- Bayerische Landesausstellung 2015

VOLLES
PROGRAMM
SCHÖNE
STÜCKE
SCHWERES
GEPÄCK
Die Veranstaltungen im Rahmen
der Landesausstellung
Die Exponate der
Ausstellung im Fokus
Die Ausrüstung eines
Soldaten zur Zeit Napoleons
Ein Sonderdruck der Stadt Ingolstadt
in Zusammenarbeit mit
BAYERISCHE LANDESAUSSTELLUNG
NAPOLEON UND BAYERN 2015
Politik als Schachspiel:
Matt in fünf Zügen
Z
ur Bayerischen Landesausstellung 2015
„Napoleon und Bayern“ hat das Neuburger
Volkstheater mit Unterstützung des Kulturamts der
Stadt Ingolstadt eine spannende Inszenierung erarbeitet. Den Anstoß zu dem
Theaterstück „Europa
– matt in 5 Zügen“, das
Napoleons Siegeszug
auf die Bühne bringt,
gab
der
Verein
Schachförderung Ingolstadt e. V. Mit einem Ensemble von 22 Schauspielern
haben Regisseur Norbert
Heine und Autor Florian
Schmidt die Idee umgesetzt.
Tragende Rollen spielen
ein Junge und ein alter Mann,
der dem Jungen das „königliche Spiel“ beibringt. Der
Mann, gespielt von Werner
Rom (bekannt aus „Dahoam
is Dahoam“), unterrichtet ihn
nebenbei in wichtigen Lektionen des Lebens. Es treten
verschiedene Figuren aus
dem Leben Napoleons auf,
wie beispielsweise seine
Ehefrau Josephine. Auch das
strategische Denken des
französischen Kaisers, im
Schachspiel ebenso wie in
der Kriegsführung, spielt eine wesentliche Rolle: Spielfelder werden zu Ländern,
einzelne Spielfiguren
zu Armeen.
An sechs Terminen
können Schach- und
Theaterbegeisterte die
Aufführung im Kulturzentrum neun in Ingolstadt besuchen. Premiere ist
am 31. Mai, Tickets sind über
www.eventim.de erhältlich
sowie beim Donaukurier Ticketservice, in der Tourist
Information am Hauptbahnhof und beim Ticketservice im Westpark.
Termine:
31.05.2015, 04.06.2015,
05.06.2015, 21.06.2015,
01.08.2015, 02.08.2015
Lebendige Vergangenheit: Bei der Führung „Mon Dieu – der Franzos’ ist da“ können Besucher in die Atmosphäre Ingolstadts zur Zeit Napoleons eintauchen.
Foto: ITK
Mit Napoleon durch die Stadt
„Mon Dieu – der Franzos’ ist da“: Eine Führung in die Vergangenheit
G
Eine nicht alltägliche Koalition: Aus der Zusammenarbeit von
Verein Schachförderung, Neuburger Volkstheater und Kulturamt
Ingolstadt entstand ein Theaterstück über Napoleon. Foto: n©ppo
enau 200 Jahre
ist es her, dass
Napoleon fast
ganz Europa
durcheinanderwirbelte.
Das Schicksal Bayerns schien
besiegelt, doch der heutige
Freistaat ging gestärkt aus dieser Auseinandersetzung hervor und entwickelte sich fortan als eigenes Königreich zu
einem der modernsten Staaten Europas. Allerdings war der
Preis hoch: Krieg und Frieden,
Hoffnung und Angst – mit Napoleon marschierte Bayern
durch ganz Europa, bis an den
Abgrund. Auch in Ingolstadt
hat der Feldherr und Kaiser
Frankreichs seine Spuren hinterlassen, und das nicht nur
aufgrund der Schleifung der
Festung.
2015, angesichts der Bayerischen
Landesausstellung
„Napoleon und Bayern“ im
Neuen Schloss, zieht Napoleon erneut in Ingolstadt ein, im
Rahmen einer neuen Erlebnisführung mit dem Titel „Mon
Dieu – der Franzos’ ist da“.
Darsteller in historischen Gewändern entführen die Teilnehmer bei einem etwa zweistündigen Rundgang durch die
Historische Altstadt in die Zeit
vor 200 Jahren, als der große
Feldherr und Kaiser Napoleon
vor den Toren Ingolstadts
stand.
Pfarrer, Landrichter, Soldaten, Bürger, Gastwirte – sie alle
berichten über ihre Erfahrungen aus der damaligen Zeit, erzählen von Einquartierungen,
Schleifung der Festung sowie
den Auswirkungen des Anschlusses Bayerns an Frankreich in Bayern und speziell in
Ingolstadt.
Termine, Ort und Zeit unten unter
dem 03.05.15.
Preise: 9 Euro, Kinder bis 12 Jahre
sind frei. Tickets sind in den beiden
Tourist Informationen im Alten Rathaus und am Hauptbahnhof erhältlich; aufgrund der erwarteten hohen
Nachfrage wird um Voranmeldung unter 0841/305-3030 gebeten.
www.ingolstadt-tourismus.de
Unser Tipp: Ingolstadt im GeschenkKuvert: Für alle, die ein ganz besonderes Geschenk z.B. zum Muttertag
oder für Verwandte, Freunde und Bekannte suchen, gibt es den „Geschenkgutschein für eine Stadtführung“. Das beinhaltet eine zweistündige Stadtführung für maximal 25
Personen zum Preis von 70 Euro.
Gutscheine gibt es in beiden Touristinformationen im Alten Rathaus und
am Hauptbahnhof.
