D 8512 51. Jahrgang Nr. 19 Montag, 18. Mai 2015 NACHRICHTEN POLITIK Mazedonien rumort Spannungen zwischen unter schiedlichen ethnischen Gruppen sorgen weiterhin für Unruhen im Land. Seite 4 STREITKRÄFTE „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“ General Volker Wieker im Interview über die Mängel am G 36. Auf der Suche Mit dem 3. Minensuchgeschwader auf der Ostsee. Die gefährliche Suche nach alter Munition, Bom ben und Minen. Seite 6/7 SOZIALES Hilfe für Afghanen Marcus Grotian hat ein Netz werk für afghanische Ortskräfte gegründet, die jetzt in Deutsch land leben. Seite 11 VIDEO DER WOCHE: Tag zwei für Hauptfeldwebel Oliver Bender auf dem Segel schulschiff „Gorch Fock“. Hat er seine erste Nacht in der Hänge matte gut überstanden? Wo packt er heute mit an? Unser Video bietet Einblicke vom Leben an Bord aus erster Hand. Sie möch ten einen Vorschlag machen, welchen Bereich der Bundes wehr Olli als nächstes unter die Lupe nehmen sollte? Schreiben Sie Ihre Vorschläge in die Kom mentare zum Video. Alle 14 Tage finden Sie auf dem YouTubeKanal der Bundeswehr eine neue Folge über Ollis Erlebnisse. (eb) Der Beitrag Berlin. Ob das Sturmgewehr G 36 durch ein neues ersetzt werden muss, ist „völlig offen“. Das hat der Generalinspek teur der Bundeswehr, General Volker Wieker, im Interview mit der Redaktion der Bundes wehr gesagt. Die Soldaten seien vorerst gefordert, sich auf die fest gestellten Mängel einzustel len. „Ich muss den Soldaten Handlungssicherheit vermit teln, indem ich kurzfristig reagiere und die Soldaten in den Einsätzen anweise, über das Anschießen eines neuen Haltepunktes in den jeweili gen klimatischen Verhältnis sen, durch eine Magazinierung der Munition mit Leuchtspur und durch einen Waffenmix ihre Wirkungsüberlegenheit zu erhalten.“ Das sei durch tak tische Ausbildung möglich, letztlich könne so aber nur eine Reduzierung der Symp tome erreicht werden. „Mittel fristig müssen wir uns natürlich Gedanken darüber machen, wie wir das Problem insgesamt lösen“, sagte General Wieker. „#MitOlli...2“ unter www.youtube.com/bundeswehr. [email protected] Zum jetzigen Zeitpunkt sei noch nicht klar, ob Nachbes serungen am G 36 möglich seien. Zu den von unabhän gigen Experten festgestellten Mängeln am Standardgewehr sagte Wieker: „Es sind unter schiedliche Ursachen festge stellt worden, die im Einzelnen noch zu bewerten sind.“ Streukreis weitet sich durch Hitze Die Streukreisaufweitung durch schussindizierte Wärme hänge wahrscheinlich mit dem Rohr zusammen. Wieker: „Also muss man Veränderun gen am Rohr vornehmen.“ Die Treffpunktverlagerung durch klimatische Bedingungen habe hingegen vermutlich mit dem Verbundstoff zwischen dem Rohr und der optischen Einrich tung zu tun, so dass es zu Ver ziehungen komme. Die Unter suchungen am G 36 wurden im Auftrag des Verteidigungs ministeriums in Zusammen arbeit mit dem unabhängigen ErnstMachInstitut in Freiburg (EMI), der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Seit 2010 Generalinspekteur: General Volker Wieker. Munition (WTD 91) sowie dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk und Betriebsstoffe und dem Bundesrechnungshof durchgeführt. Test unter extremen Bedingungen Laut General Wieker handelte es sich bei der Unter suchung um eine „physikali sche Messreihe, die diese Waffe unter extremen Bedin gungen“ bewertet habe. Auch eine Klimakammer sei zum Einsatz gekommen. Das Ergebnis: Bei schuss indizierter Erwärmung und bei klimatischen Einflüssen wie Hitze oder Feuchtigkeit kommt es zu einer Streukreis aufweitung. Wieker: „Das müs sen wir sehr ernst nehmen.“ Das gesamte Interview mit General Voker Wieker als Video auf www.bundeswehr.de, die Stellungnahme des Vertei digungsministeriums zu Medi enberichten auf www.bmvg.de. 2 aktuell INTERN 18. Mai 2015 Foto: Bundeswehr/Jonack BILD DER WOCHE Die Mission im Mittelmeer geht weiter: Die Fregatte „Hessen“ hat vergangene Woche erneut in Seenot geratene Flüchtlinge an Bord genommen – insgesamt 263 Männer, 28 Frauen, zwei Kinder – und ein Baby. Ein Teil der Geretteten trieb in überfüllten Schlauchbooten auf dem offenen Meer. Weitere Informationen auf www.bundeswehr.de. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur ( -2420): Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh) Vertreter und Politik ( -2421) Vivien-Marie Bettex (vmd) Streitkräfte/Einsatz: Fregattenkapitän Peter Vossieg (pev -2820), Major Peter Mielewczyk (pm), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie), Jörg Fleischer (jf -2860), Major Anika Wenzel (akw), Hauptmann Patricia Franke (pfr) Sport/Vermischtes/Militärgeschichte: Björn Lenz (ble -2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Christiane Tiemann (tie -2850), Oberleutnant Jennifer Fiebig-Schulze (jfs), Ulrike Jenssen (uje) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, - 2423) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „Ich glaube, dass wir unsere Identität für immer behalten, also nicht in eine ewige Ursuppe einfließen.“ Der 12. Mai 1965 markiert ein historisches Datum. Vor 50 Jahren tauschten Deutschland und Israel erstmals Botschafter aus. Mit Blick auf die Verbrechen, die im Namen Deutschlands am jüdischen Volk begangen wurden, wird die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 20 Jahre nach dem Ende des Holocaust oft als Wunder bezeichnet. Ein Wunder, das von Beginn der sechziger Jahre an auf beiden Seiten schwer erkämpft war. Und ein Wunder, das sich in der Nachbetrachtung als ein Segen herausgestellt hat. Die politische Verständigung ist im Laufe der Jahre nämlich auch zu einer gesellschaftlichen geworden. Heute ist Berlin, wo 1942 auf der Wannseekonferenz die „Endlösung der Judenfrage“ auf zynische Weise „organisiert“ wurde, ein beliebtes Reiseziel für junge Israelis. Umgekehrt begeben sich Deutsche wie selbstverständlich auf Studienund Urlaubsreisen nach Tel Aviv und Jerusalem. Die Freundschaft, die sich zwischen beiden Ländern entwickelt hat, ist jedoch mehr als ein Wunder. Sie ist ein einmaliges Zeichen der Vergebung einerseits und des Schuldeingeständnisses andererseits in einer allzu oft von Schuldverdrängung, Rache Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof, Heinrich Bedford-Strohm, über das ewige Leben in Christ und Welt. KALENDERBLATT Vor 40 Jahren: Am 21. Mai 1975 beginnt in Stuttgart Stammheim der aufsehenerregendste Strafprozesse der westdeutschen Nachkriegsgeschichte. Auf der Anklagebank sitzen Gudrun Ensslin, Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe – die führenden Köpfe der Terrororganisation „Rote Armee Fraktion“ (RAF). Vor 50 Jahren: Am 18. Mai 1965 wird die britische Queen Elizabeth II. in Köln mit 21 Salutschüssen empfangen. Der Besuch ist der teuerste und prächtigste Staatsbesuch in der Geschichte der damals noch jungen Bundesrepublik. Vor 55 Jahren: Am 23. Mai 1960 gibt Israel die Entführung des früheren SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann durch den Geheimdienst Mossad bekannt. Eichmann war ab 1939 für den Transport von Juden in die osteuropäischen Vernichtungslager verantwortlich. Er versteckte sich in Argentinien und wurde 1962 in Israel hingerichtet. Vor 170 Jahren: Am 19. Mai 1845 sticht Arktisforscher Sir John Franklin in See, um die Nordwestpassage zwischen Atlantik und Pazifik zu erforschen. Von der Franklin-Expedition kehrt kein Überlebender zurück. Vor 1690 Jahren: Am 20. Mai 325 eröffnete der römische Kaiser Konstantin I. der Große (280-337) das erste ökumenische Konzil von Nicäa. Konstantin der Große war der erste Kaiser, der sich zum Christentum bekannte. (eb) und Vergeltung geprägten Welt. „Israel ist der wichtigste Partner Deutschlands im Nahen Osten“, betonte auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche während ihrer Israel-Reise, über die die aktuell in dieser Ausgabe berichtet (Seite 3). Zu einer guten Freundschaft gehört auch Ehrlichkeit. Nicht trotz, sondern gerade wegen der Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel ist es daher angebracht, wenn die Bundesregierung auch zu kontroversen Themen im Nahen Osten, wie dem Siedlungsbau oder der Zwei-Staaten-Lösung, ihre Meinung äußert, auch wenn diese sich bisweilen von der israelischen Sichtweise unterscheidet. Stefan Rentzsch Redakteur Militärgeschichte/Sport 18. Mai 2015 MINISTERIUM / HINTERGRUND Zu Gast bei Freunden Antalya. Die Bedrohung durch „hybride“ Kriegsführung nimmt zu, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich in diesem Zusammenhang wiederholt für eine engere Zusammenarbeit mit anderen EU- und NATO-Partnern ausgesprochen. Vergangene Woche hat NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg mitgeteilt, die NATO und die EU wollten sicherstellen, dass sich ihre Strategien gegen hybride Kriegsführung ergänzen. Nur so könne effektiv reagiert werden, sagte Stoltenberg beim Treffen der NATO-Außenminister im türkischen Antalya. 22 NATO-Mitgliedstaaten gehören auch der EU an. (eb) Gedenken in Yad Vashem: Die Ministerin legt einen Kranz nieder. Fotos (2): Vennemann/RedBW gereicht. Heute verbinde beide Staaten ein tiefes Vertrauen, das seinesgleichen suche. Die Ministerin führte außerdem Gespräche mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Auf der Agenda standen unter anderem die sicherheitspolitische Situation im Nahen Osten und das geplante Atomabkommen mit dem Iran. Israel fühlt sich durch Teheran bedroht, fürchtet den Bau einer Atombombe und ist strikt dagegen, dass der Iran nukleares Material zivil nutzen darf. Jahrelang wurde über den Deal verhandelt. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte in Tel Aviv, die Bundesregierung habe sich nach sorgfältiger Abwägung zu einer finanziellen Beteiligung entschlossen. Deutschland trage damit zum Schutz und zur Existenzsicherung Israels bei. Die Korvetten – es handelt sich um eine modifizierte Version des Typs Meko 80 – Geleast: Eine Heron-Aufklärungsdrohne ehr desw : Bun Foto sollen laut Verteidigungsminister Jaalon bis 2020 geliefert werden. Mit den Kriegsschiffen könne der Schutz der israelischen Gasplattformen im Mittelmeer gewährleistet werden. Zuletzt war im September ein U-Boot nach Israel geliefert worden. Auch bei diesem Geschäft finanzierte die Bundesrepublik ein Drittel der Baukosten als Militärhilfe für Israel. (eb) Rheinbach. Mit dem Network Operations Centre ist das Betriebszentrum IT-System der Bundeswehr (BITS) in der Lage, das IT-System der Bundeswehr weltweit zu überwachen. Während eines Besuchs in der Tomburg-Kaserne in Rheinbach hat sich Staatssekretärin Katrin Suder jetzt persönlich ein Bild von den technischen Möglichkeiten gemacht. In Rheinbach werden unter anderem die beiden Kommunikationssatelliten der Bundeswehr, COMSATBw 1 und 2, gesteuert. (vie) Brauksiepe im MALE-Drohne: Entwicklung beginnt Absichtserklärung für europäisches System soll diese Woche in Brüssel unterzeichnet werden. Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird diese Woche eine Absichtserklärung für eine Definitionsstudie für die Entwicklung einer neuen europäischen Aufklärungsdrohne unterzeichnen – am Rande des Rats für Auswärtige Beziehungen in Brüssel. Gemeinsam mit Frankreich und Italien sollen die technischen Forderungen an das neue System definiert, sowie der zeitliche und finanzielle Rahmen geklärt werden. Ende 2017 soll dann der Foto: Roberto Pfeil Verbündete: Ursula von der Leyen und Moshe Yaalon. Vier neue Korvetten für Israel kommen aus Deutschland Tel Aviv. Israel hat vier Kriegsschiffe aus deutscher Produktion bestellt – und Deutschland trägt etwa ein Drittel der Kosten. Der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon teilte vergangene Woche mit, ein Vertrag mit der Werft ThyssenKrupp Marine Systems sei unterzeichnet. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 430 Millionen Euro. Suder besucht IT-Experten Auftrag für die Entwicklung einer neuen Generation von Drohnen der MALE-Klasse erteilt werden. MALE steht für „Medium Altitude Long Endurance“ – also ein unbemanntes Fluggerät, das sich in mittlerer Höhe mit großer Reichweite bewegt. Die Stärke dieser Systeme liegt in der optischen und elektronischen Aufklärungsfähigkeit. Drohnen dieser Klasse können beispielsweise am Boden operierende Truppen begleiten und mit – im Fall der Fälle lebenswichtigen – Infor- mationen in Echtzeit versorgen. Die Drohne soll auch bewaffnet werden können, um Soldaten im Gefecht präzise Feuerunterstützung zu geben. Dabei gilt: Über den Einsatz der bewaffneten Drohnen wird in jedem Einzelfall der Bundestag entscheiden. Die Neuentwicklung eines eigenen europäischen Drohnensystems hat laut Verteidigungsministerium entscheidende Vorteile. Ein exklusiver Zugriff auf die Technik des neuen Luftfahrzeugs ist garantiert und die spe- zifischen Anforderungen für die Zulassung im europäischen Luftraum können berücksichtigt werden. Die Einführung der Drohne ist für das Jahr 2025 geplant. Bislang verfügt die Bundeswehr nicht über eigene waffenfähige Drohnen. Der Leasingvertrag für Heron-Drohnen, die in Afghanistan ausschließlich für Aufklärungszwecke im Einsatz sind, ist Ende März für ein weiteres Jahr mit Israel verlängert worden. (lin) Foto: Bier/Bundeswehr Tel Aviv. „Langfristig“, „vielfältig“, „vertraut“: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sieht die deutsch-israelische Zusammenarbeit im Bereich Sicherheitspolitik auf einem „außergewöhnlich“ hohen Niveau. „Mit keinem anderen Land der Welt haben wir so viele, so vielfältige intensive Beziehungen in der Sicherheitspolitik wie mit dem israelischen Verteidigungsministerium“, sagte die Ministerin vergangene Woche während ihrer Reise nach Israel nach einem Gespräch mit ihrem Amtskollegen Moshe Yaalon. Israel sei der wichtigste Partner Deutschlands im Nahen Osten, sagte von der Leyen. Die Zusammenarbeit sei von Vertrauen und Langfristigkeit geprägt. Pro Jahr gebe es 70 unterschiedliche bilaterale Projekte. Anlass der Reise: Der Beginn der deutsch-israelischen Beziehungen vor 50 Jahren. Am 12. Mai 1965 hatten die Bundesrepublik Deutschland und Israel erstmals Botschafter ausgetauscht. Dem war eine jahrelange Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und rüstungspolitischem Gebiet vorausgegangen. Bereits am 10. September 1952 hatten Israel, die Jewish Claims Conference und die Bundesrepublik in Luxemburg ein Wiedergutmachungsabkommen unterzeichnet. Zwischen den Ländern besteht unter anderem eine enge Rüstungskooperation. So wurde während des Besuches der Ministerin bekannt, dass Deutschland Israel finanziell beim Kauf von vier Korvetten für die israelische Marine unterstützen wird (siehe Kasten). Bei einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem erinnerte von der Leyen an „die unfassbaren Verbrechen“, die in deutschem Namen verübt wurden. „Möge uns dieser Ort eine Mahnung sein, jederzeit gegen Unmenschlichkeit, Ausgrenzung und Verfolgung aufzustehen“, sagte die Ministerin. Vor 50 Jahren hätten die Menschen Israels den Deutschen die Hand 3 NATO und EU kooperieren 50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen. von Jan Marberg aktuell Munitionsdepot Dorsten. Das Munitionsdepot Wulfen ist das größte der Bundeswehr – vergangene Woche hat Staatssekretär Ralf Brauksiepe sich bei einem Besuch über die Umsetzung der Umstrukturierung informiert. Im Zuge der Neuausrichtung wird das Depot im Ruhrgebiet erweitert. In 381 Lagerhäusern liegt Munition verschiedenster Art – von der Patrone bis zur Artillerierakete. In Wulfen wird unter anderem die Munition für die NATO Response Force oder die EU Battle Group bereitgehalten. (rw) aktuell POLITIK / HINTERGRUND Afghanistan-Einsatz auch nach 2016 Antalya. Die NATO will auch nach dem Ende der Mission „Resolute Support“ im Jahr 2016 in Afghanistan bleiben. Die Außenminister der Allianz einigten sich bei ihrem Treffen im türkischen Antalya am vergangenen Mittwoch mit der afghanischen Regierung auf „Leitlinien“ für eine neue Mission. Sie wird erstmals „von Zivilisten“ geleitet, aber weiter eine „militärische Komponente“ haben, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Unterdessen wurden bei einem Angriff der radikalislamischen Taliban bei einem Angriff auf ein Gästehaus im afghanischen Kabul 14 Menschen getötet. (eb) Foto: dpa/pa China und Russland starten Manöver Peking. China und Russland planen, in dieser Woche ihr erstes gemeinsames Militärmanöver im Mittelmeer zu beginnen. Bereits in der vergangenen Woche gab es eine Auftaktzeremonie im südrussischen Novorossiysk (Foto), am 16. Mai soll die Übung im Mittelmeer starten. Das Manöver beinhalte den Einsatz scharfer Munition, teilte ein Armeesprecher in Peking mit. Seinen Angaben zufolge richtet sich die Übung „nicht gegen eine dritte Partei“. (eb) Jemen: Botschafter aus Iran abgezogen 18. Mai 2015 Krise in Mazedonien Ethnische Spannungen führen zu immer heftigeren Auseinandersetzungen. von Vivien-Marie Bettex Skopje. Die Bundesregierung, die Europäische Union, die Vereinten Nationen und die NATO warnen vor einer erneuten Eskalation ethnischer Spannungen auf dem Balkan. Nach heftigen Gefechten in Mazedonien mit 22 Toten und Dutzenden Verletzten sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg: „Ich fordere jeden auf, sich zurückzuhalten und eine weitere Eskalation im Interesse des Landes und der gesamten Region zu vermeiden.“ Er verfolge die Entwicklung mit Sorge. Kumanovo: 22 Tote Hintergrund: Der Zusammenstoß zwischen Polizei und Angreifern, die der sogenannten „Albanischen Befreiungsarmee“ nahestehen sollen, hatte am vorvergangenen Sonnabend mit einer Razzia in einem mehrheitlich von ethnischen Albanern bewohnten Viertel der Stadt Kumanovo begonnen. Nach Angaben der mazedonischen Regierung hatte die Polizei Hinweise auf einen bevorstehenden terroristischen Anschlag, durchsuchte deswegen Haus für Haus. Dabei kam es zu heftigen Gefechten. Auf der Seiten der Angreifer sollen bis zu 70 bewaffnete Kämpfer beteiligt gewesen sein. 14 Angreifer und acht Polizisten kamen ums Leben, ganze Straßenzüge wurden schwer beschädigt, mehrere Häuser komplett zerstört. Nach Angaben der Regierung trugen einige der Toten Uniformen der Albanischen Kosovo-Befreiungsarmee „UCK“. Protest: Eine Demonstration Anfang Mai gegen die Regierung. Der Protest nimmt zu Die Spannungen zwischen Albanern und anderen Volksgruppen in Mazedonien haben in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Krisen geführt. Rund ein Viertel der 2,1 Millionen Einwohner Mazedoniens – eine frühere jugoslawische Teilrepublik – sind ethnische Albaner. Ein Aufstand im Jahr 2001 im Norden Mazedoniens führte mit Hilfe internationaler Vermittler zum Rahmenabkommen von Ohrid, das den Albanern mehr Rechte zusagte. In den vergangenen Jahren haben albanische Politiker immer wieder kritisiert, dass die bisher erfolgte Umsetzung des Abkommens nicht ausreiche. Dass die Regierung seit Monaten in einer tiefen Krise steckt, macht die Lage im Land um so kritischer. Oppositionschef Zoran Zaev wirft der Regierung vor 20 000 Menschen illegal abgehört zu haben, darunter Politiker, Journalisten und geistliche Führer. Außerdem wird Ministerpräsident Nikola Gruevski vorgeworfen, in einen Bestechungsskandal verwickelt zu sein. Bei Krawallen im Zuge einer Demonstration gegen die mazedonische Regierung wurden Anfang Mai mindestens Foto (2): imago 4 Zerstört: Kumanovo nach den Gefechten vom 9. und 10. Mai. 19 Menschen verletzt. Einige Demonstranten warfen Gegenstände auf den Regierungssitz, schlugen Scheiben des Gebäudes ein, beschädigten in der Nähe abgestellte Autos und zündeten Abfalleimer an. Menschen verlassen das Land Nach Berichten des auf dem Balkan führenden Nachrichtenportals „Balkan Insight“ gab es Ende April einen weiteren Vorfall. 