Deutschland fit für die Zukunft machen

INFORMATIONEN FÜR MITGLIEDSFIRMEN DES VCI
chemie
report
04/2015 A 3 Editorial Forscher
brauchen mehr politischen Rückhalt
A 5 Hauptausschuss Diskussion über
Unternehmensstrafrecht A 7 Nachhaltigkeit Chemie3 in die Breite tragen
A 8 Energie EU will Binnenmarkt vorantreiben A 10 Stromspeicher Wie die
deutsche Energiewende gelingen kann
A 13 Neue Studie Auf der Suche nach
Innovationshemmnissen in Deutschland
A 14 Kunststoffe Erfolgsstory ohne
Ende A 18 TTIP Freihandel hat auch mit
Zöllen zu tun A 19 Gesundheit VCI und
Kinderumwelt setzen Kooperation fort
Parlamentarischer Abend des VCI in Berlin
Deutschland fit für die Zukunft machen
Unserem Land gehe es gut. Das dürfe aber nicht zu politischer Lethargie führen. Hierüber waren sich die Gastredner der Bundestagsfraktionen und Präsident Marijn
Dekkers am 25. März beim Empfang des VCI im Hotel
Adlon einig. Welche Maßnahmen aber vordringlich seien,
um die wirtschaftliche Stärke auch für die Zukunft zu
erhalten, dazu gab es ganz unterschiedliche Akzente.
Deutschland stehe so gut da wie lange nicht, betonte der
Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, Thomas Opper-
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Politik,
Behörden,
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Berlin
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mann, und lieferte dazu einige Schlaglichter vom letzten Jahr:
Wachstum von 1,6 Prozent, historisch höchster Stand der
Exporte mit einem Außenhandelsüberschuss von 214 Milliarden Euro, Überschüsse in den Sozialkassen und sprudelnde
Steuereinnahmen, Bestmarke bei der Beschäftigung und niedrigste Arbeitslosenquote. „Diese positiven Wirtschaftsdaten
dürfen aber nicht wirken wie ein süßes Gift, das den politischen Willen zu notwendigen Entscheidungen für die Zukunft
lähmt“, betonte Oppermann. So bestehe ein riesiger Nachholbedarf für den Erhalt der Verkehrs- und den Ausbau der B
Dialog
B digitalen Infrastruktur. Daher werde die Bundesre-
gierung den Haushaltsüberschuss für zusätzliche Investitionen in diesem Bereich verwenden. Bezahlbare Energiepreise, ausreichende Verfügbarkeit von Fachkräften
und den Ausbau der Innovationsfähigkeit nannte er als
weitere wichtige Aufgaben.
Michael Fuchs, stellvertretender Vorsitzender der
CDU/CSU-Fraktion, konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf energiepolitische Aspekte. „Wir können
nicht gleichzeitig Kernkraft und Kohleverstromung
abschaffen, wenn wir eine gesicherte Energieversorgung für die Grundlast gewährleisten wollen“, betonte
er. Eine konsequente Energiepolitik müsse stets in
einem möglichst gleichseitigen Dreieck aus Klimaschutz, Preiswürdigkeit und Versorgungssicherheit
agieren. Deshalb wehre er sich gegen nationale Alleingänge. Aus diesem Grund werde seine Fraktion die
Einführung eines nationalen Emissionshandels zusätzlich zum europäischen System nicht unterstützen, wie
es das Bundeswirtschaftsministerium in seinem Eckpunktepapier vorschlage. Zudem stelle sich die Frage,
ob dieser Vorstoß mit EU-Recht überhaupt vereinbar sei.
Der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen,
Cem Özdemir, kritisierte, dass die Bundesregierung
eine steuerliche Förderung für die energetische Gebäudesanierung nicht realisieren werde: „Wenn wir im bisherigen Tempo weitermachen, brauchen wir hundert
Jahre, bis der Gebäudebestand auf den Stand der
Technik gebracht ist.“ Haushaltspolitisch sei dieser
Rückschritt nicht zu rechtfertigen. Außerdem erneuerte
Özdemir die Position seiner Partei für die Einführung
einer steuerlichen Forschungsförderung. „Wir müssen
den Mut von Menschen belohnen, die investieren und
forschen wollen.“
Kritik an der föderalistischen Struktur der Bildungspolitik äußerte der Vorsitzende der Linken, Gregor Gysi.
Die geteilte Zuständigkeit hält er für einen Anachronismus. Den Anforderungen an ein modernes Schulsystem werde Deutschland damit nicht gerecht.
DEKKERS VERMISST KULTUR FÜR INNOVATION
Mit dem Aufruf, den Standort Deutschland mit vereinten Kräften von Politik und Wirtschaft fit für die
Zukunft zu machen, beschloss Präsident Marijn Dekkers
den diesjährigen Parlamentarischen Abend des VCI.
„Was wir hierzulande am meisten brauchen, ist eine
Kultur für Innovationen“, sagte Dekkers. Ohne Rückenwind für neue Ideen und innovative Technologien laufe
Deutschland Gefahr, von einem weltwirtschaftlichen
Spitzenplatz auf einen der hinteren Ränge abzurutschen.
Konkret forderte Dekkers die zügige Verabschiedung des im Koalitionsvertrag angekündigten
Gesetzes für Wagniskapital: „Wir müssen Menschen,
die mit neuen Ideen etwas auf die Beine stellen wollen,
so gut wie möglich unterstützen. Wir müssen das Steuerrecht in diesem Punkt reformieren und mehr Anreize
für Investoren schaffen.“ In Finnland, Irland oder Israel
investierten private Anleger zwei- bis dreimal mehr
Wagniskapital als in Deutschland. mr
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chemie report
04.2015
Michael Fuchs,
stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen
Bundestag
„Wann immer wir über Energiepolitik und Energiewende
entscheiden, müssen folgende drei Punkte gleichberechtigt eingebracht werden:
Klimaschutz, Preiswürdigkeit
und Versorgungssicherheit.“
Thomas Oppermann,
Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag
„Wir müssen innovativ
bleiben und dafür sorgen,
dass wir in Deutschland wissenschaftliche Erkenntnisse
noch schneller in wirtschaftlichen Erfolg transformieren.
Darum wird sich die Bundesregierung jetzt verstärkt kümmern.“
Gregor Gysi,
Vorsitzender der Fraktion
DIE LINKE im Deutschen
Bundestag
„Aus wirtschaftlichen
Gründen und der sozialen
Gerechtigkeit wegen brauchen wir ein Top-Bildungsund Ausbildungssystem. Wir
haben 16 Bundesländer und
ebenso viele Schulsysteme.
Das ist völlig unzeitgemäß.“
Cem Özdemir
Bundesvorsitzender der
Partei Bündnis 90/Die
Grünen
„Vieles von dem, was wir als
selbstverständlich erachten,
wäre ohne Ihre Industrie
unvorstellbar. Innovationen,
auf die wir sehnsüchtig
warten, dass sie sich durchsetzen, wie etwa die Elektromobilität, sind nur mit der
Chemie realisierbar.“
04.2015
chemie report
Standpunkt / News
STANDPUNKT
Forscher brauchen mehr politischen Rückhalt
Es geht uns gut, oder? Produktion und Umsätze wach- Kurse über Gründergeist und Unternehmertum in die
sen in Deutschland, die Exporte steigen, die Arbeits- naturwissenschaftlichen Curricula der deutschen Hochlosenzahl sinkt. Wir könnten uns zurücklehnen. Doch schulen. Wir müssen Menschen, die etwas auf die Beine
selbst Vertreter der Regierungskoalition warnten beim stellen wollen, ermutigen und so gut wie möglich unterParlamentarischen Abend des VCI vor dem „süßen Gift“ stützen. Wir brauchen eine neue Gründerzeit, in der
solch positiver Zahlen. Unser Erfolg heute darf nicht auch Universitätsprofessoren mit ihren Studenten vormit dem Erfolg von morgen verwechselt werden.
behaltlos Start-ups aus ihren Forschungsbereichen ausMit dem Blick nach vorn beschäftigt uns daher gründen. Hochschulen benötigen dafür eine starke
zunehmend eine Frage: Wie gedeihen in Unternehmen Infrastruktur: Inkubatoren mit Mentoren zum ErfahIdeen zu marktreifen Technologien, die
rungsaustausch und für eine rechtliche
schließlich in Deutschland produziert
Beratung.
werden? An Ideen mangelt es DeutschFrisch gegründete Unternehmen
land bekanntlich nicht. Hier arbeiten
mit neuen Konzepten wachsen wiededie fleißigsten Erfinder ganz Europas
rum nur, wenn sie über die Gründungs– das kann man in der Statistik des
phase hinaus mit ausreichend Kapital
Patentamtes in München nachlesen.
ausgestattet werden. In Deutschland
Größere Forschungsbudgets in den
ist diese Wachstumsfinanzierung für
Unternehmen oder mehr staatliche
junge Unternehmen unterentwickelt,
Forschungsprogramme, das wissen wir
was dazu führt, dass diese vermehrt ins
aus Erfahrung, sind kein Garant für die
Ausland abwandern. In Finnland, Irland
„Marktreifung“ von Ideen. Das ganze
oder Israel investieren private Anleger
Potenzial kreativer, forschender Unterzwei- bis dreimal mehr Wagniskapital
nehmen entfaltet sich erst in einem
in Start-ups. Wir müssen deshalb das
innovationsfreundlich gesinnten gesellSteuerrecht in diesem Punkt reformieschaftlichen Umfeld. Aufgeschlossenren und mehr Anreize für Investoren
heit der Bürger für Neues statt schnelschaffen. Die Bundesregierung ist mit
ler Skepsis ist gefragt, wenn wir den
dem entsprechenden Gesetz, das sie
Weg von der Idee bis zum marktreifen
im Koalitionsvertrag angekündigt hat,
Produkt verkürzen und den Standort
auf dem richtigen Weg. Es ist jetzt an
Dr. Marijn E. Dekkers
Deutschland weiter stärken wollen.
der Zeit, dieses Vorhaben umzusetzen.
Präsident des Verbandes der
Deshalb sind Wissenschaftler und
Um die gesellschaftliche Offenheit
Chemischen Industrie (VCI)
Forscher ganz direkt auf den Rückhalt
für Technologien im Industrieland
von Politikern angewiesen. Drei Ziele
Deutschland zu stärken, brauchen wir
sollten daher auf der Agenda jeder politischen Kons- eine breite Innovationsoffensive. Das gelingt nur mit
tellation stehen: Naturwissenschaftliches und unterneh- vereinten Kräften. Dafür bietet das Bündnis „Zukunft
merisches Know-how stärken, Innovationen steuerlich der Industrie“, an dem der VCI mitwirkt, einen hofffördern und in der Gesellschaft für Technologie-Offen- nungsvollen Ansatz. Diese Allianz aus Politik, Wirtheit eintreten.
schaftsverbänden und Gewerkschaften vereint ein
Erfolgreiche Unternehmer brauchen nicht nur Ideen, gemeinsames Ziel: mehr Wettbewerbsfähigkeit, Innosondern auch Mut und Tatendrang. Deshalb gehören vationen und Wohlstand für Deutschland.
