St. Antoniusblatt 82. Jahrgang, Nr. 1, Jänner 2015 Mesnerbote Mit guten aussichten Poste Italiane SpA – Spedizione in Abbonamento Postale – D. L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 n. 46) art. 1, comma 2, CNS BOLZANO – Tassa pagata – Taxe Perçue Geistliche Tipps für den Weg durch das Jahr 5 Kurioses Warum „aller guten Dinge“ 3 sind und die „13“ oft Unglück bringt 17 Wichtiges Was Bischof Ivo Muser Mesnern fürs neue Jahr ans Herz legt 21 Politisches Was die neue Kommission der EU für Südtirol bringen kann 2 zu dieser ausgabe LESENSWERT 7 Tischler, Bürgerrechtler, Geistlicher: Der evangelische Pfarrer von Meran Von P. Robert Prenner 13 Die Warmluft-Dusche für den Kopf: Interessantes rund um den Föhn Von Barbara Stocker 15 Husten, Schnupfen, Heiserkeit: Die Erkrankungen der Atemwege Von Primar Dr. Christian Wenter 24 Begegnung mit dem Hinduismus: Shiva, der König des Tanzes Von Br. Bernhard Frei, Neumarkt St. Antoniusblatt, 82. Jahrgang, Nr. 1, 2015 – Monatszeitschrift für die Familie, Jahresmitgliedsbeitrag 2015: 18,00 Euro; Einzelnummer: 1,70 Euro; Einzelabnehmer per Post: 20,00 Euro. Sie unterstützen damit die Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. – Postkontokorrent Nr. 13013396 – Bankverbindung: Raiffeisenkasse Meran, Filiale Goethestraße 7/a, ABI: 08133; CAB: 58592; CIN: M; K/K: 000030120006; IBAN: IT14M0813358592000030120006; SWIFT-BIC: ICRAITRR3PO. Zuschriften an: Mediumservice Kapuzinerstiftung Liebeswerk – Goethestraße 15 – 39012 Meran – Tel. 0473/204500 – E-Mail: [email protected] Laut Gesetzesdekret vom 30. Juni 2003, Nr. 196, Artt. 7 und 13, bestehen nun verschärfte Bestimmungen bezüglich Datenschutz. Demnach wird darauf hingewiesen, dass alle bei Athesia Druck oder bei der Kapuzinerstiftung Liebeswerk gespeicherten Adressen (Förderinnen, Förderer und Einzelabnehmer der Zeitschrift St. Antoniusblatt) die sofortige Löschung ihrer Adresse verlangen können. Nähere Informationen erhalten Sie bei: Sekretärin Monika Pichler, Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Goethestraße 15, 39012 Meran, Tel. 0473/204500, E-Mail: [email protected]. Das „St. Antoniusblatt“ erscheint monatlich. Eigentümer und Herausgeber: Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. Verantwortlicher Schriftleiter: Mag. Martin Lercher, Bozen. Druck: Athesia Druck GmbH, Bozen. Eintragung Tribunal Bozen, Reg.-Nr. 16/48. – SPED. IN. A.P. – ART. 2 COMMA 20/C LEGGE 662/96 – Filiale Bozen. Eingetragen bei USPI Rom. Titelbild: Winterlicher Blick vom Gitschberg über Meransen. St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Liebe Leserin, lieber Leser! Wie verschiedene Fäden sind sie, die Ereignisse des ausklingenden Jahres. Zum Jahreswechsel gleiten sie etwas spürbarer als gewöhnlich durch unsere Hand. Da sind freudig-farbige Töne, graue Fäden, Glücksund Pechsträhnen. Sie scheinen wirr, irgendwie durcheinander, vom Zufall kreuz und quer gelegt. Fragen tauchen auf: Wozu war das gut in diesem Jahr? Und wie führen diese Fäden weiter? Was kommt auf mich zu: Ist es ein kraftvolles Grün, das sonnige Gelb, wird es bedrohlich rot, oder legt sich gar eine schwarze Linie in den Lebensstrang? Auch der Glaube löst dieses Durcheinander der Lebensfäden nicht auf. Fragen und Zweifel bleiben. Aber die christliche Botschaft erinnert den Menschen an den Ausgangspunkt unserer Lebensfäden: Wir sind nicht zufällig hier, sondern gewollt. Und die Fäden unseres Lebens sind irgendwo verwoben zu einem sinnvollen Ganzen. Sie sind hineingewoben und ergeben ein Muster. Wie in einem bunten Schal. Wenn die Fäden des Lebens in diesem Jahr wieder ausfransen, auseinanderlaufen, kreuz und quer liegen – denken Sie an den Ausgangspunkt, in dem alles zusammenläuft, in dem diese Fäden Halt haben. Ich wünsche Ihnen ein Jahr 2015, in dem Sie immer wieder spüren, dass die Fäden des Lebens nicht wirr herumliegen, sondern von einer göttlichen Hand zu einem einzigartigen Muster zusammengestrickt werden. Dieses Vertrauen auf den Sinn möge sich – wie ein Schal – wärmend um sie legen. Ihr Glauben Jänner 2015 3 Hilfreiche Einsichten zum neuen Jahr Drei Hauptwege zum Sinn Überforderung, Hektik, die Veränderungen der heutigen Zeit, aber auch persönliche Probleme stellen viele Menschen vor die Frage nach dem Warum. Dazu bietet der neue Bischof von Feldkirch, Benno Elbs, in seinem Buch „Im Stallgeruch der Schafe“ hilfreiche Hinweise. Die dritte Hauptstraße sind die Einstellungswerte: In jeder, auch tragischen Situation ist der Mensch gefragt, sich einer Aufgabe, einer Vision, einem Menschen zuzuwenden. Frankl verwendet dafür den Vergleich mit dem menschlichen Auge. Ein krankes Auge, wenn es etwa an Grauem Star leidet, sieht sich selbst. Ein gesundes Auge nimmt sich selbst überhaupt nicht wahr. Ein gesundes Auge nimmt den anderen und die Umwelt wahr. „Eine gesunde menschliche Seele, ein gesunder Benno Elbs ist der erste Bischof, den Papst Franziskus für Österreich ernannt hat. Er wurde außerdem zum Delegierten für die zweite Familiensynode 2015 gewählt. In seinem Buch zeigt Elbs auf, dass es eine „Erneuerung der Kirche und der Pastoral“ unter dem Leitmotiv „Nähe und Barmherzigkeit“ braucht. Die Kirche sei heute gefordert, „Räume zu öffnen, in denen Heilung und Versöhnung gelingen können“. Die Chance moderner Pastoral bestehe nicht zuletzt darin, „den nach Orientierung suchenden Menschen bei der Beantwortung in der Frage nach dem ,Warum‘ zur Seite zu stehen – und dies nicht besserwisserisch, sondern zuhörend, respektvoll“. Das ganze Buch ist von der Haltung des Vertrauens durchzogen. Als Psychotherapeut kommt Benno Elbs aus der Schule von Viktor E. Frankls, dem Wiener Seelenarzt. Den Einfluss Franks merkt man deutlich: Es geht um den Sinn des Lebens, um innere Einstellungen, die wir selbst wählen können, um das Nützen der eigenen Spielräume. Frankl sieht vor allem drei „Hauptstraßen zum Sinn“. Die erste Hauptstraße sind Erlebniswerte: Dazu gehören positive Erfahrungen in der Natur und im persönlichen Leben. Die zweite Hauptstraße sind schöpferische Werte wie z. B. die Gründung einer Familie, Kinder zu haben. Foto: ler Die Frage nach dem „Warum“ Wege zum Sinn im eigenen Leben freiräumen: Dabei gibt der Vorarlberger Bischof Benno Elbs einige hilfreiche Hinweise. glauben Mensch ist jemand, der sich dem anderen zuwendet, einer Idee zuwendet. Auch das ist eine Hauptstraße zum Sinn“, schreibt Elbs. Als den wichtigsten Weg zu spiritueller Gesundheit bezeichnet der Bischof die Dankbarkeit. Sich beschenkt fühlen, verändere die „Lichtverhältnisse der Seele“. In das Geheimnis Gottes, in das Geheimnis des Gesund- und Heilseins führe die „Erfahrung des Beschenktseins, des Wichtigseins“. Kann das Gebet heilen? St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Foto: Diözese Vorarlberg 4 Dankbarkeit ist für ihn der wichtigste Weg zu seelischer Gesundheit, sagt Bischof Benno Elbs. Elbs verweist auch auf die Heilkraft der Rituale. Der Wechsel der Jahreszeiten wirke sich viele Wunder des Gebetes erlebt: „Dass Menstark auf die Seele aus: Psychische Krankheiten schen auf einmal loslassen können, dass Menoder körperliche Leiden seien die Folge. Eine schen neue Kraft und neue Hoffnung gefunden große Lebenshilfe sei das Kirchenjahr: „Es ist haben, den Weg weiterzugehen.“ ein heilsamer Kreis, in dem alles Platz hat, von der Geburt bis zum Tod, Freude und Trauer, Hoffnung und Verzweiflung, Ernte und DankSchuldgefühle können helfen barkeit.“ Rituale seien so etwas wie die „Einübung fürs Leben“, wie ein „Reiseführer durch Auch Schuldgefühle sind nach Elbs für die die Landschaften unseres Lebens“. seelische Gesundheit sehr wichtig: „Sie sind im Es ist laut Elbs eine sehr umstrittene Frage, Grunde Signale, die uns zeigen: Du musst das wie das Gebet um Heilung zu verstehen ist. Tatoder jenes ändern.“ Welche Motive können sache sei aber, dass es in der Bibel das aber zur Umkehr bewegen? Als ersten Grund Gebet um Heilung gibt und auch, nennt er die Liebe Gottes, die dass Menschen im Gebet Heilung uns die Möglichkeit dazu erfahren haben. „Tatsache ist aber gibt. Diese Liebe sei vergleichauch, dass man nicht sagen kann, bar mit der Liebe eines kleiwenn man nicht gesund wird, hat nen Kindes zur Mutter: Das man zu wenig gebetet, war man vielKind hat das Gefühl, auch leicht zu wenig fromm“, so Elbs. wenn etwas Schreckliches Dass Beten kein Garant für Heipassiert ist, aber die Mutter lung ist, zeige das Buch Hiob: Er wird mich doch spüren laswar fromm und gerecht, musste sen, dass ich trotzdem geliebt aber trotzdem alle Qualen des Lebin. „Ein anderer Anstoß, bens durchmachen bis zur letzten Schuld ehrlich aufzuarbeiten, Verzweiflung. „Und doch, die Halist die Freude am Guten.