Sabbatical | Zeit ist die neue Währung Green IT | Umdenken im Büro Sozialunternehmer | Tue Gutes und verdiene Geld damit 2 2015 www.n-kompass.de N-Kompass magazin Nachhaltig wirtschaften im Mittelstand Nachhaltigkeit ist unser Geschäft Der CO2-neutrale Versand mit der Deutschen Post Foto: Fotolia | industrieblick Logistik & Transport ehmen Wie wird Ihr Untern nachhaltiger? ter Kostenlose Analyse un www.n-kompass.de Nachhaltig wirtschaften mit dem N-Kompass. Editorial „Für eine nachhaltige Zukunft müssen wir extremer denken.“ Eike Wenzel Yvonne Buckesfeld, Dipl. Kauffrau (FH) Leiterin des Fachbereiches Nachhaltigkeit beim NWB Verlag und Produktverantwortliche für den N-Kompass. Ohne eine funktionierende Logistik wären wir heutzutage aufgeschmissen. Logistik bedeutet dabei nicht nur Transport und Lagerung unserer Marmelade bis ins Supermarktregal, sondern auch die Steuerung der dazugehörigen Informationen, die Personal-, Finanz- und Energiebedarfsplanung. Aufgrund steigender Energiepreise ist der effiziente Umgang mit Energie insbesondere für die Logistikbranche wichtig. Ein Umdenken ist notwendig, um langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben. Beispiele und Hintergründe finden Sie auf Seite 24. Auch ein Leben ohne Computer, Smartphones oder andere technische Geräte ist kaum noch vorstellbar. Die Technik erleichtert uns den Alltag und ist gleichzeitig extrem schädlich für unser Klima. Einige Unternehmen reagieren bereits und richten ihr Augenmerk in der IT vermehrt auf die Energiebilanz. Eike Wenzel vom Institut für Trend- und Zukunftsforschung fordert hier zu einem extremen Umdenken auf. Der Beitrag auf Seite 8 zeigt, wie Unternehmen mit ressourcenschonenden Alternativen, wie zum Beispiel dem Einsatz von Thin Clients, die Energiezukunft aktiv mitgestalten können. Pragmatisch, innovativ und nachhaltig. Extremer denken, dafür steht auch die AfB (Arbeit für Behinderte). Europas „erstes gemeinnütziges IT-Systemhaus“ ist wirtschaftlich und ökologisch, aber vor allem auch sozial, denn jeder zweite Mitarbeiter hat eine Behinderung. Die Inklusion ist oft einfacher als man denkt, erklärt Geschäftsführer Daniel Büchle auf Seite 16. Weitere Beispiele für Sozialunternehmen finden Sie auf Seite 28. Auch Prof. Karin-Simone Fuhs denkt extrem. Ihr liegen die Menschen am Herzen und sie ist überzeugt, dass man Nachhaltigkeit fühlen kann. Was das mit Design zu tun hat, erklärt sie im Interview auf Seite 20. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe und freue mich über Ihre Anregungen. Hier geht’s direkt zum N-Kompass. 02.2015 N-Kompass Magazin Ihre Yvonne Buckesfeld [email protected] 03 08 24 20 Umdenken im Büro Foto: G2 Baraniak, Hamburg 12 Foto: Fotolia | TTstudio Inhalt Foto: iStock | IsaacLKoval 04 28 „Ich wollte irgendwas mit Design und Ökologie machen.“ Segen und Fluch zugleich. Computer, Server und Co. erleichtern im Alltag viele Aufgaben und sind vor allem am Arbeitsplatz kaum wegzudenken. Gleichzeitig zählen sie aber zu den größten Klimakillern weltweit. Wie Unternehmen ihre IT ergrünen lassen können lesen Sie in unserem Beitrag. Prof. Karin-Simone Fuhs erklärt im Interview, warum Design und Nachhaltigkeit für sie zwei untrennbare Welten sind und wie sie dazu kam, eine eigene Akademie für Gestaltung zu gründen. 12 24 Zeit ist die neue Währung Titelthema: Effizient von A nach B Eigene Ideen oder Projekte verfolgen, aber wann? Die Motive und Umsetzungsmodelle für Sabbaticals sind vielfältig. Doch können Unternehmen einfach auf ihre Mitarbeiter verzichten? Wir sagen Ihnen, was es bei der Umsetzung zu beachten gibt. Erst wenn neben der Produktion auch das Transportnetz nachhaltig arbeitet, kann die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig sein. Die Logistikbranche hat ihre Rolle verstanden und stellt sich der besonderen Herausforderung. 16 28 Das Gegenteil von Handicap Bei der AfB Group (Arbeit für Behinderte) hat jeder zweite Mitarbeiter eine Behinderung. Für Geschäftsführer Daniel Büchle ist die gelebte Inklusion ein wichtiger Grund für den Geschäftserfolg. Tue Gutes und verdiene Geld damit Geld verdienen ist Mittel zum Zweck. Sozialunternehmer wollen mit ihren Geschäftsmodellen Menschen helfen und die Gesellschaft verändern. Dabei entstehen innovative und unternehmerische Konzepte, die vorbildlicher nicht sein könnten. Am Ende vieler Beiträge finden Sie Hinweise auf unsere N-KompassDossiers in Form einer DokID – z.B. BAAAE-44044. Wenn Sie bei N-Kompass angemeldet sind, geben Sie die DokID in das Suchfeld ein und gelangen so direkt zum Dossier. ÿ www.n-kompass.de N-Kompass – nachhaltig wirtschaften mit Methode! Der N-Kompass ist das neue Online-Werkzeug für nachhaltiges Wirtschaften im Mittelstand. Damit bringen Sie Ihr Unternehmen selbstständig auf Nachhaltigkeitskurs. Das Werkzeug bietet Ihnen Analysen und sofort anwendbare Hilfen für die erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeitsaktivitäten in den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Soziales ebenso wie im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements. ÿ www.n-kompass.de N-Kompass Magazin 02.2015 Big Picture 100 % natürliche und nachwachsende Rohstoffe Möbel light! Fotos: ROOM IN A BOX Die Marke „Room in a box“ bietet seit nunmehr 2 Jahren Pappmöbel, die sich beliebig und leicht zusammenbauen und per Post verschicken lassen. Ohne großen Aufwand können sie von einem zum anderen Ort getragen werden. Mit einem Gewicht von 17 Kilogramm ist zum Beispiel das Bett ein wahres Leichtgewicht. Wie eine Ziehharmonika auf und zu schiebbar ist es genauso mobil wie seine Besitzer und verwandelt jeden Ort mit ein paar Handgriffen zum Schlafzimmer. Wie ist das möglich? Die Möbel sind nicht aus Holz, sondern aus Pappe. 02.2015 N-Kompass Magazin 10 In Sekunden aufgebaut Doch auch in Sachen Nachhaltigkeit suchen Bett, Hocker und Tisch aus Wellpappe ihresgleichen. Sie schonen nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt: Bis zu 75 Prozent weniger CO2-Emissionen fallen bei der Rohstoffgewinnung im Vergleich zu anderen Möbeln an, die Pappe selbst ist zu 85 Prozent aus recyceltem Material und kann so zu 100 Prozent recycelt werden. Ein Gang zur nächsten Altpapiertonne genügt. Fazit: Nachhaltiges Design, das weder an Qualität noch an Stabilität einbüßt. ◊ 05 Magazin ÖKO-RANKING Das neue Öko-Ranking „Forest 500“ listet 500 Institutionen auf, darunter auch 250 Unternehmen, nach ihrem Beitrag zum Regenwaldschutz. Nur sieben von diesen 250 Unternehmen haben den Untersuchungen zufolge auf einer Skala von 0 bis 5 die maximale Punktzahl erreicht und führen damit das ÖkoRanking an. Zur Erstellung des Öko-Rankings hat die britische Nichtregierungsorganisation „Global Canopy Programme“ öffentlich zugängliche Datenquellen (insgesamt mehr als 40.000 Datenpunkte) aus den jeweiligen Institutionen nach Einzelindikatoren, z.B. Berichtwesen, Rohstoffpolitik und allgemeine Waldrichtlinien, ausgewertet. Geprüft wurde, wie jede Organisation im Hinblick auf die Nutzung von Wald- und Bodenressourcen handelt. Dabei wurde die Verwertungs- und Handelskette – angefangen von den Rohstoffen bis hin zu den Lebensmitteln (z.B. Palmöl, Leder und Holz) – auf den Prüfstand gestellt. Laut Rangliste gehören die folgenden sieben Unternehmen zu den Spitzenreitern unter den Urwaldschützern: Danone- Gruppe (Frankreich), Kao Corp. (Japan), Nestlé SA (Schweiz), Procter & Gamble (USA) und die Reckitt-Benckiser-Gruppe (UK), Unilever (UK) und aus dem Bankensektor der Finanzdienstleister HSBC (UK). Schlusslichter des Rankings und damit die Urwaldsünder sind rund 30 Unternehmen, viele davon aus Asien und dem Nahen Osten. Deutsche Firmen, wie Bertelsmann SE & Co. KGaA oder die REWE Group, schneiden laut des Öko-Rankings im Schnitt gut ab. „Die nachhaltige Palmölpolitik Deutschlands beispielsweise ist vorbildlich“, so Mario Rautner, Manager des Programms „Divers of Deforestation“. Allgemeines Fazit des „Forest 500“-Abschlussberichts: „Einige der Unternehmen machen gute Fortschritte, aber insgesamt liegt die Privatwirtschaft noch deutlich hinter den Zielen einer Null-Abholzung.“ ◊ Weitere Informationen: ÿ http://forest500.org Foto: Fotolia | sergiy Neue Rangliste der Urwaldschützer und -sünder VERANSTALTUNG Phantastische Vielfalt auf dem 11. CSR-Forum Am 20. und 21. April 2015 findet in Ludwigsburg das 11. CSR-Forum statt. Auch in diesem Jahr wird auf der europaweit größten Tagung ein reger Dialog zwischen Wirtschaft und Gesellschaft über Verhaltensregeln und Chancen für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ermöglicht. In verschiedenen Impulsreferaten u.a. zum Thema „Bürger-Partizipation“ und „CSR als Erfolgsfaktor“ füllen die Veranstalter des Forums über beide Tage hinweg ihr Motto „Phantastische Vielfalt“ mit Leben. Zudem erhalten Unternehmen eine Plattform, um ihre Erfahrungen mit CSR und Nachhaltigkeit mit den Teilnehmern zu teilen. Besuchen Sie auch uns am N-Kompass-Stand und erfahren Sie mehr zum Thema nachhaltig Wirtschaften im Mittelstand. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.csrforum.eu/kongress/2015 N-Kompass Magazin 02.2015 Foto: Fotolia | World travel images 06 Magazin MANAGEMENTSYSTEME Die neue Normgeneration Voraussichtlich im Sommer 2015 erscheint die überarbeitete Umweltnorm ISO 14001 und im Herbst die neue Qualitätsnorm ISO 9001. Es gibt eine Übergangsphase von ein bis drei Jahren ab Veröffentlichung. Dennoch sollten sich die Unternehmen frühzeitig auf die kommenden Änderungen vorbereiten. Die überarbeiteten ISO-Normen 9001 und 14001 gliedern ihre Kerninhalte entlang der sogenannten High Level Structure: Diese besteht aus 10 Hauptkapiteln, davon sind drei Kapitel einführender und sieben fordernder Natur. Diese Struktur soll zukünftig für alle ISO-Managementsysteme gelten und damit die Integrationsfähigkeit der Normen, z.B. bei Kombizertifizierungen, erleichtern. Mit der formalen Standardisierung geht u.a. eine sprachliche Vereinheitlichung einher: Begriffe werden klar definiert und gleichbedeutend in allen Systemen verwendet. Neben dem Risikomanagement wird in der neuen Normgeneration das Chancenmanagement zu einem weiteren Grundprinzip. Unternehmen werden somit bei der Umsetzung aufgefordert, entsprechende Mechanismen strategisch einzusetzen. Um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass das Umfeld einer jeden Organisation unterschiedlich ist, wird außerdem die Berücksichtigung der Bedürfnisse und Erwartungen aller Interessengruppen entlang der Lieferkette stärker gefördert. Darüber hinaus wird mit der Qualitätsnorm künftig u.a. eine Kompetenzbewertung eingeführt, mit der die Weichen für ein betriebliches Wissensmanagement gelegt werden. Die Umweltnorm ihrerseits erweitert sich zukünftig z.B. in ihrem Spektrum und bewertet Umweltaspekte entlang des gesamten Lebenszyklus. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.dqs.de PROGNOSEN Foto: Fotolia | il-fede Frachtverkehr löst Passagierverkehr ab Bis 2050 vervierfacht sich der weltweite Frachtverkehr, mit bedeutenden Folgen für Wirtschaft und Klima. Zu diesem Schluss kommt das „International Transport Forum“ (ITF) der OECD in seinem „Outlook 2015“, der zu Beginn diesen Jahres in Paris von ITF-Generalsekretär José Viegas der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Durch neue Handelsströme werden sich die Lieferdistanzen um rund 12 Prozent verlängern. Dies hat zur Folge, dass die CO2-Emissionen durch den weltweiten Frachtverkehr bis 2050 um 290 Prozent steigen werden und somit Fracht den Passagierverkehr als Hauptquelle von CO2Emissionen aus landbasiertem Verkehr ablösen wird. „Eine Vervierfachung der CO2-Emissionen des globalen Güterverkehrs kann die Durchsetzung der Klimaziele ernsthaft untergraben”, fürchtet Viegas und spricht von einer noch nicht dagewesenen Herausforderung für den globalen Transportsektor. Das „International Transport Forum“ weist in seinem Bericht auf vier Handlungsfelder hin, mit denen das Eintreten eines solchen Szenarios verhindert werden könne: 1. Verbessertes Kapazitätenmanagement, 2. Investitionen in alternative und multimodale Verbindungen, 3. Vorbereitung der Infrastruktur auf mehr und größere Frachtschiffe und 4. Erhöhung der Fahrzeug-Auslastung entlang der globalen Logistikketten und Reduzierung von Leerlaufzeiten. Tipp: Verkehr und Handel wird Thema des Gipfeltreffens des International Transport Forum vom 27. bis 29. Mai 2015 in Leipzig sein. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.internationaltransportforum.org 02.2015 N-Kompass Magazin ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Der grüne Presseblog „Gute Ideen brauchen eine breite Öffentlichkeit.