Fragenkatalog zur OB-Wahl 2015 in Zwickau des STADTMAGAZIN KOMPASS an den OB-Kandidaten der AfD Sven Itzek KOMPASS: Vielfältige, durchaus ambitionierte Kulturangebote sind wichtige Standortfaktoren. Wo sehen sie Möglichkeiten einer weiteren Qualifizierung der Kulturstadt Zwickau. Welche Vernetzung der Kulturschaffenden würden Sie befördern und wo nehmen Sie Geld für eine facettenreiche Kulturpolitik in die Hand, die auch außerhalb Zwickaus sichtbar wird? Sven Itzek: Ich werde mich ganz klar im Rahmen meiner Möglichkeiten für den Erhalt dieser vielfältigen Kulturlandschaft einsetzen und ich plädiere für die Entdeckung von weiteren qualifizierten Angeboten. Dabei bin ich mir durchaus im Klaren, dass es eine Herausforderung darstellt, alle Protagonisten ins gleiche Boot zu holen. Zwickau braucht diesen Facettenreichtum und die wirklich in jeder Hinsicht bereichernde Kulturszene. Ich für meinen Teil sehe eine Investition in diesen Bereich als lohnendes Engagement in unsere gemeinsame Zukunft. KOMPASS: Welches sind erste, welches weiterreichende Schritte, um Zwickau als Gewerbe- und Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen? Es geht dabei auch um Arbeitsplätze, die für jüngere, von hier und aus der Region stammende Arbeitskräfte bereitgestellt werden sollten. Sven Itzek: Ich habe die aktuelle Diskussion rund um unsere derzeitige Wirtschaftsförderung erkannt, und eine eigene Meinungsbildung begonnen. Als Angler sage ich: „Der Fisch stinkt immer zuerst am Kopf“ und das Thema war und ist nun mal unter der aktuellen Oberbürgermeisterin zur Chefsache erklärt worden. Natürlich ist dieser Bereich auch ein gern genutztes Wahlkampfthema. Bislang habe ich jedoch hoch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit vorhandenen Kompetenzen in diesem Bereich erkannt. Ich bin gespannt, wenn ich die Ausstattung der Wirtschaftsförderung umfassend personell und finanziell verbessere, wie viel PS das Team dann auf die Straße bekommt. Für mich gibt es also zunächst ganz klar einen Vertrauensvorschuss gepaart mit entsprechenden Erwartungshaltungen an das Team unserer Wirtschaftsförderung. KOMPASS: Zwickau ist die viertgrößte Stadt Sachsens. Was muss hier vor Ort getan werden, um eine sinnvolle Asylpolitik zu betreiben, die zielgerichtet und großzügig Asylanten unterstützen kann? Welche Integrationsmaßnahmen scheinen Ihnen geeignet? Sven Itzek: Eine interessante Frage zu einem großen Thema in unserem vergleichsweise kleinen Zwickau, denn eine sinnvolle Asylpolitik hat doch schon europäische Züge zu tragen. Die Aufgaben einer Kommune sind in diesem Zusammenhang oftmals definiert. Ich gehe davon aus, dass uns in den nächsten Jahren viele weitere Flüchtlinge schutzsuchend aus unterschiedlichen Beweggründen erreichen werden und ich sage Ihnen, wir haben die humanitäre Verpflichtung, Diejenigen, welche uns in Zwickau erreichen mit einer Willkommenskultur zu empfangen, die vorbildlich ist. Ich halte nichts von der aktuell bspw. an der B173 vorgenommenen zentralen Unterbringung und ich beschreibe sehr gute Erfolge aus der dezentralen Unterbringung, die ich als Vorstand eines Wohlfahrtsverbandes in Zwickau begleiten darf. Ich möchte, dass die Rechtmäßigkeit eines Asylbegehrens für den Einzelnen schnell abgeschlossen und Maßnahmen in der Folge konsequent umgesetzt werden. Wer bleiben darf, muss von uns auch mit regionalen Engagements zu Wohnraum und Arbeit begleitet werden, dann haben wir die Grundbausteine einer Integration gesetzt. KOMPASS: Sollten demoskopische Berechnungen zutreffen, wird die Einwohnerzahl Zwickaus weiter abnehmen. Welche Gegenmaßnahmen und welche Zukunftsentwürfe haben Sie für eine sich verändernde Stadt? Sven Itzek: Die demographische Entwicklung. Eine schöne Frage zu einer eher negativen Vorhersage. Ich bin Zwickauer mit Herz und Verstand. Ich