Symbole - Medieninformatik (B.Sc.)

Hochschule
RheinMain
Algorithmen und Datenstrukturen
Sommer 2015
Informationsblatt – Symbole
31. März 2015
Motivation
Um Sachverhalte klar zu beschreiben werden häufig Symbole verwendet, die es erlauben
Aussagen formal, präzise und nachvollziehbar zu treffen. Eine natürlichsprachliche Formulierung vieler Aussagen mag eventuell leichter zu lesen sein, bietet aber leider oft einen
Interpretationsspielraum. Nur durch die Verwendung von Symbolen mit klar festgelegter
Bedeutung sind formal nachvollziehbare Aussagen möglich.
Wir werden einige Symbole und deren Verwendung anhand eines Beispiels kennen
lernen und listen danach die wichtigsten Symbole und deren Bedeutung auf. Damit sollte
hoffentlich “Was ist denn das umgedrehte A (∀)?” und “Sie haben das E falsch geschrieben
(∃)” der Vergangenheit angehören.
Ein Beispiel – Euklid
Wir üben formale Aussagen anhand der Definition und Berechnung des größten gemeinsamen Teilers.
Der Algorithmus von Euklid (ca. 300 v. Chr.) berechnet den größten gemeinsamen Teiler (ggT ) für zwei positive ganze Zahlen (natürliche Zahlen) x und y. Eine natürliche Zahl z = ggT (x, y) ist der größte
gemeinsame Teiler zweier Zahlen x und y, wenn z die Zahl x teilt, z
die Zahl y teilt und keine andere Zahl existiert, die x und y teilt und
größer als z ist. Diese natürlichsprachliche Beschreibung übersetzen
wir nun in eine formale Aussage.
z = ggT (x, y)
gdw
x, y, z ∈ N ∧ z | x ∧ z | y ∧ @z 0 : z 0 > z ∧ z 0 | x ∧ z 0 | y
(1)
Die formale Aussage (1) erscheint (auf den ersten Blick) schwierig zu lesen. Dies ist aber
nur Gewöhnung. Im Prinzip liest sich die Aussage genau so wie die natürlichsprachliche
Formulierung.
Ein Zahl z ist der größte gemeinsame Teiler von zwei Zahlen x und y (z = ggT (x, y))
genau dann, wenn
• x, y und z natürliche Zahlen sind (x, y, z ∈ N) und (∧)
• z ein Teiler von x ist (z | x) und (∧)
• z ein Teiler von y ist (z | y) und (∧)
• keine andere Zahl z 0 existiert (@z 0 ), so dass (:)
– z 0 echt größer z ist (z 0 > z) und (∧)
– z 0 auch die Zahl x teilt (z 0 | x) und (∧)
Prof. Dr. Peter Barth
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– z 0 auch die Zahl y teilt (z 0 | y)
Wir haben bisher nur die Tatsache, dass eine Zahl der größte gemeinsame Teiler zweier Zahlen ist, formuliert. Zum Berechnen müssen wir uns weitere Eigenschaften zunutze
machen. Der Algorithmus von Euklid nutzt die folgenden Zusammenhänge.
• Der größte gemeinsame Teiler von x und y ist gleich dem größten gemeinsamen
Teiler von y und x.
• Der größte gemeinsame Teiler von x und y ist gleich dem größten gemeinsamen
Teiler von x − y und y, wenn x größer als y ist.
Wieder formal formuliert erhalten wir folgendes.
∀x, y ∈ N : ggT (x, y) = ggT (y, x)
(2)
∀x, y ∈ N, x > y : ggT (x, y) = ggT (x − y, y)
(3)
Diese formale Aussage können wir wieder zurückübersetzen in natürlichsprachliche Aussagen.
• (2) Für alle natürlichen Zahlen x und y (∀x, y ∈ N) gilt, dass der größte gemeinsame Teiler von x und y gleich dem größten gemeinsamen Teiler von y und x ist
(ggT (x, y) = ggT (y, x)).
• (3) Für alle natürlichen Zahlen x und y, wobei x echt größer als y ist (∀x, y ∈
N, x > y) gilt, dass der größte gemeinsame Teiler von x und y gleich dem größten
gemeinsamen Teiler von x − y und y ist (ggT (x, y) = ggT (x − y, y)).
Um daraus einen lauffähigen Algorithmus zumachen, braucht man noch
∀x ∈ N : ggT (x, x) = x
(4)
was als Abbruchbedingung dient und etwas nachdenken, wann man welche der Gleichungen (2), (3) oder (4) in welche Richtung anwendet. Dies soll uns hier aber nicht weiter
interessieren.
Wir haben also gesehen, wie man natürlichsprachliche Aussagen formalisiert und dass
man diese auch einfach wieder zurückübersetzen kann. Vorteile der formalen Notation
sind die kompaktere Darstellung und eine klare Bedeutung der verwendeten Symbole.
