D 14248 F die Fleckenbühler die Fleckenbühler e.V. · Fleckenbühl 6 · 35091 Cölbe · Telefon 06427 9221-0 · www.diefleckenbuehler.de · [email protected] · 1. Ausgabe 2015 FOTO: PATRICK CLAYTON Sie wissen, was sie können – Sicherheit durch Qualitätsmanagement. Qualität in der Suchtselbsthilfe Zertifiziert seit zwölf Jahren Anfang Dezember 2014 fand zum vierten Mal in Fleckenbühl ein Systemaudit statt. Das bedeutet, dass wir seit zwölf Jahren in Fleckenbühl ein zertifiziertes Qualitätsmanagement nach DIN ISO haben. Das Qualitätsmanagement erstreckt sich über den kompletten Suchthilfebereich und einzelne ausgewählte Zweckbetriebe, wie zum Beispiel der Bereich Transporte und Umzüge. Zusätzlich zum Qualitätsmanagement haben wir uns zum Bildungsträger nach der AZWV (Anerkennung und Zulassungsverordnung Weiterbildung) zertifizieren lassen. Das ist die Voraussetzung, dass wir im schulischen und beruflichen Bereich für die Arbeitsbehörde Ausbildungsmaßnahmen anbieten und durchführen können. Beide Verfahren beschreiben umfänglich und ver- bindlich sämtliche Prozesse und Maßnahmen, die der Erreichung unserer Ziele, wie sie in unserem Leitbild und unseren Qualitätszielen beschrieben sind, dienen. Bei Einführung unserer Qualitätssicherung ging es uns nicht zuerst darum, externen Anforderungen – die es für uns seinerzeit nicht gab – nachzukommen, sondern wir hatten im Sinn, ein prak- Danke! Wir danken herzlich allen Spenderinnen und Spendern, die unserer Bitte um Unterstützung gefolgt sind. Es ist uns eine große Freude und Hilfe, dass es so viele Menschen gibt, die uns seit Jahren treu sind. Ihnen und unseren Fördermitgliedern, die uns mit regelmäßigen Beiträgen unterstützen, möchten wir ganz besonders danken. www.facebook.com/diefleckenbuehler tikables Verfahren zu finden, um die Erfahrungen und Kompetenzen, die wir in vielen Jahren der Suchtselbsthilfe erworben hatten, zu beschreiben und zu sichern, um bei einer hohen Fluktuationsrate unserer Bewohner und Mitarbeiter nicht ständig wieder bei Adam und Eva anfangen zu müssen. Die ersten Schritte zu einem Qualitätsmanagement bestanden also darin, unsere Arbeit detailliert zu beschreiben und zu dokumentieren. Mittlerweile gehören wir – was das Qualitätsmanagement betrifft – zu den alten Hasen. Wir waren unter den ersten E inrichtungen, die sich nach DIN ISO zertifizieren ließen. Diese Tatsache hat uns später, bei der Einführung der Hartz 4-Gesetzgebung sehr geholfen, den dann geltenden Anforderungen der Arbeitsverwaltung zu entsprechen. Die Einführung der neuen Hartz 4-Gesetzgebung brachte für uns den Vorteil mit sich, dass u nsere B emühungen und Aufwendungen im Zusammenhang mit der beruflichen Qualifizierung und Ausbildung Anerkennung fanden. Denn schon immer waren wir der Auffassung, dass es nicht reicht, einen süchtigen Menschen zu befähigen ohne Drogen zu leben, sondern um in u nserer Gesellschaft zu überleben, muss man eben auch in der Lage sein, sich seinen Unterhalt selbst zu verdienen. Dazu braucht es eine qualifizierte Ausbildung. L eider ist festzustellen, dass nach einem Jahrzehnt Hartz 4 gerade im Bereich der Langzeitarbeitslosen, zu denen die Süchtigen gehören, an allen Ecken und Enden gespart wird. Eine Rechnung, die zumindest im Suchtbereich nicht aufgeht. Ganz im Gegenteil wäre es sinnvoll, die Suchthilfeeinrichtungen, die im Bereich der Beschäftigungsförderung tätig sind, auskömmlich auszustatten, damit sie ihrer Aufgabe, süchtige Menschen zu befähigen in dieser Gesellschaft zurechtzukommen, weiterhin qualifiziert nachkommen können. ■ RONA LD MEY ER MENSCHEN Lernen und Feiern Seite 3 HAUS UND HOF Rezept und Ziegen Seite 4 HAUS UND HOF Flohmarkt Seite 5 MENSCHEN Gunther Seite 6 JUGENDHILFE Lernen lohnt sich Seite 7 Viele Missverständnisse entstehen dadurch, dass ein Dank nicht ausgesprochen, sondern nur empfunden wird. Ernst Reinhold Hauschka 2 INFORMATIONEN DIE FLECKENBÜHLERER1. AUSGABE 2015 GEDANKEN Das war los – Dezember 2014 bis Februar 2015 Er ist’s 2. bis 5. Dezember 2014 Rezertifizierungsaudit in allen Fleckenbühler Häusern (siehe Artikel auf der Titelseite). 19. Dezember 2014 Die Sparkasse Marburg-Biedenkopf bedenkt uns mit einer Weihnachtsspende. 3. Dezember 2014 50 junge Erwachsene aus dem Bistum Limburg, die ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren, kommen in unser Haus Frankfurt zu einer Informationsrunde. 24. Dezember 2014 Pastoralreferent Hans-Peter Labonte von der katholischen Kirche Mutter zum Guten Rat hält um 24 Uhr auf dem Hof unseres Frankfurter Hauses eine Andacht für Fleckenbühler und Gäste. Frühling lässt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte; Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen. Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist’s! Dich hab ich vernommen! EDUARD MÖRIKE Werden Sie Fördermitglied! Nutzen Sie das beiliegende Formular zur Einzugsermächtigung. Fördermitglieder spenden uns regelmäßig per Einzugsermächtigung. Der Beitrag liegt bei 60 € jährlich, mehr darf es gerne sein. Sie erhalten ein kleines Begrüßungsgeschenk, einmal im Jahr unser Jahrbuch und nehmen exklusiv an der Tombola bei unserem Jahresfest teil. HABEN SIE FR AGEN? UNSERE ANSPRECHPARTNERIN FÜR DEN FÖRDERKREIS: Helga Meyer ∙ Telefon: 069 677354-130 ∙ [email protected] 4. Dezember 2014 Das Klarinettenensemble „Clarinets for you“ mit den jungen Musikern Jonathan Groß, Julia Gauly, Tanja Gerblinger und Eszter Hoffmann gibt ein wunderbares kleines Konzert in unserem Frankfurter Haus. Ermöglicht wurde es wieder durch Live Music Now. 15. Dezember 2014 Mitgliederversammlung des „die Fleckenbühler e.V.“ mit Vorstandswahl. Die Vorstandsmitglieder sind wie zuvor Ronald Meyer (1. Vorsitzender), Rolf Sterk und Erik Sander. Nicht stimmberechtigte Vorstandsmitglieder sind Helga Meyer und Dagmar Feist. Ingrid Kaftan schied nach langer Zeit der Vorstandsarbeit aus dem Vorstand aus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AOK Hessen spenden für ein Schlauchboot und Ausrüstung für die Fleckenbühler Kinder. 18. Dezember 2014 Die Firma Madro EDV-Organisation aus Stahnsdorf spendet für ein Zelt und Schlafsäcke für die Fleckenbühler Kinder. 19. Januar 2015 Vier Fleckenbühler bestehen die Prüfung zum Hauptschulabschluss. 20. Januar 2015 Die Bundestagsabgeordnete der SPD für den Wahlkreis 183 der Stadt Frankfurt, Ulli Nissen, besucht unser Frankfurter Haus und zeigt sich sehr beeindruckt von unserer Arbeit. 31. Januar bis 7. Februar 2015 Naikan auf Hof Fleckenbühl mit vier Teilnehmern. Vier fleißige Schüler Hauptschulabschluss – und es geht weiter 12. Februar 2015 Adriane Chraplewski hält im Rahmen einer Vortragsreihe, die von Menschen aus unserem Dorf Schönstadt organisiert wird, auf Hof Fleckenbühl einen Vortrag zum Thema „Soziale Landwirtschaft – Exkursion nach Portugal“. 14. Februar 2015 Karnevalsfeier für alle Fleckenbühler in unserem Frankfurter Haus. Das Motto: Märchen. Nüchterne Geburtstage Dezember 2014 bis Februar 2015 36Jahre – Janos 31. Januar 2015 Der kleine Lejan kommt nach einigen Monaten Trennung zu seiner Mutter auf Hof Fleckenbühl. MENSCHEN 3 8. Februar 2015 Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft tagt auf Hof Fleckenbühl. 37Jahre – Klaus 24. Januar 2015 Neujahrsempfang des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Hermann Schleicher und Dagmar Feist nehmen daran teil. 1. AUSGABE 2015RDIE FLECKENBÜHLER 21Jahre – Hermann 20Jahre – Nour-Edine 18Jahre – Amrei 15Jahre – Monika 13Jahre – Patrick 19Jahre – Marlene, Uwe, Adriane 17Jahre – Ursula, Rita, Angélique 16Jahre – Florian, Manfred 15Jahre – Achim, Berthold 14Jahre – Robert, Merlin 13Jahre – Frank 12 Jahre – Nicolas, Torsten, David, Rico 11 Jahr – Claudia, Antony, Elias, Paul, Dirk, Tillmann, Michael, Halim, Enis FOTO: PATRICK CLAYTON Enis, Marcel, Mevlid und Reza haben sich seit Februar 2014 auf ihre Hauptschulabschlussprüfung vorbereitet und konnten nun im Januar ihre Prüfung vor dem Staatlichen Schulamt erfolgreich ablegen. Zuvor haben die Prüflinge je dreimonatige Kurse in Mathematik, Deutsch und Allgemeinbildung belegt, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Der erste Teil der Prüfung bestand aus der Projektprüfung: Die Prüflinge sollten in einer Gruppe innerhalb einer Woche eine Präsentation zu einem selbst gewählten Thema vorbereiten. Die Gruppe wählte sich als Thema die fachgerechte Aufarbeitung eines großen Holz-Esstisches aus dem Speiseraum auf Hof Fleckenbühl. Dazu holten sie sich Informationen über die Ausbildung und die Tätigkeit von Restaurato- ren und über die Geschichte und Bedeutung der Tischkultur in verschiedenen Ländern ein. Weitere Inhalte der Präsentation waren die Darstellung verschiedener Arten von Holzverbindungen, wie sie von Tischlern und Zimmerleuten verwendet werden, sowie verschiedener Möglichkeiten der abschließenden Bearbeitung mit Lacken und Lasuren. Das handwerkliche Ergebnis sowie das angeeignete Fachwissen wurden der Prüfungskommission präsentiert und vom Schulamt mit „sehr gut“ bewertet. Enis kann besonders stolz sein: Sein Zeugnis besteht nur aus Einsen. Doch auch die Zeugnisse von Marcel, Mevlid und Reza können sich sehen lassen. Für die sich anschließenden schriftlichen Prüfungen in Mathematik, Deutsch und Biologie gab es zusätzlich zum Unterricht eine gezielte Prüfungsvorbereitung. Im Dezember mussten sich die Schüler den landeseinheitlichen Prüfungsaufgaben stellen. Nach den Weihnachtsferien gab es zum Abschluss eine mündliche Prüfung, die ebenfalls wieder vor dem Staatlichen Schulamt abgelegt wurde. ■ BA RBA R A SCHEFFER Eine der drei Lehrerinnen von Arbeit und Bildung, Marburg, die auf Hof Fleckenbühl unterrichten. Karneval in Fleckenbühl Hofnarren, Frau Holle und seine Majestät himself beim bunten Treiben im Frankfurter Haus BIO-QUALITÄT AUS DER FLECKENBÜHLER VOLLKORNBÄCKEREI Jetzt n ! lle beste Das Bilderbuch der Fleckenbühler 2014 128Bilderbuch Seiten im Format 297 x der 210 mm:Fleckenbühler 15,- EUR. Jetzt bestellen! Das Gestaltet hat das Buch ein Freund des Hauses, der uns seit unseren Anfängen verbunden ist, der Gra- fiker Peter Klassen aus Wuppertal. Hauptsächlich ihm ist es zu verdanken, dass