treffpunkt April 2015 Nr. 4 / 47. Jahrgang Christlich-sozialethisches Magazin der KAB > Vitamin C Christsein: Hinwendung zu Ausgeschlossenen. > Seite 4–6 >DOSSIER Lebensfreuden im Alter entdecken. > Seite 7–10 > Schweiz Jahrhundert-Jubiläen: Schweizer Geschichte richtig verstehen – Teil 1. > Seite 11-12 Bild: Rita Deschner, ekhn «Sterben gilt nicht für Gott und seine Kinder» AZB 8730 Uznach PP/Journal CH-8730 Uznach Eine Annäherung an die Auferstehung.Von Jacqueline Keune Der Krieg ist noch nicht lange zu Ende. Im russischen Kulturhaus muss sich das ganze Dorf den Vortrag der kommunistischen Partei anhören. Der Genosse aus Moskau beweist zwei Stunden lang, dass es Gott nicht gibt. Ob noch jemand was sagen möchte? Ein alter Bauer steht auf und kommt nach vorn. Der Gemeindevorsitzende warnt den Redner aus Moskau: «Unser ehemaliger Dorfpfarrer.» Er wird angewiesen, nicht länger als fünf Minuten zu reden. So lange brauche er nicht, meint der Alte, steigt aufs Podium und ruft der Menge den russischen Ostergruss zu: «Christos voskres!» – Christus ist auferstanden! Und die Antwort der Menschen kommt laut und wie aus einem Mund: «Voistinu voskres!» – Er ist wahrhaft auferstanden! Nur selten sind sie so gross, die Worte, die Menschen in Atem hüllen. Meist sind sie viel kleiner und gewöhnlicher. «Ich bin dir wieder gut», versichern sich Liebende nach dem Streit. «Ich bin da», beruhigen Mütter und Väter die schlechten Träume ihrer Kinder. «Hab keine Angst», flüstern Traurige ihren Sterbenden ins Ohr. – Worte, die Menschen festhalten in der Erschütterung und sie nicht bloss in Schlaf, sondern auch in Hoffnung wiegen. Ungezählt, die Berge «Frühmorgens, als es noch dunkel war, kam Maria von Magdala zum Grab ...» Die Nachricht von der Auferstehung ist keine Hors-sol-Hoffnung, sondern eine auf dem Grund des Karfreitags gewachsene – dem einzigen Grund, warum ich ihr traue. Auferstehung wurzelt nicht im Licht, sondern bricht aus der Nacht heraus. Der Nacht, in der der Schrei zu hören ist, warum einer einen verlassen hat. Ungezählt sind sie, die gottvergessenen Tage und Nächte, die Menschen mit ihren Tränen tränken. Ungezählt die Berge enttäuschter Hoffnungen, Fortsetzung Seite 2 treffpunkt 4/15 Fortsetzung von Seite 1 > Vitamin C zerbrochener Beziehungen, verratener Versprechungen, tödlicher Gleichgültigkeiten. Wo also kommen die Worte der Hoffnung im Letzten her? Und was sagen die Frauen und Männer aus dem russischen Dorf, wenn sie sagen, dass Jesus auferstanden sei? Welche Bilder verbinden sie mit ihrem Glauben? Und welche Wünsche knüpfe ich selber an ihn, wenn ich am Ostermorgen gemeinsam mit anderen die Auferstehung sage und singe? – Dass meine Seele unsterblich ist? Dass ich nicht verloren gehe, auch wenn mein Leib zu Erde wird? Dass mich dieses Du der Liebe auf ewig bei sich haben will, wo doch schon jedes Kind seinen Hund immer bei sich haben möchte? Oder dass die Zu-kurz-Gekommenen nicht auf ewig zu kurz kommen, dass die mit Tränen säen mit Jubel ernten und alle Münder dieser Erde eines schönen Tages voll Lachen sein werden? Ohne alle Angst Ja, das sage und singe ich: dass es Leben, dass es Seligkeit nach dem Tod gibt. Aber mehr noch, ungleich mehr noch: dass es Leben, dass es Seligkeit VOR dem Tod gibt. Und dass hier und heute mit Jubel ernten, die mit Tränen säen, weil wir den Untröstlichen dieser Welt keinen billigen Glaubenstrost und keinen schnellen Glaubenssinn entgegenpredigen, sondern gemeinsam die Gerechtigkeit tun. «Warum weinst du?», fragt die Auferstehung – genau so. Die 6-jährige Saida aus Gaza weigert sich seit Monaten zu duschen, aus Angst, es bei einem Angriff nicht mehr rechtzeitig in den Luftschutzbunker zu schaffen. Ich glaube nicht daran, dass es Ostern geworden ist, damit einer von einem Himmel verherrlicht werden konnte. Ich glaube, dass es Ostern geworden ist, damit ein Kind ohne alle Angst duschen, damit ein jedes Lebewesen ohne alle Angst sein darf. Wenn ich die Auferstehung bekenne, dann bekenne ich, dass es ein Leben gibt, heute und hier, in dem eine jede einen Namen hat und ein jeder zählt, weil wir uns gemeinsam auf die Bewegung des Auferstandenen, auf die Bewegung der Liebe einlassen. Rose Ausländer sagt es so: Vor seiner Geburt war Jesus auferstanden Sterben gilt nicht für Gott und seine Kinder Wir sind Auferstandene vor unserer Geburt 2 Geht, geht! Nirgendwo lese ich, dass Jesus zu denen, die sich auf Krücken vorwärts schleppten, als Aussätzige mit Klappern vor sich selber warnten, als Hungernde Schalen vor sich auf dem Boden hinstellten oder als Stumme ihre verzweifelten Arme in die Luft warfen, gesagt hätte, dass sie es im Himmel einmal schöner haben würden. Nein! Er hat geheilt, wo er nur konnte, und als Auferstandener seine Jünger und Jüngerinnen angewiesen, sich den Bedürftigen nun an seiner Stelle zuzuwenden, damit sie neuen Mut schöpften und erinnert würden, dass sie alle fürs Reich Gottes unentbehrlich waren. Nichts ist weniger geduldig als Gottes Leidenschaft, als diese Urliebe, die auf Verwirklichung im Hier und Heute drängt. Und es ist immer bloss das eine, was der Auferstandene seinen zweifelnden und zögernden Freundinnen und Freunden sagt: Geht, geht! Bleibt nicht Knechte und Mägde des Todes! Übungsgelände der Liebe Die Evangelien werden konkret, wenn es um den Ort des Auferstandenen geht. «Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden ... Er geht euch voraus nach Galiläa ...» (Mt 28,6f ) Nicht der ferne Himmel, sondern die nahe Erde – der Bestimmungsort derer, die zu diesem Wanderrabbi, diesem Habenichts gehören. Galiläa – ein anderes Wort für Alltag, für den Ort, wo es gilt, hervorzutreten, wo es ernst gilt, und ich nicht Zuschauerin, sondern Beteiligte bin. Galiläa, Galizien, Gabun, Glasgow, Glarus – Übungsgelände der Solidarität so weit das Auge reicht! Übungsgelände voller Steine, die weggewälzt werden müssen, und voller Engel, die sich gegenseitig den bleiernen Himmel der Müdigkeit aufreissen. Die Auferstehung ist nicht allein in einen Garten bei Jerusalem eingebrochen, sondern bricht immer neu in die Felder unserer Alltage ein und schreibt und streichelt, lacht und liebt, küsst und kämpft, tröstet und träumt sich fort in heutigem Erfahren und Tun von Auferstehung. Jetzt, in diesem Moment, erwarten uns das Leben und unsere Geschwister, nicht an irgendeinem jüngsten Tag. Lerchenjubel und Blütenzweige und Orgelbrausen – alles Zeichen der Auferstehung. Aber mir keines so sehr wie das Tun der Liebe. Keines. Jacqueline Keune, Luzern, ist freischaffende Theologin. > Ausstellung 21 > Editorial 3 Lebenshilfe An der KABPräsidentInnenKonferenz 2014. Bild: Theo Bühlmann > KAB CH Die Zukunft hat begonnen! «Was bedeutet Dir die KAB?» – «Welches sind für Dich heute die grössten gesellschaftlichen Herausforderungen?» «Was erzählen wir aus unserem Leben den Grosskindern?» Mit den Antworten auf diese Fragen stellen wir die Weichen für die Zukunft der KAB und des Sozialinstituts! Thomas WallimannSasaki, Leiter des KAB-Sozialinstituts, an der DV 2011. KAB – Gesellschaft gestalten Blicken wir auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen, das Alter unserer Mitglieder und die Entwicklung der Finanzen, dann kommen wir schnell zur Einsicht, dass sich die KAB erneuern muss, soll unser Gedankengut in die Zukunft führen! Dabei darf die KAB stolz zurückblicken und sehen, dass ihr Kern-Anliegen stets die Gestaltung der Gesellschaft war – und zwar so, dass es jenen besser geht, die in der Gesellschaft zu kurz kommen. Mit dem Aufbau von Altersheimen, der Familienhilfe, die heute zur Spitex gehört, oder politischer Mitarbeit am Sozialstaat haben sich unzählige KAB-Männer und -Frauen für das Wohl unseres Zusammenlebens verdient gemacht. Sozialinstitut KAB – christlich-sozialethische Stimme Bereits anfangs der 1990er-Jahre haben weitsichtige KAB-Leute mit dem Sozialinstitut eine Institution geschaffen, welche das KAB-Gedankengut unter veränderten Bedingungen umsetzt: Sie sahen, dass es nötig ist, der christlichen Ethik in der Gesellschaft eine Stimme zu geben! Mit dem Treffpunkt und unzähligen Vorträgen und Artikeln weit über KAB-Kreise hinaus, trägt das Sozialinstitut als KAB-Gedankengut christliche Ethik in der Tradition der katholischen Soziallehre in unsere Kirche, Wirtschaft und Politik. Fortsetzung Seite 4 Menschen haben Unglaubliches erschaffen: Wolkenkratzer, Flugzeuge, TV, Computer, Roboter und vieles mehr. Doch wie steht es um den Menschen selbst: Hat der sich ebenso «entwickelt»? Ich spreche damit nicht die verbesserte Wohlfahrt an, auch wenn die das Leben entscheidend bestimmt. Dass wir in geheizten, grossfenstrigen und kunstlichtgef luteten Räumen mit Wasser- und Stromanschlüssen, WC wohnen können und mehr als genug zu essen haben, war noch für unsere Ururgrosseltern ebenso keine Selbstverständlichkeit, wie sie es leider in weiten Teilen der armen Welt heute immer noch nicht ist. Stellt es nicht eine Ungeheuerlichkeit dar, dass wir um die Not, die Schmerzen, das Elend von «Unsergleichen» auf derselben Erde wissen und dennoch «guten Gewissens» schlafen können? Wir wären in der Lage, einige Flugstunden zurückzulegen, zu ihnen zu gehen – und erst mal zu erschrecken über die unglaubliche Armut, in der Menschen dahinvegetieren. Ja, es würde uns übel wegen des Elends. Wir hätten vermutlich Schwierigkeiten, zurückzuf liegen und einfach so weiterzuleben wie bisher. Unser Mitgefühl würde uns zum Helfen bewegen wollen. Aber die allerwenigsten gehen «dorthin». Viele geniessen in solchen Regionen Ferien in abgeschirmten «Luxusghettos». Wir alle aber lesen in Zeitungen oder «sehen» in Fernseh-Nachrichten, wie andere Menschen im Elend leben. Doch wir verdrängen es. Es stehen zwar immer mehr weltumspannende Informations- und Austauschmöglichkeiten (Radio, TV, Internet, Natel) bereit, aber wir wollen und können das Meiste, was wirklich existenziell und lebenswichtig für Mitmenschen rund um die Welt ist, gar nicht an uns «heranlassen». Wir schalten 100 Kanäle ein – und uns ab. Nur Wenige leiden wirklich mit und werden tätig gegen das Leiden. Insgesamt müssen wir feststellen, dass der Mensch in seiner Empathie, seinem Mitgefühl, seiner