6–7 1 5 DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST.GALLEN www.kirchenbote-sg.ch THEMA: Freundschaft – was sie ausmacht SEITE 3 SEITE 6 Hisham Maizar Hugenotten EIN NACHRUF FLUCHT VOR 300 JAHREN SEITE 15 Regina Pauli UNTERWEGS SEIN WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 1 IM ANFANG EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser «Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist …», heisst es im biblischen Schöpfungsbericht. Darum schuf Gott dem Adam ein Gegenüber, Eva. Ja, die Partnerschaft und die daraus wachsende Familie ist wohl das engste Band unter den Menschen – Muster und Übungsfeld für die Beziehung zu Menschen. Dann aber folgt bald die Freundschaft, die kaum vertraglich geregelt wird und doch über ein ganzes Leben halten und nähren kann. Und mir scheint, dass wir in einer Zeit leben, in der Freundschaft an Bedeutung gewinnt, auch wenn die Familie die Basis bleibt. Sicher hat auch das Christentum mit seiner Jesus-Überlieferung die Freundschaft aufgewertet. Jesus blieb ehelos. Und so sehr er seine Mutter Maria bis zuletzt geliebt hat, ging er zu seiner Familie doch auf Distanz. Er lebte neue Verbindlichkeiten. Aus Freundschaft zwischen Frauen kann Grosses entstehen. Eine Frauenfreundschaft Text: Ina Prätorius, Wattwil | Foto: as Wie seine Mutter und Geschwister ihn aufsuchen, schaut er «die im Kreis um ihn sitzen einen nach dem andern an und spricht: Das hier ist meine Mutter, und das sind meine Brüder und Schwestern! Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.» (Markus 3, 34f) Jesus lebte für eine Willens- oder Liebesgemeinschaft, in der Menschen durch ihre Gottesnähe zu sich selbst und zu andern finden. Für diese Verbundenheit der Menschen setzte er sein Leben ein. «Euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles kundgetan habe, was ich von meinem Vater gehört habe.» (Joh. 15, 15) So bestärkt uns Jesus zu Beziehungen in Freiheit und Liebe – in der Familie und darüber hinaus. Mit unseren Texten laden wir Sie ein, über Freundschaft nachzudenken, auch darüber, was sie ausmacht, was sie uns bedeutet und wie wir sie pflegen wollen – «denn es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.» ■ Andreas Schwendener 2 AUSGABE 6–7/2015 « … Maria wanderte eilig durch das Gebirge in eine Stadt Judäas. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüsste Elisabet. Und als Elisabet den Gruss Marias hörte, da hüpfte das Kleine in Ihrem Bauch … » (Lukas 1, 39b–41a, BigS) Als ich in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts meine Doktorarbeit schrieb, habe ich ungefähr 8000 Seiten Theologische Ethik aus den Jahren 1949 bis 1989 gelesen. Ich wollte wissen, wen Theologen meinen, wenn sie «der Mensch» sagen. Ich fand heraus: sie meinen erwachsene weisse Männer. Frauen kommen zwar gelegentlich vor: als Menschenwesen, die sich ausschliesslich um Männer und Kinder kümmern. Beziehungen zwischen Frauen aber existieren für die Theologie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht. FREUNDSCHAFT DER SCHWANGEREN Auch in der Bibel sind Frauenfreundschaften, auf den ersten Blick, kein grosses Thema. Könige, Priester, Propheten, Richter und ihre diversen Händel scheinen wichtiger zu sein. Wer genauer hinschaut, entdeckt allerdings, dass in der Bibel ein interessantes Prinzip wirkt: Der Rand ist meistens wichtiger als die vermeintliche Mitte. Zum Beispiel wird der Heiland nicht in Jerusalem und schon gar nicht in Rom geboren, sondern im unscheinbaren Dorf Betlehem. Qualität ist wichtiger als Quantität. Was sich später als wesentlich herausstellt, geschieht gerade nicht dort, wo alle hinschauen: nicht im Krieg, sondern zum Beispiel in der friedlichen Begegnung einer jungen mit einer alten Frau, beide