“ Die rasant steigenden Besucherzahlen geben dem „EcoPress“-Portal Recht. Der grüne Presseblog der Netzwerkagentur „Grüne Helden“ ermöglicht seit Mitte letzten Jahres die strategische Kommunikation nachhaltiger Themen. Auf „EcoPress“ können nachhaltige und soziale Unternehmen oder Projekte Pressemeldungen, Pressefotos und weitere Dokumente kostenfrei veröffentlichen und verwalten. Mithilfe der Anbindung an Social-Media-Netzwerke, wie Twitter und Facebook, können Nachrichten zielgruppengenau verbreitet werden. Ein wöchentlich erscheinender „EcoPress-Newsletter“ hält Nachhaltigkeitsinteressierte zusätzlich auf dem Laufenden. ◊ Die Registrierung auf www.ecopressblog.de ist kostenfrei. Weitere Informationen: ÿ www.gruene-helden.de 07 Green IT Umdenken im Büro Büroarbeit frisst jede Menge Strom. Nicht nur Computer und Server sind oft wenig effizient, auch Mitarbeiter verhalten sich oft gedankenlos und verschlechtern damit die Klimabilanz. Wie nachhaltig denkende Unternehmer ihre IT ergrünen lassen. von Marvin Milatz und Josefin Schürmanns W ir nutzen täglich ohne groß darüzunehmen. Es sei denn, so die Studie, die Ein effizienter ber nachzudenken einen KlimakilDeutschen steigen auf grüne IKT-Lösungen PC spart ler: Server-Farmen. Sie bearbeiten um. Dann könnte der CO2-Ausstoß bis 2020 auf anderen Kontinenten unsere Rechenaufum mehr als die Hälfte reduziert werden. träge, die wir über das Internet abgeschickt Bei den Abermillionen Tonnen des TreibStrom. haben, laufen Tag und Nacht, fressen jede hausgases, die wir weltweit in die AtmosphäMenge Strom. Ein Beispiel: Eine Google-Suchre pusten, mag das wenig erscheinen. Doch es anfrage verbraucht etwa 0,3 Wattstunden, bis ist ein Zeichen, dass langsam ein Umdenken sie Bruchteile einer Sekunde später Suchergebnisse stattfindet, meint auch der Zukunftsforscher Eike liefert. Was nach wenig klingt, macht Google bei mehr Wenzel. Zudem ist Green IT nicht nur gut fürs Klima, als dreieinhalb Milliarden Anfragen täglich zu einem der größten sondern auch für die Unternehmenskasse: Denn wer Strom Stromschlucker weltweit. Hinzu kommen die Dienste aller andespart, spart Geld. Nachhaltig denkende Unternehmer sollten daren Seiten im Netz. Bereits im Jahr 2007 belastete das Internet her im Bereich IT die folgenden Stellschrauben neu justieren. die Umwelt mit so viel CO2 wie der weltweite Flugverkehr. Und dabei bleibt es nicht: In den Kellern deutscher Betriebe Rechenzentren besser nutzen surren häufig altertümliche Server vor sich hin, in den Büros verViele Server sind kaum ausgelastet, bollern aber Tag und Nacht altete Computer. Mitarbeiter lassen den Computer laufen, weil wie ein Braunkohlekraftwerk. Hilfe naht aus unerwarteter Riches nervt, ihn herunterzufahren – und das Licht bleibt auch schon tung: Denn das Internet ist nicht nur ein Klimakiller, es kann mal brennen, wenn es in die Mittagspause geht. Viel Energie verauch der Schlüssel dazu sein, Rechenzentren energieeffizienter pufft ungenutzt – in den Server-Farmen von Internetfirmen gezu gestalten. „Nur müssen Unternehmer dafür umdenken und nauso wie beim Mittelständler in Schwäbisch Gmünd. Wer in Betracht ziehen, den eigenen Server abzuschaffen“, sagt ISIStrom verschwendet, produziert unnötige Treibhausgase, wenn Forscher Clemens Rohde. der Strom etwa aus Kohlekraft stammt. Denn wenn stattdessen mehrere Unternehmer ein paar PlaSolche Fakten quälen, doch was können wir tun? „Viele tinen in einem großen Rechenzentrum mieten, ergibt das einen deutsche Mittelständler haben noch nicht erkannt, welchen Beigroßen, dafür aber besser ausgelasteten Server. Bisher liegt zutrag sie mit moderner IT für den Klimaschutz leisten können“, dem viel Kapazität brach: Die Server heutiger Rechenzentren sagt Clemens Rohde, Leiter des Geschäftsfelds Energieeffizienz sind laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) beim Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung oftmals nur zu 10 oder 20 Prozent ausgelastet. Mit einer Server(ISI) in Karlsruhe, das gemeinsam mit anderen Fraunhofer-InstiGemeinschaft – Fachleute sprechen dann von virtuellen Servern tuten am Thema „Green IT“ forscht. – ließe sich die Auslastung auf 60 bis 70 Prozent steigern, verHinter diesem Schlagwort steht eine ganspricht das Wirtschaftsministerium. Ein virtueller Server senkt ze Reihe an Maßnahmen, die Unternicht nur die Stromkosten, Unternehmen sparen auch Geld für nehmer umsetzen können, um ihre regelmäßige Wartung und einen eigenen IT-Experten. Informations- und KommunikatiWer auf den eigenen Server nicht verzichten möchte – etwa onstechnik (IKT) effizienter und aus Angst vor Datenklau und Geheimdiensten – sollte zuminklimafreundlicher zu gestaldest dafür sorgen, dass die eigene IT-Infrastruktur optimal geder Unternehmen ten. Laut der Studie SMART staltet ist. Clemens Rohde kennt das aus seiner langjährigen For2020 verursachte IKT im Jahr schungspraxis: Viele Unternehmen schaffen irgendwann den wissen nicht, 2007 einen CO ersten Server an, dann kommt ein weiterer hinzu, später noch ei-Ausstoß von wie sie Green IT 2 ner. Wird es im Serverraum zu warm, installieren sie eine Küh23.000 Tonnen allein in umsetzen lung. „Dabei ist eine ganzheitlich geplante IT-Struktur das A und Deutschland. Bis zum Jahr können. O“, betont Rohde. „Denn nur so lässt sich Energie sparen.“ Genau 2020 wird dieser Wert vorauswie man Zuhause keine Möbel vor die Heizung stellen sollte, dasichtlich um weitere drei Prozent 50-70 % 30 % N-Kompass Magazin 02.2015 Foto: Fotolia | contrastwerkstatt; Icons: Fotolia | Baum: Happy Art; Kran: motorama; Häuser, Zahnrad: andromina; Chart: raven; Einkaufswagen: WonderfulPixel; Sonne, Weltkugel: RA Studio 08 09 Epeat-Zertifizierung Die Umweltzertifizierung des Green Electronics Council hat sich weltweit durchgesetzt und wird zu einem wichtigen Standard für Unternehmen und Privatmenschen. Das Electronic Product Environmental Assessment Tool (EPEAT) wird mittlerweile in 40 Ländern weltweit genutzt, um Elektronik entlang von insgesamt 23 Kriterien auf ihre Umweltverträglichkeit hin zu zertifizieren. Dabei werden zertifizierte Produkte in drei Klassen eingestuft: Bronze, Silber und Gold. Weitere Informationen: ÿ www.epeat.net Trendstudie GREEN IT & KLIMAVERÄNDERUNG Ich möchte gerne Green IT unterstützen, bin mir aber nicht sicher wie, sagen 30 % aller befragten Unternehmen. 41 % Das Thema Klimaerwärmung beeinflusst verschiedene Bereiche meines Lebens, sagen 35 % aller befragten Unternehmen. 47 % 64 % der Finanz- und Rechtsunternehmen der Handelsunternehmen der Produktionsunternehmen 40 % 53 % der Handelsunternehmen der Produktionsunternehmen 36 % der Bauunternehmen 02.2015 N-Kompass Magazin 40 % Quelle: Trendstudie Mittelstand 2014 der Bauunternehmen Green IT Energieeinsparpotenzial und Materialverbrauch IT-Arbeitsplätze im Vergleich 1.800 1.600 -55 % -68 % -75 % 1.400 1.200 Fax / Scanner Drucker Multifunktionsgerät Monitor PC / Thin Client / Notebook Materialverbrauch 1.000 800 600 400 18 kg 16 kg 7,5 kg 200 8,5 kg *Inklusive Serveranteil 0 Ineffizienter PC-Arbeitsplatz Effizienter PC-Arbeitsplatz Thin-ClientArbeitsplatz* NotebookArbeitsplatz mit sie optimal heizt, gibt es auch Gestaltungsregeln für den Serverraum. Nur wenn die Großrechner am richtigen Ort stehen und die Kühlung alle Server gleichermaßen erreicht, kann sie ihre ganze Leistung erbringen. Büroarbeitsplätze überholen Egal ob nachts, am Wochenende oder gar während des Urlaubs – nicht jeder Angestellte schaltet seinen Computer aus, wenn er das Büro verlässt. „Und wenn man Pech hat, lässt er auch den Monitor auf Stand-by geschaltet“, sagt Holger Hänchen von den Dresdner Stadtwerken Drewag. Diese unnötige Umweltbelastung wollte das Unternehmen vermeiden. In dem Modellversuch „Adaptive Sense“ entwickelte Drewag gemeinsam mit der TU Dresden und weiteren Partnern ein von Sensoren gesteuertes System zum Stromsparen am Arbeitsplatz. Das funktioniert so: Verlässt der letzte Mitarbeiter das Büro, registriert der Bewegungssensor keine Bewegungen mehr. Ergo schalten sich Monitore, Computer, Drucker und Faxgeräte automatisch ab. Und nicht nur das: „Wirklich große Einsparungen haben wir erzielt, indem wir nicht nur Elektrogeräte, sondern auch Beleuchtung und Heizung über Sensoren steuern“, sagt Hänchen. Die Einsparpotenziale des computergesteuerten Energiemanagementsystems ermittelte ein Student der Technischen Universität Bergakademie Freiberg in seiner Masterarbeit: Adaptive Sense bot in einem Testfall Einsparungen von 55 Prozent, an dem Testarbeitsplatz sank der Stromverbrauch von insgesamt 10,36 kWh pro Woche auf 4,72 kWh. Es muss nicht immer gleich das großangelegte Forschungsgroßprojekt sein. Es kann schon reichen, regelmäßig die Elektrogeräte zu erneuern. „Man muss nicht alle zwei Jahre einen neuen Rechner kaufen“, sagt ISI-Forscher Rohde. Aber zehn Jahre alte Geräte fressen definitiv mehr Strom als neue. Zudem weist etwa das Klimaschutzsiegel „Blauer Engel“ besonders sparsame Geräte aus. Eine weitere Alternative ist der Einsatz sogenannter Thin Clients, sogenannte Mini-Computer, die an einen Server angeschlossen sind: Hard- und Software befindet sich nicht auf dem PC selber, sondern auf dem zentralen Großrechner. Experten zufolge verbraucht ein Thin Client nur rund ein Zehntel so viel Strom wie ein voll ausgestatteter PC. Moderne Kommunikationstechnik einsetzen Unternehmer können zudem helfen, den CO2-Ausstoß aus dem Flug- und Straßenverkehr zu senken. Etwa, indem sich Angestell- Quelle: dena, Borderstep Institut te ab und zu den Weg zur Arbeit sparen. Schätzungsweise 8,5 Millionen Angestellte in Deutschland pendeln täglich mehr als eine Stunde zwischen Wohn- und Unternehmenssitz. Für manche ist die Arbeitsstätte sogar nur mit dem Auto zu erreichen. Einige Unternehmer ermöglichen ihren Mitarbeitern bereits ein bis zwei Tage in der Woche von zu Hause aus arbeiten zu können. Der Tag im Homeoffice schont nicht nur die Pendlernerven, sondern auch das Klima. Selbst manch scheinbar unersetzbare Konferenz lässt sich digital abhalten. Seit drei Jahren nutzt zum Beispiel das Fertighaus-Bauunternehmen Gussek Haus ein Konferenztechniksystem des Herstellers Polycom. Mit diesem System können die acht Bauleiter ihre wöchentlichen Besprechungen per Videokonferenz vom Bauleiterbüro aus abhalten – und müssen nicht mehr wie zuvor Jahre lang üblich ins niedersächsische Nordhorn kommen. Klar, auch die Internetkonferenzen verbrauchen Strom, aber weil die Bauleiter sonst aus ganz Deutschland, den Beneluxländern und der Schweiz anreisen müssten, fällt heute dennoch viel weniger CO2 an. „Besonders hilfreich ist, dass wir Bilder, Pläne und Protokolle digital teilen können”, betont Heinz-Gerd Hollmann, IT-Leiter bei Gussek Haus. Seit wenigen Monaten führt das Fertighaus-Bauunternehmen zudem interne Schulungen per Videokonferenz durch. Das erspart den Verkäufern die Fahrerei – und „zusätzlich tragen wir einen Teil zum Umweltschutz bei, denn der Nachhaltigkeitsgedanke ist auch ein wichtiger Teil unserer Firmenphilosophie“, sagt Hollmann. ◊ Kompass Dossier Energieeffizienz im Unternehmen Warum Energieeffizienz ein erster wichtiger Hebel zur Reduzierung von Emissionen ist und wie Sie Energieeffizienzprozesse in den verschiedenen Bereichen Ihres Unternehmens verankern können, wird Ihnen in diesem Dossier erläutert. DokID: BAAAE-43996 Klimabilanz im Unternehmen Für den Klimaschutz in Ihrem Unternehmen ist die Klimabilanz die Grundlage für gezielte Maßnahmen, um Emissionen zu reduzieren. Lesen Sie in diesem Dossier, wie Sie eine solche Klimabilanz in Ihrem Unternehmen erstellen und einführen können. DokID: HAAAE-43994 N-Kompass Magazin 02.2015 Foto: Fotolia | shock kWh/5a 10 Interview 11 20 -60 % Foto: Eike Wenzel des Strombedarfs von Rechenzentren entfallen auf die Kühlung der Server. Wir müssen extremer denken. Eike Wenzel ist Gründer und Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung. In seinen Büchern, wie etwa „Greenomics“ und „LOHAS“ (Lifestyles of Health and Sustainability), beschäftigt er sich mit der Frage, wie die grüne Revolution der Wirtschaft aussehen könnte. Im Interview erklärt Wenzel, wie energiesparend IT in den nächsten Jahren eingesetzt werden kann, und welches Potenzial Green IT schon heute hat. Herr Wenzel, in den Medien kursieren Horrormeldungen über die Umweltbelastung von IT. Der CO2-Ausstoß durch IT soll so groß sein, wie die Emissionen des internationalen Flugverkehrs. Wie schlimm steht es um unseren Planeten? Die Umweltbelastung durch den Gebrauch von IT ist sehr hoch. Das lässt sich nicht abstreiten. Ob Privathaushalte oder Wirtschaftsunternehmen – sie alle verschlingen viel Energie. Allein die Rechenzentren deutscher Großunternehmen verbrauchen im Jahr so viel Strom wie tausende Familienhaushalte, trotz energieeffizienter Serverauslastung. Von Internetriesen, wie Google oder Amazon, wollen wir gar nicht erst anfangen. Das heißt, wir müssen sofort die Reißleine ziehen, Rechenzentren lahmlegen und Smartphones wegwerfen? Nein, das würde nicht helfen. Wir können den technischen