Wussten Sie schon?
31.647 Patentanmeldungen ...
... sind im vergangenen Jahr beim
Europäischen Patentamt (EPA) von
deutschen Erfindern eingereicht
worden. Mit umgerechnet 11 Prozent
liegt Deutschland an der Spitze aller
38 Mitglieder der europäischen
Patentorganisation.
Dass Deutschland ein starke industrielle
Basis mit der Chemie, dem Maschinen-
und Fahrzeugbau besitzt, hat sich 2014
auch in den beim EPA eingereichten Patentanmeldungen gezeigt: Im weltweiten Vergleich der zehn anmeldestärksten
Technologiefelder entfielen die meisten
Patente im Bereich Maschinen, Pumpen
und Turbinen (28 Prozent), im Transportwesen (27 Prozent) und in der organischen Chemie (24 Prozent) auf Deutschland. c
3
Hauptausschuss
chemie report
04.2015
INFO-MARKTPLÄTZE AUF DER SITZUNG DES HAUPTAUSSCHUSSES IN BERLIN
Am 25. März hat sich der VCI-Hauptausschuss zu seiner Frühjahrssitzung in Berlin getroffen. Dabei kam wieder das
erfolgreiche „Marktplatz-Konzept“ zum Einsatz. Drei Unternehmensvertreter stellten die wichtigsten Entwicklungen zu den Themen REACH-Zulassung, Erbschaftsteuer und EU-Emissionshandel vor. Jedem Teilnehmer der Sitzung standen zwei von drei Diskussionsforen zur Auswahl. Nach einem kurzen Impulsvortrag der Experten konnten
die Gäste intensiv nachfragen, aber auch über ihre persönlichen Erfahrungen berichten.
Die Zulassung in der REACH-Verordnung war Thema des ersten
Marktplatzes. Martin Hostalek von der Merck KGaA, Mitglied im
VCI-Ausschuss Technik und Umwelt, erläuterte unter anderem,
wann Unternehmen von einer Zulassungspflicht nach REACH
betroffen sind. Außerdem stellte er im Einzelnen vor, welche
Schritte der VCI im Rahmen der EU-Chemikaliengesetzgebung
unternommen hat und was bislang erreicht wurde. Hostalek forderte, dass die EU-Kommission ihren Spielraum nutzen müsse,
um das Zulassungsverfahren planbar und rechtssicher zu machen.
Über die Reform der Verschonungsregeln für Unternehmen im
Erbschaftsteuerrecht sprach Robert Risse von der Henkel AG &
Co. KGaA, Mitglied im VCI-Steuerausschuss. Er stellte die
Lösungsvorschläge des VCI vor, mit denen die Vorgaben des
Bundesverfassungsgerichts zur Erbschaftsteuer umgesetzt
werden könnten. Es komme der Chemie vor allem darauf an,
dass die Reform die Erbschaftsteuer endlich verlässlicher, handhabbarer und vor allem verfassungsfest macht, betonte Risse in
seinem Kurzvortrag.
Michael Winhold von der Vinnolit GmbH, Vorsitzender des VCIFachausschusses Klimaschutz und Emissionshandel, beleuchtete
in seinem Kurzvortrag die Entwicklungen im Europäischen Emissionshandel. Aus seiner Sicht drohen durch die geplanten Veränderungen vor allem Strompreissteigerungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie massiv einschränken
würden. Die indirekten und direkten Kosten von insgesamt gut
2,4 Milliarden Euro müssten vollständig kompensiert werden.
4
04.2015
chemie report
Handelspolitik
Diskussion über Unternehmensstrafrecht im VCI-Hauptausschuss
SPD droht, Unternehmen zu kriminalisieren
Lange war es ruhig um Überlegungen zu einem speziellen Unternehmensstrafrecht. 2013 legte dann
aber das SPD-geführte Justizministerium in Nordrhein-Westfalen einen
Gesetzentwurf zur Einführung der
strafrechtlichen Verantwortlichkeit
von Unternehmen und Verbänden
vor. Dieser wurde ein Jahr später
auf einem Symposium ausführlich
diskutiert. Zu dem Gesetzentwurf
hat der VCI ein Rechtsgutachten in
Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse
Wolfgang Mitsch von der Universität
Potsdam vor dem Hauptausschuss
vorstellte.
Bei den Überlegungen des SPDgeführten Justizministeriums in Nordrhein-Westfalen geht es konkret um die
Frage, ob Sanktionen für Unternehmen
und Verbände, deren Vertreter sich
etwas zu Schulden kommen lassen,
künftig als Straftat eingestuft werden
sollen. Nach geltendem Recht werden
Betriebe nämlich nach dem Ordnungswidrigkeitengesetz bestraft, wenn der
Vertreter eines Unternehmens oder Verbandes eine Ordnungswidrigkeit oder
Straftat begangen hat. Unternehmen
oder Verbände müssen bei einer Verurteilung eine Geldbuße bezahlen, die
durchaus eine Höhe von bis zu 10 Millionen Euro betragen kann. Zusätzlich
kann der wirtschaftliche Vorteil abgeschöpft werden, der durch die Tat erlangt worden ist.
Setzt sich die SPD mit ihren Vorstellungen durch, müssten Unternehmen
oder Verbände beispielsweise eine
Geldstrafe als eine „echte Kriminalstrafe“ zahlen. Mitsch, Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht der Universität
Potsdam, sagte: „Der entscheidende
Unterschied zwischen der dem Ordnungswidrigkeitenrecht angehörenden
Sanktion ‚Geldbuße‘ und der strafrechtlichen Sanktion ‚Geldstrafe‘ ist die ideell
deklassierende Wirkung, die der Strafe
anhaftet. Wem eine Strafe auferlegt
wird, dem wird damit zugleich bescheinigt, einen verwerflichen Bruch grundlegender Normen des mitmenschlichen
Zusammenlebens begangen und in
sozialschädlicher Weise ein strafrechtlich
geschütztes Rechtsgut verletzt zu
haben.“
SPEZIELLES UNTERNEHMENSSTRAFRECHT
NICHT MEHR ZU VERHINDERN
Der renommierte Strafrechtler aus
Potsdam kommt daher zu dem Schluss,
dass ein eigenes Unternehmens- und
Verbandsstrafrecht die rechtliche Situa-
Nach Plänen des SPD-geführten Justizministeriums in NRW sollen
Unternehmen künftig eine Geldstrafe zahlen, wenn ein Vertreter des
Unternehmens eine Ordnungswidrigkeit oder Straftat begangen hat.
tion der Organisationen erheblich verschlechtert. Er befürchtet jedoch, dass
dieser Zug nicht mehr aufzuhalten ist.
Die Einführung eines Unternehmensund Verbandsstrafgesetzes sei wahrscheinlich nicht mehr komplett zu
verhindern. Deshalb sollte man in der
politischen Diskussion versuchen, inhaltliche Verbesserungen zu erreichen.
Hierzu gehöre vor allem, dass Unternehmen mit einem funktionierenden
Compliance-System von jeder präventiven oder repressiven staatlichen Maßnahme freigestellt sein sollten. Denn der
Kardinalfehler des Entwurfs sei, dass der
Fehler eines einzelnen Vertreters dem
gesamten Unternehmen zugerechnet
wird und die Strafbarkeit des gesamten
Unternehmens begründet. Mitsch empfiehlt dagegen, die Unternehmensstrafbarkeit von einer fehlerhaften Organisation abhängig zu machen.
Um den fundamentalen Mangel des
nordrhein-westfälischen Gesetzesvorschlages zu vermeiden, hält Mitsch die
Regelungen im schweizerischen Strafgesetzbuch für nachahmenswert. Sie seien
allerdings nur das „kleinere Übel“– noch
besser wäre es seiner Auffassung nach,
ganz auf ein spezielles Unternehmensstrafrecht zu verzichten. mvz
Strafrechtler Wolfgang Mitsch, Universität
Potsdam, beim VCI-Hauptausschuss. Er lehnt
ein spezielles Unternehmensstrafrecht ab.
5
Nachhaltigkeit
chemie report
04.2015
Neues von Chemie3, der Nachhaltigkeitsinitiative der chemischen Industrie
Veranstaltungen, Broschüren, Dokumentationen
Von Chemie3 gibt es Neuigkeiten zu berichten: Im Mai findet eine Veranstaltung zur „Nachhaltigkeit im Innovationsprozess“ statt. Ein aktuelles
Hintergrundpapier informiert, wie Unternehmen als guter Nachbar Engagement und Verantwortung zeigen können. Wer sich für die gemeinsame
Veranstaltung von Chemie3 und dem Rat für Nachhaltige Entwicklung interessiert, kann ab sofort die ausführliche Dokumentation lesen. Außerdem
ist online eine Übersicht verfügbar, wie Bund und Länder Nachhaltigkeit in
Unternehmen fördern.
HINTERGRUND
Nachhaltigkeits-Leitlinien:
neue Ausgabe erschienen
LEITLINIE 10: ALS GUTER NACHBAR ENGAGEMENT UND VERANTWORTUNG ZEIGEN
IM FOKUS Seite 2
Wo und wie werden Unternehmen
sozial aktiv, und wer hilft dabei?
Die neue Ausgabe von „Leitlinien Konkret“ widmet sich der Chemie3 -Leitlinie
10: „Als guter Nachbar Engagement und
Verantwortung zeigen“. Konkrete Tipps
und ein ausführliches Praxisbeispiel der
Firma Celanese geben Anregungen zur
praktischen Anwendung dieser Leitlinie
im eigenen Unternehmen. Außerdem
erklärt Professor Sebastian Braun von
der Humboldt-Universität zu Berlin,
warum es auch für gesellschaftliches
Engagement einen Business Case
braucht. c
IM INTERVIEW Seite 4
Professor Sebastian Braun
erklärt, wie sich gesellschaftliches
Engagement lohnt
IN DER PRAXIS Seite 6
Der Einsatz für die Nachbarschaft
stärkt das Team von Celanese
TOP 5 Seite 8
Diese strategischen Grundregeln
machen das Engagement effektiver
Die Mitarbeiter von
Celanese packen an für
die gute Sache.
