TP Nr 4 2015 - KAB Schweiz

treffpunkt
April 2015
Nr. 4 / 47. Jahrgang
Christlich-sozialethisches Magazin der KAB
> Vitamin C
Christsein: Hinwendung zu
Ausgeschlossenen. > Seite 4–6
>DOSSIER
Lebensfreuden im Alter
entdecken. > Seite 7–10
> Schweiz
Jahrhundert-Jubiläen:
Schweizer Geschichte richtig
verstehen – Teil 1. > Seite 11-12
Bild: Rita Deschner, ekhn
«Sterben gilt nicht für Gott
und seine Kinder»
AZB 8730 Uznach
PP/Journal CH-8730 Uznach
Eine Annäherung an die Auferstehung.Von Jacqueline Keune
Der Krieg ist noch nicht lange zu Ende. Im russischen Kulturhaus muss sich das ganze Dorf den
Vortrag der kommunistischen Partei anhören.
Der Genosse aus Moskau beweist zwei Stunden
lang, dass es Gott nicht gibt. Ob noch jemand
was sagen möchte? Ein alter Bauer steht auf und
kommt nach vorn. Der Gemeindevorsitzende
warnt den Redner aus Moskau: «Unser ehemaliger Dorfpfarrer.» Er wird angewiesen, nicht länger als fünf Minuten zu reden. So lange brauche
er nicht, meint der Alte, steigt aufs Podium und
ruft der Menge den russischen Ostergruss zu:
«Christos voskres!» – Christus ist auferstanden!
Und die Antwort der Menschen kommt laut und
wie aus einem Mund: «Voistinu voskres!» – Er ist
wahrhaft auferstanden!
Nur selten sind sie so gross, die Worte, die Menschen in Atem hüllen. Meist sind sie viel kleiner
und gewöhnlicher. «Ich bin dir wieder gut», versichern sich Liebende nach dem Streit. «Ich bin
da», beruhigen Mütter und Väter die schlechten
Träume ihrer Kinder. «Hab keine Angst», flüstern Traurige ihren Sterbenden ins Ohr. – Worte, die Menschen festhalten in der Erschütterung
und sie nicht bloss in Schlaf, sondern auch in
Hoffnung wiegen.
Ungezählt, die Berge
«Frühmorgens, als es noch dunkel war, kam Maria von Magdala zum Grab ...»
Die Nachricht von der Auferstehung ist keine Hors-sol-Hoffnung, sondern eine auf dem
Grund des Karfreitags gewachsene – dem einzigen Grund, warum ich ihr traue. Auferstehung
wurzelt nicht im Licht, sondern bricht aus der
Nacht heraus. Der Nacht, in der der Schrei zu
hören ist, warum einer einen verlassen hat.
Ungezählt sind sie, die gottvergessenen Tage und
Nächte, die Menschen mit ihren Tränen tränken.
Ungezählt die Berge enttäuschter Hoffnungen,
Fortsetzung Seite 2
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Fortsetzung von
Seite 1
> Vitamin C
zerbrochener Beziehungen, verratener Versprechungen, tödlicher Gleichgültigkeiten.
Wo also kommen die Worte der Hoffnung im Letzten her?
Und was sagen die Frauen und Männer aus dem russischen
Dorf, wenn sie sagen, dass Jesus auferstanden sei? Welche Bilder verbinden sie mit ihrem Glauben? Und welche Wünsche
knüpfe ich selber an ihn, wenn ich am Ostermorgen gemeinsam mit anderen die Auferstehung sage und singe? – Dass
meine Seele unsterblich ist? Dass ich nicht verloren gehe,
auch wenn mein Leib zu Erde wird? Dass mich dieses Du der
Liebe auf ewig bei sich haben will, wo doch schon jedes Kind
seinen Hund immer bei sich haben möchte? Oder dass die
Zu-kurz-Gekommenen nicht auf ewig zu kurz kommen, dass
die mit Tränen säen mit Jubel
ernten und alle Münder dieser Erde eines schönen Tages
voll Lachen sein werden?
Ohne alle Angst
Ja, das sage und singe ich:
dass es Leben, dass es Seligkeit nach dem Tod gibt.
Aber mehr noch, ungleich
mehr noch: dass es Leben,
dass es Seligkeit VOR dem
Tod gibt. Und dass hier und
heute mit Jubel ernten, die
mit Tränen säen, weil wir
den Untröstlichen dieser
Welt keinen billigen Glaubenstrost und keinen schnellen Glaubenssinn entgegenpredigen, sondern gemeinsam die Gerechtigkeit tun.
«Warum weinst du?», fragt
die Auferstehung – genau so.
Die 6-jährige Saida aus Gaza
weigert sich seit Monaten zu
duschen, aus Angst, es bei
einem Angriff nicht mehr
rechtzeitig in den Luftschutzbunker zu schaffen.
Ich glaube nicht daran, dass
es Ostern geworden ist, damit einer von einem Himmel verherrlicht werden konnte. Ich glaube, dass es Ostern geworden ist, damit ein Kind ohne alle Angst duschen, damit ein
jedes Lebewesen ohne alle Angst sein darf.
Wenn ich die Auferstehung bekenne, dann bekenne ich,
dass es ein Leben gibt, heute und hier, in dem eine jede
einen Namen hat und ein jeder zählt, weil wir uns gemeinsam auf die Bewegung des Auferstandenen, auf die Bewegung der Liebe einlassen.
Rose Ausländer sagt es so:
Vor seiner Geburt
war Jesus
auferstanden
Sterben gilt
nicht
für Gott
und seine Kinder
Wir sind Auferstandene
vor unserer Geburt
2
Geht, geht!
Nirgendwo lese ich, dass Jesus zu denen, die sich auf Krücken vorwärts schleppten, als Aussätzige mit Klappern vor
sich selber warnten, als Hungernde Schalen vor sich auf dem
Boden hinstellten oder als Stumme ihre verzweifelten Arme
in die Luft warfen, gesagt hätte, dass sie es im Himmel einmal schöner haben würden. Nein! Er hat geheilt, wo er nur
konnte, und als Auferstandener seine Jünger und Jüngerinnen angewiesen, sich den Bedürftigen nun an seiner Stelle
zuzuwenden, damit sie neuen Mut schöpften und erinnert
würden, dass sie alle fürs Reich Gottes unentbehrlich waren.
Nichts ist weniger geduldig als Gottes Leidenschaft, als
diese Urliebe, die auf Verwirklichung im Hier und Heute
drängt. Und es ist immer bloss das eine, was der Auferstandene seinen zweifelnden und
zögernden Freundinnen und
Freunden sagt: Geht, geht!
Bleibt nicht Knechte und
Mägde des Todes!
Übungsgelände der Liebe
Die Evangelien werden konkret, wenn es um den Ort
des Auferstandenen geht.
«Er ist nicht hier; denn er
ist auferstanden ... Er geht
euch voraus nach Galiläa ...»
(Mt 28,6f )
Nicht der ferne Himmel,
sondern die nahe Erde – der
Bestimmungsort derer, die
zu diesem Wanderrabbi,
diesem Habenichts gehören.
Galiläa – ein anderes Wort
für Alltag, für den Ort, wo
es gilt, hervorzutreten, wo
es ernst gilt, und ich nicht
Zuschauerin, sondern Beteiligte bin.
Galiläa, Galizien, Gabun,
Glasgow, Glarus – Übungsgelände der Solidarität so weit
das Auge reicht! Übungsgelände voller Steine, die weggewälzt werden müssen, und
voller Engel, die sich gegenseitig den bleiernen Himmel der
Müdigkeit aufreissen.
Die Auferstehung ist nicht allein in einen Garten bei Jerusalem eingebrochen, sondern bricht immer neu in die Felder
unserer Alltage ein und schreibt und streichelt, lacht und
liebt, küsst und kämpft, tröstet und träumt sich fort in heutigem Erfahren und Tun von Auferstehung.
Jetzt, in diesem Moment, erwarten uns das Leben und
unsere Geschwister, nicht an irgendeinem jüngsten Tag.
Lerchenjubel und Blütenzweige und Orgelbrausen
– alles Zeichen der Auferstehung. Aber mir
keines so sehr wie das Tun
der Liebe. Keines.
Jacqueline Keune, Luzern, ist freischaffende Theologin.
> Ausstellung 21
> Editorial
3
Lebenshilfe
An der KABPräsidentInnenKonferenz 2014.
Bild: Theo Bühlmann
> KAB CH
Die Zukunft
hat begonnen!
«Was bedeutet Dir die KAB?» – «Welches sind für Dich
heute die grössten gesellschaftlichen Herausforderungen?»
«Was erzählen wir aus unserem Leben den Grosskindern?»
Mit den Antworten auf diese Fragen stellen wir die Weichen für die Zukunft der KAB und des Sozialinstituts!
Thomas WallimannSasaki, Leiter des
KAB-Sozialinstituts,
an der DV 2011.
KAB – Gesellschaft gestalten
Blicken wir auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen, das
Alter unserer Mitglieder und die Entwicklung der Finanzen, dann kommen wir schnell zur Einsicht, dass sich die
KAB erneuern muss, soll unser Gedankengut in die Zukunft führen!
Dabei darf die KAB stolz zurückblicken und sehen, dass
ihr Kern-Anliegen stets die Gestaltung der Gesellschaft war
– und zwar so, dass es jenen besser geht, die in der Gesellschaft zu kurz kommen. Mit dem Aufbau von Altersheimen, der Familienhilfe, die heute zur Spitex gehört, oder
politischer Mitarbeit am Sozialstaat haben sich unzählige
KAB-Männer und -Frauen für das Wohl unseres Zusammenlebens verdient gemacht.
Sozialinstitut KAB
– christlich-sozialethische Stimme
Bereits anfangs der 1990er-Jahre haben weitsichtige
KAB-Leute mit dem Sozialinstitut eine Institution geschaffen, welche das KAB-Gedankengut unter veränderten Bedingungen umsetzt: Sie sahen, dass es nötig ist, der christlichen Ethik in der Gesellschaft eine Stimme zu geben! Mit
dem Treffpunkt und unzähligen Vorträgen und Artikeln
weit über KAB-Kreise hinaus, trägt das Sozialinstitut als
KAB-Gedankengut christliche Ethik in der Tradition der
katholischen Soziallehre in unsere Kirche, Wirtschaft und
Politik.
Fortsetzung Seite 4
Menschen haben Unglaubliches erschaffen: Wolkenkratzer, Flugzeuge, TV, Computer, Roboter und vieles
mehr. Doch wie steht es um den Menschen selbst: Hat
der sich ebenso «entwickelt»? Ich spreche damit nicht
die verbesserte Wohlfahrt an, auch wenn die das Leben
entscheidend bestimmt. Dass wir in geheizten, grossfenstrigen und kunstlichtgef luteten Räumen mit Wasser- und Stromanschlüssen, WC wohnen können und
mehr als genug zu essen haben, war noch für unsere
Ururgrosseltern ebenso keine Selbstverständlichkeit,
wie sie es leider in weiten Teilen der armen Welt heute
immer noch nicht ist.
Stellt es nicht eine Ungeheuerlichkeit dar, dass wir um
die Not, die Schmerzen, das Elend von «Unsergleichen»
auf derselben Erde wissen und dennoch «guten Gewissens» schlafen können? Wir wären in der Lage, einige
Flugstunden zurückzulegen, zu ihnen zu gehen – und
erst mal zu erschrecken über die unglaubliche Armut,
in der Menschen dahinvegetieren. Ja, es würde uns übel
wegen des Elends. Wir hätten vermutlich Schwierigkeiten, zurückzuf liegen und einfach so weiterzuleben wie
bisher. Unser Mitgefühl würde uns zum Helfen bewegen
wollen. Aber die allerwenigsten gehen «dorthin». Viele
geniessen in solchen Regionen Ferien in abgeschirmten
«Luxusghettos». Wir alle aber lesen in Zeitungen oder
«sehen» in Fernseh-Nachrichten, wie andere Menschen
im Elend leben. Doch wir verdrängen es. Es stehen
zwar immer mehr weltumspannende Informations- und
Austauschmöglichkeiten (Radio, TV, Internet, Natel)
bereit, aber wir wollen und können das Meiste, was
wirklich existenziell und lebenswichtig für Mitmenschen rund um die Welt ist, gar nicht an uns «heranlassen». Wir schalten 100 Kanäle ein – und uns ab. Nur
Wenige leiden wirklich mit und werden tätig gegen das
Leiden.