DAS RAHMENPROGRAMM ZUR BAYERISCHEN LANDESAUSSTELLUNG
Führungen, Rundgänge, Konzerte, Vorträge, Theateraufführungen, Ausstellungen
Ausführliche Informationen unter www.landesausstellung-ingolstadt.de
APRIL
n 22.04.2015
Programmkino: 20 Uhr, Audi Forum
Ingolstadt, „Napoleon“ (1955).
n 30.04.2015 - 31.10.2015
Stadtrundgang: Ingolstädter Innenstadt, interaktiver Rundgang mit
dem Smartphone: In der Stadt angebrachte QR-Codes bieten eine
Schnitzeljagd durch die Altstadt.
MAI
n 01.05.2015
Konzert: 20 Uhr, Kulturzentrum
neun Ingolstadt, Glasharmonika,
weitere Termine: 17.07. und 20.09.
(19:30 Uhr).
n 01.05.2015
Führung: 15:30 Uhr, Tourist-Information Eichstätt, Auf den Spuren
der Herzöge von Leuchtenberg, weiterer Termin: 13.06.
n 03.05.2015
Führung: 14 Uhr, Treffpunkt Kreuztor Ingolstadt, Erlebnisführung
„Mon Dieu – der Franzos’ ist da“,
weitere Termine: 24.05., 28.06.,
19.07., 27.09., 11.10., 25.10.
n 05.05.2015
Kurzführung: 12:30 Uhr, Dt. Medizinhist. Museum, Mittagsvisite zu
Themen der napoleonischen Zeit,
weitere Termine: 16.06., 07.07.,
11.08., 22.09., 06.10.
n 06.05.2015
Konzert: 18:30 Uhr, Kamerariat Ingolstadt, MittwochKlassik um ½
Sieben.
n 08.05.2015
Improvisationstheater: 19 Uhr,
Fasshalle Ingolstadt, g’scheiterhaufen: Napoleon – es kommt nicht
auf die Größe an!
n 09.05.2015
Basteln für Kinder: 10 Uhr, Schanzer Puppenspieler, Bürgerhaus
Neuburger Kasten, Ingolstadt, Napoleon als Schattenfigur
Führung: 14 Uhr, Eichstätt, Spazier-
gang mit Auguste Amalie, weitere
Termine: 11.07., 13.09., 10.10.
Vernissage: 19 Uhr, Kunst-Werk
im Klenzepark Ingolstadt, Napoleon und seine Zeit, Ausstellung
geöffnet bis 25.05.
n 12.05.2015
Führungen und Vorträge: 10 Uhr,
VHS Ingolstadt, 9. Tag der bayerischen Landesgeschichte: Bayern und Napoleon.
n 13.05.2015
Vortrag: 18:45 Uhr, Museum für
Konkrete Kunst Ingolstadt, Kunst
im Umbruch 1789-1815, weitere
Termine: 21.05., 28.05., 25.06.
n 15.05.2015 - 17.05.2015
Zinnfigurenausstellung: Fr. 14 bis
17 Uhr, Sa. 9 bis 17 Uhr, So. 9
bis 16 Uhr, Exerzierhaus im Klenzepark Ingolstadt.
n 17.05.2015
Vortrag: 17 Uhr, Stadtmuseum Ingolstadt,
Die
Familien
Beauharnais – Leuchtenberg – Romanowski in Bayern.
Stadtbücherei Ingolstadt, Sternwarte Ingolstadt-AAI e.V., „...und
die Sterne sahen zu!“ Die Schlacht
bei Eggmühl, weitere Termine:
02.07., 08.10.
n 23.05.2015
Konzert: 20 Uhr, Stadttheater Ingolstadt, Sonderkonzert Georgisches Kammerorchester Ingolstadt: Napoleon und Bayern.
n 26.05.2015 - 28.05.2015
Kinderprogramm: Je von 9 bis 12
Uhr, Stadtbücherei Ingolstadt,
Kaiser – Schlösser – Prunkgewänder mit den Pyrokraten.
n 27.05.2015
Vortrag: 14 Uhr, Bürgerhaus (Alte
Post) Ingolstadt, „90 Minuten um
Ingolstadt zu verstehen“, weitere
Termine: 10.06., 24.06., 08.07.,
22.07., 05.08., 02.09., 16.09.,
30.09., 14.10., 28.10.
n 31.05.2015
Theater: 19 Uhr, Kulturzentrum
neun Ingolstadt, Neuburger Volkstheater, Europa – matt in 5 Zügen, weitere Termine: 04.06.,
05.06. (20 Uhr), 21.06., 01.08.
(20 Uhr), 02.08.
JUNI
n 11.06.2015 - 13.06.2015
Tagung: VHS Ingolstadt, Der Große Frieden. Der Wiener Kongress.
n 13.06.2015 - 14.06.2015
Napoleon Bonaparte – das
Fest zur Landesausstellung:
jeweils ab 11 Uhr, Innenhof
Neues Schloss Ingolstadt.
Wappen v.Eugèn Beauharnais
n 20.05.2015
Konzert: 19 Uhr, Pfeifturmbläser,
Innenhof Neues Schloss Ingolstadt, Bläserserenade.
n 21.05.2015
Konzert/Lesung: 19:30 Uhr,
n 26.06.2015
Lesung: 20 Uhr, VHS Ingolstadt,
„Napoleons Potschamperl“.
n 28.06.2015
Konzert: 16 Uhr, Schönwetter: Innenhof Neues Schloss, Schlechtwetter: Exerzierhaus im Klenzepark Ingolstadt, Kleine Harmonie
„La Victoire est à nous“.