“ tung des Gebetes verändert Wohl jedem Menschen bereidie Lichtverhältnisse der See- Benno Elbs: Im Stallgeruch der te es Freude, Gutes zu tun, im Schafe. Wege pastoraler Arbeit le“, schreibt der Bischof. Er innersten Kern sei jeder im 3. Jahrtausend; 207 Seiten, habe am Krankenbett schon Styria Premium, ca. 21,50 Euro Mensch gut. pr glauben Jänner 2015 5 Kein guter Tag? Die „13“ gilt als Unglückszahl. In der Heiligen Schrift hat sie dagegen einen weitaus besseren Ruf. Foto: ERGO Versicherungsgruppe Einblicke in das Geheimnis der Zahlen Die „gute“ 3, die „unheilvolle“ 13 Zahlen hatten für die Menschen immer etwas Geheimnisvolles und Magisches. Auch etwas Heiliges, nicht nur in der Bibel, sondern in allen Religionen, im Märchen und im Alltag. Im Folgenden einige Beispiele. Von P. Robert Prenner Wir kommen ohne Zahlen nicht aus, nicht bloß beim Geld. Gleich wohin man schaut, die Zahl regiert das Leben. Das gilt in der Musik („Über sieben Brücken musst du gehen“), auch Märchen und Kinderlieder sind voll von Zahlen. 3 : Wir pflegen zu sagen: „Aller guten Dinge sind drei.“ Oder: „Wer nicht bis drei zählen kann, ist ein Dummkopf.“ Die Zahl Drei vermittelt etwas Vollkommenes und Abgerundetes. Vater, Mutter, Kind – das ist die „Urdreiheit“, die das Weiterleben der Menschheit sichert. In großer Fülle kommt die Dreizahl in den Märchen vor. Oft wird von drei Brüdern oder drei Schwestern erzählt, wobei in der Regel dem/der dritten die ganze Sympathie des Erzählers gehört. Dreimal muss sich der Held bewähren, drei Aufgaben sind zu erfüllen, drei Rätsel müssen gelöst werden. Besonders für die christliche Religion ist diese Zahl wichtig und heilig. Gott ist dreifaltig: Vater, Sohn, Heiliger Geist. Glaube, Hoffnung und Liebe sind die drei göttlichen Tugenden. Beten, Fasten und Almosengeben sind für die österliche Bußzeit angesagt. 5: Dass die Hand fünf Finger hat, ist für Kinder immer die erste Möglichkeit, sich im Zählen einzuüben. Wer nicht einmal das zustande bringt, gilt als dumm. Und weil uns fünf Sinne dabei helfen, uns in der Welt zurechtzufinden, ist einer zu bedauern, der nicht mehr „alle Fünfe beisammen hat“. Das „fünfte Rad am Wagen“, also überflüssig, will niemand sein. In der jüdisch-christlichen Tradition hat die Thora – die fünf Bücher Mose – eine große Bedeutung. Die fünf Wunden Jesu spielen in der Frömmigkeitsgeschichte eine wichtige Rolle. 6 glauben St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Bei der Brotvermehrung speiste Jesus mit fünf Broten 5000 Männer. In der Geheimlehre galt das Pentagramm, ein fünfzackiger Stern, als Schutzmittel gegen böse Geister. 13: In unserer Umgangssprache hat die Dreizehn einen fragwürdigen Beigeschmack bekommen. Der Aberglaube hat sich ihrer bemächtigt. Dreizehn Gäste soll man nicht einladen, das bringe Unglück. Wenn etwas Unerhörtes geschieht, das Staunen hervorruft, sagt man: „Jetzt schlägt’s dreizehn!“ Früher waren Zimmer im Hotel mit der Nummer dreizehn oft nur eine Abstellkammer. Wie ist es zu dieser Abwertung gekommen? Das hängt wohl mit der hohen Wertschätzung der Zwölf zusammen. Diese wurde immer als harmonische Zahl empfunden, die Dreizehn als Störung und Disharmonie. Früher, in matriarchalischen Kulturen, hat man wahrscheinlich das Jahr in dreizehn Mondmonate eingeteilt. Foto: „Sonntagsbibel“ 7 : Die Sieben ist zu einer bestimmenden Zahl geworden. Wie ist es dazu gekommen? Waren es die sieben Planeten, die man früher zählte? Oder hat man den Rhythmus der 7-TageWoche übernommen, dem auch der biblische Schöpfungsbericht zugrunde liegt. Gerade in der Bibel finden sich viele Hinweise auf die Sieben, besonders im Neuen Testament. Das Vaterunser enthält sieben Bitten. Beim Endgericht wird gefragt, ob die Menschen sieben Werke der Barmherzigkeit geübt haben. In der Geheimen Offenbarung des Johannes wimmelt es nur so von Siebenergruppen: Sieben Fackeln und sieben Geister stehen vor dem Thron Gottes, sieben Plagen gehen über die Menschheit, sieben Gemeinden bekommen Briefe geschrieben, das Buch das Lebens hat sieben Siegel. Man könnte die Sieben für eine heilige Zahl halten, wenn es nicht auch die gefährliche Sieben gäbe. Aus Maria Magdalena wurden sieben Dämonen ausgetrieben, sieben Todsünden bedrohen die Menschen. Die Dreizehn als Glückszahl: Jesus ist im Kreise seiner Jünger der Dreizehnte (Letztes Abendmahl. Meister Leonhard von Brixen, 1473, Mellaun). Beim Übergang zum Patriarchat wurde die Dreizehn entthront und verteufelt. Noch von anderer Seite lässt sich sagen, dass die Dreizehn keineswegs immer eine Unglückszahl war. Im Märchen „Die zwölf Brüder“ ist ein Mädchen das 13. Kind: genau dieses wird zur Rettung der Brüder. Und Jesus, der die zwölf Apostel beruft, ist selbst der Dreizehnte in dieser Runde. Auf manchen Bildern sieht man Maria als Dreizehnte im Kreis der zwölf Apostel beim Pfingstfest. So gesehen, fällt plötzlich ein neues Licht auf diese so verrufene Zahl. 1000 : Nach der Bibel kommt nur Gott die Zahl Tausend zu. Deshalb heißt es in Psalm 90: „Tausend Jahre sind in deinen Augen dem Gestern gleich, da es verging wie eine Wache in der Nacht.“ Schon die Römer und die Juden hatten eine Vorstellung von einem tausendjährigen Reich, dem nur die Gerechten angehören werden. Dieser Gedanken kehrt auch in der Geheimen Offenbarung wieder. Der Traum vom „Tausendjährigen Reich“ beschränkt sich nicht bloß auf das Religiöse, wie die jüngere Vergangenheit zeigt. Dass die Zahl Tausend eine große Faszination auf die Menschen ausübt, zeigt sich auch in der Weltuntergangstimmung, die sich bei Jahrtausendwenden bemerkbar macht. thema Jänner 2015 7 Zur Gebetswoche für die Einheit der Christen von 18. bis 25. Jänner In versöhnter Gemeinsamkeit Pfarrerssohn, Tischler, Bürgerrechtler: Martin Krautwurst, seit Oktober 2014 Pfarrer der Evangelischen Gemeinde von Meran, hat ein bewegtes Leben hinter sich. Meran. Seit wenigen Monaten hat die Meraner evangelische Gemeinde einen neuen Pfarrer: Martin Krautwurst. Er hat ein bewegtes Leben hinter sich. Das Gebet für die Einheit der Christen ist ihm wichtig. Das „St. Antoniusblatt“ hat mit Pfarrer Krautwurst gesprochen. Von P. Robert Prenner Vom Tischler zum Pfarrer Foto: pr Im März 2014 wählte die Meraner Gemeinde den aus der ehemaligen DDR stammenden Martin Krautwurst zu ihrem neuen Pfarrer. 16 Jahre lang hatte er in Magdala, einer Kleinstadt in Thüringen, als Pfarrer gewirkt. Pfarrer geworden ist Martin auf Umwegen. Er ist in Jena aufgewachsen. Als Sohn eines Pfarrers musste er unter dem kirchenfeindlichen Regime viele Nachteile in Kauf nehmen: Weder war er zum Weiterstudium zugelassen, noch konnte er seinen Berufswunsch verwirklichen: „Wer Karriere machen wollte, musste sich damals von Kirche und Glauben lossagen“, berichtet der Pfarrer. So wählte er auf Vermittlung eines Kirchenmitgliedes den Beruf des Tischlers und arbeitete in dessen Werkstatt. In der Wendezeit erwachte auch in ihm der Geist des Widerstandes, er wurde zum Politiker. Als Bürgerrechtler kämpfte Martin mit Gleichgesinnten um Grundrechte und um Veränderungen. Er wurde Mitbegründer der Bürgerrechtsbewegung „Neues Forum“ in Jena und organisierte unter dem Dach der evangelischen Kirche Friedensgebete, Fürbittandachten und Montagsdemonstrationen. Besonders dankbar erinnert er sich an seinen Beitrag zur Aufdeckung des Wahlbetruges von 1989 und zur Besetzung der Geheimdienstzentrale in Jena. Mit einer einfachen Vervielfältigungsmaschine veröffentlichte er Aufrufe an die Bevölkerung. Dem Staatsicherheitsdienst blieb das nicht verborgen: „Ich wurde ständig bespitzelt und überwacht. Aus den später geöffneten Geheimakten geht hervor, dass ich auch für ein Internierungslager vorgesehen war.“ Nach der Wende begann Martin, 1993 Theologie zu studieren. Dazu habe ihn das Vorbild des Vaters veranlasst, vor allem aber „die Jugendarbeit und der Wunsch, mit Menschen zusammenzuarbeiten und etwas zu bewegen“. Für den damals 23-Jährigen war es nicht leicht, Griechisch, Latein und Hebräisch zu lernen. Auch 8 thema Foto: pr war er bereits verheiratet und hatte Kinder. Nach dem Studium und zweieinhalb Jahren praktischer Ausbildung wurde er 2000 als Pfarrer von Magdala in Thüringen bestellt. Zur Pfarrei gehörten anfangs vier Dörfer, später 15 Orte. Nur mit Hilfe vieler Freiwilliger konnte diese Aufgabe bewältigt werden. Aus der Hoffnung, dass nach der Wende viele Menschen zur Kirche zurückfinden würden, sei nicht viel geworden: „Der größte Schaden, den die DDR hinterlassen hat, ist: Der Sozialismus hat die Menschen dem Glauben entfremdet und ihnen damit eine wichtige Kraftquelle genommen.“ Und nun ist Pfarrer Martin von einem vorwiegend evangelisch geprägten Umfeld nach Meran gekommen, wo die evangelische Gemeinde eine kleine Minderheit darstellt. Seine ersten Eindrücke: „Ich fühle mich mit meiner Familie hier sehr wohl. Wir erleben ein Hochgefühl für das neue Leben hier in dieser wunderbaren Landschaft; aber auch der wehmütige Am Altar der evangelischen Kirche von Meran ist Christus als der Gekreuzigte, der Auferstandene und Erhöhte dargestellt. St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Blick zurück bewegt uns.“ Er erfahre hier ein „geschwisterliches Verhältnis“ zu katholischen Amtsbrüdern, es gebe viele Gelegenheiten von Begegnung und Zusammenarbeit nicht bloß mit Katholiken, sondern auch mit der jüdischen Gemeinde und mit den Moslems. Die Zahl der eingetragenen Mitglieder der Meraner Evangelischen Gemeinde ist klein, in Wirklichkeit sei sie aber groß, dank der vielen evangelischen Gäste: „Da wird ein Schwerpunkt meiner Arbeit liegen. Ich mache die Erfahrung, dass gerade die Gäste Gespräch und Begegnung suchen.