Sozialkompetenz, Mitmenschlichkeit, Solidarität gegenüber seinesgleich – meistens auch in der nahen Umgebung – nicht entscheidend weitergekommen ist. Ja, vieles spricht dafür, dass menschliche und soziale Fähigkeiten sogar verkümmern mit materieller Überentwicklung. Es ist bekannt, dass arme Menschen sich oft mehr um ihre Umgebung kümmern, als dies Angehörige in hochentwickelten Industrienationen tun. Es nützt aber niemandem, wenn uns dies entmutigt oder resignieren lässt. Es geht vorerst darum zu sehen, dass uns eine übersteigerte Entwicklung des einseitig Technischen und Materiellen weder als Individuen noch als Gesellschaft und Weltgemeinschaft wirklich weiterbringt. In der Bildung des wahrhaft Menschlichen befinden wir uns immer noch am Anfang. Zum Glück aller geht es offensichtlich darum, eine grosse humanistische Entwicklung einzuleiten. Als wahr, richtig und wichtig sollte gelten, was dem Menschen in seinem (Zusammen)Leben tatsächlich hilft, was ihn mit andern verbindet, was ihn menschen- und schöpfungsumfassende Liebe lernen lässt. Hier liegt tatsächlich sehr sehr viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit vor uns. Nottut eine Umorientierung, die das Sein und nicht länger das Haben der Menschen ins Zentrum stellt. Theo Bühlmann, Redaktor < treffpunkt 4/15 > Vitamin C Zurück zum Wesentlichen des Christentums Als etablierte Religion und Staatskirche entfernte sich das Christentum vom biblischen Grundverständnis der Hinwendung zu den Ausgeschlossenen und Benachteiligten. Mit weitreichenden Folgen für uns selbst. Buchzusammenfassung: Theo Bühlmann Der US-amerikanische Franziskanerpater und Theologe Richard Rohr ist weltweit als Autor spiritueller Bücher geschätzt und setzt sich als eine der führenden Persönlichkeiten der charismatischen Bewegung in den USA seit über 40 Jahren für eine Erneuerung und Belebung des Christentums ein. Er schaut in seinem neusten Buch – «Weitergehen – Inspirationen für jeden Tag» – als Siebzigjähriger auf sein Leben und dessen spirituelle Grundpfeiler zurück. Seine stetige Liebe und Ausbildung gründe sich im Wesentlichen auf die jüdisch-christlichen heiligen Schriften – obwohl er immer wieder damit > Christen sollten nicht konfrontiert worden sei, wie viel Schaden die zwischen weltlichen Bibel in der Menschheitsgeschichte anrichtete, und heiligen Dingen weil ihr innewohnendes Potenzial zum Guten, unterscheiden, sondern Wahren und Schönen verkannt wurde! Tatsächlich wagt es Rohr in seinem neusten Werk, «die zwischen der Ober- Heilige Schrift so zu interpretieren, wie es Jesus fläche und der Tiefe. < getan hat», und kritisiert damit gleichzeitig die jahrhundertealten kirchlich geprägten Überlieferungen. Dies sei ohne notwendigen Widerspruch, ohne «die Spannung durch einen allzu glatten Glauben», nicht möglich. Ja die Bibel sei ein Buch der Konflikte, auch mit unserem gegenwärtigen Bewusstseinsstand, schreibt der Theologe im neusten Buch. Im (christlich-mystischen) Leben weiterzukommen bedeute, sich in diesen Konflikt hinein zu getrauen, die scheinbare Widersprüchlichkeit, Zwiespältigkeit, ja gar Unvernunft der biblischen Botschaft nicht auszublenden – denn nur in ihren Spannungsfeldern sei sie wirklich zu verstehen. Oder anders gesagt: Solange wir keine Probleme mit der Sprengkraft der Bibel haben, sind wir noch nicht an ihren wesentlichen Kernaussagen. Seit Anbeginn der Schöpfung Und Richard Rohr räumt gründlich auf mit falschen Glaubensverständnissen: «Ja, Institutionen und Konfessionen 4 sind wichtig und auf ihre Art auch unvermeidlich, aber wenn sie glauben, sie könnten die Botschaft in ewigen Formeln und halb geglaubten Lehrmeinungen und Schriften verpacken, dann werden sie oft zu ihrem eigenen schlimmsten Feind. Zu viele Menschen treten einem Verein bei, statt sich auf eine Reise zu machen: zu Gott, zur Liebe oder zur Wahrheit.» Fast jede Religion habe in einer besonderen Bedeutung und Begegnung mit etwas, was sich heilig oder transzendent anfühlt, begonnen: einem Ort, Gefühl, Bild, einer Musik, Liturgie, Idee, die uns plötzlich Zugang zu Gottes grösserer Welt gewährt. «Diese Sache oder dieses Ereignis wird zum Idol gemacht und idealisiert als etwas Heiliges – was es natürlich auch ist.» Der Fehler besteht darin zu glauben, dies sei der einzige, überlegene, der ‹beste› Weg – womöglich auch noch für alle. Fatal und verhängnisvoll sei der Schluss, andere Orte, Bilder, Liturgien, Schriften oder Ideen als falsch und unheilig hinzustellen. «Und so vergeuden die Religionen viel zu viel Zeit mit dem Versuch, sich von dem zu distanzieren und Reinheitsgebote gegen das aufzustellen, was sie als weltlich, schlecht, ketzerisch, gefährlich, ‹anders› oder falsch ansehen. Wenn wir auf der Oberfläche sehr guter Dinge – Bibel, Sakramente, Priesterschaft, Kirche – verharren, dann führt das oft genug zu sehr unfreundlichen, bösen Dingen, die aber immer noch gut genannt werden.» Diese wichtige Unterscheidung werde das Gleichnis vom Zöllner und dem Pharisäer perfekt illustriert bei Lukas 18,9–14. Christen sollten also nicht zwischen weltlichen und heiligen Dingen unterscheiden, sondern zwischen der Oberfläche und der Tiefe. Die Tiefe offenbare immer die Gnade, während die Oberfläche uns allzu leicht dazu verleitet, das Wichtigste zu verpassen (was übrigens auch die Hauptgefahr des Fundamentalismus sei). Auch «für Jesus gibt es nur unheilige Herzen und Gedanken, aber keine in sich bereits heiligen oder unheiligen Orte, Handlungen oder Menschen», betont Rohr. «Vor zweitausend Jahren hat sich die menschliche Inkarnation Gottes in Jesus ereignet – aber davor gab es die erste und ursprüngliche Inkarnation in Licht, Wasser, Land, Sonne, Mond, Sternen, Pflanzen, Bäumen, Früchten, Vögeln, Schlangen, Vieh, Fischen und ‹allen Arten von wilden Tieren›, wie es in unserer Schöpfungsgeschichte heisst (Genesis 1,3–25). Das Heilige ist seit Anbeginn der Schöpfung da, und es ist überall. Die frühen Völker haben das Göttliche, das Heilige, durch die Natur kennengelernt. Sie sahen > KAB CH Fortsetzung von Seite 3 Erneuern, mittragen in die Zukunft Diese ethische Stimme, die das Sozialinstitut heute verkörpert, ist nicht irgendeine, sondern eine von vielen Frauen und Männern, von engagierten KAB-Sektionen und vielen andern mit-getragene Stimme. Diese breite Basis macht ihre Glaubwürdigkeit aus und lässt sie einzigartig in unserer Gesellschaft bleiben! Heute wie morgen bleibt soziale Gerechtigkeit in Kirche, Wirtschaft und Politik eine wichtige Aufgabe. Wenn es nun, wie wir an der Dele- giertenversammlung Ende März gesehen haben, mit der KAB Schweiz bald in bescheidenerer Form weitergehen wird, ist es vermutlich vor allem das Sozialinstitut der KAB, welche unsere christlich-sozialethische Überzeugung in Zukunft weiter in die Gesellschaft hineintragen und Menschen für sie begeistern kann. Dazu wollen wir, wie an der DV 2015 beteuert, unsere Strukturen erneuern, neue Ressourcen finden und Synergien nutzen. Die Begegnungen mit Ihnen, mit Euch bei vielfältigen Anlässen und Versammlungen zeigen mir immer wieder: Wir sind parat für die Erneuerung, für die Stärkung des Sozialinstituts – und damit für das Weitertragen der sozialethischen Botschaft! Ich freue mich auf die Zukunft – zusammen mit Euch! Thomas Wallimann-Sasaki, Leiter Sozialinstitut KAB Während der DV 2015 war dieser Treffpunkt schon gedruckt. Die DV-Berichterstattung folgt in der Ausgabe 5/2015. > Vitamin C den Grossen Geist in allem, wie Papst Johannes Paul II. vor einigen Jahren zu den indigenen Völkern gesagt hat, die sich in Phoenix, Arizona versammelt hatten.» Die ewige Philosophie erkenne immer wieder, in den verschiedenen Religionen, in vielfältigen Formen und mit unterschiedlichen Worten, dass es – erstens – eine göttliche Realität gibt, die sich in der (materiellen) Welt manifestiert, dass es – zweitens – eine innere Einheit und Zusammengehörigkeit zwischen den Menschen und Gott gibt, und dass – drittens – das Ziel der menschlichen Existenz ganz einfach in der Vereinigung mit dieser Realität liegt. Jesus sagte dasselbe (Markus 12,20) und setzte tatsächlich die Liebe zum Nächsten, zu sich selbst und zu Gott in seiner gesamten Lehre ins Zentrum. Religiöse Verbundenheit mit allen Die Globalisierung hat uns gemäss Richard Rohr bewusst gemacht, dass «Gott nicht nur Katholiken liebt, sondern auch Hindus, Juden, Muslime und Buddhisten usw». Dass zwei Drittel unserer christlichen Bibel tatsächlich der jüdischen Bibel entsprechen, spricht für sich. «Wir alle haben eine Gemeinsamkeit, die uns gründet: Wir stehen auf derselben Erde. Sie ernährt uns alle. Wir atmen dieselbe Luft, vertrauen auf denselben Bruder Sonne und gehen auf derselben Mutter Erde unsere Wege. Das vereint uns. Das gibt uns treffpunkt-Serie Teil 1 zum christlichen Leben und Wirken, und zur Mystik aus dem Buch von Richard Rohr: «Weitergehen – Inspirationen für jeden Tag», 400 Seiten, CHF 34.50, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-451-32747-6 Die Bibel und die Evangelien sprechen für ein Leben und eine Gesellschaft, die alles Randständige, Schwache und Zerbrochene fürsorglich aufnimmt – auch in uns selbst. Bild: presse-image 5 die Kraft, die Wirklichkeit mit grundlegender Wahrheit zu verstehen, jenseits aller Ideologie. Unsere angeborene Würde hat nichts mit Rasse, Religion oder Klasse zu tun. Die Hindus besitzen sie ebenso wie die Buddhisten und die sogenannten Heiden in Afrika. Sie sind ebenso sehr Kinder Gottes wie wir. Objektiv. Theologisch. Ewig. Woher sollen sie denn sonst gekommen sein? Sind sie von einem anderen Gott erschaffen, nicht von Gott? Ihre göttliche DNA ist mit unserer identisch. ‹Jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe› (1.Johannes 4,8). Wir sind zuallererst universelle Mitglieder der einen Erdengemeinschaft (Epheser 4.4–6).» Und der Autor macht uns darauf aufmerksam, dass wir in der gegenwärtigen Phase der Menschheitsgeschichte endlich dazu in der Lage sind, unsere Verbundenheit wirklich zu begreifen. Wir seien sogar dazu gezwungen: Wenn wir die künstliche Trennung und übermässige Individuation weiterverfolgen, weiterhin Einzelinteressen über das Gemeinwohl stellen, dann gefährden wir uns alle. «Ränder» sind