unerwartet schwanger, beide bedürftig nach Austausch und Bestärkung. DIE GEBURT DES MAGNIFICAT Maria ist jung und unerfahren. Trotzdem macht sie sich, anscheinend alleine, auf den Weg von Nazaret ins judäische Bergland. Das sind mindestens sechzig Kilometer. Gerade hat sie von ihrer Schwangerschaft erfahren. Warum sie ausgerechnet ihre Verwandte Elisabet besuchen will, erfahren wir nicht. Maria weiss allerdings, dass auch die viel ältere, bisher kinderlose Frau ein Kind erwartet. Vielleicht will sie ihr deshalb, wie man so schön sagt, «ihr Herz ausschütten»: Wie soll sie sich verhalten? Ihrer Familie, ihrem Dorf, ihrem Verlobten Josef gegenüber? Was soll sie tun mit der Angst vor Fehlgeburt, vor Ablehnung, vor übler Nachrede? – Elisabet scheint aber erstmal keine Lust zu haben, Probleme zu wälzen. Sie freut sich einfach: über den Besuch, über das gemeinsame Thema. So sehr freut sie sich, dass das Kind in ihrem Bauch herumspringt. So gross ist die Begeisterung der Älteren, dass sie Maria zu einer Theologie inspiriert, die Ihresgleichen sucht: Das «Magnificat» ist geboren. Aus der Begegnung zweier Frauen, die einander suchen, entsteht einer der schönsten Lobpsalmen der Bibel. Darin erkennt Maria, dass jede Geburt ein Neuanfang ist, aus dem eine heilvolle Revolution werden kann. Die Welt wird ihrer gedenken. Ich bin inzwischen in einem Alter angekommen, in dem mir beides vertraut ist: das Gespräch als jüngere Frau mit einer älteren, die schon mehr Erfahrungen gesammelt hat als ich. Und die Zuwendung als ältere Frau zur jüngeren, die meinen Rat sucht. Und noch immer kann aus solchen freundschaftlichen Begegnungen Grosses wachsen: Inspiration, Bewegung, überraschend gute Zukunft. ■ IM BRENNPUNKT Worte zum Abschied von einem Hoffnungsträger Text: as Mit persönlichen Voten von Familie und Behörden hat am 19. Mai in St.Gallen eine grosse Trauergemeinde von Dr. med. Hisham Maizar Abschied genommen. Der Sarg ist vor der Friedhofskapelle Feldli aufgebahrt. Von nah und fern sind mehrere Hundert Trauernde angereist, darunter viele VertreterInnen aus Religion und Politik. Der Sarg wird von Männern – allen voran von den Söhnen – zu dem erst seit Kurzem errich teten Grabfeld für Muslime getragen und in das Grab versenkt. Vorher verrichten die Muslime das Totengebet in Richtung Mekka. Hisham Maizar war ein Herzensmensch mit viel Lebenserfahrung, breitem Wissen und tiefem Glauben. «Wir sind dankbar für sein Beispiel» Stellungnahme der Kirchen im Kanton St.Gallen zum Tod von Hisham Maizar Text: pd | Foto: as Dr. med. Hisham Maizar, als Muslim für die Kirchen ein verlässlicher Partner im Inter religiösen Dialog, ist am 14. Mai 2015 ver storben. Bischof Markus Büchel, im Namen des Bistums St.Gallen, und Pfarrer Martin Schmidt, Präsident des Kirchenrates der evang.-ref. Kirche im Kanton St.Gallen, wür digen ihn als Freund, herzlichen Menschen und Brückenbauer im interreligiösen Dialog, der schmerzlich fehlen wird. Nach den Attentaten vom 11. September 2001 warnte der damalige Bischof Ivo Fürer vor Pau schalurteilen und rief zur Achtung des Islam auf. So lernten sich Hisham Maizar und Ivo Fürer ken nen und schätzen. Bis dahin gab es auf muslimi scher Seite keinen Ansprechpartner für einen ko ordinierten Dialog. Maizar wirkte darauf hin, dass die bisher lose organisierten islamischen Vereine sich im Dachverband islamischer Gemeinden Ost schweiz (Digo) zusammenschlossen. Sein Wir kungskreis vergrösserte sich zusehends, bis zu letzt war er im Kanton in gutem Kontakt mit den Kirchen und an vielen Anlässen, auch in grossen Festgottesdiensten, ganz selbstverständlich prä sent. Auf schweizerischer Ebene war er Präsident der Föderation der islamischen Dachorganisatio nen (Fids) und Vorsitzender des Schweizerischen