“ Er findet es deshalb unverständlich, dass auf Meraner Stadtplänen und in Fremdenführern die evangelische Kirche nicht aufscheine. Für Pfarrer Martin kommt es jetzt darauf an, „die vielen Gaben zu sehen, dafür dankbar zu sein und Sehnsüchte zu wecken“. Durch verschiedene Angebote sollen die Mitglieder im Glauben gestärkt werden. „Kinder sind unsere Zukunft“ Ein besonderes Anliegen sind dem Pfarrer die Kinder und Jugendlichen. Jeden Sonntag wird ein Kindergottesdienst angeboten: Ein Team von Jugendlichen und Erwachsenen bereitet für die Gemeindegottesdienste ein kindgerechtes Angebot vor, damit auch die Kleinen sich wohlfühlen. „Die Kinder sind nicht bloß die Zukunft der Kirche, sie sind Kirche. Es ist zu wenig, darauf zu spekulieren, dass diese Kinder später einmal zur Kirche kommen. Wir müssen die Kinder stark machen im Glauben, dass sie später ihr Leben bewältigen können“, betont der Pfarrer. Das Gebet für die Einheit der Christen ist ihm wichtig. Sein sehnlichster Wunsch wäre, „dass wir Christen gemeinsam das heilige Abendmahl feiern können“. Trotz aller Schwierigkeiten hält er das für möglich und für notwendig. Es gehe ja um die Mitte unseres christlichen Glaubens und um eine wunderbare Kraftquelle. aktuell Jänner 2015 9 In diesem Jahr wird die Diözesansynode abgeschlossen Die zeit für das „Handeln“ Bozen. Über ein Jahr ist vergangen, seit Bischof Ivo Muser am 30. November 2013 die Diözesansynode eröffnet hat. Es war ein Jahr mit öffentlichen Diskussionen und Veranstaltungen, mit inhaltlicher Auseinandersetzung und intensiver Kommissionsarbeit – und damit ist Halbzeit für die 250 Synodalinnen und Synodalen. Von Elisabeth Mairhofer, Organisationsassistentin der Synode Foto: Diözesansynode Zwölf Kommissionen haben sich seit April 2014 mit den Themen der Synode beschäftigt, viel diskutiert, sich ausgetauscht und Experten wie Betroffene befragt. Folgende Frage stand dabei im Mittelpunkt: Wie sieht mein Idealbild von Kirche in der heutigen Südtiroler Gesellschaft aus? Aufgabe der Kommissionen war es, diese Frage unter dem Blickwinkel des jeweiligen Kommissionsthemas zu erarbeiten. Daraus entstanden Visionen und Ziele, die in einem „Visionspapier“ festgehalten wurden. Damit wurde die erste und zweite Phase der Synode abgeschlossen, die unter dem Motto „Sehen“ und „Urteilen“ standen. An diesen beiden Phasen beteiligte sich auch eine große Zahl von Gläubigen, die durch offene Veranstaltungen in den synodalen Prozess mit einbezogen wurden und ihre Meinungen, Themen und Vorschläge einbringen konnten. In diesem Jahr geht es „rund“ bei der Synode: Bei den entscheidenden Sessionen werden die Maßnahmen für Südtirols Kirche von morgen beschlossen. Aber nach dem Abschluss im Dezember beginnt die Hauptarbeit. 10 aktuell Mit dem Abschluss der kommenden Sessionen der Synode am 30. und 31. Jänner sowie am 6. und 7. Februar, bei denen über die Visionspapiere abgestimmt wird, beginnt die dritte und letzte Etappe der Synode: Unter dem Motto „Handeln“ werden die Synodalinnen und Synodalen mit verschiedenen Institutionen, Vereinen und Interessengruppen bis Oktober 2015 konkrete Pläne und Richtlinien zur Umsetzung der Visionspapiere erarbeiten. Zu Beginn dieser dritten Phase wird es eine besondere Veranstaltung geben, zu der alle Gläubigen der Diözese, aber besonders die Pfarrgemeinderäte, die kirchlichen Vereine und Verbände, die Priester und Ordensleute, die Religionslehrerinnen und -lehrer und alle Menschen, die einen kirchlichen Dienst übernehmen, eingeladen sind: das Synoden-Forum in der Messehalle Bozen am Samstag, 21. März 2015. St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Von 9 bis 18 Uhr haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Ideen, Vorschläge und Maßnahmen an verschiedenen Ständen und im Rahmen von Diskussionsarenen einzubringen, sich mit anderen Gläubigen und den Synodalinnen und Synodalen auszutauschen, zu diskutieren und neue Impulse mit nach Hause zu nehmen. Die beim Synoden-Forum eingebrachten Vorschläge aus der Bevölkerung werden von den Kommissionen in ihre darauf aufbauende Maßnahmenarbeit einbezogen. Mit dem Abschluss beginnt die wichtigste Aufgabe Bei den letzten Sessionen am 23. und 24. Oktober und am 5. Dezember 2015 wird die Synodenversammlung dann über die erarbeiteten Maßnahmen abstimmen. Diese Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Diözese werden Bischof Ivo Muser überreicht. Damit ist die Arbeit der 250 Synodalinnen und Synodalen offiziell beendet. Der feierliche Abschlussgottesdienst mit Bischof Ivo wird am 8. Dezember 2015 ssion* Se 3. : 15 20 er nn Jä im Dom von Brixen stattfinden. – 30. und 31. Session 4. : 15 20 Mit dem Abschluss der Diözesansynor ua br Fe – 6. und 7. r Messehalle de in m ru Fo de im Dezember 2015 beginnt aber erst nde no – 21. März 2015: Sy nstaltung zur Sammlung von die wichtigste Aufgabe: Die von den ra in Bozen; offene Ve rschlägen – alle Vo n te re nk ko d Synodalinnen und Synodalen vorgeschlaMaßnahmen un herzlich eingeladen. d sin n genen Maßnahmen müssen von den te er ssi re te In . Maria Weißenstein ch na t hr fa Menschen unserer Ortskirche, den Gläuall W : – 30. Mai 2015 it Bischof Ivo Muser m hr U 0 .3 14 bigen unserer Diözese angenommen um t Gottesdiens lich eingeladen. rz he d sin n ge bi und in den kommenden Jahren auf den – alle Gläu : 5. Session 15 20 er verschiedenen Ebenen – in Pfarrgemeinob kt O . 24 – 23. und on den, Vereinen und Institutionen, im ssi Se 6. : – 5. Dezember 2015 um t ns ie sd te ot Ordinariat – gemeinsam umgesetzt werssg lu : Absch 8. Dezember 2015 ixen – alle Gläubigen sind – den. Dabei wird die Diözesansynode n Br 15 Uhr im Dom vo auf die Begeisterung und die Überzeuherzlich eingeladen. gung der Menschen angewiesen sein: ademie in Brixen Ak s nu sa Mit Freude und Hoffnung sollen unser Cu r de en in ei* Bei allen Session eter willkommen (fr rtr ve ien ed M d Leben und unsere Gemeinschaft am un jeweils von sind Gasthörer 19 Uhr, samstags s bi 0 .3 14 n vo s Wort Gottes wachsen. tags jeweil Die Termine 9 bis 18 Uhr). aktuell Jänner 2015 11 2015 ist das Jahr der Ordensgemeinschaften Als Orte der Kraft gefragt Bozen. Papst Franziskus hat für 2015 ein „Jahr der Ordensgemeinschaften“ und der geistlichen Berufungen ausgerufen. Mit einem Gottesdienst im Petersdom wurde es bereits eröffnet. Bis zum 2. Februar 2016 sind zahlreiche Initiativen und Veranstaltungen in Rom und auf verschiedenen Ebenen der Weltkirche geplant. So ist für den 8. Dezember eine Welt-Gebetskette in Klöstern rund um den Erdkreis vorgesehen. Was soll dieses Jahr aber bringen? Von P. Robert Prenner Bei einem Empfang für Mitglieder der Vereinigung männlicher Ordensoberer betonte der Papst im Vorjahr die Bedeutung der Orden für das Leben der Kirche und für die Verbreitung des Glaubens. Das Ordensleben sei die „konkreteste Form“ der Nachfolge Christi. „Gott ruft uns, unser Nest zu verlassen und an die Grenzen der Welt gesandt zu werden“, sagte der Papst, der als Jesuit selbst ein Ordensmann ist. Derzeit blühten die Orden in den jungen Kirchen, führte Franziskus weiter aus. Der Papst mahnte die Oberen, die kulturelle Vielfalt auch in der Zusammensetzung des Leitungspersonals umzusetzen. Ordensmitglieder aus verschiedenen Foto: ler Kulturkreisen brächten auch unterschiedliche Ausdrucksformen von Charisma mit. Das Ziel sei, „Ordensleute zu formen, die ein zärtliches Herz haben, und keines, das vom Essig sauer geworden ist“. Eine der ersten großen Initiativen: Von 22. bis 25. Jänner steht in Rom eine ökumenische Konferenz von Ordensleuten auf dem Programm. Besonders festlich soll in diesem Jahr der „Tag des geweihten Lebens“ (2. Februar) gestaltet werden. Geplant sind auch Ausstellungen, wissenschaftliche Tagungen und persönliche Initiativen. Papst Franziskus wird zum 200. Geburtstag von Don Bosco (16. August 2015) nach Turin reisen, nach Avila zum 500. Geburtstag der Karmelitin Teresa von Avila. Die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayrhofer, sieht das Ziel dieses Ordensjahres so: „Es geht darum, dass wir das Ordensleben, das Leben der Hingabe an Gott und die Menschen in einer besonderen Weise zum Ausdruck bringen und stärker bewusst machen, was leben in HinStilles Wirken für das Land: Auch auf dem Säbener Felsen wird seit Jahrhunderten gearbeitet und gebetet. Und die Diözesansynode macht sich Gedanken über die Zukunft des Klosters. 12 aktuell gabe an Gott und die Menschen in der Kirche bedeutet – in seiner Vielfältigkeit, in seiner Ausrichtung auf Gott, im Leben im Dienst und im Gebet.