das Zentrale Rohr kritisiert, dass die christliche Tradition zu sehr damit beschäftigt war, «dafür zu sorgen, dass alle Jesus mit Gott gleichsetzten, sodass sie seine sehr praktische, deutliche Lehre oft ignorierten. Oder ist die Christenheit etwa für eine besonders ausgeprägte Feindesliebe bekannt, für den Brückenbau und die Verständigung zwischen den Völkern?» Kirchen trennten und spalteten sich vor allem wegen unwichtiger Fragen, statt sich auf das Wesentliche des Evangeliums einzulassen. Jesus habe hauptsäch- lich über die Situation des Menschen gesprochen, über Befreiung im Hier und Jetzt: das Reich Gottes. Und Buddha beispielsweise habe klargemacht, dass die wichtigsten Fragen in erster Linie psychologischer Art sind und unsere eigene Persönlichkeitsstruktur betreffen. Rohr umschreibt echte Gotteserfahrungen als eine Art Emanzipation, die eine Erfahrung neuer Freiheit mit sich bringt. Wenn Menschen in die Kirche gehen, sollen diese sie ‹grösser› statt geringer werden lassen, denn echte gottesdienstliche Praxis, Predigten, Sakramente oder Liturgien verändern uns positiv, zu ganzheitlicher Liebe. Eine grundlegende innere Erfahrung, wie beschrieben bei Mose mit dem «Busch der brennt, aber nicht verbrennt». Solches (Begeisterungs)Feuer hat unmittelbare soziale, ökonomische und politische Auswirkungen! Und muss untrennbar zu Kontemplation und Aktion, als Befreiungs-Theologie auch zu äusserem Bemühen um Wahrheit und Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, zur Option für die Armen und Benachteiligten führen. «Die einzigartige Offenbarung, die wir Bibel nennen, liefert eine alternative Geschichte aus dem Blickwinkel der Sklaven, der Beherrschten, der Unterdrückten und der Armen, bis hin zu Jesus, der als Sündenbock für die ganze Welt diente. In den Evangelien sehen wir, dass ausgerechnet die Lahmen, die Armen, Blinden und Prostituierten, die Trunkenbolde und Steuereintreiber, die Sünder, Aussenseiter und Fremden Jesus nachfolgen.» Die Insider, die Etablierten und Top-Leute der Gesellschaft – damals Älteste, Hohepriester, Fortsetzung Seite 6 treffpunkt 4/15 > Vitamin C Gesetzeslehrer, Schriftgelehrte und römische Besatzer – bekämpften und kreuzigten ihn schliesslich. Sollte uns das nicht etwas wirklich Wichtiges zum Thema Perspektive sagen?, fragt Rohr im Buch. Die Theologie der Befreiung sei zu wenig zum Zug gekommen, weil «die Heilige Schrift tausendsiebenhundert Jahre lang aus dem Blickwinkel des mächtigen Klerus interpretiert worden ist und nicht aus dem Blickwinkel der Randständigen. Seitdem das > Die Bibel wurde Christentum zur etablierten nicht mehr aus der Religion des Römischen Reiches wurde (nach 313), haben Perspektive der Ar- wir die Bibel zum grössten Teil men und Unter- nicht mehr aus der Perspektive drückten gelesen. < der Armen und Unterdrückten gelesen. Das Christentum ist ein Lebensstil: eine einfache, gewaltlose, gemeinschaftliche und liebevolle Art, in der Welt zu existieren.» Aber es wurde eine etablierte Religion daraus gemacht – und die Veränderung des Lebensstils vermieden. Während des grössten Teils der Geschichte war es so für äusserlich überzeugte Christen möglich, kriegerisch, habgierig, rassistisch und egoistisch zu sein. Doch Rohr gibt auch Breitseiten an Kirchenkritiker und mahnt sie, mit ihFortsetzung von Seite 5 6 ren Auseinandersetzungen nicht selber Zeit und Energie zu verschwenden, indem sie dauernd selber um das Schlechte kreisen: «Die beste Kritik ist eine bessere Praxis – macht es einfach besser!» ... um selbst umzukehren Die Bibel sei eigentlich eines der subversivsten Textwerke der Weltgeschichte, weil sie von Abraham über Mose, Jeremia und Hiob bis hin zu Johannes dem Täufer und Jesus diejenigen Leute legitimiert, die nicht an der Spitze stehen, sondern ganz unten. Es habe schon ein erstaunliches Mass an Verdrängung und selektiver Wahrnehmung gebraucht, um dieses ganz offensichtliche Prinzip zu verkennen. Wenn aber nun Frauen, Menschen anderer Hautfarbe, Angehörige anderer Religionen, Homosexuelle und andere Aussenseiter in der bis heute gängigen Betrachtung «die Geringsten» sind, dann sollen sie im Geist der Bibel und Jesu nicht ausgeschlossen, sondern geehrt und fürsorglich unterstützt werden. Gleichzeitig ist damit eigentlich jede Möglichkeit genommen, aufgrund unserer Religion ein Klassensystem oder ein strafendes Denksystem zu entwickeln. Im Gegenteil: Wir sollten all die Gewissheiten, Etiketten > Das Textsozialethische Stichwort Fürsorgende statt Dienstleister sein Sollen Sterbehilfeorganisationen Zugang zu Alters- und Pflegeheimen haben? Die sozialethische Antwort gibt Thomas Wallimann-Sasaki. Thomas WallimannSasaki ist Doktor der Theologie und arbeitet als Sozialethiker am KABSozialinstitut. «Jede Person darf leben, wie sie will – so soll sie auch sterben können, wie sie will!» Was einfach tönt, ist es in Theorie wie Praxis nicht. Anfang und Ende des Lebens sind zentral für die Fragen nach dem Sinn des Lebens. Im christlichen Verständnis ist das Leben ein Geschenk Gottes. Dazu soll der Mensch Sorge tragen. Er darf es nicht einfach zurückgeben, wenn es ihm gerade (nicht) passt. Darum wurden Menschen, die sich das Leben nahmen, noch bis vor 50 Jahren nicht auf dem Friedhof beerdigt. Inzwischen hat die Kirche ihre Praxis verändert, denn die meisten Suizide haben weniger mit freiem Willen, sondern mehr mit Depression und Ausweglosigkeit zu tun. Hinzu kommt der Umgang mit Leiden, Schmerz und Schwächen. Je weniger diese zu einem «vollwertigen» Leben gehören, desto schneller taucht die Frage nach dem Weiterleben auf. Werden gleichzeitig Abhängigkeiten (aller Art) als Freiheitseinschränkung und als etwas Problematisches für einen selbständigen Lebenswandel gesehen, dann ist die Befürwortung von Sterbehilfe einfacher. Hinter der Sterbehilfe-Debatte steckt also immer die Fra- und Erklärungen, mit denen Leute in Schubladen eingeordnet werden, ablehnen und vergessen. Wenn eine Kirche sich selbst durch den Ausschluss anderer definiert, dann ist sie nach der lebenslangen Erkenntnis von Richard Rohr immer auf dem falschen Weg. Genau deshalb ging das Urchristentum an die Ränder der Gesellschaft, ja auch zu den Feinden. Die einzige Gruppe, die Jesus ernsthaft kritisiert, sind diejenigen, die sich selbst emporheben und andere von der geschenkten Gnade Gottes ausschliessen. Und der Autor verbindet dieses theologische Faktum mit Tiefenpsychologischem: «Nur wenn das Volk Gottes den Fremden, den Sünder und den Einwanderer aufnimmt, wenn es auch denjenigen zulässt, der unser Spiel nicht mitspielt, können wir die uns verborgenen, gefürchteten und verhassten Aspekte unserer eigenen Seelen und Jesus in seiner ganzen Fülle entdecken. Und all das brauchen wir, um selbst umzukehren.» Wir können erst ‹nach Hause› kommen, wenn wir alle Teile und alles, was zusammengehört, ein- statt ausschliessen; «wenn alles vergeben ist; wenn selbst die tragischen Aspekte als notwendige Lektio< nen betrachtet werden». 6 ge, wie ich «selbstbestimmtes» Leben anschaue und wie ich die Menschen um mich herum sehe. Wer Autonomie als totale Selbständigkeit und Selbstverfügung sieht, wer medizinisches Personal, Pflegefrauen- und Männer in Heimen als Dienstleister und sich selber als Kunde sieht, der wird auch mit einer Selbstverständlichkeit Hilfe zum Sterben als Dienstleistung fordern (und bezahlen). Diese Haltung hat fast alle Lebensbereiche erfasst. Wer in einem Heim Dienstleistungen an «Klienten» oder «KundInnen» anbietet und verkauft, wird auch deren «Marktwünsche» erfüllen. Wer Mitbewohnerinnen, Frau Meier und Herr Müller, als bedürftige Menschen pflegt und umsorgt, wird (hoffentlich) auch Abhängigkeiten, Sinnfragen und Pflege anders zum Thema machen. Sollen nun Sterbehilfeorganisationen in Heimen Zutritt erhalten und Sterbewilligen Anspruch auf Suizidhilfe haben, wie es der Kanton Waadt in seinem schweizweit ersten Suizidbeihilfegesetz seit 2012 in sämtlichen vom Staat finanzierten Spitälern, Alters- und Pflegeheimen verlangt? Dabei geht gerade aus christlicher Sicht Entscheidendes vergessen. Christliche Solidarität sorgt sich um die Schwachen und Schwächsten! Gerade in Heimen sind dies das Personal, dann aber alle jene BewohnerInnen, die sich nicht wehren können, die vielleicht auch nie gelernt haben, ihre eigenen Wünsche zu artikulieren – und die aus falschem Mitgefühl Sterbehilfe-Angebote so auffassen, als ob diese zum «guten» Leben gehören. Orientiert am christlichen Verständnis – dass jedes Leben, ob alt, gebrechlich, abhängig oder selbständig, lebenswert ist, und wir besonders Rücksicht auf die Schwachen nehmen müssen – sollten darum Sterbehilfeorganisationen keinen Zutritt zu Alters- und Pflegeheimen haben. < >DOSSIER 7 Der Schatz des Alters Viele nehmen das Alter ausschliesslich als eine Zeit der Verluste und Einschränkungen wahr. Doch es hat Positives zu entdecken! Einige Anregungen für einen veränderten Blick von Christiane Faschon «Nie gab es in unseren Gesellschaften so viele Leute, die so gut alt werden konnten. Darauf sollten wir stolz sein». Diese Aussage stammt von Professor Peter Gross, der sich ausgiebig mit dem Bild: Pro Senectute Thema beschäftigt hat. «Wir haben in den letzten 150 Jahren 30 Jahre an Lebenserwartung dazugewonnen». Das ist neben den Schwierigkeiten wie Altersarmut, gesundheitlicher Probleme, Einsamkeit oder fehlender guter Pflege, die nicht zu bestreiten sind, eine gute Nachricht. Die noch junge Altersforschung hat diese gewonnenen Jahrzehnte in den Blick genommen. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2010 zeigt, dass Menschen mit steigendem Alter wirklich weiser werden. Dabei kommt es nicht auf die Bildung, den sozialen Status und die gemessene Intelligenz an. Alte Menschen sind oft Lebensmeister. Sie haben mehr zu Kon> Nicht das Alter ist das Abstand flikten, pflegen tieProblem, sondern unsere fere Freundschaften Einstellung dazu. < Marcus und können besser Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) mit Rückschlägen umgehen. Sie sind gelassener. «Langlebigkeitsgesellschaften» erhöhten die Zeit und Kraft für die Reflexion und die Verarbeitung schwieriger Erlebnisse, sagt Gross. «Sie führen in eine neue Nachdenklichkeit». Und: Nach der Generali-Altersstudie von 2013 ist zudem die Mehrheit der 65- bis 85-Jährigen in Deutschland «sehr zufrieden». Mehr Zeit für Gemeinschaft und gesunde Betätigung: Das Alter hat Sonnenseiten. Zeit haben Oft gehen im Alter Türen auf für Neues: Da machen Männer und Frauen den Schulabschluss nach, nehmen an Kursen an der Volkshochschule teil. Sie können Hobbys (wieder)entdecken, Interessen intensiver nachgehen. «Ich kann jetzt auch spät abends historische Dokumentationen im Fernsehen anschauen», erklärt ein politisch Interessierter. Denn es komme nicht dar- auf an, wann er am nächsten Morgen aufsteht. Eine ältere Frau schätzt besonders, dass sie sich in Bücher «ohne schlechtes Gewissen auch tagsüber» vertiefen kann. Auch könne man sich mit FreundInnen «einfach so» treffen oder ins Café setzen. Gelobt werden auch die Vergünstigungen und Seniorentarife bei Museums-Eintritten, im öffentlichen Verkehr etc., die vieles finanziell leichter möglich machen. Dazu kommt oft ein wachsendes Selbstbewusstsein. Man ist weit weniger davon abhängig, was andere sagen. Das erleichtert Unternehmungen, die man sich früher nicht erlaubt hätte, aus Angst davor «was die anderen sagen». Und auch die Kreativität kann sich durchaus entfalten: Johann Wolfgang Goethe vollendete seinen berühmten Faust mit 80 Jahren, Michelangelo stellte die Sixtinische Kapelle mit 71 Jahren fertig. Verbunden mit anderen Das dritte Lebensalter ist bei vielen Familienzeit. Grosseltern sind heute vielfältig im Einsatz bei und mit den EnkelInnen. Auch wer kinderlos ist, braucht auf diesen Bereich nicht zu verzichten: Viele Familien suchen Leih- oder Patengrosseltern, die sie im Familienalltag unterstützen und so den generationsübergreifenden Kontakt für alle mitermöglichen. Weiter bieten die neuen Medien viele Möglichkeiten, Kontakt zu halten, etwa via E-Mail, Skype etc. Auch haben viele SeniorInnen nun mehr Zeit für ehrenamtliches Engagement. Die Palette hier ist breit – gerade auch Kirchgemeinden bieten viele Möglichkeiten. Übrigens: Auch mit ihrem Liebesleben sind jetzt viele zufriedener. Dies zeigt eine Studie der Universität Rostock: Weniger Leistungsdruck, mehr Kreativität und eine höhere Sensibilität wirken sich positiv aus. Das Liebesleben kann bis ins hohe Alter sehr beglückend sein, wenn man sich von fixen Vorstellungen löst und der Zärtlichkeit breiten Raum gibt. Und die Religion? Gross betont, dass man heute im Alter Zeit bekommt, über sich und sein Leben nachzudenken. Memory-Kliniken bieten etwa eine Begleitung in diesem Prozess an. Dabei geht es nicht um eine klassische Therapie, sondern mehr darum, sich mit dem eigenen Leben auszusöhnen. Nicht wenige Menschen finden im Alter auch zu einem vertieften Glauben. Dabei spielt einerseits die Frage nach dem Sinn des Lebens eine Rolle. Anderseits kann Spiritualität helfen in Zeiten des Wandels und Verlusts. Denn diese sind sehr präsent im letzten Lebensabschnitt: Der eigene Tod, aber auch der Tod von Nahestehenden ist nah. Vielleicht steht der Umzug in ein Heim an, Krankheiten bedeuten Einschränkungen. Mit einem positiven Gottesbild fällt vieles leichter. Glaube ist nachweislich auch gesundheitsfördernd, da er Stress abbauen hilft. Glaube hilft, mit dem eigenen Leben Frieden zu finden. Religiosität kann dabei ganz unterschiedliche Formen annehmen: Einssein mit Gott im Gebet, die Verbundenheit mit Menschen im Gottesdienst, mit der Natur oder auch in der Meditation mit der eigenen Mitte. Glaube kann helfen, selbst in negativen Erfahrungen Hoffnung zu finden. Und den Tod in einem anderen Licht zu sehen. Es sei aber nicht verschwiegen, dass für manche der Glauben gerade in Erinnerung an die Kindheit und Jugend zu einem Fortsetzung Seite 8 treffpunkt 4/15 Fortsetzung von Seite 7 > Text DOSSIER 8 negativen Faktor wird. Ein drohender Gott, wie er lange von den Kirchen gepredigt wurde, kann Angst und Schrecken vor Seiner Strafe – gerade auch nach dem Tod – auslösen. Seelsorge ist daher im Alter besonders wichtig, um das eigene Gottesbild zu überprüfen und sich gegebenenfalls vom «furchtbaren Glauben» lösen zu können. Leider fehlt es in vielen Gemeinden an kompetenten SeelsorgerInnen. Die Bibel enthält viel Zuspruch: Gott hilft in jeder Situation und ist auch im Alter die Kraft, die von sich sagt «Ich bin für dich da, bin mit dir» (Mit diesem Namen hat Er sich Mose im Dornbusch gezeigt). Gott trägt uns gerade im Alter: «Bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten» (Jesaja 46,4). Das Alter kann fruchtbar sein (Psalm 92,15). In den Sprüchen heisst es: «Graue Haare sind eine Krone der Ehre» (16,31). «Bei den Grossvätern ist die Weisheit und der Verstand bei den Alten» (Hiob 12,12). Die Liebe bleibt, die göttliche wie die menschliche, bereichert, beglückt, trägt bis ans Ende. Ein Freundin, die mit fast 100 Jahren verstarb, sagt am Ende zu mir: «Ich weiss nicht, wer du bist, aber ich weiss, dass ich dich liebe». Vorbereitung zu einem guten Alter heisst darum: Sich in jedem Alter in der Liebe zu üben, in der Liebe zu sich selbst und zu andern. Ihr Raum geben, sich von ihr verändern zu lassen. Immer wieder das eigene Leben in den Blick zu nehmen – will ich so leben? Was kann ich ändern? Was muss ich ändern, um zu mir selbst zu finden? «Man muss sich einen Stecken in der Jugend schneiden, damit man im Alter daran gehen kann» Konfuzius (551– 479 v. Chr. Generali-Studie http://www.spiegel.de/fotostrecke/grafiken-zurgenerali-altersstudie-2013-fotostrecke-90284.html < Das Leben segnen Wie erlebt der Theologe Leo Karrer sein Alter? Wie kann es gelingen «Früchte zu tragen», gerade im Licht des Glaubens? Zusammenstellung: Christiane Faschon Älterwerden ist keine Krankheit, doch Sorgen um die Gesundheit, um Geld sowie Einsamkeit können quälen. Plötzlich entdeckt man bei sich, was man früher bei den Senioren nicht schätzte: das Gewicht von Krankheiten und Gebrechen beim alltäglichen Gespräch. Dann sind da Skurrilitäten, die wachsen können. Nicht umsonst spricht der Schriftsteller Martin Walser diesbezüglich vom «Extra-Menschenrecht für Älterwerdende». Ich stehe mitten im Älterwerden. Auch diese Altersphase ist in den Lebenszyklus eingebunden. Grundsätzlich ist die gleiche Spiritualität Auch Enkelkinder sind ein Schatz des Alters. Bild: R. Latella Ernstfall wie in den früheren Lebensprozessen zwischen Hingabe an Neues und Aufgeben (Loslassen) von Altem. Man bleibt Mensch und wird Mensch. Was denn sonst? Im Unterschied zu früheren Lebensphasen erlebe ich das Älterwerden aber als einen noch bewussteren Weg, auf dem sich zeigt, was es mit dem Leben generell und mit mir selbst auf sich hat. Man begegnet sich ehrlicher, da sich das Selbstbild und das Selbstgefühl nicht mehr so entscheidend von aussen steuern lassen. Vielleicht auch nur, weil die Energie schwindet, sich und anderen etwas vorzumachen. Diese Herausforderungen erlebe ich in einer grossen emotionalen Intensität. Professor Leo Karrer Geboren 1937, katholischer Theologe. Verheiratet, Vater und Grossvater. 1982–2008 Professor für Pastoraltheologie an der Universität Fribourg. 1993–2001 Vorsitzender der Internationalen Konferenz der PastoraltheologInnen. Den Blick weiten Älterwerden ist auch Werden, und will gelernt sein. Das Wort «Alter» weist im lateinischen Stamm des Wortes (alere: wachsen lassen, gross werden; altus: hoch, erwachsen, alt) schon auf die dynamische Seite dieses Lebensprozesses hin. Man ist auf dem Gipfel. Alter ist vom Ursprung des Wortes her ein Würde-Name, ist Vollendung des Daseins. Doch dies gelingt nicht automatisch. Ich erlebe es als Arbeit. Viel bedeutet mir dabei «das Zeitliche segnen im Heute und Jetzt». Meine begrenzte Zeit soll in einem ewigen «Jetzt» zu sich selbst heimkehren. Das «Jetzt» meint dann keinen Zeit- >DOSSIER 9 Pro Senectute Pro Senectute engagiert sich für ältere Menschen und ihre Angehörigen. Die Angebote und Dienstleistungen werden kantonal und regional umgesetzt. Sie berücksichtigen dabei die regionalen Gegebenheiten. Seit mehr als 90 Jahren setzt sich Pro Senectute für das Wohl, die Würde und die Rechte älterer Menschen ein. Pro Senectute bietet ein umfassendes kos tenloses Beratungsangebot an. Dazu kommen ein breites Sport und Bildungsangebot für Menschen ab 55 Jahren sowie umfassende Alltagshilfen: Hilfen im und ums Haus, Besuchsdienst, Steuererklärungsdienst und Treuhanddienst. Die Eigenständigkeit älterer Menschen in der häuslichen Umgebung soll so lange wie möglich unterstützt werden. Pro Senectute engagiert sich für die Rechte und Bedürfnisse älterer Menschen und ist von der Stiftung ZEWO für den sorgfältigen Umgang mit Spendengeldern zertifiziert. Beratungsstellen in Ihrer Nähe: www.pro-senectute.ch – Angebote: www.pro-senectute.ch/angebote abschnitt mehr. Es ist eine Erfahrung, in der sich Erfüllung verewigt und der Erfahrungshorizont ins Un-Endliche greift. Dabei stellt sich die Frage nach dem Jenseits im Diesseits. Das Diesseits kann ein «Horchposten fürs Jenseits» sein. In diesem Blick kann Gelassenheit wachsen, eine gewisse Milde sich und anderen gegenüber. Vor allem aber tiefe Dankbarkeit und das Bewusstsein, was einem alles geschenkt und eröffnet worden ist im Leben. Alt-Werden ist so gesehen nicht nur Bürde, sondern auch Würde im Sinne von Lebensentfaltung, Reifen und Annahme der Schattenseiten. Es geht um die Achtsamkeit für den jeweiligen Rhythmus des Lebens bis hin zum Sterben, in dem die lebenslange Geburt zur Erfüllung findet. Man wird auf die eigene Verantwortung und Haftbarkeit verwiesen. Wenn immer es um das menschlich Entscheidende geht, bezahlt man mit sich selbst. Man bezahlt nicht nur für das, was man getan und gewagt hat, sondern auch für das, was man unterlassen, verpasst, sich nicht erlaubt hat oder dem Leben schuldig blieb. So kommt an den Tag, wovon die eigene Seele sich nährt(e). Wie stark der Glaube trug und trägt – und wie er aussieht, dieser Glaube. Ob er Segen war und ist – oder Last. Erinnerung, Versöhnung, Dank Mit Spiritualität des Alters verbinde ich daher eine schöpferische Erinnerung. Diese lässt die Vergangenheit als gestalterische Kraft gegenwärtig werden. Da sind Menschen, denen man begegnen durfte und für