Rates der Religionen (SCR). Hisham Maizar war der Erste, der den islami schen Gemeinden ein persönliches, aber auch ein politisches Gesicht gegeben hat. Er wurde ge schätzt als ehrlicher, offener Gesprächspartner. Wir sind dankbar für sein eindrückliches Engage ment in der Gesellschaft und seine überzeugende Art, seine Religion zu leben. Stets hat er den Dia log und die Verständigung der Menschen gesucht und gefördert, der Austausch mit anderen Reli gionsgemeinschaften war ihm ein echtes Anlie gen. Geprägt hat ihn auch seine Biografie: ur sprünglich aus Hebron und Jerusalem stammend, war der Vater von 3 Kindern lange Jahre mit einer Katholikin aus Österreich verheiratet und seit 1982 Schweizer Bürger. Als Arzt im Thurgau hat er vielen Menschen nicht nur fachlich, sondern auch durch sein freundliches Wesen sehr geholfen. In Zeiten der zunehmenden Angst vor dem Islam (wobei die Angst eigentlich dem Islamismus gilt) in weiten Teilen der Gesellschaft, war er über viele Jahre für die Kirchen und Religionsgemein schaften wie für die Politik ein unentbehrlicher Gesprächspartner und Vermittler. Hisham Maizar positionierte sich stets klar gegen jede Form von Gewalt und gegen radikale Tendenzen von Grup pen in der Schweiz und im Ausland. Hisham Maizar wird uns als vertraute Ansprech person im interreligiösen Dialog fehlen. Sein Ver mächtnis ist uns Verpflichtung: den interreligiö sen Dialog weiterzuführen. Seiner Familie und den islamischen Gemeinschaf ten, mit denen er verbunden war, kondolieren wir aufrichtig. ■ St.Gallen, 15. Mai 2015 Markus Büchel, Bischof von St.Gallen Martin Schmidt, Präsident des Kirchenrates der evang.-ref. Kantonalkirche St.Gallen Sohn Maroan Maizar bedankt sich für die grosse Anteilnahme und erzählt von seinem Vater als einem mit Herz engagierten Land arzt und Erzieher zum Dialog. Bei einem Be such in Jerusalem hätte der Vater ihm, dem Achtjährigen, eine Kipa gereicht, um die Klagemauer zu besuchen, sie hätten in der Grabeskirche eine Messe erlebt und dann in der Al-Aqsa-Mosche gebetet. Sohn Karim Maizar zeigt auf, wie sein Vater den Muslimen in der Schweiz eine Struktur geben wollte, die ihnen ermöglicht, sich zu integrieren und doch ihren Glauben zu leben. Ein Gedicht von Tochter Nadja tragen sie zu dritt vor. Der Präsident des Israelitischen Gemeinde bunds, Herbert Winter, würdigt Maizar als echten Freund in Herz und Geist. Diese Ver bundenheit habe auch mit der Ähnlichkeit von Judentum und Islam zu tun. Für die freie Religionsausübung hätten sie sich gemein sam eingesetzt, etwa gegen die Minarettinitia tive, für eigene Grabfelder oder die staatliche Anerkennung. Auch habe Maizar geplant, den jüdisch-muslimischen Dialog zu stärken. Der frühere St.Galler Bischof Ivo Führer erin nert an Lebensstationen mit Hisham Maizar und würdigt ihn im Namen der Landeskir chen (siehe Text nebenan) als Brückenbauer. Fürer schliesst mit dem Segen, dass Gott ihm die ewige Ruhe gebe, sein Licht ihm leuchte. Stadtrat Nino Cozzio, der auch für Regie rungsrat Martin Klöti spricht, zeigt sich dank bar für Maizars Vermittlungen zwischen Reli gion und Staat, es gelte im interreligiösen Dia log seinen Spuren zu folgen. Für Maizars grosse Lebenserfahrung als Prä sident der islamischen Dachorganisationen zeigen sich der Wiler Imam Bekim Alimi und Generalsekretär Reha Ozkarankas dankbar, auch mit Segnungen und Gebeten. Ein Danke geht auch an Maizars Schwester Adia Abu Mazar, welche ihm daheim zur Sei te stand und vieles erst ermöglicht hat. ■ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3 THEMA THEMA zählt, weil sie Verständnis für unsere Situation haben, uns die Wahrheit zumuten, uns aber nicht vorschnell verurteilen. Vergangenheit: Erfahrungen und Erinnerungen, die man