Wesentliches
Ziel dieser zentralen Steuerungseinheit ist die Redu-
zierung sämtlicher Energieverbräuche.“ Durch
Sensoren werden Temperatur und Luftqualität der
einzelnen Räume festgestellt und die Lüftungsanlage, Jalousienstellung
sowie die Heizung entsprechend geregelt.“
International
richtungsweisend
In Sachen Brandschutz
hat der Woodcube bereits für ein Umdenken
bei den Behörden gesorgt.
Holz100-Elementen sind
selbst nach 180 Minuten
Beflammung mit 900 bis
1000°C immer noch volle tragfähig und dicht.
Das schaffen Beton- und
Ziegelwände nicht. „Mit
diesen Werten konnten
wir die Genehmigung für
den ersten Holzbau ohne
Brandschutz-Kapselung
und die Fortschreibung
der Brandschutzrichtlinien erwirken. Damit setzen
wir international Maßstäbe“, zeigt sich Korff stolz.
Leistbar und
wertbeständig
Ein weiterer Vorteil des
Holzmassivbauweise ist die
Flexibilität. „Der Grundriss
des Woodcube ist variabel,
da die Zwischenwände
keine tragenden Elemente
sind. So kann auch nach
Jahren noch schnell und
einfach umgebaut werden.
Gesund, sparsam, ökologisch, flexibel. Der Woodcube erfüllt sämtliche
Wünsche an zukunftsorientierten Wohnbau. Bleibt
nur die Frage nach den
Kosten? „Der Woodcube
liegt derzeit ca. 10 Prozent
über dem Preis herkömmlicher Bauten. Auf lange
Sicht bleibt er aber in seinem Wert beständig. Das
liegt nicht zuletzt an den
50 Jahren Garantie, die
man auf den Woodcube
bekommt. Die Kosten werden sich überdies relativieren, wenn mehr Nachfrage
besteht. Ökologisch und
gesundheitlich gedacht,
muss man sich ohnehin
fragen: Können wir uns eine andere Bauweise überhaupt noch leisten?“, betont Matthias Korff.
Und spätestens, wenn
dann noch die Behörden
umdenken, wird die Kostenfrage beinah zur Nebensache.
Echt gesund, echt ökologisch, echt schön: Echtholz. Auch im Inneren überzeugt der Woodcube mit Holz. Zudem kann der Grundriss nach Belieben gestaltet werden. Visualisierung: Woodcube Hamburg GmbH