“ Zwei Projekte wollen die Ordensgemeinschaften Österreichs im kommenden Jahr besonders fördern: Junge Leute, die einen Sozialeinsatz im Ausland absolvieren, sollen finanziell unterstützt werden. Die Solidarität mit Frauen in Not will man weiter ausbauen wie durch die Förderung von Schutzwohnungen. Die Ordensgemeinschaften Österreichs schlagen den Mittwoch als Ordenstag vor: z. B. mit öffentlichem Stundengebet, Diskussionen, Veröffentlichungen und Gebetstreffen. „Orden sind zukunftsfähig“ Als „besondere Kraftorte“ sind die Ordensgemeinschaften in diesem Jahr nach Meinung von Innsbrucks Bischof Manfred Scheuer gefragt. Sie seien von ihrer Grundhaltung her „auf das Neue der Zukunft ausgerichtet“. Auch die Tugenden der Orden – Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam – böten ein wichtiges Potenzial: „Der Ordenschrist der Zukunft wird sehr bescheiden leben müssen. Es wird ein Hören auf andere, die Bereitschaft zum Lernen, zur Korrektur, zur Zusammenarbeit notwendig sein.“ Zukunftsfähig seien die Orden nicht zuletzt, da sie in der Öffentlichkeit eine „große Wertschätzung“ genießen, so Scheuer weiter: „Schulen, Sozialeinrichtungen und geistliche Zentren von Orden getragen sind durchaus beliebt.“ Ein 2Jahr dankbaren Gedenkens“ 50 Jahre nach dem II. Vatikanischen Konzil und 50 Jahre nach dem Konzilsdekret „Perfectae caritatis“ schlägt die Italienische Bischofskonferenz vor. Für den 2. Juni 2015 ist eine Wallfahrt nach Aquileia geplant. Monatliche Begegnungen zum Ordensleben werden in den diözesanen Kirchenzeitungen erscheinen. In den einzel- St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 In Zahlen In der Diözese Bozen-Brixen gibt es derzeit rund 700 Ordensleute: Nach den Daten des Ordensreferates gab es am 1. Jänner 2014 im Bistum genau 468 Ordensfrauen und 223 Ordensmänner. Die größte Gemeinschaft bei den Frauenorden bilden die Tertiarschwestern (119 Mitglieder) vor den Barmherzigen Schwestern (Provinz Meran; 78). Der größte Männerorden sind die Kapuziner (50), gefolgt von Franziskanern und den Neustifter Augustinerchorherren (je 25). nen Diözesen soll eine Kommission gebildet werden, bestehend aus acht Personen (Priester, Ordensleute und Laien). Sie könnten sich mit dem Thema „Geweihtes Leben“ beschäftigen und dabei Treffen, Konferenzen und Ausstellungen über Berufungen organisieren. Auch bei unserer Diözesansynode sind die Ordensgemeinschaften ein Thema. Damit beschäftigte sich die Kommission zum Thema geistliche Berufungen. Bei der Themenrunde am 11. Oktober wurden folgende Visionen präsentiert: Ordensleute leben begeistert ihr Charisma, entwickeln es weiter in die heutige Zeit hinein und bereichern durch ihre Spiritualität das religiöse Leben in unserer Diözese. Veraltetes und Unwesentliches lassen sie in sorgloser Zuversicht los. Visionen der Synode Ordensgemeinschaften – so die Arbeitsgruppe weiter – sind spirituelle Zentren, sie bieten Orientierung und Intensivierung des geistlichen Lebens. Sie sind Orte der Gastfreundschaft und bieten Einzelpersonen und Gruppen Möglichkeiten, sich zurückzuziehen und diese Kraftorte zur Besinnung zu nützen. Trotz begrenzter Möglichkeiten nehmen sie Anteil am Leid der Armen und Ausgegrenzten. Im engen Kontakt mit den Menschen wirken Ordensgemeinschaften in das Gesellschafts- und Pfarrleben hinein. volkskunde Jänner 2015 13 Barbaras Fundstücke: Er darf in keinem Haushalt fehlen Der föhn Bruneck. Frauen mit Hochsteck- und Gretl-Frisuren sind heutzutage eine Seltenheit geworden. Als im frühen 20. Jahrhundert die weiblichen Kurzhaarschnitte aufkamen, waren diese eine Neuheit. Mutige Frauen wagten sich gleich an die neue Haarmode heran und ließen ihre Zöpfe abschneiden. Andere warteten noch ab, zweifelten und haderten mit sich selbst, ob sie einen radikalen Haarschnitt wagen sollten. Von Barbara Stocker Obwohl das Haar jener Teil des Körpers ist, der immer wieder nachwächst, ist er nicht gleichgültig. Das Kopfhaar ist sichtbar und wichtig für das äußere Erscheinungsbild eines Menschen. Mit den Kurzhaarfrisuren der Frauen änderte sich vieles, auch die Haarpflege. Kurze Haare sind schnell gewaschen und trocknen leicht. Die Pflege des langen Haares ist mit einer größeren Prozedur verbunden. Bevor es den elektrischen Haartrockner gab, wurde das feuchte Haar mit einem Tuch gerubbelt und gerieben oder in der Sonne getrocknet. In der Barockzeit brauchten Frauen nicht an das Trocknen der Haare zu denken, denn sie ließen gar kein Wasser ins Haar gelangen, sondern verwendeten Puder und Perücken. Mit dem 18. Jahrhundert änderten sich die Hygienevorstellungen. Wasser wurde nicht mehr als gesundheitsschädigend angesehen. Der warme Wind über dem Kopf Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde nach langen Versuchen ein Gerät zum Trocknen der Einst auch als „Heißluftdusche“ für die Haare bekannt – unser Föhn Foto: BS Haare entwickelt. Von den Menschen angenommen wurde es aber nicht so schnell. Man stand diesem Gerät skeptisch gegenüber. Der erste Haartrockner unter der Bezeichnung „Foen“ kam 1909 heraus. Der Name sollte vom Föhn, dem Wind, herrühren, auch wenn man diesen anders schreibt. Heute ist die Schreibweise dem Wind angepasst, denn der Haartrockner scheint nun auch im Wörterbuch der deutschen Sprache, im Duden, als „Föhn“ auf. Die ersten Haartrockner waren schwere Trümmer, die an die zwei Kilogramm wogen. Man nannte sie auch „Heißluftduschen“, und sie wurden nicht nur für das Haar angepriesen, sondern auch als Hilfe bei Rheumatismus. 14 volkskunde St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Foto: AB Wie oft die Haare waschen? „Eine öftere Kopfwäsche, wenigstens alle drei bis vier Wochen“: In früheren Zeiten waren die Ansichten in Sachen Haarpflege etwas anders. In der Zeitschrift „Die Frau“, die bis heute alle vierzehn Tage in Bozen erscheint, stand am 31. Juli 1938 zu lesen: „Welche Pflege soll man nun dem Haar angedeihen lassen, damit es schön und duftig wird? Da ist vor allem zu beachten, dass das Haar und der Haarboden sehr sauber gehalten werden. Also öftere Kopfwäsche, wenigstens alle drei bis vier Wochen. Je weniger der Haarboden mit Fett und Schmutz verstopft ist, desto leichter atmet die Haut, was wieder zur Folge hat, dass die Haare leicht und duftig erscheinen und dass sich der befürchtete ‚Speckglanz‘ nicht bemerkbar macht.“ Mit der Veränderung der Kopfhy giene kam der Föhn natürlich öfter zum Einsatz. Das Reinlichkeitsverständnis von damals ist mit dem von heute nicht vergleichbar. Der Geruch von Schweiß zwang niemanden zur Reinigung des Körpers oder zum Wechseln der Kleidung. Zerzauste oder fettige Haare waren lange Zeit kein Grund, das Haar zu waschen. Ältere Frauen bestätigen, dass fettiges Haar nicht als schmutzig empfunden wurde. Heute könnte sich wohl kaum noch eine Frau einen mehrwöchigen Verzicht auf die Haarwäsche vorstellen. Die Haare werden nicht wegen des Schmutzes gewaschen, sondern viel eher, weil die Frisur nicht mehr passt. Denn eine gute Frisur ist ein Schönheitsmerkmal. Ein Föhn findet sich heute in unseren Breiten wohl in beinahe jedem Haushalt. Er gehört zu den viel gebrauchten Alltagsgegenständen, und es ist interessant, dass wir selten vom Haartrocknen, sondern vielmehr vom „Föhnen“ reden. Dieses Wort hat man vor der Erfindung des Haartrockners wohl nicht gekannt. Jänner 2015 gesundheit 15 Gesund bleiben – gesund werden mit dem „St. Antoniusblatt“ Gehört irgendwie auch zum Winter dazu: Husten, Schnupfen und Heiserkeit. Erkrankungen der Atemwege Foto: AB Meran. Ganz Südtirol friert in diesen Wochen, und mit den kühleren Temperaturen des Winters kommt es alljährlich gehäuft zu entzündlichen Erkrankungen der Atemwege. Wir sind also gewarnt und sollten uns jetzt nicht nur warm anziehen, sondern auch mit Hygienemaßnahmen wie häufigem Händewaschen und regelmäßigem Lüften einer Ansteckung mit Viren und Bakterien entgegenwirken. Von Primar Dr. Christian Wenter trakt mit der Zeit anfällig für Erkrankungen – etwa einer Bronchitis. Unter einer Bronchitis versteht man eine Entzündung der Schleimhäute in den Bronchien. Die Infektion kann durch verschiedene, von außen kommende Reize, insbesondere aber durch Infekte mit Viren und Bakterien ausgelöst werden. Eine akute Bronchitis tritt häufig in Verbindung mit viralen Infektionen des Nasen-Rachen-Raumes, das heißt mit einer „Erkältung“ auf. Die Atmungsorgane versorgen unseren Organismus mit lebensnotwendigem Sauerstoff und transportieren verbrauchte Luft aus dem Körper heraus. Beim Einatmen gelangt die Luft zunächst in die Nase und von dort über Mund, Rachen, Kehlkopf und Luftröhre in die Bronchien und Lunge. In der Nase wird die Atemluft erwärmt, befeuchtet und mit Hilfe der feinen Härchen auf der Nasenschleimhaut von kleinen Schmutzpartikeln, Staub oder Bakterien gereinigt. Wer also ständig durch den Mund atmet, nimmt die Luft ungefiltert und nicht befeuchtet auf. Das macht den Respirations- Lästige Eindringlinge Wenn Viren in die Bronchien vordringen, gesunde Zellen befallen und sich vermehren, reagiert die Bronchialschleimhaut mit einer Entzündung und versucht so, die lästigen Eindringlinge wieder loszuwerden. Die Schleimhaut schwillt an, es wird vermehrt zähflüssiger, sich festsetzender Schleim produziert. Dadurch wird der Selbstreinigungsmechanismus der Bronchien erschwert oder behindert, da die Flimmerhärchen verkleben und das Sekret nicht mehr richtig abtransportieren können. 