teilt, bilden die Basis für eine gemeinsame Geschichte. Freunde durchleben Vergnügen wie Verdruss miteinander. Was man zusammen erlebt hat, verbindet, schafft Berührungsund Bezugspunkte und trägt zu einer wachsenden und dauerhaften Vertrautheit bei. Auch wenn man sich längere Zeit aus den Augen verloren hat, stellt sich diese Intimität sofort wieder ein. Freundschaft wird über die Jahre aufgebaut und erfährt immer wieder Bestätigung durch Wertschätzung. Vom Wesen der Freundschaft Text: Daniel Ammann, St.Gallen | Foto: as Wie viele Freunde braucht der glückliche Mensch? So fragt nicht etwa ein Zeitgenosse, der sich über die unzähligen Freundschaften wundert, die täglich auf Facebook geschlossen werden. Nein, so fragt Aristoteles im 4. Jahrhundert v. Chr. In der Nikomachischen Ethik widmet er zwei ganze Kapitel dem Thema Freundschaft. Seine Überlegungen sind heute so aktuell wie damals. Dass Begriffe wie Freund und Freundin in digitalen Netzwerken leichtfertig und inflationär verwendet werden, tut dem wahren Wesen und Wert der Freundschaft keinen Abbruch. Wir können sehr wohl zwischen guten Freunden und flüchtigen Bekannten unterscheiden. Von einem richtigen Freund wissen wir ungleich mehr, als was dieser im Internet oder anderen Kanälen von sich preisgibt. Im echten Leben beginnt Freundschaft schliesslich auch nicht mit einer formellen Freundschaftsanfrage, die man per Klick annimmt oder ablehnt und die letztlich kaum Folgen hat. Lässt sich der Beginn einer Freundschaft überhaupt mit einem Datum beziffern? Gibt es so etwas wie «Freundschaft auf den ersten Blick»? FREUNDSCHAFT UM IHRER SELBST WILLEN Für die meisten von uns nimmt eine Beziehung erst mit der Zeit, durch wachsende Nähe und gemeinsame Erlebnisse und Interessen freundschaftliche Züge an. Mit den unverbindlichen Online-Kontakten und zahllosen Alltagsbegegnungen hat das wenig zu tun. Wir bewegen uns in einem sozialen Gefüge. Dazu gehören nähere und beiläufige Bekanntschaften, Familienmitglieder, Nachbarn, Kameradinnen und Kameraden aus Vereinen, Angehörige der Glaubensge4 AUSGABE 6–7/2015 meinschaft, zeitweilige Weggefährten, Arbeitsund Stammkollegen, «Gspänli» aus der Schulzeit oder einfach Menschen, mit denen wir uns aufgrund gemeinsamer Themen (oder Freunde) verbunden fühlen. Was hebt nun die Freundschaft aus diesem Beziehungsnetz heraus? Was braucht es, damit Freundschaft entsteht und erhalten bleibt? Schon Aristoteles unterscheidet zwischen oberflächlichen und tiefen Freundschaften. Gemeinsame Vergnügungen können für freundschaftlichen Zusammenhalt sorgen, oder Vorteil und Nutzen stehen im Vordergrund. Solche Freundschaften sind in der Regel nicht von Dauer, weil es dabei um Annehmlichkeiten und nicht um den anderen Menschen geht. Anders verhält es sich mit der Charakterfreundschaft. «Wahre Freundschaft ist keine blosse Zweckbeziehung», hält der Philosoph Wilhelm Schmid in seinem Büchlein Vom Glück der Freundschaft fest, «sie trägt ihren Zweck vielmehr in sich selbst: Den anderen einfach nur zu mögen und gerne mit ihm zusammen zu sein.» FREUNDSCHAFT MIT V Freundschaft schreibt sich mit F, aber viele der Eigenschaften und Begriffe, die wir damit assoziieren, beginnen – wie das mittelhochdeutsche vriuntschaft – mit dem Buchstaben V. Vertrauen: Freundschaftliche Verbundenheit gründet in einem tiefen gegenseitigen Vertrauensverhältnis. Dieses wird über die Jahre aufgebaut und erfährt immer wieder Bestätigung durch Wertschätzung, Wohlwollen und wechselseitigen Austausch. Man zieht Freunde ins Vertrauen, weil man auf ihre Verschwiegenheit Verlässlichkeit: Freundinnen und Freunde sind für uns da, wenn wir in Not sind oder ein offenes Ohr brauchen. Ohne Vertrag oder offizielle Verpflichtung gilt in der Freundschaft eine