die man dankbar ist. Da sind die Familie, der Beruf, das Eingebundensein in die konkrete Umgebung, in den gesellschaftlichen Kontext und in die grosse Geschichte. Dazu kommt die Versöhnung: mit dem Leben, mit sich selbst, mit den anderen und vor Gott. Auch das ist ein schöpferischer Umgang mit der Vergangenheit in der Gegenwart des Älterwerdens. Eine weitere Frucht ist das Verzeihen – auch sich selbst. Aber auch das um Verzeihung bitten. Versöhnung bedarf der Achtsamkeit, der Ehrlichkeit und des Mutes, sich der Schuld zu stellen und auf andere zuzugehen, Dazu auch den ersten Schritt zu tun. So können neue Zugänge schöpferisch gewonnen werden. Es gilt anzuerkennen, dass man Gegner hat – und auch Gegner ist. In der eigenen Hand liegt aber, ob der andere zum Feind/zur Feindin wird! Zur Spiritualität im Alter gehört auch Dankbarkeit: Achtsamkeit für all das, was uns im Leben ermöglicht und geschenkt wurde. Es hat mit dem Gelingen des Lebens zu tun und mit der Entfaltung der körperlichen, seelischen, emotionalen und geistigen Kräfte. Dankbarkeit führt nicht nur ins eigene Leben, sondern auch zu den anderen Menschen. Es lässt mich ihnen neu und tiefer begegnen. Training für Körper und Geduld Paul Planzer, Arzt im Ruhestand, beschreibt seine Erfahrungen. Für mich – und ich denke für die Meisten – ist der Übertritt in die Pensionszeit so etwas wie der Übertritt in «das» gelobte Land. Für mich war der Übertritt leicht, und ich empfinde ein grosses Glück, dass bisher gesundheitliche Störungen ausblieben. Nach einem guten Jahr glücklichen Pensionistendaseins ist mir noch klarer als zuvor, dass gesund-sein-dürfen ein grosses Geschenk ist. Aktuell geniesse ich «die grosse Freiheit» und das Freisein von Beeinträchtigungen. Damit dieser Zustand andauert, übe ich täglich (mit Stepper und Trainingsvelo) und mache ausgedehnte Spaziergänge. Ich trainiere meine Muskeln und die Atmung. Singen in einem Chor ergänzt diese Übungen und bildet eine ideale Brücke zwischen Körper und Seele. Etwas naturwissenschaftlich aus- So wird Alter ein Werden mit neuer Zukunft. Das Leben wird vom Glauben her gesegnet. Wir segnen das Zeitliche. < . Bild: Rohr gedrückt werden beim Lauftraining Glückshormone (Endorphine) und beim Singen Hirnareale aktiviert, die sich auf die Stimmung und Gesamtbefindlichkeit positiv auswirken (Serotonin etc.). Ein Anderes wird es sein, wenn ich mich selbst (wie viele der Menschen, die ich als Arzt ein Stück Wegs begleitet habe) mit dieser oder jener Störung oder einem Leiden auseinanderzusetzen habe. Dann wird es zur Aufgabe, zu einem geduldigen Patienten zu werden; geduldig zu sein mit mir selbst und mit meinen Mitmenschen. Diese Aufgabe ist anspruchsvoll; sie anzunehmen und zu lösen wird sicher auch durch die Partnerin, Freunde und das Umfeld wesentlich beeinflusst. Das wird eine Übung der Akzeptanz und < Geduld werden. treffpunkt 4/15 >DOSSIER 10 Jeden Tag nehmen, wie er kommt Lina B.* ist betagt und krank, doch sie empfindet ihr Leben als gut. Gespräch: Christiane Faschon Lina B. blickt mich mit klaren lebhaften Augen aus ihrem Bett an. Sie wohnt seit einem Jahr in einem Heim in der Ostschweiz. Durchaus zufrieden, wie sie betont: «Ich bin froh um die Hilfe, die ich hier bekomme, und ich werde verwöhnt». Die Pflegenden seien einfühlsam und unterstützten sie, wie sie es sich wünsche. Auch bekomme sie viel Besuch von der Familie, aber auch von Bekannten und Freundinnen. Lina B. war kaufmännische Angestellte und berufstätige Mutter, sie hat sich früher in der Freiwilligenarbeit engagiert. Sie wirkt heiter und gelassen. Und dies trotz ihrer chronischen, aggressiven schweren Krankheit. Diese verun* Name geändert möglicht ihr heute das Gehen. Sie, die gerne liest, kann kein Buch mehr halten oder Seiten umblättern. Sie habe aber keine Schmerzen, berichtet sie dankbar. Auf meine Frage, wie man trotz all der Einschränkungen gut alt werde, meint die 80-Jährige: «Dazu kann ich eigentlich gar nichts sagen. Ich nehme einfach jeden Tag, wie er kommt». Dieses Naturell habe sie schon als Kind gehabt. Auch ihre Jugend in der Kriegszeit habe sie sicher geprägt. Sie spricht von ihren guten Erinnerungen, an denen sie sich heute immer noch freut, an Freundschaften – und von den Chancen der tollen neuen Technik. Das Smartphone, es liegt neben ihr, hat ihr Enkel eingerichtet; so kann sie mit allen Nahestehenden Kontakt halten. < Eigenständigkeit leben Auch im Alter brauchen Menschen Selbstständigkeit und Aufgaben. Der Fachmann Christian Griess – Sozialarbeiter bei Pro Senectute Thurgau – nimmt Stellung. Interview: Christiane Faschon Wie würden Sie gutes Alter definieren? kunft sind aus meiner Sicht die Sicherung der Altersrenten, Diese Frage kann ich nicht pauschal beantworten. In meiner Täund die Finanzierbarkeit der Pflege. Dies bei steigendem tigkeit als Sozialarbeiter habe ich dazu viele verschiedene LebensBedarf aufgrund der demographischen Veränderungen. konzepte erlebt und erfahren, dass gutes Altern ganz individuell im Eine grosse Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang jeweiligen Lebenskontext betrachtet werden muss. Wichtige Begriffe auch der Angehörigenpflege zu. Hier braucht es mehr in diesem Kontext sind Lebensqualität, Würde und Eigenständigkeit. Möglichkeiten der Entlastung, Schulung und finanzieller Diese Themen werden stark vom gewohnten Lebensstandard, dem Absicherung. sozialen Umfeld, der Wohnsituation, den finanziellen Möglichkeiten und natürlich von der Gesundheit Welche Rolle spielt beeinflusst. Für viele Menschen ist es Spiritualität? Für viele Menschen hat aber auch sehr wichtig, dass sie noch eine > Ich finde das Alter nicht arm Aufgabe haben, als Teil der Gesellschaft Spiritualität eine sehr grosse an Freuden; Farben und Quellen agieren können und gebraucht werden. Bedeutung bei der Auseindieser Freuden sind nur anders. < Abhängig von persönlichen Wünschen, andersetzung mit der letzten Friedrich Freiherr von Humboldt (1767–1835) Möglichkeiten und Lebenserwartungen Lebensphase und dem Sterben. bestimmt also jeder Mensch individuell Aber auch hier sind die Bedürfnisse und Erwartungen ganz für sich selbst, was gutes Altern bedeutet. individuell. Ich halte es für sehr wichtig, dass jeder Mensch die Was braucht es dazu? Wichtige Voraussetzung ist, dass möglichst Möglichkeit hat, seine Spirituaviele Ressourcen lange erhalten werden. lität in jeder Lebensphase leben Dazu gehören persönliche Ressourcen wie zu können und zu dürfen. Gesundheit und soziale Netzwerke genauso wie die finanzielle Ausstattung und das Wie sehen Sie Ihr gewohnte Wohnumfeld. Im Alter sollte man eigenes Alter? möglichst so weiterleben können wie in den Für mich hat die Familie eine vorhergehenden Lebensjahren. grosse Bedeutung. Ich wünsche mir, dass ich im Alter mögWas sollte sich politisch ändern, damit lichst nahe bei oder mit meinen mehr Menschen gut altern können? Angehörigen leben kann. WeiDie bestehenden Sozialsysteme sorgen heute ter ist es mir wichtig, auch im für eine gute materielle Absicherung älterer Alter ein erfülltes Leben führen Menschen. Diese müssen aufrechterhalten zu können, eine Aufgabe zu und auf zukünftige Herausforderungen aushaben und gebraucht gerichtet werden. Wichtige Themen der Zuzu werden. < . Bild: Christiane Faschon > Schweiz 11 Historie widerspricht Freiheitsmythen 700 Jahre Schlacht bei Morgarten, 600 Jahre Eroberung des Aargau, 500 Jahre Niederlage bei Marignano und 200 Jahre Wiener Kongress als Grundlage unserer heutigen Staatsgrenzen. Diese Serie von Jubiläen ist Grund genug für den ersten Teil eines politischen Exkurses in die Schweizer Geschichte. Von Theo Bühlmann Bild: Indem man Geschichtsereignisse in die Gegenwart «hineindeutet», werden sie oft verfälscht. Collage: Claude Longchamp Diese Serie von runden Geschichtsjubiläen im Verbund mit den Nationalrats- und Ständeratswahlen im Herbst machen 2015 zu einem politisch-patriotisch besonderen Jahr. Welche Bedeutung haben diese Daten in der Schweizer Geschichte? Und was hat es mit ihrer politischen Instrumentalisierung als Freiheitsmythen auf sich? Denn es sollte uns nicht kalt lassen, wenn die Jubiläen zur Mythologisierung politischer Stossrichtungen vor allem von rechts bemüht werden: Um beispielsweise die Abschottungspolitik gegenüber Europa zu begründen – teilweise mit arger Verbiegung historischer Tatsachen beziehungsweise dessen, was von der durchaus spannenden Schweizer Geschichte bruchstückhaft gesichert ist. Nebulöse Anfänge «der Schweiz» Wir müssen uns bewusst sein, dass über die Anfangsjahrhunderte nur sehr wenig Zuverlässiges bekannt ist. Bis zum Ende des Mittelalters wurde sehr wenig aufgeschrieben. Das Geschichtsinteresse war klein; die aller> Je mehr Zeit verging meisten Leute konnten gar und je weniger man nicht lesen. Und die schriftlichen Quellen jener Zeit wusste, desto mehr bot waren Einzelstücke, der sich Raum für frei- Buchdruck war noch nicht heitstapfere Sagen. < erfunden. Die Autonomiebestrebungen der alten Eidgenossenschaft waren mancherorts illegal und die Rechtsverhältnisse oft widersprüchlich. Darum verbrannten sie bei Eroberungen regelmässig ganze Archive, beseitigten allfällig «schädliche Rechtsbeweise» oder schlossen Dokumentensammlungen weg. Dies ist mit ein Grund, dass diese Zeit so sagenumwoben ist. Nach der Völkerwanderung bis Ende des ersten Jahrtausends war das Schweizergebiet Teil des Franken- und Burgunderreiches und stand unter der Herrschaft der Schwaben und Zähringer. Später konnten sich Innerschweizer Talschaften und Städte allmählich verselbständigen: Weil in der «Schweiz» keine Adelsmacht mehr stark präsent war und sich auch die Habsburger Ländereien zu weit weg vom Österreichischen Hauptgebiet befanden und darum vernachlässigt wurden. Die Schlacht bei Morgarten 1315 fällt in diese Zeit und kann im Zusammenhang mit dem Bundesbrief (datiert anno anfangs August 1291) als Grundlage unseres Nationalfeiertags gesehen werden. Der Brief von Uri, Schwyz und Nidwalden soll als älteste erhaltene Urkunde eine (uneinheitliche) Entwicklung belegen, die mit vielen Umwegen letztlich doch zum Bundesstaat von 23 Kantonen einmündete. Doch neuere Untersuchungen von Historikern wie etwa