Das lohnt sich für alle
Beteiligten
GEMEINSAM ANPACKEN ALS
GUTER NACHBAR
W
Service: Fördermittel zur
Nachhaltigkeit im Überblick
Bund und Länder fördern mit zahlreichen
Programmen die nachhaltige Entwicklung in Unternehmen. Chemie3 hat über
90 dieser Angebote für Sie zusammengestellt. Damit können Sie sich ohne
großen Aufwand einen Überblick verschaffen und das passende Förderprogramm finden. c
Dokumentation: Eine Frage
der richtigen Chemie?
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung und
Chemie3 hatten im November 2014 zur
Veranstaltung „Nachhaltige Entwicklung
– Eine Frage der richtigen Chemie?“ eingeladen. Die ausführliche Dokumentation der Tagung steht auf der Chemie3 Website zum Download bereit. c
6
Leserservice:
Details zu den Beiträgen auf dieser
Seite finden Sie unter:
www.chemiehoch3.de
Teilweise sind die Themen im
Mitgliederbereich untergebracht.
Veranstaltung:
Nachhaltigkeit im
Innovationsprozess
Die Allianzpartner von Chemie3
laden für den 20. Mai 2015 zur Veranstaltung „Nachhaltigkeit im Innovationsprozess“ nach Frankfurt ein.
Innovationen sind der Schlüssel, um
langfristig als Unternehmen im Wettbewerb zu bestehen. Gleichzeitig sind
sie der Schlüssel für eine nachhaltige
Entwicklung. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Frage, was es
braucht, um sich als Unternehmen
besser, nachhaltiger und wettbewerbsfähiger aufzustellen.
Vertreter aus Unternehmen, Politik
und Wissenschaft diskutieren zum
einen über die Erwartungen von
Kunden, Verbrauchern, Politik und
Stakeholdern, wenn es um innovative
und nachhaltige Produkte geht, zum
anderen über die Rahmenbedingungen, die eine Entwicklung solcher
Produkte fördern. Praktiker aus Chemieunternehmen geben wichtige
Impulse, warum und wie sie Nachhaltigkeit in die eigenen Innovationsprozesse integrieren, wie sie sich damit
positiv von Wettbewerbern unterscheiden, auf welche Probleme sie im
Firmenalltag stoßen und welche
Lösungen sie dafür gefunden haben.
Anmeldeschluss ist der 8. Mai 2015.
04.2015
chemie report
Nachhaltigkeit
Stakeholder-Dialogkreis tagte in Berlin
Chemie3 in die Breite tragen
In Berlin hat im März das zweite
Treffen des Stakeholder-Dialogkreises der Chemie3-Nachhaltigkeitsinitiative stattgefunden. Die Stakeholder erörterten Fortschritte bei der
Umsetzung von Chemie3 und gaben
den Allianzpartnern VCI, IG BCE und
BAVC wertvolle Empfehlungen für
die weitere Arbeit.
einen guten Anreiz zum Mitmachen
bieten. Da man auch aus Konfliktfeldern
lernen könne, sollte Chemie3 stärker als
bisher auf Zielkonflikte und Lösungen
eingehen. Diskutiert wurde auch die
Frage nach einer internationalen Vernetzung. Die Stakeholder empfahlen, vor
einer Internationalisierung zuerst hierzulande eine kritische Masse zu erreichen.
Dabei gab es in Berlin Anerkennung für
das bisher Erreichte. Eine vergleichbare
Initiative gebe es in anderen Branchen
nicht. Auch was bisher an Angeboten
erarbeitet wurde, sei beachtlich, so die
Stakeholder. Jetzt komme es darauf an,
die Initiative in die Breite zu tragen.
Die Stakeholder regten an, sich konkrete Ziele zu setzen, bis wann die Initiative eine „kritische Masse“ von Unternehmen für die Ziele von Chemie3
gewinnen will. So sollte sich die Kommunikation nicht nur an die Mitglieder
richten. Über einen verbesserten Webauftritt und Medienberichte würde die
Initiative bekannter. Dies setze zusätzliche Anreize, sich mit Nachhaltigkeit zu
beschäftigen. Die Stakeholder bestätigten, dass Good-Practice-Beispiele
MEHR TRANSPARENZ GEFORDERT
Die Stakeholder rieten auch zu mehr
Transparenz. Sie begrüßten erste
Überlegungen, wie den Chemie-Unternehmen eine freiwillige Berichterstattung über Nachhaltigkeit erleichtert
werden kann. Positive Resonanz
erhielten die Allianzpartner für ihre Projekte zur Entwicklung von Fortschrittsindikatoren. Der Prozess sollte transparent
und die Auswahl der Indikatoren gut
begründet sein, so die Stakeholder. Die
Allianzpartner wurden darin bestärkt,
die Leitlinien als die wesentlichen Handlungsfelder anzusehen und bei allen
Indikatoren die drei Dimensionen der
Nachhaltigkeit – Ökonomie, Soziales
und Ökologie – mitzudenken. Wichtig
sei es, die Kernprozesse der Branche in
den Blick zu nehmen. Am Ende müsse
es aber auch „Rote Linien“ mit ethischen
Mindestanforderungen geben.
NEUE MITGLIEDER IM DIALOGKREIS
Seit der Einrichtung des StakeholderDialogkreises vor einem Jahr (siehe
chemie report 4/14) konnte Chemie3
weitere Mitglieder für den Kreis gewinnen. So diskutierten im März 2015
Vertreter folgender Institutionen mit den
Allianzpartnern: Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA),
CHT R. Beitlich GmbH, Deutscher
Gewerkschaftsbund (DGB), Robert
Bosch GmbH, Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), Institute for Advanced
Sustainability Studies Potsdam e. V.
(IASS), Otto-Group, Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), Sozialwissenschaftliches
Institut der Evangelischen Kirche in
Deutschland, Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), Volkswagen Konzern und
Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik.
Birgit Engelhardt ([email protected])
Hessische Chemie verleiht ersten Nachhaltigkeits-Preis an Auszubildende
Der hessische Wirtschaftsminister Tarek
Al-Wazir hat Ende März in Wiesbaden den
ersten Nachhaltigkeitspreis für junge
Menschen im Namen der Chemie übergeben. Veranstalter der Preisverleihung
waren die hessischen Allianzpartner der
Initiative Chemie3. Die IG BCE Hessen/
Thüringen, der VCI Hessen und der
Arbeitgeberverband HessenChemie
hatten die Jüngsten in ihren Mitgliedsunternehmen zur Teilnahme aufgerufen.
Der 1. Preis des Wettbewerbs war mit
1.500 Euro dotiert und ging an ein Spiel
mit dem provokanten Titel „Galgen der
Nachhaltigkeit“. Dass die Spielfiguren auf
einem schwankenden Dreieck platziert
werden müssen, verdeutlicht sehr gut die
Schwierigkeit, alle Themen der Nachhaltigkeit auszutarieren. Es wurde erdacht
von Philipp Reuter und Ingo Glaser von
Preisträger Glaser und Reuter mit Hessens
Wirtschaftsminister Al-Wazir (2.v.r.) und
VCI-Hessen-Geschäftsführer Disson (l.).
der Kalle GmbH, Wiesbaden. Beide
belegen den Studiengang Bachelor of
Chemical Engineering und haben
außerdem eine Ausbildung zum Chemikanten absolviert.
Mit einem Video über Nachhaltigkeitsstrategien und unternehmerisches Handeln überzeugten die Zweitplatzierten.
Dem fünfköpfigen Auszubildenden-Team
von Merck KGaA in Darmstadt überreichte Al-Wazir die Urkunde und 1.000
Euro Preisgeld.
Das Auszubildenden-Team von der Fresenius Kabi Deutschland GmbH mit Sitz in
Bad Hersfeld verdeutlichte mit einem
selbst hergestellten Globus und den Produkten des Unternehmens die internationale Bedeutung der Nachhaltigkeit. Es
konnte für den 3. Platz 500 Euro Preisgeld
mit nach Hause nehmen. c
7
Energiepolitik
chemie report
04.2015
Leitplanken für einen europäischen Energiebinnenmarkt
Mehr „Union“ für die Europäische Union
weiterzuentwickeln, bedarf es jedoch
auch einer breiten industriellen Basis,
die das Konzept der Energieunion nicht
genug berücksichtigt. Branchen wie die
Chemie tragen heute schon mit ihren
Produkten zu einer kohlenstoffarmen
Energieerzeugung und zur Erhöhung der
Energieeffizienz bei. Die Industrie ist
zudem wichtig, da wettbewerbsstarke
Energiemärkte auch eine gesicherte
Abnahme von Energie benötigen. Dies
wiederum garantieren vor allem Industriekunden, die mit ihren anspruchsvollen Versorgungsbedürfnissen beim
Thema Energie eine wesentliche GrundDie Zielsetzungen der EU-Kommission
zur Bildung wettbewerbsfähiger Energie- lage für den Eintritt neuer Teilnehmer in
die Energiemärkte legen.
preise und Energiemärkte sieht der VCI
Richtig ist aus VCI-Sicht die im Kompositiv. So ist der Plan richtig, die euromissionsvorschlag vorgesehene stärkere
päische Wettbewerbsfähigkeit durch
Rolle der Agentur für die Zusammenarmehr Kompetenz in den Bereichen
beit der Energieregulierungsbehörden
erneuerbare Energien und intelligente
(ACER). Damit könnten nationalstaatNetze zu stärken. Um diese Kompetenz
Ende Februar hat die Europäische
Kommission in einer Mitteilung ihr
Konzept für die sogenannte Energieunion vorgestellt. Deren Ziel ist es,
eine sichere, wettbewerbsfähige und
bezahlbare Energieversorgung auf
den Weg zu bringen. Unter anderem
soll sich Europa weniger abhängig
von Energieimporten machen, besonders beim Erdgas. Auch der Energiebinnenmarkt soll endlich Realität
werden. Der VCI begrüßt die Ziele,
sieht jedoch auch Kritikpunkte.
Die Weiteren
entwicklung des Strombi
mb nnenma
markts
ist ein wichtiges
e Thema bei der EU-E
es
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n gieuni
un on.
Künftig soll Energ
gie einfacher über die
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G enzen
en in
Europa fließen können.
en
8
liche Alleingänge in der Energiepolitik,
die auch Nachbarstaaten beeinflussen,
besser vermieden werden.
ENERGIE-ENGPÄSSE VERHINDERN
Kritisch sieht der VCI dagegen, dass
die Kommission bei Engpässen in der
Erdgasversorgung, im Falle der Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten,
eine kollektive Beschaffung in Erwägung
zieht. Hiermit wären regulatorische
Risiken verbunden. Bevor man den kollektiven Einkauf von Erdgas erwägt,
wäre es besser, alternative marktbasierte Instrumente für Krisenfälle zu
prüfen, beispielsweise die Nutzung und
Vermarktung von Abschaltpotenzialen.
