Musterlösung

Klausur Algebra und Zahlentheorie“
”
WS 2014/2015, Mittwoch, den 08.04.2015
A. Schmitt, A. Mu˜
noz
L¨
osungsvorschl¨
age und Punkteverteilung
Aufgabe 1 (20 Punkte).
Bestimmen Sie alle ganzen Zahlen x, die folgendes System von Kongruenzen l¨osen:
2x ≡ 1 mod 3,
3x ≡ −1
mod 10,
5x ≡ 3 mod 7.
Hinweis.
Formen Sie die Kongruenzen so um, dass Sie den chinesischen Restsatz anwenden
k¨onnen.
F¨ur die richtige L¨osungsmenge gibt es (nur) 3 Punkte. Ihr Rechenweg muss erkennbar
und nachvollziehbar sein.
L¨
osung.
Es gilt
2·2 ≡ 1
mod 3,
7 · 3 ≡ 1 mod 10,
3·5 ≡ 1
mod 7.
2 Punkte.
Deshalb multiplizieren wir die erste Kongruenz mit 2, die zweite mit 7 und die dritte
mit 3. Es ergibt sich
x ≡
2
mod 3,
x ≡ −7 ≡ 3
mod 10,
x ≡
9 ≡ 2
mod 7.
3 Punkte.
Wir finden
ggT(3, 10) = 1 = (−3) · 3 + 1 · 10.
2 Punkte.
Nach dem chinesischen Restsatz (Skript, Satz I.6.14) kann man die ersten beiden Kongruenzen zu der Kongruenz
x ≡ 2 − (2 − 3) · (−3) · 3 = −7 ≡ 23 mod 30
zusammenfassen.
4 Punkte.
Damit sind die beiden Kongruenzen
x ≡ 23
x ≡ 9 ≡ 2
mod 30,
mod 7
zu l¨osen. Hier haben wir
ggT(30, 7) = 1 = (−3) · 30 + 13 · 7.
2 Punkte.
Damit bleibt die Kongruenz
x ≡ 23 − (23 − 2) · (−3) · 30 = 1913 ≡ 23 mod 210.
4 Punkte.
Die L¨ounsgmenge ist somit
3 Punkte.
L = 23 + k · 210 | k ∈ Z }.
Aufgabe 2 (15 Punkte).
Es sei S6 die symmetrische Gruppe der bijektiven Selbstabbildungen der Menge { 1, 2, 3, 4, 5, 6 }.
Geben Sie f¨ur jede Konjugationsklasse in S6 genau einen Repr¨asentanten an.
Hinweise.
Konjugationsklassen, die mehrmals aufgelistet werden oder f¨ur die mehr als ein Repr¨asentant angegeben wird, werden nicht gewertet.
Sie m¨ussen begr¨unden, warum Ihre Liste vollst¨andig ist.
1 2 3 4 5 6
,
Zul¨assige Notationen f¨ur Permutationen sind die Listenschreibweise“, z.B.
”
2 1 4 5 6 3
oder die Zykelschreibweise, z.B. (1 2)(3 4 5 6).
L¨
osung.
Wir benutzen die Klassifikation der Konjugationsklassen durch den Zykeltyp (Skript,
Satz II.6.27). Wir m¨ussen daher die m¨oglichen Zykeltypen angeben und f¨ur jeden Zykeltyp eine Permutation des gegebenen Zykeltyps. (Dazu benutzt man am besten die
Zykelschreibweise.)
4 Punkte.
Zykeltyp Repr¨asentant
(−)
id
(1 2)
(2)
(1 2 3)
(3)
(4)
(1 2 3 4)
(5)
(1 2 3 4 5)
.
(6)
(1 2 3 4 5 6)
(2, 2)
(1 2)(3 4)
(1 2)(3 4 5)
(2, 3)
(2, 4)
(1 2)(3 4 5 6)
(3, 3)
(1 2 3)(4 5 6)
(2, 2, 2) (1 2)(3 4)(5 6)
Fur
¨ jede Konjugationsklasse gibt es einen Punkt.
Aufgabe 3 (20 Punkte).
Es seien G eine Gruppe und N ⊳ G ein Normalteiler von G. Wir nehmen an, dass
Elemente a, b ∈ G existieren, so dass1
[a] = G/N und hbi = N.