40 Kosovo-Albaner sollen in eine Polizeiwache in der Ortschaft Gosince an der Grenze zum Kosovo eingedrungen sein und die Bildung eines albanischen Staates in Mazedonien gefordert haben. Nach Einschätzung des Auswärtigen Amts hat sich die Lage in der Stadt Kumanovo zwar wieder beruhigt. Eine weitere Eskalation sei jedoch nicht auszuschließen. „Es wird daher empfohlen, die Region um Kumanovo bis auf weiteres zu meiden“, teilte das Amt vergangene Woche auf seiner Internetseite mit. Vor dem Hintergrund der verworrenen Situation in dem Land, forderte NATOGeneralsekretär Stoltenberg eine transparente Untersuchung des Vorfalls in Kumanovo. Monat für Monat flüchten Hunderte Menschen aus dem Land. Im März beantragten 1186 Personen mit mazedonischem Pass Asyl in Deutschland. Foto: imago Das große Dauerbündnis Riad. Aus Protest gegen die mutmaßliche Rolle des Iran im Konflikt mit den schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen (Foto) hat die jemenitische Regierung ihren diplomatischen Geschäftsträger aus Teheran abberufen. Grund für die Abberufung von Botschaftschef Abdullah al-Sirri sei Teherans „Einmischung in unsere Angelegenheiten und seine Unterstützung für die Huthis“, teilte die Pressestelle des nach Saudi-Arabien geflohenen jemenitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi vergangene Woche mit. (eb) Vor 60 Jahren tritt Deutschland der NATO bei – die Rolle der Bundesrepublik hat sich gewandelt. Berlin. Das vielbeschworene Rote Telefon ist kein Relikt des Kalten Krieges. Seit wenigen Wochen ist die Leitung zwischen NATO und russischem Militär wieder geschaltet – auch auf Betreiben der Bundesregierung hin. 60 Jahre nach Deutschlands NATO-Beitritt am 9. Mai 1955 gewinnt die Allianz an neuer Bedeutung. Die Zeiten der geopolitischen Entspannung sind vorbei, die Bündnisverteidigung steht wieder im Vordergrund. „Angesichts der bedrohlichen Krisen und Herausforderungen, vor die Europa und Amerika sich gleichermaßen gestellt sehen, bleiben Geschlossenheit und Entschlossenheit der Allianz für uns ein hohes Gut. Die Sicherheit aller Verbündeten der Allianz ist und bleibt unteilbar“, heißt es in einer Mitteilung der Bundesregierung zum 60. Jahrestag des Deutschland-Beitritts. „Die alte Bundesrepublik hatte sich in ihrer Abhängigkeit von der NATO-Beistandsgarantie ganz gut eingerichtet. Sie bot bestmöglichen Schutz. Eine aktive Vorreiterrolle in der Bestimmung der kollektiven Verteidigungspolitik wurde w e d e r erwartet, noch war sie von den Partnern wirklich gewünscht“, schreibt der Friedensforscher Hans Joachim Giessmann in seinem Beitrag „Deutschland 60 Jahre in der NATO: Eine euroatlantische Partnerschaft“ für die Bundes- wehr-Publikation Reader Sicherheitspolitik. Die USA blieben zwar weiterhin die stärkste nationale Kraft der NATO, aber ihre globalen Interessen ließen sie stärker als in der Vergangenheit auf die Eigenverantwortung ihrer Verbündeten setzen. Das Fazit des Wissenschaftlers: „Deutschland wird sich der Konsequenzen daraus noch stärker bewusst werden müssen.“ (vmd) Der gesamte Essay von Hans Joachim Giessmann www.bmvg.de unter 18. Mai 2015 EINSATZ / BUNDESWEHR Training rettet Leben aktuell 5 Fahrzeuge und Patronen eingetroffen Wiederholungsausbildung der ersten Gefechtsverbände in Mali abgeschlossen. Foto (2): Bundeswehr Foto: Bundeswehr Segou. Langfristig erfolg reich sein – das ist das Ziel des „ReTrainings“ der European Training Mission Mali (EUTM Mali). Nach ihrem Einsatz im Norden des Landes werden die malischen Gefechtsverbände nun weitere neun Wochen an ihrem Heimatstandort geschult. Deutsche Soldaten übernahmen die Infanterie, Pionier und Logistikausbildung. Welten prallen aufeinander „Als ich zum ersten Mal die Waffenkammer gesehen habe, war ich fassungslos“ (Foto unten), schildert Hauptfeldwebel G. seine ersten Eindrücke. „Die Gewehre waren nicht gelagert, sondern lagen mehr oder weniger auf einem Haufen.“ Viel zu tun für die deutschen Logisti ker, die den Maliern die Grundsätze der Materialla gerung und des Materialerhalts vermitteln sol len. Schließlich funktionieren die besten Waffen und das modernste Gerät nicht, wenn es nicht sorg fältig aufbewahrt und in Schuss gehalten wird. „Klar, da prallen Welten aufeinander“, resümiert der Hauptfeldwebel am Ende der Ausbildung. „Ich glaube aber, dass die Malier verstanden haben, worum es uns geht und Unter Beobachtung: Malische Kräfte trainieren den Orts- und Häuserkampf unter deutscher Anleitung. dass sie langfristig von unserem KnowHow profitieren können.“ Gute Ausbildung ist der beste Schutz Eine Gruppe malischer Infanteristen liegt in der prallen afrika nischen Sonne. Neben ihnen der deutsche Aus bilder. Geduldig zeigt er ihnen, wie sie unter Zeit druck Störungen an ihren Gewehren behe ben können. Infanteris tische Grundlagenausbildung gehörte für die Reichenhaller Gebirgsjäger und ihre malischen Kameraden genauso zum Ausbil dungsprogramm, wie das Üben von komplexen Gefechtssitua tionen. Am Ende der neunwöchigen Ausbildung wurden die mali schen Soldaten für den Einsatz am Checkpoint und im Orts und Häuserkampf geschult. Dies wurde immer wieder durch Aus bildungen in Erster Hilfe und Unterrichte zum Schutz der Zivil bevölkerung ergänzt. Grundausbildung – nur anders Eine Ausbildung, die an eine Grundausbildung erinnert und doch ganz anders ist. Schließlich waren die malischen Soldaten schon selbst oft in Gefechten. Erfahrungen, von denen auch die deutschen Soldaten profitieren und die immer wieder in das Trai ning eingeflossen sind. Entsprechend ist der Umgang zwischen den deutschen Soldaten und ihren malischen Kameraden von gegenseitigem Respekt geprägt. Für Oberfeldwebel H. eine eindrucksvolle Erfahrung: „Am Rande der Ausbildung hat mir ein Malier berichtet, dass er im Gefecht überlebt hat, weil er durch Angehörige von EUTM Mali ausgebildet wurde. Das ist eine hohe Verantwortung für uns, und eine Bestätigung, dass unsere Ausbildung im Ernstfall das Leben unserer malischen Kameraden retten kann.“ Nach Abschluss der Ausbil dung trennen sich erst einmal die Wege. Während die interna tionalen Trainer nach Koulikoro zurückkehren, werden die einhei mischen Soldaten dringend im Norden des Landes benötigt. Sie sichern die Unterzeichnung des für Mitte Mai erwarteten Frie densabkommens ab und sollen möglichen neuen Spannungen vorbeugen. (eb) Beinahe fünf Sterne Erbil. Eine weitere Material lieferung hat den Norden des Iraks erreicht. Diesmal an Bord der „Antonow AN124“: Rund 2,5 Millionen Patronen für die Gewehre G 36 und G 3, ver schiedene Fahrzeuge und zusätz liche Sanitätsausstattung für die Peschmerga und ihren Kampf gegen die Terrormiliz „Isla mischer Staat“. Das Material wurde unmittelbar nach dem Ent laden an die kurdische Regional regierung übergeben. Weitere Transporte sind in den kommen den Wochen geplant. (eb) Typisierung gegen Krebs Prizren. Auf Initiative der Sanitätseinsatzkompanie des 40. Deutschen Einsatzkontin gents KFOR hat vor kurzem eine Typisierung für Stammzellen spender stattgefunden. An der aktuellen Aktion beteiligten sich 62 Soldaten des Kontingents. Jährlich erkranken Tausende Menschen an Blutkrebs. Doch dieser kann nur mittels Knochen markspende geheilt werden. Um im Kampf gegen die Krankheit zu helfen, wird die Sanitätsein satzkompanie die freiwillige Registrierung auch weiterhin vorantreiben. (eb) Französische Marine unterstützt Kahramanmaras. „Ohne Mampf kein Kampf.