„Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

D 8512
51. Jahrgang
Nr. 19
Montag, 18. Mai 2015
NACHRICHTEN
POLITIK
Mazedonien rumort
Spannungen zwischen unter­
schiedlichen ethnischen Gruppen
sorgen weiterhin für Unruhen im
Land.
Seite 4
STREITKRÄFTE
„Wir nehmen die
Probleme sehr ernst“
General Volker Wieker im Interview über die Mängel am G 36.
Auf der Suche
Mit dem 3. Minensuchgeschwader
auf der Ostsee. Die gefährliche
Suche nach alter Munition, Bom­
ben und Minen.
Seite 6/7
SOZIALES
Hilfe für Afghanen
Marcus Grotian hat ein Netz­
werk für afghanische Ortskräfte
gegründet, die jetzt in Deutsch­
land leben.
Seite 11
VIDEO DER WOCHE:
Tag zwei für Hauptfeldwebel
Oliver Bender auf dem Segel­
schulschiff „Gorch Fock“. Hat er
seine erste Nacht in der Hänge­
matte gut überstanden? Wo packt
er heute mit an? Unser Video
bietet Einblicke vom Leben an
Bord aus erster Hand. Sie möch­
ten einen Vorschlag machen,
welchen Bereich der Bundes­
wehr Olli als nächstes unter die
Lupe nehmen sollte? Schreiben
Sie Ihre Vorschläge in die Kom­
mentare zum Video. Alle 14 Tage
finden Sie auf dem YouTubeKanal der Bundeswehr eine neue
Folge über Ollis Erlebnisse. (eb)
Der
Beitrag
Berlin. Ob das Sturmgewehr
G 36 durch ein neues ersetzt
werden muss, ist „völlig offen“.
Das hat der Generalinspek­
teur der Bundeswehr, General
Volker Wieker, im Interview
mit der Redaktion der Bundes­
wehr gesagt.
Die Soldaten seien vorerst
gefordert, sich auf die fest­
gestellten Mängel einzustel­
len. „Ich muss den Soldaten
Handlungssicherheit vermit­
teln, indem ich kurzfristig
reagiere und die Soldaten in
den Einsätzen anweise, über
das Anschießen eines neuen
Haltepunktes in den jeweili­
gen klimatischen Verhältnis­
sen, durch eine Magazinierung
der Munition mit Leuchtspur
und durch einen Waffenmix
ihre Wirkungsüberlegenheit zu
erhalten.“ Das sei durch tak­
tische Ausbildung möglich,
letztlich könne so aber nur
eine Reduzierung der Symp­
tome erreicht werden. „Mittel­
fristig müssen wir uns natürlich
Gedanken darüber machen,
wie wir das Problem insgesamt
lösen“, sagte General Wieker.
„#MitOlli...2“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
[email protected]
Zum jetzigen Zeitpunkt sei
noch nicht klar, ob Nachbes­
serungen am G 36 möglich
seien. Zu den von unabhän­
gigen Experten festgestellten
Mängeln am Standardgewehr
sagte Wieker: „Es sind unter­
schiedliche Ursachen festge­
stellt worden, die im Einzelnen
noch zu bewerten sind.“
Streukreis weitet
sich durch Hitze
Die Streukreisaufweitung
durch schussindizierte Wärme
hänge wahrscheinlich mit dem
Rohr zusammen. Wieker:
„Also muss man Veränderun­
gen am Rohr vornehmen.“ Die
Treffpunktverlagerung durch
klimatische Bedingungen habe
hingegen vermutlich mit dem
Verbundstoff zwischen dem
Rohr und der optischen Einrich­
tung zu tun, so dass es zu Ver­
ziehungen komme. Die Unter­
suchungen am G 36 wurden
im Auftrag des Verteidigungs­
ministeriums in Zusammen­
arbeit mit dem unabhängigen
Ernst­Mach­Institut in Freiburg
(EMI), der Wehrtechnischen
Dienststelle für Waffen und
Seit 2010 Generalinspekteur: General Volker Wieker.
Munition (WTD 91) sowie dem
Wehrwissenschaftlichen Institut
für Werk­ und Betriebsstoffe
und dem Bundesrechnungshof
durchgeführt.
Test unter extremen
Bedingungen
Laut General Wieker
handelte es sich bei der Unter­
suchung um eine „physikali­
sche Messreihe, die diese
Waffe unter extremen Bedin­
gungen“ bewertet habe.
Auch eine Klimakammer
­
sei zum Einsatz gekommen.
Das Ergebnis: Bei schuss­
indizierter Erwärmung und
bei klimatischen
­
­Einflüssen
wie Hitze oder Feuchtigkeit
kommt es zu einer Streukreis­
aufweitung. Wieker: „Das müs­
sen wir sehr ernst nehmen.“
Das gesamte Interview mit
General Voker Wieker als
Video auf www.bundeswehr.de,
die Stellungnahme des Vertei­
digungsministeriums zu Medi­
enberichten auf www.bmvg.de.
2
aktuell INTERN
18. Mai 2015
Foto: Bundeswehr/Jonack
BILD DER WOCHE
Die Mission im Mittelmeer geht weiter: Die Fregatte „Hessen“ hat vergangene Woche erneut in Seenot geratene Flüchtlinge an Bord genommen – insgesamt 263 Männer,
28 Frauen, zwei Kinder – und ein Baby. Ein Teil der Geretteten trieb in überfüllten Schlauchbooten auf dem offenen Meer. Weitere Informationen auf www.bundeswehr.de.
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ZITAT
EDITORIAL
„Ich glaube, dass wir unsere Identität für immer
behalten, also nicht in eine ewige Ursuppe
­
einfließen.“
Der 12. Mai 1965 markiert ein
historisches Datum. Vor 50 Jahren tauschten Deutschland und
Israel erstmals Botschafter aus.
Mit Blick auf die Verbrechen, die
im Namen Deutschlands am jüdischen Volk begangen wurden,
wird die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 20 Jahre
nach dem Ende des Holocaust oft
als Wunder bezeichnet. Ein Wunder, das von Beginn der sechziger
Jahre an auf beiden Seiten schwer
erkämpft war. Und ein Wunder,
das sich in der Nachbetrachtung
als ein Segen herausgestellt hat.
Die politische Verständigung
ist im Laufe der Jahre nämlich
auch zu einer gesellschaftlichen
geworden. Heute ist Berlin, wo
1942 auf der Wannseekonferenz
die „Endlösung der Judenfrage“
auf zynische Weise „organisiert“ wurde, ein beliebtes Reiseziel für junge Israelis. Umgekehrt begeben sich Deutsche wie
selbstverständlich auf Studienund Urlaubsreisen nach Tel Aviv
und Jerusalem.
Die Freundschaft, die sich zwischen beiden Ländern entwickelt hat, ist jedoch mehr als ein
Wunder. Sie ist ein einmaliges
Zeichen der Vergebung einerseits
und des Schuldeingeständnisses
andererseits in einer allzu oft
von Schuldverdrängung, Rache
Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof,
Heinrich Bedford-Strohm, über das ewige Leben in Christ und Welt.
KALENDERBLATT
Vor 40 Jahren: Am 21. Mai 1975 beginnt in Stuttgart Stammheim der
aufsehenerregendste Strafprozesse der westdeutschen Nachkriegsgeschichte. Auf der Anklagebank sitzen Gudrun Ensslin, Andreas Baader,
Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe – die führenden Köpfe der Terrororganisation „Rote Armee Fraktion“ (RAF).
Vor 50 Jahren: Am 18. Mai 1965 wird die britische Queen Elizabeth II.
in Köln mit 21 Salutschüssen empfangen. Der Besuch ist der teuerste
und prächtigste Staatsbesuch in der Geschichte der damals noch jungen Bundesrepublik.
Vor 55 Jahren: Am 23. Mai 1960 gibt Israel die Entführung des früheren SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann durch den Geheimdienst Mossad bekannt. Eichmann war ab 1939 für den Transport von
Juden in die osteuropäischen Vernichtungslager verantwortlich. Er
versteckte sich in Argentinien und wurde 1962 in Israel hingerichtet.
Vor 170 Jahren: Am 19. Mai 1845 sticht Arktisforscher Sir John
Franklin in See, um die Nordwestpassage zwischen Atlantik und
Pazifik zu erforschen. Von der Franklin-Expedition kehrt kein Überlebender zurück.
Vor 1690 Jahren: Am 20. Mai 325 eröffnete der römische Kaiser
Konstantin I. der Große (280-337) das erste ökumenische Konzil
von Nicäa. Konstantin der Große war der erste Kaiser, der sich zum
Christentum bekannte.
(eb)
und Vergeltung geprägten Welt.
„Israel ist der wichtigste Partner
Deutschlands im Nahen Osten“,
betonte auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
in der vergangenen Woche während ihrer Israel-Reise, über die
die aktuell in dieser Ausgabe
­berichtet (Seite 3).
Zu einer guten Freundschaft
gehört auch Ehrlichkeit. Nicht
trotz, sondern gerade wegen der
Verantwortung Deutschlands
gegenüber Israel ist es daher
angebracht, wenn die Bundesregierung auch zu kontroversen Themen im Nahen Osten,
wie dem Siedlungsbau oder der
Zwei-Staaten-Lösung, ihre Meinung äußert, auch wenn diese
sich bisweilen von der israelischen Sichtweise unterscheidet.
Stefan Rentzsch
Redakteur Militärgeschichte/Sport
18. Mai 2015 MINISTERIUM / HINTERGRUND Zu Gast
bei Freunden
Antalya. Die Bedrohung durch
„hybride“ Kriegsführung nimmt
zu, Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hat sich in
diesem Zusammenhang wiederholt
für eine engere Zusammenarbeit
mit anderen EU- und NATO-Partnern ausgesprochen. Vergangene
Woche hat NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg mitgeteilt, die
NATO und die EU wollten sicherstellen, dass sich ihre Strategien
gegen hybride Kriegsführung
ergänzen. Nur so könne effektiv
reagiert werden, sagte Stoltenberg
beim Treffen der NATO-Außenminister im türkischen Antalya.
22 NATO-Mitgliedstaaten gehören auch der EU an.
(eb)
Gedenken in Yad Vashem: Die Ministerin legt einen Kranz nieder.
Fotos (2): Vennemann/RedBW
gereicht. Heute verbinde beide
Staaten ein tiefes Vertrauen, das
seinesgleichen suche.
Die Ministerin führte außerdem Gespräche mit dem israelischen Ministerpräsidenten
Benjamin Netanjahu. Auf der
Agenda standen unter anderem
die sicherheitspolitische Situation im Nahen Osten und das
geplante Atomabkommen mit
dem Iran. Israel fühlt sich durch
Teheran bedroht, fürchtet den
Bau einer Atombombe und ist
strikt dagegen, dass der Iran nukleares Material zivil nutzen darf.
Jahrelang wurde über den Deal verhandelt. Verteidigungsministerin Ursula
von der Leyen sagte in Tel Aviv, die Bundesregierung habe sich nach sorgfältiger
Abwägung zu einer finanziellen Beteiligung
entschlossen. Deutschland trage damit zum
Schutz und zur Existenzsicherung Israels bei.