JULI
n 03.07.2015
Lesung: 19:30 Uhr, Stadtbücherei
Ingolstadt, Dr. Marcus Junkelmann, Napoleon und Bayern.
n 09.07.2015
Vortrag: 19 Uhr, Dt. Medizinhist.
Museum, Auf neuen Wegen: Medizin zur Zeit Napoleons, weitere
Termine: 22.07., 19.08., 02.09.,
07.10.
n 10.07.2015 - August 2015
Ausstellung: 10 bis 18 Uhr, Zeughaus, Neues Schloss Ingolstadt,
BBK Obb. Nord u. Ingolstadt e.V.,
„Das Napoleonprojekt“.
n 11.07.2015
Lesung mit Musik: 20 Uhr, Latourdenkmal Oberhausen (bei
Neuburg/Donau), 215 Jahre Krieg
und Frieden (Ausweichtermin
18.07.).
n 12.07.2015
Konzert: 11 Uhr, Schönwetter: Innenhof Neues Schloss, Schlechtwetter: Exerzierhaus im Klenzepark Ingolstadt, 3BA Concert Band
– Bayer. Brass Band Akademie.
n 18.07.2015
Chansonabend: 19:30 Uhr, VHS
Ingolstadt, Etienne Lechat u. Tom
Gratza, „Zwischen Revolution und
Restauration“.
n 19.07.2015
Vortrag/Tanz: 11 Uhr, Stadtmuseum Ingolstadt, Heike Fischers
Tanz-Zirkus, „Die Entstehung des
Spitzentanzes um 1800“.
AUGUST
n 01.08.2015 - 02.08.2015
Tagung: Stadtmuseum Ingolstadt, Musik in Bayern zur Zeit Napoleons.
n 02.08.2015
Konzert: 12 Uhr, Asamkirche Maria de Victoria, Orgelmatinee: Eine Messe für Napoleon.
n ab 06.08.2015
Freilichtkino: Turm Baur Ingolstadt,
17.08.: „Lines Of „Wellington“
(2012), 31.08.: „Krieg und Frieden“ (1956).
n 22.08.2015
Fahnenübergabe: 11 Uhr, Innenhof Neues Schloss Ingolstadt, Gemeinde Jochberg, Oppacher
Schützenkompanie
SEPTEMBER
n ab September 2015
Stadtführung: Vohburg an der Donau, Napoleon in Vohburg.
n 22.09.2015
Vortrag: 19:30 Uhr, Stadtbücherei Ingolstadt, Napoleon – zwischen Venus und Mars, weitere
Termine: 23.09., 05.10., 15.10.
n 26.09.2015
Kabarett: 20 Uhr, Kulturzentrum
neun
Ingolstadt,
Sebastian
Schnoy: „Von Napoleon lernen,
wie man sich vorm Abwasch
drückt.“
n 27.09.2015
Schach: 14 Uhr, Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt, Schachsimultan mit Schachgroßmeister
Michael Prusikin und mehreren
Herausforderern.
OKTOBER
n 10.10.2015
Chorkonzert: 19:30 Uhr, Kulturzentrum neun Ingolstadt, Renner
Ensemble, „Krieg und Frieden“.
n 11.10.2015
Konzert: 18:30 Uhr, Kamerariat
Ingolstadt, MittwochKlassik um ½
Sieben.
n 12.10.2015
Theater: 10 Uhr, Termine: 19.10.,
26.10. im Altstadttheater Ingolstadt, papp&klapp THEATER Neuburg, „Der Zauberlehrling“, Abendvorstellungen, 20 Uhr: 13.10.,
20.10.
Dark Room Theater
n 16.10.2015
Theater: 19 Uhr, 20 Uhr, 21 Uhr,
22 Uhr, Kunst-Werk im Klenzepark
Ingolstadt, – Das improvisierte Dark
Room Theater, „Napoleons dunkle
Seite!“.
n 23.10.2015
Foto- & Filmshow auf Großleinwand: 20 Uhr, Kulturzentrum neun
Ingolstadt, Korsika: Wilde Berge –
Weites Meer.
n 24.10.2015
Lesung: 19 Uhr, Stadtbücherei Ingolstadt, Dr. Joachim Helbig: „Das
Schwarze Kabinett. Ein postgeschichtlicher Kriminalroman“.
n 25.10.2015
Spielenachmittag: 14 bis 17 Uhr,
Stadtmuseum Ingolstadt, Spieleclub Ali-Baba e.V.
IMPRESSUM
Der Sonderdruck „Napoleon und Bayern“
liegt dem DONAUKURIER und seinen
Heimatzeitungen Nr. 78, Sa., 4. April 2015, bei.
Produktion und Gestaltung:
Stadt Ingolstadt,
Rathausplatz 4, 85049 Ingolstadt
in Zusammenarbeit mit der
DONAUKURIER Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG,
Stauffenbergstraße 2a, 85051 Ingolstadt.
Redaktion: Angelika Willner, Markus Schwarz
Fotos: Stadt Ingolstadt, Haus d. Bay. Geschichte
Grafik: Stefan Reibel; Druck: DONAUKURIER
BAYERISCHE LANDESAUSSTELLUNG
NAPOLEON UND BAYERN 2015
Ein erster Blick auf die Bayerische Landesausstellung 2015: Exponate wie das Blechbuch des bayerischen Soldaten Jakob Wimmer (links) erzählen vom Schrecken der napoleonischen Zeit. Eine Inszenierung
der „Garde du Corps“ (Mitte, hier noch ein Konzept) wird zeigen, wie weit Schein und Wirklichkeit bei der bayerischen Armee auseinander lagen. Mit einem Lossack und hölzernen Loskugeln (rechts) wurde ausgelost, wer zur Armee musste und wer nicht.