das Buch – wie wir finden, und nicht nur wir – sehr schön geworden ist. Peter hat uns seine Arbeit geschenkt. Das Buch ist eine fadengeheftete Broschüre im DIN-A-4-Format quer. Es hat 128 Seiten und kostet 15 € zuzüglich 2 € für Verpackung und Versand. Bestellen können Sie es bei: Jörg Junker Tel. 069 677354-133 [email protected] OSTER B R OT Probieren Sie unser leckeres Osterbrot mit Rosinen und Mandeln aus unserer Demeter-Bäckerei. Erhältlich ist es in unseren Läden in Frankfurt und auf Hof Fleckenbühl und online. Unser Online-Angebot finden Sie hier: www.diefleckenbuehler-backwaren.de ALLE FOTOS: PATRICK CLAYTON In unserem neuen Buch finden Sie viele Fotos von Fleckenbühl und Fleckenbühlern, kurze prägnante Texte, die einen Einblick in unser Zusammenleben und unsere Philosophie geben und durch das Buch hindurch läuft ein Zeitstrahl, der alles, was sich über den Tag bei uns abspielt, abbildet. Sie müssen nicht befürchten, auf ermüdende Lobreden zu stoßen. 4 HAUS UND HOF DIE FLECKENBÜHLERER1. AUSGABE 2015 1. AUSGABE 2015ERDIE FLECKENBÜHLER HAUS UND HOF 5 Ideal und Wirklichkeit Weihnachtlicher Flohmarkt Gesunde Ernähung und wie man sie umgehen kann Von der hoffnungslosen Liebe zu einer Nashorn-Porzellantasse Wir, die Fleckenbühler, haben irgendwann mal beschlossen, dass wir keine Gifte mehr zu uns nehmen wollen. In erster Linie sind damit natürlich Drogen, Alkohol und Zigaretten gemeint, doch die gesunde Lebensweise verbietet eigentlich auch Nahrungsmittel wie Zucker, Cola, Süßigkeiten, Fastfood und Co. Dies ist eine freiwillige Einschränkung, keine Regel, sie wird in unserer Großküche eingehalten und ansonsten empfohlen. Cola, Zucker usw. wollen wir aber in unseren Häusern eigentlich nicht sehen. Wie das nun mal so ist, das was nicht erlaubt ist, wird plötzlich besonders interessant. Auffallend wenige M itbewohner sitzen an vegetarischen Tagen in unserem Speiseraum, d afür macht der Döner-Verkäufer im nahe gelegenen Cölbe den Umsatz der Woche an einem Tag. Speiseraum auf Hof Fleckenbühl. Beim Abendbrotbuffet muss man zwangsläufig an eine Raubtierfütterung denken. Wir haben die Sitte, pünktlich um 18 Uhr mit dem Abendbrot anzufangen. Den „Startschuss“ gibt einer der langjährigen Mitbewohner, indem er „Guten Appetit“ sagt – innerhalb von drei Minuten ist der Buffettisch leergefegt und alle Mitbewohner sitzen kauend mit ihrer Beute am Tisch. Besonders begehrt sind die R este des aufgewärmten Mittagessens oder eines Buffets. Vollwertkost in Verbindung mit unglaublichen Mengen ergibt eine sehr schnelle REZEPT AUS DER FLECKENBÜHLER KÜCHE FOTO: RONALD MEYER Nachwuchs im Ziegenstall Gewichtszunahme, hier auch „Demetermorphose“ genannt. Wir haben hier das beste Demeterund Bio-Essen, dennoch landen immer wieder mit Wachtumshormonen und Geschmacksverstärkern „verseuchte“ Speisen auf unserem privaten Speiseplan. Begründet wird das damit, dass man zwischendurch einfach mal was Ungesundes essen muss, um die körpereigene Immunität gegen „böse“ Stoffe zu stärken. Fünfzig muntere Lämmchen So ein Flohmarkt fordert allen Beteiligten das Äußerste ab, an kaufmännischem Talent, Humor und Kreativität. Ist er dann auch noch eingebettet in ein größeres Ganzes, wie z.B. den Fleckenbühler Weihnachtsmarkt, ist zudem ein gesegneter Appetit unerlässlich, um sich durch das gesamte Spektrum der angebotenen Köstlichkeiten futtern zu können. Als absolutes Flohmarkt-Greenhorn erschien ich tatendurstig bereits zwei Tage vor der Veranstaltung, um Adriane beim Aufbau der Stände helfen zu können. Ich traf Adriane am Ort der Veranstaltung inmitten unzähliger Kisten voller Merkwürdigkeiten und bereits in einem Stadium leichter Verzweiflung. Ihr Gemurmel, man müsse dringend eine Vorauswahl treffen und offensichtlich Unverkäufliches aussortieren, ließ in mir den Gedanken aufblitzen, einen großen Container zu bestellen, das ganze Zeug da hineinzuschmeißen und lieber den Kollegen am Waffelstand beim Backen zu helfen. Zu scheußlich erschien mir der Inhalt der Kisten: Vasen, Krüge, B ierseidel, Zinnteller und jegliche Form von Nippes, bei dessen Anblick sich selbst meine Großmutter naserümpfend abgewendet hätte – dachte ich. In diesem Sinne: Auf geht´s zum Hähnchen-Grill! ■ A DRI A NE CHR A PLEWSKI Boh n S U P en PE 1 Stange Porree Tomatenmark 1 Speckschwarte Balsamico 100 g kurze Nudeln 1 Bund Petersilie 3 Knoblauchzehen Parmesan Olivenöl Salz und Pfeffer Zubereitung: Die Bohnen über Nacht in Wasser einweichen. Die Bohnen abgießen und das Wasser aufheben. Eine Möhre, eine Stange Lauch und ein Stück Sellerie zerkleinern, in wenig Öl anschwitzen, mit dem Bohnenwasser ablöschen und dann bei milder Hitze eine halbe Stunde köcheln lassen. Dies ist die Grundlage für die Gemüsebrühe. Das Gemüse abgießen und die Flüssigkeit auf 700 ml mit Wasser auffüllen. Zwiebel, Möhre und Sellerie fein gehackt in wenig Öl glasig anbraten. Tomatenmark und die Schwarte hinzugeben und mitrösten, mit Balsamico ablöschen und so lange kochen, bis der Balsamico fast vollständig verdampft ist. Die Bohnen hinzugeben und auf milder Hitze