Experiment 08: Aggregatzustände einfach vorhanden (1x) Stand: 17.03.2015 // v09 Phänomen Feine, pulvrige Granulate zeigen ein erstaunliches Verhalten: Sie können schwingen, und es können Luftblasen darin aufsteigen – wie in Flüssigkeiten. Dafür rieseln sie nur sehr schwer, anders als grobkörnigere Granulate. Material • Acrylglasrohr, offen (befüllbar mit Wasser) • Acrylglasrohr, gefüllt mit Sand (Quarzsand, Korngröße 0,1–0,4 mm) • Acrylglasrohr, gefüllt mit feinem Glasgranulat (Glaskugeln, Korngröße < 50 µm) und mit durchbohrtem Stopfen Zusätzlich benötigtes Material • optional: Lineal oder Zollstock, mind. 50 cm Vorbereitung Das offene Rohr zu ca. 80 % mit Wasser füllen (idealerweise destilliertes Wasser, um auf Dauer Kalkablagerungen zu verhindern) und mit dem Stopfen verschließen. Durchführung 1. Rieselfähigkeit: Die drei Rohre werden jeweils umgedreht und auf dem Tisch abgestützt, damit sie vor Störungen (Vibration, Wackeln) geschützt sind. Nach dem Aufrichten wird beobachtet, wie die drei Stoffe sich nach unten bewegen. ◦ Wasser: fließt einfach hinunter ◦ Sand: rieselt herunter ◦ Glasgranulat: rieselt langsam und stockend hinunter www.niliphex.de aktuelle Dokumentation und weitere Materialien 1/4 Experiment 08: Aggregatzustände 2. Verdichtung: Nachdem alle drei Stoffe hinunter gerieselt bzw. geflossen sind, kann untersucht werden, in wie weit sie sich verdichten lassen. Dazu wird zu Beginn vor sichtig an die Seiten der Rohre geklopft. ◦ Wasser: lässt sich gar nicht verdichten ◦ Sand: reagiert sofort und sackt bei kleinsten Vibrationen sofort merklich zusam men ◦ Glasgranulat: sackt langsam nach (von alleine, ca. 1 min) unverdichtet leicht verdichtet stark verdichtet 3. Schwingfähigkeit: Für diesen Teil des Experiments müs sen die Granulate in den Rohren erneut hinunter rieseln, damit sie locker liegen (wie beim ersten Teil Rieselfähig keit). Allerdings muss beim GlasgranulatRohr der durch bohrte Stopfen oben sein. Danach wird beim Glasgranulat Rohr der Metalldübel aus dem durchbohrten Stopfen ent fernt (der Effekt ist auch bei geschlossenem Stopfen zu be obachten, aber wesentlich schwächer, da die im Rohr ein geschlossene Luftsäule bzw. der innere Druck die Schwin gung stark dämpft; bei Sand und Wasser ist der Effekt nicht zu beobachten, auch nicht bei geöffnetem Rohr). Die Rohre werden geschüttelt oder leicht auf den Tisch geklopft, und es wird beobachtet, wie sich die Inhalte verhalten. ◦ Wasser: schwingt überhaupt nicht nach ◦ Sand: schwingt überhaupt nicht nach ◦ Glasgranulat: schwingt nach, wie eine Feder Das Schwingen der des Glasgranulats im Rohr kann besonders deutlich 'gespürt' werden, wenn das GlasgranulatRohr in der Hand geschüttelt wird. Dieser Effekt nimmt aber mit zunehmender Verdichtung ab. Ebenso kann beim Schütteln beobachtet werden, wie sich im GlasgranulatRohr Pulverfontänen bilden. www.niliphex.de aktuelle Dokumentation und weitere Materialien 2/4 Experiment 08: Aggregatzustände 4. Luftblasen: Wird das GlasgranulatRohr schräg gehalten, können beim Herabrieseln Luftblasen beobachtet werden, die im Granulat aufsteigen – ähnlich wie in einer Flüssigkeit. Mögliche weitere Aktivitäten • Untersuchen: Wie stark lässt sich der Sand verdichten? Mes sen des Höhenunterschieds zwischen lockerer Packung (di rekt nach dem Rieseln, ohne Absacken) und maximal ver dichteter Packung und Errechnen des prozentualen Unter schieds (zu beachten: der Sand füllt nicht das gesamte Rohr, sondern geht nur bis zum Anfang des Stopfens). • Hypothesen/Theoriebildung: Warum verhalten sich die unter schiedlichen Materialien so? Hinweise Weiteres Glasgranulat ist in der Nachfüllflasche vorhanden. Zusammenhang mit – Fachlicher Hintergrund • Die Rieselfähigkeit ist ideal bei großen, trockenen Granulaten. Je gröber ein Gra nulat ist, desto besser kann es rieseln. Ebenso wirkt der Feuchtigkeitsgehalt darauf ein. Je trockener ein Granulat ist, desto besser kann es rieseln. Ab einer bestimm ten Größenordnung (weniger als ca. 100 µm) sind die Pulver so fein, dass sie nicht mehr ungehindert von der Luft durchströmt werden können und folglich schlechter rieseln. Zusätzlich wirken bei feineren Pulvern molekulare Bindungskräfte (van der Waals Kräfte), sowie elektrostatische Kräfte, die auch dazu führen, dass die Pulver stärker aneinander haften. • Eine Verdichtung ist bei Wasser nicht möglich, da es inkompressibel ist. Der Sand lässt sich schneller als das Glaspulver verdichten, da die Luft leichter aus den Zwi schenräumen entweichen kann. • Die Schwingfähigkeit für das Glaspulver liegt darin begründet, dass sich im locker liegenden Glaspulver Lufteinschlüsse zwischen den einzelnen Glasperlen befinden (Luftzwischenräume). Diese sind kompressibel und für die Schwingfähigkeit verant wortlich. Daher nimmt die Schwingfähigkeit auch mit zunehmender Verdichtung ab. Der Sand schwingt nicht, weil die Luft nahezu ungehindert durch den Sand durch strömen kann. Das Glaspulver ist so fein, dass es das Durchströmen der Luft behin dert. • Die Luftblasen im GlasgranulatRohr entstehen, weil das Glaspulver begrenzt 'luft dicht' ist (s.o.) und die Luft nicht zwischen den einzelnen Glasperlen ungehindert hindurchströmen kann. Zusätzlich entwickeln Granulate bzw. Pulver unterhalb einer bestimmten Korngröße (weniger als ca. 100 µm) Eigenschaften, die denen von Flüssigkeiten ähnlich sind. Feine Granulate / Pulver zeigen Verhalten, die mit der Oberflächenspannung vergleichbar sind. Es bilden sich Blasen darin, und wenn das feine Granulat durch einen dünnen Trichter rieselt, dann bilden sich sogar Tropfen. Das ist auch die Erklärung, wie die Fontänen beim Schütteln entstehen können. www.niliphex.de aktuelle Dokumentation und weitere Materialien 3/4 Experiment 08: Aggregatzustände Feine Puder sind in vielen Industriezweigen von Bedeutung (z. B. als Pigmente für Farben oder in der Kosmetikindustrie). Der Umgang und der Transport davon wird maßgeblich durch seine besonderen Eigenschaften bestimmt. Bei solch feinen Pudern können Volumi na nicht als Verkaufsmaß genutzt werden, weil die Dichte stark schwangt, abhängig da von, wie sehr das Pulver geschüttelt bzw. verdichtet wurde. Deswegen werden feine Puder immer als Masse bemessen. Lagerhinweise / Instandhaltung Damit Algenbildung und Trübung im Wasserrohr verhindert wird, sollte das Wasserrohr nach dem Experimentieren immer entleert und offen gelagert werden. Weiteres Material auf: www.niliphex.de Anmerkungen Sie haben weitere Ideen? Etwas ist Ihnen unklar? Ihnen ist etwas aufgefallen? Melden Sie es zurück an joachim.haupt@fuberlin.de oder via www.niliphex.de Entwickelt von Lizenz der Inhalte von NiliPhEx: – CC0 1.0 – gemeinfrei / bedingungslos www.niliphex.de aktuelle Dokumentation und weitere Materialien 4/4
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