Insgesamt müssen wir feststellen, dass der Mensch in
seiner Empathie, seinem Mitgefühl, seiner Sozialkompetenz, Mitmenschlichkeit, Solidarität gegenüber
seinesgleich – meistens auch in der nahen Umgebung
– nicht entscheidend weitergekommen ist. Ja, vieles
spricht dafür, dass menschliche und soziale Fähigkeiten
sogar verkümmern mit materieller Überentwicklung. Es
ist bekannt, dass arme Menschen sich oft mehr um ihre
Umgebung kümmern, als dies Angehörige in hochentwickelten Industrienationen tun.
Es nützt aber niemandem, wenn uns dies entmutigt
oder resignieren lässt. Es geht vorerst darum zu sehen,
dass uns eine übersteigerte Entwicklung des einseitig
Technischen und Materiellen weder als Individuen noch
als Gesellschaft und Weltgemeinschaft wirklich weiterbringt. In der Bildung des wahrhaft Menschlichen
befinden wir uns immer noch am Anfang. Zum Glück
aller geht es offensichtlich darum, eine grosse humanistische Entwicklung einzuleiten. Als wahr, richtig
und wichtig sollte gelten, was dem Menschen in seinem
(Zusammen)Leben tatsächlich hilft, was ihn mit andern verbindet, was ihn menschen- und schöpfungsumfassende Liebe lernen lässt. Hier liegt tatsächlich sehr
sehr viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit vor uns.
Nottut eine Umorientierung, die das Sein und nicht
länger das Haben der Menschen ins Zentrum stellt.
Theo Bühlmann, Redaktor
<
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> Vitamin C
Zurück zum Wesentlichen
des Christentums
Als etablierte Religion und Staatskirche entfernte sich das Christentum vom biblischen
Grundverständnis der Hinwendung zu den
Ausgeschlossenen und Benachteiligten. Mit
weitreichenden Folgen für uns selbst.
Buchzusammenfassung: Theo Bühlmann
Der US-amerikanische Franziskanerpater und Theologe
Richard Rohr ist weltweit als Autor spiritueller Bücher geschätzt und setzt sich als eine der führenden Persönlichkeiten der charismatischen Bewegung in den USA seit über
40 Jahren für eine Erneuerung und Belebung des Christentums ein. Er schaut in seinem neusten Buch – «Weitergehen – Inspirationen für jeden Tag» – als Siebzigjähriger auf sein Leben und dessen spirituelle Grundpfeiler
zurück. Seine stetige Liebe und Ausbildung gründe sich im
Wesentlichen auf die jüdisch-christlichen heiligen Schriften – obwohl er immer wieder damit
> Christen sollten nicht konfrontiert worden sei, wie viel Schaden die
zwischen weltlichen Bibel in der Menschheitsgeschichte anrichtete,
und heiligen Dingen weil ihr innewohnendes Potenzial zum Guten,
unterscheiden, sondern Wahren und Schönen verkannt wurde! Tatsächlich wagt es Rohr in seinem neusten Werk, «die
zwischen der Ober- Heilige
Schrift so zu interpretieren, wie es Jesus
fläche und der Tiefe. < getan hat», und kritisiert damit gleichzeitig die
jahrhundertealten kirchlich geprägten Überlieferungen. Dies sei ohne notwendigen Widerspruch, ohne
«die Spannung durch einen allzu glatten Glauben», nicht
möglich. Ja die Bibel sei ein Buch der Konflikte, auch mit
unserem gegenwärtigen Bewusstseinsstand, schreibt der
Theologe im neusten Buch. Im (christlich-mystischen)
Leben weiterzukommen bedeute, sich in diesen Konflikt
hinein zu getrauen, die scheinbare Widersprüchlichkeit,
Zwiespältigkeit, ja gar Unvernunft der biblischen Botschaft
nicht auszublenden – denn nur in ihren Spannungsfeldern
sei sie wirklich zu verstehen. Oder anders gesagt: Solange
wir keine Probleme mit der Sprengkraft der Bibel haben,
sind wir noch nicht an ihren wesentlichen Kernaussagen.
Seit Anbeginn der Schöpfung
Und Richard Rohr räumt gründlich auf mit falschen Glaubensverständnissen: «Ja, Institutionen und Konfessionen
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sind wichtig und auf ihre Art auch unvermeidlich, aber
wenn sie glauben, sie könnten die Botschaft in ewigen Formeln und halb geglaubten Lehrmeinungen und Schriften
verpacken, dann werden sie oft zu ihrem eigenen schlimmsten Feind. Zu viele Menschen treten einem Verein bei, statt
sich auf eine Reise zu machen: zu Gott, zur Liebe oder zur
Wahrheit.»
Fast jede Religion habe in einer besonderen Bedeutung und
Begegnung mit etwas, was sich heilig oder transzendent
anfühlt, begonnen: einem Ort, Gefühl, Bild, einer Musik,
Liturgie, Idee, die uns plötzlich Zugang zu Gottes grösserer Welt gewährt. «Diese Sache oder dieses Ereignis wird
zum Idol gemacht und idealisiert als etwas Heiliges – was
es natürlich auch ist.» Der Fehler besteht darin zu glauben,
dies sei der einzige, überlegene, der ‹beste› Weg – womöglich auch noch für alle. Fatal und verhängnisvoll sei der
Schluss, andere Orte, Bilder, Liturgien, Schriften oder Ideen
als falsch und unheilig hinzustellen. «Und so vergeuden die
Religionen viel zu viel Zeit mit dem Versuch, sich von dem
zu distanzieren und Reinheitsgebote gegen das aufzustellen,
was sie als weltlich, schlecht, ketzerisch, gefährlich, ‹anders›
oder falsch ansehen. Wenn wir auf der Oberfläche sehr guter
Dinge – Bibel, Sakramente, Priesterschaft, Kirche – verharren, dann führt das oft genug zu sehr unfreundlichen, bösen
Dingen, die aber immer noch gut genannt werden.»
Diese wichtige Unterscheidung werde das Gleichnis vom Zöllner und dem Pharisäer perfekt illustriert bei Lukas 18,9–14.
Christen sollten also nicht zwischen weltlichen und heiligen Dingen unterscheiden, sondern zwischen der Oberfläche und der Tiefe. Die Tiefe offenbare immer die Gnade,
während die Oberfläche uns allzu leicht dazu verleitet, das
Wichtigste zu verpassen (was übrigens auch die Hauptgefahr
des Fundamentalismus sei). Auch «für Jesus gibt es nur unheilige Herzen und Gedanken, aber keine in sich bereits heiligen oder unheiligen Orte, Handlungen oder Menschen»,
betont Rohr. «Vor zweitausend Jahren hat sich die menschliche Inkarnation Gottes in Jesus ereignet – aber davor gab
es die erste und ursprüngliche Inkarnation in Licht, Wasser,
Land, Sonne, Mond, Sternen, Pflanzen, Bäumen, Früchten,
Vögeln, Schlangen, Vieh, Fischen und ‹allen Arten von wilden Tieren›, wie es in unserer Schöpfungsgeschichte heisst
(Genesis 1,3–25). Das Heilige ist seit Anbeginn der Schöpfung
da, und es ist überall. Die frühen Völker haben das Göttliche, das Heilige, durch die Natur kennengelernt. Sie sahen
> KAB CH
Fortsetzung von
Seite 3
Erneuern, mittragen in die Zukunft
Diese ethische Stimme, die das Sozialinstitut heute verkörpert, ist nicht irgendeine, sondern eine von vielen Frauen und
Männern, von engagierten KAB-Sektionen und vielen andern mit-getragene
Stimme. Diese breite Basis macht ihre
Glaubwürdigkeit aus und lässt sie einzigartig in unserer Gesellschaft bleiben!
Heute wie morgen bleibt soziale Gerechtigkeit in Kirche, Wirtschaft und Politik
eine wichtige Aufgabe.
Wenn es nun, wie wir an der Dele-
giertenversammlung Ende März gesehen haben, mit der KAB Schweiz bald
in bescheidenerer Form weitergehen
wird, ist es vermutlich vor allem das
Sozialinstitut der KAB, welche unsere
christlich-sozialethische Überzeugung
in Zukunft weiter in die Gesellschaft
hineintragen und Menschen für sie begeistern kann.
Dazu wollen wir, wie an der DV 2015
beteuert, unsere Strukturen erneuern,
neue Ressourcen finden und Synergien
nutzen. Die Begegnungen mit Ihnen,
mit Euch bei vielfältigen Anlässen und
Versammlungen zeigen mir immer wieder: Wir sind parat für die Erneuerung,
für die Stärkung des Sozialinstituts –
und damit für das Weitertragen der sozialethischen Botschaft! Ich freue mich
auf die Zukunft – zusammen mit Euch!
Thomas Wallimann-Sasaki,
Leiter Sozialinstitut KAB
Während der DV 2015 war dieser Treffpunkt schon gedruckt. Die DV-Berichterstattung folgt in der Ausgabe 5/2015.
> Vitamin C
den Grossen Geist in allem, wie Papst
Johannes Paul II. vor einigen Jahren zu
den indigenen Völkern gesagt hat, die
sich in Phoenix, Arizona versammelt
hatten.»
Die ewige Philosophie erkenne immer wieder, in den verschiedenen Religionen, in vielfältigen Formen und
mit unterschiedlichen Worten, dass
es – erstens – eine göttliche Realität
gibt, die sich in der (materiellen) Welt
manifestiert, dass es – zweitens – eine
innere Einheit und Zusammengehörigkeit zwischen den Menschen und Gott
gibt, und dass – drittens – das Ziel der
menschlichen Existenz ganz einfach in
der Vereinigung mit dieser Realität liegt.
Jesus sagte dasselbe (Markus 12,20)
und setzte tatsächlich die Liebe zum
Nächsten, zu sich selbst und zu Gott in
seiner gesamten Lehre ins Zentrum.
Religiöse Verbundenheit mit allen
Die Globalisierung hat uns gemäss
Richard Rohr bewusst gemacht, dass
«Gott nicht nur Katholiken liebt, sondern auch Hindus, Juden, Muslime
und Buddhisten usw». Dass zwei Drittel unserer christlichen Bibel tatsächlich der jüdischen Bibel entsprechen,
spricht für sich. «Wir alle haben eine
Gemeinsamkeit, die uns gründet: Wir
stehen auf derselben Erde. Sie ernährt
uns alle. Wir atmen dieselbe Luft, vertrauen auf denselben Bruder Sonne und
gehen auf derselben Mutter Erde unsere Wege. Das vereint uns. Das gibt uns
treffpunkt-Serie Teil 1 zum christlichen
Leben und Wirken, und zur Mystik
aus dem Buch von Richard Rohr: «Weitergehen – Inspirationen für jeden Tag», 400 Seiten, CHF 34.50, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-451-32747-6
Die Bibel und die
Evangelien sprechen
für ein Leben und
eine Gesellschaft,
die alles Randständige, Schwache und
Zerbrochene fürsorglich aufnimmt –
auch in uns selbst.
Bild: presse-image
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die Kraft, die Wirklichkeit mit grundlegender Wahrheit zu verstehen, jenseits aller Ideologie. Unsere angeborene
Würde hat nichts mit Rasse, Religion
oder Klasse zu tun. Die Hindus besitzen sie ebenso wie die Buddhisten und
die sogenannten Heiden in Afrika. Sie
sind ebenso sehr Kinder Gottes wie wir.
Objektiv. Theologisch. Ewig. Woher
sollen sie denn sonst gekommen sein?
Sind sie von einem anderen Gott erschaffen, nicht von Gott? Ihre göttliche
DNA ist mit unserer identisch. ‹Jeder,
der liebt, stammt von Gott und erkennt
Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht
erkannt; denn Gott ist die Liebe› (1.Johannes 4,8). Wir sind zuallererst universelle Mitglieder der einen Erdengemeinschaft (Epheser 4.4–6).» Und der
Autor macht uns darauf aufmerksam,
dass wir in der gegenwärtigen Phase der
Menschheitsgeschichte endlich dazu in
der Lage sind, unsere Verbundenheit
wirklich zu begreifen. Wir seien sogar
dazu gezwungen: Wenn wir die künstliche Trennung und übermässige Individuation weiterverfolgen, weiterhin
Einzelinteressen über das Gemeinwohl
stellen, dann gefährden wir uns alle.