Beweisen Sie, dass es f¨ur jedes Gruppenelement g ∈ G ganze Zahlen k, l mit
g = ak · bl
gibt.
L¨
osung.
Es sei g ∈ G. Nach Voraussetzung existiert eine ganze Zahl k mit
[g] = [a]k = [ak ].
4+5 Punkte.
Aus der Gleichung
[g] = [ak ]
folgt die Existenz eines Elements n ∈ N mit
g = ak · n.
5 Punkte.
Auf Grund der Voraussetzung existiert eine ganze Zahl l, so dass
n = bl .
4 Punkte.
Zusammengenommen folgt
g = ak · bl .
2 Punkte.
Aufgabe 4 (3+3+15+4 Punkte).
Das Quadrat in R2 mit achsenparallelen Kanten der L¨ange drei und Mittelpunkt 0 wird
in neun Quadrate der Kantenl¨ange eins unterteilt:
.
1 F¨
ur
h ∈ G steht [h] f¨ur die Nebenklasse h · N ∈ G/N.
(1)
Die Menge der auftretenden Ecken ist also
n
E :=
(−1.5, 1.5), (−0.5, 1.5), (0.5, 1.5), (1.5, 1.5),
(−1.5, 0.5), (−0.5, 0.5), (0.5, 0.5), (1.5, 0.5),
(−1.5, −0.5), (−0.5, −0.5), (0.5, −0.5), (1.5, −0.5),
o
(−1.5, −1.5), (−0.5, −1.5), (0.5, −1.5), (1.5, −1.5) .
a) Wieviele M¨oglichkeiten gibt es, die neun K¨astchen in (1) mit den Symbolen × und
◦ zu beschriften, so dass × f¨unfmal auftritt und ◦ viermal?
Beispiel:
× × ◦
× ◦ ◦ .
◦ × ×
Hinweis. F¨ur das richtige Ergebnis gibt es einen Punkt.
b) Bestimmen Sie die Untergruppe G von O(2), die aus den Elementen besteht, die die
Menge E auf sich selbst abbilden.
Dies ist die Symmetriegruppe des Felds in (1).
c) Zwei Beschriftungen der K¨astchen in (1) werden als wesentlich verschieden angesehen, wenn es kein Element der Gruppe G gibt, das die eine Beschriftung in die andere
u¨ berf¨uhrt.
Bestimmen Sie die Anzahl der wesentlich verschiedenen Beschriftungen.
Gehen Sie dabei folgendermaßen vor:
• F¨ur g ∈ G sei Fix(g) die Menge der Beschriftungen von (1) mit f¨unf × und vier
◦, die invariant unter g sind. Berechnen Sie f¨ur jedes Element g ∈ G die Anzahl
der Elemente in Fix(g).
• Verwenden Sie die Formel f¨ur die Anzahl der Bahnen aus der Vorlesung, um die
Aufgabe zu l¨osen.
Wichtig. Es ist ein vollst¨andiger L¨osungsweg anzugeben. Die Anzahl muss als Dezimalzahl angegeben werden. F¨ur die richtige Anzahl gibt es nur einen Punkt.
d) Es sei
\
Fix(G) :=
Fix(g)
g∈G
die Menge der Beschriftungen, die unter allen Elementen der Symmetriegruppe invariant sind. Geben Sie alle Elemente von Fix(G) an.
L¨
osung.
a) Es gen¨ugt, die vier K¨astchen auszuw¨ahlen, die mit dem Symbol ◦ markiert werden.
F¨ur die Auswahl einer vierelementigen Teilmenge einer neunelementigen Mengen bestehen
9·8·7·6
9
=
= 126
4
4·3·2·1
M¨oglichkeiten.
b) Da die Elemente der Gruppe O(2) den euklidischen Abstand erhalten, bildet jedes
Element von G auch die Menge E ′ := { (−1.5, 1.5), (1.5, 1.5), (−1.5, −1.5), (1.5, −1.5) }
auf sich ab. Folglich ist G eine Untergruppe der Diedergruppe D4 , der Symmetriegruppe des Quadrats. Die Elemente von D4 sind die Identit¨at, die Drehung r1 um π /2
(= 90◦ ), die Drehung r2 um π (= 180◦ ), die Drehung r3 um (3/2)π (= 270◦ ), die Spiegelung s1 an der x-Achse, die Spiegelung s2 and der y-Achse, die Spiegelung s3 an der
Geraden durch (0, 0) und (1, 1) und die Spiegelung s4 an der Geraden durch (0, 0) und
(−1, 1). Jedes dieser Elemente bildet E auf sich ab, so dass G = D4 gilt.