Roger Sablonier sprechen dem Bundesbrief gar seine Echtheit ab. Ob er ein Geheimbund gegen das habsburgische Königshaus Rudolfs I. war, geht aus dem Inhalt nicht eindeutig hervor. Der Brief könnte auch «nur» ein lokales Landfriedensbündnis gewesen sein, um Sippenstreitigkeiten einzudämmen. In der Innerschweiz bestanden damals über Generationen sich hinziehende Fehden, in denen nahe und entferntere Nachbarn einander gar Stall, Vieh oder Haus niederbrannten. Oft geschah dies aufgrund unklarer Gebietsverhältnisse: Das meiste Land war damals noch bewaldet. Bauern konnten im Innerschweizerischen Gebiet oft nur mehr schlecht als recht leben. Hungersnöte zwangen sie, neues Kulturland durch Rodungen zu gewinnen, was Konflikte mit Anstössern sowie nahen und fernen Landbesitzern brachte. Nachpatriotisierung Auch Morgarten kann heute nur noch knapp als historisches Ereignis gelten (es fehlt in den ältesten Jahrbüchern der Region), so spärlich ist die Faktenlage. «Vielleicht war’s bloss eine Schlägerei», gab die Berner Geschichtsprofessorin Regula Schmid zu bedenken. Gesichert ist nur, dass Einheimische und Habsburger 1315 «unfreundlich aufeinanderprallten». Erst 25 Jahre später beschrieb der Franziskanermönch Johannes von Winterthur die Schlacht als erster ausführlich, war aber mehr an einer literarischen Collage als an fundierter Geschichtsschreibung interessiert und reicherte sie sogar mit biblischem Stoff an. Dies, obwohl Gegner mit Baumstämmen und Steinbrocken von Anhöhen hinterhältig zu überfallen im Spätmittelalter gegen jegliche Moral verstiess, woraus frühe Texte keinen Hehl machten. Sie verflochten denn auch den Überfall bei Morgarten mit einem auch brutalen Ereignis ein Jahr zuvor: Dieselben «Landlüt» hatten damals das Kloster Einsiedeln geplündert und die Mönche gejagt. Gesoffen hätten die Schwyzer ohne Mass und die Kirche mit Unrat geschändet. Dass später – noch zusätzlich provoziert durch Schwyzer Rodungen von Land des Klosters Einsiedeln, das unter habsburgischem Schutz stand – ein Heergefolge von Zug gegen Schwyz gezogen, gestoppt und grösstenteils in den Ägeriesee getrieben worden und rüstungsschwer ertrunken sei, entneh- Fortsetzung Seite 12 treffpunkt 4/15 > Schweiz men wir ebenfalls der Erzählung. Je mehr sich aber Ereignisse zeitlich entfernten und je weniger man von ihnen wusste, desto mehr bot sich Raum für freiheitstapfere Sagen und Mythen, die immer wieder zur politischen Untermauerung von Gehorsam, Ruhe, Ordnung, Zusammenhalt und soldatischer Motivation eingesetzt wurden. Man verbreitete sie unter anderem in Liedern und in wiederkehrenden Gedenkfeiern. In Uri beging die «Bruderschaft zur heiligen Dreifaltigkeit» jährlich eine Jahrzeit für Wilhelm Tell und die drei legendären Bundesgründer vom Rütli. Mitglied dieser Gesellschaft war der Geschichtsschreiber Aegidius Tschudi, der im 16. Jahrhundert nebst seiner Vorstellung von den Anfängen der Eidgenossenschaft auch die Schlacht von Morgarten in seine Chronik aufnahm. Im 19. Jahrhundert entstand dann ein regelrechter Kult um die Morgartenkrieger > Die eidgenössischen Vergegen das Habsburbindungen blieben über ger Heer, die nun als Jahrhunderte sehr vage. < Verteidiger freiheitlicher und gar demokratischer Werte gefeiert wurden. Fortsetzung von Seite 11 Eroberung des Aargaus 1415 Klar ist, dass siegreiche Konflikt- oder Kriegsereignisse wie jenes von Morgarten (und vor allem Sempach) die Ureidgenossen zu weiteren Eroberungen verleiteten. So gingen Uri, Schwyz, Unterwalden wirtschaftliche und militärische Bündnisse mit Luzern, Zürich, Zug, Glarus und Bern ein und bildeten ab 1353 die 8-örtige Eidgenossenschaft. 1415 eroberten sie den wirtschaftlich und strategisch bedeutsamen, aber wehrlosen Aargau – und später auch den Thurgau, die sie fortan als Untertanengebiete hielten. Aus Spannungen zum österreichischen 12 Herzog Friedrich IV. hatte der deutschen König Sigmund die Eidgenossen aufgefordert, dessen Aargauer Ländereien im Namen des Reiches einzunehmen. Sie taten dies – obwohl sie erst drei Jahre zuvor einen Friedensvertrag mit Österreich abgeschlossen hatten – in erstaunlich kurzer Zeit, und sie trafen fast nirgends auf Gegenwehr. Noch während des Feldzugs hatte sich Friedrich mit Sigmund versöhnt, der eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und die Rückgabe der eroberten Gebiete forderte. Die Eidgenossen hielten sich nicht daran. So blieben deren Ansprüche auf die Aargauischen Ländereien unrechtmässig, bis Habsburg rund 60 Jahre später auf sie verzichtete. Mit der Eroberung des Aargaus übernahmen die Eidgenossen de facto die Landesherrschaft. Wirtschaftliche Expansion Allerdings müssen wir sehen, dass nur ein Teil eidgenössischer Gebiete durch Krieg «gewonnen» wurde. Für städtische Expansionen war der Einsatz finanzieller Mittel am wichtigsten. Herrschaftsrechte des verarmenden Adels und von Klöstern wurden – oft auch «privat» durch kapitalstarke Stadtbürger – entweder direkt aufgekauft oder als Pfand für Darlehensgewährung eingesetzt. Die Besitzesrechte fielen bei Zahlungsunfähigkeit des Schuldners an den Gläubiger. Daneben bildete die Burg- oder Bürgerrechtspolitik – vor allem für die bäuerlichen «Kommunen» – ein wichtigstes Mittel der Expansion: Gemeinden sowie kirchliche oder adelige Herrschaften wurden in das Bürgerrecht der Kommune aufgenommen und erhielten militärischen Schutz, mussten aber deren Gerichtshoheit, das militärische Aufgebotsrecht und oft auch deren Steuerhoheit anerkennen. Solche «Protektorate» sanken im Laufe der Zeit fast regelmässig auf die Stufe rechtloser und verarmender Untertanengebiete ab. Die Waldstätte gingen zudem oft so vor, dass sie die Bauern eines benachbarten Herrschaftsgebietes veranlassten, revolutionär eine unabhängige Gemeinde zu bilden, um diese dann sofort ins Landrecht aufzunehmen. Vorab Luzern und Bern erteilten auch Burgrechte an Einzelpersonen in benachbarten Territorien zur Schwächung und Aushöhlung von konkurrierenden Gebietsverbänden. Schwacher Zusammenhalt Die gemeinsamen Untertanengebiete im Aargau bedingten eine Herrschaftsinstitution: die Tagsatzung. Sie war eine mindestens jährlich abgehaltene Konferenz, ein Aus- und Abspracheforum von Gesandten der «Kantonsregierungen». Es hatte nur in Fragen der gemeinsamen Gebiete Entscheidungskompetenz. Die Tagsatzung bildete fortan das einzige Organ der 8- und später 13-örtigen Eidgenossenschaft (mit Freiburg, Solothurn, Schaffhausen, Appenzell, Basel) und deren zugewandten Orte (mit St.Gallen, Graubünden), die ansonsten nur mit einem lockeren und fragilen Bündnissystem verflochten waren. Die eidgenössischen Verbindungen blieben denn auch über Jahrhunderte sehr vage. Expansionen brachten kriegerische Konflikte wie die Schlacht bei St.Jakob an der Sihl und Birs. Zürich sowie Bern erschienen Beziehungen zu Habsburg langezeit dienlicher. Der Hass auf die Zürcher war in Schwyz phasenweise mindestens so präsent wie < derjenige auf die Österreicher. Teil 2 dieser Geschichtsdarstellung lesen Sie im nächsten Treffpunkt. > Agenda > KAB CH 25. April: Sitzung Zentralrat Pfarreizentrum St.Josef, Zürich 4.–8. Mai: KAB-Reise nach Luxemburg in die Wiege Europas 26.–29. Juni: KAB-Reise in den Schwarzwald > Kantonalverbände St.Gallen, 23.April: «Viel mehr als ein Buch», die Bibel begreifen als Bibliothek der Lebensfragen. Bildungsabend mit 100-Jahr-Feier UznachSchmerikon 2009. Bild: Peter Niederberger Pfarreibeauftragten und Präses Hansjörg Frick, 19.15 Uhr im Pfarreiheim St.Maria-Neudorf St.Gallen > Sektionen Küssnacht am Rigi, 4.–6. April: Osterkerzenverkauf Zürich-Altstetten, 9. April: Wanderung von Wädenswil nach Bäch Gossau, 16. April: Betriebsbesichtigung Kuhn Rikon AG, 11.45 Uhr Treffpunkt Bahnhof Gossau Gossau, 20. April: «And Go! Gemeindevereinigung AndwilGossau». Stadtpräsident Alex Brühwiler orientiert: 19.30 Uhr im Andreaszentrum Ihre Anlässe in der Treffpunkt-Agenda Liebe Sektionsverantwortliche Bitte schickt der Redaktion (Adresse Seite 14) das Programm 2015 Ihrer Sektion, damit wir auch für Ihre Anlässe «werben» können. Vielen Dank. > Brücke · Le pont 13 Spendenstatistik für Brücke · Le pont, September bis Dezember 2014: Eine Zusage, die verpflichtet 2014 erreichte Brücke · Le pont ihr Budgetziel dank Spenden von Einzelpersonen, privaten Institutionen, der öffentlichen Hand – und der tatkräftigen Unterstützung durch die KAB. Dafür danken wir ganz herzlich. Die Evaluation von Brücke · Le pont vom Herbst 2013 durch ein externes Expertenteam fiel sehr positiv aus. Das veranlasste die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA 2014 zur Zusage, ihren jährlichen Programmbeitrag zu erhöhen. Im Gegenzug muss Brücke · Le pont aber selber mehr Spendengelder einholen. Das heisst: Die Unterstützung durch die KAB ist nach wie vor sehr wichtig! Tragen Sie also unsere Entwicklungsarbeit weiterhin mit, z.B. indem Sie Patin oder Pate werden für Berufsbildung für Jugendliche, Einkommensförderung für Kleinbauernfamilien oder Arbeitsrechte für Fabrikarbeiterinnen. Mit 1 Franken pro Tag sind Sie dabei. Wir informieren Sie gerne. Rufen Sie uns an oder senden Sie uns ein E-Mail. Nach Kantonen aufgeteilt finden Sie für die Periode September bis Dezember 2014 die Spenden von KAB-Sektionen, Kirchgemeinden, Kollekten und Institutionen über CHF 100 einzeln aufgeführt. Spenden von Privatpersonen sowie institutionelle Spenden unter CHF 100 sind unter Einzelspenden zusammengefasst. Allen Personen und Gruppen, die unsere Projekte mit Spenden und Verkäufen finanzieren helfen, danken wir auch im Namen der Begünstigten in Afrika und Lateinamerika ganz herzlich. Franziska Theiler, Geschäftsleiterin Brücke · Le pont Abkürzungen: KG = Kath. Kirchgemeinde, PA = Pfarramt Dank Ihrer Unterstützung findet nahrhaftes Sorghum-Brot in Togo einen immer grösseren Absatz. Spenden für Brücke · Le pont vom 1. 9. bis 31. 12. 