«Ränder» sind das Zentrale
Rohr kritisiert, dass die christliche Tradition zu sehr damit beschäftigt war,
«dafür zu sorgen, dass alle Jesus mit
Gott gleichsetzten, sodass sie seine sehr
praktische, deutliche Lehre oft ignorierten. Oder ist die Christenheit etwa für
eine besonders ausgeprägte Feindesliebe
bekannt, für den Brückenbau und die
Verständigung zwischen den Völkern?»
Kirchen trennten und spalteten sich vor
allem wegen unwichtiger Fragen, statt
sich auf das Wesentliche des Evangeliums einzulassen. Jesus habe hauptsäch-
lich über die Situation des Menschen
gesprochen, über Befreiung im Hier
und Jetzt: das Reich Gottes.
Und Buddha beispielsweise habe klargemacht, dass die wichtigsten Fragen
in erster Linie psychologischer Art sind
und unsere eigene Persönlichkeitsstruktur betreffen.
Rohr umschreibt echte Gotteserfahrungen als eine Art Emanzipation, die
eine Erfahrung neuer Freiheit mit sich
bringt. Wenn Menschen in die Kirche
gehen, sollen diese sie ‹grösser› statt geringer werden lassen, denn echte gottesdienstliche Praxis, Predigten, Sakramente oder Liturgien verändern uns
positiv, zu ganzheitlicher Liebe. Eine
grundlegende innere Erfahrung, wie
beschrieben bei Mose mit dem «Busch
der brennt, aber nicht verbrennt».
Solches (Begeisterungs)Feuer hat unmittelbare soziale, ökonomische und
politische Auswirkungen! Und muss
untrennbar zu Kontemplation und Aktion, als Befreiungs-Theologie auch zu
äusserem Bemühen um Wahrheit und
Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, zur
Option für die Armen und Benachteiligten führen.
«Die einzigartige Offenbarung, die wir
Bibel nennen, liefert eine alternative
Geschichte aus dem Blickwinkel der
Sklaven, der Beherrschten, der Unterdrückten und der Armen, bis hin zu
Jesus, der als Sündenbock für die ganze
Welt diente. In den Evangelien sehen
wir, dass ausgerechnet die Lahmen, die
Armen, Blinden und Prostituierten, die
Trunkenbolde und Steuereintreiber,
die Sünder, Aussenseiter und Fremden Jesus nachfolgen.» Die Insider, die
Etablierten und Top-Leute der Gesellschaft – damals Älteste, Hohepriester,
Fortsetzung Seite 6
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> Vitamin C
Gesetzeslehrer, Schriftgelehrte und
römische Besatzer – bekämpften und
kreuzigten ihn schliesslich. Sollte uns
das nicht etwas wirklich Wichtiges
zum Thema Perspektive sagen?, fragt
Rohr im Buch.
Die Theologie der Befreiung sei zu
wenig zum Zug gekommen, weil «die
Heilige Schrift tausendsiebenhundert
Jahre lang aus dem Blickwinkel des
mächtigen Klerus interpretiert worden
ist und nicht aus dem Blickwinkel der
Randständigen. Seitdem das
> Die Bibel wurde Christentum zur etablierten
nicht mehr aus der Religion des Römischen Reiches wurde (nach 313), haben
Perspektive der Ar- wir die Bibel zum grössten Teil
men und Unter- nicht mehr aus der Perspektive
drückten gelesen. < der Armen und Unterdrückten
gelesen. Das Christentum ist
ein Lebensstil: eine einfache, gewaltlose, gemeinschaftliche und liebevolle
Art, in der Welt zu existieren.» Aber es
wurde eine etablierte Religion daraus
gemacht – und die Veränderung des
Lebensstils vermieden. Während des
grössten Teils der Geschichte war es
so für äusserlich überzeugte Christen
möglich, kriegerisch, habgierig, rassistisch und egoistisch zu sein.
Doch Rohr gibt auch Breitseiten an
Kirchenkritiker und mahnt sie, mit ihFortsetzung von
Seite 5
6
ren Auseinandersetzungen nicht selber
Zeit und Energie zu verschwenden, indem sie dauernd selber um das Schlechte kreisen: «Die beste Kritik ist eine bessere Praxis – macht es einfach besser!»
... um selbst umzukehren
Die Bibel sei eigentlich eines der
subversivsten Textwerke der Weltgeschichte, weil sie von Abraham über
Mose, Jeremia und Hiob bis hin zu
Johannes dem Täufer und Jesus diejenigen Leute legitimiert, die nicht an
der Spitze stehen, sondern ganz unten.
Es habe schon ein erstaunliches Mass
an Verdrängung und selektiver Wahrnehmung gebraucht, um dieses ganz
offensichtliche Prinzip zu verkennen.
Wenn aber nun Frauen, Menschen anderer Hautfarbe, Angehörige anderer
Religionen, Homosexuelle und andere
Aussenseiter in der bis heute gängigen
Betrachtung «die Geringsten» sind,
dann sollen sie im Geist der Bibel und
Jesu nicht ausgeschlossen, sondern geehrt und fürsorglich unterstützt werden. Gleichzeitig ist damit eigentlich
jede Möglichkeit genommen, aufgrund unserer Religion ein Klassensystem oder ein strafendes Denksystem zu entwickeln. Im Gegenteil: Wir
sollten all die Gewissheiten, Etiketten
> Das
Textsozialethische Stichwort
Fürsorgende statt
Dienstleister sein
Sollen Sterbehilfeorganisationen Zugang zu
Alters- und Pflegeheimen haben? Die sozialethische Antwort gibt Thomas Wallimann-Sasaki.
Thomas WallimannSasaki ist Doktor der
Theologie und
arbeitet als Sozialethiker am KABSozialinstitut.
«Jede Person darf leben, wie sie will – so soll sie auch sterben können, wie sie will!» Was einfach tönt, ist es in Theorie wie Praxis nicht. Anfang und Ende des Lebens sind zentral für die Fragen nach dem Sinn des Lebens.
Im christlichen Verständnis ist das Leben ein Geschenk
Gottes. Dazu soll der Mensch Sorge tragen. Er darf es nicht
einfach zurückgeben, wenn es ihm gerade (nicht) passt.
Darum wurden Menschen, die sich das Leben nahmen,
noch bis vor 50 Jahren nicht auf dem Friedhof beerdigt.
Inzwischen hat die Kirche ihre Praxis verändert, denn die
meisten Suizide haben weniger mit freiem Willen, sondern
mehr mit Depression und Ausweglosigkeit zu tun. Hinzu
kommt der Umgang mit Leiden, Schmerz und Schwächen.
Je weniger diese zu einem «vollwertigen» Leben gehören,
desto schneller taucht die Frage nach dem Weiterleben
auf. Werden gleichzeitig Abhängigkeiten (aller Art) als
Freiheitseinschränkung und als etwas Problematisches für
einen selbständigen Lebenswandel gesehen, dann ist die
Befürwortung von Sterbehilfe einfacher.
Hinter der Sterbehilfe-Debatte steckt also immer die Fra-
und Erklärungen, mit denen Leute in
Schubladen eingeordnet werden, ablehnen und vergessen.
Wenn eine Kirche sich selbst durch
den Ausschluss anderer definiert, dann
ist sie nach der lebenslangen Erkenntnis von Richard Rohr immer auf dem
falschen Weg. Genau deshalb ging
das Urchristentum an die Ränder der
Gesellschaft, ja auch zu den Feinden.
Die einzige Gruppe, die Jesus ernsthaft kritisiert, sind diejenigen, die sich
selbst emporheben und andere von der
geschenkten Gnade Gottes ausschliessen. Und der Autor verbindet dieses
theologische Faktum mit Tiefenpsychologischem: «Nur wenn das Volk
Gottes den Fremden, den Sünder und
den Einwanderer aufnimmt, wenn
es auch denjenigen zulässt, der unser
Spiel nicht mitspielt, können wir die
uns verborgenen, gefürchteten und
verhassten Aspekte unserer eigenen
Seelen und Jesus in seiner ganzen Fülle
entdecken. Und all das brauchen wir,
um selbst umzukehren.» Wir können
erst ‹nach Hause› kommen, wenn wir
alle Teile und alles, was zusammengehört, ein- statt ausschliessen; «wenn
alles vergeben ist; wenn selbst die tragischen Aspekte als notwendige Lektio<
nen betrachtet werden».
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ge, wie ich «selbstbestimmtes» Leben anschaue und wie ich
die Menschen um mich herum sehe. Wer Autonomie als
totale Selbständigkeit und Selbstverfügung sieht, wer medizinisches Personal, Pflegefrauen- und Männer in Heimen
als Dienstleister und sich selber als Kunde sieht, der wird
auch mit einer Selbstverständlichkeit Hilfe zum Sterben als
Dienstleistung fordern (und bezahlen).
Diese Haltung hat fast alle Lebensbereiche erfasst. Wer in
einem Heim Dienstleistungen an «Klienten» oder «KundInnen» anbietet und verkauft, wird auch deren «Marktwünsche» erfüllen. Wer Mitbewohnerinnen, Frau Meier und
Herr Müller, als bedürftige Menschen pflegt und umsorgt,
wird (hoffentlich) auch Abhängigkeiten, Sinnfragen und
Pflege anders zum Thema machen.
Sollen nun Sterbehilfeorganisationen in Heimen Zutritt erhalten und Sterbewilligen Anspruch auf Suizidhilfe haben,
wie es der Kanton Waadt in seinem schweizweit ersten Suizidbeihilfegesetz seit 2012 in sämtlichen vom Staat finanzierten Spitälern, Alters- und Pflegeheimen verlangt?
Dabei geht gerade aus christlicher Sicht Entscheidendes
vergessen. Christliche Solidarität sorgt sich um die Schwachen und Schwächsten! Gerade in Heimen sind dies das
Personal, dann aber alle jene BewohnerInnen, die sich
nicht wehren können, die vielleicht auch nie gelernt haben, ihre eigenen Wünsche zu artikulieren – und die aus
falschem Mitgefühl Sterbehilfe-Angebote so auffassen, als
ob diese zum «guten» Leben gehören. Orientiert am christlichen Verständnis – dass jedes Leben, ob alt, gebrechlich,
abhängig oder selbständig, lebenswert ist, und wir besonders Rücksicht auf die Schwachen nehmen müssen – sollten darum Sterbehilfeorganisationen keinen Zutritt zu Alters- und Pflegeheimen haben.
<
>DOSSIER
7
Der Schatz
des Alters
Viele nehmen das Alter ausschliesslich als eine Zeit der Verluste und
Einschränkungen wahr. Doch es
hat Positives zu entdecken! Einige
Anregungen für einen veränderten
Blick von Christiane Faschon
«Nie gab es in unseren Gesellschaften
so viele Leute, die so gut alt werden
konnten. Darauf sollten wir stolz sein».
Diese Aussage stammt von Professor
Peter Gross, der sich ausgiebig mit dem
Bild: Pro Senectute
Thema beschäftigt hat. «Wir haben in
den letzten 150 Jahren 30 Jahre an Lebenserwartung dazugewonnen». Das
ist neben den Schwierigkeiten wie Altersarmut, gesundheitlicher Probleme,
Einsamkeit oder fehlender guter Pflege, die nicht zu bestreiten sind, eine
gute Nachricht.
Die noch junge Altersforschung hat
diese gewonnenen Jahrzehnte in den
Blick genommen. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2010 zeigt,
dass Menschen mit steigendem Alter
wirklich weiser werden. Dabei kommt
es nicht auf die Bildung, den sozialen
Status und die gemessene Intelligenz
an. Alte Menschen sind oft Lebensmeister. Sie haben mehr
zu Kon> Nicht das Alter ist das Abstand
flikten, pflegen tieProblem, sondern unsere fere Freundschaften
Einstellung dazu. < Marcus und können besser
Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) mit Rückschlägen
umgehen. Sie sind
gelassener. «Langlebigkeitsgesellschaften» erhöhten die
Zeit und Kraft für die Reflexion und
die Verarbeitung schwieriger Erlebnisse, sagt Gross. «Sie führen in eine neue
Nachdenklichkeit». Und: Nach der
Generali-Altersstudie von 2013 ist zudem die Mehrheit der 65- bis 85-Jährigen in Deutschland «sehr zufrieden».
Mehr Zeit für
Gemeinschaft und
gesunde Betätigung:
Das Alter hat
Sonnenseiten.