Die Korvetten – es handelt sich um eine
modifizierte Version des Typs Meko 80 –
Geleast: Eine
Heron-Aufklärungsdrohne
ehr
desw
: Bun
Foto
sollen laut Verteidigungsminister Jaalon bis
2020 geliefert werden. Mit den Kriegsschiffen könne der Schutz der israelischen Gasplattformen im Mittelmeer gewährleistet werden. Zuletzt war im September ein U-Boot
nach Israel geliefert worden. Auch bei diesem Geschäft finanzierte die Bundesrepublik
ein Drittel der Baukosten als Militärhilfe für
Israel.
(eb)
Rheinbach. Mit dem Network Operations Centre ist das
Betriebszentrum IT-System
der Bundeswehr (BITS) in der
Lage, das IT-System der Bundeswehr weltweit zu überwachen.
Während eines Besuchs in der
Tomburg-Kaserne in Rheinbach hat sich Staatssekretärin
Katrin Suder jetzt persönlich ein
Bild von den technischen Möglichkeiten gemacht. In Rheinbach
werden unter anderem die beiden Kommunikationssatelliten
der Bundeswehr, COMSATBw
1 und 2, gesteuert.
(vie)
Brauksiepe im
MALE-Drohne:
Entwicklung beginnt
Absichtserklärung für europäisches System soll diese Woche in Brüssel unterzeichnet werden.
Berlin. Verteidigungsministerin
­
Ursula von der Leyen wird diese
Woche eine Absichtserklärung
für eine Definitionsstudie für die
Entwicklung einer neuen europäischen Aufklärungsdrohne unterzeichnen – am Rande des Rats
für Auswärtige Beziehungen in
Brüssel.
Gemeinsam mit Frankreich
und Italien sollen die technischen
Forderungen an das neue System definiert, sowie der zeitliche
und finanzielle Rahmen geklärt
werden. Ende 2017 soll dann der
Foto: Roberto Pfeil
Verbündete: Ursula von der Leyen und Moshe Yaalon.
Vier neue Korvetten für Israel kommen aus Deutschland
Tel Aviv. Israel hat vier Kriegsschiffe aus
deutscher Produktion bestellt – und Deutschland trägt etwa ein Drittel der Kosten. Der
israelische Verteidigungsminister Mosche
Jaalon teilte vergangene Woche mit, ein Vertrag mit der Werft ThyssenKrupp Marine
Systems sei unterzeichnet. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 430 Millionen Euro.
Suder besucht
IT-Experten
Auftrag für die Entwicklung einer
neuen Generation von Drohnen
der MALE-Klasse erteilt werden. MALE steht für „Medium
Altitude Long Endurance“ – also
ein unbemanntes Fluggerät, das
sich in mittlerer Höhe mit großer
Reichweite bewegt. Die Stärke
dieser Systeme liegt in der optischen und elektronischen Aufklärungsfähigkeit. Drohnen dieser
Klasse können beispielsweise
am Boden operierende Truppen
begleiten und mit – im Fall der
Fälle lebenswichtigen – Infor-
mationen in Echtzeit versorgen.
Die Drohne soll auch bewaffnet werden können, um Soldaten
im Gefecht präzise Feuerunterstützung zu geben. Dabei gilt:
Über den Einsatz der bewaffneten
Drohnen wird in jedem Einzelfall der Bundestag entscheiden.
Die Neuentwicklung eines
eigenen europäischen Drohnensystems hat laut Verteidigungsministerium entscheidende Vorteile. Ein exklusiver Zugriff auf
die Technik des neuen Luftfahrzeugs ist garantiert und die spe-
zifischen Anforderungen für
die Zulassung im europäischen
Luftraum können berücksichtigt werden. Die Einführung der
Drohne ist für das Jahr 2025
geplant.
Bislang verfügt die Bundeswehr nicht über eigene waffenfähige Drohnen. Der Leasingvertrag für Heron-Drohnen, die
in Afghanistan ausschließlich für
Aufklärungszwecke im Einsatz
sind, ist Ende März für ein weiteres Jahr mit Israel verlängert
worden.
(lin)
Foto: Bier/Bundeswehr
Tel Aviv. „Langfristig“, „vielfältig“, „vertraut“: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
sieht die deutsch-israelische
Zusammenarbeit im Bereich
Sicherheitspolitik auf einem
„außergewöhnlich“ hohen
Niveau. „Mit keinem anderen
Land der Welt haben wir so viele,
so vielfältige intensive Beziehungen in der Sicherheitspolitik wie
mit dem israelischen Verteidigungsministerium“, sagte die
Ministerin vergangene Woche
während ihrer Reise nach Israel
nach einem Gespräch mit ihrem
Amtskollegen Moshe Yaalon.
Israel sei der wichtigste Partner
Deutschlands im Nahen Osten,
sagte von der Leyen. Die Zusammenarbeit sei von Vertrauen und
Langfristigkeit geprägt. Pro Jahr
gebe es 70 unterschiedliche bilaterale Projekte.
Anlass der Reise: Der
Beginn der deutsch-israelischen Beziehungen vor 50 Jahren. Am 12. Mai 1965 hatten die
Bundesrepublik Deutschland und
Israel erstmals Botschafter ausgetauscht. Dem war eine jahrelange
Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und rüstungspolitischem
Gebiet vorausgegangen. Bereits
am 10. September 1952 hatten
Israel, die Jewish Claims Conference und die Bundesrepublik
in Luxemburg ein Wiedergutmachungsabkommen unterzeichnet.
Zwischen den Ländern besteht
unter anderem eine enge Rüstungskooperation. So wurde während des Besuches der Ministerin
bekannt, dass Deutschland Israel
finanziell beim Kauf von vier
Korvetten für die israelische
Marine unterstützen wird (siehe
Kasten).
Bei einem Besuch der
Holocaust-Gedenkstätte Yad
Vashem erinnerte von der Leyen
an „die unfassbaren Verbrechen“,
die in deutschem Namen verübt
wurden. „Möge uns dieser Ort
eine Mahnung sein, jederzeit
gegen Unmenschlichkeit, Ausgrenzung und Verfolgung aufzustehen“, sagte die Ministerin. Vor
50 Jahren hätten die Menschen
Israels den Deutschen die Hand
3
NATO und EU
kooperieren
50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen.
von Jan Marberg
aktuell Munitionsdepot
Dorsten. Das Munitionsdepot
Wulfen ist das größte der Bundeswehr – vergangene Woche hat
Staatssekretär Ralf Brauksiepe
sich bei einem Besuch über die
Umsetzung der Umstrukturierung informiert. Im Zuge der
Neuausrichtung wird das Depot
im Ruhrgebiet erweitert. In 381
Lagerhäusern liegt Munition
verschiedenster Art – von der
Patrone bis zur Artillerierakete.
In Wulfen wird unter anderem
die Munition für die NATO Response Force oder die EU Battle
Group bereitgehalten.
(rw)
aktuell POLITIK / HINTERGRUND
Afghanistan-Einsatz
auch nach 2016
Antalya. Die NATO will auch
nach dem Ende der Mission
„Resolute Support“ im Jahr
2016 in Afghanistan bleiben. Die
Außenminister der Allianz einigten sich bei ihrem Treffen im
türkischen Antalya am vergangenen Mittwoch mit der afghanischen Regierung auf „Leitlinien“ für eine neue Mission. Sie
wird erstmals „von Zivilisten“
geleitet, aber weiter eine „militärische Komponente“ haben,
sagte NATO-Generalsekretär
Jens Stoltenberg. Unterdessen
wurden bei einem Angriff der
radikalislamischen Taliban bei
einem Angriff auf ein Gästehaus
im afghanischen Kabul 14 Menschen getötet.
(eb)
Foto: dpa/pa
China und Russland
starten Manöver
Peking. China und Russland
planen, in dieser Woche ihr erstes gemeinsames Militärmanöver im Mittelmeer zu beginnen. Bereits in der vergangenen
Woche gab es eine Auftaktzeremonie im südrussischen Novorossiysk (Foto), am 16. Mai soll
die Übung im Mittelmeer starten. Das Manöver beinhalte den
Einsatz scharfer Munition, teilte
ein Armeesprecher in Peking mit.
Seinen Angaben zufolge richtet
sich die Übung „nicht gegen eine
dritte Partei“.
(eb)
Jemen: Botschafter
aus Iran abgezogen
18. Mai 2015
Krise in
Mazedonien
Ethnische Spannungen führen zu immer
heftigeren Auseinandersetzungen.
von Vivien-Marie Bettex
Skopje. Die Bundesregierung,
die Europäische Union, die Vereinten Nationen und die NATO
warnen vor einer erneuten Eskalation ethnischer Spannungen auf
dem Balkan.
Nach heftigen Gefechten
in Mazedonien mit 22 Toten
und Dutzenden Verletzten
sagte NATO-Generalsekretär
Jens Stoltenberg: „Ich fordere
jeden auf, sich zurückzuhalten und
eine weitere Eskalation im Interesse des Landes und der gesamten Region zu vermeiden.“ Er verfolge die Entwicklung mit Sorge.
Kumanovo:
22 Tote
Hintergrund: Der Zusammenstoß
zwischen Polizei und Angreifern,
die der sogenannten „Albanischen Befreiungsarmee“ nahestehen sollen, hatte am vorvergangenen Sonnabend mit einer
Razzia in einem mehrheitlich von
ethnischen Albanern bewohnten
Viertel der Stadt Kumanovo
begonnen. Nach Angaben der
mazedonischen Regierung hatte
die Polizei Hinweise auf einen
bevorstehenden terroristischen
Anschlag, durchsuchte deswegen
Haus für Haus. Dabei kam es zu
heftigen Gefechten. Auf der Seiten der Angreifer sollen bis zu
70 bewaffnete Kämpfer beteiligt gewesen sein. 14 Angreifer
und acht Polizisten kamen ums
Leben, ganze Straßenzüge wurden schwer beschädigt, mehrere
Häuser komplett zerstört. Nach
Angaben der Regierung trugen
einige der Toten Uniformen der
Albanischen Kosovo-Befreiungsarmee „UCK“.
Protest: Eine Demonstration Anfang Mai gegen die Regierung.
Der Protest
nimmt zu
Die Spannungen zwischen Albanern und anderen Volksgruppen
in Mazedonien haben in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Krisen geführt. Rund ein
Viertel der 2,1 Millionen Einwohner Mazedoniens – eine frühere
jugoslawische ­Teilrepublik – sind
ethnische Albaner. Ein Aufstand im Jahr 2001 im Norden
Mazedoniens führte mit Hilfe
internationaler Vermittler zum
Rahmenabkommen von Ohrid,
das den Albanern mehr Rechte
zusagte. In den vergangenen Jahren haben albanische Politiker
immer wieder kritisiert, dass die
bisher erfolgte Umsetzung des
Abkommens nicht ausreiche.
Dass die Regierung seit
Monaten in einer tiefen Krise
steckt, macht die Lage im Land
um so kritischer. Oppositionschef Zoran Zaev wirft der Regierung vor 20 000 Menschen illegal
abgehört zu haben, darunter Politiker, Journalisten und geistliche
Führer. Außerdem wird Ministerpräsident Nikola Gruevski vorgeworfen, in einen Bestechungsskandal verwickelt zu sein.
Bei Krawallen im Zuge
einer Demonstration gegen die
mazedonische Regierung wurden Anfang Mai mindestens
Foto (2): imago
4
Zerstört: Kumanovo nach den Gefechten vom 9. und 10. Mai.