16 gesundheit Größere Sekretablagerungen lösen durch Reizung der Schleimhäute in der Luftröhre und den Bronchien reflektorisch Husten aus. Darüber hinaus kann es zu einer Verengung der Bronchien durch ein Zusammenziehen der glatten Bronchialmuskulatur kommen. Gefahr einer Lungenentzündung Häufig wird man zu Beginn einer Erkältung erst von einem trockenen Reizhusten gequält, der später schleimig wird. Anfänglich hat der Auswurf eine weißliche Farbe. Glücklicherweise werden die meisten Atemwegsinfekte folgenlos überstanden. Wenn eine akute Bronchitis länger als sieben bis zehn Tage dauert, tritt häufig eine Krankheitsveränderung ein, weil eine zusätzliche Infektion (Super- oder Sekundärinfektion) durch Bakterien eingetreten ist (der Auswurf verfärbt sich grüngelb). In diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden, der dann unter Umständen eine Behandlung mit Antibiotika anraten wird. Bei manchen besonders aggressiven Krankheitserregern oder bei einer Schwäche des Immunsystems kann sich aus einem anfänglich unkomplizierten Erkältungshusten auch eine Lungenentzündung entwickeln. Häufen sich Atemwegsinfekte, oder wird eine akute St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Bronchitis nicht ausreichend behandelt, kann der Husten chronisch werden. Die chronische Bronchitis ist nach einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Erkrankung, die durch übermäßige Schleimproduktion gekennzeichnet ist und die sich mit andauerndem oder immer wieder auftretendem Husten mit oder ohne Auswurf an den meisten Tagen von mindestens drei aufeinanderfolgenden Monaten während mindestens zwei aufei nanderfolgender Jahre zeigt. Die chronische Bronchitis Bei einer chronischen Bronchitis werden Schleimhaut und Flimmerepithel (eine Schicht von Flimmerhärchen, die den größten Teil der Atemwege auskleiden) dauerhaft geschädigt. Beide können ihre Transportaufgaben nicht mehr richtig erfüllen. Bakterien können sich leichter festsetzen, da die entzündete Bronchialschleimhaut sich mit der Zeit verdickt und damit die Luftwege verengt werden. Dies erschwert den Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid. Die Lungenfunktion ist dadurch eingeschränkt (Obstruktion). Eine chronische Bronchitis tritt in verschiedenen Schweregraden auf und sollte von einem Arzt behandelt werden. So kommen Sie gesund durch den Winter – Halten Sie räumlichen Abstand von erkrankten Personen. – Trinken Sie gerade im Winter reichlich, denn gut befeuchtete Schleimhäute in Mund und Rachen sind widerstandsfähiger. – Lüften Sie regelmäßig Ihre Wohnung, und befeuchten Sie die Luft in geheizten Räumen. – Hüten Sie sich vor Durchnässung und zu starker und lang andauernder Abkühlung. – Stärken Sie Ihr Immunsystem mit Vitaminen aus frischem Obst und Gemüse, ausreichendem Schlaf sowie Bewegung im Freien. Foto: Shutterstock – Achten Sie auf verstärkte Hygiene durch vermehrtes Händewaschen, insbesondere wenn Sie außer Haus waren. Jänner 2015 Liebe Mesnerinnen und Mesner! Foto: ler Damit ein Gotteshaus offen und sich von seiner schönsten Seite zeigt und damit es vor allem gläubige Menschen bei ihrer Einkehr zum Gebet einlädt, braucht es den Dienst der Mesnerin oder des Mesners. Ohne die tatkräftige Unterstützung des Mesners und seiner Gehilfen bei den vielen Got- „Damit ein Gotteshaus sich von seiner schönsten Seite zeigt und damit es vor allem gläubige Menschen bei ihrer Einkehr zum Gebet einlädt, braucht es den Dienst der Mesnerin oder des Mesners“ (im Bild ein Blick in die Kirche von Ahornach). Mesnerbote 17 tesdiensten und Festtagen im Laufe eines Kirchenjahres würden die Priester bzw. die Pfarrgemeinden und alle, die den Gottesdienst besuchen, sich schwertun, das Geschehen und den Inhalt eines Festtages zu erleben. Das Aufsperren einer Kirche, das Zieren der Altäre, die Blumengestaltung in den Kirchen, die Vorbereitung und Instandhaltung der liturgischen Gewänder und Gegenstände, das festliche Läuten der Kirchenglocken und vieles mehr tragen dazu bei, die Feiern des Kirchenjahres zu unterstreichen und im Leben der Gläubigen spürbarer zu machen. Durch diese gewissenhafte Arbeit schaffen Mesnerinnen und Mesner wichtige Voraussetzungen und leisten einen bedeutsamen Beitrag, damit der Glaube in unseren Pfarrgemeinden gefeiert und gelebt werden und sich immer wieder erneuern kann. Vergesst nie, durch euren wichtigen Dienst den Menschen Gott zu verkünden und vergesst nie, worum es bei jedem kirchlichen Dienst geht: den Menschen die Botschaft Christi näherzubringen. Tragt Verantwortung dafür, dass unsere Kirchen offen bleiben und dass sie das bleiben, wozu wir sie brauchen – als Orte der Verkündigung, der Eucharistie und der Feier der Sakramente, als Orte der Stille und der Anbetung. Bei meinen zahlreichen Besuchen in den Pfarreien und Kirchen unserer Diözese begegnen mir immer wieder fröhliche und hilfsbereite Mesnerinnen und Mesner, die sich mit ihrem Dienst identifizieren. Dafür sei euch allen ein aufrichtiges „Vergelt’s Gott!“ gesagt, mit der Bitte verbunden, weiterhin mit unseren Priestern und den vielen anderen Diensten in unseren Pfarrgemeinden mitzuarbeiten. Euer Bischof Ivo Muser Mesnerbote St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 18 Rückblick auf die Mesner-Gebietstage 2014 (Teil 2) Bozen. Wie in unserer Dezember-Ausgabe berichtet, trafen sich im November 2014 die Mesnerinnen und Mesner des jeweiligen Gebietes in Bozen, Meran, Schlanders, Brixen, Sterzing und St. Lorenzen zum jährlichen Schulungstag. Nach der Eucharistiefeier mit Pfarrer und Chorherr Eduard Fischnaller gab es im Vortragsaal zwei aufschlussreiche Referate über das richtige Lüften und Heizen (Dr. Alexandra Troi) und die „Heiligen und ihre Erkennungszeichen“ (Ehrenkanonikus Dr. Karl Gruber). Die Gruppenfotos der Treffen in Brixen, Sterzing und St. Lorenzen wurden bereits veröffentlicht, auf dieser Seite zeigen wir die Erinnerungsbilder an die Tage in Bozen, Meran und Schlanders. Fotos: Mesnerbote Gebet, Information und Gemeinschaft Das Gruppenbild mit Teilnehmern und Geehrten vom Gebietstag in Meran (o. l.), im Dom von Bozen (o. r.) und in Schlanders (u.). Wuns ch zum neuen Jahr Glück und Segen auf allen Wegen! Allen Mesnerinnen und Mesnern Gottes Segen im neuen Jahr. Frieden im Haus jahrein, jahraus! Tagen In gesunden und in kranken d zu tragen. Kraft genug, Freud und Lei Stets im Kasten ein Stücklein das geb’ uns Gott. Brot, ëunies m a l a t A du i mëunes c c y a du es cion de d la bene n nuf e ! n a l t Die Mesnerbote Jänner 2015 19 Zwei Termine für die Mesner-Schulung im Bildungshaus Neustift Stärkung für wichtigen Dienst Neustift. In unseren Pfarreien ist der Dienst der Mesner nicht mehr wegzudenken. Sie kümmern sich um viele Belange wie liturgische Feiern, Blumenschmuck, Friedhofspflege. Aufgrund der neuen pastoralen Situation sind sie oft die ersten Ansprechpersonen für Anliegen und Fragen von Menschen aus der Pfarrei. Das Bildunghaus Kloster Neustift veranstaltet im Frühjahr 2015 gemeinsam mit der Mesnergemeinschaft der Diözese Bozen-Brixen die zweite Ausgabe der Mesner-Schulung in Südtirol für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in diesem Bereich. Bei den Inhalten geht es vor allem darum, sich die Grundkenntnisse der Liturgie und der Gottesdienste, der verschiedenen Dienste in der Sakristei, aber auch das biblische Wissen anzueignen. Ziel ist es, die Mesner durch Aus- und Weiterbildung für Heraus forderungen in ihrem vielfaltigen Tätigkeitsbereich zu stärken. Sie sollen die Fähigkeit erwerben, sich im Alltag auf die aktuellen Erwartungen einlassen zu können. Zielgruppe: Mesner mit festem Arbeitsverhältnis und Inte ressierte mit Empfehlungsschreiben des Pfarrers Referent: Martin Salzmann, Rankweil, langjähriger Mesner der Basilika Rankweil; Dr. Walter H. Juen, Feldkirch, Leiter des Diözesangerichts Feldkirch Termine: Montag, 26. Jänner, und Donnerstag, 12. März 2015, jeweils 9 bis 17 bzw. 21 Uhr Gebühr: 270 EUR pro Teilnehmer zzgl. Unterkunft und Verpflegung Anmeldung: persönlich, im Internet (www. bildungshaus.it), per E-Mail (bildungshaus@ klostter-neustift.it), per Fax (0472/838107) oder telefonisch (0472/835588) Konrad Delmonego für 70 Jahre Mesnerdienst in Klausen geehrt würdige Feier für Verdienten jubilar Klausen. Die Ehrung von Konrad Delmonego für 70 Jahre Tätigkeit bzw. Mitarbeit am Mesnerdienst in der Pfarrkirche zum hl. Andreas in Klausen hätte feierlicher nicht sein können: Die Kirche war übervoll, Musikkapelle und Kirchenchor gestalteten den Festgottesdienst mit – auch zur Freude des Jubilars, war er doch mehr als 40 Jahre bei der Musikkapelle und seine Frau Jakobine 60 Jahre beim Kirchenchor. Vorne am Seitenaltar standen die Dekanatsvertreter der Mesnergemeinschaft, Josef Jobstraibizer und Josef Gottardi, mit der neuen Mesnerfahne, gekommen waren auch weitere Mesner aus der Umgebung. Beim Festgottesdienst dankte Dekan Gottfried Fuchs dem Jubilar für seinen treuen Einsatz. Im Jahr 1944, während des Zweiten Weltkrieges, musste der damalige Mesner in den Mesnerbote 20 Krieg ziehen, und der Dekan bat den erst 15-jährigen Konrad, die Mesnerei zu übernehmen – und er sagte zu. Von damals