unausgesprochene Verbindlichkeit. Auf Freunde ist Verlass – manchmal bedingungslos und bis in den Tod. Deshalb sind Verrat und Vertrauensbruch unter Freunden besonders schwer zu verkraften. Verständigung: Trotz Unterschieden muss in der Freundschaft eine gewisse Einigkeit über Grundwerte herrschen. «Wie viel Verschiedenheit verträgt die Freundschaft?», fragt schon Aristoteles. Freundschaft duldet individuelle und gesellschaftliche Gegensätze und kann diese überwinden. Aber Ungleichheit in zentralen Lebensfragen stört die Eintracht. Umso wichtiger sind deshalb Aufrichtigkeit und das offene Gespräch – oder stillschweigendes Einverständnis. «Auch wenn man sich längere Zeit aus den Augen verloren hat, stellt sich diese Intimität sofort wieder ein.» FREUNDSCHAFT ALS LEBENSGEMEINSCHAFT Wenn Freunde uns verlassen, bedeutet dies einen schmerzlichen Verlust, denn mit dem Freund oder der Freundin geht immer auch ein Teil von uns. Vor allem im fortgeschrittenen Leben hinterlassen enge Freunde eine Lücke, die schwer zu füllen ist. «Es mehren sich die Toten als Freundeskreis», heisst es lakonisch in Max Frischs Erzählung Montauk. Neue Bekanntschaften mag man leicht wieder knüpfen, aber um eine tiefe und dauerhafte Freundschaft muss und möchte man sich verdient machen. Dass wir Freunde brauchen, im Glück wie im Unglück, steht für Aristoteles ausser Frage. Der Mensch ist von Natur aus auf das Zusammen leben angelegt, und Freundschaft bedeutet Gemeinschaft des Lebens. Intensive Freundschaft ist allerdings nur mit wenigen möglich. Für Aristoteles gründet sie – wie im Neuen Testament – auf Selbstliebe und Nächstenliebe: «Denn die Freundschaft ist eine Gemeinschaft, und wie ein Mensch sich zu sich selbst verhält, so verhält er sich auch zum Freund.» ■ INTERVIEW «Wo befreundete Wege zusammenlaufen …» Text: Hans Ruedi Fischer (fis), Wildhaus | Fotos: as «Heim kommt man nie. Aber wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt für eine Stunde wie Heimat aus.» Hermann Hesse «Häsch mi?» Beinahe wäre die Frage im Hals des Kindergärtlers stecken geblieben. Die heruntergezogenen Lippen der scheu Angefragten besagten genug. Mit sechseinhalb Jahren den ersten Korb eingefangen. Wie lange ich auf eine positive Antwort einer (andern) heimlich Angebeteten warten musste, weiss ich nicht mehr. Unbemerkt bleiben konnte die Eroberung nicht lange: «Die händ denand als Schatz, die händ denand als Schatz …» FREUNDSCHAFT IM LEBENSLAUF Die Frage nach dem Wert der Freundschaft macht mich hellhörig. Wem soll, wem darf ich meine Freundschaftspalme zugestehen? Und überdies: Wessen Freundschaft habe ich verdient? Unzählige Figuren klopfen an die Tür meiner Erinnerungen: Gspänli aus dem Sandkasten, Nachbars-Gofen, Begleiterinnen und Begleiter vom Schulweg, Mitstifte, Kumpel aus dem Turnverein, Suchende im Kreis der Jungen Kirche, Militärkameraden (so bezeichnet, weil dienstvorschriftlich so befohlen), Stammtischbrüder, Kolleginnen und Vorgesetzte aus allen Phasen meines Berufslebens, Mitpilger auf dem Camino, durch Familienbande Nahestehende. Und zwischen all diese Mädchen und Buben, diese Frauen und Männer, drängelt sich ab und zu die Katze aus meinem Elternhaus, schmiegt sich – leider auch nur noch in der Erinnerung – der Schäferhund-Mischling Charlie, mein Begleiter während der vergangenen zehn Jahre, an mich. Seit Jahren wundere ich mich, dass ich immer wieder in dieselbe Lage gerate: Anfänglich kritische, fast ablehnende Haltung gegenüber bislang fremden Menschen hat sich nicht selten als gesunder Nährboden für schöne Beziehungen erwiesen. Meinungsverschiedenheiten können ein guter Dünger sein. Wo räumliche und zeitliche Distanz Verbindungen zu Bruch gehen liessen, haben Wiederbegegnungen – und seien sie noch so