etwas mitkochen. Die aus dem Bohnenwasser hergestellte Brühe hinzugeben. Nach Geschmack würzen. Zugedeckt so lange köcheln lassen, bis die Bohnen weich sind (etwa eine Stunde). Etwa zehn Minuten vor Ende der Kochzeit die Nudeln hinzugeben und mitgaren. Mit Salz und Pfeffer ergänzend würzen. Petersilie und Knoblauch fein gehackt in Olivenöl etwa fünf Minuten braten und noch heiß in die Suppe geben. Lauwarm servieren und großzügig Parmesan darauf streuen. Geröstetes Knoblauchbrot passt ausgezeichnet dazu. FOTO: PATRICK CLAYTON Zutaten für vier Personen: 200 g getrocknete Bohnen 700 ml Gemüsebrühe 2 Zwiebeln 2 Möhren Sellerie FOTO: INGRID KAFTAN Nein! Die Kätzchen geben wir nicht her! Ja, ja, der Frühlingsanfang steht vor der Tür. Pünktlich zum letzten Wochenende im Januar erschienen die ersten Vorboten. Mittlerweile springen an die fünfzig aufgeweckte Ziegenlämmer durch das helle Stroh. Odin, der Ziegenbock, dessen männlicher Geruch weit über sein Gehege hinaus zu riechen war, ist der Vater der fröhlichen Lämmerschar. ein, am Stall vorbeizuschauen. Die Kinder schauen beim Tränken der Lämmchen zu und überfallen die Stallburschen mit ihren vielen Fragen. Die hofeigene Käserei wartet zu dieser Zeit vergeblich auf die charaktervoll schmeckende Ziegenmilch und stellt die Produktion von Ziegenkäse ein. Jedoch hat der hofeigene Laden weiterhin Ziegenkäse aus dem Reifekeller im Sortiment. ■ SV EN Natürlich lädt das junge Leben viele Eltern mit ihren Kindern dazu Mit zerzausten Haaren, über und über mit Staub bedeckt und unter Ausrufen wachsender Verzweiflung begann Adriane zäh und unbeugsam unseren Bestand nach Farben und Größen zu sortieren. Und zu meiner Überraschung wandelte sich unter ihren Händen der ganze Krempel in ein überaus ansprechendes Angebot – von einigen meiner Ansicht nach unverkäuflichen Scheußlichkeiten abgesehen, wie einer unvorstellbar hässlichen Nashorn-Porzellantasse und einer martialischen Lederpeitsche. Am Veranstaltungstag feierten wir gleich nach der Eröffnung u nseres Standes einen ersten, allerdings nur scheinbaren, Erfolg: Das ganze Sortiment wirklich schöner Porzellanbecher wurde von zwei Damen aufgekauft, die uns auch noch die Lederpeitsche abnahmen. Doch was wir zunächst als gutes Omen werteten, stellte sich kurz darauf als − nun − „kaufmännische F inesse“ zweier Betreiberinnen eines konkurrierendes Standes heraus, die unsere Tassen kurz darauf an ihrem Stand verkauften, zu einem Preis, der ihren Einkaufspreis bei Weitem überstieg. Wir trugen es mit Humor. Was hätten wir auch anderes tun können? Kurz darauf erregte eine junge Dame meine Aufmerksamkeit, die sorgfältig unser Angebot prüfte und schließlich versonnen lächelnd die Nashorn-Porzellantasse an ihr Herz drückte. Ich sah die einmalige Gelegenheit gekommen, das scheußliche Teil loszuwerden, machte ein unwiderstehliches Angebot und versuchte, sie in ein Verkaufsgespräch zu verwickeln. Aber sie stellte die Tasse traurig und fast zärtlich wieder zurück und kaufte stattdessen praktische Küchenutensilien. Mittlerweile war sie mir so ans Herz gewachsen, dass ich ihr diese Nashorn-Tasse sogar als kostenlose Zugabe mitgeben wollte. Aber sie verneinte und meinte mit ernsthaftem Bedauern, sie habe schon zu viele Dinge und ein ande- rer Kunde würde dieser wunderschönen Tasse sicher die ihr gebührende Ehre zukommen lassen – was ich still bezweifelte. Im Laufe des Tages verkauften wir viele Dinge, bei denen ich gewettet hätte, dass wir sie wieder einpacken müssen, nur die Nashorntasse wollte keinen Abnehmer finden und ich erwog schon ernsthaft, das Ding zuhause in meine Regalwand zu stellen. Da stürmte eine Gruppe munterer Kundinnen kurz vor „Geschäftsschluss“ unsere Räumlichkeiten und dezimierte unser ohnehin bereits stark ausgedünntes Angebot. Ihr Beutezug verlief in insgesamt drei Wellen, weil sie sich nach heißen Diskussionen stets zu weiteren Käufen entschlossen. Und dann, als wir die Tür schon fast geschlossen hatten, stürmte eine der Damen noch einmal herein und kaufte glücklich meine Nashorntasse, obwohl ich einen eher unverschämten Einstandspreis nannte und mich auch nicht nennenswert herunterhandeln ließ. Traurig blickte ich ihnen nach, der Dame und meiner Tasse; nie würde ich sie wiedersehen. Beim Wiedereinräumen der verbliebenen Gegenstände in die Kisten, prüften wir noch einmal, was auszusortieren wäre, konnten uns aber nicht dazu durchringen, auch nur eines von den Teilen aus diesem Sammelsurium zu opfern, das uns mittlerweile als Kollektion einzigartiger Kleinodien erschien. ■ CL AUDI A ZELLER VORGESTELLT FOTO: MARCUS HEIL Ein Beispiel: Vor meiner Fleckenbühler Zeit habe ich Getränke wie Tee oder Kaffee niemals gesüßt. Seitdem ich allerdings auf dem Hof lebe, n utze ich fast jede Gelegenheit, um meinen Kaffee mit Zucker anzureichern. Ein seltsames Verhalten, das ich mir selbst nicht plausibel erklären kann. Meine Mitbewohner scheinen allerdings ähnlich zu ticken. Da werden zum Beispiel die verachteten Yum Yum Süppchen (mit lauter leckeren Glutamaten) spätabends heimlich im Töpferei-Ofen zubereitet, Agaven-Dicksaft wird in einem ausrangierten Kühlschrank an der Getreidereinigung der Landwirtschaft gebunkert, bei Nacht und Nebel werden kiloweise Süßigkeiten in die Zimmer geschmuggelt. Jonas Siedler wurde 1982 in Berlin geboren und wuchs auch dort auf. Zehn Jahre lang besuchte er die Waldorfschule, dort kam er mit Drogen in Kontakt. 