bis heute hat er, wann immer es notwendig war, Mesnerdienste übernommen und gehört auch heute noch zum Mesnerteam in Klausen. St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Raimund Lucerna, Gebietsvertreter der Mesnergemeinschaft, gratulierte dem Jubilar für seinen pflichtbewussten Mesnerdienst. Lucerna schloss mit den Worten: „Du hat es verstanden, dass die Mesnerinnen und Mesner Arbeiter Gottes sind“. Dekan Fuchs verlas dann die von Bischof Ivo Muser unterschriebene Ehrenurkunde, welche Lucerna dem Jubilar überreichte. Seine Frau Jakobine erhielt aus der Hand des Herrn Dekan einen Blumenstrauß. Oswald Untermarzoner Lorenz Niedermair ist 75 Foto: MB eine schar von gratulanten Sichtlich erfreut war der Klausner Mesner über die gelungene Feier und die vielen Worte der Anerkennung für seinen treuen Dienst. Eigentümer: Mesnergemeinschaft Diözese Bozen-Brixen Adolph-Kolping-Straße 3 39100 Bozen Geistlicher Beirat Mag. Eduard Fischnaller CR Schlossstraße 11 39030 Ehrenburg Tel. 0474/564071 E-Mail: [email protected] Diözesanleiter Paul Jaider Kofelgasse 10, 39040 Kastelruth Tel. 0471/707431 Handy 339/8360602 E-Mail: [email protected] DL-Stellvertreter Engelbert Agethle Agums 22, 39026 Prad Tel. 0473/616620 Handy 340/8914719 Kassier Luis Rauter Mesnerhaus, Garn 8 39040 Feldthurns Tel. 0472/855515 Handy 335/1321822 E-Mail: [email protected] Kontaktperson für Veröffentlichung im Mesnerboten Schriftführer Richard Peer Hartwiggasse 1, 39042 Brixen Tel. 0472/834720 Handy 366/5313311 E-Mail: [email protected] Kontoverbindung Raiffeisenkasse Kastelruth IBAN: IT 05 O 08056 23100 00030 0013889 Südtiroler Volksbank IBAN: IT 33 J058 5659 1200 0857 1065 755 Die Herausgabe des Mesnerboten wird unterstützt von der Südtiroler Landes regierung, Assessorat für deutsche Kultur. Vintl. Mitte November 2014 konnte Ehrendiözesanleiter Lorenz Niedermair (im Bild) seinen 75. Geburtstag feiern. Eine große Schar hatte sich als Gratulanten in Vintl eingefunden. Eine Tochter des Jubilars führte in gekonnter Weise durch den Nachmittag. Drei Gruppen sorgten für die musikalische Umrahmung der Feier. Bevor die zünftige Marende serviert wurde, bedankte sich Lorenz Niedermair bei allen, die seiner Einladung gefolgt waren – besonders beim Landeshauptmann a. D., Dr. Luis Durnwalder, bei Landesrat Philipp Achammer, bei den Mesnern aus dem deutschen Sprachraum, welche eigens zu dieser Geburtstagsfeier nach Vintl gekommen waren. Auch die Witwe des Ehrendiözesanleiters Josef Eschgfäller ließ es sich nicht nehmen, Lorenz die Glückwünsche auszusprechen. Ehrendiözesanleiter Lorenz Niedermair und seiner Frau Theresia weiterhin Gottes Segen! Richard Peer Jänner 2015 Bozen. Im vergangenen Jahr hat der Kammerabgeordnete Manfred Schullian dem „St. Antoniusblatt“ jeden Monat seinen „Brief aus der Politik“ mit Notizen und Gedanken zum Geschehen in Rom geschickt. Im neuen Jahr weiten wir diese Serie aus. Der EU-Parlamentarier wird – abwechselnd mit seinem Kollegen Schullian in Rom – jeden zweiten Monat einen Brief mit Einblicken in das politische Geschehen in Brüssel und Straßburg schicken. Zum Auftakt stellt Dorfmann die im November 2014 gewählte EU-Kommission vor – und er geht der Frage nach, was sich Südtirol von der Regierung der EU erwarten kann. Die Kommission ist die Regierung der Union, die Kommissare sind also so etwas wie Minister in den Mitgliedsstaaten. Die Mannschaft aktuell 21 Von Herbert Dorfmann, Brüssel des neuen EU-Kommissionspräsidenten JeanClaude Juncker hat inzwischen ihre Arbeit aufgenommen. In vielen Positionen ist eine neue Generation und absolutes Spitzenpersonal da. Eine neue Linie ist schon erkennbar. Die neue Kommission ist erstmals in Gruppen eingeteilt, bei welchen ein Vizepräsident ein bestimmtes Aufgabenfeld leitet. Neben Chef Juncker sind sieben Vizepräsidenten den 20 „einfachen“ Kommissaren übergeordnet. Mit diesem Umbau will Junker die andauernde Kritik beenden, die Kommission sei schwerfällig und bürokratisch. Auch das EU-Parlament hat die hohe Zahl an Kommissaren und Foto: AB Er wird noch vieles zu hören bekommen: Jean-Claude Juncker, Präsident der EU-Kommission. 22 aktuell die damit verbundene Trägheit öfters beanstandet. Die neue EU-Kommission muss sich vor allem mit der schwierigen geopolitischen Lage und mit der wirtschaftlichen Erholung befassen, vor allem müssen Arbeitsplätze geschaffen werden. Jeder Kommissar-Anwärter wurde einzeln vom EU-Parlament angehört. Eine Kandidatin, die Slowenin Alenka Bratusek, musste wegen fehlender Fachkenntnisse über Energiethemen und ihrer negativen Äußerungen zur EU den Hut nehmen. Sie wurde durch ihre Landsfrau Violeta Bulc ersetzt, die das Verkehrsressort übernimmt. Bulc hat sich gleich nach Amtsantritt gegen Deutschlands Vorhaben, eine Pkw-Maut nur für Ausländer, ausgesprochen. Bulc ist auch für Südtirol eine wichtige Kommissarin, weil sie für die Finanzierung des Brennerbasistunnels wichtig ist. Ein anderes für Südtirol wichtiges Ressort ist das der Landwirtschaft und der ländlichen Entwicklung. Der frühere irische Umweltminister Phil Hogan leitet diesen Bereich, der bis heute einen der größten Posten im EU-Haushalt ausmacht. Ich kenne Hogan persönlich und halte ihn für einen sehr offenen und effizienten Politiker. Ein Banken-Lobbyist und ein Wermutstropfen für Südtirol Sehr skeptisch hingegen sehe ich Jonathan Hill als EU-Kommissar für Finanzmarktthemen, denn damit ist ein Banken-Lobbyist für die Finanzmarktregulierung zuständig. Es besteht die Gefahr, dass Hill seinen Auftrag nutzen wird, um die Interessen der Finanzindustrie in London zu retten. Weinig geändert hat sich an der geringen Frauenquote in der EU-Kommission. Juncker hat zwar die Mitgliedsstaaten aufgefordert, möglichst viele Frauen zu nominieren, doch der Frauenanteil von neun der 28 Kommissa- St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 re ist gleich niedrig wie bei der Barroso-Kommission. Wermutstropfen hat diese Kommission für Südtirol auf jeden Fall. Vor allem finde ich schade, dass die langjährige Südtiroler Forderung nach einem Minderheiten-Kommissar auch diesmal nicht erfüllt wurde. Allerdings wird die Zuständigkeit für Minderheitenfragen sehr prominent angesiedelt sein: der erste Vizepräsident des Kommissionspräsidenten Frans Timmermans wird sich darum kümmern. Buchtipp Reimmichls Volkskalender 2015 Die Nordtiroler Ausgabe des Reimmichlkalenders unterscheidet sich in vieler Hinsicht von der Südtiroler Ausgabe. Das Kalendarium bietet zahlreiche Angaben zu Brauchtum, Klima und Wetter, viel Platz für persönliche Notizen. Vorgestellt werden als Monatsbilder verschiedene Arten von Bäumen. Es folgen anspruchsvolle Beiträge: Tirol als Filmland; Architektur im Ötztal; Besuch in einer Justizanstalt für Jugendliche; der Hundertjährige Kalender. Bischof Erwin Kräutler berichtet über sein Leben in Amazonien. Georg Jäger befasst sich mit den „Mirakelbüchern“. Auch Beiträge zum Ersten Weltkrieg fehlen nicht. So der Auszug aus dem Tagebuch eines kriegsgefangenen Kaiserjägers und ein Bericht über die Verbesserung der Infrastruktur in Tirol durch russische Kriegsgefangene. Zeitgenössische literarische Beiträge ergänzen die Ausgabe. Reimmichls Volkskalender 2015. 240 Seiten, durchgehend farbig illustriert. Tyrolia, Innsbruck. ca. 10 Euro. aktuell Jänner 2015 23 Buchtipp Mit südtirol am scheideweg Friedl Volgger (1914–1997) stand als Politiker und Journalist an vorderster Front im Kampf um Südtirol. Zu seinem 100. Geburtstag wurde das Werk „Mit Südtirol am Scheideweg“ neu aufgelegt. Geboren am 4. September 1914 wollte Friedl Priester und Missionar werden. Doch am Vortag der Priesterweihe wurde ihm mitgeteilt, dass er für diesen Beruf nicht geeignet sei. Schon als Student an der Universität Innsbruck gehörte Friedl zum engsten Mitarbeiterkreis von Kanonikus Michael Gamper, Erich Amonn und Josef Mayr-Nusser. Volgger setzte sich entschieden gegen das Optionsabkommen ein. Nach der Besetzung Südtirols durch die Deutschen kam er daher in die Fänge der Gestapo. Mit der Häftlingsnummer 66166 erlebte er von April 1944 bis Mai 1945 die Schrecken des KZ Dachau. Volgger konnte aber die Befreiung durch die Amerikaner erleben. Nach 1948 war er in allen nationalen und internationalen Gremien vertreten: in der Pariser Friedenskonferenz, im römischen Senat, bei der UNO-Vollversammlung (1986). Friedl Volgger verstarb am 14. Mai 1997. „Südtirol am Scheideweg erschien erstmals 1984. Es erlebte drei Auflagen, wurde zu einem Bestseller. Ergänzt wird die Neuauflage mit Briefen Volggers aus Dachau und mit Beiträgen von Historikern. Friedl Volgger: Mit Südtirol am Scheideweg. Erinnerungen des KZ-Häftlings, Journalisten und Politikers. 323 Seiten. Edition Raetia, Bozen. 