Zukunft des Wassertourismus in Brandenburg

Björn Lüttmann, MdL, Rede zum Antrag der Fraktionen:
„Zukunft des Wassertourismus in Brandenburg sichern“
Frau Präsidentin,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
wir hatten sie gerade in der Post. Die Resolution der Wirtschaft zum
Wassertourismus und zur Bedeutung der Wasserstraßen in Berlin-Brandenburg.
Auch die Appelle der Teilnehmer der Wassertourismuskonferenz Mitte April waren
eindeutig.
Hier war Folgendes zu hören:
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„wir müssen den Schatz erkennen, den unsere Seen, Flüsse und Kanäle für
Brandenburg darstellen“
„unsere Gewässer sind ein Alleinstellungsmerkmal, welches wir touristisch
noch mehr nutzen können“
„wir sind auf einem guten Weg, aber wir dürfen jetzt nicht im Stich gelassen
werden“.
Neben diesen leidenschaftlichen Appellen wurden auf der Konferenz auch die lang
erwarteten Ergebnisse der Studie „Wirtschaftliche Effekte des Wassertourismus“
vorgestellt. Und die Zahlen können sich sehen lassen. Allein der kommerzielle
Bootstourismus bringt einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro in Berlin und
Brandenburg! Und dies ist nur ein Ausschnitt, denn hinzukommen die Einnahmen
durch Wassertouristen in eigenen Booten, Tagesbootvermietung und
Wassersportvereine. Sowie die Umsätze in weiteren verflochtenen Branchen wie
etwa Bootsbau, Bootshandel oder verschiedenen zuarbeitenden Handwerken. Die
Wassertourismusbranche ist somit eine bedeutende wirtschaftliche Säule unseres
Landes!
Neben dieser wirtschaftlichen Bedeutung ist der Wassertourismus auch ein wichtiger
positiver Imageträger. Nehmen wir Berlin, Brandenburg und MecklenburgVorpommern zusammen, so sprechen wir von Europas größtem Wassersportrevier,
dem „Blauen Paradies“. Dies besteht aus 3 200 Seen, 890 Bootshäfen mit insgesamt
50.000 Liegeplätzen. Die brandenburgischen Wasserreviere lassen dabei keine
Wünsche offen, dazu gehören zum Beispiel die Potsdamer und die Brandenburger
Havelseen, die Ruppiner Seenkette, die Rheinsberger Gewässer, der Spreewald
oder auch die Dahmeseen.
Mit dem Lausitzer Seenland entsteht zurzeit Deutschlands viertgrößtes Seengebiet.
Und mit der Fertigstellung des „Langen Trödel“ wird die durchgängige Schiffbarkeit
des Finowkanals wieder hergestellt.
Also alles gut im Wassertourismus in Brandenburg? Leider nein, denn die eingangs
genannten Zitate der Wassertouristiker weisen darauf hin, dass es erstens noch
Potentiale gibt und zweitens die Akzeptanz der Branche weiter wachsen muss. Auf
der Ebene der Landespolitik gehört dazu vor allem, dass wir Wassertourismus noch
stärker als Chance zur Entwicklung der ländlichen Räume begreifen!
Gerade für unsere ländlichen, strukturschwachen Regionen bietet ein
wassertouristisches Angebot mehr Attraktivität, Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt
und damit auch Alternativen zum Wegzug aus dem ländlichen Raum!
Deshalb ist es wichtig, dass auch die neue Landestourismuskonzeption den
Wassertourismus als einen Schwerpunkt behandelt. Zudem müssen wir die
interministerielle Zusammenarbeit für den Wassertourismus vorantreiben.
Insbesondere das Wirtschafts- und das Infrastrukturministerium werden sich
gemeinsam für den Fortschritt der Branche einsetzen!
Neben dieser Selbsterkenntnis für unser Handeln im Land richtet sich der Blick aber
bange Richtung Bund. Denn von der Bundesebene kommen seit Jahren höchst
widersprüchliche Signale. So wurden zum einen – oft auf Initiative der SPDBundestagsfraktion – wichtige Arbeitsaufträge an die Bundesregierung erteilt. Ein
wassertouristisches Konzept des Bundes soll noch dieses Jahr vorliegen. Zum
anderen gibt es eine Reform der Wasserschifffahrtsverwaltung, welche eher ein
Stilllegen der touristisch bedeutenden Wasserstraßen, vor allem im Osten
Deutschlands, befürchten lässt. Wenn dann noch – pünktlich zum Start der Saison –
Schleusenzeiten verkürzt werden, passt hier nichts mehr zusammen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin deshalb sehr froh, dass wir es
hinbekommen haben, binnen kurzer Zeit einen gemeinsamen Antragstext von vier
Fraktionen zu formulieren. Gerade in Richtung des Bundes erhoffe ich mir von dem
heutigen gemeinsamen Vorgehen ein starkes Signal. Für ein BundesWassertourismuskonzept, das die weiteren Potentiale der Branche hebt. Gegen eine
Diskriminierung der touristisch bedeutenden Wasserstraßen bei der Reform der
Schifffahrtsverwaltung.
Für
Investitionen
in
unsere
brandenburgischen
Wasserstraßen. Für attraktive Schleusenzeiten, also auch die Rückkehr zu den
bisherigen Zeiten an den Schleusen Neue Mühle, Kummersdorf, Storkow und
Wendisch Rietz und damit für die Zukunft des Wassertourismus in Brandenburg!