19 Menschen verletzt. Einige
Demonstranten warfen Gegenstände auf den Regierungssitz,
schlugen Scheiben des Gebäudes
ein, beschädigten in der Nähe
abgestellte Autos und zündeten
Abfalleimer an.
Menschen verlassen
das Land
Nach Berichten des auf dem
Balkan führenden Nachrichtenportals „Balkan Insight“ gab es
Ende April einen weiteren Vorfall. 40 Kosovo-Albaner sollen
in eine Polizeiwache in der Ortschaft Gosince an der Grenze
zum Kosovo eingedrungen sein
und die Bildung eines albanischen Staates in Mazedonien
gefordert haben. Nach Einschätzung des Auswärtigen Amts hat
sich die Lage in der Stadt Kumanovo zwar wieder beruhigt. Eine
weitere Eskalation sei jedoch
nicht auszuschließen. „Es wird
daher empfohlen, die Region um
Kumanovo bis auf weiteres zu
meiden“, teilte das Amt vergangene Woche auf seiner Internetseite mit. Vor dem Hintergrund
der verworrenen Situation in
dem Land, forderte NATOGeneralsekretär Stoltenberg eine
transparente Untersuchung des
Vorfalls in Kumanovo.
Monat für Monat flüchten Hunderte Menschen aus dem Land.
Im März beantragten 1186 Personen mit mazedonischem Pass
Asyl in Deutschland.
Foto: imago
Das große Dauerbündnis
Riad. Aus Protest gegen die
mutmaßliche Rolle des Iran im
Konflikt mit den schiitischen
Huthi-Rebellen im Jemen (Foto)
hat die jemenitische Regierung
ihren diplomatischen Geschäftsträger aus Teheran abberufen.
Grund für die Abberufung von
Botschaftschef Abdullah al-Sirri
sei Teherans „Einmischung in
unsere Angelegenheiten und
seine Unterstützung für die
Huthis“, teilte die Pressestelle
des nach Saudi-Arabien geflohenen jemenitischen Präsidenten
Abd Rabbo Mansur Hadi vergangene Woche mit.
(eb)
Vor 60 Jahren tritt Deutschland der NATO bei – die Rolle der Bundesrepublik hat sich gewandelt.
Berlin. Das vielbeschworene
Rote Telefon ist kein Relikt
des Kalten Krieges. Seit wenigen Wochen ist die Leitung zwischen NATO und russischem
Militär wieder geschaltet – auch
auf Betreiben der Bundesregierung hin. 60 Jahre nach Deutschlands NATO-Beitritt am 9. Mai
1955 gewinnt die Allianz an
neuer Bedeutung. Die Zeiten
der geopolitischen Entspannung
sind vorbei, die Bündnisverteidigung steht wieder im Vordergrund.
„Angesichts der bedrohlichen
Krisen und Herausforderungen,
vor die Europa und Amerika sich
gleichermaßen gestellt sehen,
bleiben Geschlossenheit und Entschlossenheit der Allianz für uns
ein hohes
Gut. Die
Sicherheit aller
Verbündeten der
Allianz ist
und bleibt
unteilbar“,
heißt es in einer Mitteilung der
Bundesregierung zum 60. Jahrestag des Deutschland-Beitritts.
„Die alte Bundesrepublik hatte
sich in ihrer Abhängigkeit von der
NATO-Beistandsgarantie ganz
gut eingerichtet. Sie bot bestmöglichen Schutz. Eine aktive Vorreiterrolle in der Bestimmung
der kollektiven Verteidigungspolitik wurde
w e d e r
erwartet,
noch war
sie von den
Partnern
wirklich gewünscht“, schreibt der
Friedensforscher Hans Joachim
­
Giessmann in seinem Beitrag
„Deutschland 60 Jahre in der
NATO: Eine euroatlantische
Partnerschaft“ für die Bundes-
wehr-Publikation
­
Reader Sicherheitspolitik. Die USA blieben
zwar weiterhin die stärkste nationale Kraft der NATO, aber ihre
globalen Interessen ließen sie
stärker als in der Vergangenheit
auf die Eigenverantwortung ihrer
Verbündeten setzen. Das Fazit
des Wissenschaftlers: „Deutschland wird sich der Konsequenzen
daraus noch stärker bewusst werden müssen.“
(vmd)
Der gesamte Essay
von Hans Joachim
Giessmann
www.bmvg.de
unter
18. Mai 2015 EINSATZ / BUNDESWEHR Training rettet Leben
aktuell 5
Fahrzeuge und
Patronen eingetroffen
Wiederholungsausbildung der ersten Gefechtsverbände in Mali abgeschlossen.
Foto (2): Bundeswehr
Foto: Bundeswehr
Segou. Langfristig erfolg­
reich sein – das ist das Ziel des
„Re­Trainings“ der European
Training Mission Mali (EUTM
Mali). Nach ihrem Einsatz im
Norden des Landes werden die
malischen Gefechtsverbände
nun weitere neun Wochen an
ihrem Heimatstandort geschult.
Deutsche Soldaten übernahmen
die Infanterie­, Pionier­ und
Logistikausbildung.
­
Welten prallen
aufeinander
„Als ich zum ersten Mal die
Waffenkammer gesehen habe,
war ich fassungslos“ (Foto unten),
schildert ­Hauptfeldwebel G.
seine ersten Eindrücke. „Die
Gewehre waren nicht gelagert,
sondern lagen mehr oder weniger
auf einem Haufen.“ Viel zu tun
für die deutschen Logisti­
ker, die den Maliern
die Grundsätze
der Materialla­
gerung und des
Materialerhalts
vermitteln sol­
len. Schließlich
funktionieren die
besten Waffen und
das modernste Gerät
nicht, wenn es nicht sorg­
fältig aufbewahrt und in Schuss
gehalten wird. „Klar, da prallen
Welten aufeinander“, resümiert
der Hauptfeldwebel am Ende
der Ausbildung. „Ich glaube
aber, dass die Malier verstanden
haben, worum es uns geht und
Unter Beobachtung: Malische Kräfte trainieren den Orts- und Häuserkampf unter deutscher Anleitung.
dass sie langfristig von unserem
Know­How profitieren können.“
Gute Ausbildung ist
der beste Schutz
Eine Gruppe malischer
Infanteristen liegt in
der prallen afrika­
nischen Sonne.
Neben ihnen der
deutsche Aus­
bilder. Geduldig
zeigt er ihnen,
wie sie unter Zeit­
druck Störungen an
ihren Gewehren behe­
ben können. Infanteris­
tische Grundlagenausbildung
gehörte für die Reichenhaller
Gebirgsjäger und ihre malischen
Kameraden genauso zum Ausbil­
dungsprogramm, wie das Üben
von komplexen Gefechtssitua­
tionen.
Am Ende der neunwöchigen
Ausbildung wurden die mali­
schen Soldaten für den Einsatz
am Checkpoint und im Orts­
und Häuserkampf geschult. Dies
wurde immer wieder durch Aus­
bildungen in Erster Hilfe und
Unterrichte zum Schutz der Zivil­
bevölkerung ergänzt.
Grundausbildung –
nur anders
Eine Ausbildung, die an eine
Grundausbildung erinnert und
doch ganz anders ist. Schließlich
waren die malischen Soldaten
schon selbst oft in Gefechten.
Erfahrungen, von denen auch die
deutschen Soldaten profitieren
und die immer wieder in das Trai­
ning eingeflossen sind.
Entsprechend ist der Umgang
zwischen den deutschen Soldaten
und ihren malischen Kameraden
von gegenseitigem Respekt
geprägt. Für Oberfeldwebel H.
eine eindrucksvolle Erfahrung:
„Am Rande der Ausbildung hat
mir ein Malier berichtet, dass er
im Gefecht überlebt hat, weil er
durch Angehörige von EUTM
Mali ausgebildet wurde. Das ist
eine hohe Verantwortung für
uns, und eine Bestätigung, dass
unsere Ausbildung im Ernstfall
das Leben unserer malischen
Kameraden retten kann.“
Nach Abschluss der Ausbil­
dung trennen sich erst einmal
die Wege. Während die interna­
tionalen Trainer nach Koulikoro
zurückkehren, werden die einhei­
mischen Soldaten dringend im
Norden des Landes benötigt. Sie
sichern die Unterzeichnung des
für Mitte Mai erwarteten Frie­
densabkommens ab und sollen
möglichen neuen Spannungen
vorbeugen.
(eb)
Beinahe fünf Sterne
Erbil. Eine weitere Material­
lieferung hat den Norden des
Iraks erreicht. Diesmal an Bord
der „Antonow AN­124“: Rund
2,5 Millionen Patronen für die
Gewehre G 36 und G 3, ver­
schiedene Fahrzeuge und zusätz­
liche Sanitätsausstattung für die
Peschmerga und ihren Kampf
gegen die Terrormiliz „Isla­
mischer Staat“. Das Material
wurde unmittelbar nach dem Ent­
laden an die kurdische Regional­
regierung übergeben. Weitere
Transporte sind in den kommen­
den Wochen geplant.
(eb)
Typisierung gegen
Krebs
Prizren. Auf Initiative der
Sanitätseinsatzkompanie des
40. Deutschen Einsatzkontin­
gents KFOR hat vor kurzem eine
Typisierung für Stammzellen­
spender stattgefunden. An der
aktuellen Aktion beteiligten sich
62 Soldaten des Kontingents.
Jährlich erkranken Tausende
Menschen an Blutkrebs. Doch
dieser kann nur mittels Knochen­
markspende geheilt werden. Um
im Kampf gegen die Krankheit
zu helfen, wird die Sanitätsein­
satzkompanie die freiwillige
Registrierung auch weiterhin
vorantreiben.
(eb)
Französische Marine
unterstützt
Kahramanmaras. „Ohne
Mampf kein Kampf.“ Oft scherz­
haft gesagt, ist durchaus etwas
Wahres an dieser Weisheit. Doch
was essen eigentlich die Soldaten
im Einsatz? In Kahramanmaras
bei dem Deutschen Einsatzkon­
tingent Active Fence Turkey,
ist ein türkischer Caterer für die
Zubereitung von Getränken und
Mahlzeiten verantwortlich. In
der Kantine arbeiten Stabsunter­
offizier Eric M. und Oberstabs­
gefreiter René R. (Foto: links),
gemeinsam mit ihren türkischen
Kollegen. Beide sind gelernte
Köche. Eric M. hat seine Aus­
bildung in einem Fünf­Sterne­
Hotel absolviert, René R. in
einem Vier­Sterne­Hotel.
Zusammen mit dem türkischen
Küchenchef erstellen die beiden
Soldaten den Menüplan. Ziel ist
es, orientalische Köstlichkeiten
nach deutschen Gewohnheiten
zuzubereiten. Gekocht werden
die Speisen dann gemeinsam.
Die Zusammenarbeit funkti­
oniert sehr gut: „Wir wurden
sogar schon auf eine türkische
Hochzeit eingeladen“, berichtet
René R.
Schon früh am Morgen beginnt
die Arbeit für „Ringel“ und
„Manny“, wie sie vom Team
genannt werden. Den
ganzen Tag kochen
die beiden, bereiten
vor, schmecken
ab, packen
auch mal
­Lunchpakete.
Dabei ­tragen
hr
swe
sie auch die oto: Bunde
F
Verantwor­
tung dafür,
dass die
Gerichte
nach den gül­
tigen Richt­
linien zubereitet werden. Sauber­
keit und Hygiene sind dabei von
besonderer Bedeutung.