möchte weiterhin das lebendige Zwickau und kenne die genannten Berechnungen. Interessanterweise befinden wir uns hier in der Region nicht allein mit diesem Thema und tun jedoch so wenig für ein gebündeltes Handeln. Aus meiner Sicht müssen wir uns entscheiden: Entweder wir gehen egoistisch einen eigenen Weg und schwächen die umliegenden Städte und Gemeinden um unsere Defizite auszugleichen oder wir definieren einen klaren gemeinsamen Weg. In diesem Bereich wird auch von den umliegenden Nachbarn ganz viel Geld in Projekte investiert, die nur ein Hin- und Her auslösen. Und ein Hin- und Her macht bekanntlich die Taschen leer. Ich empfehle, in diesem Thema gemeinsame Sache mit umliegenden Städten und Gemeinden zu machen, um die Mittel thematisch zu konzentrieren. Dann werden wir uns langfristig aus den wachsenden Regionen wie Leipzig und Dresden Einwohnerzahlen zurückholen. Im Übrigen spielt hier auch die Hochschule eine ganz besondere Rolle, denn nur an wenigen anderen Orten lernen junge Menschen über einen längeren Zeitraum eine Region so intensiv kennen. Die müssen am Besten hier in Arbeit kommen, bleiben und Familien gründen. KOMPASS: Das Stadtmarketing lässt sich eindeutig verbessern. Welches Potenzial sehen Sie in einer konzertierten Imagekampagne für Zwickau? Mittel- und langfristig? Sven Itzek: Unsere derzeitige Oberbürgermeisterin beschreibt ja eine Öffnungszeitenharmonisierung in der Innenstadt als wichtigen Bestandteil des Stadtmarketing. Ich muss zugeben, ich war erschrocken über diese Aussage, denn Öffnungszeiten machen keine Umsätze und sind allenfalls ein kleiner Bestandteil des Themas. Bevor wir von einer konzertierten Imagekampagne für Zwickau sprechen, reden doch zunächst erst einmal mit kompetenten Menschen der Stadt über die Inhalte. Ich möchte das auch frische Ideen und neue Köpfe in dieses Thema eingebunden werden. Marketing braucht Kreativität. Und vielleicht ist Zwickau ja auch einfach aus seiner Geschichte oder Gegenwart heraus, noch mehr als die Robert-Schumann oder Automobilstadt. Seien wir doch einfach auch selbstkritisch und verpassen uns eine eigene belebende Fehlerkultur in diesem Thema. Im Übrigen freue ich mich hier insbesondere auch auf die Zusammenarbeit mit den vielen kreativen Kunst-, Design- und Kulturschaffenden. KOMPASS: Wo liegen Ihrer Ansicht nach die größten Problemzonen Zwickaus und wo sehen Sie die wichtigsten Chancen und Potenziale sowohl der Stadt als auch Ihrer künftigen Arbeit als Oberbürgermeister? Sven Itzek: Beginnen werde ich an genau der von mir angestrebten Position. Manchmal habe ich das Gefühl, dass im Stadtratssaal mehr Theater gespielt wird, als im Gebäude nebenan. Wenn wir uns gemeinsam mehr auf Zwickau und auf lösungs- und maßnahmenorientiertes Handeln anstatt auf Schuldzuweisungen konzentrieren, dann werden wir erfolgreicher sein. Oberlehrermentalität ist hier fehl am Platze. Vom Wähler entsandt, bleiben wir am Besten dennoch ganz nah am Bürger und hören genau zu. Unter meiner Lenkung, werden wir das Wort bürgerorientiertes Handeln wieder mit ganz neuem Leben erfüllen. Dazu gehört auch, Meinungen der Zwickauerinnen und Zwickauer ernst zu nehmen und eben auch mal nicht mehr mit einer Einzelmeinung standhaft zu bleiben. KOMPASS: Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage bei den Ausbildungsplätzen im Handwerk und in der Industrie wird immer grösser. Ursache ist nicht nur der demografische Wandel unserer Gesellschaft, sondern auch das gesunkene Bildungsniveau und das zunehmende Desinteresse der Bewerber. Wie kann man diesem Trend entgegensteuern? Sven Itzek: Diese inhaltliche Aussage sehe ich etwas differenzierter und teile sie daher nicht vollumfänglich. Ich habe mich in diesem Zusammenhang mit einem ortsansässigen Unternehmen besprochen, welches seit vielen Jahren ein bundesweit