Fotos: Bay. Landesa. f. Denkmalpfl., Jens Wagner / Thöner von Wolffersdorff GbR, Augsburg / www.kickner.de
Glanz und Elend, Modernität und Tod
Die Bayerische Landesausstellung 2015 in Ingolstadt über „Napoleon und Bayern“ und die Zeit vor 200 Jahren
I
m Jahr 2015 veranstalten das Haus der Bayerischen Geschichte,
das Bayerische Armeemuseum und die
Stadt Ingolstadt gemeinsam die Bayerische Landesausstellung „Napoleon und
Bayern“. Schauplatz ist die ehemals von Napoleon geschleifte
und vom bayerischen König
Ludwig I. wieder aufgebaute
einstige Landesfestung Ingolstadt, heute Heimstatt des Bayerischen Armeemuseums.
2015 jährt sich die Niederlage Napoleons bei Waterloo, seine endgültige Abdankung und
Verbannung nach St. Helena,
zum 200. Mal. Damit ist das Ende einer mehr als 20 Jahre währenden Kriegsperiode in Europa eingeläutet und im Wiener
Kongress
verhandeln
die
Mächte eine neue Friedensordnung. Bayern stand in dieser Zeit erst auf der Seite der
Gegner Napoleons, dann war es
sein Verbündeter und schließlich schwenkte es gerade noch
rechtzeitig wieder auf die Seite
der Gewinner. Mehr als einmal
stand das Land auf dem Spiel.
So ist es nicht verwunderlich,
dass man in Bayern bis heute
diese Epoche mit gemischten
Gefühlen betrachtet.
Es wird also Zeit, die Geschichte von „Napoleon und
Bayern“, von Krieg und Frieden
einmal aus bayerischer Sicht zu
erzählen. Einerseits brachte
Napoleon Glanz, Ruhm und
Modernität: die Königskrone,
ein vergrößertes und zusammenhängendes
Territorium
und die erste liberale und fortschrittliche Verfassung sind
Zeugen des Bündnisses. Andererseits brachten die ständigen
Kriegszüge Tod und Verderben
nach Bayern, bayerische Soldaten starben im Ausland. Der
Tod von 30 000 bayerischen
Soldaten 1812 in Russland ist
bis heute im Gedächtnis der
Menschen geblieben.
Die Besucher der Ausstellung
können dieses mehr als aufre-
gende Vierteljahrhundert bayerischer Geschichte erleben.
350 originale Objekte, kostbare
und
persönliche
Stücke,
prunkvolle und anrührende
Dinge aus den Beständen des
Bayerischen Armeemuseums,
aus österreichischen, russischen und französischen Museen sowie aus Privatbesitz,
mediale Inszenierungen und
Mitmachelemente, zeigen die
Entscheidungen der großen
Politik und erzählen von den
Menschen, die als Politiker, als
Soldaten, als einfache Frauen
und Männer, diese Zeit gestalteten, erlebten und oft genug
auch erlitten. Biografien und
persönliche Erinnerungsstücke
sind wesentliche Elemente der
Schau. Das Gestalterbüro Thöner von Wolffersdorf inszeniert
mit beeindruckender Ausstellungsarchitektur und Medieneinsatz. So kann die Garde du
Corps, die militärische bayerische Eliteeinheit, mit Ross und
Reiter bestaunt werden. „Anfassen und anziehen erlaubt“
heißt es bei der Ankleidestation
mit Mantel, Helm, Tornister
und weiterer Soldatenausstattung: Hier erfahren die Besucher hautnah von den Beschwernissen eines Infanteristenlebens.
Die Ausstellung nimmt die
Besucher mit auf eine Reise von
den Anfängen des Königreichs
Bayern bis zum Mythos Napoleon. Der französische Kaiser
blieb präsent: Bis heute finden
wir zahlreiche Spuren der napoleonischen Zeit in Bayern,
und im Rahmen der Bayerischen Landesausstellung sammeln wir diese Erinnerungsorte. Vielleicht kennen auch Sie
Gedenkstellen, Wegtafeln oder
Grabmäler? Schicken Sie Ihre
Angaben mit Foto an [email protected], Stichwort
„Napoleon entdecken“. So entsteht eine bayernweite Karte
unter www.hdbg.de/napoleon
und in der kostenlosen App
(Download im App-Store für
iOS und Android).
Eine Ikone: Napoleons Hut gilt auch heute noch als Kennzeichen für
den Franzosenkaiser. Ein Exemplar ist auch in Ingolstadt zu sehen.
Foto: © bpk / RMN - Grand Palais / Paris, Musée de l'Armée / Christophe Chavan
Schlaglichter
der Ausstellung
D
Die Hochzeit von Eugène de Beauharnais mit Prinzessin Auguste Amelie von Bayern am 13. Januar 1806. Sie war Voraussetzung für die Verleihung der Königswürde an die Wittelsbacher.
Foto: bpk / RMN / Gérard Blot / Jean Schormans
Traumhochzeit mit
bayerischer Prinzessin
N
apoleon brachte den
Bayern die Königskrone – doch sie
hatte einen Preis. Der Kaiser
der Franzosen und neuer
Bündnispartner
Bayerns
verlangte für die Verleihung
der Königswürde an Bayern
die Hand der Königstochter.