Manchmal werden noch spe­
zielle Wünsche der Soldaten
erfüllt. An Geburtstagen kann
Kuchen gebacken, für ein Gril­
len Fleisch bereitgestellt wer­
den. Auch kulinarische Themen­
abende bieten eine willkommene
Abwechslung und kommen sehr
gut an.
Die Kantine des Feldla­
gers ist ein beliebter Treff­
punkt. „Wir bekommen
sehr positive Rückmeldun­
gen“, freut sich René R.
Die Arbeit macht beiden
Spaß. „Aber anstrengend
ist es schon. Da ist es
schön, von den Kame­
raden Anerkennung zu
bekommen.“ Beide wissen,
dass das Essen im Einsatz
für die Motivation beson­
ders wichtig ist – und sind
auch schon wieder in der
Küche verschwunden. (eb)
Foto: Wald/Bundeswehr
Orientalische Köstlichkeiten für deutsche Soldaten in der Türkei.
Dschibuti. Eine umfangreiche
Materialversorgung der Fre­
gatte „Karlsruhe“ hat kürzlich
mit französischer Unterstützung
stattgefunden. Nur mit Hilfe
eines Landungsboots, inklusive
der französischen Besatzung,
war es der Deutschen Verbin­
dungs­ und Unterstützungs­
gruppe möglich, Material und
Ersatzteile an Bord der „Karls­
ruhe“ zu bringen. Die Lage
ließ eine diplomatische Anmel­
dung und somit ein Einlaufen
in Dschibuti nicht mehr zu. So
wurden die 2,5 Tonnen Material
an Bord der Fregatte außerhalb
der dschibutischen Hoheitsge­
wässer verbracht.
(eb)
6
aktuell BUNDESWEHR
Die Welt ein bisschen sicherer machen
Sie sind seit vergangenem Jahr
Kommandeur des 3. Minen­
suchgeschwaders. Wie war
der Start und welche Themen­
schwerpunkte haben Sie sich
gesetzt?
Ein bisschen war es für mich,
wie nach Hause kommen.
Unser oberstes Ziel ist es, das
Geschwader personell zukunftssicher aufzustellen. Seefahrt soll
Spaß machen, planbar sein und
attraktiv.
Wie sieht es derzeit mit der
personellen und materiellen
Einsatzlage aus?
Wir spüren, dass die Boote gut
20 Jahre alt sind. Da kommt es
immer wieder zu Engpässen in
der Verfügbarkeit. Das ist natürlich ärgerlich, manchmal jedoch
unvermeidbar. Unser großes
Augenmerk liegt jedoch auf dem
Personal. Zu wenig Personal
führt zu weniger Planbarkeit und insgesamt zu weniger
Attraktivität des Dienstes.
Welche Erfahrungen aus den
früheren Verwendungen in der
Minensucherei sind jetzt beson­
ders wertvoll für Sie?
Themen wie Personalnot und
die Verfügbarkeit der Boote
sind mir aus meinen
früheren Verwendungen im Geschwader
bekannt, wenn auch
nicht so stark ausgeprägt. Unsere Planungen gehen jetzt dahin,
dass die Besatzungen, wie schon bei
den U-Booten prak-
tiziert, von den Bootsplattformen
entkoppelt werden. Dann können Ausbildungs-, Einsatz- und
Instandsetzungszyklen besser
aufeinander abgestimmt werden. Bei den ganzen Fragen zu
dieser Umstrukturierung sind
mir meine persönlichen Erfahrungen sehr hilfreich.
Wie wird sich die internationale
Zusammenarbeit bei den Minen­
suchern entwickeln? Wer sind
da die Hauptpartner?
Minenkampf wird weiterhin in internationalem Umfeld
stattfinden. Da alle Länder
ihre Kapazitäten und Boots-
Foto (3): Peter Straub
Welche Einsatz­ und Übungs­
vorhaben stehen an? Wo sind
die Schwerpunkte?
Der Schwerpunkt wird in
Zukunft die Teilnahme an
den zwei ständigen NATO
­Minensuch-Verbänden sein.
Diese Einsätze sind Taktgeber
für die Basisausbildung, die Einsatzvorbereitung und den Einsatz der Boote.
Kommandeur des 3. Minensuchgeschwaders: Fregattenkapitän
Axel Schrader ist zu seinen maritimen Wurzeln zurückgekehrt.
zahlen reduzieren, werden
die „Standing NATO Minecountermeasure Groups“ noch
mehr Bedeutung erhalten. Hier
beispielhaft einige Länder zu
nennen, würde den anderen
gegenüber ungerecht sein.
Die Technik der Minenjagd ent­
wickelt sich stetig weiter. Stehen
da in nächster Zeit Modernisie­
rungen an?
Größte Änderung wird die
zusätzliche Befähigung von
drei Booten der Klasse 332
zur Führung von Hohlstäben,
also kleinen, fernlenkbaren
Booten sein. Die Klasse 332
wird dann die Standardplattform für alle drei Verfahren
7
Der Minenjäger und seine Seefüchse
Sie suchen nach alter Munition, Bomben und Minen – ein Einblick in das 3. Minensuchgeschwader in Kiel.
Kiel. Seeminen zu beseitigen,
ist ohne Frage ein gefährlicher
Job. Allein im Zweiten Weltkrieg wurden mehr als 100 000
Seeminen in der Ost-und Nordsee verlegt. Sie zu finden und
unwirksam zu machen, ist eine
der Aufgaben des 3. Minensuchgeschwaders in Kiel.
Fregattenkapitän Axel Schrader
­
ist Kommandeur des Verbandes
mit diesem heiklen Auftrag. Im
Interview erklärt er die Herausforderungen und die Besonderheiten des Minensuchens.
aktuell der Seeminenabwehr, also das
Minensuchen mit Fernlenkdrohnen, die Minenjagd und der
­Minentaucher-Einsatz. Außerdem soll in den nächsten Jahren
noch eine autonom agierende
Unterwasserdrohne mit großer
Reichweite beschafft werden.
Was ist das Besondere an den
Minensuchern?
Minensucher vermitteln nach
wie vor das Erlebnis der Seefahrt. Wir sind viel in internationalen Bereichen unterwegs
und man kann was von der Welt
sehen. Die Besatzungen sind
wie Familien – es gibt also eine
intensive emotionale Bindung.
Außerdem machen wir ständig
die Welt ein bisschen sicherer,
weil wir alte Munition, Bomben und Minen beseitigen,
die noch immer seit den letzten Kriegen an europäischen
­Küsten liegen.
Die Fragen stellte Peter Straub.
Kiel. Oberbootsmann
Michael Wilk ist
Sonarmeister. Schon
als Wehrpflichtiger
diente er auf Minensuchbooten. Über verschiedene Lehrgänge
hat er sich weiterqualifiziert und seine
Dienstzeit verlängert.
Seinem Spezialgebiet,
der Sonartechnik, ist er
dabei stets treu geblieben. „Angefangen habe
ich als Sonargast, dann
kamen verschiedene
Fachlehrgänge im
Operationsdienst sowie weitere Sonar- und Englischlehrgänge dazu. Höhepunkt war ein dreimonatiger „Mine
Warfare“-Speziallehrgang, erklärt er. Als Sonarmeister
ist er jetzt an zentraler Stelle auf einem Minenjagdboot
eingesetzt. Sein Haupt-Arbeitsplatz befindet sich an den
verschiedenen Konsolen in der Operationszentrale. Ihm
unterstehen ein Sonarmaat und vier Sonargasten.
Die Minenjagdboote suchen aktiv mit ihrer Sonarausrüstung nach Minen. Dazu sind sie mit einem extrem
leisen Langsam-Fahrantrieb ausgerüstet. Wird dann bei
einer Suchfahrt ein Unterwasserkontakt entdeckt, schickt
das Boot einen „Seefuchs-India“ zur näheren Identifikation ins Wasser. Diese „Seefüchse“ sind kabelgesteuerte,
kleine Unterwasserfahrzeuge, die mit Nahbereichssonar
und Kamera den erkannten Unterwasserkontakt näher
identifizieren.
Die Steuerung dieser Unterwasserdrohnen ist die zweite
Hauptaufgabe des Oberbootsmanns. „Ist es eine Mine,
schicken wir einen „Seefuchs-Charlie“, der ist mit einer
Hohlladung ausgerüstet, die eine Mine unter Wasser zerstören kann. Wir nennen das ‚einen Seefuchs schießen‘“,
erklärt Wilk.
In seiner langjährigen Seefahrtszeit auf den Minenjagdbooten hat er einige internationale Manöver und Einsätze
in Nord- und Ostsee und im Mittelmeer erlebt. Einer der
Höhepunkte war die Teilnahme an der Munitionsbeseitigung im englischen Kanal. Dort liegt immer noch viel
Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. „Mit unserem
Sonar konnten wir 2013 mehrere Fliegerbomben entdecken und mit den Seefüchsen unschädlich machen“,
erzählt er stolz. Seine berufliche Zukunft hat Wilk fest
im Blick. „Ich kann mir vorstellen, Berufssoldat zu werden und noch einige Jahre zur See zu fahren. Größtes
Ziel wäre es dann, einmal nach San Diego versetzt zu
werden. Dort gibt es eine Stelle für einen Sonarmeister
in der internationalen Minenjagdplanung“, berichtet er
begeistert. In der nächsten Zeit bleibt er weiterhin im
3. Minensuchgeschwader. Das fünfte und dritte Minensuchgeschwader werden Ende des Jahres unter dem
Namen der Dritten zusammengelegt. Die Besatzungen
werden ab dann von den Bootsplattformen getrennt und
nicht mehr auf ihren fest zugeteilten Booten zur See
fahren. Für die Soldaten wird künftig weiterhin die Einsatzlage fordernd sein und auch die Teilnahme an internationalen Manövern und Minensuchverbänden ist im
Geschwader fest geplant. Das bedeutet weiterhin bis
zu sechs Monate Abwesenheit im Jahr von zu Hause.
„Damit muss man leben“, so der junge Familienvater,
„wir sind eben bei der Marine“.
3. Minensuchgeschwader
Frankenthal-Klasse
Die Minenjagdboote des 3. Minensuchgeschwaders gehören
zur „Frankenthal-Klasse“ (Typ 332). Sie sind aus amagnetischem Stahl gebaut und besitzen ein hochauflösendes
Minenjagdsonar, mit dem Minen am Meeresgrund gefunden
und identifiziert werden. Sie sind mit zwei Minenjagddrohnen
„Pinguin B3“ ausgerüstet. Die Minentaucher an Bord können
Sprengladungen an den Minen anbringen. Die Besatzung
umfasst 42 Soldaten. Die Bewaffnung besteht aus einem
40-Millimeter-Geschütz beziehungsweise zukünftig aus
einem 27-Millimeter-Marineleichtgeschütz (MLG). Die neueren
Minenjagdboote der „Kulmbach“-Klasse (Typ 333) verfügen
ebenfalls über eine Unterwasserortungsanlage (Sonar), die
minenähnliche Objekte ortet und durch den Einsatz einer neuartigen und sehr kompakten Minenjagddrohne – „Seefuchs“
genannt – identifiziert. Die Besatzung besteht aus 37 Soldaten.