Auch hier zeigt sich, dass der Energiebinnenmarkt weiterentwickelt werden
muss: Wenn die Märkte auf europäischer Ebene funktionieren, ist auch in
Engpass-Situationen sichergestellt, dass
04.2015
chemie report
Energiepolitik
päische Brille geschaut. Auch in den
Die Energieunion weist an manchen Ratsbeschlüssen kommt zu kurz, dass
Stellen noch Lücken auf, die es zu füllen Klimaschutz global organisiert werden
muss, um wirksam zu sein.
gilt. So sollten zu einer weiteren EnerWELTWEITER KLIMASCHUTZ NÖTIG
giemarktintegration so bald wie möglich Dr. Alexander Kronimus ([email protected]),
Die Mitteilung betont auch die
die noch ausstehenden europäischen
Wichtigkeit von ambitionierten KlimaAttila Gerhäuser ([email protected])
Netzkodizes verabschiedet werden.
zielen, allerdings mit Fokus auf die EU.
Diese bilden einen Regulierungsrahmen
VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann
erklärte: „Die Energieunion sagt richtig, zur Entwicklung eines liquiden Energiebinnenmarktes und sind teilweise noch
dass Energiepolitik nicht national, sondern europäisch ausgerichtet sein sollte. im Entwurfsstadium.
Auf dem Frühjahrsgipfel des EuroWas aber fehlt, ist der Zusatz, dass Klimapolitik nicht nur europäisch, sondern päischen Rats Mitte März haben die
Staats- und Regierungschefs die Vorlage
global umgesetzt werden muss.“ Tillmann regte an, im Rahmen der Energie- der Kommission diskutiert und ohne
union Diskussionen über eine Lösung für große Änderungen angenommen.
Der VCI hätte sich allerdings in den
einen globalen Klimaschutz auf G20Leserservice:
Beschlüssen einen stärkeren Fokus auf
Ebene zu führen. Eine Globalisierung
Weiterführende Informationen zum
die Wettbewerbsfähigkeit gewünscht.
des Emissionshandels würde gleicheuropäischen Emissionshandel aus
zeitig zu mehr Klimaschutz und Wettbe- Gerade in der Debatte um die Reform
VCI-Sicht finden Sie hier:
der Emissionshandels-Richtlinie wird aus
werbsfähigkeit führen.
http://bit.ly/VCI-TT-Emissionshandel
VCI-Sicht noch zu sehr durch die euroAngebot und Nachfrage durch den
Marktpreis zusammengeführt würden.
OFFENE FRAGEN
Kabinettsbeschluss zur Erdgas- und Erdölförderung
Keine Grundlage für deutsches Schiefergas
die bereits bestehende deutsche Gasproduktion. Beim Kabinettsbeschluss
besteht noch deutlicher Verbesserungsbedarf.“ Gerade vor dem Hintergrund
der ehrgeizigen Klimaschutzbemühungen sei eine sichere und wettbewerbsfähige Versorgung mit Erdgas
wichtig. Nach Auffassung von Tillmann
wäre es unverantwortlich, entsprechende heimische Rohstoffvorräte nicht
zu heben. Die chemische Industrie sei
auf eine sichere und wettbewerbsfähige
Energie- und Rohstoffversorgung in
besonderem Maße angewiesen, denn
sie gehöre zu den besonders energieintensiven Branchen. c
Ein Positionspapier zur Erdgasförderung in Deutschland finden Sie auf der
VCI-Website unter dem Kurzlink:
http://bit.ly/VCI-PP-Erdgasfoerderung
Die Bundesregierung hat Anfang
April strenge Regeln für die Schiefergasförderung in Deutschland auf
den Weg gebracht. Das Gesetzespaket sieht Einschränkungen für
Fracking vor und enthält ergänzende Regelungen zur konventionellen
Erdgas- und Erdölförderung.
Die chemische Industrie sieht in der Förderung von heimischem Schiefergas eine
Möglichkeit, ihre Rohstoff- und Energieversorgung abzusichern. VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann sagte daher
nach dem Kabinettsbeschluss:
„Deutschland sollte unbedingt die
Chancen der heimischen Schiefergasreserven wahren. Leider bildet der verabschiedete Entwurf noch keine sinnvolle
Grundlage, um die Gewinnung von
Schiefergas für die Zukunft zu ermöglichen. Ganz im Gegenteil: Die vorgeschlagenen Regelungen bedrohen sogar
VCI-Hauptgeschäftsführer Tillmann spricht
sich für heimische Schiefergasförderung aus.
9
Innovation
chemie report
04.2015
Positionspapier „Energiespeicher – der Beitrag der Chemie“ erschienen
Von Technologien und ihren Optionen
rung in chemischen Grundstoffen.
Hierzu zählen Wasserstoff, Methan oder
flüssige Kraftstoffe, aus denen Basischemikalien produziert und außerdem
weitere Industriezweige mit dem Speichersystem verknüpft werden können.
Bei jedem Umwandlungsschritt geht
einerseits Energie verloren, andererseits
sind die Einsatzmöglichkeiten von
Wärme, Wasserstoff oder Methan wiederum vielfältig. Daher ist die Bewertung sinnvoller Speichermöglichkeiten
sehr komplex.
Mobilität und Produktion. Ihr Fazit: Nur
eine integrierte Betrachtung ist sinnvoll;
neben der weiteren Forschung zu Energiespeichern werden dafür vor allem
technische Daten mit ökonomischer
Relevanz benötigt. Erst auf dieser Basis
lässt sich bewerten, wie der Überschussstrom mit möglichst hoher Wertschöpfung – und damit wirtschaftlich sinnvoll –
eingesetzt werden kann.
Der Koordinierungskreis Chemische
Energieforschung wird getragen von:
Deutsche Bunsen-Gesellschaft für physikalische Chemie, DECHEMA, Deutsche
Nicht zuletzt die Kontroverse um die
Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl,
geplanten großen Stromtrassen hat die
INTEGRIERTE BETRACHTUNG NOTWENDIG
Erdgas und Kohle, Gesellschaft Deutöffentliche Diskussion darüber angeIn dem Positionspapier, das sieben
scher Chemiker, VCI, Gesellschaft Verheizt, wie Strom aus Wind- und SolarWissenschaftsorganisationen und Verfahrenstechnik und Chemieingenieuranlagen am besten gespeichert und
bände erarbeitet haben, stellen die Exwesen im Verein Deutscher Ingenieure.
genutzt werden kann. Experten aus Wis- perten detailliert den technologischen
senschaft und Industrie schildern daher
Entwicklungsstand und die potenziellen Die Deutsche Physikalische Gesellschaft
gehört dem Kreis als beobachtendes
in einem neuen Positionspapier systema- Anwendungsfelder elektrochemischer
tisch den Entwicklungsstand und die
Speicher wie Batterien, thermische Spei- Mitglied an.
Anwendungsfelder der Energiespeiche- cher wie Salze und spezielle SpeicherDr. Martin Reuter ([email protected])
rung, bewerten Vor- und Nachteile und
materialien, zum Beispiel künstliche
weisen besonders auf die Verknüpfungs- Wachse, vor. Sie beschreiben auch die
möglichkeiten hin.
Möglichkeiten industrieller Wärmenetze
Speichertechnologien für „Strom“,
und stofflicher Speicher, zu denen
der nicht direkt genutzt wird reichen von Umwandlungstechnologien wie ElektroLeserservice:
mechanischen Lösungen wie Pumpspei- lysen, Methanisierung und die klassische
Das Positionspapier „Energiespeicherwerken, Druckluftspeichern oder
Fischer-Tropsch-Synthese gehören.
cher – Der Beitrag der Chemie“ ist
großen Schwungrädern über thermische Darüber hinaus analysieren die Fachzum Download verfügbar unter
Speicher, die ähnlich arbeiten wie
leute im Einzelnen die Schnittstellen zwiwww.energie-und-chemie.de
Nachtspeicheröfen, bis hin zur Speiche- schen den Systemen Elektrizität, Wärme,
Grundlagenforschung für neue Speichertechnologien, eine Datenbasis
für die wirtschaftliche Bewertung
und ein integriertes System für
Strom, Wärme und Mobilität, das
sind die Voraussetzungen dafür,
dass die Energiewende erfolgreich
umgesetzt werden kann. Zu diesem
Schluss kommt das neue Positionspapier „Energiespeicher“ des Koordinierungskreises „Chemische Energieforschung“.
Damit die Energiewende ein Erfolg wird, muss Strom aus Wind- und Solaranlagen gespeichert
werden. Um hierfür neue Speichertechnologien zu entwickeln, ist intensive Grundlagenforr
schung eine wichtige Voraussetzung.
10
Das Positionspapier beschreibt den technischen Entwicklungsstand und Anwendungsfelder von Energiespeichern.
04.2015
chemie report
Bei der Entstehung einer
modernen Chipkarte
arbeiten viele Industrien
zusammen.
Innovation
HALBLEITERINDUSTRIE
Gleicht die Chipproduktion den
neuen Anforderungen an und ist
letztlich der Fertiger des gesamten
Moduls „Karte“. Sie gibt Innovationsanforderungen der Kunden an
die Zulieferer weiter.
ANLAGENBAU
Die Maschinenbauproduzenten
entwickeln in Abstimmung mit den
anderen Zulieferern neue bzw.
angepasste Anlagen.
SOFTWAREHERSTELLER
KLEBSTOFFINDUSTRIE
Die Softwarehersteller liefern die
Programme für die Fertigungssteuerung, die Hand in Hand mit den
Fertigungsanlagenherstellern
ent wickelt werden.
Die Klebstoffindustrie liefert die
innovativen Klebstoffe für die
Fixierung des Chips auf dem Träger
sowie für dessen Verguss.
ROHSTOFFHERSTELLER
Der Rohstoffhersteller modifiziert
das Material der Chips entsprechend den Anforderungen.
DOSIERSYSTEMEHERSTELLER
Der Hersteller für Dosier systeme
passt seine Abfüllanlage der
neuen Klebetechnik an.
Innovationen aus Deutschland
Eine Chipkarte voller Hightech
Verschiedenste Industrien arbeiten
daran, aus dem Alltagsgegenstand
Chipkarte ein innovatives Hightechprodukt zu machen. Das lässt sich
am besten in einem Forschungs- und
Fertigungsverbund realisieren.
tioniert reibungslos, die Wege sind kurz,
und die Kommunikation ist schnell. Der
Austausch und die Abstimmung der Prozesspartner erfolgen zeitnah. So lassen
sich Innovationen rasch und kontinuierlich umsetzen.