Hochzeiten wurden zu dieser Zeit nicht aus Liebe, sondern
aus
dynastischen
Gründen eingegangen. Tatsächlich endete die Geschichte in einer glücklichen
Ehe zwischen der bayerischen Prinzessin Amalie Auguste, Tochter des bayerischen Königs Max I. Joseph,
und Eugène de Beauharnais,
Adoptivsohn Napoleons und
Vizekönig von Italien. Von
Napoleon trennte sich Bayern bald wieder, die Königswürde behielt man bis 1918.
Die überregionale Presse
berichtete über dieses spektakuläre Ereignis. Ein exaktes Bild der Ziviltrauung in
der Münchner Residenz hat
uns der Maler Francois-Guillaume
Ménageot
(1744–1816) überliefert. Es
hängt heute im Schloss Versailles. Napoleon hatte es in
Auftrag gegeben, um seinen
Triumph, die Einheirat in eine der ältesten Dynastien, zu
dokumentieren. Nun ist es als
Leihgabe im Rahmen der
Landesausstellung „Napoleon und Bayern“ in Ingolstadt zu sehen.
Ménageot war nicht anwesend, sondern ließ sich
Detailskizzen zu den Personen, Kostümen, dem Raum
und seiner Ausstattung von
dem bayerischen Maler Johann Georg Dillis (1759–
1841) schicken. Die grüne
Galerie in der Münchner Residenz, in der dieses große
Ereignis am 13. Januar 1806
stattfand, besteht heute noch
weitgehend unverändert.
Die Personen auf dem Bild
lassen sich identifizieren. Das
Brautpaar hält sich an den
Händen und steht vor den
Eltern, im Vordergrund Kaiser Napoleon und Kaiserin
Josephine, im Hintergrund
König Max I. Joseph und Königin Karoline. Dazu die Geschwister, die Minister und
der Hofstaat. Besonders ins
Auge fallen vier „Bürgerliche“ im Bildhintergrund, zu
erkennen an der bayerischen Tracht. Es sind Bürger
und Bauern aus der Aichacher Gegend, dem Stammland der Wittelsbacher.
Einer der geladenen Gäste
war der Brauer, Wirt und
Bürgermeister Lorenz Aloys
Gerhauser (1768–1837). Von
ihm hat sich im Stadtarchiv
Aichach ein Brief erhalten, in
dem er von seinem Abenteuer berichtet: Er selbst, der
Landrichter von Bauer sowie
der „Blasibauer“ und zwei
namentlich nicht genannte
Bauern aus Oberwittelsbach
machten sich auf nach München zur illustren Hofgesellschaft. Sie werden gestaunt haben über die Pracht,
die sich anlässlich der Hochzeit entfaltete. Dass sie dafür
– wenngleich indirekt – teuer bezahlen mussten, ahnten
sie wohl nicht. Gerhauser
musste im Lauf der Napoleonischen Kriege 1700 Offiziere, 11 800 Soldaten und
11 200 Pferde einquartieren.
Danach war er bankrott.
ie Landesaustellung „Napoleon
und Bayern“ wartet mit ebenso prägnanten
wie ungewöhnlichen Exponaten auf. So ist zum einen eines der wohl bekanntesten Napoleon-Accessoires zu sehen: der Hut
(unten links). Napoleon
trug den Hut auch außerhalb des Schlachtfeldes
nicht wie alle anderen Offiziere mit den Flügeln im
rechten Winkel zu den
Schultern, sondern um 90
Grad gedreht. Diesen Hut
soll Napoleon während des
Russlandfeldzuges im Jahr
1812 getragen haben.
Bei diesem verlustreichen Feldzug war auch der
bayerische Soldat Jakob
Wimmer dabei. Wie andere Soldaten schrieb er seine Erlebnisse in einem
Blechbuch auf (oben links
außen). Es erzählt in Worten und Bildern. Beson-
ders eindrücklich skizziert
Wimmer wie er einen Kavallerieangriff der Russen
im Oktober 1812 nur dadurch überlebt, dass er sich
unter einen Munitionswagen rettet, sich in einen
Mantel einwickelt und sein
Gesicht mit Blut verschmiert.
Wer in den Krieg ziehen
musste, darüber entschied
damals auch das Los. Der
in der Ausstellung zu sehende Lossack mit Loskugeln (oben rechts außen)
ist eines der raren Zeugnisse, die von der Rekrutierung der Soldaten erzählen. Die Einziehung der
Soldaten wurde in Bayern
seit 1804 modernisiert. Alle
Untertanen waren dienstverpflichtet – die Geburtsstunde der Wehrpflicht.
Allerdings entschied das
Los, wer von den tauglichen Untertanen wirklich
eingezogen wurde.
Das Neue Schloss in Ingolstadt ist ein 1417/18 begonnener Baukomplex, der schließlich in der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts zur spätgotischen Residenz ausgebaut wurde.
Foto: Stephan Pöhler, www.helibild.de
Der Ausstellungsort
D
as Neue Schloss
Ingolstadt:
hier
übernachtete der
Kaiser auf dem Feldzug
gegen die Österreicher
1809. Und hier traf er den
bayerischen Kronprinzen
Ludwig, der Napoleon zugleich bewunderte und
hasste.
Auf Napoleons Befehl
wurde die bayerische Landesfestung 1800/1801 geschleift, nur das Schloss
blieb stehen. Als König ließ
Ludwig I. die Festung neu
errichten. Sie zählt zu den
bedeutendsten Festungsanlagen Europas. Bis heute werden die Ingolstädter
als „Schanzer“ bezeichnet,
weil mehrere tausend Arbeiter Jahrzehnte an den
Festungsschanzen bauten.
Seit 1972 beherbergen
Neues Schloss und Festung das Bayerische Armeemuseum.