Im folgenden sammeln wir einige wichtige, häufig benutzten Symbole und ein paar
typische Aussagen, die diese Symbole verwenden.
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Übersicht häufiger Symbole und Abkürzungen
Mengen Symbole und unendlich
Symbol
N
Z
Q
R
C
∞
Bedeutung
Menge der natürlichen Zahlen {1, 2, 3, . . .}
Menge der ganzen Zahlen {0, 1, −1, 2, −2, . . .}
, . . .}
Menge der rationalen Zahlen {0, 1, 12 , −1
2
Menge der irrationalen Zahlen√π, . . .
Menge der komplexen Zahlen −1, . . .
unendlich
Einige griechische Buchstaben
Werden für alles mögliche verwendet, wie zum Beispiel
ten, Funktionen, Mengen, etc.
α alpha
β beta γ gamma
δ delta
ε
λ lambda ξ xi
π pi
% rho
σ
χ chi
ψ psi
Γ Gamma ∆ Delta Θ
Φ Phi
Ψ Psi
Ω Omega
als Bezeichnungen für Konstanepsilon θ
sigma
ϕ
Theta Σ
theta
phi
Sigma
Mathematische Symbole
Binäre Beziehungen1
Symb. Bedeutung
Symb.
< echt kleiner
>
≤ kleiner oder gleich
≥
| teilt
=
⊂ echte Untermenge
⊆
⊇ Obermenge
∩
∈ Element von
∈
/
Berechnungen
Symbol Bedeutung
+ Addition
x
, ÷, / Division
y
P
Summe
Bedeutung
Symb.
echt größer
6<
größer oder gleich
6≤
gleich
6=
Untermenge
⊃
Schnittmenge
∪
nicht Element von
]
Symbol Bedeutung
Symbol
∗,√
·, × Multiplikation
−
Wurzel
xy
Q
Produkt
bxc, dxe
Bedeutung
nicht kleiner
weder kleiner noch gleich
ungleich
echte Obermenge
Vereinigungsmenge
disjunkte Vereinigung
Bedeutung
Subtraktion
Exponent
nächstkleinere, -größere Ganzzahl
Variablen und Indizes
x, y, z meist Variablen
a, b, c
meist Konstanten
xi das i.te aus einer Sequenz
xij das i.te aus einer Sequenz und aus dieser Sequenz das j.te
1
Negationen per durchstreichen ist üblich für die meisten binären Symbole
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Symbole für logische Aussagen
Quantoren
Symbol Bedeutung
∀ für alle
∃ es existiert
@ es existiert
kein
Logische Operatoren
Symbol Bedeutung
∧ und
∨
¬
6
gdw, ⇔
oder
nicht
nicht
genau
dann wenn
⇒ impliziert
Beispiel
∀n ∈ N : n2 ≥ n
Übersetzung
Für alle natürlichen Zahlen n
ist Ihr Quadrat größer gleich sie
selbst
∃n ∈ N : n2 = n
Es gibt eine natürliche Zahl n deren Quadrat mit sich selbst identisch ist
∀n > 2 @ a, b, c, n ∈ N : Der (inzwischen) Satz von Feran + b n = c n
mat.
Beispiel
n=1∧n∈N
Pn
∨n<0
i = n·(n+1)
2
¬π∈Q
π 6∈ Q
∀n ∈ N : n2 = n gdw n = 1
i=0
∀z ∈ Z : z = 1 ⇒ z 2 = z
∀z ∈ Z : z 2 = z ⇒ z = 1
Übersetzung
n ist die Zahl 1 und n ist eine natürliche Zahl
Gauß oder n < 0
π ist keine rationale Zahl
π ist keine rationale Zahl
Ein natürliche Zahl ist gleich Ihrem Quadrat, genau dann wenn
die Zahl 1 ist
Wenn eine ganze Zahl 1 ist, dann
ist Ihr Quadrat gleich sie selbst
Wenn eine ganze Zahl im Quadrat sie selbst ist, dann ist es
1 (diese Aussage ist natürlich
falsch! 02 ist auch 0).
Definition von Mengen
Mengen werden definiert durch {Ausdruck | Bedingung}. Die definierte Menge beinhaltet genau die Elemente, deren Wert dem Ausdruck entspricht, falls die Bedingung
gilt.
Beispiel
Bedeutung
{x | x ∈ N ∧ @y ∈ N, 1 < y < x : y|x} Die Menge der Primzahlen.
{x ∈ N | @y ∈ N, 1 < y < x : y|x}
Wieder Primzahlen, man kann die Grundmenge auch an den Ausdruck schreiben.
a
Rationale Zahlen. Variablen im Ausdruck
Q = { b | a ∈ Z, b ∈ N}
müssen nicht quantifiziert werden.
C = {a + ib | a, b ∈ R, i2 = −1}
Komplexe Zahlen.
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