Fortschritt nicht aufhalten. Green IT ist allerdings ein erstes Indiz dafür, dass sich etwas ändert. Doch der große Green-IT-Masterplan zur Umweltrettung ist es nicht. Für eine nachhaltige Zukunft müssen wir extremer denken. Was schwebt Ihnen vor? Glaubt man an die Theorie des US-Ökonom Jeremy Rifkin – und das tue ich sehr wohl – wird in Zukunft ein Unternehmen zum 02.2015 N-Kompass Magazin Stromselbstversorger. Durch billige Solarenergie oder, je nach Standort, durch alternative erneuerbare Energien wird zukünftig jedes Unternehmen für seinen Energieverbrauch selbst aufkommen können. Nehmen wir nun das Mooresche Gesetz hinzu, eine Art Faustregel für die rasante Entwicklung integrierter Schaltkreise. Aus ökologischer Sicht besagt dieses im Wesentlichen, dass Computer-Chips trotz steigender Rechenleistung immer weniger Strom verbrauchen werden. Zählen wir eins und eins zusammen, bedeutet dies, dass Rechenzentren der Zukunft mit minimalstem Energieverbrauch auskommen werden – durch intelligente Stromversorgung und den Einsatz öko-effizienter IT. Glauben Sie, dass Mitarbeiter das Thema Green IT ernst nehmen? Nicht nur das – sie fordern es sogar ein. Wissensarbeiter wollen in einem umweltbewussten Unternehmen arbeiten. Die Gruppe der LOHAS übernimmt Verantwortung für die Umwelt. Wer diesen Trend als Unternehmer verschläft, wird über kurz oder lang zum unattraktiven Arbeitgeber. Green IT ist von ökonomischen Aspekten nicht zu trennen. ◊ 12 Sabbatical Ein Sabbatical eröffnet neue Perspektiven. Rückkehrer bringen frische Impulse und neue Motivation in ihr Unternehmen. Zeit ist die neue Währung Mal raus aus dem Job, Zeit für eigene Ideen und Projekte – mit der Verheißung des Zeitwohlstands führen Medienartikel viele Angestellte ins Traumland. Solche Auszeiten, sogenannte Sabbaticals, seien auch attraktiv für Unternehmen: Die Angestellten kämen mit frischem Blick motiviert in die Firma zurück und wären ihrem Arbeitgeber dankbar und treu. Doch können vor allem mittelständische Unternehmen einfach mal auf ihre besten Köpfe und Hände verzichten? von Tina Teucher N-Kompass Magazin 02.2015 Sabbatical Mögliche Vorteile: ” Aktive Gesundheitsentlastung ” Rückgang von motivations- und krankheitsbedingten Fehlzeiten ” Angebot von Perspektiven ohne zusätzliche finanzielle Ressourcen ” Arbeitgeberattraktivität ” Stärkere Mitarbeiteridentifikation, -bindung und -motivation ” Zusätzliche Qualifikationen ” Entwicklungsmöglichkeiten für Kollegen ” Entlastung in Krisenzeiten Mögliche Risiken: ” Verwaltungsaufwand ” Konfliktpotenzial in der Belegschaft ” rechtliche Risiken (Insolvenz, Datenschutz, sozialversicherungsrechtliche Anforderungen) ” Unproduktivität/Fehlzeitenanfälligkeit Pro & Contra („Stunden schinden“) 38 % aller Beschäftigten würden für mehr Zeit sogar auf Gehalt verzichten. Innehaltens zurück. Bereits 2008 ergab eine Forsa-Umfrage, dass 38 Prozent aller Beschäftigten dafür sogar auf Gehalt verzichten würden. Doch nach dem IW-Personalpanel bietet bisher nur etwa jedes zehnte Unternehmen in Deutschland Sabbaticals an. „Es ist ein Henne-Ei-Problem“, hat Daniela Scholl, die die „Auszeitagentur“ in Frankfurt am Main führt, festgestellt. Oft gab es noch niemanden, der in der Firma eine Auszeit gemacht hat. Hinzu kommt: „Der Begriff ‚Sabbatical‘ ist für viele Mittelständler neumodisch und abstrakt“. Foto: iStock | IsaacLKoval Motive: Wozu Freizeit im Block? Z eit ist der neue Motivationsfaktor. Sie ist „das Wertvollste, je älter man wird, wenn man einen Job hat und genügend Geld verdient, um nicht an Geld denken zu müssen“, findet Rüdiger Barth in seinem Weltreise-Buch „Endlich weg“ für sich heraus. Geld ist zwar wichtig als Grundlage für die Zusammenarbeit, aber kein wesentlicher Motivationsfaktor mehr: Einer viel zitierten Studie der US-Universität Princeton zufolge steigt das emotionale Wohlbefinden von Arbeitnehmern nur bis zu einem bestimmten Gehaltsniveau und stagniert danach. Unternehmen binden ihre Mitarbeiter daher zunehmend mit flexibler Arbeitszeitgestaltung. Dazu gehört die Möglichkeit für ein „Sabbatical“, eine berufliche Auszeit. Seine hebräische Begriffsherkunft geht auf das heilige siebte Jahr der Ruhe und des 02.2015 N-Kompass Magazin Dabei gibt es gute Gründe für Firmen, ihren Mitarbeitern solche Ruhephasen zu gönnen. Durchschnittlich fehlt jeder Arbeitnehmer 2,5 Tage pro Jahr aufgrund psychischer Belastung – Tendenz steigend. Je nach Branche und Qualifikation des Mitarbeiters kostet der Ausfall die Firmen 250 bis 400 Euro täglich. Betriebliches Gesundheitsmanagement und flexible Arbeitszeitmodelle, wie Sabbaticals, können dem Trend entgegenwirken. „Ein Sabbatical ist für beide Seiten oft eine Win-win-Situation“, sagt Dr. Alexander Böhne, Referent für betriebliche Personalpolitik bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Zum einen kann das Unternehmen Kosten sparen – etwa, wenn der Mitarbeiter unbezahlten Urlaub nimmt oder bereits vorher auf Teile seines Gehalts verzichtet. Gerade in Krisenzeiten kann eine freiwillige Auszeit so vermeiden, Arbeitsplätze zu kündigen und später für viel Geld Ersatz anwerben zu müssen. Zum anderen entwickeln Menschen in ihrer Zeit woanders neue Talente – sei es mit Sprachen in anderen Ländern, Teamfähigkeit durch Freiwilligeneinsätze, Konfliktmanagement durch private Herausforderungen wie Hausbau, Pflege und Kinderbetreuung oder konkrete fachliche Qualifikationen durch eine Weiterbildung. Auch knüpft der „Ausreißer“ neue Beziehungen, die für das Unternehmen nützlich sein können. Ein so an Erkenntnissen, Erfahrungen und Kontakten gewachsener Mitarbeiter ist meist ein Gewinn für das Unternehmen. Wer von seiner Firma offiziell Auszeiten bekommt, kann seinen Akku aufladen. „Man kommt mit neuen Ideen, Kraft und Perspektiven zurück“, bemerkte auch Christian Seinsche nach sei- 13 14 Trendstudie WORK-LIFEBALANCE Ich habe nicht genug Zeit für mich / zur Erholung, sagen 44% aller befragten Unternehmen. der Gastronomieunternehmen 1 50 % der Handelsunternehmen 60 % der Beratungsunternehmen 72 % 2 der Finanz- und Rechtsunternehmen 1. Neue Fähigkeiten und Qualifikationen: Sabbaticals eignen sich auch zur Weiterbildung. 2. Viele Mitarbeiter nutzen ein Sabbatical, um mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. 3. Eigene Projekte wie den Hausbau oder die lange nötige Sanierung können Mitarbeiter in einer Auszeit angehen. Ich würde gerne ein Sabbatical nehmen, möchte jedoch nicht den Anschluss verlieren, 24% aller sagen befragten Arbeitnehmer. Quelle: Trendstudie Mittelstand 2014 nem eigenen Sabbatical. Er hat die Auszeit vor allem für Weiterbildung, Zeit mit der Familie und Reisen genutzt. Der werteorientierte Personalberater würde das Modell weiterempfehlen: „Ich glaube, dieses Angebot wird in Zukunft ein Wettbewerbsfaktor sein“. Diesen Effekt konnte auch Sabine Schönberger beobachten. Die Geschäftsführerin des kleinen Unternehmens Anton Schönberger Stahlbau & Metalltechnik bietet ihren 28 Mitarbeitern umfassende Unterstützung für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – darunter seit den 1990er Jahren auch Auszeiten. „Der Aufwand ist gering, es geht schließlich darum, dass sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen“. Ergebnis: Die Fluktuationsrate geht gegen null. Modelle: Sparen oder unbezahlter Urlaub? Bleibt der Mitarbeiter während seiner Auszeit angestellt, durchläuft er zwei Phasen: In der Ansparphase füllt er sein Arbeitszeit- konto, indem er außerhalb seiner vertraglich vereinbarten Zeit arbeitet: Entweder durch Überstunden und Verzicht auf Urlaubstage oder durch Vollzeitarbeit während eines Teilzeitvertrags. Das vorerst nicht ausgezahlte Geld wird auf einem sogenannten Wertguthabenkonto angespart. In Unternehmen mit eher gleichbleibendem Geschäftsvolumen eignet sich das Teilzeit-Modell besser, während das Stunden-Sparen sich bei volatilen Projektgeschäften lohnt. In der Freistellungsphase nimmt der Mitarbeiter schließlich seine Auszeit und erhält weiter Lohn und Sozialleistungen. Zu beachten sind die gesetzlichen Vorschriften, vor allem die maximale Arbeitszeit pro Tag und dass Urlaub bis zum 1. April des Folgejahres in Anspruch genommen werden muss. Früher wurden die Stunden auf einem Zeitguthabenkonto geführt. Doch für Zeit gibt es keinen Insolvenzschutz: Wenn das Unternehmen pleiteging, blieb der Mitarbeiter auf seiner zu viel geleisteten Arbeitszeit sitzen. Deshalb verpflichtet seit 2009 das Flexi-II-Gesetz zur Insolvenzabsicherung der Zeitwertkonten (§7e SGB IV). „Für einen überschaubaren Zeitraum wie ein Sabbatical lohnt sich ein Arbeitszeitkonto schon“, meint Rechtsanwältin Dr. Annett Böhm. Ein Lebensarbeitszeitkonto, wie es einige größere Firmen anbieten, sei dagegen aufgrund von betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Herausforderungen kaum ratsam. „Der organisatorisch einfachste und meistgenutzte Weg in ein Sabbatical ist unbezahlter Urlaub“, sagt Daniela Scholl von der „Auszeitagentur“. Wer ihn in Anspruch nimmt, muss sich allerdings freiwillig krankenversichern. Nach einer unbezahlten Freistellung kann es unter Umständen teurer werden, in eine private Krankenversicherung neu aufgenommen zu werden. Für Unternehmen fällt zudem der Mitarbeiterbindungseffekt geringer aus. Für viele Mitarbeiterbedürfnisse muss es nicht immer gleich ein Sabbatical sein: „Früher war die Frage: Sabbatical oder Burnout?“, hat Sabine Schmitt von der mittelständischen IT-Beratung Conet Group beobachtet. Heute gehen durch die Einführung eines Gesundheitsmanagements mehr Führungskräfte als gutes Beispiel gegen die Präsenzkultur an: Als Vater nicht in Elternzeit zu gehen, gilt nahezu als unchic. Durch solche gesellschaftlichen, aber auch gesetzlichen Veränderungen gibt es zahlreiche Alternativen zum Sabbatical, wie Elterngeld plus, Aufstockung von Krankengeld wenn das Kind erkrankt, Weiterbildungsförderungen, Pflegezeitgesetz mit zinslosen Krediten oder Homeoffice-Angebote. Personalleiterin Schmitt lotet deshalb mit ihren Mitarbeitern immer zunächst solche Optionen aus, die gerade in nicht planbaren Situationen den spontanen Stress verringern. N-Kompass Magazin 02.2015 Fotos: Fotolia | 1. contrastwerkstatt; 2. itsmejust; 3. Superingo; Segler: goodluz 50 % 3 Sabbatical Einfach einmal ausspannen – davon träumen viele Arbeitnehmer. Unternehmen, die es möglich machen, stärken ihre Arbeitgeberattraktivität. Icons: Fotolia| Einkaufswagen: WonderfulPixel; Figuren: andromina; Chart: raven Sicherheit: Warum man eine Vereinbarung braucht „Ein Sabbatical sollte man so früh wie nur möglich planen, damit beide Seiten Zeit haben, sich darauf einzustellen“, empfiehlt Christiane Flüter-Hoffmann vom IW Köln. Rechtlich handelt es sich bei der Auszeit um eine einvernehmliche vertragliche Arbeitsbefreiung. Dabei ruht die Pflicht zur Arbeitsleistung für einen bestimmten Zeitraum. Alle Nebenpflichten bleiben weiterhin bestehen. Gibt es in der Branche Tarifverträge, sind diese zu beachten. „Ein Anwalt, der die Win-win-Situation für beide Parteien im Blick hat, kann helfen eine faire Vereinbarung zu treffen“, empfiehlt Sabbatical-Coach Andrea Oder. „Eine Sabbatical-Vereinbarung muss schriftlich fixiert werden“, betont Rechtsanwältin Dr. Annett Böhm. Dies erfordert nicht nur das Sozialversicherungsrecht, auch Behörden wie das Gewerbeaufsichtsamt oder der Zoll (für die Einhaltung des Mindestlohngesetzes) verlangen schriftliche Verträge bei ihren Betriebsprüfungen. Die Absprache darf zudem nach §7b SGB IV nicht mit dem Ziel getroffen werden, kurzfristige Arbeitsschwankungen auszugleichen. Böhm empfiehlt daher, in der Präambel des Vertrags aufzunehmen, dass der Arbeitnehmer auf eigenen Wunsch im vereinbarten Zeitraum freigestellt wird. Um die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen für ein Sabbatical im Unternehmen transparent und attraktiv zu machen, sollte man klare Regeln schaffen: Wann kann eine Auszeit in Anspruch genommen werden? Günstige Zeitpunkte für den Beginn sind bei Veränderungen wie Projektabschlüssen, Umorganisation oder Abteilungswechsel gegeben. Wie lange im Voraus sollte dies angemeldet werden? Es empfiehlt sich dafür ein Zeitraum zwischen drei und zwölf Monaten, um Aufgaben entsprechend zu planen und eine Vertretung organisieren zu können. Wichtig ist die Transparenz für den Mitarbeiter, dass er bei seiner Rückkehr eventuell nicht den gleichen Job wieder aufnehmen kann. Gerade für wirtschaftlich schwierige Zeiten sollte sich der Arbeitgeber ein Widerrufsrecht für das Sabbatical-Angebot vorbehalten und dies den Mitarbeitern transparent kommunizieren. Die zeitweise freie Stelle lässt sich für die Entwicklung anderer Mitarbeiter nutzen, etwa um ihnen die Einarbeitung in ein weiteres Thema zu ermöglichen oder sie als temporäre Führungskräfte zu stärken. Rückkehr: Vom Schock zur neuen Motivation Wo der Angestellte