“ Oft scherz haft gesagt, ist durchaus etwas Wahres an dieser Weisheit. Doch was essen eigentlich die Soldaten im Einsatz? In Kahramanmaras bei dem Deutschen Einsatzkon tingent Active Fence Turkey, ist ein türkischer Caterer für die Zubereitung von Getränken und Mahlzeiten verantwortlich. In der Kantine arbeiten Stabsunter offizier Eric M. und Oberstabs gefreiter René R. (Foto: links), gemeinsam mit ihren türkischen Kollegen. Beide sind gelernte Köche. Eric M. hat seine Aus bildung in einem FünfSterne Hotel absolviert, René R. in einem VierSterneHotel. Zusammen mit dem türkischen Küchenchef erstellen die beiden Soldaten den Menüplan. Ziel ist es, orientalische Köstlichkeiten nach deutschen Gewohnheiten zuzubereiten. Gekocht werden die Speisen dann gemeinsam. Die Zusammenarbeit funkti oniert sehr gut: „Wir wurden sogar schon auf eine türkische Hochzeit eingeladen“, berichtet René R. Schon früh am Morgen beginnt die Arbeit für „Ringel“ und „Manny“, wie sie vom Team genannt werden. Den ganzen Tag kochen die beiden, bereiten vor, schmecken ab, packen auch mal Lunchpakete. Dabei tragen hr swe sie auch die oto: Bunde F Verantwor tung dafür, dass die Gerichte nach den gül tigen Richt linien zubereitet werden. Sauber keit und Hygiene sind dabei von besonderer Bedeutung. Manchmal werden noch spe zielle Wünsche der Soldaten erfüllt. An Geburtstagen kann Kuchen gebacken, für ein Gril len Fleisch bereitgestellt wer den. Auch kulinarische Themen abende bieten eine willkommene Abwechslung und kommen sehr gut an. Die Kantine des Feldla gers ist ein beliebter Treff punkt. „Wir bekommen sehr positive Rückmeldun gen“, freut sich René R. Die Arbeit macht beiden Spaß. „Aber anstrengend ist es schon. Da ist es schön, von den Kame raden Anerkennung zu bekommen.“ Beide wissen, dass das Essen im Einsatz für die Motivation beson ders wichtig ist – und sind auch schon wieder in der Küche verschwunden. (eb) Foto: Wald/Bundeswehr Orientalische Köstlichkeiten für deutsche Soldaten in der Türkei. Dschibuti. Eine umfangreiche Materialversorgung der Fre gatte „Karlsruhe“ hat kürzlich mit französischer Unterstützung stattgefunden. Nur mit Hilfe eines Landungsboots, inklusive der französischen Besatzung, war es der Deutschen Verbin dungs und Unterstützungs gruppe möglich, Material und Ersatzteile an Bord der „Karls ruhe“ zu bringen. Die Lage ließ eine diplomatische Anmel dung und somit ein Einlaufen in Dschibuti nicht mehr zu. So wurden die 2,5 Tonnen Material an Bord der Fregatte außerhalb der dschibutischen Hoheitsge wässer verbracht. (eb) 6 aktuell BUNDESWEHR Die Welt ein bisschen sicherer machen Sie sind seit vergangenem Jahr Kommandeur des 3. Minen suchgeschwaders. Wie war der Start und welche Themen schwerpunkte haben Sie sich gesetzt? Ein bisschen war es für mich, wie nach Hause kommen. Unser oberstes Ziel ist es, das Geschwader personell zukunftssicher aufzustellen. Seefahrt soll Spaß machen, planbar sein und attraktiv. Wie sieht es derzeit mit der personellen und materiellen Einsatzlage aus? Wir spüren, dass die Boote gut 20 Jahre alt sind. Da kommt es immer wieder zu Engpässen in der Verfügbarkeit. Das ist natürlich ärgerlich, manchmal jedoch unvermeidbar. Unser großes Augenmerk liegt jedoch auf dem Personal. Zu wenig Personal führt zu weniger Planbarkeit und insgesamt zu weniger Attraktivität des Dienstes. Welche Erfahrungen aus den früheren Verwendungen in der Minensucherei sind jetzt beson ders wertvoll für Sie? Themen wie Personalnot und die Verfügbarkeit der Boote sind mir aus meinen früheren Verwendungen im Geschwader bekannt, wenn auch nicht so stark ausgeprägt. Unsere Planungen gehen jetzt dahin, dass die Besatzungen, wie schon bei den U-Booten prak- tiziert, von den Bootsplattformen entkoppelt werden. Dann können Ausbildungs-, Einsatz- und Instandsetzungszyklen besser aufeinander abgestimmt werden. Bei den ganzen Fragen zu dieser Umstrukturierung sind mir meine persönlichen Erfahrungen sehr hilfreich. Wie wird sich die internationale Zusammenarbeit bei den Minen suchern entwickeln? Wer sind da die Hauptpartner? Minenkampf wird weiterhin in internationalem Umfeld stattfinden. Da alle Länder ihre Kapazitäten und Boots- Foto (3): Peter Straub Welche Einsatz und Übungs vorhaben stehen an? Wo sind die Schwerpunkte? Der Schwerpunkt wird in Zukunft die Teilnahme an den zwei ständigen NATO Minensuch-Verbänden sein. Diese Einsätze sind Taktgeber für die Basisausbildung, die Einsatzvorbereitung und den Einsatz der Boote. Kommandeur des 3. Minensuchgeschwaders: Fregattenkapitän Axel Schrader ist zu seinen maritimen Wurzeln zurückgekehrt. zahlen reduzieren, werden die „Standing NATO Minecountermeasure Groups“ noch mehr Bedeutung erhalten. Hier beispielhaft einige Länder zu nennen, würde den anderen gegenüber ungerecht sein. Die Technik der Minenjagd ent wickelt sich stetig weiter. Stehen da in nächster Zeit Modernisie rungen an? Größte Änderung wird die zusätzliche Befähigung von drei Booten der Klasse 332 zur Führung von Hohlstäben, also kleinen, fernlenkbaren Booten sein. Die Klasse 332 wird dann die Standardplattform für alle drei Verfahren 7 Der Minenjäger und seine Seefüchse Sie suchen nach alter Munition, Bomben und Minen – ein Einblick in das 3. Minensuchgeschwader in Kiel. Kiel. Seeminen zu beseitigen, ist ohne Frage ein gefährlicher Job. Allein im Zweiten Weltkrieg wurden mehr als 100 000 Seeminen in der Ost-und Nordsee verlegt. Sie zu finden und unwirksam zu machen, ist eine der Aufgaben des 3. Minensuchgeschwaders in Kiel. Fregattenkapitän Axel Schrader ist Kommandeur des Verbandes mit diesem heiklen Auftrag. Im Interview erklärt er die Herausforderungen und die Besonderheiten des Minensuchens. aktuell der Seeminenabwehr, also das Minensuchen mit Fernlenkdrohnen, die Minenjagd und der Minentaucher-Einsatz. Außerdem soll in den nächsten Jahren noch eine autonom agierende Unterwasserdrohne mit großer Reichweite beschafft werden. Was ist das Besondere an den Minensuchern? Minensucher vermitteln nach wie vor das Erlebnis der Seefahrt. Wir sind viel in internationalen Bereichen unterwegs und man kann was von der Welt sehen. Die Besatzungen sind wie Familien – es gibt also eine intensive emotionale Bindung. Außerdem machen wir ständig die Welt ein bisschen sicherer, weil wir alte Munition, Bomben und Minen beseitigen, die noch immer seit den letzten Kriegen an europäischen Küsten liegen. Die Fragen stellte Peter Straub. Kiel. Oberbootsmann Michael Wilk ist Sonarmeister. Schon als Wehrpflichtiger diente er auf Minensuchbooten. Über verschiedene Lehrgänge hat er sich weiterqualifiziert und seine Dienstzeit verlängert. Seinem Spezialgebiet, der Sonartechnik, ist er dabei stets treu geblieben. „Angefangen habe ich als Sonargast, dann kamen verschiedene Fachlehrgänge im Operationsdienst sowie weitere Sonar- und Englischlehrgänge dazu. Höhepunkt war ein dreimonatiger „Mine Warfare“-Speziallehrgang, erklärt er. Als Sonarmeister ist er jetzt an zentraler Stelle auf einem Minenjagdboot eingesetzt. Sein Haupt-Arbeitsplatz befindet sich an den verschiedenen Konsolen in der Operationszentrale. Ihm unterstehen ein Sonarmaat und vier Sonargasten. Die Minenjagdboote suchen aktiv mit ihrer Sonarausrüstung nach Minen. Dazu sind sie mit einem extrem leisen Langsam-Fahrantrieb ausgerüstet. Wird dann bei einer Suchfahrt ein Unterwasserkontakt entdeckt, schickt das Boot einen „Seefuchs-India“ zur näheren Identifikation ins Wasser. Diese „Seefüchse“ sind kabelgesteuerte, kleine Unterwasserfahrzeuge, die mit Nahbereichssonar und Kamera den erkannten Unterwasserkontakt näher identifizieren. Die Steuerung dieser Unterwasserdrohnen ist die zweite Hauptaufgabe des Oberbootsmanns. „Ist es eine Mine, schicken wir einen „Seefuchs-Charlie“, der ist mit einer Hohlladung ausgerüstet, die eine Mine unter Wasser zerstören kann. Wir nennen das ‚einen Seefuchs schießen‘“, erklärt Wilk. In seiner langjährigen Seefahrtszeit auf den Minenjagdbooten hat er einige internationale Manöver und Einsätze in Nord- und Ostsee und im Mittelmeer erlebt. Einer der Höhepunkte war die Teilnahme an der Munitionsbeseitigung im englischen Kanal. Dort liegt immer noch viel Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. „Mit unserem Sonar konnten wir 2013 mehrere Fliegerbomben entdecken und mit den Seefüchsen unschädlich machen“, erzählt er stolz. Seine berufliche Zukunft hat Wilk fest im Blick. „Ich kann mir vorstellen, Berufssoldat zu werden und noch einige Jahre zur See zu fahren. Größtes Ziel wäre es dann, einmal nach San Diego versetzt zu werden. Dort gibt es eine Stelle für einen Sonarmeister in der internationalen Minenjagdplanung“, berichtet er begeistert. In der nächsten Zeit bleibt er weiterhin im 3. Minensuchgeschwader. Das fünfte und dritte Minensuchgeschwader werden Ende des Jahres unter dem Namen der Dritten zusammengelegt. Die Besatzungen werden ab dann von den Bootsplattformen getrennt und nicht mehr auf ihren fest zugeteilten Booten zur See fahren. Für die Soldaten wird künftig weiterhin die Einsatzlage fordernd sein und auch die Teilnahme an internationalen Manövern und Minensuchverbänden ist im Geschwader fest geplant. Das bedeutet weiterhin bis zu sechs Monate Abwesenheit im Jahr von zu Hause. „Damit muss man leben“, so der junge Familienvater, „wir sind eben bei der Marine“. 