Bewaffnet sind die Boote mit zwei 40-Millimeter-Geschützen
beziehungsweise zukünftig mit zwei 27-Millimeter-MLG.
Kulmbach-Klasse
Foto: Bunks/Bundeswehr
Ein Arbeitsplatz auf und unter Wasser
Für Oberleutnant zur See Philipp Powierski beginnt
nun der wahre Alltag des Marineoffiziers. Als
4. Wachoffizier und Minentaucheroffizier dient er auf
dem Minentaucher-Einsatzboot „Bad Rappenau“. „Diese
Verwendung war der Optimalfall, ich freue mich auf
den Dienst hier an Bord und das anstehende Einsatzprogramm“, berichtet er. Den ersten Kontakt zur Bundeswehr
hatte er während seiner Grundwehrdienstzeit in der Sanitätsstaffel der Marine in Stadum. Das berufliche Umfeld
gefiel ihm und er bewarb sich erfolgreich für die Laufbahn
der Marineoffiziere. Er durchlief alle Stationen der Offiziersausbildung und entschied sich erst gegen Ende des
Studiums der Erziehungs- und Bildungswissenschaften
für eine Laufbahn als Minentaucher. „Die Kombination
aus Seefahrt und Minentaucherei war eine besondere
Herausforderung, der ich mich stellen wollte“, erzählt
er. Nach Abschluss der seemännischen Lehrgänge ging
es für ihn erst einmal ordentlich ins Wasser. Nach zwei
Monaten Schwimmtaucherausbildung folgte eine harte
sechsmonatige Spezialausbildung zum Minentaucher.
An deren Ende stand die Aushändigung des begehrten
Minentaucherabzeichens.
Jetzt ist er 4. Wachoffizier und vorwiegend in der nautischen Schiffsführung tätig. Daneben ist Powierski auch
noch einer der Minentaucher an Bord. Eingesetzt werden diese Spezialkräfte bis in Wassertiefen von rund
50 Metern. Ihre Aufgabe ist es, im Küstenvorfeld, an
Strandabschnitten und in Häfen Sprengmittel- und Minenfreiheit herzustellen. Dazu stehen modernste Tauchgeräte
zur Verfügung. „Für uns Minentaucher ist es wichtig, eine
völlig amagnetische und geräuschlose Tauchausrüstung
zu haben“, erklärt der Oberleutnant. „Unser Atemgerät
ist ein geschlossenes Kreislaufgerät, das ohne die beim
Sporttauchen bekannten Luftblasen arbeitet. Dadurch
wird ein nahezu geräuschloses Tauchen möglich.“ Neben
den Minentauchern ist die REMUS Unterwasserdrohne
(Remote Environmental Monitoring Unit System) ein
wichtiger Sensor an Bord des Tauchereinsatzbootes „Bad
Rappenau“. Dieses 40 Kilogramm schwere, 1,60 Meter
lange und autonom fahrende Unterwasserfahrzeug ist in
der Lage, einen einprogrammierten Suchkurs abzufahren
und mit Hilfe eines Unterwassersonars den Meeresgrund
zu scannen. Die Suchergebnisse werden anschließend an
Bord ausgewertet. Detektierte und klassifizierte Objekte
werden danach von den Minentauchern angetaucht, identifiziert und schließlich, wenn nötig, gesprengt.
In der Flotte gibt es nur zwei Minentauchereinsatzboote,
die „Bad Rappenau“ und die „Rottweil“. Beide gehören
zu der „Frankenthal-Klasse“. Ihre Ausrüstung und Fähigkeiten sind innerhalb der NATO einzigartig. Ab Juli 2015
ist der Einsatz des Bootes bei der Standing Nato Mine
Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1) geplant. Danach
geht es in Nord- und Ostsee und im Ärmelkanal in einem
internationalen Verband auf Munitions- und Minensuche.
Dann wird Powierski wieder öfter als Minentaucher eingesetzt sein. Die Küstengebiete in diesen Gewässern sind
dafür bekannt, dass dort noch zahlreiche Bomben, Munition und Minen auf dem Meeresgrund liegen. Ihr eigenes
Motto wird den Minentauchern dann wieder stärker ins
Bewusstsein rücken: „Nec aspera terrent“ – Widrigkeiten schrecken nicht.
(pst)
8
aktuell BUNDESWEHR
18. Mai 2015
Kobras sind echte Poser
Kooperation beim
Katastrophenschutz
Potsdam. Das Landeskommando Brandenburg ist künftig
erster Ansprechpartner der polnischen Armee für den grenzüberschreitenden Katastrophenschutz. Ranghohe Militärs der
polnischen Streitkräfte und der
Bundeswehr kamen am vergangenen Dienstag in Potsdam zu
einem Expertengespräch zusammen. Thema war das bilaterale
Krisenmanagement im Katastrophenfall. Brandenburg kommt
dabei eine besondere Rolle zu.
Die polnische Delegation unter
der Führung des Armed Forces
Operational Command traf im
Rahmen der Gespräche auch mit
dem Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben
der Bundeswehr, Generalmajor
Hans-Werner Wiermann, zusammen.
(lkb)
Nielson informiert
sich in Ulm
Ulm. Vizeadmiral Manfred
Nielson, Inspekteur der Streitkräftebasis, hat sich kürzlich
vom Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative
Führung, Generalleutnant Richard
Roßmanith, in die wichtigen
Schritte auf dem Weg zur Zertifizierung als NATO Joint Task Force
HQ einweisen lassen. Dabei sagte
Nielson dem Ulmer Kommando
seine Unterstützung zu und dankte
für die Gelegenheit eines Einblicks
in den Stand der Arbeiten. (cvp)
von Thomas Emmerich
München. Hornviper, Mokassin
Otter und Speikobra sind nur
einige der vielen Giftschlangen
der Auffangstation für Reptilien
München. Veterinäre und Gesundheitsaufseher der Bundeswehr
erlernen hier bei einem Lehrgang
den Umgang mit gefährlichen
Tieren. Dies ist besonders für die
Auslandseinsätze wichtig.
Denn Gesundheitsaufseher
und Veterinäre sind die ersten
Ansprechpartner im Auslandseinsatz, wenn Tiere in Camps
und Unterkünften gefunden
werden. Sie müssen schnell und
überlegt handeln und wissen,
wie man die Tiere einfängt,
ohne sich selbst und andere zu
gefährden. Genau das erlernen
sie von Markus Baur, dem Leiter der Auffangstation.
„Er bringt es uns super bei.“
Mit diesen Worten drückt Oberfeldveterinärin Sabine Sauer ihre
Begeisterung über die Ausbildung des Reptilienexperten aus,
die bei dem Lehrgang weitergegeben wird. Baur vermittelt
theoretische und praktische
Grundlagen zum Umgang
mit Giftschlangen und ihre
Verbreitung in den Einsatzgebieten.
Es sind erstaunlich viele
Arten, gerade in Mali und
Afghanistan, die dem Menschen gefährlich werden können. Aber auch im Kosovo
fänden sich Giftschlangen wie
­Aspisviper und Kreuzotter,
­
erklärt der Reptilienfachmann.
Neben der Beschreibung der
Giftwirkung wird auch auf die
Verhaltensweisen der verschie-
denen Arten eingegangen. So
erlernen die Soldaten, dass Ottern
und Vipern wesentlich träger sind
als Kobras und Mambas. Kobras
seien richtige Poser,
die fauchen
und zischen,
erläutert der
Experte.
Foto: Emmerich/Bundeswehr
Foto: Bundeswehr
Veterinäre der Bundeswehr lernen für Auslandseinsätze den Umgang mit gefährlichen Tieren.
Sie seien
aber eigentlich
sehr fair.
Eine ausgestopfte
Krawatte, alte Gummischläuche
und Spielzeugschlangen bilden
die Übungsgegenstände bei
der praktischen Ausbildung.
Die an dem Lehrgang teilnehmende Tierärztinnen erhalten
einen sogenannten Schlangenhaken, einen langen Stab mit
einer Metallschlaufe am Ende.
Baur erklärt den richtigen Einsatz des Geräts: „Ihr müsst
immer hinter der Schlange sein,
macht geschmeidige Bewegungen und lasst ihr Freiräume.“
Er demonstriert es an der Krawatte. „Führt den Haken vor
den Kopf der Schlange,
lasst sie drüber kriechen
und hebt sie anschließend in fließenden
Bewegungen an“,
so der Tierarzt
weiter.
Die Giftschlangenterrarien der
Auffangstation befinden sich in
einem sehr
engen,
tropisch
­w a r m e n
Raum.
Hier sind
T i e r e
untergebracht,
die durch
ihren Biss
Atemlähmungen,
schwere Nekrosen und innere
Blutungen auslösen können. Viele
Toxine der hier befindlichen
Schlangen arten führen unbehandelt zum Tod. Dies ist im
Blick auf Auslandseinsätze ein
­wichtiger Aspekt.
Brillenschlangen, Wasser-,
Monokel- und Speikobras sind
die Herausforderungen des Lehrgangs. Beeindruckendes Fauchen und Zischen tönt aus verschiedenen Boxen und Fässern.
Die Mitglieder des Lehrgangs
nehmen, auf Aufforderung des
Ausbilders, Platz auf dem Boden
des Unterrichtsaals. „Verhaltet
euch wie ein Baum“, wiederholt Baur immer wieder. Der
Schlangenfachmann öffnet eine
Box und holt eine schnelle und
wendige Brillenschlange heraus.
Züngelnd erkundet das Reptil
den Raum und kriecht zwischen
den Veterinärinnen hindurch.
Alles geht gut.
Baur verlädt das Reptil wieder sanft in seine Box: „Ihr seht,
es sind ganz friedliche Tiere, die
ihr Gift sicherlich nicht an euch
verschwenden wollen.“ Dies sei
eine beeindruckende Erfahrung
gewesen, an die ich mich noch
lange erinnern werde, betont
Lehrgangsteilnehmerin Oberstabsveterinär Julia Riehm.
Der Fachtierarzt für Reptilien
und Ausbilder für Gefahrtiere,
Markus Baur, lobt am Ende des
Lehrgangs die teilnehmenden
Sanitätsoffiziere für ihr besonnenes Verhalten im Umgang
mit den Giftschlangen: „Ich bin
immer wieder begeistert über die
Professionalität der Soldaten in
meinen Lehrgängen.“
Der Beitrag „Gefährliche Tiere“ unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
Die Stacheln aufgestellt
Ämari/Estland. Ein weiteres Beispiel für den deutschen Beitrag zum intensiven
Engagement der NATO in Osteuropa: In Estland hat am vergangenen Mittwoch die Flugabwehrraketengruppe 61 mit
ihrer dritten Staffel die Übung
„Igel“ („SIIL 2015“) beendet.
Die teilnehmenden BündnisNationen symbolisierten die
Stacheln des Igels, die als
gemeinsames Ganzes die Abwehrbereitschaft der Allianz
demonstrierten. Nach zwei
Wochen Manöver auf der Ämari
Air Base in Estland, von der aus
das Air-Policing des Bündnisses
über dem Baltikum stattfindet,
erklärte der Kontingentführer,
Oberstleutnant Henning P.: „Dies
war ein sehr gelungenes Übungsvorhaben hier in Estland.“ Die
Jets der NATO-Partner flogen
dabei anspruchsvolle Tiefflugoperationen. Diese stellten für
die zum Schutz des Flugplatzes
eingesetzten deutschen leichten
Flugabwehrsysteme OZELOT
und die polnischen SA-8-Crews
somit besonders fordernde Szenarien dar. Maschinen wie die
„A10 Thunderbolt“, „Suchoi-22 Fitter“ oder „Robinson R44“ flogen simuliert Angriffe gegen die
Basis, aber auch direkt gegen
OZELOT sowie die polnischen
SA-8-Stellungen.