nach seiner Rückkehr im Unternehmen arbeitet, ist in der Regel dem Arbeitgeber überlassen (§106 Gewerbeordnung). Das sogenannte „erweiterte Direktionsrecht“ gibt lediglich vor, dass die Aufgabe vergleichbar zur vorigen, gleichwertig zu seinen Qualifikationen und zumutbar sein muss. 02.2015 N-Kompass Magazin Gedanken sollten sich Arbeitgeber vor allem zur Wiedereingliederung des Angestellten machen. „Für die meisten ist die Rückkehr ein Kulturschock“, hat Daniela Scholl der „Auszeitagentur“ bei ihren Kunden beobachtet. Oft hätten die Rückkehrer viel erlebt und kommen in ein Umfeld, wo sich nicht viel verändert hat. Mitgebrachte neue Ideen stießen dann auf wenig Resonanz. Unternehmen, die eine offene Dialogkultur pflegen, erleichtern es Mitarbeitern ihre neuen Ideen gewinnfördernd einzubringen. Fazit: Wo Wertschätzung ist, ist auch ein Weg „Ein Sabbatical-Angebot ist personalpolitisch interessant – und organisatorisch eine Herausforderung“, fasst Dr. Alexander Böhne vom BDA zusammen. Durch den Fachkräftemangel findet sich schwieriger ein Ersatz für den Auszeitnehmer. Gleichzeitig machen flexible Arbeitszeitmodelle das Unternehmen für die begehrten Fachkräfte attraktiver. „Wenn ein Mitarbeiter lange und gut gearbeitet hat und das Unternehmen ihn halten will, findet man gemeinsam eine Lösung“, hat Dr. Annett Böhm erfahren. „Ein Unternehmen, das einen Mitarbeiter per se als Menschen sieht und nicht als Nummer oder Kostenfaktor, hat einen Vorteil“, betont auch Daniela Scholl. Einige Unternehmen verfolgen diese Philosophie: Der Mensch soll hier genauso gern herkommen, wie er auch andere Dinge gern macht. „Ich würde jedem KMU zu Sabbaticals raten“, sagt Mittelständlerin Sabine Schönberger. „Es ist eine Frage gegenseitiger Wertschätzung: Unsere Mitarbeiter sind auch immer für uns da. Daher finden wir es selbstverständlich, dass wir für sie genauso in die Presche springen“. ◊ Kompass Dossier Familie und Beruf Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein soziales Schlüsselthema. Erfahren Sie in diesem Dossier, wie Sie mithilfe eines ganzheitlichen Programms eine Work-Life-Balance ermöglichen und Ihre Mitarbeiter an Ihr Unternehmen binden. DokID: EAAAE-44017 Unternehmenskultur und Mitarbeiterzufriedenheit Schaffen Sie durch flache Hierarchien und einer Anerkennungs- und Lobkultur ebenso wie mit gelebter Vielfalt eine positive Führungsund Unternehmenskultur in Ihrem Unternehmen. DokID: VAAAE-44020 Checkliste Sabbatical-Vereinbarung ” Zeitfenster für die Vorbereitung ” Dauer und Zeitraum des Sabbaticals ” Modell der Zeitansparung ” Einbezug von Entgeltbestandteilen und Einmalzahlungen (z.B. Weihnachtsgeld) ” Rückkehr zum Arbeitsplatz nach dem Sabbatical ” Ausschluss oder Anrechnung von Krankheitstagen während der Freistellung (Empfehlung: Erkrankung verlängert die Auszeit nicht) ” Kündigungsverhältnis (Empfehlung: in der Freistellungsphase kann keine Seite kündigen) ” Vertretungsmöglichkeit 15 16 Inklusion Das Gegenteil von Handicap Tipp Einsparungen der AfB in 2013 Das UnternehmensForum ist ein Zusammenschluss von mittelständischen Firmen und Konzernen, um die Interessen von Wirtschaft und Menschen mit Behinderungen zusammenzubringen. ” über 10 Mio. Kilogramm Eisenäquivalente ” ca. 25 Mio. kWh Energie ” und über 7 Mio. Kilogramm CO2-Äquivalente Weitere Informationen: ÿ www.unternehmensforum.org Quelle: AfB N-Kompass Magazin 02.2015 17 „Europas erstes gemeinnütziges IT-Systemhaus“ nennt sich das Unternehmen AfB, das gebrauchte Hardware recycelt und weiterverkauft. Das Besondere: Die Firma engagiert sich nicht nur für ökologische, sondern auch für soziale Nachhaltigkeit. Jeder zweite Mitarbeiter hat eine Behinderung. von Josephine Pabst W enn Daniel Büchle über sein Unternehmen spricht, über die Entstehungsgeschichte und den Gedanken dahinter, dann wirkt er wie ein ganz normaler Geschäftsmann. Büchle ist Chef von 200 Mitarbeitern und Kopf einer Firma, die europaweit 13 Standorte aufgebaut hat – Tendenz steigend. Die AfB Group (Arbeit für Behinderte) aber ist anders. Europas „erstes gemeinnütziges IT-Systemhaus“ setzt auf Nachhaltigkeit: wirtschaftlich und ökologisch, aber vor allem auch sozial. Denn jeder zweite Mitarbeiter hier hat eine Behinderung. In den kommenden Jahren sollen noch mindestens 400 weitere Arbeitsplätze für gehandicapte Menschen hinzukommen – das ist die Vision des Unternehmens. Für den Geschäftsführer ist das Konzept ein Alleinstellungsmerkmal und Erfolgsgarant für sein Unternehmen. Die Mitarbeiter mit Behinderungen sitzen nicht in irgendeinem kleinen Hinterzimmer, sondern sind ganz selbstverständlich in sämtliche Unternehmensbereiche integriert: Sie arbeiten im Außendienst, in der Warenannahme, der IT-Aufbereitung, im Großhandel, der Buchhaltung, im Personalmanagement und bei der Software-Entwicklung. „Wir unterscheiden nicht zwischen Menschen mit und ohne Handicap“, sagt Geschäftsführer Daniel Büchle. „Und das Konzept funktioniert.“ Für sein umfassendes Engagement hat das Unternehmen unter anderem 2012 den deutschen Nachhaltigkeitspreis für Deutschlands nachhaltigste Zukunftsstrategie (KMU) erhalten. Die Kombination eines inklusiven Sozialunternehmens mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung mit wirtschaftlichem Erfolg, sozialer Verantwortung und einem schonenden Umgang mit der Umwelt sei vorbildlich, lobte die Jury. Insgesamt hatten sich 680 Unternehmen auf den Preis beworben. Icons: Fotolia | Figuren: Pathfinder ; Computer: jacartoon Ökologische Nachhaltigkeit bei AfB AfB kauft gebrauchte Hardware von großen Firmen und öffentlichen Einrichtungen – das können ausgemusterte Computer, Handys, Drucker oder Beamer sein. Manche Geräte sind defekt, andere so gut wie neu. Je nachdem, in welchem Zustand die Technik ist, kauft das Unternehmen die Geräte oder der Auftraggeber zahlt etwas für die Entsorgung. Manchmal fließt überhaupt kein Geld. Die Hardware wird anschließend fachmännisch gereinigt, alle persönlichen Einstellungen und gespeicherten Daten werden unwiderruflich gelöscht. So aufbereitet wird ein Teil der Elektronik an private Nutzer in stationären Geschäften und Onlineshops weiterverkauft. Erst das, was dann noch übrig bleibt, wird in seine Einzelteile zerlegt, an Fachunternehmen zum Recycling weitergereicht oder geschreddert und professio02.2015 N-Kompass Magazin Bei AfB arbeiten Mitarbeiter mit Behinderungen engagiert in allen Bereichen des Unternehmens mit. nell entsorgt. Mit diesem Verfahren will das Unternehmen einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten: Die Produktion neuer Hardware ist nämlich außerordentlich CO2-intensiv. Indem sich AfB um die Aufbereitung und Wiederverwertung der gebrauchten Technik kümmert, lassen sich eine Menge Emissionen einsparen. Ein erheblicher Teil der Alttechnik geht zudem an soziale Projekte. AfB unterstützt beispielsweise das Programm „Hardware wie Neu“, das von dem Online-Portal „stifter-helfen.de“ ins Leben gerufen wurde und generalüberholte Hardware zum Selbstkostenpreis an gemeinnützige Organisationen, Vereine, öffentliche Bibliotheken oder Museen vermittelt. Ein weiteres Beispiel des sozialen Engagements: das Projekt „Jump“, bei dem Schulen funktionstüchtige Hardware wie Computer, Drucker und andere Geräte für wenig Geld kaufen können. Die AfB-Geräte haben immerhin ein Jahr Garantie. Von der Idee zum Geschäftsmodell Seit 2004 existiert die gemeinnützige GmbH, und seitdem spielt Nachhaltigkeit auf allen Ebenen eine zentrale Rolle. „Etwa zehn Jahre vor der AfB-Gründung waren wir eine ganz durchschnittliche Firma, die sich auf IT-Dienstleistungen spezialisiert hatte“, erzählt AfB-Geschäftsführer Büchle. Damals gehörten die Wiederverwertung und Entsorgung von Hardware nicht zum Angebot. „Aber wir wurden immer wieder gefragt, ob wir das nicht einfach miterledigen könnten.“ Bis dato hatten große Konzerne solche Arbeiten aus Kostengründen häufig in Billiglohnländern erledigen lassen, in denen allerdings häufig unter sozial denkwürdigen Bedingungen gearbeitet wird. Schon in den ersten Jahren hatte die AfB-Führung die Idee, die Behindertenwerkstatt der Caritas Emmendingen in der Nähe von Freiburg für das Löschen der Daten zu engagieren. AfB-Fachkräfte arbeiteten die Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderung innerhalb weniger Wochen ein und zeigten ihnen, wie Daten unwiderruflich gelöscht werden konnten. „Das Projekt ist schnell gewachsen, der Bedarf war riesig“, erinnert sich Inklusion 18 „Wir unterscheiden nicht zwischen Menschen mit und ohne Handicap.“ Daniel Büchle, Geschäftsführer AfB AfB-Tätigkeiten inkl. Arbeitsaufwand Tätigkeit Stunden Tage Abholung 2.720 340 Datenlöschung 2.400 300 Gerätetest 4.000 500 Verwaltung 1.200 150 Verkaufszeiten 3.200 400 Zerlegung 4.080 510 Summe 17.600 2.200 Quelle: AfB 2011 Fotos: AfB AfB bietet IT-Dienstleistungen an, schafft Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung und schont Umwelt und Klima. Firmenchef Büchle. „Nach kurzer Zeit haben wir die Hardware Lkw-weise angefahren.“ Bis die Firma schließlich auf festen Beinen stand, dauerte es trotzdem noch etwa ein Jahr. Dies lag vor allem daran, dass diverse bürokratische Hürden genommen werden mussten, um schließlich als gemeinnützige GmbH eingetragen werden zu können. Büchle investierte gemeinsam mit zwei Kollegen 20.000 Euro aus seinem Privatvermögen. Keine typische Behindertenwerkstatt Die ersten Mitarbeiter mit Behinderung, die für AfB tätig waren, zeigten schnell viel Engagement und Spaß, sie blühten bei ihrer neuen Arbeit förmlich auf, erinnert sich Daniel Büchle. „Vorher war ihre Arbeit eher eintönig und monoton gewesen. Als das Projekt einige Wochen lief, haben die Menschen zuhause erzählt, dass sie jetzt IT-Spezialisten sind“, sagt Daniel Büchle. „Das war toll, diese Entwicklung zu beobachten. Die Arbeit hat ein ganz neues Selbstwertgefühl vermittelt.“ Bald mussten eigene Räume her, schon aus Datenschutzgründen. „So eine typische Behindertenwerkstatt ist nicht darauf ausgerichtet, Hardware mit sehr sensiblen Daten zu beherbergen“, sagt Büchle. „Da ist alles offen, es gibt keinen Schutz vor Diebstahl. Zudem kann niemand garantieren, dass nichts entwendet wird. Unsere Kunden heute würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn wir immer noch so arbeiten würden.“ Die Firma zog also im Jahr 2004 in eine Halle mit modernen Arbeitsplätzen um, die ganz auf die jeweiligen Bedürfnisse der Mitarbeiter abgestimmt waren. Alle, die in der Werkstatt der Caritas bis dahin in Vollzeit an dem Projekt gearbeitet hatten, wurden abgeworben und bei AfB angestellt. Inzwischen gibt es deutschlandweit neun Standorte, zwei weitere in Wien, einen in der Schweiz und einen in Frankreich. Die Vision geht weiter Auch in Zukunft will das Unternehmen weiter wachsen. Das Ziel: Jährlich soll es eine neue Niederlassung und 10 bis 15 neue Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geben. Bisher hat das funktioniert. Ob das rasante Wachstum zukünftig weiter gehen kann, hängt vor allem an neuen Vertragspartnern. Kommt eine neue, langfristig angelegte Kooperation zustande, baut AfB in unmittelbarer Umgebung des Vertragspartners eine neue Niederlassung auf. Bisher gehören international tätige Konzerne wie RWE, REWE, ThyssenKrupp, Bayer oder Adidas schon zum festen Kundenstamm. Insgesamt hat AfB Verträge mit 400 Unternehmen, die im Verlauf des vergangenen Jahres rund 230.000 gebrauchte Geräte an das Unternehmen übergeben haben. Für das soziale Engagement muss AfB derweil keinen Cent mehr investieren als andere Unternehmen: Weil die Firma mehr als 40 Prozent Mitarbeiter mit Behinderung beschäftigt, erhält sie – wie jedes andere Unternehmen, das dieses Kriterium erfüllt – staatliche Fördergelder. Damit kann AfB Sozialarbeiter bezahlen, Büros und Hallen behindertengerecht ausstatten sowie auf persönliche Bedürfnisse angepasste Arbeitsgeräte anschaffen. Zudem sind alle Unternehmensbereiche barrierefrei gestaltet. Mitarbeiter, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, erhalten je nach Bedarf spezialangefertigte Dienstfahrzeuge oder höhenverstellbare Schreibtische. Es gibt betriebseigene Sozialarbeiter, die Mitarbeiter mit geistigen Behinderungen betreuen. AußerN-Kompass Magazin 02.2015 19 dem vermitteln sie zum Beispiel, wenn es zu Missverständnissen mit Vorgesetzten oder anderen Mitarbeitern ohne Behinderungen kommt. Um dies gewährleisten zu können, kommt auf zehn Mitarbeiter jeweils ein Betriebssozialarbeiter. In anderen Belangen unterscheidet sich das IT-Systemhaus AfB übrigens kaum von anderen Firmen: Wie in jedem Unternehmen müssen Mitarbeiter gut zum Betrieb und in ihr Arbeitsumfeld passen. Um das zu gewährleisten, bieten AfB Bewerbern Praktika an: Motivation, Einsatz und Spaß bei der Arbeit zählen dabei weitaus mehr als Zeugnisse, Lebensläufe oder andere Formalitäten, die Menschen mit Behinderung oft nicht erfüllen können, sagt Geschäftsführer Daniel Büchle. „In einem Praktikum bekommt jeder die Chance, zu zeigen, was in ihm steckt.