3. Minensuchgeschwader Frankenthal-Klasse Die Minenjagdboote des 3. Minensuchgeschwaders gehören zur „Frankenthal-Klasse“ (Typ 332). Sie sind aus amagnetischem Stahl gebaut und besitzen ein hochauflösendes Minenjagdsonar, mit dem Minen am Meeresgrund gefunden und identifiziert werden. Sie sind mit zwei Minenjagddrohnen „Pinguin B3“ ausgerüstet. Die Minentaucher an Bord können Sprengladungen an den Minen anbringen. Die Besatzung umfasst 42 Soldaten. Die Bewaffnung besteht aus einem 40-Millimeter-Geschütz beziehungsweise zukünftig aus einem 27-Millimeter-Marineleichtgeschütz (MLG). Die neueren Minenjagdboote der „Kulmbach“-Klasse (Typ 333) verfügen ebenfalls über eine Unterwasserortungsanlage (Sonar), die minenähnliche Objekte ortet und durch den Einsatz einer neuartigen und sehr kompakten Minenjagddrohne – „Seefuchs“ genannt – identifiziert. Die Besatzung besteht aus 37 Soldaten. Bewaffnet sind die Boote mit zwei 40-Millimeter-Geschützen beziehungsweise zukünftig mit zwei 27-Millimeter-MLG. Kulmbach-Klasse Foto: Bunks/Bundeswehr Ein Arbeitsplatz auf und unter Wasser Für Oberleutnant zur See Philipp Powierski beginnt nun der wahre Alltag des Marineoffiziers. Als 4. Wachoffizier und Minentaucheroffizier dient er auf dem Minentaucher-Einsatzboot „Bad Rappenau“. „Diese Verwendung war der Optimalfall, ich freue mich auf den Dienst hier an Bord und das anstehende Einsatzprogramm“, berichtet er. Den ersten Kontakt zur Bundeswehr hatte er während seiner Grundwehrdienstzeit in der Sanitätsstaffel der Marine in Stadum. Das berufliche Umfeld gefiel ihm und er bewarb sich erfolgreich für die Laufbahn der Marineoffiziere. Er durchlief alle Stationen der Offiziersausbildung und entschied sich erst gegen Ende des Studiums der Erziehungs- und Bildungswissenschaften für eine Laufbahn als Minentaucher. „Die Kombination aus Seefahrt und Minentaucherei war eine besondere Herausforderung, der ich mich stellen wollte“, erzählt er. Nach Abschluss der seemännischen Lehrgänge ging es für ihn erst einmal ordentlich ins Wasser. Nach zwei Monaten Schwimmtaucherausbildung folgte eine harte sechsmonatige Spezialausbildung zum Minentaucher. An deren Ende stand die Aushändigung des begehrten Minentaucherabzeichens. Jetzt ist er 4. Wachoffizier und vorwiegend in der nautischen Schiffsführung tätig. Daneben ist Powierski auch noch einer der Minentaucher an Bord. Eingesetzt werden diese Spezialkräfte bis in Wassertiefen von rund 50 Metern. Ihre Aufgabe ist es, im Küstenvorfeld, an Strandabschnitten und in Häfen Sprengmittel- und Minenfreiheit herzustellen. Dazu stehen modernste Tauchgeräte zur Verfügung. „Für uns Minentaucher ist es wichtig, eine völlig amagnetische und geräuschlose Tauchausrüstung zu haben“, erklärt der Oberleutnant. „Unser Atemgerät ist ein geschlossenes Kreislaufgerät, das ohne die beim Sporttauchen bekannten Luftblasen arbeitet. Dadurch wird ein nahezu geräuschloses Tauchen möglich.“ Neben den Minentauchern ist die REMUS Unterwasserdrohne (Remote Environmental Monitoring Unit System) ein wichtiger Sensor an Bord des Tauchereinsatzbootes „Bad Rappenau“. Dieses 40 Kilogramm schwere, 1,60 Meter lange und autonom fahrende Unterwasserfahrzeug ist in der Lage, einen einprogrammierten Suchkurs abzufahren und mit Hilfe eines Unterwassersonars den Meeresgrund zu scannen. Die Suchergebnisse werden anschließend an Bord ausgewertet. Detektierte und klassifizierte Objekte werden danach von den Minentauchern angetaucht, identifiziert und schließlich, wenn nötig, gesprengt. In der Flotte gibt es nur zwei Minentauchereinsatzboote, die „Bad Rappenau“ und die „Rottweil“. Beide gehören zu der „Frankenthal-Klasse“. Ihre Ausrüstung und Fähigkeiten sind innerhalb der NATO einzigartig. Ab Juli 2015 ist der Einsatz des Bootes bei der Standing Nato Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1) geplant. Danach geht es in Nord- und Ostsee und im Ärmelkanal in einem internationalen Verband auf Munitions- und Minensuche. Dann wird Powierski wieder öfter als Minentaucher eingesetzt sein. Die Küstengebiete in diesen Gewässern sind dafür bekannt, dass dort noch zahlreiche Bomben, Munition und Minen auf dem Meeresgrund liegen. Ihr eigenes Motto wird den Minentauchern dann wieder stärker ins Bewusstsein rücken: „Nec aspera terrent“ – Widrigkeiten schrecken nicht. (pst) 8 aktuell BUNDESWEHR 18. Mai 2015 Kobras sind echte Poser Kooperation beim Katastrophenschutz Potsdam. Das Landeskommando Brandenburg ist künftig erster Ansprechpartner der polnischen Armee für den grenzüberschreitenden Katastrophenschutz. Ranghohe Militärs der polnischen Streitkräfte und der Bundeswehr kamen am vergangenen Dienstag in Potsdam zu einem Expertengespräch zusammen. Thema war das bilaterale Krisenmanagement im Katastrophenfall. Brandenburg kommt dabei eine besondere Rolle zu. Die polnische Delegation unter der Führung des Armed Forces Operational Command traf im Rahmen der Gespräche auch mit dem Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, Generalmajor Hans-Werner Wiermann, zusammen. (lkb) Nielson informiert sich in Ulm Ulm. Vizeadmiral Manfred Nielson, Inspekteur der Streitkräftebasis, hat sich kürzlich vom Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung, Generalleutnant Richard Roßmanith, in die wichtigen Schritte auf dem Weg zur Zertifizierung als NATO Joint Task Force HQ einweisen lassen. Dabei sagte Nielson dem Ulmer Kommando seine Unterstützung zu und dankte für die Gelegenheit eines Einblicks in den Stand der Arbeiten. (cvp) von Thomas Emmerich München. Hornviper, Mokassin Otter und Speikobra sind nur einige der vielen Giftschlangen der Auffangstation für Reptilien München. Veterinäre und Gesundheitsaufseher der Bundeswehr erlernen hier bei einem Lehrgang den Umgang mit gefährlichen Tieren. Dies ist besonders für die Auslandseinsätze wichtig. Denn Gesundheitsaufseher und Veterinäre sind die ersten Ansprechpartner im Auslandseinsatz, wenn Tiere in Camps und Unterkünften gefunden werden. Sie müssen schnell und überlegt handeln und wissen, wie man die Tiere einfängt, ohne sich selbst und andere zu gefährden. Genau das erlernen sie von Markus Baur, dem Leiter der Auffangstation. „Er bringt es uns super bei.“ Mit diesen Worten drückt Oberfeldveterinärin Sabine Sauer ihre Begeisterung über die Ausbildung des Reptilienexperten aus, die bei dem Lehrgang weitergegeben wird. Baur vermittelt theoretische und praktische Grundlagen zum Umgang mit Giftschlangen und ihre Verbreitung in den Einsatzgebieten. Es sind erstaunlich viele Arten, gerade in Mali und Afghanistan, die dem Menschen gefährlich werden können. Aber auch im Kosovo fänden sich Giftschlangen wie Aspisviper und Kreuzotter, erklärt der Reptilienfachmann. Neben der Beschreibung der Giftwirkung wird auch auf die Verhaltensweisen der verschie- denen Arten eingegangen. So erlernen die Soldaten, dass Ottern und Vipern wesentlich träger sind als Kobras und Mambas. Kobras seien richtige Poser, die fauchen und zischen, erläutert der Experte. Foto: Emmerich/Bundeswehr Foto: Bundeswehr Veterinäre der Bundeswehr lernen für Auslandseinsätze den Umgang mit gefährlichen Tieren. Sie seien aber eigentlich sehr fair. Eine ausgestopfte Krawatte, alte Gummischläuche und Spielzeugschlangen bilden die Übungsgegenstände bei der praktischen Ausbildung. Die an dem Lehrgang teilnehmende Tierärztinnen erhalten einen sogenannten Schlangenhaken, einen langen Stab mit einer Metallschlaufe am Ende. Baur erklärt den richtigen Einsatz des Geräts: „Ihr müsst immer hinter der Schlange sein, macht geschmeidige Bewegungen und lasst ihr Freiräume.“ Er demonstriert es an der Krawatte. „Führt den Haken vor den Kopf der Schlange, lasst sie drüber kriechen und hebt sie anschließend in fließenden Bewegungen an“, so der Tierarzt weiter. Die Giftschlangenterrarien der Auffangstation befinden sich in einem sehr engen, tropisch w a r m e n Raum. Hier sind T i e r e untergebracht, die durch ihren Biss Atemlähmungen, schwere Nekrosen und innere Blutungen auslösen können. Viele Toxine der hier befindlichen Schlangen arten führen unbehandelt zum Tod. Dies ist im Blick auf Auslandseinsätze ein wichtiger Aspekt. Brillenschlangen, Wasser-, Monokel- und Speikobras sind die Herausforderungen des Lehrgangs. Beeindruckendes Fauchen und Zischen tönt aus verschiedenen Boxen und Fässern. Die Mitglieder des Lehrgangs nehmen, auf Aufforderung des Ausbilders, Platz auf dem Boden des Unterrichtsaals. „Verhaltet euch wie ein Baum“, wiederholt Baur immer wieder. Der Schlangenfachmann öffnet eine Box und holt eine schnelle und wendige Brillenschlange heraus. Züngelnd erkundet das Reptil den Raum und kriecht zwischen den Veterinärinnen hindurch. Alles geht gut. Baur verlädt das Reptil wieder sanft in seine Box: „Ihr seht, es sind ganz friedliche Tiere, die ihr Gift sicherlich nicht an euch verschwenden wollen.“ Dies sei eine beeindruckende Erfahrung gewesen, an die ich mich noch lange erinnern werde, betont Lehrgangsteilnehmerin Oberstabsveterinär Julia Riehm. Der Fachtierarzt für Reptilien und Ausbilder für Gefahrtiere, Markus Baur, lobt am Ende des Lehrgangs die teilnehmenden Sanitätsoffiziere für ihr besonnenes Verhalten im Umgang mit den Giftschlangen: „Ich bin immer wieder begeistert über die Professionalität der Soldaten in meinen Lehrgängen.“ Der Beitrag „Gefährliche Tiere“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. Die Stacheln aufgestellt Ämari/Estland. Ein weiteres Beispiel für den deutschen Beitrag zum intensiven Engagement der NATO in Osteuropa: In Estland hat am vergangenen Mittwoch die Flugabwehrraketengruppe 61 mit ihrer dritten Staffel die Übung „Igel“ („SIIL 2015“) beendet. Die teilnehmenden BündnisNationen symbolisierten die Stacheln des Igels, die als gemeinsames Ganzes die Abwehrbereitschaft der Allianz demonstrierten. Nach zwei Wochen Manöver auf der Ämari Air Base in Estland, von der aus das Air-Policing des Bündnisses über dem Baltikum stattfindet, erklärte der Kontingentführer, Oberstleutnant Henning P.: „Dies war ein sehr gelungenes Übungsvorhaben hier in Estland.