BAYERISCHE LANDESAUSSTELLUNG
NAPOLEON UND BAYERN 2015
Riesige Gewehre, unbequeme Uniformen
Der Alltag eines einfachen Infanteristen in der Zeit Napoleons: Ein Schauspieler führt die Ausrüstung vor
D
ie Zeit Napoleons
war für Bayern
eine Zeit der
Kriege. Beinahe
20 Jahre lang
führten Soldaten aus Bayern
Krieg; mit oder gegen die Franzosen. Dabei kamen Zehntausende von ihnen um, wurden
verwundet oder kehrten als
schlecht oder gar nicht versorgte Invaliden zurück. Auch
die enormen Menschenverluste sind die Bilanz dieses Zeitalters, das andererseits wie kein
späteres das moderne Bayern
formte. Aber was bedeutete es,
in dieser Zeit Soldat zu sein?
Wie wurde man Soldat
Die Schwelle zwischen Zivilund Soldatenleben war in der
damaligen Zeit schmal, denn
das Rekrutierungssystem sah
völlig anders als heute aus.
Bis 1804 hatte man für die Armee nach Bedarf im In- und
Ausland Söldner angeworben –
und das nicht immer freiwillig.
Wobei alles „Ausland“ war, was
vor 1803 bzw. 1806 noch nicht
zu Bayern gehörte: u.a. die
Reichsstädte (z.B. Regensburg)
oder die vielen geistlichen und
weltlichen Kleinstaaten (z.B.
Würzburg). Das änderte sich
1805 radikal: Das bayerische
Heer sollte künftig ganz aus
bayerischen Untertanen bestehen, die als „Staatsbürger“
zum Militärdienst verpflichtet
wurden. Um dies zu organisieren, hatte jedes Infanterieregiment einen von elf Rekrutierungsbezirken
(„Kanton“)
zugewiesen bekommen, aus
dem die Rekruten auswählt
wurden.
Dienstpflichtig waren damals
prinzipiell alle männlichen Untertanen zwischen 16 und 40
Jahren, wobei üblicherweise
nur die 18- bis 36-Jährigen herangezogen werden sollten, was
aber nur in ruhigen Friedenszeiten funktionierte. Wer eingezogen wurde, musste acht
Jahre Dienst tun (ab 1812 nur
noch sechs), wobei ein Kriegsjahr für zwei Friedensjahre gerechnet werden sollte. Ab 1812
konnte man auch einen Er-
satzmann, einen sogenannten
„Einsteher“, stellen, der an seiner Stelle den Wehrdienst ableistete. Das kostete eine Gebühr, die sich nur die Wohlhabenden leisten konnten. Die
Folge davon war aber auch, dass
faktisch fast nur die Armen,
mittellose Kleinbürger, Bauern
und Handwerker, in den Krieg
zogen. Anders als früher strich
man jetzt Sträflinge aus der Liste für Militärpflichtige, mit dem
Hinweis, sie seien unwürdig.
Damit sollte eine Aufwertung
der Armee erfolgen, denn zuvor hatte man oft Kriminelle in
die Armee abgeschoben.
Jetzt wurde auch festgelegt,
dass schriftlich festgehalten
werden musste, wenn jemand
körperlich ungeeignet war. Neben gesunden Gliedern und
vorhandenen Zähnen (wegen
des Abbeißens der Papierpatrone beim Laden des Gewehrs)
war auch bestimmt worden, wie
groß man sein musste, um eingezogen zu werden. Bei der Infanterie waren das 1812 nur 1,57
m, der Durchschnitt dürfte aber
bei höchstens 1,67 m gelegen
haben. Bei den anderen Waffengattungen musste man
schon größer sein: Artilleristen
hatten 1,78 m, Kavalleristen
zwischen 1,72 bis 1,81 m vorzuweisen. Wegen der im Vergleich zu heute aufgrund von
Ernährungsmängeln deutlich
geringeren Durchschnittsgröße
wurden nicht wenige dadurch
„ausgemustert“.
Ausrüstung eines
Fußsoldaten zur Zeit
Napoleons
Ein Infanterist hatte es zu
dieser Zeit schwer – buchstäblich, denn das Gewicht seiner
Kleidung, der Waffen und der
Ausrüstung betrug insgesamt 34
kg. Somit trug ein Mann damals in etwa die Hälfte seines
Körpergewichtes mit sich herum. Aber was gehörte zu dieser Zeit überhaupt zur Ausstattung eines Infanteristen? Ein
lederner Raupenhelm und eine
wollene Mütze, ein knapp geschnittener Uniformrock, Ho-
sen, Wollstrümpfe, Gamaschen
und Halbschuhe sowie ein
Mantel bildeten die Bekleidung. Ein Gewehr mit Bajonett,
Säbel, Patronentasche mit Papierpatronen, dazu ein Tornister, Feldflasche und Brotbeutel waren auf dem Marsch
zu tragen.
Das Gewehr allein war mit 195
cm (bei aufgepflanztem Bajonett) größer als der Soldat selbst
und wog über 4 kg. Das Steinschlossgewehr (frz. fusil) gab
den gewöhnlichen Fußsoldaten
damals ihren Namen: Man bezeichnete sie als Füsiliere.
In der Landesausstellung wird
man die komplette Ausrüstung
eines Korporals (Unteroffiziers)
der Füsiliere zu sehen bekommen. Aus dieser Zeit des allgemeinen Mangels haben sich
kaum Originalstücke erhalten.
