Nahverkehr Brandenburg Fahrgastinformation zum Arbeitskampf 19.4.2015 Liebe Fahrgäste, die Kollegen und Kolleginnen aus den kommunalen Nahverkehrsbetrieben im Land Brandenburg bekommen für ihre Arbeit, insbesondere als Bus- und Straßenbahnfahrer oder als Techniker in den Werkstätten zu wenig Geld für ihren verantwortungsvollen Job, den sie gerne und mit Leidenschaft machen. Ein Fahrer ist dafür verantwortlich, dass Sie möglichst pünktlich, vor allem aber sicher und gesund am Fahrziel ankommen. Wer den Beruf als Bus- oder Straßenbahnfahrer in Brandenburg ergreift, bekommt vier Jahre lang 1.808 Euro monatlich brutto. Für die gleiche Tätigkeit erhält man als Fahrer/in im Saarland und in Baden-Württemberg mind. 300 Euro mehr, in Bayern 500 Euro und selbst im mecklenburgischen Neubrandenburg fast 200 Euro mehr. Deshalb ist unsere Hauptforderung bei einer Laufzeit von 12 Monaten eine Lohnerhöhung von monatlich 120 Euro brutto. Um die maximale Lohnhöhe von rd. 2.300 Euro monatlich zu bekommen, muss man in Brandenburg mehr als 20 Jahre lang Fahrer/in sein! Bus- und Straßenbahnfahrer/in zu sein heißt, auch am Wochenende und an Feiertagen zu arbeiten, fast täglich zu unterschiedlichen Zeiten ist Arbeitsbeginn. Mal um 3.47 Uhr, mal 5.12 Uhr, mal 8.02 Uhr oder nachmittags. Weil Fahrpläne politisch vorgegeben werden, richten sich die Dienstpläne für die Kollegen danach. So kommen häufig mehrere unbezahlte „Zwangspausen“ zwischen geteilten Diensten von bis zu 3 Stunden täglich zusammen, die die täglichen Dienstschichten auf 11, 12 oder gar 13 Stunden wachsen lassen. Pausen, in denen kaum ein Fahrer nach Hause kann, sondern auf dem Betriebshof sitzt und auf die nächste Ausfahrt wartet oder sogar irgendwo bei seinem Bus „im Wald“ steht. Die Arbeitgeber bieten ein Jahresvolumen von 540 Euro brutto für 2015 und weitere 540 Euro für das ganze Jahr 2016 an. Wir fordern nur für 2015 1.440 Euro (12 x 120 EUR). Wir sind also 900 Euro auseinander und konnten am Verhandlungstisch trotz massiver Warnstreiks, unter denen Sie bereits gelitten haben, keine Einigung erzielen. Sehr wahrscheinlich bleibt uns nun nichts weiter übrig, als einen guten Kompromiss zwischen unseren Forderungen und dem Arbeitgeberangebot in einem unbefristeten Arbeitskampf zu erstreiten. Sie werden wieder darunter leiden, obwohl wir nicht unsere Fahrgäste und nicht die Schulkinder bestreiken, sondern die Arbeitgeber. Aber es gibt keine andere Möglichkeit, unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Arbeitgeber sagen, sie können unsere Forderungen nicht bezahlen, weil die Landesregierung Brandenburg für den Straßenpersonennahverkehr keine eigenen Mittel aus dem Landeshaushalt gibt. Das stimmt leider. Die Verkehrsminister in Brandenburg haben seit Jahren nur warme Worte in Sonntagsreden übrig, wenn sie über die Wichtigkeit eines attraktiven ÖPNV reden. Ansonsten verteilen sie nur das Geld, welches die Bundesregierung für den Nahverkehr gibt und selbst da werden die Nahverkehrsbetriebe noch „beschummelt“. Bitte haben sie Verständnis für unsere Situation und seien Sie trotz der Einschränkungen nicht böse auf ihre Bus- und Straßenbahnfahrer, wenn wahrscheinlich ab Ende April ganz viele Betriebe im Land keinen geregelten Nahverkehr mehr anbieten. Wir bestreiken die Arbeitgeber und sind wütend auf die Landespolitik. Sie, liebe Fahrgäste, befördern wir auch in Zukunft gern, denn wir machen unsere Arbeit mit Leidenschaft. Herzliche Grüße Ihre Bus- und Straßenbahnfahrer/innen und die anderen Kollegen aus den Verkehrsbetrieben Verantwortlich für diese Veröffentlichung: ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg Fachbereich Verkehr Marco Pavlik, Verhandlungsführer Mobil: 0170.2033993 oder E-Mail: [email protected]
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