“ Die Jets der NATO-Partner flogen dabei anspruchsvolle Tiefflugoperationen. Diese stellten für die zum Schutz des Flugplatzes eingesetzten deutschen leichten Flugabwehrsysteme OZELOT und die polnischen SA-8-Crews somit besonders fordernde Szenarien dar. Maschinen wie die „A10 Thunderbolt“, „Suchoi-22 Fitter“ oder „Robinson R44“ flogen simuliert Angriffe gegen die Basis, aber auch direkt gegen OZELOT sowie die polnischen SA-8-Stellungen. Die Radarsysteme konnten mit großer Genauigkeit die Luftziele aufklären, die es zu bekämpfen galt. Ergebnis: „Effective on Target“. Foto: Balzer/Bundeswehr Bei der Übung „Igel“ in Estland demonstrieren die Bundeswehr und ihre Partner die Abwehrbereitschaft der Allianz. Voll konzentriert: Die Flugabwehrraketengruppe 61 übt zwei Wochen auf der Militärbasis Ämari in Estland. Für Oberfeldwebel Marcel C., ein erfahrener Waffenträgerkommandant OZELOT, war dies die letzte Übung seiner aktiven Dienstzeit. Nach zehn Jahren Bundeswehr beginnt für ihn Ende des Jahres die Umschulung zum Forstwirt. Seine Erwartungen an den Einsatz in Estland waren hoch: „Ich habe mich freiwillig für diese Übung gemeldet, weil ich trotz meiner langen Dienst- zeit bislang noch keine Erfahrung in der Zusammenarbeit auf NATO-Ebene sammeln konnte.“ Der Austausch unter den diversen Nationen sei sehr gut verlaufen – und er selbst habe dazugelernt. Er sagte: „Gerade in den Nachbesprechungen mit den A10-Piloten erfuhr ich im direkten Gespräch, wie die Übungsangriffe verliefen, ob ich simuliert das Ziel bekämpft habe, oder ob ich vorher aufgeklärt wurde.“ Alles in allem konnte der Oberfeldwebel zum Abschluss dann sagen: „Meine Erwartungen wurden ebenso erfüllt wie die aller Übungsteilnehmer.“ (nb) Mehr auf www.luftwaffe.de 18. Mai 2015 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9 Vom Sitzkrieg zum Blitzkrieg Geschichte. Ausgerechnet eine peinliche Panne stand 1940 am Anfang einer der größten Siege der deutschen Militärgeschichte. Seit dem Überfall auf Polen 1939 befanden sich Großbritannien und Frankreich im Krieg mit Hitlerdeutschland. Polen wurde zur blutigen Generalprobe, nicht nur für einen pragmatischen Blitzkrieg, sondern auch für deutsche Kriegsverbrechen und den Holocaust. Im Westen dagegen herrschte die Ruhe des „Sitzkrieges“. Hitler wollte dort im Herbst 1939 den Kampf beginnen. Die folgenden insgesamt 29 Verschiebungen des Angriffs kamen der Wehrmacht gelegen, denn man hatte nach dem Polenfeldzug schlicht kaum noch Munition. Und die am Schlieffenplan des Jahres 1914 ausgerichtete Operation versprach wenig Gutes. Das hatte auch Hitler realisiert und bezeichnete das Ganze als „Gedanken eines Kriegsschülers“. Die Generäle hätten, so Hitler, „zwar ihren Clausewitz, aber zu wenig Karl May gelesen“. Wie man das operative Wunder des Polenfeldzuges auf den Westen übertragen sollte, blieb unklar. Der Zufall half nach. Das Pannentreffen von Münster Am 9. Januar 1940 trafen sich im westfälischen Münster zwei Majore der Luftwaffe. Helmut Reinberger sollte am Abend streng geheime Pläne für den Westfeldzug per Bahn nach Köln bringen. Das Treffen endete bei diversen Bieren zu spät. Ganz Kamerad, bot Major Foto (2): dpa/pa Vor 75 Jahren: Die Wehrmacht beginnt ihren Westfeldzug mit einem Überraschungsangriff. Sichelschnitt: Die Panzerkampfwagen der Wehrmacht rollen 1940 durch die Ardennen. Erich Hönmanns an, Reinberger nach Köln zu fliegen. War schon der Transport der Aufmarschanweisung per Flugzeug ein Dienstvergehen, geschah noch Schlimmeres. Hönmanns verflog sich und musste in Belgien notlanden. Im Nachhinein erwies sich die Panne gleich mehrfach als nützlich. Das Bekanntwerden der Aufmarschpläne veranlasste die Westmächte zu umfangreichen Truppenbewegungen, die der deutschen Aufklärung die Feindabsicht offenbarten. Aber Hitler tobte. Ein neuer Plan musste her. Der war kaum besser, aber nun sollten die Faktoren Bewegung und Überraschung aufwiegen, was als Faktor Feuer materiell nicht zur Verfügung stand. Denn quantitativ und bei den meisten Waffensystemen auch qualitativ war die Wehr- macht im Vergleich unterlegen. Zu Kriegsbeginn waren von 157 Divisionen nur ganze 16 vollmotorisiert. Der Panzer war die Ausnahme. Trotzdem stand fest: Dieser Faktor der Angriffskraft durfte nicht für „kleingeistige Operationsentwürfe“ vergeudet werden. Operation Sichelschnitt Wenn das deutsche Heer im Westen angreifen sollte, dann nur zum entscheidenden Schlag. So dachte der Chef des Generalstabes der Heeresgruppe A, Generalleutnant Erich von Manstein. Er legte in Konkurrenz zum Chef des Generalstabes des Heeres, General der Artillerie Franz Halder, einen Angriffsplan vor. In diesem konnte Hitler dann schließlich Elemente seiner eigenen Überlegungen sehen. Im Zentrum von Mansteins Idee stand der sogenannte Sichelschnitt: Ein mehr als kühner Angriff mit den motorisierten Kräften des Heeres durch die Ardennen und die Schwachstelle der französischen MaginotLinie bei Sedan zur Mündung der Somme bei Abbeville. So sollten die französischen und britischen Truppen in Belgien und Compiègne: Waffenstillstandsverhandlung im Salonwagen. Das Fiasko der Kaiserlichen Marine Buch. Es geschieht ja nicht oft, dass marinehistorische Bücher die Bestsellerlisten stürmen. Der Frankfurter Autor Nicolas Wolz hat dies mit „Und wir verrosten im Hafen – Deutschland, Großbritannien und der Krieg zur See 1914 1918“ bereits zum zweiten Mal geschafft. Grund genug, dieses Buch hier vorzustellen. Ab August 1914 lagen sich in der Nordsee mit der britischen Grand Fleet und der deutschen Hochseeflotte vier Jahre lang die beiden größten Schlachtflotten der Welt einsatzbereit gegenüber. Gefechte waren selten. Das „lange Warten“ auf die Schlacht frustrierte vor allem die deutschen Seeoffiziere. Der Seekrieg verlagerte sich auf den Minenkrieg und auf U-Boote. Sie wurden zu einem Mythos und galten als „Wunderwaffe“. Aus Tagebüchern und Briefen wird deutlich, wie in der Hochseeflotte der monotone Bereitschaftsdienst und vor allem die Unterschiede zwischen Offizieren und Mannschaften bei der Verpflegung dazu führten, dass das Vertrauensverhältnis zwischen beiden Dienstgradgruppen verlorenging. Davon waren freilich nur Besatzungen auf Großkampfschiffen, nicht aber auf U-Booten, Torpedobooten und Minenräumbooten betroffen. Im Sommer 1917 eskalierte die innere Krise der Flotte. Es kam zu offenen Gehorsamsverweigerungen und zur Vollstreckung von zwei fragwürdigen Todesurteilen. Die Marine, so Korvettenkapitän Ernst von Weizsäcker 1918 in seinem Tagebuch, hielt ihre Versprechungen nicht und entfachte den Umsturz. Eine moderne Gesamtdarstellung des Seekrieges 1914-18, die auch die Kriegserfahrungen und den Alltag der Offiziere und Mannschaften mit einbezieht, gab es bislang nicht. Nicolas Wolz hat über diesen Seekrieg Nord-Frankreich eingeschlossen und vernichtet werden. Ein Vortäuschen des Schwerpunktes im Norden in den Niederlanden und Belgien sollte dafür sorgen, dass der Feind sich im Glauben an die Neuauflage des Schlieffenplans quasi von selbst in die operative Falle begibt. Am 10. Mai 1940 begann der Angriff. Die Überraschung gelang. Wo der Plan nicht ausreichte und die oberste Führung der Mut verließ, hatten Führer vor Ort wie die Generäle Guderian und Rommel die aus ihrer Sicht notwendige Initiative ergriffen. Nach drei Tagen standen die Panzer bei Sedan, nach zehn Tagen bereits an der Mündung der Somme. Die Vernichtung des Feindes bei Dünkirchen gelang jedoch nicht; etwa 370 000 Briten und Franzosen wurden evakuiert. Aber Frankreich war am Ende. Waffenstillstand von Compiègne Am 22. Juni 1940 wurde im Wald von Compiègne der Waffenstillstand am historischen Ort der deutschen Kapitulation von 1918 geschlossen. Für Hitler nur eine Etappe seiner Kriegsträume, wie er seinem Wehrmachtsstabschef bekannte: „Jetzt haben wir gezeigt, wozu wir fähig sind. Glauben Sie mir, Keitel, ein Feldzug gegen Russland wäre dagegen nur ein Sandkastenspiel.“ Autor: Oberstleutnant Dr. Heiner Bröckermann ist Historiker an der Unteroffizierschule des Heeres in Münster. Bw Classix eine spannende Übersicht vorgelegt – vom deutschen Flottenbau vor 1914 bis zur Selbstversenkung der Flotte in Scapa Flow 1919. Das Buch setzt – auch mit der beeindruckenden Fülle ausgewerteter Literatur und Primärquellen – Maßstäbe für eine solide und gut verständliche Geschichtsschreibung. Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr – das sind die Bw Classix. Mal informativ, mal humorvoll berichten sie über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse vergangener Zeiten. Nicolas Wolz: „Und wir verrosten im Hafen – Deutschland, Großbritannien und der Krieg zur See 1914 - 1918“, 352 Seiten, dtv, 2013, 21,90 Euro, ISBN 978-3-423-28025-9 Für damalige Verhältnisse hochmodern: Der simulierte Luftkampf unter realistischen Bedingungen. In voller Montur wappnet sich der Pilot mittels computergesteuerter Kriegsführung für den Ernstfall und wird so eins mit seinem Flugzeug. aktuell verlost drei Bücher. Einfach eine E-Mail mit Adresse und Betreff „Seekrieg“ bis zum 25. Mai senden an: [email protected] Der Beitrag „Luft- Autor: Kapitän zur See a.D. Dr. Werner Rahn ist Historiker und war Amtschef im Militärgeschichtlichen Forschungsamt. kampf im Saal“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. SPORT Frauen-Doppel feiert ersten Turniersieg Badminton. Obergefreiter Lara Nicola Käpplein hat bei den Slovenia International 2015 in Medvode den ersten Platz im Damendoppel geholt. Die 19-Jährige gewann zusammen mit Linda Efler das Finale gegen die Engländerinnen Chloe Birch und Jenny Wallwork in drei knappen Sätzen. „Wir sind sehr glücklich, dass wir endlich wieder unsere Topleistung abrufen konnten und uns somit unseren ersten internationalen Titel gesichert haben“, sagte Käpplein nach dem Spiel. Das junge Duo durfte sich über ein Preisgeld von 5000 US-Dollar freuen. (sr) Foto: dpa/pa Sportschützen mit Zielwasser Sportschießen. Die Sportschützen der Bundeswehr haben beim traditionsreichen „Grand Prix Liberation“ im tschechischen Pilsen für eine Medaillenflut gesorgt. In der Disziplin Sportgewehr gewannen Feldwebel Silvia Rachl (Foto) die Goldund Oberfeldwebel Beate Gauß die Bronzemedaille. Zusammen mit Amelie Kleinmanns holten sich die beiden zudem Mannschafts-Gold. Oberfeldwebel Monika Karsch setzte sich im Wettbewerb mit der Sportpistole gegen die Konkurrenz durch. Bei den Männern errang Hauptgefreiter Michael Heise mit der Luftpistole den Sieg in der Mannschaftswertung. (sr) Judoka auch in Baku erfolgreich Judo. Die Judoka der Bundeswehr haben ihre Grand-PrixErfolgsserie in Baku fortgesetzt. Eine Woche nach der Bronzemedaille in Zagreb sicherte sich Stabsgefreiter Jasmin Külbs auch in der aserbaidschanischen Hauptstadt Bronze. Die 23-jährige Pfälzerin setzte sich im entscheidenden Kampf in der Klasse über 78 Kilogramm gegen Ksenia Chibisova aus Russland durch. Ebenfalls dritte Plätze erreichten Stabsunteroffizier (FA) Miryam Roper-Yearwood in der Klasse bis 57 Kilogramm und Gefreiter Dominic Ressel im Wettbewerb bis 81 Kilogramm. Das Trio feierte damit eine gelungene Generalprobe für die Europameisterschaft, die Ende Juni an gleicher Stelle ausgetragen wird. (sr) 18. Mai 2015 Ruderer glänzen zum Auftakt Die Athleten des Deutschen Ruderverbandes (DRV) dominieren im slowenischen Bled. von Carsten Oberhagemann und Stefan Rentzsch Bled. Für die deutschen Riemenruderer hat die Saison begonnen. Nach einer Serie von Trainingslagern ging es Mitte Mai zum Wettkampf ins slowenische Bled. Der Auftakt in Südosteuropa diente als erste Standortbestimmung und bot zugleich den Sportlern die Gelegenheit, sich für die Bootsklassen zu empfehlen. Am meisten Aufsehen erregten die Achterboote. Bundestrainer Ralf Holtmeyer nutzte den Weltcup auf dem Bleder See, um verschiedene Besatzungen zu testen. So gingen im Finale der Königsklasse gleich zwei deutsche Boote an den Start. Auf den ersten 500 Metern ging es noch knapp zu. Doch spätestens ab dem mittleren Abschnitt der 2000 Meter-Strecke konnte sich „Deutschland 1“ mit den Stabsunteroffizieren (FA) Richard Schmidt, Felix Drahotta und Anton Braun entscheidend absetzen. Gold und Bronze für die Achter Im Ziel betrug der Vorsprung auf die zweitplatzierten Polen eine dreiviertel Bootslänge. Team „Deutschland 2“, dem auch Obermaat (BA) Alexander Egler sowie Hauptgefreiter Peter Kluge angehören, fehlte nach einem harten Bord-an-Bord-Kampf im Ziel gerade einmal zwölf hundertstel Sekunden auf die Osteuropäer. „Beide Boote haben gut gerudert. Platz eins und drei – das zeigt, dass wir eine gute Breite Foto: dpa/pa aktuell Kurs Richtung Europameisterschaft: Die Kraftpakete des DRV – hier im Achter. haben“, sagte Ralf Holtmeyer nach dem Finale in der Königsklasse zufrieden. Der ein oder andere Athlet musste sich allerdings erst noch daran gewöhnen, in einem Weltcup gegen die eigenen Mannschaftskollegen anzutreten. „Der Druck ist ganz schön hoch, wenn man bei einer internationalen Regatta auch noch gegen die interne Konkurrenz fahren muss“, stellte Anton Braun fest. Der 25-Jährige schien jedoch Blut geleckt zu haben: „Das Rennen hat aber insgesamt Lust auf mehr gemacht.“ Eine komplett deutsche Angelegenheit war der Wettkampf der Vierer ohne Steuermann. Gleich vier Boote schickte der DRV in das Rennen. Es entwickelte sich ein spannender Dreikampf zwischen den topgesetzten Teams, aus dem das Quartett Schmidt, Drahotta, Braun und Eric Johannesen als Sieger hervorging. Das junge Team „Deutschland 3“ sorgte für eine kleine Überraschung, als es knapp vor „Deutschland 2“ als Zweiter ins Ziel kam. Qual der Wahl für die Trainer Die Ergebnisse im Vierer sind wichtige Anhaltspunkte für die Zusammenstellung der Formationen. Nach Gold, Silber und Bronze in der Bootsklasse kann sich Holtmeyer über eine große Auswahl freuen, auch wenn sich die Sportler noch auf die neue Bootsform einstellen müssen. „Wir hatten noch ein paar Schwierigkeiten, einen ökonomischen Streckenschlag zu finden. Das hat sich noch ein bisschen aufwändig angefühlt. Wir sind aber froh, dass wir uns durchgekämpft und gewonnen haben“, freute sich Eric Johannesen. Das glänzende Ergebnis der deutschen Ruderer komplettierten Kristof Wilke und Toni Seifert. Die beiden ehemaligen Weltmeister im Achter setzten sich im Zweier ohne Steuermann mit gut einer Sekunde Vorsprung gegen das Duo aus Chile durch. Bei den Frauen fuhr zudem das aktuelle Weltmeisterboot den Sieg im Doppelvierer ein. Im deutschen Lager bleibt man trotz des starken Abschneidens mit vier Gold-, einer Silber- und zwei Bronzemedaillen auf dem Boden: „Die Ergebnisse machen uns nicht übermütig. Es haben schon einige starke Nationen gefehlt“, bremste Cheftrainer Marcus Schwarzrock die Euphorie. „Dennoch zeigen die Erfolge, dass wir grundsätzlich auf dem richtigen Weg sind.“ Achtertrainer Holtmeyer verweist auf den ersten Saisonhöhepunkt: „Wohl erst bei der Europameisterschaft in Posen wissen wir, wo wir stehen“, sagte der 59-Jährige. Die EM Ende Mai wird der erste große Härtetest für die DRV-Ruderer. Spannend wird es jedoch bereits am kommenden Donnerstag. Dann wird das Team Deutschlandachter für die EM vorgestellt. Erfolg auf der Matte Die Freistil-Ringer der Bundeswehr überzeugen bei den Deutschen Meisterschaften. Tuttlingen. Rassige Kämpfe und schöne Techniken: Bei den Deutschen Meisterschaften im Freistil-Ringen bekamen die Fans des klassischen Kampfsports einiges geboten. Auch die Sportler der Bundeswehr lieferten im schwäbischen Tuttlingen eine starke Vorstellung ab. Die Athleten der Sportfördergruppe Bruchsal kehrten mit vier Titeln heim. Einziger Titelverteidiger war Oberfeldwebel Marcel Ewald. Der 31-Jährige setzte sich im Fliegengewicht mit einer souveränen Leistung gegen seinen Finalgegner Emanuel Krause durch und wiederholte damit seinen Triumph vom Vorjahr. Eine tadellose Vorstellung lieferte auch Obergefreiter Tim Müller ab. In der stark Foto: imago 10 Silber: Johannes Kessel (rechts) unterliegt Robin Ferdinand. besetzten Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm gewann er das Finalmatch gegen Lennard Wickel erst in den Schlusssekunden. Im Halbschwergewicht bis 97 Kilogramm ließ Hauptgefreiter Gabriel Seregelyi nichts anbrennen. Nach seinem Finalsieg gegen den aufstrebenden Gennadij Cudinovic hinterließ er beim Sportdirektor des Deutschen Ringer-Bundes, Jannis Zamanduridis, einen außerordentlich guten Eindruck: „Gabriel hat hier eine super Turnierleistung geboten“, befand Zamanduridis. Im Schwergewicht musste Stabsunteroffizier (FA) Johannes Kessel hingegen eine bittere Niederlage hinnehmen. Sein Finalkontrahent Robin Ferdinand überrumpelte ihn bereits nach 34 Sekunden mit einem anspruchsvollen Schulterwurf. Kopfschüttelnd und enttäuscht über seine Unachtsamkeit verließ der 25-Jährige die Matte. Bei den Frauen sicherte sich Stabsunteroffizier (FA) Jaqueline Schellin bereits ihren dritten Meistertitel im Fliegengewicht. Kurz nach dem 60. Geburtstag ihres Trainers Rainer Kamm machte sie ihm damit ein nachträgliches Geschenk. (sr) 18. Mai 2015 SOZIALES / PERSONAL Wenn Juri mit zur Arbeit geht aktuell 11 Zentrale für Beschädigtenversorgung Das Eltern-Kind-Zimmer hilft nicht nur bei Kitastreik, sondern auch in anderen Notfällen. Köln. „Wir streiken!