c) Es gilt #Fix(id) = 126,
1 Punkt.
Eine Beschriftung ist genau dann unter der Drehung r1 invariant, wenn es Elemente
a, b, c ∈ { ×, ◦ } gibt, so dass die Beschriftung die Gestalt
a b a
b c b
a b a
hat. Da ferner f¨unfmal das Symbol × vorkommen muss, folgt c = ×. Wir erkennen
nun #Fix(r1 ) = 2.
2 Punkte.
Dasselbe Ergebnis ergibt sich f¨ur r3 .
1 Punkt.
Eine Beschriftung ist genau dann unter der Drehung r2 invariant, wenn es Elemente
a, b, c, d, e ∈ { ×, ◦ } gibt, so dass die Beschriftung die Gestalt
a b c
d e d
c b a
hat. Da ferner f¨unfmal das Symbol × vorkommen muss, folgt e = ×. Unter den Sym
bolen a, b, c, d muss zweimal × und zweimal ◦ vorkommen. Es folgt #Fix(r2 ) = 42 =
(4 · 3)/(2 · 1) = 6.
2 Punkte.
Eine Beschriftung ist genau dann unter der Spiegelung s1 invariant, wenn es Elemente
a, b, c, d, e, f ∈ { ×, ◦ } gibt, so dass die Beschriftung die Gestalt
a b c
d e f
a b c
hat. Das Symbol × muss f¨unfmal vorkommen. Es gibt zwei F¨alle:
• Das Symbol × kommt in { a, b, c } einmal vor. Dann folgt d = e = f = ×. Hier
existieren 3 M¨oglichkeiten.
• Das Symbol × kommt in { a, b, c } zweimal vor. Dann kommt es in { e, f , g }
einmal vor. Hier existieren 3 · 3 = 9 M¨oglichkeiten.
Wir schließen #Fix(s1 ) = 12.
3 Punkte.
Eine analoge Diskussion zeigt #Fix(s2 ) = 12.
1 Punkt.
Eine Beschriftung ist genau dann unter der Spiegelung s3 invariant, wenn es Elemente
a, b, c, d, e, f ∈ { ×, ◦ } gibt, so dass die Beschriftung die Gestalt
b c f
a e c
d a b
hat. Wir zuvor sieht man #Fix(s3 ) = 12. Ebenso zeigt man #Fix(s4 ) = 12.
1 Punkt.
Nach Satz II.7.11 aus dem Skript ist die gesuchte Anzahl
1
1
· ∑ #Fix(g) = · 126 + 2 · 2 + 6 + 4 · 12 = 23.
#G g∈G
8
d) Die obige Diskussion zeigt, dass nur die Beschriftungen
× ◦ ×
◦ × ◦
× ◦ ×
und
◦ × ◦
× × ×
◦ × ◦
invariant unter r1 sind. Sie sind auch invariant unter allen anderen Elementen von G
und bilden daher die Menge Fix(G).
4 Punkte.
Aufgabe 5 (20 Punkte).
k
Es sei k ≥ 1 eine nat¨urliche Zahl, so dass Fk = 22 + 1 eine Primzahl ist. Beweisen Sie
f¨ur das Legendre-Symbol
3
= −1.
Fk
L¨
osung.
Wegen k ≥ 1 gilt Fk ≡ 1 mod 4.
4 Punkte.
Daher ergibt das quadratische Reziprozit¨atsgesetz
3
Fk
.
=
Fk
3
6 Punkte.
Weiter gilt
k
k
Fk = 22 + 1 ≡ (−1)2 + 1 = 2
mod 3.
8 Punkte.
Es folgt
3
Fk
=
Fk
3
2
=
= −1.
3
Die letzte Rechnung f¨uhrt man z.B. von Hand oder mit Satz III.4.18 aus dem Skript
aus.
2 Punkte.