Die Radarsysteme konnten mit
großer Genauigkeit die Luftziele
aufklären, die es zu bekämpfen galt.
Ergebnis: „Effective on Target“.
Foto: Balzer/Bundeswehr
Bei der Übung „Igel“ in Estland demonstrieren die Bundeswehr und ihre Partner die Abwehrbereitschaft der Allianz.
Voll konzentriert: Die Flugabwehrraketengruppe 61 übt zwei
Wochen auf der Militärbasis Ämari in Estland.
Für Oberfeldwebel Marcel C.,
ein erfahrener Waffenträgerkommandant OZELOT, war dies
die letzte Übung seiner aktiven
Dienstzeit. Nach zehn Jahren
Bundeswehr beginnt für ihn Ende
des Jahres die Umschulung zum
Forstwirt. Seine Erwartungen
an den Einsatz in Estland waren
hoch: „Ich habe mich freiwillig
für diese Übung gemeldet, weil
ich trotz meiner langen Dienst-
zeit bislang noch keine Erfahrung in der Zusammenarbeit auf
NATO-Ebene sammeln konnte.“
Der Austausch unter den diversen Nationen sei sehr gut verlaufen – und er selbst habe dazugelernt. Er sagte: „Gerade in
den Nachbesprechungen mit
den A10-Piloten erfuhr ich
im direkten Gespräch, wie die
Übungsangriffe verliefen, ob
ich simuliert das Ziel bekämpft
habe, oder ob ich vorher aufgeklärt wurde.“ Alles in allem
konnte der Oberfeldwebel zum
Abschluss dann sagen: „Meine
Erwartungen wurden ebenso
erfüllt wie die aller Übungsteilnehmer.“
(nb)
Mehr auf www.luftwaffe.de
18. Mai 2015 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9
Vom Sitzkrieg zum Blitzkrieg
Geschichte. Ausgerechnet eine
peinliche Panne stand 1940 am
Anfang einer der größten Siege
der deutschen Militärgeschichte.
Seit dem Überfall auf Polen 1939
befanden sich Großbritannien
und Frankreich im Krieg mit
Hitlerdeutschland. Polen wurde
zur blutigen Generalprobe, nicht
nur für einen pragmatischen
Blitzkrieg, sondern auch für deutsche Kriegsverbrechen und den
Holocaust. Im Westen dagegen
herrschte die Ruhe des „Sitzkrieges“. Hitler wollte dort im Herbst
1939 den Kampf beginnen.
Die folgenden insgesamt 29
Verschiebungen des Angriffs
kamen der Wehrmacht gelegen, denn man hatte nach dem
Polenfeldzug schlicht kaum noch
Munition. Und die am Schlieffenplan des Jahres 1914 ausgerichtete Operation versprach wenig
Gutes. Das hatte auch Hitler realisiert und bezeichnete das Ganze
als „Gedanken eines Kriegsschülers“. Die Generäle hätten, so
Hitler, „zwar ihren Clausewitz,
aber zu wenig Karl May gelesen“.
Wie man das operative Wunder
des Polenfeldzuges auf den Westen übertragen sollte, blieb unklar.
Der Zufall half nach.
Das Pannentreffen
von Münster
Am 9. Januar 1940 trafen
sich im westfälischen Münster zwei Majore der Luftwaffe.
Helmut Reinberger sollte am
Abend streng geheime Pläne
für den Westfeldzug per Bahn
nach Köln bringen. Das Treffen
endete bei diversen Bieren zu
spät. Ganz Kamerad, bot Major
Foto (2): dpa/pa
Vor 75 Jahren: Die Wehrmacht beginnt ihren Westfeldzug mit einem Überraschungsangriff.
Sichelschnitt: Die Panzerkampfwagen der Wehrmacht rollen 1940 durch die Ardennen.
­
Erich Hönmanns
an, ­Reinberger
nach Köln zu fliegen. War schon
der Transport der Aufmarschanweisung per Flugzeug ein Dienstvergehen, geschah noch Schlimmeres. Hönmanns verflog sich
und musste in Belgien notlanden. Im Nachhinein erwies sich
die Panne gleich mehrfach als
nützlich. Das Bekanntwerden der
Aufmarschpläne veranlasste die
Westmächte zu umfangreichen
Truppenbewegungen, die der
deutschen Aufklärung die Feindabsicht offenbarten.
Aber Hitler tobte. Ein neuer
Plan musste her. Der war kaum
besser, aber nun sollten die Faktoren Bewegung und Überraschung aufwiegen, was als Faktor
Feuer materiell nicht zur Verfügung stand. Denn quantitativ und
bei den meisten Waffensystemen
auch qualitativ war die Wehr-
macht im Vergleich unterlegen.
Zu Kriegsbeginn waren von 157
Divisionen nur ganze 16 vollmotorisiert. Der Panzer war die
Ausnahme. Trotzdem stand fest:
Dieser Faktor der Angriffskraft
durfte nicht für „kleingeistige
Operationsentwürfe“ vergeudet
werden.
Operation
Sichelschnitt
Wenn das deutsche Heer im
Westen angreifen sollte, dann nur
zum entscheidenden Schlag. So
dachte der Chef des Generalstabes
der Heeresgruppe A, Generalleutnant Erich von Manstein. Er
legte in Konkurrenz zum Chef des
Generalstabes des Heeres, General der Artillerie Franz Halder,
einen Angriffsplan vor. In diesem konnte Hitler dann schließlich
Elemente seiner eigenen Überlegungen sehen.
Im Zentrum von Mansteins
Idee stand der sogenannte
Sichelschnitt: Ein mehr als kühner Angriff mit den motorisierten Kräften des Heeres durch
die Ardennen und die Schwachstelle der französischen MaginotLinie bei Sedan zur Mündung der
Somme bei Abbeville. So sollten die französischen und britischen Truppen in Belgien und
Compiègne: Waffenstillstandsverhandlung im Salonwagen.
Das Fiasko der Kaiserlichen Marine
Buch. Es geschieht ja
nicht oft, dass marinehistorische Bücher die
Bestsellerlisten stürmen.
Der Frankfurter Autor
Nicolas Wolz hat dies
mit „Und wir verrosten
im Hafen – Deutschland,
Großbritannien und der
Krieg zur See 1914 1918“ bereits zum zweiten Mal geschafft.
Grund genug, dieses Buch hier vorzustellen.
Ab August 1914 lagen sich in der Nordsee mit der britischen Grand Fleet und der
deutschen Hochseeflotte vier Jahre lang die
beiden größten Schlachtflotten der Welt einsatzbereit gegenüber. Gefechte waren selten.
Das „lange Warten“ auf die Schlacht frustrierte vor allem die deutschen Seeoffiziere.
Der Seekrieg verlagerte sich auf den Minenkrieg und auf U-Boote. Sie wurden zu einem
Mythos und galten als „Wunderwaffe“.
Aus Tagebüchern und Briefen wird deutlich, wie in der Hochseeflotte der monotone Bereitschaftsdienst und vor allem die
Unterschiede zwischen Offizieren und Mannschaften bei der Verpflegung dazu führten,
dass das Vertrauensverhältnis zwischen beiden Dienstgradgruppen verlorenging. Davon
waren freilich nur Besatzungen auf Großkampfschiffen, nicht aber auf U-Booten, Torpedobooten und Minenräumbooten betroffen.
Im Sommer 1917 eskalierte die innere Krise
der Flotte. Es kam zu offenen Gehorsamsverweigerungen und zur Vollstreckung von zwei
fragwürdigen Todesurteilen. Die Marine, so
Korvettenkapitän Ernst von Weizsäcker 1918
in seinem Tagebuch, hielt ihre Versprechungen nicht und entfachte den Umsturz.
Eine moderne Gesamtdarstellung des Seekrieges 1914-18, die auch die Kriegserfahrungen und den Alltag der Offiziere und
Mannschaften mit einbezieht, gab es bislang
nicht. Nicolas Wolz hat über diesen Seekrieg
Nord-Frankreich eingeschlossen
und vernichtet werden. Ein Vortäuschen des Schwerpunktes im
Norden in den Niederlanden und
Belgien sollte dafür sorgen, dass
der Feind sich im Glauben an die
Neuauflage des Schlieffenplans
quasi von selbst in die operative
Falle begibt.
Am 10. Mai 1940 begann
der Angriff. Die Überraschung
gelang. Wo der Plan nicht ausreichte und die oberste Führung
der Mut verließ, hatten Führer vor
Ort wie die Generäle Guderian
und Rommel die aus ihrer Sicht
notwendige Initiative ergriffen. Nach drei Tagen standen
die Panzer bei Sedan, nach zehn
Tagen bereits an der Mündung
der Somme. Die Vernichtung des
Feindes bei Dünkirchen gelang
jedoch nicht; etwa 370 000 Briten
und Franzosen wurden evakuiert.
Aber Frankreich war am Ende.
Waffenstillstand von
Compiègne
Am 22. Juni 1940 wurde im
Wald von Compiègne der Waffenstillstand am historischen Ort
der deutschen Kapitulation von
1918 geschlossen. Für Hitler nur
eine Etappe seiner Kriegsträume,
wie er seinem Wehrmachtsstabschef bekannte: „Jetzt haben wir
gezeigt, wozu wir fähig sind.
Glauben Sie mir, Keitel, ein Feldzug gegen Russland wäre dagegen nur ein Sandkastenspiel.“
Autor: Oberstleutnant Dr. ­Heiner
Bröckermann ist Historiker an
der Unteroffizierschule des
­Heeres in Münster.
Bw Classix
eine spannende Übersicht vorgelegt – vom
deutschen Flottenbau vor 1914 bis zur Selbstversenkung der Flotte in Scapa Flow 1919.
Das Buch setzt – auch mit der beeindruckenden Fülle ausgewerteter Literatur und
Primärquellen – Maßstäbe für eine solide
und gut verständliche Geschichtsschreibung.
Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr – das sind
die Bw Classix. Mal informativ,
mal humorvoll berichten sie
über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse vergangener Zeiten.
Nicolas Wolz: „Und wir verrosten im Hafen
– Deutschland, Großbritannien und der
Krieg zur See 1914 - 1918“, 352 Seiten, dtv,
2013, 21,90 Euro, ISBN 978-3-423-28025-9
Für damalige Verhältnisse
hochmodern: Der simulierte Luftkampf unter realistischen Bedingungen. In
voller Montur wappnet sich
der Pilot mittels computergesteuerter Kriegsführung
für den Ernstfall und wird
so eins mit seinem Flugzeug.
aktuell verlost drei Bücher. Einfach eine
E-Mail mit Adresse und Betreff „Seekrieg“
bis zum 25. Mai senden an:
[email protected]
Der Beitrag „Luft-
Autor: Kapitän zur See a.D. Dr. Werner Rahn
ist Historiker und war Amtschef im Militärgeschichtlichen Forschungsamt.
kampf im Saal“ unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
SPORT
Frauen-Doppel feiert
ersten Turniersieg
Badminton. ­Obergefreiter
Lara Nicola Käpplein hat bei
den Slovenia International
2015 in Medvode den ersten
Platz im Damendoppel geholt.