Ein solcher Verbund existiert in Deutschland und hat eine Systemlösung für die
Chipkartenfertigung entwickelt, die
heute bei rund 80 Prozent der weltweiten Produktion angewandt wird. Das
Zusammenspiel der Komponentenhersteller in der Wertschöpfungskette funk-
CHEMIE MACHT‘S MÖGLICH
Speziell entwickelte Klebstoffrezepturen haben ein neues Vergussverfahren
ermöglicht, mit dem Produktionsschritte
eingespart wurden. Das neue Verfahren
schützt und stabilisiert den Chip. Die
einzelnen Komponenten können
schneller, kostengünstiger und in
höherer Qualität produziert werden. c
Leserservice:
Dieses Beispiel für die Arbeit des
deutschen Industrienetzwerks
finden Sie zum Download auf
http://bit.ly/VCI-Broschueren
11
Innovation
chemie report
04.2015
Forschungspolitisches Gespräch mit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Mandat meets Molekül
Was müssen Politik, Industrie und Forschung tun, um Wohlstand, Sicherheit
und Gesundheit in Deutschland zu
erhalten? Welche Maßnahmen sind notwendig, damit der Innovationsstandort
Deutschland weiterhin zur Weltspitze
zählt? Um diese Fragen ging es in einem
Treffen zwischen Unternehmensforschern aus der Chemie und Vertretern
der CDU/CSU-Fraktion in Berlin.
Die chemische Industrie ist eine
Schlüsselindustrie für den Forschungsund Innovationsstandort Deutschland.
Ihre Neuerungen sind Motor für
moderne Produkte und Verfahren in
anderen Industriezweigen. Doch der
internationale Wettbewerbsdruck nimmt
stetig zu. Das haben Forscher aus den
Chemieunternehmen Anfang März den
Mitgliedern der CDU/CSU-Bundestagsfraktion erläutert. In dem Treffen hat die
Branche betont, wie wichtig es sei, die
Standortbedingungen hierzulande für
die Forschung weiter zu verbessern –
und zwar nicht nur für Konzerne, sondern
auch für kleine und mittelständische
Unternehmen. Sinnvoll seien beispielsweise die Einführung einer steuerlichen
Forschungsförderung sowie eine konsequente und effektive Umsetzung von
Forschungsprogrammen. Hier bezogen
sich die Industrievertreter vor allem auf
die Forschung zur Energiewende. Denn
gerade in diesem Bereich kommt der
Chemie aufgrund ihres Praxis-Knowhows eine besondere Bedeutung zu.
Dringend notwendig sei auch, dass die
Gesellschaft gegenüber neuen Technologien aufgeschlossen bleibt, so die
Industrievertreter.
Den Chemiestandort Deutschland stärken.
Die Argumente und Positionen aus
der Chemie fielen bei der CDU/CSUBeide Seiten waren sich darüber
Bundestagsfraktion durchaus auf fruchteinig, dass der intensive Dialog zwibaren Boden. Die Politikvertreter
schen Chemieforschung und Politik auf
bekannten sich dazu, dass „Chemie im
allen Ebenen fortgesetzt werden müsse.
Hochlohn- und Energie-Hochpreisland
Deutschland weiterhin möglich sein“
Dr. Martin Reuter ([email protected]), mvz
müsse.
Deutsche Chemieparks stellen Wettbewerbsvorteile auf ACHEMA 2015 vor
„Es gibt viele gute Gründe, dass sich
Bereits zum vierten Mal werden dieses
neue Unternehmen in einem ChemieJahr führende Chemieparks aus
park in Deutschland ansiedeln – zum
Deutschland mit einem gemeinsamen
Beispiel umfassende Dienstleistungen,
Messeauftritt auf der ACHEMA 2015 in
Frankfurt um Investoren aus dem Ausland werben. Unter dem Motto: „Invest
in Germany’s Chemical Parks – Make it
in Germany“ werden die Produktionsvorteile des deutschen Chemieparkkonzepts vom 15. bis 19. Juni 2015 in Halle
9.1, Stand E41, präsentiert.
Den Gemeinschaftsstand bildet die
Fachvereinigung Chemieparks im VCI
zusammen mit den Chemieparks der
Standortbetreiber BASF, Currenta,
Evonik, Bayer Industriepark Brunsbüttel,
Infraserv Höchst, InfraServ Knapsack
und Mainsite. Flankiert werden die
Industrievertreter von chemischen Regionalinitiativen wie ChemDelta Bavaria,
CeChemNet, ChemSite und ChemCologne und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes, Germany
Die Chemieparks auf der ACHEMA 2012.
Trade and Invest (GTAI).
12
gute Infrastruktur, hoch qualifizierte Mitarbeiter oder enge Forschungskooperationen. Diese Vorteile werden wir auf
der ACHEMA 2015 präsentieren und
erläutern. Denn mit unseren Kernkompetenzen können wir Wettbewerbsvorteile bieten, die für Investoren
besonders interessant sind“, sagt
Joachim Waldi, Vorsitzender der Fachvereinigung Chemieparks.
Dr. Benno Bunse, CEO von Germany
Trade & Invest, ergänzt zum Thema
internationaler Wettbewerb: „Der hohe
Grad an industrieller Vernetzung macht
Deutschland zu einem attraktiven Markt
für chemische Produkte. Aber auch als
Produktionsstandort genießt Deutschland hohe Anziehungskraft für ausländische Chemieunternehmen. Investoren
wissen vor allem die herausragende
Innovationskraft, Produktivität und Ressourceneffizienz zu schätzen.“ c
04.2015
chemie report
Innovation
VCI startet Studie zu Innovationshemmnissen
Wie geht es schneller in den Markt?
Im Herbst 2014 hat eine Studie des
Wirtschaftsforschungsinstituts
Oxford Economics belegt, dass globale Konkurrenz und sinkende Wettbewerbsfähigkeit dem Chemiestandort Deutschland immer stärker zusetzen. Ein weiteres Ergebnis war,
dass eine Innovationsoffensive diesen Abwärtstrend stoppen kann.
Grund genug, genauer untersuchen
zu lassen, welche Faktoren maßgeblichen Einfluss auf die Innovationsfähigkeit der Chemie und das Tempo
der Umsetzung einer Idee in marktreife Produkte haben.
Der VCI hat daher eine Studie über Innovationshemmnisse beim Institut der
deutschen Wirtschaft (IW) und dem
Consulting-Unternehmen SANTIAGO in
Auftrag gegeben. Aus den Ergebnissen
sollen praxistaugliche Handlungsempfehlungen für die Unternehmen und die
Politik abgeleitet werden. Analysiert
deren Kunden, Lieferanten und Forschungspartnern in der Wissenschaft
überprüft und vertieft.
Im Mai wird sich eine Online-Befragung aller VCI-Mitgliedsunternehmen
anschließen. Damit soll die Betroffenheit
der gesamten Branche ausgelotet
werden, um anschließend Priorisierungen der Hemmnisse vornehmen zu
können. Schließlich werden auf Basis
ONLINE-BEFRAGUNG DER VCI-MITGLIEDER
dieser Ergebnisse HandlungsempfehDie Untersuchungen zur Innovatilungen abgeleitet.
onsstudie werden praxisnah durchgeDie Studie wird Ende September im
führt und sollen Einblicke in die InnovatiRahmen einer Pressekonferenz vorgeonsprozesse der Unternehmen geben.
stellt. Sie steht ab diesem Zeitpunkt auf
Dazu haben das Institut der deutschen
der Homepage des VCI zum Download
Wirtschaft und SANTIAGO zunächst
bereit. Die wichtigsten Ergebnisse und
auf Basis von Literaturauswertungen,
eigenen Erfahrungen und einer Reihe an Empfehlungen werden außerdem in
Vorgesprächen Hypothesen für Innovati- einer Broschüre aufgearbeitet, die ebenfalls Ende September veröffentlicht wird.
onshemmnisse abgeleitet.
Diese Hypothesen werden bis Ende Dr. Annette Vielfort ([email protected])
April 2015 in Interviews mit kleinen, mittleren und großen Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie sowie
werden sowohl interne Faktoren in den
Unternehmen – dazu zählen unter
anderem Arbeitsabläufe, Organisationsstrukturen, Strategie, Know-how – als
auch externe Faktoren wie Bürokratie,
Regulierungen, Effizienz der Kooperationen oder gesellschaftliche Rahmenbedingungen.
Der VCI lässtt in
in eine
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udie
die
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u ersuchen, was die Innovationsunt
fähigk
gkeit
eit de
derr Chemie
C
positiv oder
negativ beeinflusst.
13
Wirtschafts- und Marktanalysen
chemie report
04.2015
DOMINANZ DER STANDARDKUNSTSTOFFE
Anteile am weltweiten Kunststoffverbrauch in Prozent, 2013
Polyolefine
PVC
PS, EPS
PET
Techn. Kunststoffe
15
7
7
55
16
85 Prozent: So hoch ist der Anteil der Standardkunststoffe am
Weltmarkt. Technische Kunststoffe wie PA, PUR, ABS, ASA,
SAN und PC kommen dagegen nur auf rund 15 Prozent.
Quellen: PlasticsEurope / Consultic Marketing & Industrieber.
Im
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Sporrt sind Kunststoffe
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D Slalomkanute Jan Benzzien vom
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f im Kanuparrk Mark
Mark
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Kein Ende in Sicht
Die Erfolgsstory der Kunststoffe
Kunststoffe sind aus dem modernen
Leben nicht mehr wegzudenken. In
den vergangenen 60 Jahren hat sich
ihre Produktion weltweit nahezu verzweihundertfacht. Wurden 1950
rund 1,5 Millionen Tonnen hergestellt, betrug die Produktionsmenge
2013 rund 299 Millionen Tonnen.
Nach einem Einbruch im Zuge der
Finanzkrise setzt sich das Wachstum weiter fort.
In den vergangenen fünf Jahren ist das
weltweite Angebot bei Kunststoffen um
durchschnittlich 4,6 Prozent pro Jahr
gewachsen. Den Kunststofferzeugern in
Europa ist es aber in dieser Zeit nicht
gelungen, das Vorkrisenniveau wieder zu
erreichen. Die Wachstumsdynamik hat
sich mittlerweile in andere Weltregionen
verlagert. Vor allem Europa und die
NAFTA-Region haben Marktanteile verloren. Im Jahr 2006 wurden noch rund
22 Prozent der Kunststoffe weltweit in
Europa produziert. Im Jahr 2013 waren
es schon 2 Prozentpunkte weniger. Im
14
gleichen Zeitraum musste die NAFTARegion einen Rückgang von 24 auf 19
Prozent am globalen Markt verkraften.