Zeit haben
Oft gehen im Alter Türen auf für Neues: Da machen Männer und Frauen
den Schulabschluss nach, nehmen an
Kursen an der Volkshochschule teil. Sie
können Hobbys (wieder)entdecken,
Interessen intensiver nachgehen. «Ich
kann jetzt auch spät abends historische Dokumentationen im Fernsehen
anschauen», erklärt ein politisch Interessierter. Denn es komme nicht dar-
auf an, wann er am nächsten Morgen
aufsteht. Eine ältere Frau schätzt besonders, dass sie sich in Bücher «ohne
schlechtes Gewissen auch tagsüber»
vertiefen kann. Auch könne man sich
mit FreundInnen «einfach so» treffen
oder ins Café setzen. Gelobt werden
auch die Vergünstigungen und Seniorentarife bei Museums-Eintritten, im
öffentlichen Verkehr etc., die vieles finanziell leichter möglich machen.
Dazu kommt oft ein wachsendes Selbstbewusstsein. Man ist weit weniger davon
abhängig, was andere sagen. Das erleichtert Unternehmungen, die man sich
früher nicht erlaubt hätte, aus Angst
davor «was die anderen sagen». Und
auch die Kreativität kann sich durchaus entfalten: Johann Wolfgang Goethe
vollendete seinen berühmten Faust mit
80 Jahren, Michelangelo stellte die Sixtinische Kapelle mit 71 Jahren fertig.
Verbunden mit anderen
Das dritte Lebensalter ist bei vielen Familienzeit. Grosseltern sind heute vielfältig
im Einsatz bei und mit den EnkelInnen.
Auch wer kinderlos ist, braucht auf diesen Bereich nicht zu verzichten: Viele
Familien suchen Leih- oder Patengrosseltern, die sie im Familienalltag unterstützen und so den generationsübergreifenden Kontakt für alle mitermöglichen.
Weiter bieten die neuen Medien viele
Möglichkeiten, Kontakt zu halten, etwa
via E-Mail, Skype etc. Auch haben viele
SeniorInnen nun mehr Zeit für ehrenamtliches Engagement. Die Palette hier
ist breit – gerade auch Kirchgemeinden
bieten viele Möglichkeiten.
Übrigens: Auch mit ihrem Liebesleben
sind jetzt viele zufriedener. Dies zeigt
eine Studie der Universität Rostock:
Weniger Leistungsdruck, mehr Kreativität und eine höhere Sensibilität
wirken sich positiv aus. Das Liebesleben kann bis ins hohe Alter sehr beglückend sein, wenn man sich von fixen
Vorstellungen löst und der Zärtlichkeit
breiten Raum gibt.
Und die Religion?
Gross betont, dass man heute im Alter Zeit bekommt, über sich und sein
Leben nachzudenken. Memory-Kliniken bieten etwa eine Begleitung in
diesem Prozess an. Dabei geht es nicht
um eine klassische Therapie, sondern
mehr darum, sich mit dem eigenen Leben auszusöhnen.
Nicht wenige Menschen finden im
Alter auch zu einem vertieften Glauben. Dabei spielt einerseits die Frage
nach dem Sinn des Lebens eine Rolle. Anderseits kann Spiritualität helfen
in Zeiten des Wandels und Verlusts.
Denn diese sind sehr präsent im letzten
Lebensabschnitt: Der eigene Tod, aber
auch der Tod von Nahestehenden ist
nah. Vielleicht steht der Umzug in ein
Heim an, Krankheiten bedeuten Einschränkungen. Mit einem positiven
Gottesbild fällt vieles leichter. Glaube
ist nachweislich auch gesundheitsfördernd, da er Stress abbauen hilft. Glaube hilft, mit dem eigenen Leben Frieden zu finden.
Religiosität kann dabei ganz unterschiedliche Formen annehmen: Einssein
mit Gott im Gebet, die Verbundenheit
mit Menschen im Gottesdienst, mit der
Natur oder auch in der Meditation mit
der eigenen Mitte. Glaube kann helfen, selbst in negativen Erfahrungen
Hoffnung zu finden. Und den Tod in
einem anderen Licht zu sehen. Es sei
aber nicht verschwiegen, dass für manche der Glauben gerade in Erinnerung
an die Kindheit und Jugend zu einem
Fortsetzung Seite 8
treffpunkt 4/15
Fortsetzung von
Seite 7
> Text
DOSSIER
8
negativen Faktor wird. Ein drohender Gott, wie er lange von
den Kirchen gepredigt wurde, kann Angst und Schrecken
vor Seiner Strafe – gerade auch nach dem Tod – auslösen.
Seelsorge ist daher im Alter besonders wichtig, um das eigene Gottesbild zu überprüfen und sich gegebenenfalls vom
«furchtbaren Glauben» lösen zu können. Leider fehlt es in
vielen Gemeinden an kompetenten SeelsorgerInnen.
Die Bibel enthält viel Zuspruch: Gott hilft in jeder Situation
und ist auch im Alter die Kraft, die von sich sagt «Ich bin für
dich da, bin mit dir» (Mit diesem Namen hat Er sich Mose
im Dornbusch gezeigt). Gott trägt uns gerade im Alter: «Bis in
euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr
grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und
erretten» (Jesaja 46,4). Das Alter kann fruchtbar sein (Psalm
92,15). In den Sprüchen heisst es: «Graue Haare sind eine
Krone der Ehre» (16,31). «Bei den Grossvätern ist die Weisheit und der Verstand bei den Alten» (Hiob 12,12).
Die Liebe bleibt, die göttliche wie die menschliche, bereichert, beglückt, trägt bis ans Ende. Ein Freundin, die mit
fast 100 Jahren verstarb, sagt am Ende zu mir: «Ich weiss
nicht, wer du bist, aber ich weiss, dass ich dich liebe».
Vorbereitung zu einem guten Alter heisst darum: Sich in
jedem Alter in der Liebe zu üben, in der Liebe zu sich selbst
und zu andern. Ihr Raum geben, sich von ihr verändern zu
lassen. Immer wieder das eigene Leben in den Blick zu nehmen – will ich so leben? Was kann ich ändern? Was muss ich
ändern, um zu mir selbst zu finden?
«Man muss sich einen Stecken in der Jugend schneiden,
damit man im Alter daran gehen kann» Konfuzius (551–
479 v. Chr.
Generali-Studie http://www.spiegel.de/fotostrecke/grafiken-zurgenerali-altersstudie-2013-fotostrecke-90284.html
<
Das Leben segnen
Wie erlebt der Theologe Leo Karrer sein Alter? Wie kann es gelingen «Früchte
zu tragen», gerade im Licht des Glaubens? Zusammenstellung: Christiane Faschon
Älterwerden ist keine Krankheit, doch Sorgen
um die Gesundheit, um Geld sowie Einsamkeit können quälen. Plötzlich entdeckt man
bei sich, was man früher bei den Senioren
nicht schätzte: das Gewicht von Krankheiten
und Gebrechen beim alltäglichen Gespräch.
Dann sind da Skurrilitäten, die wachsen
können. Nicht umsonst spricht der Schriftsteller Martin Walser diesbezüglich vom «Extra-Menschenrecht für Älterwerdende».
Ich stehe mitten im Älterwerden. Auch diese
Altersphase ist in den Lebenszyklus eingebunden. Grundsätzlich ist die gleiche Spiritualität
Auch Enkelkinder
sind ein Schatz
des Alters.
Bild: R. Latella
Ernstfall wie in den früheren Lebensprozessen
zwischen Hingabe an Neues und Aufgeben (Loslassen) von Altem. Man bleibt Mensch und
wird Mensch. Was denn sonst? Im Unterschied
zu früheren Lebensphasen erlebe ich das Älterwerden aber als einen noch bewussteren Weg,
auf dem sich zeigt, was es mit dem Leben generell
und mit mir selbst auf sich hat. Man begegnet
sich ehrlicher, da sich das Selbstbild und das
Selbstgefühl nicht mehr so entscheidend von
aussen steuern lassen. Vielleicht auch nur, weil
die Energie schwindet, sich und anderen etwas
vorzumachen. Diese Herausforderungen erlebe
ich in einer grossen emotionalen Intensität.
Professor Leo Karrer
Geboren 1937, katholischer Theologe. Verheiratet, Vater und Grossvater.
1982–2008 Professor für Pastoraltheologie
an der Universität Fribourg.
1993–2001 Vorsitzender der Internationalen
Konferenz der PastoraltheologInnen.
Den Blick weiten
Älterwerden ist auch Werden, und will gelernt
sein. Das Wort «Alter» weist im lateinischen
Stamm des Wortes (alere: wachsen lassen, gross
werden; altus: hoch, erwachsen, alt) schon auf
die dynamische Seite dieses Lebensprozesses
hin. Man ist auf dem Gipfel. Alter ist vom
Ursprung des Wortes her ein Würde-Name,
ist Vollendung des Daseins. Doch dies gelingt
nicht automatisch. Ich erlebe es als Arbeit.
Viel bedeutet mir dabei «das Zeitliche segnen
im Heute und Jetzt». Meine begrenzte Zeit soll
in einem ewigen «Jetzt» zu sich selbst heimkehren. Das «Jetzt» meint dann keinen Zeit-
>DOSSIER
9
Pro Senectute
Pro Senectute engagiert sich für ältere Menschen und ihre Angehörigen. Die Angebote und Dienstleistungen werden kantonal und regional umgesetzt. Sie berücksichtigen dabei die regionalen Gegebenheiten. Seit mehr als 90 Jahren setzt sich
Pro Senectute für das Wohl, die Würde und die Rechte älterer Menschen ein. Pro Senectute bietet ein umfassendes kos­
tenloses Beratungsangebot an. Dazu kommen ein breites Sport­ und Bildungsangebot für Menschen ab 55 Jahren sowie
umfassende Alltagshilfen: Hilfen im und ums Haus, Besuchsdienst, Steuererklärungsdienst und Treuhanddienst. Die Eigenständigkeit älterer Menschen in der häuslichen Umgebung soll so lange wie möglich unterstützt werden. Pro Senectute
engagiert sich für die Rechte und Bedürfnisse älterer Menschen und ist von der Stiftung ZEWO für den sorgfältigen Umgang
mit Spendengeldern zertifiziert.
Beratungsstellen in Ihrer Nähe: www.pro-senectute.ch – Angebote: www.pro-senectute.ch/angebote
abschnitt mehr. Es ist eine Erfahrung, in der sich Erfüllung
verewigt und der Erfahrungshorizont ins Un-Endliche greift.
Dabei stellt sich die Frage nach dem Jenseits im Diesseits.
Das Diesseits kann ein «Horchposten fürs Jenseits» sein.
In diesem Blick kann Gelassenheit wachsen, eine gewisse
Milde sich und anderen gegenüber. Vor allem aber tiefe Dankbarkeit und das Bewusstsein, was einem alles geschenkt und eröffnet worden ist im Leben. Alt-Werden ist
so gesehen nicht nur Bürde, sondern auch Würde im Sinne von Lebensentfaltung, Reifen und Annahme der Schattenseiten. Es geht um die Achtsamkeit für den jeweiligen
Rhythmus des Lebens bis hin zum Sterben, in dem die lebenslange Geburt zur Erfüllung findet.
Man wird auf die eigene Verantwortung und Haftbarkeit
verwiesen. Wenn immer es um das menschlich Entscheidende geht, bezahlt man mit sich selbst. Man bezahlt nicht
nur für das, was man getan und gewagt hat, sondern auch
für das, was man unterlassen, verpasst, sich nicht erlaubt
hat oder dem Leben schuldig blieb. So kommt an den Tag,
wovon die eigene Seele sich nährt(e). Wie stark der Glaube
trug und trägt – und wie er aussieht, dieser Glaube. Ob er
Segen war und ist – oder Last.
Erinnerung, Versöhnung, Dank
Mit Spiritualität des Alters verbinde ich daher eine schöpferische Erinnerung. Diese lässt die Vergangenheit als gestalterische Kraft gegenwärtig werden. Da sind Menschen,
denen man begegnen durfte und für die man dankbar ist.
Da sind die Familie, der Beruf, das Eingebundensein in
die konkrete Umgebung, in den gesellschaftlichen Kontext
und in die grosse Geschichte.
Dazu kommt die Versöhnung: mit dem Leben, mit sich
selbst, mit den anderen und vor Gott. Auch das ist ein
schöpferischer Umgang mit der Vergangenheit in der Gegenwart des Älterwerdens.
Eine weitere Frucht ist das Verzeihen – auch sich selbst.