agierendes Ausbildungsportal betreibt. Zu den von Ihnen genannten Faktoren kommt aus deren fachlicher Sicht auch eine gewisse Starre im aktiven Bewerbermarketing. Gerade im Handwerk oder der Industrie wurde sehr spät und erst seitdem die Symptome akut wurden und die Bewerber ausblieben um Lösungen gerungen. Größere Unternehmen agieren bereits seit vielen Jahren mit größeren Budgets bei der Bewerberrekrutierung und sammeln die zukünftigen Azubi bereits zu Zeitpunkten ein, wo an anderer Stelle noch nicht einmal darüber nachgedacht wurde. Die Arbeitsagentur, die IHK, die Kammern, die Verbände, Wirtschaftsförderung und Landkreis tun viel, insbesondere auch um die Jugendlichen mit abgesunkenen Bildungsniveau, wie Sie es beschreiben, zu vermitteln. Ob nun jeder Arbeitskreis sinnvoll ist sei dahingestellt, aber die Engagements sind groß. Meine Aufgabe wird es sein, dafür zu werben, das Jugendliche hier lernen und weiter Beschäftigung finden. Ich wünsche mir, dass Sie später ins Arbeitsverhältnis übernommen werden können und am Besten hier in Zwickau bleiben. KOMPASS: Wie möchten Sie die Attraktivität des Standortes Zwickau für Jugendliche, Kinder und junge Familien verbessern? Sehen sie darin Handlungsbedarf? Sven Itzek: Darauf antworte ich kurz. Ich werde nachfragen, genau zuhören und dann die machbaren Dinge umsetzen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Wir müssen schlichtweg in der Gesellschaft insgesamt wieder familienfreundlicher werden. Selbst Vater, möchte ich auch für meinen Nachwuchs Zwickau in seiner Schönheit erhalten und besser machen. Natürlich gehört hierzu eine Vielfalt aus Faktoren wie Arbeit, Sicherheit oder auch Freizeitmöglichkeiten. Diesen Mix werden wir verbessern. Aber einfach ausgedrückt: Wenn der Spielplatz auf dem Hauptmarkt mit Bänken für Eltern und Großeltern ein besonderer Ausdruck von Familienfreundlichkeit wäre und gewünscht ist, was sollte uns daran hindern diesen Ort zu schaffen? Meiner Meinung nach hindert uns nichts. KOMPASS: Welche Stärken und Schwächen sehen Sie bei sich selbst? Sven Itzek: Über die Jahre gab es oft reflektierende Bewertungen. Das schöne daran ist, wir haben alle besondere Stärken und ureigenste Schwächen. Bei mir wurde immer wieder herausgearbeitet, dass ich als Organisationstalent mit hoher Motivation auch bei starkem Stresslevel, gemeinsam mit meinem Team, komplexe Herausforderungen konsequent lösen konnte. Zudem bin ich ein sehr guter Netzwerker. Meine Frau beschreibt meine Schwächen oftmals am Besten. Mit ihr arbeite ich an einer gewissen Ungeduld und meiner direkten und unverblümten Aussage. Aber so wirklich möchte ich das gar nicht ändern. Gibt es Missstände, werde ich diese konkret ansprechen und eine Lösung anstreben. KOMPASS: Ihre Partei schaffte bei den Wahlen im Sommer 2014 den Einzug in den Stadtrat. Befindet sich Zwickau in einer politischen Umbruchstimmung? Sven Itzek: Stimmt. Auf Anhieb waren wir sogar in Fraktionsstärke und finden wachsenden Zuspruch innerhalb unserer Partei. Das ist sicher ein deutlicher Ausdruck von Wählerwillen aber auch gleichzeitig eine deutlich formulierte Erwartungshaltung an uns. Aber zurück zum Thema Oberbürgermeisterwahl: Hier brauchen wir Frische, insbesondere mit Blick auf die kommenden Herausforderungen. Ich garantiere Ihnen liebes Team vom Kompass und liebe Kompassleser, ich bringe diese notwendige Frische mit. Zusatzfrage: Sie haben mich gebeten, eine Frage an den jeweilig anderen Kandidaten zu stellen. Die mir bekannten Kandidaten hatten in Ihrem bisherigen Arbeitsleben ausreichend Gelegenheit Antworten zu geben. Insofern bedarf es meiner Fragen nicht. Statt einer Frage richte ich einen Wunsch an beide Mitbewerber: Ich wünsche beste Gesundheit und freue mich auf die kommenden Begegnungen.
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