“ Büchle ist von seinem Weg überzeugt. „Ich kann anderen Unternehmern nur raten, neue und vielleicht auch ungewöhnliche Wege bei den Personalentscheidungen zu gehen“, sagt der Unternehmer. „Wenn ich sehe, wie viel Einsatz und wie viel Lebensfreude unsere Mitarbeiter mit Behinderung zeigen, dann motiviert mich das. Und ich bin mir sicher, dass wir genau das Richtige tun.“ Inklusion ist in der deutschen Unternehmenslandschaft immer noch nicht weit verbreitet – einige Firmen bezahlen nach wie vor lieber Ausgleichsabgaben, anstatt die gesetzlich vorgegebene Quote zu erfüllen und Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Dass sich andere Unternehmen mit dem Thema oft schwer tun, erklärt sich Daniel Büchle so: „Große Unternehmen haben bestimmte Strukturen, in die müssen Menschen mit Behinderung erst integriert werden. Das kann durchaus schwierig sein.“ Bei AfB sei das anders: Die Arbeitsprozesse seien von vornherein für gehandicapte Mitarbeiter entwickelt worden. Einfacher als man denkt Die größte Schwierigkeit im Alltag sei, so wie bei den meisten anderen Unternehmen auch, die Akquise und nicht die Inklusion. „Viele denken ja, dass Mitarbeiter mit Behinderung gar nicht wirklich gleichberechtigt sind und dass es einen enormen Aufwand erfordert, sie zu integrieren“, sagt Büchle. Diese Vorstellung habe aber nichts mit der Realität zu tun. Wer große Zweifel hegt, wird deshalb auch gerne mal in eine der Niederlassungen eingeladen und kann sich dort selbst davon überzeugen, dass Inklusion deutlich einfacher umzusetzen ist, als oft angenommen. AfB gemeinnützige GmbH Gegründet: Hauptsitz: Mitarbeiter: Geschäftsführer: Produkte: Umsatz: Homepage: ◊ 2004 Emmendingen 200 Daniel Büchle, Paul Cvilak, Alexander Rau Green IT, IT-Recycling, IT-Entsorgung, Datenvernichtung 11 Millionen (2014) www.afb-group.de Kompass Dossier Vielfalt und Inklusion Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie Vielfalt und Inklusion für Ihr Unternehmen gewinnbringend ein- und umsetzen und dadurch einen Wettbewerbsvorteil erlangen können. DokID: UAAAE-44016 02.2015 N-Kompass Magazin Öko-Bilanz Positive Umwelteinwirkungen Einsparung Ressourcen* Kategorie Stück Gewicht (kg) CO2 (kg) Rohstoffe (kg) 65.240.000 Wasser (l) PC 3.728 49.146 3.168.800 Notebook 2.821 7.371 1.692.600 737.100 11.284.000 Summe 6.549 56.517 4.861.400 65.977.100 16.876.000 * bezogen auf die eingesparte Produktion von Neugeräten 5.592.000 Quelle: AfB 2011 Durch die Aufwertung gebrauchter Hardware wird die CO2-intensive Neuproduktion und die Elektroschrottmenge reduziert. 20 Zur Person Fotos: Omran Sherzay Prof. Karin-Simone Fuhs wuchs in Kairo / Ägypten auf, studierte in Deutschland visuelle Kommunikation und gründete 1994 die ecosign / Akademie für Gestaltung in Köln (www.ecosign.net). Seitdem ist sie Direktorin dieser u.a. von der UNESCO-Dekade ausgezeichneten Bildungseinrichtung, hält Vorträge und ist gefragte Gesprächspartnerin bei Podiumsdiskussionen. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind nachhaltiges Design, nachhaltiger Konsum, Nachhaltigkeit in der Bildung und im Unternehmensmanagement. N-Kompass Magazin 02.2015 Interview: Prof. Karin-Simone Fuhs 21 „Ich wollte irgendwas mit Design und Ökologie machen.“ Nach ihrem Design-Studium gründet Prof. Karin-Simone Fuhs 1994 ihre eigene Akademie für Gestaltung. Die Unternehmerin will mehr als nur Produkte gestalten, die sich vermarkten lassen, daher lernen Studenten der ecosign, dass Nachhaltigkeit und Design zwei untrennbare Welten sind. Mir geht es vor allem um den Menschen. 02.2015 N-Kompass Magazin Frau Fuhs, Sie haben einen Teil Ihrer Kindheit im Ausland verbracht, bevor Sie mit 12 Jahren nach Deutschland gekommen sind. Wie hat das Ihren Lebensweg beeinflusst? Meine Eltern sind Rheinländer, haben jedoch mehrere Jahre im Iran und in Ägypten gelebt. Ich bin 1968 in Leverkusen geboren, flog nach nur drei Monaten mit meiner Mutter nach Kairo und habe dort dann meine Kindheit verbracht. Deutschland habe ich vorerst als Urlaubsland kennengelernt. In Kairo hatten wir viele Kontakte zu Deutschen, die aber anders waren als die Menschen hier: Wer zum Arbeiten ins Ausland geht, ist in der Regel sehr offen. Als meine Eltern zurück nach Deutschland kehrten, war es für mich ein echter Kulturschock. Ich war überrascht, wie verschlossen und auch distanziert viele Deutsche in ihrem eigenen Land miteinander umgehen. Ich bin immer wieder erstaunt, dass viele Menschen in Deutschland nicht wertschätzen, in welchem unermesslichen materiellen Reichtum sie leben. Ein Grund für die Entstehung von ecosign im Jahr 1994 liegt in der Tatsache, dass ich einen Ort in dieser für mich fremden Heimat schaffen wollte, in der die gleiche Offenheit und Toleranz herrscht, die ich als Kind in Kairo erlebt hatte. Es ist egal, ob ein Mensch grün, gelb oder kariert angezogen ist – mir geht es vor allem um den Menschen. 22 Interview Ecosign ist auch ein Ende meines Studiums an der Fachhochschule Sie haben gerade von dem unermesslichen maund arbeitete schon an der Gründung einer teriellen Reichtum Deutschlands gesprochen. Unternehmen, das neuartigen Designschule, in der Gestaltung Das trifft das Nachhaltigkeitsproblem im Kern: wirtschaftlich und Nachhaltigkeit verbunden werden. Reichtum hat auch immer etwas mit Verfunktionieren schwendung zu tun. Nachhaltigkeit ist quasi die muss. Aber trotzdem ist Ihre Akademie auch so etwas Gegenbewegung dazu. Inwieweit hat Sie das Erwie ein Unternehmen, das ein Produkt anbietet, leben dieses materiellen Reichtums beeinflusst? das es erfolgreich verkaufen muss. Nachhaltigkeit bedeutet für mich nicht unbedingt Ja, ecosign ist auch ein Unternehmen, das wirtschaftlich eine Reduktion von Wohlstand, wenn man bewährte Löfunktionieren muss, ohne öffentliche Zuschüsse. Aber diese Idee sungen anwendet. Die Nachhaltigkeitsdebatte ist derzeit von hatte ich 1992 nicht, weil ich darin eine profitable Geschäftslüdrei strategischen Ansätzen dominiert, die unter den Begriffen cke sah, sondern weil ich von der Notwendigkeit einer solchen Effizienz, Konsistenz und Suffizienz bekannt sind. Bei den EffiziAusbildungsstätte überzeugt war. Ich war der festen Überzeuenzstrategien versucht man Wirtschaftswachstum und Naturgung, dass ein revolutionärer Gedanke wie Nachhaltigkeit in den verbrauch zu entkoppeln, indem man neue Technologien anbestehenden starren Strukturen der Hochschulen nur schwer wendet. Unternehmen können Geld sparen, indem sie zum BeiPlatz gefunden hätte. Trotzdem musste ich damals erfahren, spiel leichtere Computer mit einem niedrigeren Rohstoffeinsatz dass die Gründung einer neuen Schule kein einfaches Vorhaben produzieren. Verbraucher, indem sie mit einem Drei-Liter-Auto ist… fahren. Bei den Konsistenzstrategien, die unter anderem das Cradle-to-Cradle-Konzept beinhalten, geht es darum Abfall und Welche Vorstellungen hatten Sie denn, wo lagen die Schwierigumweltschädliche Emissionen zu vermeiden, indem man die keiten? Wertschöpfungsketten kreisläufig statt linear gestaltet. Dies ist Für ein solches Vorhaben braucht man ein erhebliches Startkapider Fall wenn Unternehmen alte oder defekte Produkte zurücktal – ich hatte aber weder reiche Eltern noch einen reichen Mann nehmen und wiederverwerten, statt diese von ihren Verbrauan der Seite. Ich musste also einen Kredit beantragen – und Banchern entsorgen zu lassen. Bei der Suffizienzstrategie geht es ken zu überzeugen war eben schwierig. Anfang der 1990er ging darum, einem Überfluss entgegenzuwirken, vor allem durch viel Geld in den Osten, weil die Wiedervereinigung finanziert das miteinander Teilen. Für mich war Glück beispielsweise nie werden musste. Das größte Problem lag aber darin, dass ich sehr ein großes Auto oder eine große Wohnung. Natürlich freue ich jung war und dazu eine Frau. Ich wollte irgendwas mit Design mich über ein schönes Kleid, ich bin eine Frau und auch ein bissund Ökologie machen und bei vielen Bankmitarbeitern klang chen eitel. Aber ich brauche keine zehn Kleider im Schrank. Ich dies wie „Nagelstudio“ und „Birkenstock“: Dafür waren sie nicht habe ein Besonderes, und das liebe ich sehr: mein kleines bereit 200.000 DM auszugeben. Nach dem ersten Jahr hätte ich Schwarzes. Das habe ich, seit ich 20 bin, und seitdem habe ich fast aufgegeben. Zum Glück fand ich am Ende doch eine Bank es ein paar Mal umgenäht. Dieses Kleid verändert sich mit mir. und dies lag definitiv an der Bankberaterin. Zwölf Jahre lang Und das macht mich immer glücklich, wenn ich es tragen kann. habe ich den Kredit schließlich abbezahlt. Nun gibt es ecosign Ich brauche auch kein eigenes Auto, denn ich habe Carsharing: seit mehr als 20 Jahren. Immer vollgetankt, immer sauber. Ich finde es toll, dass sich unsere Gesellschaft gerade dahin entwickelt, mal über diese Ist der Nachhaltigkeitsbezug das einzige AlleinstellungsmerkFragen nachzudenken und die Qualität des Lebens in den mal Ihrer Akademie, oder wie haben Sie es geschafft, sich von Vordergrund zu stellen. der Konkurrenz abzuheben? Das Besondere ist, dass wir keine große Universität sind. Wir Sie sagen Qualität ist Ihnen wichtig. Sie haben selbst Kommunisind nach den ersten vier bis fünf Jahren zwar schnell auf 250 kationsdesign studiert. Wann haben Sie begonnen, sich mit Studenten gewachsen, haben uns dann aber gefragt, wie sinndem Thema Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Design zu voll dieses Wachstum ist. Mit 40 Studenten war die Atmosphäre beschäftigen? in der Schule noch sehr familiär – vielleicht zu familiär, was pädBevor ich Design studiert habe, habe ich freie Kunst studiert, agogisch nicht unbedingt sinnvoll ist. Ab 250 Studenten merkund zwar bei einem Beuys-Schüler. Genau diese Auseinandersetten wir, dass sich die Kommunikation zu stark anonymisiert und zung mit Joseph Beuys hat mich zur Nachhaltigkeit gebracht. wichtige Qualitäten dadurch verloren gehen. Seitdem ist die Die Kunst allgemein besteht aber nicht nur aus Beuys und desZahl der Studenten konstant geblieben. Wir haben auf ein quanhalb habe ich dort oft eine stärkere Auseinandersetzung mit titatives Wachstum verzichtet, um ein qualitatives zu ermöglidem Kontext vermisst. Ich wollte nutzenorientierter arbeiten chen. Bei ecosign bieten wir ein Umfeld, das Vielfalt und gleichund bin so zum Kommunikationsdesign gekomzeitig eine gute Kommunikation in der Gemeinschaft ermögmen. Auch in diesem Studium habe ich jelicht. Bei einer kleineren Zahl von Studenten ist die Betreuung doch vieles vermisst. Designer haben Wir haben durch die Dozenten intensiver. sich damals weniger Gedanken darüauf ein ber gemacht, was Werbung mit dem Beim Betrieb einer Hochschule hat man es auch mit der Politik quantitatives Menschen oder ein Produkt mit der und Behörden zu tun, vor allem wenn man anerkannte AbUmwelt macht. Es ging vor allem Wachstum schlüsse anbietet. Wie sehen Sie das? um Verkauf und Vermarktung. Daverzichtet, um ein Wir bieten staatlich anerkannte und gleichzeitig nicht anerkannher bin ich irgendwann einen andequalitatives zu te Abschlüsse an. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass ren Weg gegangen: Ich war fast am ermöglichen. N-Kompass Magazin 02.2015 23 der Anerkannte doppelt so teuer ist, allein wegen der Verwaltung. Trotzdem haben wir auch bei den nicht-anerkannten Abschlüssen mit einer erheblichen Bürokratie zu tun – und sie fördert nicht unbedingt Kreativität und Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft. Gilt das auch für Ihren Lehrbetrieb? Ich gebe gern ein Beispiel: Vor einigen Jahren haben wir ein neues Gebäude bezogen und wollten eigentlich einen Permakulturgarten im Hof anlegen. Das Gesetz schreibt aber vor, dass jede Schule über eine Mindestzahl von Autoparkplätzen verfügen muss. Obwohl wir nachweisen konnten, dass unsere Studenten und Dozenten vor allem mit dem Fahrrad und der Bahn zur Schule kommen, mussten wir auf den grünen Hof verzichten, um Parkplätze zu schaffen: Sie stehen heute meistens leer. Wir hätten dieses Geld lieber nachhaltig investiert. Funktionalität und Design scheint heutzutage bei Produkten nicht mehr zu reichen. Welche neuen Herausforderungen resultieren daraus für Designer? Die Absolventen, die ihren Abschluss bei ecosign bis zur Jahrtausendwende gemacht haben, hatten es schwer, eine Arbeitsstelle zu finden, mit der sie sich identifizieren konnten. Alles musste schneller, größer und breiter sein. Erst die Krise der New Economy und die Terroranschläge am 11. September 2001 haben zu einem Nachdenken geführt. Heute bekommen die meisten ecosign-Absolventen ihren Job, weil immer mehr Unternehmen explizit Designer suchen, die auch im Bereich Nachhaltigkeit ausgebildet sind. Vor allem im Produktbereich ist dies häufig der Fall. Bei vielen Unternehmen sind die eingefahrenen Strukturen eine besondere Herausforderung. Neue Wege zu gehen, fällt da nicht leicht. Doch immer mehr Firmen nehmen Kontakt mit uns auf und erkennen das Potenzial des nachhaltigen Designs. Sie scheinen Nachhaltigkeit als gelebtes Konzept in Ihrer Akademie zu verstehen. Haben Sie selbst eine Nachhaltigkeitsstrategie für Ihre Schule entwickelt? Wir leben Nachhaltigkeit bei ecosign als ganzheitliches Konzept und haben dies unter anderem in die Gestaltung des Schulgebäudes mit einfließen lassen. Unsere Räume sind mit Präsenzund Bewegungsmeldern sowie Regulierungsmöglichkeiten für die Beleuchtung ausgestattet, um die Strom- und Lichtversorgung optimal steuern zu können. Abends wird über einen Generalausschalter alles abgestellt, sodass wir keinen Standby-Betrieb haben. Dadurch haben wir unseren Stromverbrauch erheblich senken können. Wir beziehen Ökostrom, verfügen über einen Eco-Server, nutzen Recyclingpapier und kaufen ausschließlich bei nachhaltigen Unternehmen ein. Unsere Möbel sind entweder gebrauchte Möbel oder von nachhaltigen Firmen hergestellt. Wir achten nicht nur auf die ökologischen, sondern auch auf die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit. Zum Beispiel halten wir die Hierarchien innerhalb der Schule flach, indem wir einen mitarbeiterorientierten Führungsstil pflegen. Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass man Nachhaltigkeit fühlen kann. Menschen fühlen beim Betreten von ecosign, dass hier Nachhaltigkeit gelebt wird. Das Gespräch führten Marie-Lucie Linde und Till Mansmann 02.2015 N-Kompass Magazin ◊ Logistik & Transport Effizient von A nach B Zahlen & Fakten Logistikdienstleistern bringt es nicht nur ein grüneres Image, wenn sie sich an nachhaltigen Prinzipien orientieren. Handfeste wirtschaftliche Vorteile zeigen, dass sich nachhaltiges Wirtschaften für die gesamte Logistikbranche lohnen kann. von Klara Walk ” Laut dem Fraunhofer-Institut für Logistik und Materialfluss (ILM) hat der Bereich Logistik einen Anteil von deutlich über 5 Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen ” In Warenlagern entfallen durchschnittlich 50 Prozent des Energieverbrauchs auf den Betrieb von Förder-, Lager und Kommissionierungstechnik und 15 Prozent auf Beleuchtung. Die restlichen 35 Prozent des Energieverbrauchs werden nach Angaben des ILM für die Heiz- und Klimatechnik aufgewendet. Quelle: Bundesvereinigung Logistik (Stand: 2013) V or einigen Jahren sorgte die Geschichte mit den Nordsee-Krabben in den Medien für Aufsehen: In der Nordsee gefangen, wurden sie zum Pulen nach Marokko geflogen. Die verzehrfertigen Krabben flogen dann wieder zurück nach Europa und landeten hier in den Kühlregalen. Die simple Idee dahinter: Die Arbeitskräfte in Marokko waren billiger, als die Arbeitskräfte in den deutschen Küstenstädten. So viel billiger, dass es sich sogar inklusive der Transportkosten noch lohnte, die Krabben per Luftfracht zum Pulen nach Nordafrika zu transportieren. Die fliegenden Krabben mögen ein Extrembeispiel sein. Doch tatsächlich wird kaum noch ein Produkt mit allen Komponenten an einem einzigen Ort hergestellt. Bei Autos kommt der Motor aus Brasilien, die Karosserie aus Ungarn, das Getriebe aus Friedrichshafen. Und zusammengebaut wird alles in WolfsÜber der burg, Stuttgart oder München. Mit anderen Worten: Es bringt Logistikunternehmen nichts, wenn nur die Knotenplanen, ihre punkte eines Warenstrom-NetzEnergieeffizienz zu werks ressourceneffizient arbeioptimieren. ten. Wirklich nachhaltig kann die Produktion von Gütern erst sein, wenn auch das Transportnetz zwischen den Produktionsschritten nachhaltig arbeitet. Michael Müller, Geschäftsführer des Logistikunternehmens „Müller – Die lila Logistik“ bringt es auf den Punkt: „Die Produktion ist eigentlich nur eine kurze Unterbrechung der Logistik.“ Logisch also, dass auch Logistiker einen großen Teil zu mehr Nachhaltigkeit im gesamten Warenfluss beitragen können. Die 60 % Frage ist nur: Warum sollten sie das tun – und welche Möglichkeiten hat die Branche? Transportunternehmen haben ihre Verantwortung durchaus erkannt. Das bestätigt die 2013 erschienene Studie „Nachhaltigkeit – Mit Strategie zu mehr Effizienz“ der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Berater haben mehr als 100 Führungskräfte international agierender Logistikunternehmen zu ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten befragt. Ein Ergebnis der Studie: Nachhaltigkeit ist für die große Mehrheit der Logistiker Chefsache. 70 Prozent der befragten Unternehmen haben das Thema in Stabstellen bei der Geschäftsführung oder beim Vorstand angesiedelt. Verglichen mit anderen Branchen sind die Logistiker sogar Vorreiter, so die Autoren der Studie. CO2-Emissionen erhöhen den Druck Bei näherem Hinsehen ist das nicht verwunderlich. Peter Räuchle, bei dem Transport- und Logistikverbund CargoLine unter anderem für Nachhaltigkeitsfragen in den Partnerbetrieben zuständig, begründet das Engagement der Betriebe: „Viele Transportunternehmen sind echte Familienbetriebe und deshalb per se an langfristigem Wirtschaften interessiert.“ Schließlich sollen die Betriebe prosperieren und in möglichst gutem Zustand an die nächste Generation übergehen. Die Transportbranche verursacht hohe CO2-Emissionen, und steht deshalb unter besonders hohem Druck, erklärt Prof. Ingmar Ickerott, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Osnabrück und Experte für Logistikmanagement: N-Kompass Magazin 02.2015 Fotos: Fotolia | oben: kamonrat; unten: TTstudio 24 Logistik & Transport 02.2015 N-Kompass Magazin 25 26 Logistik & Transport „Die Kunden, der Staat, der Wettbewerb, sogar der Arbeitsmarkt – von allen Seiten kommt die Forderung nach nachhaltigem Handeln auf die Logistiker zu.“ Kunden wollen ihre Produktion selbst strenger nach Umwelt- und Sozialstandards ausrichten und verlangen das auch von ihren Partnern. 59 Prozent der Transportunternehmen waren schon mit Kundennachfragen zum Thema nachhaltige Logistik konfrontiert, hat die PwC-Studie ergeben, Tendenz steigend. Bei einer vorangegangenen Befragung aus dem Jahr 2009 hatten nur 37 Prozent bereits Erfahrung mit solchen Kundenanfragen gemacht. Auch vom Gesetzgeber kommen im Zeichen des Klimaschutzes immer neue Vorschriften in Sachen CO2Emissionen. Zudem beschäftigt der prognostizierte Fachkräftemangel auch die Logistikbranche: Immerhin 23 Prozent der von PwC befragten Transportunternehmen geben die Belange der Mitarbeiter als hauptsächlichen Treiber für mehr Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb an. Hier spielen vor allem soziale Aspekte eine Rolle: „Mit betrieblichem Gesundheitsmanagement, fairen Löhnen und fairen Arbeitsbedingungen versuchen Logistiker, junge und qualifizierte Leute für ihre Branche zu gewinnen“, so Logistik-Forscher Ickerott. Betriebswirtschaftliche Notwendigkeit Der größte Druck kommt aber aus der Branche selbst. Oliver Aeuer vom Verband Spedition & Logistik Nordrhein-Westfalen hält den Wegfall der Tarifbindung im Speditionsgeschäft in den 1990er Jahren für die Geburtsstunde nachhaltiger Logistik: „Von da an war ein deutlich effizienterer Einsatz von Ressourcen schon alleine aus betriebswirtschaftlichen Gründen nötig“, sagt Aeuer. Seitdem ist der Wettbewerb mit jedem Jahr schärfer geworden. Jeder Euro, den Transporteure einsparen können, ist wichtig für den Unternehmenserfolg. Je höher der Spritverbrauch, desto höher die Kosten – und desto größer das Einsparpotenzial. Wer den Spritverbrauch seiner Lkw-Flotte senkt, schont also zugleich seinen Geldbeutel und die Umwelt. Bei Kühltransporten gilt diese Rechnung sogar doppelt. Denn nicht nur die Fahrzeuge verbrauchen Treibstoff, sondern auch die meist mit Diesel betriebenen Kühlaggregate. Der Logistiker LIMON Transporte und Logistik Transportmittel GmbH, der mit rund 40 Mitarbeitern temperaturgeführte Lebensmitteltransporte durchführt, hat Mittel und Wege gefunden, um den Treibstoffverbrauch und damit gleichzeitig Kosten und Emissionen zu senken. Über eine Software überwacht der Fuhrparkleiter, wie spritsparend seine Mitarbeiter fahren. Aufbauend auf diesen Daten hat LIMON ein Bonussystem umgesetzt: Wer wirtschaftlicher fährt, wird belohnt. Zudem achtet man darauf, immer die neueste Kühltechnik einzusetzen. Neuere Kühlaggregate verbrauchen weniger Energie, sind dabei sauberer, leiser und dazu noch leichter. Leichtere Aggregate wiederum bedeuten leichtere Fahrzeuge, die weniger Treibstoff verbrauchen. Wege analysieren und optimieren Bei LIMON ist jedes Detail darauf ausgelegt, Energie einzusparen: Fahrzeuge, die auf Routen mit vielen Stopps und kleinteiligen Lieferungen fahren, haben nicht nur große Heckklappen, sondern verfügen zusätzlich über kleinere Seitentüren mit Vorhängen. So müssen die Fahrer nicht immer die große Heckklappe öffnen, durch die viel Kälte entweichen kann. Diese Maßnahmen minimieren den Temperaturverlust und damit den Dieselverbrauch. Dies funktioniert aber nur, wenn die Lkw entsprechend beladen werden. Zu einer nachhaltig aufgestellten Logistik gehört für die Verlader immer die Grundsatzfrage: Ist dieser logistische Prozess überhaupt nötig? Mit solchen Fragen beschäftigt sich der Logistikdienstleister Lila Logistik. Die mit dem Preis für die nachhal- „Die Kunden, der Staat, der Wettbewerb, sogar der Arbeitsmarkt – von allen Seiten kommt die Forderung nach nachhaltigem Handeln auf die Logistiker zu.“ Prof. Ingmar Ickerott, Experte für Logistikmanagement Kriterien in der Wahl des Transportmittels Traditionelle Sicht der Logsitik Kosten Geschwindigkeit Neue Sicht der Logistik Kosten Geschwindigkeit Nachhaltigkeit Quelle: WEF. 2009 N-Kompass Magazin 02.2015 Logistik & Transport Bis zu 27 80 % des Energiebedarfs tigste Zukunftsstrategie 2011 ausgezeichnehoch, Schachinger Logistik musste sparen. Also ten Logistikspezialisten aus Besigheim versteschaute sich die Geschäftsführung an, wo das entfällt auf die hen sich nicht als Transporteure, die lediglich ganze Geld hängen blieb, und heraus kam: Die Beleuchtung eine Ware von A nach B schaffen, sondern kümEnergiekosten waren zu hoch. Die Lkw vervon Lagerhallen. mern sich um die gesamte Supply-Chain-Optibrauchten zu viel Treibstoff, die Firmengebäude mierung. „Wir organisieren auch die Transporte“, zu viel Strom. „Das Nachhaltigkeitsbewusstsein ist sagt Geschäftsführer Michael Müller. „Aber unser bei uns im Grunde durch den Leidensdruck entstanKerngeschäft ist die Lieferkettenoptimierung.“ Lila Logistik den“, sagt Schachinger. ist damit so etwas wie ein Querdenker unter den LogistikdienstAls eine von vielen Nachhaltigkeitsmaßnahmen ließ Schaleistern. Das Prinzip ist ganz einfach: „Wir versuchen immer, so chinger das LT1 bauen. Die Lagerhalle, angedockt an bestehende wenig Ressourcen wie möglich einzusetzen“, sagt Müller. Für ihn Gebäude in Hörsching, ist komplett aus dem Holz der in Österist Nachhaltigkeit keine Greenwashing-Strategie, sondern im reich heimischen Arten Fichte und Weißtanne gebaut. LED-BeKern seines Geschäftsmodells verankert. Diese Philosophie brinleuchtung und eine bedarfsorientierte Lichtsteuerung sorgen gen die Lila-Logistiker auch mit zu den Kunden, deren Warendafür, dass die Hallen angenehm hell und trotzdem energiewirtschaftsprozesse und Lieferketten sie analysieren – und im effizient beleuchtet sind. 30 Prozent weniger Strom benötigt die Zweifel auch deutlich verschlanken. Beim Kunden Mercedesintelligente LED-Beleuchtung im Vergleich zu herkömmlichen AMG bedeutete das: Aus acht Lagern wurde ein einziges, jetzt Lösungen. Ab Herbst 2015 soll eine Photovoltaikanlage die Enervon Lila Logistik betrieben. Ergebnis: Es müssen deutlich weniger gie für die Wärmepumpe liefern. Shuttles zum AMG-Werk pendeln. Damit die Temperaturschwankungen im Gebäude nicht allViele Logistiker lagern Waren und Güter für ihre Kunden ein. zu groß werden und der Stromverbrauch damit stabil bleibt, ist Wer über nachhaltige Logistik nachdenkt, kann deshalb nicht bei die ganze Halle hermetisch gegen Zugluft abgedichtet. Die EnerSpritverbrauch und Lieferkettenoptimierung stehenbleiben, giekennzahl des LT1 ist dementsprechend beeindruckend: Nur sondern muss sich auch um effiziente Gebäudetechnik küm10,3 Kilowattstunden Strom braucht es pro Quadratmeter im mern. Der österreichische Logistikdienstleister Schachinger LoJahr, um die Temperatur in der Lagerhalle immer zwischen 14 gistik ist hier Vorreiter. Das größte und auch in der österreichiund 18 Grad zu halten. Zum Vergleich: Bei Wohngebäuden schen Öffentlichkeit meistbeachtete Schachinger-Projekt ist das spricht man bei einer Energiekennzahl unter 15 Kilowattstun„LT1“ in Hörsching, ein ganz nach Passivhausstandards gebautes den Strom pro Quadratmeter und Jahr von einem Passivhaus. Hochregal-Logistiklager. Das Lagerhaus ist temperaturgeführt, Trotzdem ist das LT1 nur knapp sechs Prozent teurer gewesen als d.h. dort muss immer eine bestimmte Temperatur herrschen, die billigstmögliche Bauweise, erzählt Max Schachinger: „In fünf damit die gelagerten Waren nicht verderben. Hier lagert Schabis zehn Jahren hat sich das für uns amortisiert.