Document

STADT−ANZEIGER
NR. 54 | DONNERSTAG, 5. MÄRZ 2015
WEST |
3
Träume aus Buttercreme – mit solider Statik
Von der
Hanomag
nach Haiti
Ein Backkurs vermittelt Hobbykonditorinnen die wichtigsten Kniffe für extravagante Hochzeitstorten zum Selbermachen
linden-Mitte. Die Lesereihe „Aus Linden in die Welt – die Hanomag“ geht in
eine neue Runde: Am Donnerstag,
12. März, berichtet Horst Bohne in Wort
und Bild darüber, was die Hanomag
und den heute weltgrößten Reiseveranstalter Tui miteinander verbindet. Das
Lindener Unternehmen brachte nämlich nicht nur seine Produkte, sondern
auch Urlauber in alle Welt – unter dem
Motto: „Von der Hanomag nach Haiti“.
Beginn der Lesung ist um 19.30 Uhr in
der Buchhandlung Decius, Falkenstraße 10.
Mit Heinrich Bangemann fing alles
an. Er besorgte ab 1922 als kaufmännischer Angestellter in der „Reisestelle“
der Hanomag die nötigen Fahrkarten
und Reisepapiere, zum Beispiel für
Monteure, Vertreter und die Direktion
des Unternehmens. Wegen des immer
stärkeren Publikumsinteresses wurde
schließlich das „Reisebüro Hanomag“
gegründet. Was folgte, hat Horst Bohne
rund 40 Jahre lang persönlich miterlebt.
Diese Zeit lässt er an dem Leseabend
wieder lebendig werden. Um eine Voranmeldung unter der Telefonnummer
jk
(05 11) 44 18 93 wird gebeten.
Diskussion
über
Flüchtlinge
Wettbergen. Die Situation von Flüchtlingen ist das Thema einer Diskussionsveranstaltung, zu der die Johannesder-Täufer-Gemeinde
und
der
Gesprächskreis
mannoMANN
am
Dienstag, 10. März, einladen. Beginn ist
um 19 Uhr im Gemeindehaus Wettbergen, An der Kirche 23. Eingeladen ist
Sebastian Rose, Mitarbeiter des Flüchtlingsrats Niedersachsen; er schildert die
Probleme von Flüchtlingen, die nach
Deutschland kommen. Zu rechtlichen
Fragen, Unterbringung, Spracherwerb,
Arbeitserlaubnis sowie Gesundheitsversorgung nimmt auch Martin Roger von
Amnesty International Stellung. Bezirksbürgermeister Andreas Markurth
stellt die von der Politik vor Ort geplanten Hilfen vor. Sie sollen in der Initiative
„Willkommen in Wettbergen“ gebündelt werden.
jk
von mario moers
Calenberger neustadt. Die Konstruktion einer stabilen mehrstöckigen Hochzeitstorte ähnelt der eines Fachwerkhauses. Eine ordentliche Statik ist beim
Tortenbau unverzichtbar: Das leuchtet
den Frauen schnell ein, die in der Evangelischen Familienbildungsstätte den
neuen Backkurs belegt haben. Zuerst
wird das Gerüst aufgestellt, dann gebaut und verputzt. Für die notwendige
Tragfestigkeit sorgen Schaschlikspieße, die in die Bodenplatte gesteckt werden. Sie
stützen die nächste Etage,
die wiederum auf einem
Tortenboden ruht.
„Ich komme mir ein bisschen vor wie ein Zimmermann“, lacht Bärbel Adam.
Gerade feiert sie Richtfest.
Statt eines Blumenkranzes dekoriert sie liebevoll einen Schmetterling
aus rotem Fondant auf
der Spitze ihrer ersten
selbst gemachten Hochzeitstorte. Um dem Falter
ein realistischeres Aussehen zu verpassen, drückt sie
mit einer feinen Spritztülle einen kleinen, länglichen Klecks Buttercreme in dessen Mitte. „Das ist mein
erster Versuch, etwas Mehrstöckiges
aufzubauen“, schmunzelt sie beim Anblick ihrer Kreation. Die zweite Etage
ist bereits ein wenig in Schieflage geraten – nicht einsturzgefährdet, aber eben
do it Yourself
Für experimentierfreudige gibt es
weitere Gelegenheiten, sich selbst an
Tortenkreationen zu wagen. Am 14.
und 15. März zeigt Belinda John jeweils von 10 bis 13.45 Uhr in der Familienbildungsstätte, Archivstraße 3,
wie sich spektakuläre Geburtstagstorten selbst machen lassen. Am 21. und
22. März sind wieder die Hochzeitstorten an der Reihe. Und am 30. und
31. Mai geht es ein zweites Mal um das
Geburtstagsthema. Die Kurse kosten
54 Euro. Anmelden kann man mit einer E-Mail an die Familienbildungsstätte: [email protected].
mm
auch noch nicht hochzeitstauglich. „Wie
man die Etagen aufeinander stellt und
stabilisiert, das ist ganz entscheidend“,
erklärt Bärbel Adam.