24,90 Euro 24 Glauben St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Bilder sehen – Bilder verstehen: Eine Begegnung mit dem Hinduismus SHIVA, der könig des tanzes Neumarkt. Der Hinduismus zeichnet sich durch sinnesfreudige Götter aus. Der wohl bekannteste der Götter im Hinduismus ist Shiva. Und Shiva ist ein Meister des Tanzes: Shiva Nataraja. Immer wieder wird Shiva dargestellt mit vier Händen und zwei Beinen – lachend und tanzend auf dem Rücken des Dämonen der Unwissenheit, Apasmara. Durch Nichtwissen verliert der Mensch Gleichgewicht und Bewusstheit; Shiva besiegt durch seinen Tanz den Dämon der Illusion, der Unruhe, und dadurch die Ursache des Leidens. Von Br. Bernhard Frei, Neumarkt Uns Christen fällt auf, dass ethische, moralische und auch dogmatische Begriffe wie Schuld und Sühne, Gut und Böse, Gnade und Erlösung dem Hinduismus fremd sind. Shiva zerstört im Tanz die Unwissenheit und lindert das Leid. Zugleich erzeugt und erschafft er Leben. Mit seinem Tanz hält er das Welt- und Lebensrad in Schwung, und er hält mit seinem Feuer die Herzen der Menschen warm. Wie in anderen Mythen ist der Gott des Lebens auch der Gott des Todes, deutlicher gesagt des Lebens aus dem Tod, der neuen Schöpfung – durch die Zerstörung des Früheren. Shiva tanzt in jedem Menschenherzen, im Zen- Ein Jesuit tanzt Shiva Nataraja Pater Dr. Saju George, indischer Jesuit und Bharata Natyam Tänzer, tanzt Themen aus hinduistischer und christlicher Tradition. Er erhielt nicht nur eine siebenjährige Tanzausbildung in verschiedenen klassischen indischen Tanzrichtungen, sondern auch in Gesang und Kampfsportarten sowie Yoga. Seit Sommer 2005 ist er in der Ausbildung der Jesuiten tätig. Von sich selbst sagt er: „Gott berief mich zum Priester und gab mir die Gabe zu tanzen, um sein Wort durch diese Form zu vermitteln.“ Hohe Festtage ohne Musik und Tanz sind in Indien undenkbar. Wort, Bild, Musik, Tanz als inhaltstragende Zeichen für Gottes Botschaft – welch ein Reichtum! – Musik ist das ursprünglichste Medium der Begegnung, es hat sie immer gegeben, als Choral, Kirchenmusik und geistliche Stubenmusig. – Der Tanz war den eher körperfeindlichen drei westlichen Hochreligionen fast immer fremd, auch wenn die Schwester des Mose und die muslimischen Derwische tanzten und noch im Barock geistliche Schauspiele stattfanden. Alle menschlichen Künste durchdringen sich. Wir Christen sind oft auf Quantität aus – noch mehr, noch länger, noch andäch tiger b eten. Fügen Sie doch einmal einen Qualitätssprung ein, z. B. die Botschaft der Hochreligionen. Jesus hat seinen Gottesglauben auf die jüdische Unterlage aufgepfropft, Gott kann dafür auch die gesunde Unterlage anderer Religionen nehmen. „Im Hinduismus gibt es Musik und Tanz und Naschereien zu einem Fest; ich aber sage euch, mit allen Sinnen lobt Gott, mit gar allem, was gut, wahr und schön ist!“ Glauben 2010 Jänner 2015 25 trum des Weltalls – das ist der heilige Raum des Herzens. Sein Tanz bedeutet wörtlich „Herzschlag“: Es ist der rhythmische Umschlag zu je einem neuen Schlag, der den alten ablöst. Geburt und Leben kommen also aus der Zerstörung, das ist das Geheimnis des Lebens. Rhythmus des Weltalls Foto: AB Die Beifügungen zum Bild des tanzenden Shiva Nataraja sind immer dieselben, wie bei einer Ikone. Sein Kopf ist geschmückt mit symbolhaften Beifügungen, aus denen eine Shiva Nataraja im Mondsichel heraussticht. Sein Musée Guimet Paris, 11. Jahrhundert Haar und sein Leib sind geschmückt mit Schlangen und Tierhäuten, gegen die er siegreich gekämpft hat. Hände und Füße sind mit klingenden Glöckchen geduismus jedem freisteht, wie er göttliche Darschmückt, also ein Tanz für Auge und Ohr. In der rechten oberen Hand trägt und schlägt er stellungen deutet oder selber weitergestaltet. eine Handtrommel in Form einer Sanduhr, die Daraus ergibt sich ein unglaublicher, aber auch Ton und Rhythmus des Weltalls und der Zeit unübersehbarer Reichtum an Formen und Farangibt (Schöpfung im Herzschlag – das Ziel der ben, an Musik und Bewegung. Meditation). In der Linken hält er ein frisch aus dem Stein geschlagenes Feuer, das sich auf ein ganzes Feuerrad überträgt, ein Hinweis auf VerKunst erleben und teilen, nichtung und Weltenbrand. Die untere Linke durch Meditation und Begegnung: deutet auf den linken Fuß und den Tanz des Unter diesem Motto gestaltet Lebens, die untere rechte Hand deutet die Br. Bernhard Frei eine Internetseite: Tanzstellung der Furchtlosigkeit und des Schutwww.kunst-meditation.it zes an. Es bleibt noch zu sagen, dass es im Hin- info 26 roman St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Dunkle Wolken über Altdorf e Folg 24 Ein Roman von Viktoria Schwenger, Rosenheimer Verlagshaus Die Tür fiel ins Schloss. Michael setzte sich schnell wieder auf seinen Stuhl, Nicole sollte nicht das Gefühl haben, dass er ihr hinterherspionierte. Irgendwie war ihm der Mann bekannt vorgekommen, doch ihm fiel nicht ein, wo er ihn schon mal gesehen hatte. „Wer war denn das?“ Nicole war zurück ins Zimmer gekommen. „Ach, der Gössler, unser Nachbar. Wollte unbedingt mit mir quatschen, dabei weiß er genau, dass meine Eltern nicht da sind.“ Michael runzelte die Stirn. „Und was wollt’ er genau von dir?“ Nicole sah betreten aus, zögerte mit der Antwort. „Jetzt sag schon, was der von dir wollt’!“ Michael stellte die Frage voller Argwohn. „Ach, nicht das, was du vielleicht meinst.“ Die Frage war ihr offensichtlich peinlich, doch Michael sah sie weiter fragend an, drehte den Stiel seines Weinglases, abwartend. „Also, du weißt doch, dass mein Vater ein Informationsschreiben an alle Haushalte in Altdorf verteilen will“, begann sie endlich. „Gegen die Biogasanlage. Diese Blätter hat er mir gebracht. Ich soll einen Teil davon austragen, ausgerechnet ich!“ Sie lachte höhnisch. „Und wo sind die Blätter jetzt?“ „Draußen auf dem Tisch. Also, ganz ehrlich, der kann mich mal!“ Man sah Nicole an, wie peinlich ihr das Ganze war. Michael stand auf, ging hinaus in die große Diele, Nicole kam ihm nach. „Ach, lass jetzt, Michael. Das hat doch noch Zeit!“ – „Nein, das hat keine Zeit!“ Er nahm eines der Blätter zur Hand. „Bürgerinitiative gegen Biogasanlage in Altdorf“ stand dort als Überschrift. Michael setzte sich auf einen Stuhl und überflog das zweiseitige Informationsblatt. Dahinter war ein weiteres Blatt angefügt. „Unterschriftensammlung gegen die Biogasanlage, abzugeben bei Dr. Belling oder Peter Gössler. Vertraulich! Jede Stimme zählt, ob Jung oder Alt! Gemeinsam sind wir stark! Wenn viele mitmachen, erreichen wir unser Ziel, die Verhinderung der gefährlichen Biogasanlage.“ „Das, das ist ja unglaublich! Das ist ja alles erstunken und erlogen!“, rief Michael erbost, nachdem er das Schreiben überflogen hatte. „Warum redet denn dein Vater ned vorher mit uns oder mit dem Herrn Feicht, bevor er ein solches Schreiben verfasst. Da müssen die Leut’ doch Angst kriegen!“ Er war aufgesprungen und hielt Nicole aufgebracht das Blatt hin. „Ich habe es noch nicht gelesen! Ich weiß nicht, was drin steht!“ Nicole war den Tränen nahe. „Dieser Idiot! Hat uns den ganzen Abend verpatzt.“ „Welcher Idiot? Meinst du deinen Vater?“ „Ja, den auch! Aber ich meine den doofen Gössler. Muss der auch ausgerechnet jetzt kommen!“ Nicole fing an zu weinen. „Jetzt wein nicht, Nicky, das hilft auch nichts. Die Blätter werden wohl morgen verteilt oder in den nächsten Tagen!“ Michael zuckte resigniert mit den Schultern. „Von mir nicht!“, heulte Nicole. roman Jänner 2015 Er klopfte ihr beruhigend auf den Rücken. „Das weiß ich schon, aber das nützt uns nichts. Dann verteilt sie eben jemand anderer. Ja, jetzt sind die Fronten eröffnet, jetzt ist Krieg und wir mitten drin!“ Er sah Nicole ernst an. Sie umarmte ihn und schluchzte laut. „Jetzt beruhig dich, Schatz!“ Michael versuchte, bei allem Frust gelassen zu bleiben. „Ich werd’ morgen mit dem Feicht vom Ministerium reden, was man machen kann.“ Nicole hob das Gesicht zu ihm, die Wimperntusche war vom Weinen verwischt, sie sah jämmerlich aus. Vorsichtig wischte er ihr mit den Händen über das Gesicht. „Jetzt können wir es erst recht nicht mehr sagen, dass wir uns lieben, nicht wahr?“, fragte sie kläglich. Michael schüttelte den Kopf. „Ich glaub’, das wär jetzt der schlechteste Moment. Das würde alles noch komplizierter machen.“ „Liebst du mich denn noch, Michi?“ „Klar, hab’ ich dich gern, das hat doch damit nichts zu tun.“ Doch auch er ließ den Kopf hängen, war ratlos. „Ich nehm’ ein paar von den Blättern mit, Nicky, ich will sie morgen dem Feicht zeigen, in München, was der dazu meint.“ Sie schniefte. „Ich fahr’ morgen auch nach München, habe keine Lust mehr, hierzubleiben.“ „Ach was, das ist doch wirklich Blödsinn.“ Er strich ihr die feuchten Haare aus der Stirn. „Soll ich denn morgen nochmal kommen?“ Er wollte sie mit dieser Frage trösten. „Nein!“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Du hattest schon Recht, es war doch keine so gute Idee. Ich glaube, ich muss noch viel lernen!“, meinte sie zerknirscht. „Ach komm, mein Tschapperl, das konntest doch nicht ahnen, dass dieser, dieser ...“ „Gössler, heißt er!“, schniefte Nicole. „Also, dass dieser Gössler ausgerechnet heute hier auftaucht. Vielleicht war es sogar ganz gut, dann weiß ich wenigstens gleich über die 27 Kampagne Bescheid. Vielleicht kannst ihn überreden, mit dem Verteilen noch ein paar Tage zu warten, bis ich mit dem Feicht geredet hab’.“ „Ich versuch’s, aber vielleicht läuft er schon rum damit! Ich traue es ihm zu. Ich kann den Kerl ohnehin nicht leiden!