Mithilfe einzelner Museumsstücke, schriftlicher Quellen
und zeitgenössischer Bilder
wurde eine Rekonstruktion angefertigt: Uniform, Helm, Bewaffnung, Tornister und alle
anderen Stücke, die ein Fußsoldat damals mit sich führte,
wurden detailgetreu und von
Spezialisten nachgebaut und
angepasst.
All diese Objekte werden aber
nicht nur zu sehen sein, sondern man wird sie auch im Einsatz erleben können. Während
der Laufzeit der Ausstellung
wird ein Schauspieler diese
Ausrüstung im „Einsatz“ vorführen, einzelne Ausrüstungsteile erklären, anziehen und so
präsentieren, wie sie verwendet wurden.
Bei der Waffe, die jeder Infanteriesoldat führte, handelte
es sich um ein Vorderladergewehr mit Steinschlosszündung.
Das bedeutete, dass Pulver und
Kugel von vorne in den Lauf gesteckt werden und mit einem
langen Ladestock in den Lauf
gestopft werden mussten, was
nur im Stehen möglich war. Um
die Papierpatrone zu öffnen,
biss der Soldat sie mit den Zähnen auf. Mit dem Steinschloss
wurde das Gewehr abgefeuert,
indem ein Hahn mit einem eingespannten Feuerstein auf eine
Beschwerliche Märsche: Nicht nur auf dem Rußlandfeldzug von 1812 starben mehr Soldaten an Krankheiten und Entbehrungen als bei den Kämpfen.
Foto:(3) Bayerisches Armeemuseum
Angebot für Schüler-/Jugendgruppen
F
ür Schulklassen aller
Schularten und aller
Jahrgangsstufen
ist
„Napoleon und Bayern“ besonders interessant. Die Inhalte der Schau sind in fast jedem Geschichtslehrplan enthalten. Die Landesausstellung bietet so den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, im Unterricht Gelerntes hautnah zu erleben.
Veranstalter
Dazu stehen verschiedene
museumspädagogische Bausteine und geschultes Fachpersonal bereit. Die Führungen für Schulklassen orientieren sich an den Inhalten der
entsprechenden Lehrpläne.
Für Grund- und Förderschulen steht ein spezielles Programm zur Verfügung, das nur
bestimmte Teile der Ausstellung umfasst.
Informationen:
Volker Bräu,
[email protected],
Tel. 0821 3295 125
Schüler- und
Jugendprogramme:
Eintritt:
1 Euro
Führungen:
2 Euro zzgl. Eintritt
Museumspäd. Programme inklusive Material:
4 Euro zzgl. Eintritt
Förderer
Stahlfläche schlug und damit
Funken erzeugt wurden. Diese
entzündeten erst das Zündpulver und dieses wiederum die
Treibladung im Lauf. Da hierbei jedoch eine Stichflamme vor
dem Auge des Schützen entstand und der Schuss mit einer
Verzögerung von etwa einer
Drittelsekunde gelöst wurde,
war das Zielen doppelt erschwert.
Ohnehin war die Treffergenauigkeit sehr gering. Die Flugbahn der Kugel war kaum genau zu bestimmen. Die sinnvolle Entfernung, auf die ein gezielter Schuss möglich war, lag
bei etwa 50 m. Ein gut ausgebildeter Schütze konnte bis zu
drei Schuss pro Minute ausführen, aber es gab eine hohe
Versagerquote, da der Feuerstein abstumpfte oder das
Zündloch verstopfte.
Entscheidend war nicht der
einzelne Schütze, sondern das
disziplinierte Zusammenwirkungen vieler Soldaten, die sich
in Formation bewegen konnten. Wenn viele Soldaten
gleichzeitig feuerten, konnte
man auch noch 100 m entfernte Ziele wirksam bekämpfen. Größere Distanzen waren
wenig sinnvoll. Eine enge Formation bot den einzigen Schutz,
war aber unvermeidbar auch
ein Ziel für das Feuer der Gegenseite. Das bedeutete, natürlich, dass man sehr starke
Nerven brauchte, um im Kugelhagel stehen zu bleiben und
einen anstürmenden Feind so
nahe herankommen zu lassen.
Eine Salve von hunderten Gewehrkugeln auf kurze Distanz
konnte verheerende Verluste
bei einem Gegner anrichten.
Dafür war der berüchtigte Drill
vonnöten, der es erlaubte, in Linie aufmarschierte Soldaten
unter Kontrolle zu halten und
in der Schlacht zu führen. Wenn
die Soldaten zusammenblieben
und Schulter an Schulter
kämpften, waren auch Reiter
kaum in der Lage, sie zu überwältigen.
Der Säbel des Infanteristen
war im Grunde wenig brauchbar und auf dem Gefechtsfeld
letztlich bedeutungslos. Das
Gewehr und das vorne an ihm
steckende Bajonett, das es zum
mörderischen Spieß machte,
wenn keine Zeit mehr zum Laden war, waren die entscheidenden Waffen.
Wirkungsvoll war allerdings
der schwere Säbel der Reiterei.
Wenn er vom Pferderücken aus
im Nahkampf geführt wurde,
war seine Klinge eine gefährliche Waffe, mit der Glieder abgeschlagen und Schädel gespalten werden konnten. Dennoch kam es immer wieder vor,
dass ein Soldat mit einem halben Dutzend oder mehr Säbelhieben niedergestreckt wurde und überlebte. Es gibt Be-
geschützt. Die bunte Farbenkombination und die weißen
Hosen mussten mühevoll sauber gehalten werden.