Solche und viele andere Kniffe bekamen die Teilnehmerinnen von Kursleiterin Belinda John gezeigt. Die leidenschaftliche Hobby-Konditorin hat
mit ihren Torten bereits Wettbewerbe
gewonnen. In diesem Jahr wurde sie
bei der „Cake World Germany“ im
Rahmen der Infa mit einer Bronze-Medaille in der Kategorie „Freestyle und 3D Torten“ ausgezeichnet. Dekoratives
Backen, Cupcakes, Cakepops und ausgefallene Kuchen liegen voll im Trend.
Hochzeitstorten gelten als
Königsdisziplin.
„Die
mehrstöckigen
Hochzeitstorten kennt man
ja vor allem aus den USA“,
berichtet John. Die opulenten Buttercreme-Pyramiden können auf Hochzeiten
regelrechte
Statussymbole sein. Höher, breiter und schokoladiger scheint das Motto. Dabei ist häufig nicht
alles so lecker, wie es aussieht,
weiß John. „Die Amerikaner benutzen
oft ,Dummies’ aus Styropor. Da ist nur
eine Ebene wirklich essbar“, erklärt
sie. Die Torten ihrer Kursteilnehmerinnen sind dagegen ein echter Genuss.
Damit sie gelingen, müssen einige
Grundregeln beachtet werden. „Man
sollte ausschließlich Rezepte nutzen,
die man kennt und ausprobiert hat“, rät
John. Zwei Tage muss man für das Backen der Böden, das Anrühren der
Cremes und die Dekoration einplanen.
„Wenn alles ordentlich vorbereitet wurde, kann man nach dem Baukastenprinzip weitermachen“, so John.
Auf einem Beistelltisch liegt ihr
Handwerkszeug. 28 unterschiedliche
Spritztüllen, Pinsel, Spachtel und eine
Auswahl an Zuckerstreuseln und Rollfondant gehören zur Grundausstattung
beim Hochzeitstortenbau. Die Teilnehmerinnen üben unter fachkundiger Anleitung lebendige Ranken aus Buttercreme zu sprühen oder wunderschöne
Blütenblätter aus der bunten Zuckermasse zu formen. Zusätzlich verrät
Süß und bunt: Belinda John (Mitte) hat den Frauen in ihrem Backkurs freie Hand gelassen – und jede Torte sieht zum Schluss anders aus.
Fotos: Moers (3)
John viele Tricks. Etwa, dass Schweizer
Buttercreme, die nicht mit Pudding gemacht wird, länger fest und frisch bleibt
als ihr deutsches Pendant. Oder dass
die Böden länger saftig bleiben, wenn
sie mit Sirup befeuchtet werden.
„Im Internet oder in Zeitschriften
kann man vieles lesen, aber hier kann
ich es selber ausprobieren“, findet die
27-jährige Susi Oldenburg. Ihre Kreation hat sie bereits mit dem Handy fotografiert. „Ein schönes Foto vom eigenen Werk zu haben, gehört für mich
zum Backen auch dazu“, freut sie sich.
Während die meisten Hobbybäckerinnen einfach etwas Neues ausprobieren wollen, bereitet sich Beatrice Meier
auf den Ernstfall vor. Die 26-Jährige
wurde von einer Freundin mit der Anfertigung der Hochzeitstorte beauftragt.
Die einzigen Vorgaben: Es darf kein
kitschiges Hochzeitspaar aus Plastik
auf der Torte thronen. Außerdem soll
der Kuchen fruchtig und schokoladig
schmecken. Gerade übt die junge
Frau, aus Buttercreme kleine Rosenblüten zu spritzen. Dazu dreht sie vorsichtig einen kleinen Metallsockel
zwischen den Fingern, während sie
die Creme aus einer speziellen Tülle
quetscht. Am Ende löst Meier die Rosen mit einer Schere und befestigt sie
an ihrer Torte. Sie ist sich noch nicht
sicher, ob sie bei dem romantischen
Motiv bleiben will. Vielleicht soll ihr
Übungsstück auch etwas bunter
werden. „Wichtig ist nur, dass die
Torte dem Thema der übrigen Hochzeit entspricht und elegant bleibt“,
empfiehlt John.
AnzeigenSpeziAl
30 Jahre Physiotherapie Kemper
Drei Jahrzehnte für die Gesundheit
Praxis Kemper:
Wo Menschen unter anderem
wieder laufen lernen
Noch sitzt J. Köhler auf einem
Hocker mitten auf einem Laufband.