2002 war Jonas das erste Mal in Fleckenbühl, allerdings nicht freiwillig, nach neun Tagen zog es ihn wieder nach Berlin. Dort machte er in den nächsten fünf Jahren eine Schulung zur Sicherheitsfachkraft sowie eine Ausbildung zur Fachkraft für Gastronomie. Gegen Ende der Ausbildung rutschte er wiederholt in die Drogen- und Glücksspielsucht ab. Deshalb kam Jonas 2008 zum zweiten Mal nach Fleckenbühl. Er arbeitete zunächst in verschiedenen Bereichen, entschied sich dann aber für eine kaufmännische Ausbildung in der Verwaltung. Seine Aufgaben sind unter anderen der Telefondienst und die Organisation von Informationsveranstaltungen. Gerne und oft macht er die Informationsgespräche selbst, weil er ein überzeugter Fleckenbühler ist und das auch gut vermitteln kann. Mittlerweile ist Jonas schuldenfrei, hat seine Berufsausbildung abgeschlossen und hat einen Führerschein der Klasse B erlangt. In seiner Freizeit trainiert Jonas Karate in Marburg oder geht mit seiner Freundin spazieren. 6 MENSCHEN DIE FLECKENBÜHLERER1. AUSGABE 2015 1. AUSGABE 2015ERDIE FLECKENBÜHLER JUGENDHILFE 7 Gunther Ein Bericht aus der Jugendhilfe Neustart mit 40 Vom Räuber zum Koch Seit seiner Jugendweihe trinkt er Alkohol, das Trinken mit den Arbeitskollegen nach Feierabend ist normal und kein Problem. Er treibt viel Sport, Leichtathletik, Wintersport und zehn Jahre lang spielt er Fußball. Seine zweite Frau bringt ein Kind mit in die Ehe. Er zieht von Ostberlin nach Erfurt zu ihr. Bald wird sein Sohn geboren. Als sein Sohn ein Jahr alt ist, hört er auf Wunsch seiner Frau mit der Montage auf und beginnt eine Arbeit, mit der er wesentlich weniger verdient als zuvor. Er zieht mit einem Handwagen durch Erfurt und erledigt kleinere Reparaturen. Er schämt sich, dass seine Frau besser verdient als er. Er wird unzufrieden. Sein Trinkverhalten ändert sich, „es kippte“. im Keller seines Elternhauses. Mit seiner Mutter und seinem Bruder kommt es zum Zerwürfnis, Rückfall auf Rückfall folgt. Er versucht es noch einmal in einer weiteren Einrichtung. Dort feiert er seinen 40. Geburtstag. Seine Mutter besucht ihn, mittlerweile hat sie sich mit seiner Schwester kundig gemacht, wo Gunther langfristig leben könnte. Sie stoßen auf Fleckenbühl und fahren mit ihm dorthin. „Jetzt oder nie“, denkt Gunther. Aber während der Fahrt hat er nur die Flasche im Kopf, er fährt wieder mit zurück. Immer wieder bekommt er Hilfe und Unterstützung von seiner ExFrau. Es dauert ein w eiteres Jahr, bis Gunther den Weg nach Fleckenbühl findet. Er ist total fertig, kann kaum noch laufen, schafft keine Treppe mehr. Er wird für den Abwasch eingeteilt und wird sprichwörtlich „mit den H änden nüchtern“. Er wohnt in einem Gemeinschaftszimmer. Mit Ahmad, dem Küchenchef, versteht er sich gut, er hilft gerne und oft in der Küche und arbeitet bei den Buffets mit. Er hilft bei den Bauarbeiten für den Neubau auf Hof Fleckenbühl. te. Dazu kommt es nicht, Elke geht fort. Das ist viele Jahre her. Er findet Freunde, die Freundschaften halten bis heute: Hans-Willi, Annerose, Bernd und Dieter. Nach zwei Jahren fragt Dieter ihn, ob er in der Landwirtschaft a rbeiten möchte. Er nimmt das Angebot an, zu Hause hatte er etwas Viehzeug und ein wenig Landwirtschaft. Gunther eckt oft mit seinen Mitarbeitern an: „Es war keine leichte Zeit.“ Sein Spitzname ist „Eisenbieger“, weil er in der Anfangszeit an den großen landwirtschaftlichen Geräten Schäden verursacht. Oft setzen sich die Landarbeiter zusammen und klären ihre Schwierigkeiten miteinander. Ein großer Anreiz für ihn ist der Neubau des Kuhstalls. „Gunther, du bleibst doch noch ein bisschen, können wir mit dir rechnen?“ wird er gefragt. Gunther ist nun „Bereichsleiter in der Landwirtschaft außen“. Sein Steckenpferd ist das Bauen. Er hat tatkräftig beim Wiederaufbau der abgebrannten Scheune geholfen und den Boxenauslauf für das Milchvieh gebaut. Seinen Wohnbereich hat er ausgebaut mit Wandschrank und Kochnische, hat Stauraum geschaffen und den Fußboden erneuert. Er fühlt sich dort sehr wohl. Er hat Elke, seine Freundin. Sie möchte eine begrenzte Zeit in Fleckenbühl bleiben, insgeheim rechtet er sich aus, dass er nach fünf Jahren Fleckenbühl eine gemeinsame Zukunft außerhalb der Gemeinschaft mit ihr planen könn- Er bittet mich, im Artikel besonders seine Schwester zu erwähnen, die immer ein Auge auf ihn hat: „Gunther, mach bloß keinen Mist mehr.