“ ◊ chinger Waren für einen großen, international agierenden Handelskonzern. Kompass Dossier Nachhaltigkeit gehört für den geschäftsführenden Gesellschafter Max Schachinger und seine Mitarbeiter heute zur UnLieferkette ternehmensphilosophie und in ihre Verantwortung als TransDie Lieferkettensteuerung ist eine zentrale Aufgabe in produzierenden Unternehmen. Dabei spielen nicht nur Kosten, sondern auch portunternehmer. Der Anstoß, das Unternehmen Schachinger Service und Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Erfahren Logistik konsequent auf nachhaltige Geschäftstätigkeit auszuSie mit diesem Dossier, wie Sie Ihre Lieferkettensteuerung gezielt richten, kam in der Krise: „Vor etwa zehn Jahren ging es uns wirtoptimieren können. schaftlich nicht gut“, sagt Max Schachinger. Der Preisdruck war DokID: TAAAE-68180 LUFT Charakteristika einzelner Transportmittel Kosten teuer Geschwindigkeit schnell CO2-Intensität von Transportmitteln CO2-Effizienz Luft – Kurzstrecke gering Luft – Langstrecke STRASSE Straße – Leichtgut SCHIENE Straße – Fernverkehr Schienenverkehr See – Kurzstrecke SEE See – Langstrecke günstig langsam 0 hoch Quelle: WEF. 2009 02.2015 N-Kompass Magazin 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Emissionsfaktoren in CO2e kg/Tonnenkilometer 1,2 1,4 Foto: CargoLine; Icons: Fotolia | angelha Straße – gesamt 28 ÿ Es werde Licht: das Unternehmen WakaWaka sorgt mit seinen LED-Lampen für Licht bei Menschen ohne Stromversorgung. ÿ Im Museum „Dialog im Dunkeln“ in Hamburg führen blinde Menschen Besucher durch völlig abgedunkelte Ausstellungen. N-Kompass Magazin 02.2015 Soziale Geschäftsmodelle Tue Gutes und verdiene Geld damit Ihre Arbeit zeigt, dass Wirtschaft auch anders gehen kann. Immer mehr sogenannte Sozialunternehmer wollen mit ihren Geschäftsmodellen die Gesellschaft verändern – Geld verdienen ist dabei Mittel zum Zweck. So bringen sie Licht in Armenviertel, entwickeln Job-Konzepte für Blinde und resozialisieren ehemalige Straftäter. von Gaby Herzog Weltweit Fotos: oben | G2 Baraniak, Hamburg; unten | Hassan Azmi Hijazi, Esseline van de Sande I hre Aufgabe war eigentlich eine Andere. Im haben Vorfeld der WM 2010 besuchten Maurits Groen und Camille van Gestel Südafrika. Die beiden Lichtspezialisten aus den Niederlanden an bedürftige Menschen in einem EntwickMrd. hatten den Auftrag, ein Konzept zu entwickeln, lungsland gespendet wird. Menschen um den FIFA Worldcup mit LED-Technologie Die Nachfrage ist groß. Dabei ist die Motikeinen Zugang auszustatten. 2010 sollte alles, was mit Fußball vation vieler Käufer oft gar nicht, etwas Gutes zu zu tun hatte, in einem hellen Licht erstrahlen. tun. Das Produkt erfüllt die hohen Ansprüche der zu Licht. Nachhaltig. Zeitgemäß. Grün. Konsumenten. Die unter kontrollierten ArbeitsbeOft arbeiteten die Beiden bis tief in die Nacht, bedingungen hergestellten Solarlampen gehören zu den suchten Konferenzen und Meetings. Ihr Weg zurück zum Hotel effizientesten, die es derzeit auf dem Markt gibt. Das Design führte sie durch riesige Slums. Nachts versanken diese Siedlunwurde von Studio Kalkwijk entwickelt und gewann 2013 den iFgen im Dunkel der Nacht. Hier und da der Schein ein paar schwaAward. Seit Kurzem werden WakaWakas sogar in den ersten cher Kerzen, Kerosin- oder Taschenlampen. Apple-Stores in den USA verkauft. Die beiden Fachleute fragten sich, wie es eigentlich um die Lichtversorgung der Menschen bestellt ist, die nichts mit der Normal aber doch anders WM und den Hochglanz-Arenen zu tun haben. „Wir fanden her400.000 Lampen wurden mittlerweile produziert. In Holland, aus, dass viele dieser Leute von gerade einmal zwei Dollar am Russland und den USA sind 29 Mitarbeiter für WakaWaka tätig. Tag leben. Rund 25 Prozent ihres Einkommens geben die BewohEiner von ihnen ist Tjebbe Tjebbes. „Wir sind auf den ersten Blick ner für Beleuchtung aus“, erinnern sich die Beiden. „Es gibt keine ein ganz normales Unternehmen“, sagt der 27-jährige MarkeStromversorgung. Leuchtmittel wie Kerzen und Öl sind teuer. tingmanager. „Allerdings unterscheiden wir uns von unserer Außerdem geht von ihnen eine hohe Brandgefahr aus, Kerosin Zielausrichtung und Philosophie von anderen. Die Mitarbeiter entwickelt zudem giftige Dämpfe. Weltweit haben 1,2 Milliarwerden zwar angemessen bezahlt, aber reich wird hier niemand. den Menschen keinen Zugang zu Licht.“ Nicht die Gewinnmaximierung ist unsere Motivation. Wir wolBei den Lichtspezialisten kippte ein Schalter um. Sie belen ein gesellschaftliches Problem lösen und maximal vielen schlossen: „Wir müssen das ändern!“ Zusammen mit einem Menschen Licht bringen.“ Partner in China entwickelten sie eine solarbetriebene LED-LamEtwas Gutes tun – und ein Geschäft daraus machen. Ein Vorpe. „WakaWaka“ tauften sie das neue Produkt. Das heißt auf Sureiter dieser Idee ist der Friedensnobelpreisträger Muhammad aheli „leuchte hell“. Cooles Design, beste Qualität und natürlich Yunus aus Bangladesch. 1983 gründete er die Grameen Bank, die nachhaltig und zeitgemäß. Das Besondere an WakaWaka: Wer Mikrokredite an Einkommensschwache vergibt. Obwohl sie keihierzulande für 29 Euro eine Lampe kauft (inklusive einem Ladenerlei Sicherheiten vorweisen können, bekommen arme Mengerät kostet es 69 Euro), der finanziert damit ein zweites Gerät schen auf diese Art die Möglichkeit, sich eine eigene Existenz aufdas, mit Unterstützung von anerkannten Hilfsorganisationen, zubauen und zahlen dann später das geliehene Geld zurück. 02.2015 1,2 N-Kompass Magazin 29 30 Social Entrepreneurship Social Entrepreneurs Klassische gemeinnützige Organisationen Soziale Rendite Finanziert durch Spenden / philanthropische Investments Hybrides Modell: Mix aus eigenem Einkommen und Spenden Eigenes Einkommen (selbsterhaltend) Quelle: Frischen/ Lawaldt (2008) Beckmann, Professor für Corporate Sustainability Social Business Management an der Universität Erlangen-Nürnberg. Sozial verantwortl. Unternehmen „Deswegen erlebt das Social Entrepreneurship im MoWirtschaftsunternehmen ment einen regelrechten Boom. Immer mehr UnternehFinanzielle Rendite mer versuchen, gesellschaftliches Engagement und Ökonomie miteiProfitables Profitables Profitables nander zu verbinden. Gutes tun und SozialunterUnternehmen, Unternehmen nehmen sozial motiviert (keine soziale damit Geld verdienen, sollen sich nicht (Gewinne (Gewinne Ausrichtung) mehr länger ausschließen.“ Mittlerweile werden werden an reinvestiert) Investoren gibt es in Deutschland mehrere Hundert ausgeschüttet) solcher Firmen. Von Spenden und Sponsoren nehmen Sozialunternehmer häufig Abstand, weil das auch Verpflichtungen mit sich bringt. Sie finanzieren sich in ihrer Startphase meist mit eigenen Ersparnissen oder Krediten. Zudem gibt es seit einiger Zeit Sozialfonds, die die nötige Anschubfinanzierung bereitstellen. Auch die Bundesregierung unterstützt Sozialunternehmer inzwischen über die KfW-Bank. „Die Hoffnung verlagert sich auf eine grundlegend neue Bewegung von sozialen Innovatoren.“ Dr. Markus Beckmann, Professor für Corporate Sustainability Management, Universität Erlangen-Nürnberg 2006 startete Yunus das Projekt „Shokti Doi“. Das Ziel: Der Mangelernährung bei Kindern vor allem in ländlichen Gebieten in Bangladesch entgegen zu wirken. Auch hier entwickelte der kreative Wirtschaftsprofessor eine Geschäftsidee, um nicht dauerhaft auf Spenden angewiesen zu sein. In einem Joint Venture mit dem Lebensmittelkonzern Danone wurde eine Fabrik in der Stadt Borga gebaut, in der monatlich rund zwei Millionen Becher Joghurt hergestellt werden. Eine Portion deckt zu 30 Prozent den Tagesbedarf eines Kindes an Vitamin A, Zink und Jod. Der Joghurt kostet 6 Cent pro Becher und wird von Kleinunternehmerinnen vertrieben, die mit Kühltaschen von Haustür zu Haustür gehen. Durch den Verkauf sichern sie ihren Lebensunterhalt. Außerdem werden Bauern ermuntert, sich eine Kuh anzuschaffen, deren Milch sie dann zu fairen Preisen an die Joghurt-Fabrik verkaufen können. Danone hat sich verpflichtet, sämtliche Gewinne in das Projekt zu reinvestieren. Ihr Nutzen ist das positive Image. „Wenn man die profit-maximierende Brille abnimmt und zur sozialen Brille greift, sieht man die Welt in einer anderen Perspektive“, sagt Yunus. Eine neue Bewegung In Zeiten von Wirtschaftskrisen, Korruptionsskandalen und Klimawandel, empfinden auch hierzulande immer mehr Menschen das ständige Streben nach immer höheren Profiten zunehmend als unmoralisch und frustrierend. Schneller, höher, weiter, ohne Rücksicht auf Umwelt und Mitmenschen. Muss das sein? Oder kann das nicht auch anders funktionieren? „Die Hoffnung verlagert sich auf eine grundlegend neue Bewegung von sozialen Innovatoren“, erklärt Dr. Markus nach Zielsetzung und Organisationsform Innovative Ideen unternehmerisch gelöst Die meisten Sozialunternehmer sind engagierte, charismatische Machertypen, in der Regel mit abgeschlossenem Hochschulabschluss. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher der Zeppelin Universität Friedrichshafen in einer Studie zu „Innovativem sozialen Handeln“. Danach geht es dem Sozialunternehmer nicht um finanzielles Wachstum, sondern um das Wachstum seiner Idee. Er will Geld verdienen, aber wichtiger sind ihm Sicherheit und Wandel in der Gesellschaft. Der wohl bekannteste deutsche Social Entrepreneur ist Andreas Heinecke. Er gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet. Der Hamburger ist der Erfinder von „Dialog im Dunkeln“. In seinem Museum in der Hafenstadt führen blinde Menschen Besuchergruppen durch eine völlig abgedunkelte Ausstellung. Durch diesen Rollentausch, indem Blinde Sehenden bei der Orientierung helfen, wird Verständnis geweckt und auf die besonderen Talente von Sehbehinderten aufmerksam gemacht. „Heinecke hat ein gesellschaftliches Anliegen, für das er eine langfristig unternehmerische Lösung gesucht hat“, erklärt Beckmann. „Dafür hat er ein wirtschaftlich erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt, das ganz ohne staatliche Förderung auskommt. Mittlerweile wurde die Ausstellung in 38 Ländern und 170 Städten weltweit gezeigt und hatte rund 8 Millionen zahlende Besucher. Auch sein Dunkelrestaurant ist überaus erfolgreich und hat schon viele Nachahmer gefunden.“ Seit Neuem bietet „Dialog im Dunkeln“ auch Managementtrainings. Die Seminare, die von blinden oder sehbehinderten Coaches geleitet werden, stehen im normalen Wettbewerb mit konventionellen Anbietern und erzielen mit ihrer individuellen Herangehensweise erstaunliche Resultate. Die Grundidee: Wenn das Licht ausgeht, werden die Sinne geschärft. Ohne die Möglichkeit sich mit den Augen zu orientieren, suchen die Teilnehmer schneller Hilfe bei ihren Kollegen. Dadurch klappt das Teambuilding oft schneller, die Kommunikation untereinander wird genauer, das Denken klarer und die Kursteilnehmer finden in der ungewohnten Umgebung neue Denkansätze. N-Kompass Magazin 02.2015 Soziale Geschäftsmodelle Die Behinderung als Begabung sehen, das tut auch das Projekt des Gynäkologen Frank Hoffmann. Zur Prävention von Brustkrebs bildet „Discovering Hands“ blinde Frauen als medizinische Tastuntersucherinnen aus. Die Frauen nehmen sich zum einen mehr Zeit für die Untersuchungen, außerdem haben sie einen besseren Tastsinn, als die meisten sehenden Ärzte. Die Kosten für eine solche Untersuchung werden bereits von einigen Krankenkassen übernommen. Da die sehbehinderten Frauen auch in Bürotätigkeiten ausgebildet werden, können sie die komplette Untersuchung und andere Sekretärsarbeiten übernehmen und sind so für Arztpraxen auch ökonomisch rentabel. Verschiedene Konzepte, gleiches Ziel Es gibt viele unterschiedliche Modelle von Social Entrepreneurship. In den Industrienationen konzentrieren sich soziale Probleme mehr auf die Bereiche Bildung, Migration, Arbeitslosigkeit oder Umwelt. Hier machen es sich Sozialunternehmer zur Aufgabe, Langzeitarbeitslose oder Menschen mit Behinderungen in Arbeit zu bringen, verhelfen Schulverweigerern zum Abschluss und resozialisieren Strafgefangene. „Im gemeinnützigen Bereich herrschte in den vergangenen Jahrzehnten eine Mutter-TeresaEinstellung vor. Für eine Dienstleistung an der Gesellschaft darf man kein Geld nehmen, da war man sich einig“, sagt Friedrich Kiesinger. Doch er wollte es anders Mehr als 50 % der Sozialunternehmen erzielen Einnahmen von bis zu 250.000 €. machen. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea gründete der Psychologe 1998 die Pegasus GmbH in Berlin. Ihr Ziel war es, Jobs für sozial Benachteiligte zu schaffen, „und zwar auf dem ersten Arbeitsmarkt. Wir haben uns ganz bewusst gegen die Gemeinnützigkeit entschieden. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass es sehr viel schwerer ist, Menschen, die in einem Integrationsunternehmen oder einer Behindertenwerkstatt gearbeitet haben, später in ein „normales“ Unternehmen zu vermitteln. Sie gelten als nicht belastbar.“ Pegasus verzichtet auf jede staatliche Vergünstigung. „Wir berechnen 19 Prozent Umsatzsteuer, zahlen Gewerbe- und Körperschaftssteuer wie jede andere Firma auch.“ Mittlerweile arbeiten 130 Menschen mit psychischen und physischen Handicaps in verschiedenen Firmenzweigen, in den Bereichen Catering, Gartenbau, Gebäudereinigung. Die Mitarbeiter mit Handicap werden individuell ausgebildet und gezielt gefördert. „Die Gesellschaft musste erst lernen, dass es keine Schande ist, mit normalem wirtschaftlichen Handeln im sozialen Bereich Geld zu verdienen. Wir sind stolz, dass wir uns auf dem Markt behaupten können und zunehmend Anfragen von außerhalb Berlins bekommen. Wir freuen uns, dass unser Konzept expandiert.“ ◊ Mit wirtschaftlichem Handeln gesellschaftliche Probleme lösen. Im Gespräch mit Professor Markus Beckmann am Lehrstuhl für Corporate Sustainability Management an der Universität Erlangen-Nürnberg. Herr Professor Beckmann, wie definiert man Social Entrepreneurship? Kurz gesagt, heißt Social Entrepreneurship: für die Gesellschaft unternehmen. Der erste Begriffsteil, nämlich das „social“, drückt aus, dass die primäre Motivation für diese Art von wirtschaftlichem Handeln darin liegt, ein gesellschaftliches Problem zu lösen oder Missstände zu verbessern. Es geht in erster Linie also nicht ums Geld, sondern um eine gute Sache. Der zweite Teil des Wortes Sozialunternehmer stellt auf das Unternehmerische ab. Hier geht es darum, wie man ein gesellschaftliches Anliegen verfolgt – nämlich unternehmerisch: also, indem man neue Ideen entwickelt, diese pragmatisch selbst umsetzt, dafür vielleicht eine neue Organisation gründet und die nötigen Ressourcen organisiert. Was ist der Unterschied zwischen Sozialunternehmern, Social Business und Corporate Social Responsibility? In allen drei Begriffen taucht mit dem Wort „social“ die gesellschaftliche Dimension auf. Der Fokus ist aber etwas anders. Bei 02.2015 N-Kompass Magazin Corporate Social Responsibility geht es um klassische gewinnorientierte Unternehmen, die sich der Frage gegenübersehen, wie sie das Ziel der Gewinnerzielung gesellschaftlich verantwortlich erreichen. Das Ziel bleibt wirtschaftlicher Erfolg, aber auf dem Weg dorthin wird beispielsweise auf die Arbeitsbedingungen in den Fabriken oder die Umweltauswirkungen der Unternehmung geschaut. Bei Social Business und Social Entrepreneurship ist das Ziel hingegen nicht der Gewinn, sondern die Lösung eines gesellschaftlichen Problems. Ein Social Business versucht dabei, alle dafür benötigten Ressourcen als „business“ zu erwirtschaften – also durch Markteinkommen. Damit kommt ein idealtypisches Social Business komplett ohne Spenden oder öffentliche Förderung aus. Social Entrepreneure hingegen sind pragmatischer und nutzen andere Ressourcen, wenn sie dadurch besser zum Ziel kommen. Im Mittelpunkt steht dann nicht eine bestimmte Rechts- oder Finanzierungsform, sondern der Fokus auf eine möglichst wirksame und nachhaltige Problemlösung. ◊ 31 N-Kompass intern Häufig gestellte Fragen zum N-Kompass Der N-Kompass unterstützt seit nunmehr einem Jahr mittelständische Unternehmen beim Aufbau ihres Nachhaltigkeitsprogramms. In dieser Zeit haben wir viele interessante Gespräche mit Nutzern geführt, die Fragen zum konkreten Leistungsumfang des N-Kompass hatten. Die am häufigsten gestellten Fragen und Antworten hat die N-Kompass-Redaktion für Sie im Folgenden zusammengestellt. Für wen bietet sich ein Einstieg über die kostenlose Basis-Analyse an? Die kostenlose Basis-Analyse des N-Kompass ist ein guter Einstieg für jeden, der seine eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten durch einen schnellen Selbsttest überprüfen möchte. Nach Beantwortung weniger Fragen zeigt Ihnen die Basis-Analyse erste Bereiche auf, in denen Ihr Unternehmen einen Handlungsbedarf haben könnte. Eine finale, priorisierte Handlungsempfehlung ermitteln Sie in einem zweiten Schritt mithilfe der detaillierteren Unternehmensanalyse, bei der Ihre Antworten aus der BasisAnalyse berücksichtigt werden. Muss ich bei der Detail-Analyse alle Bereiche bearbeiten, bevor ich erste Ergebnisse erhalte? N-Kompass auf ausgewählte Bereiche konzentrieren. So erhalten Sie bereits nach wenigen Fragen eine erste Auswertung und erfahren, wo Sie mit Ihrem Unternehmen in den jeweiligen Handlungsfeldern stehen. Unterstützt der N-Kompass nur bestimmte Branchen oder Unternehmensgrößen? Der N-Kompass funktioniert branchenübergreifend, egal ob für Dienstleister oder produzierende Unternehmen. Er richtet sich dabei an mittelständische Unternehmen – unabhängig von der konkreten Mitarbeiter- oder Umsatzstärke. Durch Ihre Branchenangaben zu Beginn der Analyse stellen Sie sicher, dass im Fragebogen die hinterlegten Branchenfaktoren entsprechend berücksichtigt werden. Wenn Sie zunächst nur einzelne Ergebnisse zu bestimmten Handlungsfeldern interessieren, können Sie sich mit dem N-Kompass Magazin 02.2015 Fotos: Fotolia | bahrialtay 32 N-Kompass intern Kann ich mit dem N-Kompass einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen? Mit dem N-Kompass können Unternehmen die gesamte Vorarbeit für die Berichterstellung leisten, zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch noch keinen Bericht erzeugen. Nutzer profitieren dennoch von einer Vielzahl von Kennzahlenvorschlägen. Anerkannte Standards (z.B. GRI G4) werden dabei berücksichtigt, auch wenn der N-Kompass grundsätzlich standardneutral ist. Unser Unternehmen arbeitet bereits seit 20 Jahren nachhaltig. Brauchen wir trotzdem einen N-Kompass? Mit dem N-Kompass können Sie Ihre Nachhaltigkeitsleistungen und sogar Ihr etabliertes Nachhaltigkeitsmanagement zeiteffizient überprüfen. Darüber hinaus bietet der N-Kompass mit seinen umfangreichen Fachinformationen einen ständig aktualisierten Ideenpool, der auch Unternehmen, die schon weit vorangeschritten sind, spannende Impulse liefert. Und auch Mitarbeiter lassen sich durch die vielen Themendossiers und Praxistipps des N-Kompass systematisch für das Thema Nachhaltigkeit begeistern und damit inhaltlich in die Nachhaltigkeitsstrategie einbeziehen. Wer hilft mir, wenn ich bei der Unternehmensanalyse oder der Umsetzung bestimmter Maßnahmen Unterstützung brauche? Bei allen klassischen Anwendungsfragen rund um den N-Kompass hilft Ihnen das N-Kompass-Team mit einer kostenlosen Hotline jederzeit weiter. Soweit Sie eine fachliche Beratung oder eine Begleitung bei der Umsetzung einzelner Maßnahmen oder einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie wünschen, vermitteln wir Ihnen gerne Experten und qualifizierte Nachhaltigkeits-Berater aus unserem N-Kompass-Beraternetzwerk. Wie umfassend sind eigentlich die enthaltenen Dossiers und Umsetzungshilfen? Brauche ich darüber hinaus noch weitere Arbeitsmittel? In der aktuellen N-Kompass-Datenbank finden Sie mehr als 80 Dossiers u.a. auch Fallstudien zu allen relevanten Maßnahmen und zentralen Nachhaltigkeitsthemen. Über 40 Autoren sorgen für die nötige Praxisnähe und eine gleichbleibend hohe Qualität und Aktualität der Inhalte. Damit finden Sie alle erforderlichen Informationen zentral an einem Ort und von überall erreichbar.◊ Kann man sich den N-Kompass auch persönlich präsentieren lassen? N-Kompass – Nachhaltig Wirtschaften im Mittelstand Ja. Seit Anfang des Jahres gibt es kostenlose Einführungs-Webinare, um den N-Kompass bequem von jedem beliebigen PC aus kennenzulernen. In einer individuellen Sitzung zeigen Ihnen Experten aus dem N-Kompass-Team die wichtigsten Funktionen und beantworten Ihre unternehmensspezifischen Fragen. Auf Wunsch sind auch persönliche Präsentationstermine in Ihrem Unternehmen möglich. Sprechen Sie uns gerne an. Der N-Kompass zeigt Unternehmen mithilfe einer umfassenden Online-Analyse den aktuellen Status Quo Ihres Nachhaltigkeitsmanagements in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Zu allen Handlungsfeldern schlägt der N-Kompass sinnvolle Maßnahmen vor und bietet praxistaugliche Dossiers und spannende Fallstudien zur Vertiefung an. Zahlreiche Arbeitshilfen, Checklisten und Kennzahlen helfen dem Unternehmer bei der praktischen Umsetzung. ÿ www.n-kompass.de Sie haben Fragen oder Anregungen zum N-Kompass? Dann kontaktieren Sie uns: [email protected] · 02323-141 900 02.2015 N-Kompass Magazin 33 Schlusspunkt TIPP Erstmalig bis zum 5. Dezember 2015 und danach alle vier Jahre verpflichtet das Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) mit seiner Novelle Unternehmen, die nicht unter die KMU-Definition der EU fallen, ein Energieaudit durchzuführen. Foto: istock | valigurski 34 Wer ist betroffen? Was wird gefordert? Das geänderte EDL-Gesetz, das voraussichtlich Ende April in Kraft tritt, verpflichtet Unternehmen, die mind. 250 Mitarbeiter (JAE) beschäftigen, deren Jahresumsatz 50 Mio. Euro oder deren Jahresbilanzsumme 43 Mio. Euro übersteigt, zu einem Energieaudit. Dabei gelten die Verpflichtungen unabhängig von Rechtsnorm und Branche. In Deutschland werden demzufolge ca. 50.000 Unternehmen gezählt, die ein Energieaudit durchführen müssen. Ausgenommen von der Pflicht sind Betriebe, die bis Ende 2016 nachweisen können, dass sie zwischen dem 04.12.2012 und dem 05.12.2015 ein Managementsystem nach ISO 50001 oder EMAS eingerichtet haben. Eine Nichteinhaltung wird als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro sanktioniert. ◊ Ein Energieaudit – gemäß der vom Bundesrat Anfang März zugestimmten Gesetzes-Novelle – muss internationalen Normen, wie der DIN EN 16247-1, entsprechen und mind. 90 % des Gesamtenergieverbrauchs erfassen, damit Rückschlüsse auf die Gesamtenergieeffizienz eines Unternehmens möglich sind. Zudem muss das Audit von einem nach DIN EN 16247-1 qualifizierten Energieauditoren durchgeführt werden. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das mit der nationalen Umsetzung der EU-EnergieeffizenzRichtlinie u.a. durch die Auditpflicht beauftragt ist, wird weitere Konkretisierungen, vor allem hinsichtlich des sogenannten Multi-Site-Verfahrens zur StandortClusterung, in Merkblättern veröffentlichen. ◊ ÿ www.bafa.de/bafa/de/energie/energie_audit Impressum N-Kompass Magazin Nachhaltig wirtschaften im Mittelstand Erscheinungsweise: Sie erhalten das Magazin 4-mal im Jahr kostenlos im Rahmen des Abonnements N-Kompass NWB Verlag GmbH & Co. KG AG Bochum HRA 5124 Geschäftsführer Dr. Ludger Kleyboldt Eschstraße 22 44629 Herne Fon 02323.141-900 Fax 02323.141-123 Internet: www.nwb.de Bankverbindung: GLS Gemeinschaftsbank e.G. IBAN: DE65 4306 0967 4082 3335 00 BIC: GENODEM1GLS Redaktion: Dipl.-Kffr. (FH) Yvonne Buckesfeld (verantwortlich) Marie-Lucie Linde, M.A. RWTH Dipl.-Phys. Till Mansmann E-Mail: [email protected] Verantwortlich für Anzeigen: Andreas Reimann E-Mail: [email protected] Druck: Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co. KG, Hamm Empfohlene Zitierweise: N-Kompass 1/2015, S. 16 Einzelbezugspreis: € 7,90 (D) Manuskripte: Annahme nur von Originalaufsätzen, die ausschließlich dem Verlag zur Alleinverwertung in allen Medien (einschließlich Datenbanken und Online-Nutzung) angeboten werden. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages unzulässig. Produktion: Für das N-Kompass Magazin verwenden wir die Druckfarben Novabord C 990 PROTECT BIO (mineralölfrei, Bindemittel ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen). Der eingesetzte Dispersionslack entspricht den Vorgaben der Spielzeugnorm EN71-3 (Sicherheit von Spielzeug). Das N-Kompass Magazin wird klimaneutral gedruckt auf Circlesilk Premium white, einem Recyclingpapier aus 100 % Altpapier, das FSC® zertifiziert und mit dem EU Eco Label ausgezeichnet ist. N-Kompass Magazin 02.2015 uerfach-Scout te S B W N l. k in t Jetz -Tool Das neue Online e! erfachangestellt speziell für Steu Mit NWB Steuer- und Wirtschaftsrecht sind Steuerberater und Fachangestellte auf die unterschiedlichsten Situationen im Kanzleialltag vorbereitet! en 4 Woch s lo kosten testen! Jetzt kostenlos testen unter: www.nwb.de/go/nwb Phantastische Vielfalt: ein k R S C Ohne ftserfolg? ä Gesch rger ü B m Waru en“ sind g „dage cial o S : nds y e g r e T t e a tr ur CSR-S tion & Fut a Innov ultur K : R nd H hlen? u R S C nza n e K oder iten e w t l we r e d n CSR i Lieferkette Textil Veranstalter: dokeo GmbH Löffelstraße 40 70597 Stuttgart Tel.: 0711 633 9698-0 E-Mail: [email protected] Mitveranstalter: 11. Internationales Forum für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit 20. bis 21. April 2015 Ludwigsburg bei Stuttgart Information und Anmeldung unter www.csrforum.eu
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