Deutlich hinzugewinnen konnte hingegen Asien. Die Erzeugung von Kunststoffen überstieg hier im Jahr 2013 mit
einem Anteil von 46 Prozent diejenige
von Europa und der NAFTA-Region
zusammen. China alleine stellt ein Viertel
des weltweiten Kunststoffes her. Stabil
entwickelte sich der Anteil Lateinamerikas. Der Nahe Osten und Afrika
konnten leicht zulegen.
Kunststoffen über das weltweite
Wachstum von rund 4 Prozent steigen.
STANDARDKUNSTSTOFFE DOMINIEREN
Die größten Anwendungsfelder von
Kunststoffen finden sich im Verpackungsbereich, im Bausektor, bei Fahrzeugen und in der Elektroindustrie. Bei
der Verarbeitung überwiegen mit rund
85 Prozent die sogenannten Standardkunststoffe, zu denen neben den Polyolefinen und PVC auch PS, EPS und PET
gehören. Polyolefine sind mit über
55 Prozent die weltweit am häufigsten
eingesetzten Kunststoffe. PVC folgt auf
CHINESISCHE KUNSTSTOFFE WACHSEN
In Zukunft wird China seine Marktan- dem zweiten Platz. Seit 1990 hat sich die
Verwendung von PVC vor allem im Bauteile im weltweiten Kunststofferzeugerbereich mehr als verzehnfacht. Wuchsen
markt vergrößern können. Das zwar
in der Vergangenheit technische Kunstverlangsamte, aber immer noch überstoffe dynamischer als Standardkunstdurchschnittlich starke Wirtschaftsstoffe, ist dieser Trend gegenwärtig
wachstum des Landes beflügelt die
nicht mehr zu beobachten.
Nachfrage nach Kunststoffmaterialien.
Bis 2018 wird für China mit einem durch- Carolina Hupfer ([email protected])
schnittlichen jährlichen Wachstumsplus
von rund 6 Prozent gerechnet. Auch im
Rest von Asien wird die Verwendung von
04.2015
chemie report
Wirtschafts- und Marktanalysen
BIP-, INDUSTRIE- UND CHEMIEPROGNOSEN FÜR 2015
NACH LÄNDERN UND REGIONEN
Veränderung zum Vorjahr in Prozent
VCI-Wirtschafts-Newsletter: Informationen rund um
die Chemiewirtschaft aus erster Hand
Länder/Regionen
BIP
Industrie
Chemie
Welt
2,9
4,5
5,0
Europäische Union
1,5
1,5
2,5
Deutschland
1,4
1,5
1,5
USA
3,1
3,0
4,0
Japan
0,9
1,0
1,0
China
6,8
8,0
9,5
Der Verband der Chemischen Industrie informiert seine
Mitgliedsunternehmen wöchentlich über branchenrelevante Wirtschaftsthemen. Mit den VCI Wirtschafts-News
erhalten Sie Informationen über die aktuelle wirtschaftliche
Situation der Branche, gewinnen einen Überblick über die
Lage in den wichtigsten Kundenindustrien und sind stets
informiert über die gesamtwirtschaftliche Situation im Inund Ausland.
Indien
6,6
0,0
1,5
Russland
–4,5
0,5
2,5
Brasilien
0,4
–2,0
–1,0
Südkorea
3,2
0,0
1,0
Konjunktur pur: Weitere Informationen zur BIP-, Industrie- und
Chemieentwicklung auf den wichtigsten Märkten weltweit
finden VCI-Mitglieder in der „Konjunktur aktuell“ auf
www.vci.de im Bereich „Die Branche/Wirtschaftliche Lage“.
Quelle: VCI (Stand: März 2015)
Auch die wirtschaftlichen Implikationen der politischen
Top-Themen des VCI – „Energie“, „Klimaschutz“, „Stärkung der Innovationskraft der Branche“ und „Industrieland
Deutschland“ – werden regelmäßig adressiert.
Abonnieren Sie den Newsletter und kontaktieren Sie
dafür bitte Christiane Kellermann
([email protected]; Tel. 069 2556-1585).
Aktuelle Konjunkturprognosen für wichtige Länder
Vorsichtig optimistische Erwartungen
Die Weltwirtschaft wird im laufenden Jahr leicht beschleunigt wachsen. Billiges Öl und niedrige Zinsen
beflügeln die Kaufkraft der Konsumenten und die Unternehmensinvestitionen. Die Erwartungen bleiben
dennoch vorsichtig optimistisch.
Viele Krisenherde und Risiken bedrohen weiterhin das globale Wirtschaftsgeschehen.
Der niedrige Ölpreis wird 2015 die Kaufkraft stärken und damit die Konjunktur in
vielen Ländern beflügeln. Die Zinsen
bleiben gleichzeitig auf historisch niedrigem Niveau, was die Investitionstätigkeit erleichtern sollte. Für viele Industriestaaten mehren sich seit Jahresanfang
die positiven Signale. Der Aufwärtstrend
in der EU scheint sich zu festigen – wenngleich die Dynamik in den einzelnen Ländern immer noch sehr unterschiedlich
ausfällt. Die Wirtschaft der USA befindet
sich weiter im Aufwind und in Japan
sorgt ein Konjunkturprogramm für einen
Wachstumsschub.
In den Emerging Markets bleiben
die Wachstumsraten dynamisch, fallen
aber geringer aus als vor der globalen
Finanzkrise. Wachstumstreiber ist weiterhin China. Der Umbau der Wirtschaft
zu einem stärker konsum- und dienstleistungsbasierten System wird im Land
der Mitte in den nächsten Jahren allerdings zu Wachstumsraten von unter
7 Prozent führen. Das Wachstum der
Industrie und die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen dürften dagegen
vorerst noch höher ausfallen.
vielen Schwellenländern sind Strukturreformen noch nicht eingeleitet worden.
Das Wachstum ist dort stark abhängig
von der globalen Entwicklung. Die Sorgenkinder unter den Emerging Markets
sind Brasilien und Russland. Korruption,
Bürokratie und ein kompliziertes Steuersystem belasten Brasiliens Wirtschaft. In
Russland trüben sich die Wachstumsperspektiven durch die Fortsetzung des
Konfrontationskurses mit dem Westen
und durch den Mangel an Strukturreformen ein.
RISIKEN BLEIBEN HOCH
FAZIT FÜR DEUTSCHLAND
Die konjunkturelle Erholung der
Weltwirtschaft bleibt anfällig für Rückschläge: In Europa belasten die Russland-Ukraine-Krise, die Unsicherheiten
bezüglich Griechenland und der
Reformstau in Frankreich und Italien die
Wirtschaft. Die japanische Wirtschaft ist
aufgrund immer noch ausstehender
Strukturreformen anfällig für Störungen.
Der Nahe Osten bleibt ein Pulverfass –
nicht nur für die Region selbst. Und in
Hierzulande haben sich die Wachstumsaussichten für 2015 zwar merklich
verbessert, aber oberste Pflicht bleibt
weiterhin, die Wettbewerbsfähigkeit der
Unternehmen zu stärken. Insbesondere
bedeutet dies, investitions- und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen
zu setzen, um für Risiken gewappnet zu
sein und zukünftige Chancen nicht zu
verspielen.
Christiane Kellermann ([email protected])
15
Mittelstandsinformation
chemie report
04.2015
Innovationskraft im Mittelstand lässt nach
Die positiven Auswirkungen von Innovationen auf Volkswirtschaften und Unternehmen sind unumstritten. Nun hat die
KfW in ihrem aktuellen Innovationsbericht die positiven
Effekte von Innovationen auf Mittelständler noch einmal näher
beleuchtet. Demnach wachsen bei innovativen Unternehmen
Beschäftigte und Umsätze überproportional. Dennoch sinkt
im deutschen Mittelstand die Innovationstätigkeit seit mehr
als einem Jahrzehnt. Laut Studie liegt der Anteil innovativer
Mittelständler inzwischen nur noch bei 28 Prozent und damit
unter dem Niveau der von der Finanzkrise beeinflussten Jahre
2007–2009.
Im Gegensatz zum Durchschnitt aller deutschen Mittelständler lässt sich aber laut KfW im FuE-intensiven Gewerbe,
zu dem die chemisch-pharmazeutische Industrie zählt, kein
langfristiger Abwärtstrend im Bereich Innovationen feststellen. Die Anzahl der innovativen Unternehmen ist sogar
überdurchschnittlich hoch. Neu- und Weiterentwicklung sind
hier vor allem durch den Technologiewettbewerb getrieben.
Die Innovationstätigkeit im gesamten Mittelstand ging im
aktuellen Untersuchungszeitraum (2011–2013) erneut zurück.
Ursachen dafür sind laut der Studie vor allem die anhaltende
wirtschaftliche Schwäche Europas, der zunehmende Preisdruck, Schwierigkeiten bei der Rekrutierung qualifizierten
Personals, der hohe Finanzierungsaufwand und eine zunehmende Bürokratie. c
ANTEIL INNOVATIVER MITTELSTÄNDLER RÜCKLÄUFIG
Anteile der Innovatoren im gesamten Mittelstand und im
FuE-intensiven Gewerbe, in Prozent, 2002–2013
Mittelstand im Durchschnitt
FuE-intensives Gewerbe
70
66
62
60
64
63
62
56
56
55
50
40
42
43
36
29
30
32
30
29
28
08/10
09/11
10/12
11/13
20
10
0
02/04
04/06
06/08
07/09
Quelle: KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2014 /
eigene Darstellung
Einsparpotenzial für Mitgliedsfirmen
Einkaufs-Kooperationen des VCI
Die Chemie WirtschaftsförderungsGmbH bietet den Mitgliedern des VCI
und seiner Fachverbände ein besonderes
Dienstleistungsangebot – die VCI-Einkaufs-Kooperationen. Durch die Bündelung von Nachfragemengen konnten
Momentan stehen Ihnen folgende
Kooperationen zur Verfügung:
A Einkaufsoptimierung
A Mitarbeitervorteile
A Kfz-Beschaffung
A Warenkreditversicherung
A Top-Up-Police (für Warenkreditversicherung)
A Absicherung politisches Risiko
16
Rahmenabkommen mit strategischen
Kooperationspartnern geschlossen
werden. Die verhandelten Preise bieten
Tarifvorteile von teilweise mehr als 20
Prozent gegenüber Marktpreisen. Vor
allem für kleinere und mittelständische
Unternehmen stellen die Angebote einen
Mehrwert dar, aber auch für größere
Unternehmen dürften einige der Angebote Vorteile bieten. Weitere Kooperationen sind in Planung. Alle Informationen
finden Sie auf VCI-Online unter
www.einkauf.vci.de
Speditionsdienstleistungen
Energie: Strom und Gas
A Paket- und Expressdienste
A Büro- / Lager- / Betriebsausstattung
A Berufsbekleidung
A Arbeitsschutz/ Sicherheitsbedarf
A Bürobedarf
A Versicherungs-Komfort-Police
Bei Interesse können Sie sich auch
direkt an Sabine Knirsch wenden. Sie
erreichen sie unter der Telefonnummer
069 2556-1653 oder per E-Mail an
[email protected]
Möchten Sie in regelmäßigen
Abständen per Newsletter über die Neuigkeiten der Kooperationen informiert
werden? Gerne nehmen wir Sie in den
Verteiler auf. Bitte schicken Sie eine
E-Mail an [email protected],
Betreff: Aufnahme Verteiler KooperationsNewsletter.