herbeigewünscht – unterschiedliche Facetten: Mit den einen Leuten lässt sich so reden, als hätten wir uns erst am Vorabend unterhalten; anderen, einstmals noch so Vertrauten, hockt man beim Wiedersehen schier sprachlos gegenüber. FREUNDSCHAFT IM LEBENSRÜCKBLIK In diesem Auf und Ab der Gefühle offenbart Der Prophet von Khalil Gibran eine wunderbare Erkenntnis: «In der Freundschaft werden alle Gedanken, alle Wünsche, alle Erwartungen ohne Worte geboren und geteilt, mit Freude, die keinen Beifall braucht. Wenn ihr von eurem Freund weggeht, trauert ihr nicht, denn was ihr am meisten an ihm liebt, ist vielleicht in seiner Abwesenheit klarer, wie der Berg dem Bergsteiger von der Ebene aus klarer erscheint.» Eben ist mir ein Schulfoto in die Finger geraten, aufgenommen vor 60 Jahren. Neugierig-kritisch schauen wir gut Zwölfjährigen in die Kamera. Kameraden, Gespanen, Mitschüler? Wenn wir uns im Herbst nach geraumer Zeit im Klassenverband treffen, wird wohl auch die Frage wieder aktuell: Wem soll, wem darf ich meine Freundschaftspalme zugestehen? Wessen Freundschaft habe ich verdient? ■ Marc mit seinem besten Freund, Hund Marley. Freundschaft mit Hund Marley Text und Foto: as Menschen können mit Tieren eine Art Freundschaft erleben – wie bei Marc mit Hund Marley. Er gibt darüber Auskunft. Marc, du nennst Marley deinen besten Freund? Welcher Mensch gibt alles und will nichts zurück? Woher kommt deine Zuneigung? Schon immer war mein Lieblingstier der Hund. Ich hätte gerne einen gehabt. Aber mit der Arbeit ist es kompliziert, einen Hund zu haben. Wie bist du zu Marley gekommen? Der Sohn meiner Ex-Freundin wollte unbedingt einen Chiahuahua. Monatelang versuchte ich es ihm auszureden: Was machst du, wenn du in die Lehre kommst, du musst immer raus etc. Aber plötzlich war halt einer da. Und es kam, wie es kommen musste, immer mehr war er bei mir, bis ich ihn eines Tages ganz hatte. Erzähle über deine Freundschaft mit Marley? Chiahuahuas sind sehr unterschätzte Tiere. Sie sind hochintelligent und haben gerne Action. Zum Thema Freundschaft. Es ist lustig. Wenn ich schlechte Laune habe, hat er garantiert auch schlechte Laune und kläfft alles an, was ihm nicht passt. Wenn ich gute Laune habe, wedelt er den ganzen Tag und begrüsst alles freundlich, was über den Weg läuft. Muss er mal kurz alleine im Auto oder zuhause bleiben, hat er das Vermiss-dich-Gejaule im Programm. Er ist definitiv nicht gerne alleine. Ich könnte aber auch nicht mehr ohne Marley sein. Wäre definitiv zu langweilig und er würde mir fehlen. Wie kommuniziert ihr miteinander? Nonverbal. Ich weiss eigentlich immer ziemlich genau, was Marley will und umgekehrt. Reden versteht er sicher nicht, aber anhand meines Blicks oder meiner Gestik weiss er, was ich will, was er darf oder nicht darf. Freundschaften pflegen wir durch alle Lebensalter. Zwei Sennenbuben unterhalten sich am Rand einer Viehschau. Was unterscheidet Freundschaft zwischen Menschen und Freundschaft zu einem Tier? Die Freundschaft mit einem Menschen kann zerbrechen oder falsch sein. Die zu einem Tier nie, sie ist immer echt. Aber Freundschaft ist ein grosses Wort. Ich denke, Treue trifft es eher. Denn ein Hund ist glücklich, wenn er anständig behandelt wird, zu fressen und zu trinken bekommt und genügend Bewegung hat. ■ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5 FOKUS Ein Flüchtling stand am Anfang der St.Galler Stickerei Von der Last und dem Segen der Flüchtlinge Text: Philippe Welti | Das Bild von Albert Anker ist im Besitz von Christoph Blocher Vor über 300 Jahren flüchten über 100 000 Reformierte aus Frankreich, Hugenotten genannt, in die Schweiz. Auch in St.Gallen finden sie Aufnahme und hinterlassen Spuren. In Erinnerung an die grösste Flüchtlingswelle, die