Die 19-Jährige gewann zusammen mit Linda Efler das Finale
gegen die Engländerinnen Chloe
Birch und Jenny Wallwork in drei
knappen Sätzen. „Wir sind sehr
glücklich, dass wir endlich wieder unsere Topleistung abrufen
konnten und uns somit unseren
ersten internationalen Titel gesichert haben“, sagte Käpplein
nach dem Spiel. Das junge Duo
durfte sich über ein Preisgeld von
5000 US-Dollar freuen.
(sr)
Foto: dpa/pa
Sportschützen mit
Zielwasser
Sportschießen. Die Sportschützen der Bundeswehr haben beim
traditionsreichen „Grand Prix
Liberation“ im tschechischen
Pilsen für eine Medaillenflut
gesorgt. In der Disziplin Sportgewehr gewannen Feldwebel
Silvia Rachl (Foto) die Goldund Oberfeldwebel Beate Gauß
die Bronzemedaille. Zusammen
mit Amelie Kleinmanns holten
sich die beiden zudem Mannschafts-Gold. Oberfeldwebel
Monika Karsch setzte sich im
Wettbewerb mit der Sportpistole
gegen die Konkurrenz durch. Bei
den Männern errang Hauptgefreiter Michael Heise mit der
Luftpistole den Sieg in der Mannschaftswertung.
(sr)
Judoka auch in
Baku erfolgreich
Judo. Die Judoka der Bundeswehr haben ihre Grand-PrixErfolgsserie in Baku fortgesetzt.
Eine Woche nach der Bronzemedaille in Zagreb sicherte sich
Stabsgefreiter Jasmin Külbs auch
in der aserbaidschanischen Hauptstadt Bronze. Die 23-jährige Pfälzerin setzte sich im entscheidenden Kampf in der Klasse über
78 Kilogramm gegen Ksenia
Chibisova aus Russland durch.
Ebenfalls dritte Plätze erreichten
Stabsunteroffizier (FA) Miryam
Roper-Yearwood in der Klasse
bis 57 Kilogramm und Gefreiter
Dominic Ressel im Wettbewerb
bis 81 Kilogramm. Das Trio feierte damit eine gelungene Generalprobe für die Europameisterschaft, die Ende Juni an gleicher
Stelle ausgetragen wird.
(sr)
18. Mai 2015
Ruderer glänzen zum Auftakt
Die Athleten des Deutschen Ruderverbandes (DRV) dominieren im slowenischen Bled.
von Carsten Oberhagemann und
Stefan Rentzsch
Bled. Für die deutschen Riemenruderer hat die Saison begonnen.
Nach einer Serie von Trainingslagern ging es Mitte Mai zum Wettkampf ins slowenische Bled. Der
Auftakt in Südosteuropa diente
als erste Standortbestimmung
und bot zugleich den Sportlern
die Gelegenheit, sich für die
Bootsklassen zu empfehlen.
Am meisten Aufsehen erregten die Achterboote. Bundestrainer Ralf Holtmeyer nutzte den
Weltcup auf dem Bleder See,
um verschiedene Besatzungen
zu testen. So gingen im Finale
der Königsklasse gleich zwei
deutsche Boote an den Start.
Auf den ersten 500 Metern ging
es noch knapp zu. Doch spätestens ab dem mittleren Abschnitt
der 2000 Meter-Strecke konnte
sich „Deutschland 1“ mit den
Stabsunteroffizieren
­
(FA)
Richard Schmidt, Felix Drahotta
und Anton Braun entscheidend
absetzen.
Gold und Bronze für
die Achter
Im Ziel betrug der Vorsprung
auf die zweitplatzierten Polen
eine dreiviertel Bootslänge. Team
„Deutschland 2“, dem auch Obermaat (BA) Alexander Egler sowie
Hauptgefreiter Peter Kluge angehören, fehlte nach einem harten
Bord-an-Bord-Kampf im Ziel
gerade einmal zwölf hundertstel
Sekunden auf die Osteuropäer.
„Beide Boote haben gut gerudert. Platz eins und drei – das
zeigt, dass wir eine gute Breite
Foto: dpa/pa
aktuell Kurs Richtung Europameisterschaft: Die Kraftpakete des DRV – hier im Achter.
haben“, sagte Ralf Holtmeyer
nach dem Finale in der Königsklasse zufrieden. Der ein oder
andere Athlet musste sich allerdings erst noch daran gewöhnen,
in einem Weltcup gegen die eigenen Mannschaftskollegen anzutreten. „Der Druck ist ganz schön
hoch, wenn man bei einer internationalen Regatta auch noch gegen
die interne Konkurrenz fahren
muss“, stellte Anton Braun fest.
Der 25-Jährige schien jedoch
Blut geleckt zu haben: „Das Rennen hat aber insgesamt Lust auf
mehr gemacht.“
Eine komplett deutsche Angelegenheit war der Wettkampf der
Vierer ohne Steuermann. Gleich
vier Boote schickte der DRV in
das Rennen. Es entwickelte sich
ein spannender Dreikampf zwischen den topgesetzten Teams,
aus dem das Quartett Schmidt,
Drahotta, Braun und Eric
Johannesen als Sieger hervorging. Das junge Team „Deutschland 3“ sorgte für eine kleine
Überraschung, als es knapp vor
„Deutschland 2“ als Zweiter ins
Ziel kam.
Qual der Wahl für
die Trainer
Die Ergebnisse im Vierer sind
wichtige Anhaltspunkte für die
Zusammenstellung der Formationen. Nach Gold, Silber und
Bronze in der Bootsklasse kann
sich Holtmeyer über eine große
Auswahl freuen, auch wenn
sich die Sportler noch auf die
neue Bootsform einstellen müssen. „Wir hatten noch ein paar
Schwierigkeiten, einen ökonomischen Streckenschlag zu finden. Das hat sich noch ein bisschen aufwändig angefühlt. Wir
sind aber froh, dass wir uns durchgekämpft und gewonnen haben“,
freute sich Eric Johannesen.
Das glänzende Ergebnis der
deutschen Ruderer komplettierten
Kristof Wilke und Toni Seifert.
Die beiden ehemaligen Weltmeister im Achter setzten sich im
Zweier ohne Steuermann mit gut
einer Sekunde Vorsprung gegen
das Duo aus Chile durch. Bei den
Frauen fuhr zudem das aktuelle
Weltmeisterboot den Sieg im
Doppelvierer ein.
Im deutschen Lager bleibt man
trotz des starken Abschneidens
mit vier Gold-, einer Silber- und
zwei Bronzemedaillen auf dem
Boden: „Die Ergebnisse machen
uns nicht übermütig. Es haben
schon einige starke Nationen
gefehlt“, bremste Cheftrainer
Marcus Schwarzrock die Euphorie. „Dennoch zeigen die Erfolge,
dass wir grundsätzlich auf dem
richtigen Weg sind.“
Achtertrainer Holtmeyer verweist auf den ersten Saisonhöhepunkt: „Wohl erst bei der Europameisterschaft in Posen wissen
wir, wo wir stehen“, sagte der
59-Jährige. Die EM Ende Mai
wird der erste große Härtetest
für die DRV-Ruderer. Spannend
wird es jedoch bereits am kommenden Donnerstag. Dann wird
das Team Deutschlandachter für
die EM vorgestellt.
Erfolg auf der Matte
Die Freistil-Ringer der Bundeswehr überzeugen bei den Deutschen Meisterschaften.
Tuttlingen. Rassige Kämpfe
und schöne Techniken: Bei den
Deutschen Meisterschaften im
Freistil-Ringen bekamen die Fans
des klassischen Kampfsports
einiges geboten. Auch die Sportler der Bundeswehr lieferten im
schwäbischen Tuttlingen eine
starke Vorstellung ab. Die Athleten der Sportfördergruppe Bruchsal kehrten mit vier Titeln heim.
Einziger Titelverteidiger war
Oberfeldwebel Marcel Ewald.
Der 31-Jährige setzte sich im
Fliegengewicht mit einer souveränen Leistung gegen seinen Finalgegner Emanuel Krause durch und
wiederholte damit seinen Triumph
vom Vorjahr. Eine tadellose Vorstellung lieferte auch Obergefreiter
Tim Müller ab. In der stark
Foto: imago
10 Silber: Johannes Kessel (rechts) unterliegt Robin Ferdinand.
besetzten Gewichtsklasse bis 70
Kilogramm gewann er das Finalmatch gegen Lennard Wickel erst
in den Schlusssekunden.
Im Halbschwergewicht bis 97
Kilogramm ließ Hauptgefreiter
Gabriel Seregelyi nichts anbrennen. Nach seinem Finalsieg
gegen den aufstrebenden Gennadij Cudinovic hinterließ er beim
Sportdirektor des Deutschen Ringer-Bundes, Jannis Zamanduridis,
einen außerordentlich guten Eindruck: „Gabriel hat hier eine super
Turnierleistung geboten“, befand
Zamanduridis.
Im Schwergewicht musste
Stabsunteroffizier (FA)
Johannes Kessel hingegen eine
­bittere Niederlage
­
hinnehmen.
Sein Finalkontrahent Robin
Ferdinand überrumpelte ihn
bereits nach 34 Sekunden mit
einem anspruchsvollen Schulterwurf. Kopfschüttelnd und enttäuscht über seine Unachtsamkeit verließ der 25-Jährige die
Matte.
Bei den Frauen sicherte
sich Stabsunteroffizier (FA)
­Jaqueline Schellin bereits
ihren dritten Meistertitel im
Fliegengewicht. Kurz nach
dem 60. Geburtstag ihres Trainers Rainer Kamm machte sie
ihm damit ein nachträgliches
Geschenk.
(sr)
18. Mai 2015 SOZIALES / PERSONAL Wenn Juri mit zur Arbeit geht
aktuell 11
Zentrale für Beschädigtenversorgung
Das Eltern-Kind-Zimmer hilft nicht nur bei Kitastreik, sondern auch in anderen Notfällen.
Köln. „Wir streiken!“ Für berufstätige Eltern, deren Zögling täglich den Kindergarten besucht,
ist der unbefristete deutschlandweite Kitastreik eine logistische
Herausforderung. Wohin mit dem
oder der Kleinen? Wer Glück hat,
kann sein Kind bei den Großeltern unterbringen, sofern sie
im gleichen Ort wohnen. Einige
können von zu Hause aus arbeiten. Doch die meisten Eltern
mit Kleinkindern haben keine
Betreuungsalternative und geraten schlichtweg unter Druck.
Wickeltisch neben
dem Arbeitsplatz
Ob Kita-Streik oder Brückentag, die Bundeswehr hat an vielen Standorten für derartige
Notfälle das sogenannte ElternKind-Zimmer eingerichtet. Die
Notfallbetreuung steht vor allem
Mitarbeitern zur Verfügung, die
im Büro tätig sind. Deutschlandweit gibt es bisher 348 kleine
Spieleparadiese für den Bundeswehr-Nachwuchs. Geplant
sind bundesweit noch 61 weitere
Foto: Funk/Bundeswehr
Bisher 348
Spielparadiese
Kinderbetreung: Vater und Sohn im Eltern-Kind-Zimmer.