“, stieß sie böse hervor. „Also, Nicky, dann geh’ ich jetzt lieber. Vielleicht lauf’ ich ihm gar über den Weg, wenn er die Zettel einwirft.“ Er schüttelte den Kopf. „Es wird immer verrückter!“ Sie verabschiedeten sich an der Haustür, nach diesem verunglückten Abend. Vorsichtig spähten sie aus der Tür, ob nicht Peter Gössler sich irgendwo rumtrieb. „Machst ihm nicht auf, falls er nochmals kommt“, schärfte Michael Nicole noch ein, bevor er die Stufen hinunter zur Straße ging. „Nein, ganz bestimmt nicht, ich versprech es dir! Ich gehe jetzt gleich ins Bett, alleine“, schniefte sie. „Ich bin morgen in München beim Herrn Feicht. Vielleicht komm’ ich noch bei dir vorbei, wenn es im Ministerium nicht zu lange dauert.“ „Das wäre schön! Damit ich wieder alles gut machen kann.“ „Geh, du hast doch nichts Schlechtes gemacht. Hast dir so viel Mühe geben mit der Einladung. Mir tut’s auch leid, dass der Abend so ausgegangen ist. Aber – heute ist nicht alle Tage, ich komme wieder – keine Frage!“, zitierte er Paulchen Panther aus der Kinderfernsehserie. Da musste selbst Nicole unter Tränen lachen. „Na schau, jetzt hab’ ich es doch geschafft, dass du wieder lachst. Es wird alles gut werden, mein Schatz!“ Ein letzter, inniger Kuss, dann verschwand Michael in der Dunkelheit. Fortsetzung folgt St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 28 Hallo! In der Zeit rund um Weihnachten wünschen wir uns „frohes Fest“ und gleich darauf ein „gutes Neues Jahr“; auch zum Geburtstag und zum Namenstag gehören Glückwünsche dazu – ob persönlich ausgesprochen, mit einer Karte, auf Facebook oder über eine nette SMS. Aber helfen gute Wünsche wirklich? Machen sie ein Fest froher, ein Jahr besser, das Leben glücklicher? Gewiss sind gute Wünsche kein Zauberspruch, der irgendeine magische Kraft hat. Aber ich denke, dass es einem Menschen guttut, wenn ihm viele andere Gutes wünschen. Das zeigt, dass sie an ihn denken, ihn gerne haben und sich darüber freuen, wenn es ihm gutgeht. Das schenkt ihm Kraft und Mut – und damit lässt sich im Leben vieles leichter aushalten und besser hinkriegen. Und so wünsche ich dir: Alles Gute im neuen Jahr! Dein Toni Ratefuchs Schneeflöckchen, weiSSröckchen ... ... wann kommst du geschneit? Du wohnst in den Wolken, dein Weg ist so weit: So heißt es in einem bekannten Lied. Aber wie weit fällt die Schneeflocke wirklich nach unten, und wie lange braucht sie dafür? Auf ihrem Weg von einer Wolke bis auf die Erde braucht die Schneeflocke meist wenige Minuten – aber sie kann auch eine halbe Stunde unterwegs sein. Denn es gibt Wolken in nur 300 Meter Höhe, andere können auch zwei Kilometer über der Erdoberfläche liegen. Pro Sekunde schafft eine Schneeflocke ungefähr einen halben bis zwei Meter. Das ist sehr langsam. Der Grund: Schneeflocken bestehen zu 95 Prozent aus Luft und sind deshalb sehr leicht. Die Luft in der Flocke sorgt auch dafür, dass der Schnee weiß ist. Alle farbigen Lichtstrahlen werden über die Spitzen der Eiskristalle „aufgesaugt“, sie vermischen sich mit Luft und zerstreuen. Daher sieht man nur das Weiß. In der Antarktis kann aber auch rosafarbener, purpurner, roter oder leicht gelblicher Schnee fallen. Das liegt an winzigen farbigen Lebewesen, die im Schnee ihren Wohnraum finden. Wenn die Schneeflocke ins Wasser fällt, so entsteht ein sehr helles Geräusch. Der Mensch kann es nicht hören. Doch glauben die Wissenschaftler, dass die Fische diesen Ton sehr unangenehm finden. Im Winter, wenn überall Schnee liegt, werden die Sonnenstrahlen durch den Schnee fast vollständig wieder zurück in den Kosmos gestrahlt. Daher bleibt es auf der Erde recht kalt. Im Jahre 1987 schneite es in Fort Knoe (Montana, USA) sehr heftig. Dort wurde die bisher größte Schneeflocke gefunden. Sie hatte einen Durchmesser von 38 Zentimetern. unterhaltung Jänner 2015 13 7 10 11 8 5 1 804 14 12 9 6 10 1909 4 15 11 2 1847 3 1419 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Das gesuchte Wort nennt ein wichtiges Projekt der Diözese im Jahr 2015 (Auflösung auf Seite 30). 14 15 29 30 Zu guter Letzt St. Antoniusblatt – Heft Nr. 1 Zum Lachen Richter zum Angeklagten: „Mit diesem Frei7 Sie wohl gar nicht gerechnet, spruch haben was?“ – „Nein“, erwidert der Angeklagte, „ich habe bereits meine Wohnung vermietet.“ *** Der Vater sitzt am Bett seines Sohnes und liest ein Märchen vor. „Du, Papi“, unterbricht ihn der Sprössling, „würde es dir etwas ausmachen, leiser zu lesen, ich möchte schlafen.“ 804 *** 1 Ein Mann nach der Kirche zum Pfarrer: „Herr Pfarrer, Sie haben gerade so schön vom Himmel gepredigt. Kann man im Himmel auch Fußball spielen?“ Pfarrer: „Das kann ich so einfach nicht beantworten. Ich werde meinen Vorgesetzten fragen.“ Am Sonntag darauf antwortet der Pfarrer dem Mann: „Jawohl, es wird im Himmel Fußball gespielt, und Sie gehören beim nächsten Spiel schon zur Mannschaft …“ 12 *** Sabine liest Zeitung. „Du, Schatz“, sagt sie zu ihrem Mann, „da hat doch tatsächlich ein Mensch namens Rilke das Gedicht abdrucken lassen, das du vor sieben Jahren für mich gemacht hast! …“ Auflösung des Kreuzworträtsels von S. 29 Lösung: DIOEZESANSYNODE *** Wahrsagerin zur Ehefrau: „Morgen stirbt ihr Mann ganz plötzlich.“ „Das weiß ich“, antwortet die Frau. „Mich interessiert nur, ob ich freigesprochen werde …“ 6 Jänner 2015 gebetsmeinung von Papst Franziskus •Alle Menschen guten Willens mögen sich miteinander um Frieden bemühen. • Für das Jahr des geweihten Lebens: Um Freude an der Nachfolge Christi im Dienst an den Armen. 10 Totengedenken Jänner 2015 31 Herr, schenk ihnen Deinen ewigen Frieden! Ehrenburg: Paula Soppelsa geb. Plaickner (88), hinterl. den Gatten, zwei Kinder und acht Geschwister mit Familien Katharinaberg/Schnals: Josef Rottensteiner (96), langjähriger Pfarrer, hinterl. seine Verwandten und die Pfarrgemeinde Latsch: Josef Gritsch (91), hinterl. die Frau, zwei Kinder mit Familien, fünf Enkelkinder, einen Urenkel, drei Geschwister, vier Patenkinder und die Verwandten Lengstein: Marianne Wwe. Gasser geb. Schrott (90), hinterl. zwei Kinder mit Familien Montan: Sebastian Ebner (86), hinterl. die Frau und zwei Kinder mit Familien; Josef Amort (90), hinterl. sieben Kinder mit Familien und drei Geschwister Niederdorf: Carolina Stabinger geb. Girardi (86), hinterl. die Kinder mit Familien Reschen: Anna Patscheider (94); Leo Patscheider (75) Sand in Taufers: Johann Volgger (93), hinterl. vier Kinder, Enkel und Urenkel und die Geschwister mit Familien Schabs: Anton Mair (89), hinterl. den Schwager, die Nichten und Neffen Schenna: Theresia Gufler geb. Flarer, hinterl. drei Kinder mit Familien St. Johann: Martin Abfalterer (91), hinterl. die Gattin und fünf Kinder mit Familien St. Valentin a. d. H.: Rosa Wwe. Peer geb. Stecher (82), hinterl. zwei Kinder mit Familien und eine Schwester Steinhaus: Maria Luisa Vienna (60), hinterl. den Gatten, zwei Töchter mit Familien und sechs Geschwister Unser Frau/Schnals: Alois Gorfer (62), hinterl. die Mutter und die Geschwister mit Familien; Waltraud Götsch (51), hinterl. den Mann und zwei Söhne, die Mutter und die Geschwister mit Familien; Norbert Rainer (55), hinterl. die Geschwister mit Familien Welsberg: Johann Weitlaner (76), hinterl. die Geschwister mit Familien; Maria Wwe. Dorner geb. Stadler (97), hinterl. die Kinder mit Familien Wolkenstein: Theresa Kaslatter Wwe. Tirler (83), hinterl. zwei Töchter mit Familien, und zwei Schwestern Danksagung Meran: von ungenannt Spende als Dank und Bitte dem hl. Antonius 100 €; von ungenannt Spende als Dank und Bitte dem hl. Antonius 50 €; Luttach: von ungenannt Spende dem hl. Antonius für Frieden in der Familie 70 €. Augenblick Einen besonderen „Neujahrsgruß aus China“ entdeckte unser Mitarbeiter Erich Rainer aus Neumarkt im „Tiroler Volksboten“ des Jahres 1893. In der Ausgabe vom 5. Jänner berichtet das in Brixen erscheinende „Illustrierte Blatt zur Belehrung und Unterhaltung des katholischen Volkes“ über die mühevolle, aber erfolgreiche Missionsarbeit des deutschen Bischofs Johann Anzer und seines Stellvertreters Josef Freinademetz (1852–1908) in Süd-Schantung; von Provikar Freinademetz druckt die Zeitschrift auch ein Foto ab (siehe Bild). Als Anzer und Freinademetz im Jahr 1892 in Schantung ankamen, gab es laut „Volksboten“ dort nur 150 Christen, inzwischen sind es 15.432. Die Missionare würden vor allem in den Städten „grausam“ verfolgt, „sie konnten etwas vom Marthyrium verkosten“, aber „fast wunderbar sind sie dem Tode entkommen“. Der Verfasser des Artikels vermutet auch, dass Freinademetz bald in seine Heimat kommen und „in der Domkirche zu Brixen zum Missionsbischof“ geweiht würde – eine Hoffnung, die sich nicht erfüllt. Freinademetz bleibt bis zu seinem Tod am 28. Jänner 1908 bei „seinen“ Chinesen. Er wird 1975 zum Seligen und 2003 zum Heiligen der Kirche erklärt. Foto: Erich Rainer, Neumarkt Haben Sie ein besonderes Foto und einen Gedanken dazu? Auf dieser Seite ist Platz! Schicken Sie eine E-Mail an [email protected] NACH VORN GESCHAUT: Heldinnen und Helden des Alltags
© Copyright 2025 ExpyDoc