das Land je gesehen hat, soll ein Kulturwanderweg quer durch die Schweiz entstehen. Während Jahrhunderten werden die Reformier ten in Frankreich verfolgt. Als König Ludwig XIV. im Jahr 1685 alle Reformierten zu Ketzern erklärt, verlassen Hunderttausende das Land. In Anspielung auf das französische Wort «aignos» (für Eidgenossen) werden sie als Hugenotten bezeichnet. Zahlreiche Glaubensflüchtlinge flie hen zuerst nach Genf, der Stadt ihres Reforma tors Calvin. Viele wollen später nach Deutsch land weiterreisen, wo fruchtbares Land liegt und ganze Landstriche nach dem 30-jährigen Krieg entvölkert sind. 1685 sind die Kantone mit der Aufnahme, Unter stützung und Abfertigung von Massen von Fremden konfrontiert und stossen an ihre Gren zen. Sie beschliessen, die Flüchtlinge übers Land zu verteilen – St.Gallen wurde verpflichtet, 7 Prozent, Appenzell Ausserrhoden 3,5 Prozent der Ankommenden aufzunehmen. Das ehemali ge Kloster St.Katharinen in der streng refor mierten Stadt ist die erste Zufluchtsstätte für die Vertriebenen. Obwohl die meist mittellosen Flüchtlinge grosszügig unterstützt werden, sträuben sich die Kantone gegen deren dauer hafte Ansiedelung, denn viele Einheimische leb ten am Rande des Existenzminimums. Schlech te Ernten während der Abkühlung in der Klei nen Eiszeit führen immer wieder zu Hungers nöten und Preiserhöhungen für Nahrungsmittel. GRUNDLAGE DER STICKEREIINDUSTRIE Willkommen hingegen sind Flüchtlinge, die über Kenntnisse verfügen, die hierzulande un bekannt sind. Pierre Bion ist so einer. Er bringt das Weben mit der Baumwolle und als Misch gewebe aus Baumwolle und Leinen den Bar chent nach St.Gallen. 1721 beginnt er mit der Produktion, was nicht überall gerne gesehen wird. Das Leinengewerbe steht gerade in voller Blüte, als plötzlich die Baumwolle auf den Markt drängt. Vehement versuchten die Leinen weber den Konkurrenten zu behindern. Bion ist zudem der Erste, der selbst mit seinen Produk ten Handel mit der ganzen Welt zu treiben be ginnt. Wie so oft werden auch vor 300 Jahren wirtschaftliche Umbrüche aufgrund neuer Materialien oder Technologien zuerst als Bedrohung verteufelt. In St.Gallen spezialisierte man sich in der Folge auf Mousseline, ein besonders feines Baum wollgewebe. Schon bald erkennt man, dass sich dieses vorzüglich zum Besticken eignete. Heute gilt Bion, der bereits 1717 eingebürgert wird, als Industrieller, der den Grundstein für die St.Galler Stickereiindustrie legte. Die Bion strasse im Westen der Stadt ist eine späte Referenz an den einstigen Flüchtling. BEKLEIDUNG ALS ÄRGERNIS Die Solidarität der Bevölkerung mit den Glau bensbrüdern ist in St.Gallen hoch. Doch immer wieder kommt es zu kulturellen Reibereien. Fremde schüren immer Ängste. So rufen der Wirtschaftsbesuch und der Weinkonsum der Flüchtlinge Ärger hervor. Den puritanischen St.Galler Männern verdrehen die Hugenottin nen mit ihrer frivolen Kleidung so den Kopf, dass die Stadt Kleiderverschriften erlässt. Doch alle Reglementierung nützt nichts. «Protestantische Flüchtlinge» von Albert Anker 6 AUSGABE 6–7/2015 Auch heute noch finden sich Zeugnisse aus der damaligen Zeit: Die Eglise Française des Kan tons St.Gallen wurde 1685 von Hugenotten und der Handelskammer St.Gallen gegründet. AUF DEN SPUREN DER HUGENOTTEN An die Flucht der Hugenotten erinnert heute der 1800 Kilometer lange Hugenottenweg (www.hugenotten-waldenserpfad.eu). Der Kulturfernwanderweg führt von Südfrank reich ins deutsche Bundesland Hessen. In Frankreich und Deutschland bereits aus gebaut, gibt es in der Schweiz noch Lücken. Die Stiftung «Via – Auf den Spuren der Huge notten und Waldenser» (www.stiftung-via.ch) hat sich zum Ziel gesetzt, einen durchgehen den Weg zwischen Genf und Schaffhausen zu erstellen. Vier