Sein Körper ruht in einem Geschirr,
das an Bergsteigerausrüstung erinnert. Aber er wird auf keinen Berg
klettern. Der Mann, der nach einer
Operation auf den Rollstuhl angewiesen war, lernt in der Physiotherapiepraxis von Walburga Kemper
wieder gehen. Die Physiotherapeutinnen Kemper und C. Schmidt
ziehen ihn mit einem Seilzug in die
Höhe. Der Hocker verschwindet,
das Laufband rollt an – und der
Patient bewegt die Beine.
Die Badenstedter Praxis schafft
mit Erfahrung, Engagement und
Kompetenz etwas Besonderes:
Menschen mit inkompletter Querschnittlähmung wieder ein Stück
Selbstständigkeit zurückgeben.
„Ohne die Physiotherapie hier würde
ich nicht einmal stehen können“,
sagt Köhler. Die Badenstedterin
Sabine K. hat ebenfalls eine Operation hinter sich. Eine Wucherung im
Wirbelkanal führte zu einer Schädigung des Rückenmarks. Nach und
nach fiel ihr das Gehen schwerer,
eine OP wurde unvermeidlich; das
war 2012. Auch sie war danach
auf den Rollstuhl angewiesen.
Seit 2013 trainierte sie zwei Mal
wöchentlich in der Praxis Kemper.
Frau K. kann inzwischen längere
Strecken selbständig laufen. Inkomplette Querschnittlähmung be10353001_000115
Entlastung durch Gurte: Dieser Patient lernt wieder laufen.
deutet, dass durch Krankheit oder
Unfall nicht alle Nervenbahnen sowie das Rückenmark durchtrennt
sind. Mit professioneller Betreuung
können solche Patienten wieder ans
Laufen gewöhnt werden. Voraussetzung: Regelmäßiges Training und
Wiederholung von Laufbewegungen, zunächst unter Entlastung des
Körpergewichts (Lokomotionstraining).
Bei einem Kongress 1998 lernte
Walburga Kemper die Arbeit mit
schwerstbehinderten Kindern kennen. „Es wurde versucht, sie wieder
zum Laufen zu bringen. Das war
eine Initialzündung für mich“, sagt
sie. Für schwerstbehinderte Menschen jeden Alters sowie neurologisch Erkrankte etwas tun – diesen
Schwerpunkt nahm sie in ihr Praxis-
angebot auf. Dort ist die Arbeit
ohnehin vielfältig. Walburga Kemper zog 2001 in rollstuhlgerechte
Räume an der Badenstedter Straße 186. Dort kümmern sich insgesamt 14 Physiotherapeuten um die
Belange ihrer Patienten. So wie
H. Oettinger um Cedric. Der Junge
kommt regelmäßig in die Praxis. Er
wurde mit einer Fehlstellung der
Füße geboren, die Beinmuskulatur
entwickelte sich nicht richtig. Fälle
wie dieser werden unter anderem
mit der Methode nach Bobath/
Vojta behandelt. Das Team hat
auch Manuelle Therapie, Brügger
Therapie PNF, Manuelle Lymphdrainage, Krankengymnastik am
Gerät, Muskelaufbautraining sowie
Gruppenangebote für Senioren und
Menschen mit Handicap zu bieten.
Moderne Räume und ein gut ausgestatteter Gerätepark stehen bereit. Viele Geräte können auch auf
die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern
umgerüstet werden.
Starke Kompetenz im Bereich der Kinder- und Säuglingsbehandlung.
Zentrum für medizinisches Fitness- nimmt. Diese aufwändige Therapie
training. Das Jubiläum feiert die In- unterstützt Walburga Kemper mit
haberin auf besondere Weise: In ih- einer Spende.
1985 gründete die staatlich ge- rer Praxis betreut sie unter anderem
Mehr Informationen unter
prüfte Physiotherapeutin und Gym- ein schwerstbehindertes Kind, das
www.walburgakemper.de.
nastiklehrerin Walburga Kemper auch an einer Delfintherapie teilihre Praxis. Für den Bereich der
Säuglings- und Kinderbehandlung
stehen drei Therapeuten zur Verfügung. Im Frühling verstärkt eine
neue Mitarbeiterin das Team. Sie ist
Physiotherapeutin, Heilpraktikerin
staatl. gepr. Krankengymnastin/Physiotherapeutin
und Yoga-Lehrerin. Dieses Knowhow wird auch das AngebotsspekBadenstedter Str. 186
trum erweitern, mit Yoga-Ange30455 Hannover
boten und TCM beispielsweise.
Auch stete Fortbildung ist der
Inhaberin wichtig. Sie selbst qualifiziert sich derzeit im Bereich der FasTelefon: 0511 - 49 94 44
zientherapie. Hinzu kommt „Form
Telefax: 0511 - 47 35 553
und Balance“, das praxiseigene
e-mail:
[email protected]
Neues für die Patienten
Walburga Kemper
Inhaberin W. Kemper im Gespräch mit Patientin Heidi K.