Eltern-Kind-Zimmer. Eines dieser Zimmer befindet sich im Bundesamt für Personalmanagement
in Köln. Juri Fischbach ist drei
Jahre alt, und für ihn gibt es nichts
aufregenderes, als mit Papa zum
Dienst zu fahren und die Belegschaft kräftig aufzumischen.
Der Papa, das ist Hauptmann
Achim Fischbach. Er ist Sachgebietsleiter, zuständig für die Personalführung der Feldwebel- und
Unteroffizieranwärter: „Da meine
Frau auch von zu Hause aus
arbeiten muss, ist es gut, wenn
ich hier die Möglichkeit habe,
Juri und seine Schwester Stella
im Notfall mitzubringen. „Das
Ein Wickeltisch steht auch in
der Ecke. Der Papa hat natürlich seinen eigenen Tisch, mit
einem Computer. „Nun, ist das
halt mein Arbeitsplatz“, erklärt
er. Und dieser Arbeitsplatz bietet ihm die Möglichkeit, während der dienstlichen Tätigkeiten gleichzeitig das Kind zu
beaufsichtigen. Das Kind ist
beschäftigt und gut versorgt.
Natürlich kommt es vor, dass
das Eltern-Kind-Zimmer schon
belegt ist. Dann teilen die Kameraden und Kollegen sich die Aufsicht, und die Kleinen können
miteinander spielen. Die ElternKind-Zimmer sind ein Beitrag
zur besseren Vereinbarkeit von
Familie und Beruf/Dienst in der
Bundeswehr.
(eb)
Unmittelbare Hilfe
Oberleutnant Marcus Grotian hat ein Netzwerk für ehemalige afghanische Ortskräfte gegründet.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Aufgeschlossenheit.
Was ist Ihr höchstes Gut?
Geliebt zu werden.
Foto: dpa/pa
Was können Sie besonders gut kochen?
Omelett – Das kann ich auf Sternekoch-Niveau.
Prenzlau. Es ist kurz nach
Mitternacht.
­
Oberleutnant
­Marcus ­Grotian sitzt noch
immer am Laptop. Er schreibt
E-Mails und telefoniert. Obwohl
es schon spät ist, hat er ein offenes Ohr für die ehemaligen afghanischen Ortskräfte. Gemeinsam
mit 99 anderen „Paten“ aus ganz
Deutschland betreut der 37-Jährige Menschen aus Afghanistan,
die für die Bundeswehr gearbeitet haben und deswegen von Taliban bedroht werden. Nun leben
sie im Exil und fangen noch einmal ganz von vorn an. Grotian
unterstützt sie dabei ehrenamtlich. Er geht mit ihnen auf Ämter,
hilft bei der Wohnungs- und Jobsuche. Von seinen Vorgesetzten
im Prenzlauer Fernmeldebataillon 610 erfährt er übrigens breite
Unterstützung.
Nun hat Grotian den Verein
„Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte“ gegründet. Dieser dient als Forum, damit sich
Afghanen und Paten bundesweit
vernetzen und über Probleme austauschen und gegenseitig helfen
können. Vor allem bietet er aber
der Gesellschaft, und damit jedem
Bürger die Möglichkeit sich ebenfalls zu engagieren. Erste Erfolge
kann der Verein bereits vorweisen: Drei Afghanen konnte eine
Wohnung vermittelt werden. (pfr)
Haben sie Fragen an Oberleutnant
Grotian? Am Mittwoch wird er
ab 14 Uhr der Facebook-Seite der
Bundeswehr Fragen beantworten.
Den Chat mit Marcus
Grotian am Mittwoch
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Professionalität und ehrbares Verhalten.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Die vielen gemeinnützigen und selbstlos tätigen Menschen die ich
treffe, seitdem ich das Patenschaftsnetzwerk gegründet habe. Außerdem Politiker. Leider ist es üblich geworden, von der Couch aus alles
schlecht zu reden, anstatt aufzustehen und es selbst besser zu machen.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu Nachtisch.
Wie können Sie am besten entspannen?
Beim Cabrio fahren.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Was jemand sagt, zeigt dir, wer er gern sein möchte. Was jemand
tut, zeigt dir, wer er ist.
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie häufig?
Wer „so“ sagt, hat Reserven.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Anwalt.
Foto: Bundeswehr
Eltern-Kind-Zimmer in Köln ist
ein bunter kleiner Spielepark, der
alles hergibt, was das Kinderherz
begehrt: Märchenbücher, Spielsachen, bunte Wände und eine
kleine Burg.
Düsseldorf. Hilfe aus einer
Hand: Unterstützung erhalten alle
Bundeswehrangehörige, die in
Ausübung ihres Dienstes veletzt
wurden, jetzt von zentraler Stelle:
das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr
mit seinen hierfür zuständigen
Bereichen am Standort Düsseldorf kümmert sich um Fürsorgeund Rentenleistungen. Noch bis
Ende 2014 wurden die Soldatinnen und Soldaten bei Verletzungen während ihrer Dienstzeit
von der Bundeswehrverwaltung
und nach dem Ausscheiden von
den zuständigen Länderbehörden versorgt. Die neue Zentrale
in Düsseldorf mit rund 180 Mitarbeitern wird nun zum alleinigen Ansprechpartner für alle
Bundeswehrangehörigen und
deren Hinterbliebenen, die eine
wehrdienstbedingte gesundheitliche Schädigung erlitten haben.
Das garantiert eine einheitliche
Rechtsanwendung und berücksichtigt die Besonderheiten der
Auslandseinsätze der Bundeswehr. Darüber hinaus verhindert
es doppelte Begutachtungen und
das mehrfache Hin- und Herversenden von Akten. Das Verfahren soll dadurch entbürokratisiert und erheblich beschleunigt
werden.
(dok)
Gewinnauslosung
aktuell 14/2015
Internationales Spargelkochbuch mit 70 Rezepten aus
33 Ländern von Henning
Lühr und Lothar Spielhoff.
Über je ein Spargelkochbuch
dürfen sich Christine Fuchs
und Peter Hentig freuen.
aktuell 15/2015
Feinster Ohrenschmaus: Je
eine CD von Brian Wilson
erhalten Christiane ­Holländer
und Andreas Shu.
aktuell 17/2015
glutenfrei! 100 Leckere
Rezepte für alle, die auf Gluten verzichten wollen oder
müssen. Über je ein Buch
dürfen sich Corinna Sellmann
und Ewald Fisser freuen.
um 14 Uhr finden Sie
unter www.facebook
.­de/bundeswehr.
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?
Mit dem Schauspieler Robert Downey Junior.
Herzlichen Glückwunsch!
12 aktuell VERMISCHTES
18. Mai 2015
Auf in den Urlaub
Eine Geschichte von
Liebe und Leid
Reisetrends: Urlaubsziele mit Wow-Faktor sind dieses Jahr sehr gefragt.
Warga, Jasmine: „Mein Herz
und andere schwarze Löcher “,
Gelesen von Inka Löwendorf,
7 Stunden 14 Minuten, Argon
Verlag 2015, ISBN 978-3-83984699-5. Audio-CD 15,99 Euro
015
19/2
England, Irland und
Frankreich
Auch das Ausland lockt: Ganz
vorne liegen dabei die Regionen
direkt am Mittelmeer, gefolgt von
Westeuropa mit England, Irland
und Frankreich. „Spanien ist
weiterhin Spitzenreiter bei den
Urlaubsbuchungen - besonders
beliebt sind die Balearischen
und Kanarischen Inseln“, erklärt
Zeuch.
In der Beliebtheitsskala folgen Italien und die Türkei.
„2014 konnten sich Griechenland und Tunesien in Bezug auf
Besucherzahlen deutlich erholen. Wir erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzen wird“, sagt
Foto: imago
Hörbuch. Das Herz von Aysel
fühlt sich an wie ein großes
schwarzes Loch, das alles verschlingt. Das Leben hat für sie
keinen Sinn mehr und sie sucht
nur noch nach dem richtigen
Zeitpunkt es zu beenden. Im
Internet lernt sie Roman kennen.
In ihm scheint sie den perfekten
Komplizen für ihr Vorhaben
gefunden zu haben. Während
die beiden ihren gemeinsamen
Tod planen, spürt Aysel plötzlich, wie sehr sie sich auf die
Treffen mit Roman freut. Auf
einmal ist der Gedanke, dass
alles plötzlich zu Ende sein
könnte, vollkommen unerträglich. Die Geschichte „Mein Herz
und andere schwarze Löcher“ ist
teilweise vorhersehbar, dennoch
einfühlsam und kurzweilig. Der
Roman wird authentisch gelesen
von Inka Löwendorf.
(pfr)
Berlin. Die Tage werden länger
und wärmer, schon schweifen die
Gedanken gerne Richtung Urlaub
ab: Sonne, Meer, Strand – vielleicht auch Berge, sattes Grün,
frische Luft.
Rügen, Ibiza, Kuba? Oder doch
lieber Norwegen? „An den großen Trends der vergangenen
Jahre wird sich auch 2015 nicht
viel ändern: Die Deutschen verbringen ihren Urlaub am liebsten
im Inland – da stehen Bayern und
Mecklenburg-Vorpommern an
erster Stelle“, sagt Sybille Zeuch
vom Deutschen Reise-Verband.
Traumstrand: Reiseziele gibt es viele, man muss sich nur entscheiden.
Zeuch. Im neuesten „Best in
Travel“-Buch von Lonely Planet
haben sich die Redakteure indes
auf andere Ergebnisse geeinigt.
Dort gilt Singapur als eines der
besten Reiseländer. Warum? Es
ist zwar eine der teuersten aber
auch sichersten Metropolen der
Welt und hat den Wow-Faktor:
bunt, chaotisch, glitzernd. Zudem
feiert Singapur den 50. Jahrestag
seiner Unahängigkeit. Wow-­
Faktor haben auch die Philippinen. Mit mehr als 7100 Inseln
bietet das Archipel im Pazifik
eine der schönsten Küstenlinien
der Welt: Korallenriffe, weiße
Strände und Mangrovenwälder.
Außerdem wurde 2015 zum
Besuchsjahr ausgerufen und man
darf sich auf viele Events freuen.
Empfehlung 2015:
Südamerika
Eine bizarre aber atemberaubende Landschaft in Südamerika
gehört zu den besonders empfohlenen Regionen 2015: Die Atacama Wüste im Norden Chiles.
Dort kann man Sternenhimmel
mit Astronomen vom Projekt
ALMA, dem größten Radioteleskop der Welt, beobachten.
Weitere Trends in diesem Jahr:
Der klassische Winterurlaub in
den Bergen weicht immer mehr
den Urlaubszielen mit Sonnengarantie. Das ergab eine Studie,
die im Auftrag der Internationalen Tourismusbörse gemacht
wurde. Die Flucht vor schlechtem
Wetter nimmt zu – in den vergangenen sieben Jahren nahm
die Zahl der Urlauber, die eine
Winterreise mit Sonnengarantie
bevorzugten, um 50 Prozent
zu. Dann entflieht man hierzulande gerne in die Türkei, nach
Ägypten oder Thailand. Auch
im Trend: Kreuzfahrten, die
werden immer erschwinglicher
und somit beliebter bei jungen
Urlaubern.
(eic)
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 19/2015” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Eine Outdoor-Kaffeepresse
Lösung der Ausgabe 17/2015:
9237
Gewonnen hat:
Christian Seidler
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.