“ „Wenn die nicht gewesen wäre …“ sagt er. Jetzt will Gunther auch dem Fleckenbühler Verein beitreten: „Ich habe mich ein bisschen vor der Verantwortung gedrückt“, sagt er. Er möchte aktiv bei der Vereinsarbeit mitwirken und die Zukunft Fleckenbühls mitgestalten. ■ A NSELM Es ist manchmal kaum zu fassen, wie schnell die Zeit vergeht. Mir kommt es vor, als hätte ich erst gestern m eine Ausbildung bei den Fleckenbühlern begonnen und heute halte ich schon mein Prüfungszeugnis in der Hand! Nach zwei Jahren habe ich die Ausbildung zur Bürokauffrau erfolgreich beendet! Sein Verhalten wurde immer auffälliger, zu Hause wie auch in der Öffentlichkeit. Der Hauptschule wurde er endgültig während der Abschlussprüfungen verwiesen. Trotz fehlenden Schulabschlusses fand er durch glückliche Fügung eine Ausbildung zum Hotelfachmann, der Betrieb entließ ihn allerdings schon nach zwei Monaten. Damit war bei den Eltern das Maß voll und sie baten ihn, sein Glück woanders zu suchen. Plötzlich stand er auf der Straße. Seine einzigen Habseligkeiten waren die Kleider am Leib und ein Berg voller Anzeigen, so war das nicht geplant! Gunther hat gut lachen: Seit 17 Jahren lebt er nüchtern auf Hof Fleckenbühl. Er will den Realschulabschluss machen, so gut wie er es nur hinbekommen kann. Enis‘ Traum ist es, 2017 mit seiner Freundin in die erste gemeinsame Wohnung zu ziehen. Seine Ausbildung zum Koch wird er da nämlich abgeschlossen haben. Zu Beginn h atte er unter Wut zu leiden, doch mittlerweile konnte er sie hier erfolgreich in Wille umwandeln. Er wird seine Ziele erreichen, und jeder von uns hier wird auf s eine Art sein Bestes tun, um Enis zu helfen. Jasmine hat’s geschafft Enis ist 17 Jahre alt. Er begann im Alter von 14 Jahren zu kiffen. Es folgten mit 15 Jahren erste Erfahrungen mit chemischen Aufputschmitteln und er rauchte täglich viel Marihuana. Schnell wurde der Konsum zur täglichen Gewohnheit. Es folgen Auszug aus dem Haus seiner Familie und zwei weitere Therapien, weitere Rückfälle und die zweite Scheidung: „Weil ich meine Alkoholsucht nicht in den Griff gekriegt habe. Meine ehemalige Frau hat eigentlich, bis heute, immer zu mir gehalten.“ „Wenn du trocken bist, kannst du gerne die Kinder sehen“, sagt sie. Aber die Tage, an denen er nicht trinkt, sind selten. Seine Ziele für die Zukunft: Enis hat in der Fleckenbühler Jugendhilfe bereits seinen ersten Cleangeburtstag gefeiert, er lebt jetzt schon seit mehr als einem Jahr ohne Drogen. Er hat hier seinen Hauptschulabschluss nachgeholt und mit einem Notendurchschnitt von 1,0 bestanden! Außerdem befindet er sich bereits im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Koch. Da beweist er großes Talent. Er hat seit fast zehn Monaten eine Freundin und ist sehr glücklich mit ihr. Sie besucht ihn regelmäßig und verbringt ihre Schulferien mit Enis in der kleinen, aber feinen Lebensgemeinschaft Leimbach. ■ DAGM A R FEIST FOTO: PATRICK CLAYTON Musterschüler beim zweiten Anlauf. Er trinkt immer mehr „zu d ieser Zeit ging es richtig bergab“. Er unternimmt einen Selbstmordversuch mit Tabletten und Alkohol. Bewusstlos findet man ihn an einer Bushaltestelle auf. Ein Jahr später: Ausbildung bei den Fleckenbühlern Super, Gunther, wir freuen uns auf dich. FOTO: PATRICK CLAYTON Bei einer betrieblichen Reihenuntersuchung fällt sein Zustand der Betriebsärztin auf und sie fragt ihn, ob er trinkt und ob seine Frau davon weiß. Gunther berät sich mit seiner Frau, sie leitet seine erste Therapie in die Wege. Aber „ich stehe es nicht durch“. Er verliert seine Arbeit. Wieder sorgt seine Frau dafür, dass er eine Therapie beginnt. Sie besucht ihn mit den Kindern, er verlängert seinen Therapieaufenthalt und geht in ein betreutes Wohnen. In der Nähe der Nachsorge will er sich eine Arbeit suchen, als das nicht klappt, wird er rückfällig. „Wieder waren die anderen schuld. Ich bin bequem, suche keine andere Arbeit, trinke wieder und gebe mich auf.“ In der dritten Therapie tut er sich mit einer Frau zusammen: „Das war der Anfang vom Ende.“ Mittlerweile ist er ganz unten, schläft Gu nther ist ein großer FußballFan, er spielte acht Jahre in der „Fleckenbühler Bunten Liga“. In seiner Freizeit besucht er mit seinem Sohn Fußballspiele. Gunther freut sich immer sehr auf seinen Urlaub. Nach der Erntezeit sucht er sonnige Ziele und bucht mit Lothar und Jürgen preiswerte Pauschalreisen ans Meer, im Reisebüro kennt man ihn schon lange. Er ist begeisterter Wintersport-Fan und fährt zum Biathlon nach Oberhof und seit 13 Jahren jedes Jahr zum Ski-Springen nach Willingen. Bei großen Festen hilft er der Hausleitung (mir), beide sind wir impul- sive Charaktere, da knallt es schon mal, wenn wir unterschiedliche Ansichten haben, aber da wir uns schon so lange kennen, vertragen wir uns anschließend schnell wieder mit einer festen Umarmung. Fleckenbühl ist Gunthers Zuhause, spätestens nach 14 Tagen, so sagt er, fängt er an, es zu vermissen. Um durchzukommen, suchte er sich den Intensivstraftäter seines Vertrauens und schloss sich ihm an – vier Augen und Ohren sehen und hören mehr und vier Hände kriegen mehr zu fassen als zwei. Die „Kollegen“ waren Tag für Tag unermüdlich „im Einsatz“ und klauten bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Kokain wurde konsumiert und sorgte für die „klare Sicht der Dinge“. Ein teurer Spaß allerdings, und Geld wollte gemacht sein, wenn es schon nicht verdient werden konnte. Also