Kriegsalltag
und Schlacht
So gerüstet (oben) zogen die bayerischen Soldaten in die napoleonischen Kriege. Die Gewehre
(unten) funktionierten noch sehr
ungenau.
richte, dass ein „sauberer“ Hieb
mit einem Säbel auf den Kopf
häufig besser zu überstehen
war, als ein Treffer mit einer
Gewehrkugel – selbst wenn der
Säbel den Schädelknochen oder
sogar Teile des Gehirns verletzt
hatte. An Knochen von Soldaten finden sich immer wieder
auch v-förmige Kerben, die von
Blankwaffen herrühren.
Die Ausrüstung der Soldaten
mit Helmen sollte vor allem gegen Säbelhiebe schützen. Der
Raupenhelm hatte eine für
heutige Vorstellungen sehr
seltsame Form. Das besondere
Kennzeichen war eine über den
Helm gelegte „Raupe“. Dieser
Schmuck wurde zum besonderen Kennzeichen der bayerischen Armee und blieb es bis
zum Tod König Ludwigs II.
(1886).
Bequem und angenehm bei
jedem Wetter zu tragen war die
gesamte Uniform jedenfalls
nicht. Doch „Schönheit“ war für
die Gestaltung von Uniformen
wichtiger als rein praktische Erwägungen. Die kurze und enge,
wie ein Frack geschnittene Uniformjacke aus schwerem Wollstoff ließ den Unterkörper un-
Bayerische Soldaten kämpften und starben in den napoleonischen Kriegen an verschiedenen Orten in Europa.
Erst gegen, dann für und
schließlich wieder gegen Napoleon. Von Tirol bis an die
Ostseeküste, von Frankreich bis
Oberschlesien und weit bis hinein in das russische Reich
mussten sie marschieren – und
zwar zu Fuß, wie alle Heere jener Zeit. Schwer bepackt, jeder
Witterung ausgesetzt, immer in
der Sorge, genug zu essen und
zu trinken zu bekommen und
einen trockenen Schlafplatz zu
finden. Weitaus mehr Soldaten
starben zu jener Zeit an Krankheiten und Entbehrungen als im
eigentlichen Kampf.
In den Schlachten erkannten
die Fußsoldaten im dichten
Nebel des Pulverdampfs die
bunten Uniformen von Freund
und Feind nur auf kurze Distanz. Ohrenbetäubender Lärm
der Kanonen und Gewehre,
Trommeln und Trompetensignale, gebrüllte Befehle der Offiziere und das Schreien der
Verwundeten waren die bestimmenden Eindrücke, wie aus
vielen Berichten hervorgeht.
Die Bedienung des Gewehrs, in
Formation zu bleiben und den
Befehlen Folge zu leisten, das
waren die Dinge, auf die sich
der Soldat konzentrieren musste – und sich mit der Waffe zu
wehren, wenn es plötzlich zum
Nahkampf kam. In der Schlacht
waren die einzelnen Soldaten
einem Geschehen ausgeliefert,
dessen strategische Abläufe sie
erst im Nachhinein erfuhren,
wenn sie das Gemetzel überlebt hatten. Manchmal wurde
erst dann klar, ob sie an einem
„glorreichen Sieg“ oder einer
„schmachvollen
Niederlage“
teilgehabt hatten.
Die vielen Feldzüge der napoleonischen Zeit haben sich
nicht alle in das kollektive Gedächtnis Bayerns eingegraben,
aber viele sind noch in Straßennamen sichtbar. So erinnern einige in der Münchner
Maxvorstadt seit 1826 an den
Feldzug von 1814 in Frankreich: die Barer Straße, benannt nach der Schlacht von
Bar-sur-Aube oder die Brienner Straße (Schlacht von Brienne). Bestimmender für die bayerische Erinnerung ist allerdings das Trauma des Russlandfeldzuges von 1812, in dem
fast 30 000 bayerische Soldaten
zugrunde gingen.
Daniel
Hohrath
und
Tobias Schönauer, Kuratoren am
Bayerischen Armeemuseum
Informationen zur Landesausstellung
Ausstellung:
Ingolstadt Neues Schloss,
Bayerisches Armeemuseum
Paradeplatz 4, 85049 Ingolstadt
30. April bis 31. Oktober 2015
Täglich von 9 bis 18 Uhr
www.hdbg.de/napoleon
Rahmenprogramm:
Informationen zum Rahmenprogramm der Stadt Ingolstadt
unter www.landesausstellungingolstadt.de
Telefon 0841 305 2015
Eintrittspreise
Erwachsene:
9 Euro
Mobilitätspartner
Ermäßigt:
7 Euro
(z. B. Senioren, Studenten,
Gruppen ab 15 Personen)
Familienkarte:
18 Euro
(2 Erwachsene und
eigene Kinder)
Kinder und Jugendliche
von 6 – 18 Jahren:
1,50 Euro
Schüler im
Klassenverband:
1 Euro
Führungen ohne Voranmeldung
kosten 3 Euro zzgl. ermäßigtem
Eintritt und finden am Wochenende
statt, genaue Termine werden bekannt gegeben unter:
www.hdbg.de/napoleon
Medienpartner
Führungen für Gruppen
(nach Anmeldung): Bis 15 Personen
45 Euro zzgl. ermäßigter Eintritt. Ab
15 Personen 3 Euro pro Person
zzgl. ermäßigter Eintritt. Gruppenanmeldungen und weitere Informationen unter Tel. 0821 450 574 57
Veranstalter
Haus d. Bayerischen Geschichte,
Bayerisches Armeemuseum und
Stadt Ingolstadt
Kontakt: Haus der Bayerischen Geschichte, Zeuggasse 7, 86150
Augsburg, Telefon 0821 3295 0,
Fax 0821 3295 220,
[email protected]