2014: AG: KAB Merenschwand 120, KAB Sarmenstorf 300, KAB Wettingen 298, KAB Würenlos 350, Kapelle Mariawil Baden 357, PA Baden 1'252, PA Eiken 250, PA Frick 400, PA Hägglingen 200, PA Koblenz 170, PA Lenzburg 536, PA Oberlunkhofen 309, PA Seon 210, PA Suhr 205, PA Zufikon 256, PA St.Anna Menziken 150, PA St.Maria Würenlos 1'490, PA St. Sebastian Wettingen 750, KG Wettingen 5'532, KG Wohlen 522, KG Würenlos 400, KG Stein AG 300, Finanzdepartement Aargau 10'000, Gemeindeverwaltung Obersiggenthal Nussbaumen b.Baden 4'000, Stadt Baden 5'000, Einzelspenden 13'152, Total: 46'509 AI: Kath. Kirchenverwaltung Gonten 100, Einzelspenden 150, Total: 250 AR: Evang. KG Urnäsch 270, Einzelspenden 556, Total: 826 AU: Stadtkirchenverband Hannover 389, Einzelspenden 60, Total: 449 St.Martin St.Gallen 230, PA St.Niklaus Wil 3'855, KG Niederuzwil 500, KG Gossau SG 1'000, Politische Gemeinde Eggersriet 100, Einzelspenden 20'613, Total: 44'138 SH: PA Ramsen 146, Kantonale Finanzverwaltung Schaffhausen 5'000, Einzelspenden 1'000, Total: 6'146 SO: Frauenforum Grenchen 850, KAB Solothurn 437, KAB Selznach 170, KAB Trimbach 300, KAB Wolfwil 100, KAB Kanton Solothurn 90, KAB/M Balsthal 400, PA Biberist 1'447, PA Deitingen 250, PA Dornach 128, PA Hägendorf 198, PA Kestenholz 500, PA Lohn-Ammannsegg 729, PA Oberdorf 285, PA Subingen 183, PA St. Josef Luterbach 150, KG Selzach 1'000, KG Trimbach 1'500, Kultusverein St.Eusebius Grenchen 500, Einzelspenden 8'249, Total: 17'466 SZ: KAB Immensee 1'200, KAB Kanton Schwyz 52'300, PA Muotathal 704, Missionsgruppe Ibach 500, Stiftung Carl und Elise Elsener-Gut Schwyz 20'000, Finanzdepartement Kt. Schwyz 1'000, Kant. Finanzdepartement Schwyz 1'000, Einzelspenden 4'545, Total: 81'249 TG: KAB Kreuzlingen 580, KAB Romanshorn 1'070, KAB Weinfelden 343, PA Berg TG 303, PA Bischofszell 1'045, PA Horn 140, PA Ermatingen 189, KG Weinfelden 300, Einzelspenden 5'575, Total: 9'545 UR: KAB Kanton Uri 3'000, KAB Kanton Uri - Brücke · Le pont 2'581, PA Andermatt 291, PA Flüelen 184, PA Seedorf 1'465, PA Seelisberg 150, Herrenknecht Schweiz Holding AG Altdorf 500, Einzelspenden 3'035, Total: 11'206 ZG: KAB Cham-Hünenberg 100, PA Rotkreuz 263, Einzelspenden 6'495, Total: 6'858 ZH: KAB Dietikon 100, KAB Heilig-Kreuz Zürich 1'700, KAB Maria Lourdes Seebach 700, KAB Zürich-Oerlikon 120, PA Männedorf 304, PA Christkönig Kloten 222, PA Heilig Geist Zürich 1'000, PA Maria-Lourdes Zürich 1'737, BE: PA Interlaken 804, PA Konolfingen 120, KG Konolfingen 1'400, KG Lyss 2'000, KG Spiez 1'000, Einwohnergemeinde Belp 1'500, Einwohnergemeinde Jegenstorf 500, Gemeinde Heimberg 1'000, Drogerie Von Grünigen Gstaad 100, Einzelspenden 9'710, Total: 18'134 BL: KAB Reinach 423, PA St.Nikolaus Reinach 730, KG Münchenstein 500, KG Reinach 5'000, Einzelspenden 2'230, Total: 8'883 BS: PA Bruder Klaus Basel 831, Präsidialdepartment des Kts. Basel-Stadt 50'000, Einzelspenden 5'355, Total: 56'186 FL: Emperor Foundation 89'050, medicor foundation Triesen 130'000, Einzelspenden 670, Total: 219'720 FR: KAB Gurmels 500, KAB/M Tafers 300, PA Plasselb 100, PA Rechthalten 260, PA Schmitten 882, Kath. Pfarreiseelsorge Fribourg 638, Paroisse catholique Givisiez 200, Paroisse catholique Promasens 150, Conseil paroissial Attalens 100, Conseil paroissial Bonnefontaine 100, Conseil paroissial Courtepin 500, Conseil paroissial Grolley 100, Conseil paroissial Romont 200, Conseil paroissial Treyvaux 100, Evang.-ref. KG Rechthalten 100, Paroisse de Bas-Intyamon Estavannens 100, Gemeindeverwaltung Schmitten 300, Gemeindeverwaltung St.Ursen 500, Gemeindeverwaltung Tafers 1'500, Einzelspenden 15'160, Total: 21'790 GL: Departement Volkswirtschaft und Inneres Glarus 3'000, Einzelspenden 70, Total: 3'070 GR: Kath. Pfarrei Vorder- und Mittelprättigau Seewis Dorf 263, Einzelspenden 2'240, Brücke · Le pont lädt Sie herzlich zur Delegiertenversammlung vom Total: 2'503 5. Mai nach Freiburg ein. Die Versammlung findet im alten BürgerLU: KAB Emmen 550, spital, Rue de l’Hôpital 1 statt, beginnt um 14.00 Uhr und endet mit KAB Ettiswil 120, KAB einem Apéro. Anmeldung per Tel. 026 425 51 51 oder info@brueckeHochdorf 1'064, KAB lepont.ch. Kanton Luzern 503, KAB Kriens 410, KAB Littau 5'992, KAB Luzern St. Paul 400, KAB Reiden 345, PA St.Margarethen Wald 100, PA St.Martin Effretikon KAB Schüpfheim 916, KAB St.Maria 600, KAB Willisau 467, PA St. Martin Seuzach 224, PA St.Mauritius Bon1'174, KAB Zell 721, KAB/F Luzern 500, PA Buchrain 1'468, stetten 200, PA St.Theresia Zürich 140, KG Wädenswil PA Buttisholz 661, PA Hitzkirch 458, PA Hochdorf 1'720, 400, KG Schönenberg 153, KG Zürich 500, Kirchenpflege PA Hohenrain 278, PA Kleinwangen 144, PA Neudorf 130, Zürich 100, Sarah Dürmüller - Hans Neufeld Stiftung PA Oberkirch 143, PA Pfeffikon 114, PA Reiden 543, PA Zürich 1'000, Schroder Stiftung Zürich 5'000, StifReussbühl 690, PA Römerswil 133, PA Schwarzenbach tung Abantu Zürich 10'000, Stiftung Solidarität Dritte 136, PA Wolhusen 449, PA Bruder Klaus Emmenbrücke Welt Wädenswil 20'000, Stiftung Symphasis Zürich CS 708, PA Gerliswil Emmenbrücke 1'001, PA Littau Lu- 12'500, Finanzdepartement der Stadt Zürich 60'000, zern 10'000, PA St.Josef Maihof Luzern 189, PA St.Paul Finanzdirektion des Kt. Zürich 344'000, FinanzverwalLuzern 1'045, PA St.Peter und Paul Willisau 1'390, PA tung Illnau-Effretikon 500, Gemeinde Zollikon 5'000, St.Stephan Beromünster 521, KG Altishofen 500, KG Gemeindeverwaltung Männedorf 15'000, sfb BildungsHochdorf 500, KG Rothenburg 10'000, KG Willisau zentrum Dietikon 500, Swissmem Zürich 200, Legat 3'000, Rütli Stiftung Luzern 5'000, Finanzdepartement Winterthur 7'600, Einzelspenden 19'179, Total: 508'646 Kanton Luzern 8'000, Fastenopfer Luzern 2'000, Einzel- Anonym: Einzelspenden 460 Total: 460 spenden 32'426, Total: 96'642 NW: KAB Stansstad 250, PA Stans 1'175, PA Stansstad Total Spenden vom 1. 9. bis 31. 12. 2014: 1'605, Einzelspenden 1'705, Total: 4'735 1'166'526 Franken OW: Einzelspenden 1'115, Total: 1'115 SG: KAB Gossau 240, KAB Jona 490, KAB St. Maria-Neudorf 304, KAB Uznach-Schmerikon 270, KAB/M St.Gallen Centrum Dom 100, KAB/M St. Gallen-Winkeln 280, KAB/M St.Maria-Neudorf 2'842, PA Heerbrugg 200, PA Niederbüren 370, PA Rorschach 753, PA Schmerikon 183, PA St.Gallen 139, PA Steinach 299, PA Uznach 864, PA Walenstadt 244, PA Wattwil 747, PA Wittenbach 659, PA Wolfertswil 160, PA - Seelsorgerverband Murg 195, PA Abtwil-St.Josefen 272, PA Bütschwil, Lütisburg, Ganterschwil 919, PA Goldach 2'257, PA Gommiswald u. Rieden 325, PA Heiligkreuz St. Gallen 800, PA Libingen-Mühlrüti Mosnang 907, PA Rheineck 109, PA St.MaPK 90-13318-2 ria St.Gallen 1'453, PA St.Martin Jonschwil 1'334, PA Einladung zur Delegiertenversammlung 2015 treffpunkt 4/15 > KAB: Kantone und Sektionen 14 KAB Gossau, Emmen und Dietikon Verdiente Wertschätzungen Drei GV’s standen im Zeichen verdienter Danksagungen: unter anderem speziell an den Gründer einer Sportartikelbörse, an einer Versammlung für die Treue von 250 Vereinsjahren, und für die Freiwilligenarbeit im Allgemeinen. KAB Gossau: Rasch und bildhaft Kürzlich hielt die KAB Gossau ihre jährliche Hauptversammlung im Andreaszentrum ab. Der Anlass begann mit dem traditionellen kleinen Znacht. Nach der Begrüssung durch den Präsidenten Gerhard Ledergerber konnten die anstehenden Traktanden rasch abgewickelt werden: Denn es war kein Wahljahr, und es mussten auch keine Anträge behandelt werden. Zwei Punkte aus den Ausführungen des Präsidenten sollen jedoch erwähnt werden: Ein Dankeschön an die jährlichen Inserat KAB Ressort «Freizeit und Reisen» Die Wiege Europas: Luxemburg 4. bis 8. Mai 2015 Das Grossherzogtum Luxemburg hat architektonisch, kulturell und landschaftlich viel zu bieten. Entdecken Sie mit der KAB das Land im Zentrum Europas. Wir besuchen Echternach, natürlich die Hauptstadt Luxemburg und auch Schengen. Fr. 850.- pro Person im Doppelzimmer Typisch Schwarzwald – inkl. Kirschtorte 26. bis 29. Juni 2015 Nur wenige Regionen Deutschlands bieten so viele regionale Spezialitäten und Besonderheiten wie der Schwarzwald. Entdecken Sie mit dem KAB die Schwarzwaldbahn, den grössten Marktplatz Deutschlands, die Kuckucksuhren und natürlich die berühmte Kirschtorte. Ab Fr. 495.- pro Person, inkl. KAB-Frühbucherrabatt Kärnten, mit einem Ausflug nach Slowenien 5. bis 12. Sept. 2015 Gönner aus Gossau und Umgebung und zur bevorstehenden Neupositionierung der KAB-SG. Eine bildhafte Rückschau auf das vergangene Vereinsjahr beendete die diesjährige Hauptversammlung. Walter Lumpert KAB Emmen: Dank für 46, 15 und 10 Einsatzjahre 84 KAB-Mitglieder und neun Gäste nahmen an der 68. Generalversammlung vom 6. März teil. Nach einem besinnlichen Wortgottesdienst unseres neuen Präses Matthias Vomstein ging es ins Pfarreiheim zum Nachtessen. Der Saal war schön dekoriert von Vreni und Louise. Das von Ruedi Siegrist zubereitete Essen mundete allen. Zu den Traktanden: Das Protokoll wurde genehmigt und Vreni verdankt. Der Jahresbericht des Präsidenten wurde mit Applaus verdankt. Der Kassier Eugen konnte nur gute Zahlen präsentieren. Für Brücke · Le pont und andere Sozialwerke wurden 2820 Franken gespendet. Die Rechnung ergab einen Überschuss von 1000 Franken. Die Rechnungsrevisoren und die Mitglieder waren mit der Rechnung einverstanden. Bei den Mutationen mussten wir von drei Vereinsmitgliedern Abschied nehmen; zwei KAB Emmen: Mitglieder kamen neu dazu. Bild unten: Anna UnterBei den Wahlen wurde der Vornährer und Louise Wüest – stand bestätigt; neuer Fähnrich sie ist seit 15 Jahren im wurde Alois Kluser. Nach 46 Jahren im Vorstand Vorstand. Bild rechts: Margrit und trat Josef Vogel zurück. Er Josef Vogel – er trat nach gründete die Sportartikelbörse, 46 Jahren aus dem war Kilbichef und war immer Vorstand. Bilder: Eugen Bammert da, wenn man ihn brauchte: Viel Sonnenschein, malerische Seen, Schlösser und Burgen, eine prachtvolle Bergwelt und kulinarische Spezialitäten erwarten unsere KAB-Reisegruppe in Kärnten. Ein Höhepunkt der Reise wird der Ausflug nach Slowenien mit einem Besuch der Hauptstadt Ljubljana sein. Fr. 1‘375.- pro Person im Doppelzimmer Alle Reisen werden vom KAB „Freizeit und Reisen“ Team organisiert und begleitet. Frühbucher erhalten für alle Reisen Fr. 20.- Ermässigung pro Person! Infos, Reiseprogramme und Anmeldung treffpunkt KAB Verbandssekretariat Postfach 1663 8021 Zürich [email protected] www.kab-schweiz.ch 044 271 00 30 > Impressum Das Monatsmagazin treffpunkt ist das Verbandsorgan der Katholischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Bewegung der Schweiz KAB: Ausstellungsstr. 