Aber auch das um Verzeihung bitten. Versöhnung bedarf
der Achtsamkeit, der Ehrlichkeit und des Mutes, sich der
Schuld zu stellen und auf andere zuzugehen, Dazu auch
den ersten Schritt zu tun. So können neue Zugänge schöpferisch gewonnen werden. Es gilt anzuerkennen, dass man
Gegner hat – und auch Gegner ist. In der eigenen Hand
liegt aber, ob der andere zum Feind/zur Feindin wird!
Zur Spiritualität im Alter gehört auch Dankbarkeit: Achtsamkeit für all das, was uns im Leben ermöglicht und geschenkt wurde. Es hat mit dem Gelingen des Lebens zu tun
und mit der Entfaltung der körperlichen, seelischen, emotionalen und geistigen Kräfte. Dankbarkeit führt nicht nur
ins eigene Leben, sondern auch zu den anderen Menschen.
Es lässt mich ihnen neu und tiefer begegnen.
Training für Körper
und Geduld
Paul Planzer, Arzt im Ruhestand, beschreibt seine Erfahrungen.
Für mich – und ich denke für die
Meisten – ist der Übertritt in die Pensionszeit so etwas wie der Übertritt in
«das» gelobte Land. Für mich war der
Übertritt leicht, und ich empfinde ein
grosses Glück, dass bisher gesundheitliche Störungen ausblieben. Nach einem guten Jahr glücklichen Pensionistendaseins ist mir noch klarer als zuvor,
dass gesund-sein-dürfen ein grosses
Geschenk ist. Aktuell geniesse ich «die
grosse Freiheit» und das Freisein von
Beeinträchtigungen.
Damit dieser Zustand andauert, übe
ich täglich (mit Stepper und Trainingsvelo) und mache ausgedehnte Spaziergänge. Ich trainiere meine Muskeln und
die Atmung. Singen in einem Chor ergänzt diese Übungen und bildet eine
ideale Brücke zwischen Körper und
Seele. Etwas naturwissenschaftlich aus-
So wird Alter ein Werden mit neuer Zukunft. Das Leben wird
vom Glauben her gesegnet. Wir segnen das Zeitliche.
<
.
Bild: Rohr
gedrückt werden beim Lauftraining
Glückshormone (Endorphine) und
beim Singen Hirnareale aktiviert, die
sich auf die Stimmung und Gesamtbefindlichkeit positiv auswirken (Serotonin etc.).
Ein Anderes wird es sein, wenn ich
mich selbst (wie viele der Menschen,
die ich als Arzt ein Stück Wegs begleitet habe) mit dieser oder jener Störung
oder einem Leiden auseinanderzusetzen habe. Dann wird es zur Aufgabe,
zu einem geduldigen Patienten zu werden; geduldig zu sein mit mir selbst
und mit meinen Mitmenschen. Diese
Aufgabe ist anspruchsvoll; sie anzunehmen und zu lösen wird sicher auch
durch die Partnerin, Freunde und das
Umfeld wesentlich beeinflusst. Das
wird eine Übung der Akzeptanz und
<
Geduld werden.
treffpunkt 4/15
>DOSSIER
10
Jeden Tag nehmen, wie er kommt
Lina B.* ist betagt und krank, doch sie empfindet ihr Leben als gut. Gespräch: Christiane Faschon
Lina B. blickt mich mit klaren lebhaften Augen aus ihrem
Bett an. Sie wohnt seit einem Jahr in einem Heim in der
Ostschweiz. Durchaus zufrieden, wie sie betont: «Ich bin
froh um die Hilfe, die ich hier bekomme, und ich werde
verwöhnt». Die Pflegenden seien einfühlsam und unterstützten sie, wie sie es sich wünsche. Auch bekomme sie
viel Besuch von der Familie, aber auch von Bekannten und
Freundinnen.
Lina B. war kaufmännische Angestellte und berufstätige
Mutter, sie hat sich früher in der Freiwilligenarbeit engagiert. Sie wirkt heiter und gelassen. Und dies trotz ihrer
chronischen, aggressiven schweren Krankheit. Diese verun* Name geändert
möglicht ihr heute das Gehen. Sie, die gerne liest, kann kein
Buch mehr halten oder Seiten umblättern. Sie habe aber
keine Schmerzen, berichtet sie dankbar. Auf meine Frage,
wie man trotz all der Einschränkungen gut alt werde, meint
die 80-Jährige: «Dazu kann ich eigentlich gar nichts sagen.
Ich nehme einfach jeden Tag, wie er kommt». Dieses Naturell
habe sie schon als Kind gehabt. Auch ihre Jugend in der
Kriegszeit habe sie sicher geprägt.
Sie spricht von ihren guten Erinnerungen, an denen sie sich
heute immer noch freut, an Freundschaften – und von den
Chancen der tollen neuen Technik. Das Smartphone, es
liegt neben ihr, hat ihr Enkel eingerichtet; so kann sie mit
allen Nahestehenden Kontakt halten.
<
Eigenständigkeit leben
Auch im Alter brauchen Menschen Selbstständigkeit und Aufgaben. Der Fachmann Christian Griess –
Sozialarbeiter bei Pro Senectute Thurgau – nimmt Stellung. Interview: Christiane Faschon
Wie würden Sie gutes Alter definieren? kunft sind aus meiner Sicht die Sicherung der Altersrenten,
Diese Frage kann ich nicht pauschal beantworten. In meiner Täund die Finanzierbarkeit der Pflege. Dies bei steigendem
tigkeit als Sozialarbeiter habe ich dazu viele verschiedene LebensBedarf aufgrund der demographischen Veränderungen.
konzepte erlebt und erfahren, dass gutes Altern ganz individuell im Eine grosse Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang
jeweiligen Lebenskontext betrachtet werden muss. Wichtige Begriffe
auch der Angehörigenpflege zu. Hier braucht es mehr
in diesem Kontext sind Lebensqualität, Würde und Eigenständigkeit.
Möglichkeiten der Entlastung, Schulung und finanzieller
Diese Themen werden stark vom gewohnten Lebensstandard, dem
Absicherung.
sozialen Umfeld, der Wohnsituation, den finanziellen Möglichkeiten und natürlich von der Gesundheit
Welche Rolle spielt
beeinflusst. Für viele Menschen ist es
Spiritualität?
Für viele Menschen hat
aber auch sehr wichtig, dass sie noch eine
> Ich finde das Alter nicht arm
Aufgabe haben, als Teil der Gesellschaft
Spiritualität eine sehr grosse
an Freuden; Farben und Quellen
agieren können und gebraucht werden.
Bedeutung bei der Auseindieser Freuden sind nur anders. <
Abhängig von persönlichen Wünschen,
andersetzung mit der letzten
Friedrich Freiherr von Humboldt (1767–1835)
Möglichkeiten und Lebenserwartungen
Lebensphase und dem Sterben.
bestimmt also jeder Mensch individuell
Aber auch hier sind die Bedürfnisse und Erwartungen ganz
für sich selbst, was gutes Altern bedeutet.
individuell. Ich halte es für sehr
wichtig, dass jeder Mensch die
Was braucht es dazu?
Wichtige Voraussetzung ist, dass möglichst
Möglichkeit hat, seine Spirituaviele Ressourcen lange erhalten werden.
lität in jeder Lebensphase leben
Dazu gehören persönliche Ressourcen wie
zu können und zu dürfen.
Gesundheit und soziale Netzwerke genauso wie die finanzielle Ausstattung und das
Wie sehen Sie Ihr
gewohnte Wohnumfeld. Im Alter sollte man
eigenes Alter?
möglichst so weiterleben können wie in den
Für mich hat die Familie eine
vorhergehenden Lebensjahren.
grosse Bedeutung. Ich wünsche
mir, dass ich im Alter mögWas sollte sich politisch ändern, damit
lichst nahe bei oder mit meinen
mehr Menschen gut altern können?
Angehörigen leben kann. WeiDie bestehenden Sozialsysteme sorgen heute
ter ist es mir wichtig, auch im
für eine gute materielle Absicherung älterer
Alter ein erfülltes Leben führen
Menschen. Diese müssen aufrechterhalten
zu können, eine Aufgabe zu
und auf zukünftige Herausforderungen aushaben und gebraucht
gerichtet werden. Wichtige Themen der Zuzu werden. <
.
Bild: Christiane Faschon
> Schweiz
11
Historie widerspricht Freiheitsmythen
700 Jahre Schlacht bei Morgarten, 600 Jahre Eroberung des Aargau, 500 Jahre Niederlage bei Marignano und
200 Jahre Wiener Kongress als Grundlage unserer heutigen Staatsgrenzen. Diese Serie von Jubiläen ist Grund
genug für den ersten Teil eines politischen Exkurses in die Schweizer Geschichte. Von Theo Bühlmann
Bild: Indem man Geschichtsereignisse
in die Gegenwart
«hineindeutet»,
werden sie oft
verfälscht.
Collage: Claude Longchamp
Diese Serie von runden
Geschichtsjubiläen im Verbund mit den Nationalrats- und Ständeratswahlen
im Herbst machen 2015 zu
einem politisch-patriotisch
besonderen Jahr. Welche
Bedeutung haben diese
Daten in der Schweizer
Geschichte? Und was hat
es mit ihrer politischen Instrumentalisierung als Freiheitsmythen auf sich? Denn
es sollte uns nicht kalt lassen, wenn die Jubiläen zur
Mythologisierung politischer Stossrichtungen vor
allem von rechts bemüht
werden: Um beispielsweise
die Abschottungspolitik gegenüber Europa zu begründen – teilweise mit arger Verbiegung historischer Tatsachen
beziehungsweise dessen, was von der
durchaus spannenden Schweizer Geschichte bruchstückhaft gesichert ist.
Nebulöse Anfänge «der Schweiz»
Wir müssen uns bewusst sein, dass
über die Anfangsjahrhunderte nur sehr
wenig Zuverlässiges bekannt ist. Bis
zum Ende des Mittelalters wurde sehr
wenig aufgeschrieben. Das Geschichtsinteresse war klein; die aller> Je mehr Zeit verging meisten Leute konnten gar
und je weniger man nicht lesen. Und die schriftlichen Quellen jener Zeit
wusste, desto mehr bot waren
Einzelstücke, der
sich Raum für frei- Buchdruck war noch nicht
heitstapfere Sagen. < erfunden.
Die Autonomiebestrebungen der alten Eidgenossenschaft waren
mancherorts illegal und die Rechtsverhältnisse oft widersprüchlich. Darum
verbrannten sie bei Eroberungen regelmässig ganze Archive, beseitigten
allfällig «schädliche Rechtsbeweise»
oder schlossen Dokumentensammlungen weg. Dies ist mit ein Grund,
dass diese Zeit so sagenumwoben ist.
Nach der Völkerwanderung bis Ende
des ersten Jahrtausends war das
Schweizergebiet Teil des Franken- und
Burgunderreiches und stand unter der
Herrschaft der Schwaben und Zähringer. Später konnten sich Innerschweizer Talschaften und Städte allmählich
verselbständigen: Weil in der «Schweiz»
keine Adelsmacht mehr stark präsent
war und sich auch die Habsburger Ländereien zu weit weg vom Österreichischen Hauptgebiet befanden und darum vernachlässigt wurden.
Die Schlacht bei Morgarten 1315 fällt
in diese Zeit und kann im Zusammenhang mit dem Bundesbrief (datiert anno
anfangs August 1291) als Grundlage
unseres Nationalfeiertags gesehen werden. Der Brief von Uri, Schwyz und
Nidwalden soll als älteste erhaltene Urkunde eine (uneinheitliche) Entwicklung belegen, die mit vielen Umwegen
letztlich doch zum Bundesstaat von 23
Kantonen einmündete. Doch neuere
Untersuchungen von Historikern wie
etwa Roger Sablonier sprechen dem
Bundesbrief gar seine Echtheit ab.
Ob er ein Geheimbund gegen das
habsburgische Königshaus Rudolfs I.
war, geht aus dem Inhalt nicht eindeutig hervor. Der Brief könnte auch
«nur» ein lokales Landfriedensbündnis
gewesen sein, um Sippenstreitigkeiten
einzudämmen. In der Innerschweiz
bestanden damals über Generationen
sich hinziehende Fehden, in denen
nahe und entferntere Nachbarn einander gar Stall, Vieh oder Haus niederbrannten. Oft geschah dies aufgrund
unklarer Gebietsverhältnisse: Das meiste Land war damals noch bewaldet.