Umweltschutz und -technik
Urheberrecht weltweit einhalten
A Media / Anzeigenschaltung
A Kfz-Benchmarking
A
A
A
A
Alle Informationen und
Kooperationspartner unter
www.einkauf.vci.de
04.2015
chemie report
Schäubles Erbschaftsteuer-Eckpunkte im Check
Die Pläne von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zur
Reform der Erbschaftsteuer würden die Unternehmen teuer zu
stehen kommen (wir berichteten). Dies belegt auch eine aktuelle Analyse der bekannten Schäuble-Eckpunkte.
Nach den derzeit noch geltenden Regeln kann unter
bestimmten Bedingungen – bei Unterschreiten gewisser Verwaltungsvermögensgrenzen und der Einhaltung von Lohnsummen und Haltefristen – das gesamte Vermögen im Falle
einer Erbschaft verschont werden. Schäubles Reformpläne
sehen hier eine Verschärfung vor. Demnach soll künftig das bisherige Verwaltungsvermögen, das in Zukunft „nicht betriebsnotwendiges Vermögen“ heißt, immer besteuert werden. Das
„betriebsnotwendige Vermögen“ kann aber verschont werden,
wenn die bereits geltenden Lohnsummen und Haltefristen
beachtet werden. Welche Vermögensbestandteile künftig betriebsnotwendig und damit verschonungswürdig sein werden,
soll danach beurteilt werden, ob der jeweilige Vermögensbestandteil dem „gewerblichen Hauptzweck“ des Unternehmens dient oder nicht. Für die Erbschaftsteuer müsste also
bald jedes einzelne Wirtschaftsgut danach beurteilt werden,
ob es dem gewerblichen Hauptzweck dient oder nicht.
FIRMEN MIT VIEL EIGENKAPITAL WÜRDEN BENACHTEILIGT
Zusätzlich plant Schäuble eine restriktive Freigrenze von
nur 20 Millionen Euro je Erbfall. Das bedeutet, dass bei Überschreiten dieser Grenze der Gesamtbetrag der Erbschaftsteuer
unterfiele. Außerdem würde aufgrund der Härten des geltenden Bewertungsrechts (Kapitalisierungsfaktor von 18,21)
bereits ein innerhalb von drei Jahren durchschnittlich erzielter
Gewinnanteil von weniger als 1,5 Millionen Euro je Erbe ausreichen, um die von Schäuble vorgeschlagene Freigrenze
zu reißen (1,5 Mio. Euro x 18,21 = Unternehmenswert von
27,315 Mio. Euro) und eine Steuerpflicht auszulösen.
Die fällige Steuer soll nach Schäuble um den Anteil des
betriebsnotwendigen Vermögens vermindert und ein 10-prozentiger Abschlag vom Unternehmenswert zugelassen werden.
Ein Schuldenabzug kann nur in Höhe des Anteils des nichtbetriebsnotwendigen Unternehmensvermögens erfolgen.
Unternehmen mit hohem Eigenkapitalanteil werden also
bestraft, da Erben hier weniger von der Erbschaftsteuer
abziehen können als bei fremdfinanzierten. Zu „guter“ Letzt
wird auch bestehendes Privatvermögen in die Schäuble-Pläne
steuererhöhend einbezogen. Allerdings soll der so ermittelte
Betrag aus Privat- und Unternehmensvermögen auf 50 Prozent
der Gesamtsumme gedeckelt sein. Till Olaf Voß ([email protected])
Die Pläne de
dess Bund
Bu esfi
finanzminsters könnten
n Un
Unternehmen
teuer zu stehen kommen.
Mittelstandsinformation
KURZNACHRICHTEN
Jetzt bewerben für den Innovationspreis für Klima und Umwelt
BDI und Bundesumweltministerium schreiben
zum fünften Mal den Innovationspreis für Klima
und Umwelt aus. Er würdigt das Engagement der
deutschen Wirtschaft für Klima- und Umweltschutz.
Ausgezeichnet werden sollen Projekte in den Kategorien Prozessinnovationen für den Klimaschutz,
Produkt- und Dienstleistungsinnovationen für den
Klimaschutz, umweltfreundliche Technologien,
umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen
sowie Klima- und Umweltschutz-Technologietransfers in Entwicklungs- und Schwellenländern und
Staaten Osteuropas. Der Innovationspreis für Klima
und Umwelt ist Teil des europäischen Wettbewerbs
für eine bessere Umwelt „European Business
Awards for the Environment (EBAE)“.
Termin: Bewerbungsschluss ist am 22. Mai 2015.
Kontakt: Die Ausschreibungsunterlagen finden
Sie online unter: www.iku-innovationspreis.de
Digitalisierung der Industrie kann
Deutschland stärken
Bis zu 425 Milliarden Euro zusätzliches Wertschöpfungspotenzial würde sich für Deutschland
bis 2025 ergeben, wenn die digitale Transformation
der Industrie durch Politik und Wirtschaft in die
richtigen Bahnen gelenkt wird. Zu diesem Ergebnis
kommt die Studie „Die digitale Transformation der
Industrie“ im Auftrag des BDI. Sollte der Prozess
nicht gelingen, droht stattdessen ein Wertschöpfungsverlust von über 600 Milliarden Euro. C
ECHA gibt Stoffbewertungen für die
Jahre 2015 bis 2017 bekannt
Die ECHA hat den fortlaufenden Aktionsplan
(CoRAP) für die Stoffbewertung im Rahmen der
europäischen Chemikalienverordnung REACH für
die Jahre 2015 bis 2017 verabschiedet und auf ihrer
Website veröffentlicht. Der CoRAP legt die Stoffe
fest, die in den folgenden drei Jahren einer Stoffbewertung durch einen Mitgliedsstaat unterzogen
werden. Für das Jahr 2015 ist die Bewertung von 48
Stoffen vorgesehen. Insgesamt enthält der CoRAP
134 Stoffe, von denen 66 neu dazugekommen sind
und 68 aus dem Aktionsplan 2014 übernommen
wurden. Chemieunternehmen sollten prüfen, ob
ihre Stoffe von den Bewertungen betroffen sind.
Service: Mehr Details zum Thema finden Sie auf der
VCI-Service-Plattform „REACH und CLP“ im
Newsarchiv: www.vci.de/reach (Login erforderlich).
17
TTIP – Transatlantisches Freihandelsabkommen
chemie report
04.2015
Artikelserie, Teil 4
Zölle spielen bei TTIP eine Rolle
Obwohl es durch die aufgeregte öffentliche Debatte
manchmal in Vergessenheit gerät: Das Ziel von Freihandelsabkommen ist – wie der Name schon sagt – zuerst
einmal „Freihandel“. Der Abbau der Einfuhrzölle ist so
auch bei TTIP ein wichtiges Thema, obwohl die Zölle
auf Industriegüter mittlerweile im Schnitt niedrig sind.
Durch den intensiven Warenaustausch entstehen heute
immer noch nennenswerte Kosten (siehe Box unten). Damit der Zollabbau auch seine entlastende Wirkung entfalten kann, sind einheitliche Regeln zur Bestimmung
des Warenursprungs wichtig.
Freier Handel bedeutet technisch gesprochen „die Schaffung
des zoll- und barrierefreien Zugangs von Waren in das jeweils
andere Land“ – oder umgangssprachlich die Abschaffung
der Zölle. In den Genuss der gegenseitigen Zollbefreiung
sollen nur Waren aus den Partnerländern des Freihandelsabkommens („Ursprungswaren“) kommen.
Die Ermittlung des Warenursprungs in einem der Partnerländer ist in solchen Fällen einfach, in denen ein Produkt vollständig in einem der Partnerländer „hergestellt“ wurde – wie
zum Beispiel dort geerntetes Getreide. Schwieriger wird es
bei Waren, bei denen einzelne Vormaterialien ihren Ursprung
in einem Drittland haben (was bei den internationalen Wertschöpfungsketten regelmäßig der Fall ist). Dann müssen die
Waren einer „ausreichenden Be- oder Verarbeitung“ unterzogen worden sein, um zollbefreit zu werden (also nicht nur
einer Minimalbehandlung, wie beispielsweise Verpacken).
Zur Klarstellung, was ausreichende Be- oder Verarbeitung
genau bedeutet, werden präzise Ursprungsregeln benötigt.
EU wie USA haben bislang in ihren Freihandelsabkommen
(allein die EU hat über 100 Abkommen geschlossen) immer
wieder unterschiedliche Ursprungsregeln festgelegt, sodass
es heute keinen einheitlichen Standard von Kriterien gibt. Das
hat dazu geführt, dass Aufwand und Kosten für die Anwendung der unterschiedlichen Regeln die Kostenvorteile einer
Zollpräferenz aufzehren. Einige Unternehmen nehmen sie
deshalb erst gar nicht in Anspruch.
TTIP bietet nun die Gelegenheit, sich auf gemeinsame
Grundprinzipien für Ursprungsregeln zu einigen. Diese
könnten im Idealfall auch in anderen Abkommen Anwendung
finden und sogar als Blaupause für künftige internationale
Ursprungsregeln auf WTO-Ebene dienen. Der gemeinsame
Ansatz muss radikal einfacher als die bisher zersplitterte
Rechtslage sein. Außerdem müssen die Kriterien IT-kompatibel sein.
Zwei Kriterien sind aus Sicht der Chemie für die Bestimmung der Ursprungseigenschaft unerlässlich: der „Wechsel
der Tarifposition“ und der ausreichende „Wertzuwachs“.
Danach muss eine Ware nach der Bearbeitung einer anderen
Zolltarifposition zuzuordnen sein als die Vormaterialien. Oder
es muss ein ausreichender Wertzuwachs durch die Bearbeitung entstanden sein. Ist dies der Fall, liegt sogenannter
„Warenursprung“ vor, und es wird kein Einfuhrzoll erhoben.