21, PF 1663, 8031 Zürich Tel. 044 271 00 30 (Mo, Di, Do, 9.30–16.30 Uhr), Fax 044 272 30 90 [email protected], www.kab-schweiz.ch Redaktion, Grafik: Theo Bühlmann (TBü): Fuchsacker 3, 6233 Büron, [email protected] Tel. (Bitte auf Beantworter sprechen): 041 933 13 23, Regelmässige Mitarbeit: Thomas Wallimann-Sasaki (TW), KAB-Sozialinstitut: Tel. 044 271 00 32, [email protected] www.sozialinstitut-kab.ch Christiane Faschon (CF), Religionsprädagogin, Journalistin, Dozentin: [email protected] Jahresabonnement: Schweiz Fr. 38.–, Ausland Fr. 50.– Gratis-Probeabo für 3 Monate: [email protected] Inserate: [email protected] – Insertionspreise: Ganze Seite Fr. 1300.–; halbe Seite Fr. 670.–; Viertelseite 365.–; Achtelseite 205.–. Wiederholungsrabatt. VerkaufBeratung: Reinhard Lüscher, Kommunikations- und Textberatung, PF 2063, 8401 Winterthur, Tel. 052 202 70 70, Fax 052 202 49 48, [email protected] Druck, Administration: Druckerei Oberholzer AG, 8730 Uznach, Tel. 055 285 90 60, [email protected] Nächster Redaktionsschluss: 10. April 2015 Nächstes Erscheinungsdatum: 30. April 2015 > KAB: Kantone und Sektionen > Kolumne Seppi wir danken dir. Er hilft immer noch mit an der Kilbi. Unser Fähnrich André Suter gab das Amt nach 10 Jahren ab: Herzlichen Dank für deine Einsätze. Ein Dank ging auch an Louise und Walter, die bereits 15 Jahre im Vorstand sind. Anna Unternährer hat während vielen Jahre die Programme in Emmen-Dorf verteilt: Auch dir herzlichen Dank. Thomas Wallimann überbrachte Grüsse der KAB Schweiz und berichtete das Neueste aus der «Zentrale Zürich». Nach einem guten Dessert und einem Kaffee klang die GV aus. Eugen Bammert Frühlings-Vorsätze? KAB Dietikon: Sechs runde Vereins-Geburtstage as. Kürzlich konnte die KAB Dietikon ihre 108. Generalversammlung im Vereinszentrum St.Agatha feiern. Es waren dieses Jahr sechs Jubilare zu ehren: mit 60 Jahren Mitgliedschaft Agnes Grünenfelder, mit je 50 Jahren Mitgliedschaft Pia Felber und Markus Bittel. Und je 30 Jahre konnten Martha Brem, Erna Mauler und Rosmarie von Euw feiern. Vor der GV offerierte der Verein allen Anwesenden ein Gratis-Essen. Dann begrüsste die Präsidentin Marlies Kiwic 28 Mitglieder und zwei Gäste des Frauenvereins. Die ordentlichen Geschäfte wurden ohne grosse Diskussionen angenommen und der bestehende Vorstand bestellt: Marlies Kiwic als Präsidentin, Sepp von Euw als Vizepräsident, neu Lisbeth Binder als Kassierin, weiter Kaethy Flury, Mathilde Wild und Anton Scheiwiller. Die Präsidentin stellte das Jahresprogramm vor mit dem Maibummel ins Kloster Fahr, mit dem Kantonaltreffen in Dietikon, dem Vereinsausflug und der Weihnachtsaktion. Der Vorschlag des Vorstandes, für ein Projekt in El Savatore 500 Franken zu spenden, wurde genehmigt. Das Schlusswort hielt unser Präses, Pfarrer Kurt Vogt: Es stellte die Wertschätzung der Freiwilligenarbeit in den Vordergrund. Er orientierte auch über Neuerungen der St.JosefKirche. Speziell will man die Jugend ansprechen. Anschliessend zeigte Anton Scheiwiller mit seiner PP-Show die Vereinsaktivitäten im 2014 in Dietikon. Nach der GV gab es noch < ein feines Glacédessert mit Kaffee. Bild unten: Jubilare der KAB Dietikon: (von links) Erna Mauler, Martha Brem, Pia Felber, Agnes Grünenfelder und Markus Bittel. (Nicht auf der Foto ist Rosmarie von Euw.) Bild: Anton Scheiwiller 15 Die ersten Monate des «neuen» Jahres sind bereits vorüber, der Frühling steht vor der Tür. Wie schnell die Zeit vergeht! Ich erinnere mich noch, wie im Radio eine Moderatorin berichtet hat, dass ihr noch nie so viele Menschen beim Joggen begegnet seien wie nach Neujahr. Auch wenn es längst alter Kaffee ist: Man kann auch unter dem Jahr einen sportlichen Vorsatz fassen – vielleicht hält er ja besser, weil freiwillig (ohne Datumszwang ) ... Sport gleich Gesundheit wird oft angepriesen. In meinem Beruf sehe ich so manch Gegenteiliges. Da sind junge körperlich gesunde Menschen kurz nach Abschluss ihrer Ausbildung, die plötzlich ein psychisches Leiden entwickeln. Da ist der Mitfünfziger, der nie geraucht hat und einen Lungentumor diagnostiziert bekommt, oder der sportliche, frischgebackene Grossvater, von dem die Familie nach einem schweren Schlaganfall Abschied nehmen muss. Dies alles sind Beispiele von Menschen, ohne vorhergehende Leidensgeschichte. Es sind Menschen die plötzlich vom Schicksal getroffen, vor einer Herausforderung stehen und ihre bisherigen Lebenspläne oder Vorsätze total überdenken müssen. Ich habe mir schon oft überlegt, wie Melanie Helfenberviel Planung sinnvoll ist. Denn das ger von Rickenbach Sprichwort: «Erstens kommt es anZH ist Pflegefachders, und zweitens als man denkt» frau und Stationshat durchaus einen wahren Kern (wie so einige Sprichwörter aus dem leiterin. Sie ist Mutter zweier Töchter «Volksmund»). und zählt Politik, Unsere Multioptionsgesellschaft Religion und Singen macht es dem Einzelnen auch zu ihren Hobbys. nicht leicht. Es gibt so viele Wahlmöglichkeiten. Beim Einkaufen: Bio- oder Massenproduktion, Süsses oder Gemüse? Beruf lich: Weiter- oder Fortbildung beginnen? Partnerwahl: heiraten oder nicht, Kinder jetzt oder später, Haus oder Wohnung, etc. Beinahe jeden Tag werden wir vor x Möglichkeiten gestellt. Nur die Gesundheit kann man meist nicht wählen. Man kann seinen Lebenswandel gesünder oder weniger gesund gestalten. Aber im Grunde ist die Gesundheit doch ein Geschenk, dessen wir uns meist erst bewusst sind, wenn wir krank werden. Ich habe mir darum auf den Frühling etwas anderes vorgenommen: nämlich mehr Gelassenheit – egal was kommt. Meinen Familienalltag kann ich noch so planen, es passiert immer irgendwas, das alles auf den Kopf stellt. Da muss ich oft drei Mal tief durchatmen und mein Sprichwort wie ein Mantra sagen: «Der Mensch denkt, Gott lenkt». In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern viel Gesundheit und Gelassenheit und einen guten Frühling! Melanie Helfenberger < treffpunkt treffpunkt 4/15 > Persönlich 16 «Migranten aufnehmen sollte selbstverständlich sein für Christen» Jean-Marie Lovey (64), Bischof von Sitten, will die Aufmerksamkeit der ChristInnen für die Migrationsproblematik wachhalten. Von Barbara Ludwig, kath.ch Herr Bischof, seit Anfang 2015 sind Sie als Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) für das Thema «Migration» zuständig. Papst Franziskus hat mit der Ernennung des «Flüchtlingsbischofs von Lampedusa» zum Kardinal ein starkes Zeichen für Flüchtlinge gesetzt. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung? Ich sehe zwei Gemeinsamkeiten zwischen dem künftigen Kardinal Montenegro und Papst Franziskus. Zum einen kämpfen beide entschieden gegen die Mafia. Der Papst hat sich mehrmals dazu geäussert, zuletzt, indem er die Infiltration der Römer Politik durch die Mafia geisselte. Vor zwei Jahren hat > Eine Kirche, die Erzbischof Montenegro Fremde ablehnt, würde religiöse Begräbnisfeiern zur Sekte verkommen. < für einen Mafiaboss von Agrigento verboten – und ging dadurch das Risiko ein, zum Ziel von Vergeltungsmassnahmen zu werden. Zum andern gehört die Flüchtlingsinsel Lampedusa zur Diözese von Montenegro. Das ist der Ort, den der Papst für seine erste Reise ausserhalb Roms aufsuchte. Die Begegnung des Papstes mit den auf der Insel gestrandeten Flüchtlingen: Das hat noch jeder in Erinnerung. Was bedeutet der päpstliche Entscheid für die katholische Kirche Schweiz? Damit macht der Papst auf die Akzente aufmerksam, die er weiterhin setzen will. Seit Beginn seines Pontifikats scheint der Papst uns sagen zu wollen: Ich brauche Mitarbeiter, die es wagen, sich gegen das organisierte Verbrechen einzusetzen. Und Ihr, Christen in der Schweiz, seid stark in der Liebe zu Gott und sorgt Euch um die Armen, ob sie nun in der Schweiz leben oder in den umliegenden Ländern. Was macht die katholische Kirche gegenwärtig für Migranten? Können Sie ein Beispiel nennen? Die Aufnahme von Migranten sollte selbstverständlich sein für Menschen mit jüdisch-christlichem Selbstverständnis. Eine Kirche, die Fremde ablehnt, würde zu einer Sekte verkommen. Die Schweiz hat schon immer Fremde auf ihrem Territorium aufgenommen. Aber diese Tradition muss gelebt werden. Kürzlich hat SBK-Präsident Markus Büchel angesichts des Bürgerkriegs in Syrien zu mehr Grosszügigkeit bei der Aufnahme von Flüchtlingen aufgerufen. Werden Sie sich in der SBK dafür einsetzen, dass die Kirche Schweiz ihr Engagement verstärkt? Ich glaube, meine Amtsbrüder sind bereits sehr sensibilisiert. Es ist jedoch meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Aufmerksamkeit nicht erlahmt. Haben Sie bereits Pläne oder Visionen, wie Sie das anpacken wollen? Nein, ich habe noch keine konkreten Pläne. Da ich erst seit kurzem für den Bereich Migration zuständig bin, muss ich noch sehr viel kennenlernen. Beim Ad-Limina-Besuch in Rom hat mir die Begegnung mit dem Päpstlichen Rat für die Migrantenpastoral bewusst gemacht, dass auch die Fahrenden und die Zirkusleute nicht vergessen werden dürfen. Beide Gruppen von Personen leben in der Schweiz. Dann gibt es noch die Bereiche Pilgerwesen und Tourismus, die zahlenmässig eine noch grössere Rolle spielen, gerade auch im Wallis. Bischof JeanMarie Lovey Bild: Josef Bossart Welche Rolle soll die Kirche in der Diskussion über Zuwanderung und Migration spielen? Das Wort der Kirche, vor allem aber ihr Handeln, sollen uns stets zwei Realitäten in Erinnerung rufen: Zunächst sind wir die Erben eines wandernden Volkes. Abraham war ein wandernder Aramäer. Seine Geschichte wurde beständiger mit jedem Wegstück, das er unter die Füsse nahm. Und jedes Mal war er abhängig von Menschen, die ihn bei sich aufnahmen. Abrahams Geschichte verpflichtet uns zur Solidarität mit den Migranten von heute. Das ist das eine. Zum andern erinnert uns Abrahams Leben als Nomade auf grundlegende Weise daran, dass jeder Mensch Pilger auf Erden ist – auf der Suche nach einem anderen Vaterland. Denn wir sind für den Himmel geschaffen. Dies verpflichtet uns zu einer spirituellen und mystischen Solidarität. > Nächste Nummer >DOSSIER KAB CH: Delegiertenversammlung 2015. treffpunkt
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