Bauern konnten im Innerschweizerischen Gebiet oft nur mehr schlecht als
recht leben. Hungersnöte zwangen sie,
neues Kulturland durch Rodungen zu
gewinnen, was Konflikte mit Anstössern sowie nahen und fernen Landbesitzern brachte.
Nachpatriotisierung
Auch Morgarten kann heute nur noch
knapp als historisches Ereignis gelten
(es fehlt in den ältesten Jahrbüchern
der Region), so spärlich ist die Faktenlage. «Vielleicht war’s bloss eine Schlägerei», gab die Berner Geschichtsprofessorin Regula Schmid zu bedenken.
Gesichert ist nur, dass Einheimische
und Habsburger 1315 «unfreundlich
aufeinanderprallten». Erst 25 Jahre später beschrieb der Franziskanermönch
Johannes von Winterthur die Schlacht
als erster ausführlich, war aber mehr
an einer literarischen Collage als an
fundierter Geschichtsschreibung interessiert und reicherte sie sogar mit biblischem Stoff an. Dies, obwohl Gegner
mit Baumstämmen und Steinbrocken
von Anhöhen hinterhältig zu überfallen im Spätmittelalter gegen jegliche
Moral verstiess, woraus frühe Texte
keinen Hehl machten. Sie verflochten
denn auch den Überfall bei Morgarten
mit einem auch brutalen Ereignis ein
Jahr zuvor: Dieselben «Landlüt» hatten
damals das Kloster Einsiedeln geplündert und die Mönche gejagt. Gesoffen
hätten die Schwyzer ohne Mass und
die Kirche mit Unrat geschändet.
Dass später – noch zusätzlich provoziert durch Schwyzer Rodungen von
Land des Klosters Einsiedeln, das unter habsburgischem Schutz stand – ein
Heergefolge von Zug gegen Schwyz
gezogen, gestoppt und grösstenteils in
den Ägeriesee getrieben worden und
rüstungsschwer ertrunken sei, entneh-
Fortsetzung Seite 12
treffpunkt 4/15
> Schweiz
men wir ebenfalls der Erzählung.
Je mehr sich aber Ereignisse zeitlich entfernten und je weniger man von ihnen
wusste, desto mehr bot sich Raum für
freiheitstapfere Sagen und Mythen, die
immer wieder zur politischen Untermauerung von Gehorsam, Ruhe, Ordnung, Zusammenhalt und soldatischer
Motivation eingesetzt wurden. Man
verbreitete sie unter anderem in Liedern und in wiederkehrenden Gedenkfeiern. In Uri beging die «Bruderschaft
zur heiligen Dreifaltigkeit» jährlich eine
Jahrzeit für Wilhelm Tell und die drei
legendären Bundesgründer vom Rütli. Mitglied dieser Gesellschaft war der
Geschichtsschreiber Aegidius Tschudi,
der im 16. Jahrhundert nebst seiner
Vorstellung von den Anfängen der Eidgenossenschaft auch die Schlacht von
Morgarten in seine Chronik aufnahm.
Im 19. Jahrhundert entstand dann ein
regelrechter Kult um
die
Morgartenkrieger
> Die eidgenössischen Vergegen das Habsburbindungen blieben über ger Heer, die nun als
Jahrhunderte sehr vage. < Verteidiger freiheitlicher und gar demokratischer Werte gefeiert wurden.
Fortsetzung von
Seite 11
Eroberung des Aargaus 1415
Klar ist, dass siegreiche Konflikt- oder
Kriegsereignisse wie jenes von Morgarten (und vor allem Sempach) die
Ureidgenossen zu weiteren Eroberungen verleiteten. So gingen Uri, Schwyz,
Unterwalden wirtschaftliche und militärische Bündnisse mit Luzern, Zürich, Zug, Glarus und Bern ein und
bildeten ab 1353 die 8-örtige Eidgenossenschaft. 1415 eroberten sie den
wirtschaftlich und strategisch bedeutsamen, aber wehrlosen Aargau – und
später auch den Thurgau, die sie fortan
als Untertanengebiete hielten.
Aus Spannungen zum österreichischen
12
Herzog Friedrich IV. hatte der deutschen König Sigmund die Eidgenossen
aufgefordert, dessen Aargauer Ländereien im Namen des Reiches einzunehmen. Sie taten dies – obwohl sie erst
drei Jahre zuvor einen Friedensvertrag
mit Österreich abgeschlossen hatten
– in erstaunlich kurzer Zeit, und sie
trafen fast nirgends auf Gegenwehr.
Noch während des Feldzugs hatte sich
Friedrich mit Sigmund versöhnt, der
eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und die Rückgabe der eroberten Gebiete forderte. Die Eidgenossen
hielten sich nicht daran. So blieben
deren Ansprüche auf die Aargauischen
Ländereien unrechtmässig, bis Habsburg rund 60 Jahre später auf sie verzichtete. Mit der Eroberung des Aargaus übernahmen die Eidgenossen de
facto die Landesherrschaft.
Wirtschaftliche Expansion
Allerdings müssen wir sehen, dass nur
ein Teil eidgenössischer Gebiete durch
Krieg «gewonnen» wurde. Für städtische Expansionen war der Einsatz
finanzieller Mittel am wichtigsten.
Herrschaftsrechte des verarmenden
Adels und von Klöstern wurden –
oft auch «privat» durch kapitalstarke
Stadtbürger – entweder direkt aufgekauft oder als Pfand für Darlehensgewährung eingesetzt. Die Besitzesrechte fielen bei Zahlungsunfähigkeit des
Schuldners an den Gläubiger.
Daneben bildete die Burg- oder Bürgerrechtspolitik – vor allem für die
bäuerlichen «Kommunen» – ein wichtigstes Mittel der Expansion: Gemeinden sowie kirchliche oder adelige Herrschaften wurden in das Bürgerrecht der
Kommune aufgenommen und erhielten militärischen Schutz, mussten aber
deren Gerichtshoheit, das militärische
Aufgebotsrecht und oft auch deren
Steuerhoheit anerkennen. Solche «Protektorate» sanken im Laufe der Zeit fast
regelmässig auf die Stufe rechtloser und
verarmender Untertanengebiete ab.
Die Waldstätte gingen zudem oft so
vor, dass sie die Bauern eines benachbarten Herrschaftsgebietes veranlassten, revolutionär eine unabhängige
Gemeinde zu bilden, um diese dann
sofort ins Landrecht aufzunehmen.
Vorab Luzern und Bern erteilten auch
Burgrechte an Einzelpersonen in benachbarten Territorien zur Schwächung und Aushöhlung von konkurrierenden Gebietsverbänden.
Schwacher Zusammenhalt
Die gemeinsamen Untertanengebiete
im Aargau bedingten eine Herrschaftsinstitution: die Tagsatzung. Sie war eine
mindestens jährlich abgehaltene Konferenz, ein Aus- und Abspracheforum von
Gesandten der «Kantonsregierungen».
Es hatte nur in Fragen der gemeinsamen Gebiete Entscheidungskompetenz. Die Tagsatzung bildete fortan das
einzige Organ der 8- und später 13-örtigen Eidgenossenschaft (mit Freiburg,
Solothurn, Schaffhausen, Appenzell, Basel) und deren zugewandten Orte (mit
St.Gallen, Graubünden), die ansonsten
nur mit einem lockeren und fragilen
Bündnissystem verflochten waren.
Die eidgenössischen Verbindungen
blieben denn auch über Jahrhunderte
sehr vage. Expansionen brachten kriegerische Konflikte wie die Schlacht bei
St.Jakob an der Sihl und Birs. Zürich
sowie Bern erschienen Beziehungen
zu Habsburg langezeit dienlicher. Der
Hass auf die Zürcher war in Schwyz
phasenweise mindestens so präsent wie
<
derjenige auf die Österreicher.
Teil 2 dieser Geschichtsdarstellung lesen
Sie im nächsten Treffpunkt.
> Agenda
> KAB CH
25. April: Sitzung Zentralrat Pfarreizentrum St.Josef, Zürich
4.–8. Mai: KAB-Reise nach Luxemburg in die Wiege Europas
26.–29. Juni: KAB-Reise in den Schwarzwald
> Kantonalverbände
St.Gallen, 23.April: «Viel mehr als ein Buch», die Bibel begreifen als Bibliothek der Lebensfragen. Bildungsabend mit
100-Jahr-Feier
UznachSchmerikon
2009.
Bild: Peter
Niederberger
Pfarreibeauftragten und Präses Hansjörg Frick, 19.15 Uhr
im Pfarreiheim St.Maria-Neudorf St.Gallen
> Sektionen
Küssnacht am Rigi, 4.–6. April: Osterkerzenverkauf
Zürich-Altstetten, 9. April: Wanderung von Wädenswil
nach Bäch
Gossau, 16. April: Betriebsbesichtigung Kuhn Rikon AG,
11.45 Uhr Treffpunkt Bahnhof Gossau
Gossau, 20. April: «And Go! Gemeindevereinigung AndwilGossau». Stadtpräsident Alex Brühwiler orientiert:
19.30 Uhr im Andreaszentrum
Ihre Anlässe in der Treffpunkt-Agenda
Liebe Sektionsverantwortliche
Bitte schickt der Redaktion (Adresse Seite 14) das Programm
2015 Ihrer Sektion, damit wir auch für Ihre Anlässe «werben»
können. Vielen Dank.
> Brücke · Le pont
13
Spendenstatistik für Brücke · Le pont, September bis Dezember 2014:
Eine Zusage, die verpflichtet
2014 erreichte Brücke · Le pont ihr Budgetziel dank Spenden von Einzelpersonen, privaten Institutionen, der öffentlichen Hand – und der tatkräftigen
Unterstützung durch die KAB. Dafür danken wir ganz herzlich.
Die Evaluation von Brücke · Le pont vom Herbst 2013 durch ein externes Expertenteam fiel sehr positiv aus. Das veranlasste die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA 2014 zur Zusage, ihren jährlichen Programmbeitrag zu erhöhen. Im Gegenzug muss Brücke · Le pont aber selber mehr
Spendengelder einholen. Das heisst: Die Unterstützung durch die
KAB ist nach wie vor sehr wichtig!
Tragen Sie also unsere Entwicklungsarbeit weiterhin mit, z.B. indem Sie Patin
oder Pate werden für Berufsbildung für Jugendliche, Einkommensförderung
für Kleinbauernfamilien oder Arbeitsrechte für Fabrikarbeiterinnen. Mit
1 Franken pro Tag sind Sie dabei. Wir informieren Sie gerne.
Rufen Sie uns an oder senden Sie uns ein E-Mail.
Nach Kantonen aufgeteilt finden Sie für die Periode September bis Dezember
2014 die Spenden von KAB-Sektionen, Kirchgemeinden, Kollekten und Institutionen über CHF 100 einzeln aufgeführt. Spenden von Privatpersonen sowie
institutionelle Spenden unter CHF 100 sind unter Einzelspenden
zusammengefasst.
Allen Personen und Gruppen, die unsere Projekte mit Spenden und Verkäufen
finanzieren helfen, danken wir auch im Namen der Begünstigten in Afrika
und Lateinamerika ganz herzlich.
Franziska Theiler, Geschäftsleiterin Brücke · Le pont
Abkürzungen:
KG = Kath. Kirchgemeinde,
PA = Pfarramt
Dank Ihrer Unterstützung findet nahrhaftes Sorghum-Brot
in Togo einen immer
grösseren Absatz.