machten die beiden ernst. Sie nötigten, erpressten alsdann und stiegen ungebeten in Wohnungen ein, wo sie stets weniger zurückließen als sie vorgefunden hatten. Der Rubel rollte auf diese Weise etwa zwei Monate lang ziemlich zuverlässig, doch irgendwann wurde Enis auf frischer Tat ertappt. Seine Taschen e nthielten Geld, Gold und Schmuck, was auch in diesem Fall nicht der Ort war, wo die Dinge hingehörten. Inzwischen waren er und die Polizei alte Bekannte und die Anklagen summierten sich auf zweiunddreißig. Dies stellte einen Wendepunkt dar in Enis‘ jungem Leben, denn ein Umdenken war unausweichlich notwendig, wenn er nicht für mindestens zwei Jahre einen sicher gebuchten Zwangsaufenthalt in einer Jugendhaftanstalt haben wollte, mit einer, aller Voraussicht nach, absolut mäßigen Zukunftsperspektive. Er hatte also die Wahl zwischen einem jahrelangen Gefängnisaufenthalt oder einer Hilfsmaßnah- me, die ihm einen Neustart ermöglichte, und zwar hier in Leimbach mit gründlicher Kernkompetenzvermittlung und schulischem sowie beruflichem Bildungsangebot in Verbindung mit vielen Gelegenheiten, den eigenen Weg selber aktiv mitzugestalten. Enis sagt dazu: „Mein Jugendgerichtshelfer hat mehrere Wochen lang erfolglos versucht mich zu erreichen, um mir, so gut es geht, den Arsch zu retten, auf deutsch gesagt. Doch ich meldete mich nicht, bis die Polizei mich aufgriff. Für den 19. Dezember 2013 war ich bei der Polizei meiner Stadt vorgeladen. Ich kam zehn Minuten zu spät, zum Glück bin ich erschienen, denn der Kriminalpolizist war gerade schon dabei, den Haftbefehl zu beantragen. Nach sechs Stunden Vernehmung brachte mich der Beamte persönlich zu meinem Jugendgerichtshelfer, der mir klar machte, dass ich sofort in eine Einrichtung verschwinden soll, ansonsten kommt spätestens bei der Gerichtsverhandlung die Haftstrafe. Somit bot er mir die Jugendhilfe Leimbach an. Ich habe sofort zugestimmt, wurde zu meinem damaligen Zuhause gebracht und habe meine Sachen gepackt. Am nächsten Tag hat mich mein Jugendgerichtshelfer nach Leimbach gebracht.“ FOTO: MARCUS HEIL 57 Jahre ist er alt, unser Gunther. Seit 17 Jahren gehört er zur Fleckenbühler Familie. Er war zweimal verheiratet und wurde zweimal, wie er betont, „ohne Rosenkrieg“ geschieden. Er besucht die Polytechnische Schule in der ehemaligen DDR und macht eine Ausbildung zum Gas-Wasser-Installateur. Mit 23 Jahren heiratet er, seine Tochter wird geboren. Er fährt zur Montage und ist selten zu Hause, nach drei Jahren trennen sich Gunther und seine Frau. Ich habe die Zeit sehr genossen, auch wenn es nicht immer einfach war. Die Fleckenbühler sind kein „normaler“ Ausbildungsbetrieb, denn man lernt hier viel mehr als nur theoretische Inhalte und Arbeitsabläufe. Man lernt, auf andere Menschen einzugehen und ihnen zuzuhören, einfühlsam, geduldig und flexibel zu sein. Kurz, Kompetenzen, die nicht nur im Berufsleben wichtig sind, sondern auch im Privatleben. letzten zwei Jahren erfahren durfte. Ein besonderer Dank geht an die Abteilungsleiter Marcus, Torben, Jürgen und Ludwig sowie an Stefan, der mich vor allem am Anfang intensiv begleitet hat. Vielen Dank dafür! Daher möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich für die viele Unterstützung und Hilfsbereitschaft bedanken, die ich in den (Jasmine kam als externe Auszubildende zu uns und wir freuen uns, dass sie bei uns ist.) Übrigens wurde ich zu meiner großen Freude direkt nach der bestandenen Prüfung übernommen und freue mich nun auf die weitere Zusammenarbeit! JA SMINE Kreuzworträtsel Die Lösung senden Sie bitte an: die Fleckenbühler e.V., Fleckenbühl 6, 35091 Cölbe oder per E-Mail an [email protected] . Einsendeschluss ist der 30. April 2015. Drei Gewinner werden unter den richtigen Einsendungen ausgelost. Die Gewinner erhalten ein Exemplar unseres neuen Buches über Fleckenbühl. Die Namen der Gewinner veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe. Waagerecht 1) Krankheitsbestätigung 5) Statt Ereignis sagt man so 9) Geht Tack voraus 12) Fast jedes ist von Andrew Lloyd Webber 16) Aber ich weiß, dass mein… lebt (Buch Hiob) 19) Die 20) Lösung 21) ist 23) Unser Satellitengirl 24) Hautfarbe, amerikanisch 25) So tanzbar wie lumpig 26) Abgekürzte Gesetzliche Krankenversicherung 28) Insolvenz 29) Zartes, beflügeltes Wesen 31) Zwischen Herzog und Köhler 32) Abgekürzte Abgabenordnung 33) Kfz-Kennzeichen für Auerbach (in Sachsen) 34) Sowas wie mulmig, im Magen verortet 36) ein 40) Zitat 42) Die… nimmt alles auf, was sie hervorgebracht hat (Lukan) 43) Er-/Aufklärung, kurz 44) Festliche Amtstracht 45) Amerikanischer Freund 46) Zuflucht 48) Der … hat den Mund zu halten, wenn sein Werk den Mund auftut (Friedrich Nietzsche) 51) des 53) unvergleichlichen 55) Dichters 56) Wilhelm 57) So manches Treiben und Herbstlaub ist das 59) Was ist denn eigentlich um diese Stadt herum? 