Eine korrekte Anwendung der Ursprungsregeln kann
immer durch die Zollverwaltung des Ausfuhrstaates kontrolliert werden. Überprüfungen im Partnerland sind dagegen
nicht erforderlich und aufgrund des Schutzes von sensiblem
Produkt- und Produktions-Know-how auch nicht akzeptabel.
Claudia Kurz ([email protected])
Stichwort: Chemiezölle im transatlantischen Handel
Die Zölle im Handel mit den USA sind bereits vergleichsweise
gering. Im Chemiebereich liegen die Zoll-Höchstsätze – je
nach Produktgruppe – bei 0, 5,5 oder 6,5 Prozent. Aber
wegen des enormen Handelsvolumens führen auch geringe
Zölle zu nennenswerten Kosten.
Allein auf Chemieexporte aus Deutschland in die USA wurden
2013 rund 140 Millionen Euro gezahlt (umgekehrt 230 Millionen Euro). Nach VCI-Berechnungen haben europäische Chemieunternehmen im Jahr 2010 fast 700 Millionen Euro in die
US-Staatskasse gezahlt. Umgekehrt führten die US-Unternehmen gut eine Milliarde Euro nach Brüssel ab.
Zölle im transatlantischen Handel sollen durch TTIP endgültig der
Vergangenheit angehören.
18
04.2015
chemie report
Umwelt
VCI setzt Kooperation mit der Beratungsstelle der Kinderärzte fort
Gemeinsame Arbeit für Kindergesundheit
Seit 10 Jahren arbeitet der VCI mit der Kinderumwelt
gGmbH (Kinderumwelt) zusammen – der kinderärztlichen
Beratungsstelle für Allergie- und Umweltfragen mit Sitz
in Osnabrück. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, neutral
und objektiv über Einflüsse der Umwelt auf die Kindergesundheit zu informieren. Die Kooperation ist vor Kurzem um weitere zwei Jahre verlängert worden.
Die Gesundheit von Kindern zu schützen, ist für die Chemiebranche eine wichtige Aufgabe. Aber die Kommunikation
über den Einfluss von Umweltfaktoren ist schwierig. Fast täglich finden sich in den Medien Berichte über vermeintliche
gesundheitliche Auswirkungen von diversen Stoffen in der
Umwelt. Besondere Sorge gilt dabei der Gesundheit von Kindern. Aber wie sind diese Meldungen einzuordnen?
Bei dieser Frage setzt die Arbeit der Kinderumwelt an:
Die Beratungsstelle gibt wissenschaftlich fundierte, aber auch
ausgewogene Stellungnahmen zu Einflussfaktoren aus der
Umwelt auf die Gesundheit ab. Ein wichtiges Ziel der Kooperation ist es, komplizierte Zusammenhänge so zu formulieren,
dass Laien sie verstehen können. Die fünf wissenschaftlichen
Mitarbeiter der Kinderumwelt verfügen über das dazu notwendige Fachwissen in der Pädiatrie, Allergologie, Umweltmedizin und der Gesundheitskommunikation. Der Geschäftsführer Prof. Dr. Karl Ernst von Mühlendahl (Kinderarzt und
Umweltmediziner) und sein Stellvertreter Dr. Matthias Otto
(Chemiker) haben langjährige Erfahrung in kinderärztlichen
und umweltmedizinischen Fragen.
Der VCI will mit der Zusammenarbeit dazu beitragen, das
Vertrauen von Eltern, Kinderärzten, Medien und Politik in die
aktuellen Umweltstandards zu stärken. Er nimmt keinen Einfluss auf die Aussagen und Beurteilungen der Kinderumwelt.
Das ist vertraglich festgeschrieben.
FACHLICH AUSGEWOGENE INFORMATIONEN
Ihre Stellungnahmen stellt die Kinderumwelt über das
Kinderärztliche Portal Allum (www.allum.de) bereit, das sich
an Ärzte, Eltern, Multiplikatoren, Medien und Politik richtet.
Um die Reichweite der Informationen zu erhöhen, setzt die
Kinderumwelt auch verstärkt soziale Medien wie Facebook
ein. Die fachliche Ausgewogenheit und die breite Akzeptanz
des Informationsportals bei Ratsuchenden haben dazu
geführt, dass Allum in einigen mittel- und osteuropäischen
Ländern in der jeweiligen Landessprache mit Unterstützung
der Kinderumwelt eingerichtet wurde.
Auch das von der Kinderumwelt entwickelte E-LearningModul zum Human-Biomonitoring stößt auf internationales
Interesse. Es wird derzeit von der obersten Gesundheitsbehörde Italiens adaptiert. Die Animation ist auf www.allum.de
zu finden und vermittelt in anschaulicher Weise Grundwissen
zur Frage ob und wie chemische Stoffe vom Körper aufgenommen werden, wie sie gemessen und mögliche Wirkungen
auf die Gesundheit bewertet werden können.
Nach Auffassung des VCI stellt die Arbeit der Kinderumwelt einen wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag dar.
Die Kooperation hat sich aus Sicht beider Organisationen
bewährt. Der Verband ist überzeugt, dass nur wissenschaftliche Risikobewertungen die besten Erkenntnisse für die Kindergesundheit liefern können. Ulrike Zimmer ([email protected])
Die Website der Kinderumwelt
unter www.allum.de
19
04.2015
chemie report
Service
Informationen
anfordern
Weitere Informationen zu den
Berichten in diesem chemie report
sowie Broschüren zu wichtigen
Themen der Branche stellt der
VCI seinen Lesern kostenlos zur
Verfügung.
Die weiterführenden Dokumente
aus den Artikeln können Sie anfordern: Verband der Chemischen
Industrie e. V., Leserservice chemie
report 04/2015,
E-Mail: [email protected],
oder Telefax: +49 69 2556-1613.
Politikbrief Energiepreise
Die aktuelle Ausgabe des VCI-Politikbriefs
behandelt eine der unverändert bestehenden politischen Kernfragen: Wie kann
man die Energiekosten begrenzen und
zugleich die Energiewende zum Erfolg
führen? Der VCI legt darin seine Vorschläge für eine verantwortungsvolle Energiepolitik dar. Behandelt werden die
Aspekte EEG, Energiesparen, Emissionshandel, Klimaschutz sowie die derzeitige
Entwicklung der Ölpreise.
http://bit.ly/VCI-Politikbrief-01-2015
VERANSTALTUNGEN DES VCI
DATUM
EREIGNIS
ORT
06.05.2015
Parlamentarischer Abend des VCI in Brüssel
20.05.2015
„Nachhaltigkeit im Innovationsprozess“, Chemie3 -Veranstaltung
Frankfurt
09.06.2015
TUIS-Pressekonferenz auf der Interschutz
Hannover
15.06.2015
Pressekonferenz zur ACHEMA
Frankfurt
Brüssel
23.06.2015
VCI-Mittelstandstag 2015
22.07.2015
VCI-Halbjahrespressekonferenz
Wiesbaden
Frankfurt
25.09.2015
VCI-Mitgliederversammlung 2015
Hamburg
17.11.2015
VCI-Informationsveranstaltung „Neue Gefahrgutvorschriften 2016“
Frankfurt
09.12.2015
Jahres-Wirtschaftspressekonferenz des VCI 2015
Frankfurt
TERMINE DER VCI-LANDES- UND -FACHVERBÄNDE (weitere siehe auf VCI-Online unter www.vci.de/services/termine-veranstaltungen)
07.05.2015
Mitgliederversammlung Fachvereinigung Anorganische Schwefelverbindungen (FVAS)
07.05.2015
Wirtschaftspressekonferenz PlasticsEurope Deutschland
12.05.2015
Jahrespressekonferenz Industrieverband Agrar
19.06.2015
Mitgliederversammlung Deutsche Bauchemie
Impressum chemie report
Herausgeber Verband der Chemischen Industrie e.
e.V.,
V., Mainzer
Mainzer Landstraße
Landstraße 55, 60329 Frankfurt am Main,
Telefon: 069 2556-0, Telefax: 069 2556-1471, E-Mail: [email protected], Internet:
www.vci.de, ISSN:
www.vci.de,
ISSN:1436-1736
1436-1736Redaktionsschluss
Redaktionsschlussdieser
16.04.2015
Ausgabe
Auflage
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6.500
Hefte
Auflage
Verantwortlich
6.500 Exemplare
Manfred
Verantwortlich
Ritz (mr) Redaktion
Manfred Oliver
Ritz (mr)
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Oliver
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Claas (cla,Becker
Leitung),
(CvD),
Angelika
Jenni Becker
Glaser (jgl),
(CvD),
Sebastian
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Monika
Leserservice
von Zedlitz
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Leserservice E-Mail:
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069 2556-1496,Telefon:
Telefax:069
0692556-1496,
2556-1613 Telefax:
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069
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2556-1613
aus nachhalDruck
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aus nachhaltiger
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Waldwirtschaft,
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Essen Fotos
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Bayer AG (3),
(3), Mike
Europäisches
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Patentamt (3 unten),
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Fotolia:
daboost/Fotolia
Gina Sanders
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Grafiken
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idée, Königstein
(10); Shawn
(Taunus)
Hempel
(??)
(12 o.); Finanzfoto
(17); daboost (18 o.r.); Luiz (18 u.), Arne Landwehr (7), Dagmar Mendel (9),
DELO Industrie Klebstoffe GmbH & Co KGaA (11), Gerald Fuest (12), BASF
SE (13), PlasticsEurope (14), Mike Watson Images/Thinkstock (18 o.l.) Grafiken
mon idée (11), Carolina Hupfer (14, 16)
Getragen von:
Wirtschaftsverband VCI, Gewerkschaft
IG BCE und Arbeitgeberverband BAVC
Nordenham
Frankfurt
Frankfurt
Korrektur: Hamburg
Politische Top-Themen im VCI*
A
Industrieland Deutschland: Wettbewerbsfähigkeit der Chemie stärken
A
Stärkung der Innovationskraft der chemischen Industrie
A
Wettbewerbsfähige Energie: Energiewende bezahlbar machen
A
Wettbewerbsfähige Energie: Europäischen Emissionshandel
industriefreundlich gestalten
* Die Liste enthält die Themen, die das Präsidium des VCI aus den von den Ausschüssen priorisierten Themen als Top-Themen identifiziert hat. Sie stehen im Jahr 2015 im Vordergrund
der politischen und kommunikativen Arbeit des Verbandes der Chemischen Industrie. Die
Dokumente zu diesen und weiteren Branchenthemen finden Sie auf VCI-Online unter diesem
Link zum Download: http://www.vci.de/top-themen/uebersichtsseite.jsp#pol_topic
http://www.vci.de/top-themen/uebersichtsseite.jsp#pol_topic.