Spenden für Brücke · Le pont
vom 1. 9. bis 31. 12. 2014:
AG: KAB Merenschwand 120, KAB Sarmenstorf 300, KAB
Wettingen 298, KAB Würenlos 350, Kapelle Mariawil Baden 357, PA Baden 1'252, PA Eiken 250, PA Frick 400, PA
Hägglingen 200, PA Koblenz 170, PA Lenzburg 536, PA
Oberlunkhofen 309, PA Seon 210, PA Suhr 205, PA Zufikon 256, PA St.Anna Menziken 150, PA St.Maria Würenlos 1'490, PA St. Sebastian Wettingen 750, KG Wettingen
5'532, KG Wohlen 522, KG Würenlos 400, KG Stein AG
300, Finanzdepartement Aargau 10'000, Gemeindeverwaltung Obersiggenthal Nussbaumen b.Baden 4'000,
Stadt Baden 5'000, Einzelspenden 13'152, Total: 46'509
AI: Kath. Kirchenverwaltung Gonten 100, Einzelspenden 150, Total: 250
AR: Evang. KG Urnäsch 270, Einzelspenden 556, Total: 826
AU: Stadtkirchenverband Hannover 389, Einzelspenden 60, Total: 449
St.Martin St.Gallen 230, PA St.Niklaus Wil 3'855, KG Niederuzwil 500, KG Gossau SG 1'000, Politische Gemeinde
Eggersriet 100, Einzelspenden 20'613, Total: 44'138
SH: PA Ramsen 146, Kantonale Finanzverwaltung
Schaffhausen 5'000, Einzelspenden 1'000, Total: 6'146
SO: Frauenforum Grenchen 850, KAB Solothurn 437,
KAB Selznach 170, KAB Trimbach 300, KAB Wolfwil 100,
KAB Kanton Solothurn 90, KAB/M Balsthal 400, PA Biberist 1'447, PA Deitingen 250, PA Dornach 128, PA Hägendorf 198, PA Kestenholz 500, PA Lohn-Ammannsegg
729, PA Oberdorf 285, PA Subingen 183, PA St. Josef
Luterbach 150, KG Selzach 1'000, KG Trimbach 1'500,
Kultusverein St.Eusebius Grenchen 500, Einzelspenden
8'249, Total: 17'466
SZ: KAB Immensee 1'200, KAB Kanton Schwyz 52'300,
PA Muotathal 704, Missionsgruppe Ibach 500, Stiftung
Carl und Elise Elsener-Gut Schwyz 20'000, Finanzdepartement Kt. Schwyz 1'000, Kant. Finanzdepartement
Schwyz 1'000, Einzelspenden 4'545, Total: 81'249
TG: KAB Kreuzlingen 580, KAB Romanshorn 1'070, KAB
Weinfelden 343, PA Berg TG 303, PA Bischofszell 1'045,
PA Horn 140, PA Ermatingen 189, KG Weinfelden 300,
Einzelspenden 5'575, Total: 9'545
UR: KAB Kanton Uri 3'000, KAB Kanton Uri - Brücke · Le
pont 2'581, PA Andermatt 291, PA Flüelen 184, PA Seedorf 1'465, PA Seelisberg 150, Herrenknecht Schweiz
Holding AG Altdorf 500, Einzelspenden 3'035, Total:
11'206
ZG: KAB Cham-Hünenberg 100, PA Rotkreuz 263, Einzelspenden 6'495, Total: 6'858
ZH: KAB Dietikon 100, KAB Heilig-Kreuz Zürich 1'700,
KAB Maria Lourdes Seebach 700, KAB Zürich-Oerlikon
120, PA Männedorf 304, PA Christkönig Kloten 222, PA
Heilig Geist Zürich 1'000, PA Maria-Lourdes Zürich 1'737,
BE: PA Interlaken 804, PA Konolfingen 120, KG Konolfingen 1'400, KG Lyss 2'000, KG Spiez 1'000, Einwohnergemeinde Belp 1'500, Einwohnergemeinde Jegenstorf
500, Gemeinde Heimberg 1'000, Drogerie Von Grünigen
Gstaad 100, Einzelspenden 9'710, Total: 18'134
BL: KAB Reinach 423, PA St.Nikolaus Reinach 730, KG
Münchenstein 500, KG Reinach 5'000, Einzelspenden
2'230, Total: 8'883
BS: PA Bruder Klaus Basel 831, Präsidialdepartment
des Kts. Basel-Stadt 50'000, Einzelspenden 5'355, Total: 56'186
FL: Emperor Foundation 89'050, medicor foundation
Triesen 130'000, Einzelspenden 670, Total: 219'720
FR: KAB Gurmels 500, KAB/M Tafers 300, PA Plasselb
100, PA Rechthalten 260, PA Schmitten 882, Kath. Pfarreiseelsorge Fribourg 638, Paroisse catholique Givisiez
200, Paroisse catholique Promasens 150, Conseil paroissial Attalens 100, Conseil paroissial Bonnefontaine
100, Conseil paroissial Courtepin 500, Conseil paroissial Grolley 100, Conseil paroissial Romont 200, Conseil
paroissial Treyvaux 100, Evang.-ref. KG Rechthalten 100,
Paroisse de Bas-Intyamon Estavannens 100, Gemeindeverwaltung Schmitten 300, Gemeindeverwaltung
St.Ursen 500, Gemeindeverwaltung Tafers 1'500, Einzelspenden 15'160, Total: 21'790
GL: Departement Volkswirtschaft und Inneres Glarus
3'000, Einzelspenden 70, Total: 3'070
GR: Kath. Pfarrei Vorder- und Mittelprättigau Seewis Dorf 263,
Einzelspenden 2'240,
Brücke · Le pont lädt Sie herzlich zur Delegiertenversammlung vom
Total: 2'503
5. Mai nach Freiburg ein. Die Versammlung findet im alten BürgerLU: KAB Emmen 550,
spital, Rue de l’Hôpital 1 statt, beginnt um 14.00 Uhr und endet mit
KAB Ettiswil 120, KAB
einem Apéro. Anmeldung per Tel. 026 425 51 51 oder info@brueckeHochdorf 1'064, KAB
lepont.ch.
Kanton Luzern 503,
KAB Kriens 410, KAB
Littau 5'992, KAB Luzern St. Paul 400, KAB Reiden 345, PA St.Margarethen Wald 100, PA St.Martin Effretikon
KAB Schüpfheim 916, KAB St.Maria 600, KAB Willisau 467, PA St. Martin Seuzach 224, PA St.Mauritius Bon1'174, KAB Zell 721, KAB/F Luzern 500, PA Buchrain 1'468, stetten 200, PA St.Theresia Zürich 140, KG Wädenswil
PA Buttisholz 661, PA Hitzkirch 458, PA Hochdorf 1'720, 400, KG Schönenberg 153, KG Zürich 500, Kirchenpflege
PA Hohenrain 278, PA Kleinwangen 144, PA Neudorf 130, Zürich 100, Sarah Dürmüller - Hans Neufeld Stiftung
PA Oberkirch 143, PA Pfeffikon 114, PA Reiden 543, PA Zürich 1'000, Schroder Stiftung Zürich 5'000, StifReussbühl 690, PA Römerswil 133, PA Schwarzenbach tung Abantu Zürich 10'000, Stiftung Solidarität Dritte
136, PA Wolhusen 449, PA Bruder Klaus Emmenbrücke Welt Wädenswil 20'000, Stiftung Symphasis Zürich CS
708, PA Gerliswil Emmenbrücke 1'001, PA Littau Lu- 12'500, Finanzdepartement der Stadt Zürich 60'000,
zern 10'000, PA St.Josef Maihof Luzern 189, PA St.Paul Finanzdirektion des Kt. Zürich 344'000, FinanzverwalLuzern 1'045, PA St.Peter und Paul Willisau 1'390, PA tung Illnau-Effretikon 500, Gemeinde Zollikon 5'000,
St.Stephan Beromünster 521, KG Altishofen 500, KG Gemeindeverwaltung Männedorf 15'000, sfb BildungsHochdorf 500, KG Rothenburg 10'000, KG Willisau zentrum Dietikon 500, Swissmem Zürich 200, Legat
3'000, Rütli Stiftung Luzern 5'000, Finanzdepartement Winterthur 7'600, Einzelspenden 19'179, Total: 508'646
Kanton Luzern 8'000, Fastenopfer Luzern 2'000, Einzel- Anonym: Einzelspenden 460 Total: 460
spenden 32'426, Total: 96'642
NW: KAB Stansstad 250, PA Stans 1'175, PA Stansstad Total Spenden vom 1. 9. bis 31. 12. 2014:
1'605, Einzelspenden 1'705, Total: 4'735
1'166'526 Franken
OW: Einzelspenden 1'115, Total: 1'115
SG: KAB Gossau 240, KAB Jona 490, KAB St. Maria-Neudorf 304, KAB Uznach-Schmerikon 270, KAB/M St.Gallen Centrum Dom 100, KAB/M St. Gallen-Winkeln 280,
KAB/M St.Maria-Neudorf 2'842, PA Heerbrugg 200, PA
Niederbüren 370, PA Rorschach 753, PA Schmerikon
183, PA St.Gallen 139, PA Steinach 299, PA Uznach 864,
PA Walenstadt 244, PA Wattwil 747, PA Wittenbach 659,
PA Wolfertswil 160, PA - Seelsorgerverband Murg 195,
PA Abtwil-St.Josefen 272, PA Bütschwil, Lütisburg,
Ganterschwil 919, PA Goldach 2'257, PA Gommiswald
u. Rieden 325, PA Heiligkreuz St. Gallen 800, PA Libingen-Mühlrüti Mosnang 907, PA Rheineck 109, PA St.MaPK 90-13318-2
ria St.Gallen 1'453, PA St.Martin Jonschwil 1'334, PA
Einladung zur Delegiertenversammlung 2015
treffpunkt 4/15
> KAB: Kantone und Sektionen
14
KAB Gossau, Emmen und Dietikon
Verdiente Wertschätzungen
Drei GV’s standen im Zeichen verdienter Danksagungen: unter anderem speziell an
den Gründer einer Sportartikelbörse, an einer Versammlung für die Treue von 250 Vereinsjahren, und für die Freiwilligenarbeit im Allgemeinen.
KAB Gossau: Rasch und bildhaft
Kürzlich hielt die KAB Gossau ihre jährliche Hauptversammlung im Andreaszentrum ab. Der Anlass begann mit
dem traditionellen kleinen Znacht. Nach der Begrüssung
durch den Präsidenten Gerhard Ledergerber konnten die
anstehenden Traktanden rasch abgewickelt werden: Denn
es war kein Wahljahr, und es mussten auch keine Anträge
behandelt werden.
Zwei Punkte aus den Ausführungen des Präsidenten sollen
jedoch erwähnt werden: Ein Dankeschön an die jährlichen
Inserat
KAB
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Kärnten, mit einem Ausflug nach Slowenien
5. bis 12. Sept. 2015
Gönner aus Gossau und Umgebung und zur bevorstehenden Neupositionierung der KAB-SG. Eine bildhafte Rückschau auf das vergangene Vereinsjahr beendete die diesjährige Hauptversammlung.
Walter Lumpert
KAB Emmen: Dank für 46, 15 und 10 Einsatzjahre
84 KAB-Mitglieder und neun Gäste nahmen an der 68. Generalversammlung vom 6. März teil. Nach einem besinnlichen Wortgottesdienst unseres neuen Präses Matthias Vomstein ging es ins Pfarreiheim zum Nachtessen. Der Saal war
schön dekoriert von Vreni und Louise. Das von Ruedi Siegrist zubereitete Essen mundete allen.
Zu den Traktanden: Das Protokoll wurde genehmigt und
Vreni verdankt. Der Jahresbericht des Präsidenten wurde mit
Applaus verdankt. Der Kassier Eugen konnte nur gute Zahlen präsentieren. Für Brücke · Le pont und andere Sozialwerke wurden 2820 Franken gespendet. Die Rechnung ergab einen Überschuss von 1000 Franken. Die Rechnungsrevisoren
und die Mitglieder waren mit der Rechnung einverstanden.
Bei den Mutationen mussten wir von drei Vereinsmitgliedern Abschied nehmen; zwei
KAB Emmen:
Mitglieder kamen neu dazu.
Bild unten: Anna UnterBei den Wahlen wurde der Vornährer und Louise Wüest –
stand bestätigt; neuer Fähnrich
sie ist seit 15 Jahren im
wurde Alois Kluser.
Nach 46 Jahren im Vorstand
Vorstand.
Bild rechts: Margrit und
trat Josef Vogel zurück. Er
Josef Vogel – er trat nach
gründete die Sportartikelbörse,
46 Jahren aus dem
war Kilbichef und war immer
Vorstand. Bilder: Eugen Bammert
da, wenn man ihn brauchte:
Viel Sonnenschein, malerische Seen, Schlösser und Burgen, eine prachtvolle Bergwelt und
kulinarische Spezialitäten erwarten unsere KAB-Reisegruppe in Kärnten. Ein Höhepunkt der
Reise wird der Ausflug nach Slowenien mit einem Besuch der Hauptstadt Ljubljana sein.
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Frühbucher erhalten für alle Reisen Fr. 20.- Ermässigung pro Person!