61) Energiebeförderungsweg 64) Kfz-Kennzeichen von Eisenach 65) Flüssigkeitsleitungen 67) Das lieb Heimatland wurde damit verabschiedet 69) Desoxyribonukleinsäure, abgekürzt 71) Er war Jurij (Schiwago) 73) Greg meinte, dass Idioten nichts Besseres zu tun haben, als ihn zu… 75) Busch 77) James Joyce war einer von ihnen 79) Aus einem gleichen sich Zwillinge ungeheuer 80) Wo du hörest hohe Schwüre steht sie vor der Türe (Sprichwort) 81) Wenn sie kommen sollte, weiß man wahrscheinlich nicht, was man sich wünschen soll 82) Woran Lance Armstrong teilnahm 83) Das Ziel der Wissenschaft ist es immer gewesen, die Komplexität der Welt auf simple… zu reduzieren (Benoît Mandelbrot) Senkrecht 1) Sozusagen der Selfmademan 2) Blechblasinstrument, tief 3) Mit Hufen ausgeführt bei Ungeduld 4) Inbegriff der russischen Weite 6) Wo man für sein Geld irgendwas bekommt 7) Abgekürzte Niederlande 8) So würde kein Hundehalter seinen Liebling nennen 9) Fast so altmodisch wie Fernsprecher 10) Pfennignachfolger 11) Wo Petersilie, Schnittlauch und Co. zu finden sind 13) Manchmal will man ihn nicht gern dazu gegeben haben 14) In die gegangen, orientierungslos 15) Schuppenkriechtier 17) Kfz-Kennzeichen von Rottweil 18) Woran wir mit Haken und Tod im Nacken hingen 22) Abgekürzter Industriepark 27) DDR-Polizist, kurz 30) Nichts mehr drin 33) Ringförmiges Korallenriff 35) Ein… ohne guten Sold macht Diebe (Christoph Lehmann) 37) Sein Leben – verfilmt von Monty Python 38) Paradies 39) Englisches Verstecken 40) Oft mit echt und Alter kombiniert 41) War das der Vorname und Hari der Nachname? 45) Der kürzeste von zwölf 46) Auf den genommen, zwecks Verunsicherung 47) 0,9144 Meter 49) Womit umsorgen anfängt 50) Eins englisch 52) Finnland für die Finnen 54) Sich so gemacht, schnell verschwunden 58) Dort die Porta Nigra 60) Was wir vor Madagaskar taten 62) Englische Wut 63) Straußenähnlicher Laufvogel 66) Kfz-Kennzeichen für den Landkreis Harz 68) … ist mein ganzes Herz 70) Meereslebewesen 72) Kains Bruder 74) Jetzt von oben und unten 76) Elektrokonzern 78) Kfz-Kennzeichen von Rendsburg 81) Chemisches Zeichen für Eisen 1 2 12 13 29 37 38 42 52 53 57 65 58 6 15 16 26 31 66 60 67 73 77 78 22 27 28 33 79 18 48 70 75 83 Die Gemeinschaft organisiert und verwaltet sich selbst. Wer ein Suchtproblem hat – Alkohol, Drogen, Medikamente – und den Wunsch nüchtern zu leben, kann sofort zu uns kommen. Auf den Hof Fleckenbühl oder in unser Haus in Frankfurt am Main. Die Türen sind jederzeit – Tag und Nacht – für Hilfesuchende geöffnet. In einem persönlichen Gespräch werden wir gemeinsam klären, ob Fleckenbühl der richtige Platz ist. Eine Anmeldung oder eine Kostenzusage werden nicht benötigt. Die Aufenthaltsdauer ist grundsätzlich unbeschränkt. Man bleibt so lange, wie man es selbst für richtig hält. Es gelten für alle Bewohner drei verbindliche Regeln: 1. Keine Drogen, Alkohol oder andere Suchtmittel 2. Keine Gewalt oder deren Androhung 3. Kein Tabak, wir rauchen nicht TERMINE AUF HOF FLECKENBÜHL 35091 CÖLBE-SCHÖNSTADT Offenes Haus 30. Mai 2015 15.00 bis 18.00 Uhr 27. Juni 2015 Landwirtschaftliche Themen und Attraktionen Feste und Märkte 22. März 2015 11.00 bis 18.00 Uhr Aktion in der Töpferei Ostermarkt TERMINE IM HAUS FRANKFURT KELSTERBACHER STR. 14, 60528 FRANKFURT Feste und Märkte 10. Mai 2015 13.00 bis 18.00 Uhr Frühlingsmarkt IMPRESSUM Herausgeber: die Fleckenbühler e.V., Fleckenbühl 6, 35091 Cölbe V.i.S.d.P.: Ronald Meyer www.diefleckenbuehler.de, [email protected] Redaktion: Helga Meyer Gestaltung + Satz: die Fleckenbühler · Grafik, Druck & Medien Druck: www.dierotationsdrucker.de, Esslingen Versand: Lahn-Werkstätten, Marburg die Fleckenbühler e.V. ist darauf angewiesen, dass Menschen von außen die Arbeit durch Sach- und Geldspenden unterstützen. Spenden sind steuerlich absetzbar. Spendenkonto: die Fleckenbühler e.V. IBAN DE87 4306 0967 6003 0367 00 BIC GENODEM1GLS Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. Beiträge mit vollem Verfassernamen müssen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion entsprechen. 35 41 49 63 71 Mehr als nötig leidet, wer leidet, bevor es nötig ist Baruch de Spinoza Die Gewinner des letzten Kreuzworträtsels waren: Marleen Abe, Irmgard Emrich, Hildegard Schäfer 50 56 64 72 76 80 Die Fleckenbühler sind seit 1984 eine offene, konsequent nüchterne Gemeinschaft, die Menschen in jeder Lebenssituation aufnimmt und ihnen – gestützt auf frühere Suchterfahrungen der Mitglieder – dabei hilft, durch Selbstreflexion, Lernbereitschaft, Ehrlichkeit, Geborgenheit und Arbeit dauerhaft suchtfrei zu leben und in Zukunft ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Lösung des letzten Kreuzworträtsels lautete: 34 62 69 82 11 23 40 55 74 10 44 47 61 68 9 21 43 46 8 17 32 54 59 7 39 45 51 5 20 25 30 36 4 14 19 24 3 DIE FLECKENBÜHLER 81 G A L A N T A D A MOH A L B A M E N U E S A T I R E N I E M E H R A L S NO E T I GN R M I R U N L A E N G S T S O N E S L E C I M B E E T O T L S L E I D E T W E R L E I D E T N F N E P T U N B D I T R U E A R G J A L T A L I L O OM I B E V O R E S NO E T I G A N R U E J A E H S C H U L E N K E N R O L L E T H E R A P I E I D E A L L O O P I NG I S T S T I L E A R S I M E E R A T E I N F L U G S C H N E I S E
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