“ Für berufstätige Eltern, deren Zögling täglich den Kindergarten besucht, ist der unbefristete deutschlandweite Kitastreik eine logistische Herausforderung. Wohin mit dem oder der Kleinen? Wer Glück hat, kann sein Kind bei den Großeltern unterbringen, sofern sie im gleichen Ort wohnen. Einige können von zu Hause aus arbeiten. Doch die meisten Eltern mit Kleinkindern haben keine Betreuungsalternative und geraten schlichtweg unter Druck. Wickeltisch neben dem Arbeitsplatz Ob Kita-Streik oder Brückentag, die Bundeswehr hat an vielen Standorten für derartige Notfälle das sogenannte ElternKind-Zimmer eingerichtet. Die Notfallbetreuung steht vor allem Mitarbeitern zur Verfügung, die im Büro tätig sind. Deutschlandweit gibt es bisher 348 kleine Spieleparadiese für den Bundeswehr-Nachwuchs. Geplant sind bundesweit noch 61 weitere Foto: Funk/Bundeswehr Bisher 348 Spielparadiese Kinderbetreung: Vater und Sohn im Eltern-Kind-Zimmer. Eltern-Kind-Zimmer. Eines dieser Zimmer befindet sich im Bundesamt für Personalmanagement in Köln. Juri Fischbach ist drei Jahre alt, und für ihn gibt es nichts aufregenderes, als mit Papa zum Dienst zu fahren und die Belegschaft kräftig aufzumischen. Der Papa, das ist Hauptmann Achim Fischbach. Er ist Sachgebietsleiter, zuständig für die Personalführung der Feldwebel- und Unteroffizieranwärter: „Da meine Frau auch von zu Hause aus arbeiten muss, ist es gut, wenn ich hier die Möglichkeit habe, Juri und seine Schwester Stella im Notfall mitzubringen. „Das Ein Wickeltisch steht auch in der Ecke. Der Papa hat natürlich seinen eigenen Tisch, mit einem Computer. „Nun, ist das halt mein Arbeitsplatz“, erklärt er. Und dieser Arbeitsplatz bietet ihm die Möglichkeit, während der dienstlichen Tätigkeiten gleichzeitig das Kind zu beaufsichtigen. Das Kind ist beschäftigt und gut versorgt. Natürlich kommt es vor, dass das Eltern-Kind-Zimmer schon belegt ist. Dann teilen die Kameraden und Kollegen sich die Aufsicht, und die Kleinen können miteinander spielen. Die ElternKind-Zimmer sind ein Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Dienst in der Bundeswehr. (eb) Unmittelbare Hilfe Oberleutnant Marcus Grotian hat ein Netzwerk für ehemalige afghanische Ortskräfte gegründet. Was ist Ihr Hauptcharakterzug? Aufgeschlossenheit. Was ist Ihr höchstes Gut? Geliebt zu werden. Foto: dpa/pa Was können Sie besonders gut kochen? Omelett – Das kann ich auf Sternekoch-Niveau. Prenzlau. Es ist kurz nach Mitternacht. Oberleutnant Marcus Grotian sitzt noch immer am Laptop. Er schreibt E-Mails und telefoniert. Obwohl es schon spät ist, hat er ein offenes Ohr für die ehemaligen afghanischen Ortskräfte. Gemeinsam mit 99 anderen „Paten“ aus ganz Deutschland betreut der 37-Jährige Menschen aus Afghanistan, die für die Bundeswehr gearbeitet haben und deswegen von Taliban bedroht werden. Nun leben sie im Exil und fangen noch einmal ganz von vorn an. Grotian unterstützt sie dabei ehrenamtlich. Er geht mit ihnen auf Ämter, hilft bei der Wohnungs- und Jobsuche. Von seinen Vorgesetzten im Prenzlauer Fernmeldebataillon 610 erfährt er übrigens breite Unterstützung. Nun hat Grotian den Verein „Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte“ gegründet. Dieser dient als Forum, damit sich Afghanen und Paten bundesweit vernetzen und über Probleme austauschen und gegenseitig helfen können. Vor allem bietet er aber der Gesellschaft, und damit jedem Bürger die Möglichkeit sich ebenfalls zu engagieren. Erste Erfolge kann der Verein bereits vorweisen: Drei Afghanen konnte eine Wohnung vermittelt werden. (pfr) Haben sie Fragen an Oberleutnant Grotian? Am Mittwoch wird er ab 14 Uhr der Facebook-Seite der Bundeswehr Fragen beantworten. Den Chat mit Marcus Grotian am Mittwoch Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen am meisten? Professionalität und ehrbares Verhalten. Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit? Die vielen gemeinnützigen und selbstlos tätigen Menschen die ich treffe, seitdem ich das Patenschaftsnetzwerk gegründet habe. Außerdem Politiker. Leider ist es üblich geworden, von der Couch aus alles schlecht zu reden, anstatt aufzustehen und es selbst besser zu machen. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Zu Nachtisch. Wie können Sie am besten entspannen? Beim Cabrio fahren. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Was jemand sagt, zeigt dir, wer er gern sein möchte. Was jemand tut, zeigt dir, wer er ist. Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie häufig? Wer „so“ sagt, hat Reserven. Was wäre Ihre berufliche Alternative? Anwalt. Foto: Bundeswehr Eltern-Kind-Zimmer in Köln ist ein bunter kleiner Spielepark, der alles hergibt, was das Kinderherz begehrt: Märchenbücher, Spielsachen, bunte Wände und eine kleine Burg. Düsseldorf. Hilfe aus einer Hand: Unterstützung erhalten alle Bundeswehrangehörige, die in Ausübung ihres Dienstes veletzt wurden, jetzt von zentraler Stelle: das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr mit seinen hierfür zuständigen Bereichen am Standort Düsseldorf kümmert sich um Fürsorgeund Rentenleistungen. Noch bis Ende 2014 wurden die Soldatinnen und Soldaten bei Verletzungen während ihrer Dienstzeit von der Bundeswehrverwaltung und nach dem Ausscheiden von den zuständigen Länderbehörden versorgt. Die neue Zentrale in Düsseldorf mit rund 180 Mitarbeitern wird nun zum alleinigen Ansprechpartner für alle Bundeswehrangehörigen und deren Hinterbliebenen, die eine wehrdienstbedingte gesundheitliche Schädigung erlitten haben. Das garantiert eine einheitliche Rechtsanwendung und berücksichtigt die Besonderheiten der Auslandseinsätze der Bundeswehr. Darüber hinaus verhindert es doppelte Begutachtungen und das mehrfache Hin- und Herversenden von Akten. Das Verfahren soll dadurch entbürokratisiert und erheblich beschleunigt werden. (dok) Gewinnauslosung aktuell 14/2015 Internationales Spargelkochbuch mit 70 Rezepten aus 33 Ländern von Henning Lühr und Lothar Spielhoff. Über je ein Spargelkochbuch dürfen sich Christine Fuchs und Peter Hentig freuen. aktuell 15/2015 Feinster Ohrenschmaus: Je eine CD von Brian Wilson erhalten Christiane Holländer und Andreas Shu. aktuell 17/2015 glutenfrei! 100 Leckere Rezepte für alle, die auf Gluten verzichten wollen oder müssen. Über je ein Buch dürfen sich Corinna Sellmann und Ewald Fisser freuen. um 14 Uhr finden Sie unter www.facebook .de/bundeswehr. Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Mit dem Schauspieler Robert Downey Junior. Herzlichen Glückwunsch! 12 aktuell VERMISCHTES 18. Mai 2015 Auf in den Urlaub Eine Geschichte von Liebe und Leid Reisetrends: Urlaubsziele mit Wow-Faktor sind dieses Jahr sehr gefragt. Warga, Jasmine: „Mein Herz und andere schwarze Löcher “, Gelesen von Inka Löwendorf, 7 Stunden 14 Minuten, Argon Verlag 2015, ISBN 978-3-83984699-5. Audio-CD 15,99 Euro 015 19/2 England, Irland und Frankreich Auch das Ausland lockt: Ganz vorne liegen dabei die Regionen direkt am Mittelmeer, gefolgt von Westeuropa mit England, Irland und Frankreich. „Spanien ist weiterhin Spitzenreiter bei den Urlaubsbuchungen - besonders beliebt sind die Balearischen und Kanarischen Inseln“, erklärt Zeuch. In der Beliebtheitsskala folgen Italien und die Türkei. „2014 konnten sich Griechenland und Tunesien in Bezug auf Besucherzahlen deutlich erholen. Wir erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzen wird“, sagt Foto: imago Hörbuch. Das Herz von Aysel fühlt sich an wie ein großes schwarzes Loch, das alles verschlingt. Das Leben hat für sie keinen Sinn mehr und sie sucht nur noch nach dem richtigen Zeitpunkt es zu beenden. Im Internet lernt sie Roman kennen. In ihm scheint sie den perfekten Komplizen für ihr Vorhaben gefunden zu haben. Während die beiden ihren gemeinsamen Tod planen, spürt Aysel plötzlich, wie sehr sie sich auf die Treffen mit Roman freut. Auf einmal ist der Gedanke, dass alles plötzlich zu Ende sein könnte, vollkommen unerträglich. Die Geschichte „Mein Herz und andere schwarze Löcher“ ist teilweise vorhersehbar, dennoch einfühlsam und kurzweilig. Der Roman wird authentisch gelesen von Inka Löwendorf. (pfr) Berlin. Die Tage werden länger und wärmer, schon schweifen die Gedanken gerne Richtung Urlaub ab: Sonne, Meer, Strand – vielleicht auch Berge, sattes Grün, frische Luft. Rügen, Ibiza, Kuba? Oder doch lieber Norwegen? „An den großen Trends der vergangenen Jahre wird sich auch 2015 nicht viel ändern: Die Deutschen verbringen ihren Urlaub am liebsten im Inland – da stehen Bayern und Mecklenburg-Vorpommern an erster Stelle“, sagt Sybille Zeuch vom Deutschen Reise-Verband. Traumstrand: Reiseziele gibt es viele, man muss sich nur entscheiden. Zeuch. Im neuesten „Best in Travel“-Buch von Lonely Planet haben sich die Redakteure indes auf andere Ergebnisse geeinigt. Dort gilt Singapur als eines der besten Reiseländer. Warum? Es ist zwar eine der teuersten aber auch sichersten Metropolen der Welt und hat den Wow-Faktor: bunt, chaotisch, glitzernd. Zudem feiert Singapur den 50. Jahrestag seiner Unahängigkeit. Wow- Faktor haben auch die Philippinen. Mit mehr als 7100 Inseln bietet das Archipel im Pazifik eine der schönsten Küstenlinien der Welt: Korallenriffe, weiße Strände und Mangrovenwälder. Außerdem wurde 2015 zum Besuchsjahr ausgerufen und man darf sich auf viele Events freuen. Empfehlung 2015: Südamerika Eine bizarre aber atemberaubende Landschaft in Südamerika gehört zu den besonders empfohlenen Regionen 2015: Die Atacama Wüste im Norden Chiles. Dort kann man Sternenhimmel mit Astronomen vom Projekt ALMA, dem größten Radioteleskop der Welt, beobachten. Weitere Trends in diesem Jahr: Der klassische Winterurlaub in den Bergen weicht immer mehr den Urlaubszielen mit Sonnengarantie. Das ergab eine Studie, die im Auftrag der Internationalen Tourismusbörse gemacht wurde. Die Flucht vor schlechtem Wetter nimmt zu – in den vergangenen sieben Jahren nahm die Zahl der Urlauber, die eine Winterreise mit Sonnengarantie bevorzugten, um 50 Prozent zu. Dann entflieht man hierzulande gerne in die Türkei, nach Ägypten oder Thailand. Auch im Trend: Kreuzfahrten, die werden immer erschwinglicher und somit beliebter bei jungen Urlaubern. (eic) SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 19/2015” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Der Gewinn: Eine Outdoor-Kaffeepresse Lösung der Ausgabe 17/2015: 9237 Gewonnen hat: Christian Seidler Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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