Infos, Reiseprogramme
und Anmeldung
treffpunkt
KAB Verbandssekretariat
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> Impressum
Das Monatsmagazin treffpunkt ist das Verbandsorgan
der Katholischen Arbeitnehmerinnen­ und Arbeitnehmer­
Bewegung der Schweiz KAB:
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Redaktion, Grafik: Theo Bühlmann (TBü):
Fuchsacker 3, 6233 Büron, [email protected]
Tel. (Bitte auf Beantworter sprechen): 041 933 13 23,
Regelmässige Mitarbeit: Thomas Wallimann-Sasaki (TW),
KAB-Sozialinstitut: Tel. 044 271 00 32, [email protected]
www.sozialinstitut-kab.ch
Christiane Faschon (CF), Religionsprädagogin, Journalistin,
Dozentin: [email protected]
Jahresabonnement: Schweiz Fr. 38.–, Ausland Fr. 50.–
Gratis-Probeabo für 3 Monate: [email protected]
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Textberatung, PF 2063, 8401 Winterthur, Tel. 052 202 70 70,
Fax 052 202 49 48, [email protected]
Druck, Administration: Druckerei Oberholzer AG,
8730 Uznach, Tel. 055 285 90 60, [email protected]
Nächster Redaktionsschluss: 10. April 2015
Nächstes Erscheinungsdatum: 30. April 2015
> KAB: Kantone und Sektionen
> Kolumne
Seppi wir danken dir. Er hilft immer noch mit an der Kilbi.
Unser Fähnrich André Suter gab das Amt nach 10 Jahren
ab: Herzlichen Dank für deine Einsätze. Ein Dank ging
auch an Louise und Walter, die bereits 15 Jahre im Vorstand sind. Anna Unternährer hat während vielen Jahre die
Programme in Emmen-Dorf verteilt: Auch dir herzlichen
Dank.
Thomas Wallimann überbrachte Grüsse der KAB Schweiz
und berichtete das Neueste aus der «Zentrale Zürich». Nach
einem guten Dessert und einem Kaffee klang die GV aus.
Eugen Bammert
Frühlings-Vorsätze?
KAB Dietikon: Sechs runde Vereins-Geburtstage
as. Kürzlich konnte die KAB Dietikon ihre 108. Generalversammlung im Vereinszentrum St.Agatha feiern. Es waren
dieses Jahr sechs Jubilare zu ehren: mit 60 Jahren Mitgliedschaft Agnes Grünenfelder, mit je 50 Jahren Mitgliedschaft
Pia Felber und Markus Bittel. Und je 30 Jahre konnten
Martha Brem, Erna Mauler und Rosmarie von Euw feiern.
Vor der GV offerierte der Verein allen Anwesenden ein Gratis-Essen. Dann begrüsste die Präsidentin Marlies Kiwic
28 Mitglieder und zwei Gäste des Frauenvereins. Die ordentlichen Geschäfte wurden ohne grosse Diskussionen angenommen und der bestehende Vorstand bestellt: Marlies
Kiwic als Präsidentin, Sepp von Euw als Vizepräsident, neu
Lisbeth Binder als Kassierin, weiter Kaethy Flury, Mathilde
Wild und Anton Scheiwiller.
Die Präsidentin stellte das Jahresprogramm vor mit dem
Maibummel ins Kloster Fahr, mit dem Kantonaltreffen in
Dietikon, dem Vereinsausflug und der Weihnachtsaktion.
Der Vorschlag des Vorstandes, für ein Projekt in El Savatore
500 Franken zu spenden, wurde genehmigt.
Das Schlusswort hielt unser Präses, Pfarrer
Kurt Vogt: Es stellte die Wertschätzung der
Freiwilligenarbeit in den Vordergrund. Er orientierte auch über Neuerungen der St.JosefKirche. Speziell will man die Jugend ansprechen. Anschliessend zeigte Anton Scheiwiller
mit seiner PP-Show die Vereinsaktivitäten im
2014 in Dietikon. Nach der GV gab es noch
<
ein feines Glacédessert mit Kaffee.
Bild unten: Jubilare der KAB Dietikon: (von
links) Erna Mauler, Martha Brem, Pia Felber,
Agnes Grünenfelder und Markus Bittel.
(Nicht auf der Foto ist Rosmarie von Euw.)
Bild: Anton Scheiwiller
15
Die ersten Monate des «neuen» Jahres sind bereits vorüber, der Frühling steht vor der Tür. Wie schnell die
Zeit vergeht! Ich erinnere mich noch, wie im Radio
eine Moderatorin berichtet hat, dass ihr noch nie so
viele Menschen beim Joggen begegnet seien wie nach
Neujahr. Auch wenn es längst alter Kaffee ist: Man
kann auch unter dem Jahr einen sportlichen Vorsatz
fassen – vielleicht hält er ja besser, weil freiwillig
(ohne Datumszwang ) ...
Sport gleich Gesundheit wird oft angepriesen. In
meinem Beruf sehe ich so manch Gegenteiliges. Da sind
junge körperlich gesunde Menschen kurz nach Abschluss
ihrer Ausbildung, die plötzlich ein psychisches Leiden
entwickeln. Da ist der Mitfünfziger,
der nie geraucht hat und einen Lungentumor diagnostiziert bekommt,
oder der sportliche, frischgebackene
Grossvater, von dem die Familie
nach einem schweren Schlaganfall
Abschied nehmen muss.
Dies alles sind Beispiele von Menschen, ohne vorhergehende Leidensgeschichte. Es sind Menschen die
plötzlich vom Schicksal getroffen,
vor einer Herausforderung stehen
und ihre bisherigen Lebenspläne oder
Vorsätze total überdenken müssen.
Ich habe mir schon oft überlegt, wie
Melanie Helfenberviel Planung sinnvoll ist. Denn das
ger von Rickenbach
Sprichwort: «Erstens kommt es anZH ist Pflegefachders, und zweitens als man denkt»
frau und Stationshat durchaus einen wahren Kern
(wie so einige Sprichwörter aus dem leiterin. Sie ist Mutter zweier Töchter
«Volksmund»).
und zählt Politik,
Unsere Multioptionsgesellschaft
Religion und Singen
macht es dem Einzelnen auch
zu ihren Hobbys.
nicht leicht. Es gibt so viele Wahlmöglichkeiten. Beim Einkaufen:
Bio- oder Massenproduktion, Süsses
oder Gemüse? Beruf lich: Weiter- oder Fortbildung
beginnen? Partnerwahl: heiraten oder nicht, Kinder
jetzt oder später, Haus oder Wohnung, etc.
Beinahe jeden Tag werden wir vor x Möglichkeiten
gestellt. Nur die Gesundheit kann man meist nicht
wählen. Man kann seinen Lebenswandel gesünder
oder weniger gesund gestalten. Aber im Grunde ist die
Gesundheit doch ein Geschenk, dessen wir uns meist
erst bewusst sind, wenn wir krank werden.
Ich habe mir darum auf den Frühling etwas anderes
vorgenommen: nämlich mehr Gelassenheit – egal was
kommt. Meinen Familienalltag kann ich noch so
planen, es passiert immer irgendwas, das alles auf den
Kopf stellt. Da muss ich oft drei Mal tief durchatmen
und mein Sprichwort wie ein Mantra sagen: «Der
Mensch denkt, Gott lenkt». In diesem Sinne wünsche
ich allen Lesern viel Gesundheit und Gelassenheit
und einen guten Frühling!
Melanie Helfenberger
<
treffpunkt
treffpunkt 4/15
> Persönlich
16
«Migranten aufnehmen sollte
selbstverständlich sein für Christen»
Jean-Marie Lovey (64), Bischof
von Sitten, will die Aufmerksamkeit
der ChristInnen für die Migrationsproblematik wachhalten.
Von Barbara Ludwig, kath.ch
Herr Bischof, seit Anfang 2015
sind Sie als Mitglied der Schweizer
Bischofskonferenz (SBK) für das
Thema «Migration» zuständig. Papst
Franziskus hat mit der Ernennung
des «Flüchtlingsbischofs von Lampedusa» zum Kardinal ein starkes
Zeichen für Flüchtlinge gesetzt. Wie
beurteilen Sie diese Entscheidung?
Ich sehe zwei Gemeinsamkeiten zwischen dem künftigen Kardinal Montenegro und Papst Franziskus. Zum einen kämpfen beide entschieden gegen
die Mafia. Der Papst hat sich mehrmals dazu geäussert, zuletzt, indem
er die Infiltration der Römer Politik
durch die Mafia geisselte. Vor zwei Jahren hat
> Eine Kirche, die Erzbischof
Montenegro
Fremde ablehnt, würde religiöse Begräbnisfeiern
zur Sekte verkommen. < für einen Mafiaboss
von Agrigento verboten
– und ging dadurch das Risiko ein,
zum Ziel von Vergeltungsmassnahmen
zu werden.
Zum andern gehört die Flüchtlingsinsel Lampedusa zur Diözese von
Montenegro. Das ist der Ort, den der
Papst für seine erste Reise ausserhalb
Roms aufsuchte. Die Begegnung des
Papstes mit den auf der Insel gestrandeten Flüchtlingen: Das hat noch
jeder in Erinnerung.
Was bedeutet der päpstliche Entscheid für die katholische Kirche
Schweiz?
Damit macht der Papst auf die Akzente aufmerksam, die er weiterhin setzen
will. Seit Beginn seines Pontifikats
scheint der Papst uns sagen zu wollen:
Ich brauche Mitarbeiter, die es wagen,
sich gegen das organisierte Verbrechen
einzusetzen. Und Ihr, Christen in der
Schweiz, seid stark in der Liebe zu
Gott und sorgt Euch um die Armen,
ob sie nun in der Schweiz leben oder
in den umliegenden Ländern.
Was macht die katholische Kirche
gegenwärtig für Migranten? Können
Sie ein Beispiel nennen?
Die Aufnahme von Migranten sollte
selbstverständlich sein für Menschen
mit jüdisch-christlichem Selbstverständnis. Eine Kirche, die Fremde
ablehnt, würde zu einer Sekte verkommen. Die Schweiz hat schon
immer Fremde auf ihrem Territorium
aufgenommen. Aber diese Tradition
muss gelebt werden. Kürzlich hat
SBK-Präsident Markus Büchel angesichts des Bürgerkriegs in Syrien zu
mehr Grosszügigkeit bei der Aufnahme von Flüchtlingen aufgerufen.
Werden Sie sich in der SBK dafür
einsetzen, dass die Kirche Schweiz
ihr Engagement verstärkt?
Ich glaube, meine Amtsbrüder sind
bereits sehr sensibilisiert. Es ist jedoch
meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass
diese Aufmerksamkeit nicht erlahmt.
Haben Sie bereits Pläne oder Visionen, wie Sie das anpacken wollen?
Nein, ich habe noch keine konkreten Pläne. Da ich erst seit kurzem
für den Bereich Migration zuständig
bin, muss ich noch sehr viel kennenlernen. Beim Ad-Limina-Besuch in
Rom hat mir die Begegnung mit dem
Päpstlichen Rat für die Migrantenpastoral bewusst gemacht, dass auch
die Fahrenden und die Zirkusleute
nicht vergessen werden dürfen. Beide
Gruppen von Personen leben in der
Schweiz. Dann gibt es noch die Bereiche Pilgerwesen und Tourismus, die
zahlenmässig eine noch grössere Rolle
spielen, gerade auch
im Wallis.
Bischof JeanMarie Lovey
Bild: Josef Bossart
Welche Rolle soll die
Kirche in der Diskussion über Zuwanderung und Migration spielen?
Das Wort der Kirche, vor allem aber
ihr Handeln, sollen uns stets zwei Realitäten in Erinnerung rufen: Zunächst
sind wir die Erben eines wandernden
Volkes. Abraham war ein wandernder
Aramäer. Seine Geschichte wurde
beständiger mit jedem Wegstück, das
er unter die Füsse nahm. Und jedes
Mal war er abhängig von Menschen,
die ihn bei sich aufnahmen. Abrahams
Geschichte verpflichtet uns zur Solidarität mit den Migranten von heute.
Das ist das eine.
Zum andern erinnert uns Abrahams
Leben als Nomade auf grundlegende
Weise daran, dass jeder Mensch Pilger
auf Erden ist – auf der Suche nach
einem anderen Vaterland. Denn wir
sind für den Himmel geschaffen. Dies
verpflichtet uns zu einer spirituellen
und mystischen Solidarität.
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KAB CH: Delegiertenversammlung 2015.
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