Wegstücke sind heute eröffnet. In der Deutschschweiz im Raum Schaffhausen sowie im Aargau zwischen Schafisheim und Lenzburg. Der Verlauf des Weges ist festgelegt. Die Stiftung ist auf der Suche nach Sponsoren, die den Ausbau der restlichen Teilstücke finanzieren. Seine Vorfahren flüchteten: Fritz Peyrot aus Rorschach Während ein Grossteil der Flüchtlinge von der Schweiz aus weiterreist, lassen sich rund 20 000 von ihnen in der Schweiz nieder. Im Kanton St.Gallen ist beispielsweise der Familienname Louis hugenottischen Ursprungs. Fritz Peyrot aus Rorschach ist Nachfahre von Waldensern, den Reformierten aus dem italienischen Pie mont, die mit den Hugenotten in die Schweiz flüchteten. Seine Vorfahren flüchteten 1685 nach Genf und kehrten später wieder nach Sa voyen zurück. Sein Urgrossvater liess sich 1893 als Stricker in Engelburg bei St.Gallen nieder. Unter dem Strich hat die Schweiz von den Hugenotten viel bekommen. Die Uhrmacher kunst verdankt die Schweiz hugenottischen Flüchtlingen. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts verlassen französische Hugenotten ihre Heimat. Refor miertes Leben in Frankreich ermöglicht erst das Toleranzedikt unter Ludwig XVI. im Jahr 1787. ■ FOKUS die Letzten sein. Der geringste Bauer wird dem Kaiser und König vorausgehen.» Hus forderte eine arme Kirche ohne Hierarchie. «Hus forderte eine arme Kirche ohne Hierarchie.» Zur Begründung seiner Thesen berief er sich auf die Bibel. Diese, sagte er, sei «ganz wahr und hinreichend zur Seligkeit». Sie sei der «Spiegel» und halte uns vor, wie unser ganzes Leben gestaltet werden müsse. Alle religiöse Wahrheit sei in ihr enthalten. Die Bibel sei «eine lebendige Sache» und «ein Buch des Lebens». Viele seiner Gedanken hatte Hus von John Wy clif (1330–1384, Theologieprofessor in Oxford) übernommen, der als einer der ersten die Bibel ins Englische übersetzte und ebenfalls als flam mender Kirchenkritiker hervortrat. Den «Anti christ», von dem die Bibel spricht (fünfmal in den Johannesbriefen), fand Wyclif im damali gen Papsttum. Ludwig III. von der Pfalz (rechts mit Standarte und Kurhut) überwacht die Hinrichtung von Jan Hus. Wer war Jan Hus? Zum Gedenken an den am 6. Juli 1415 hingerichteten tschechischen Reformator der Kirche Text: Frank Jehle, St.Gallen | Bild: Konstanzer Konzilchronik von Ulrich Richental, um 1430 Am 6. Juli ist es genau 600 Jahre her, seit der tschechische Theologe und Priester Johannes Hus vor den Toren der Stadt Konstanz hingerichtet wurde. Es war ein schreckliches und erschütterndes Ereignis. Die Väter des Konzils, das 1414–1418 in Konstanz tagte und dessen Aufgabe es gewesen wäre, die Kirche zu reformieren, sprachen das Todesurteil über Hus. Dieser war in ihren Augen ein gefährlicher «Ketzer». In einer demütigenden Zeremonie wurde er sei ner priesterlichen Gewänder entkleidet. Seine Tonsur wurde zerstört. Eine hohe Mütze wurde ihm aufgesetzt, auf der drei Teufel abgebildet waren. Und dann wurde er bei lebendigem Leib verbrannt. Seine sterblichen Überreste wurden anschliessend in den Rhein geworfen. HUS’ LETZTES GEBET Kurz vor seiner Hinrichtung betete Hus: «O du allergnädigster Herr Jesus Christus! Ziehe uns Schwache zu dir; denn wo du uns nicht ziehen wirst, so können wir nicht folgen. Gib uns einen starken Geist, der da willig sei, obgleich das Fleisch schwach ist […]. Denn ohne dich ver mögen wir nichts zu tun, am allerwenigsten, um deinetwillen in den Tod zu gehen. Gib uns einen willigen Geist, ein unerschrockenes Herz im rechten Glauben, eine feste Hoffnung, dass wir um deinetwillen auf das Geduldigste und mit Freuden unser Leben von uns legen. Amen.» Seine allerletzten Worte waren: «Ich rufe Gott zum Zeugen an, dass ich das, was falsche Zeu gen gegen mich behaupteten, weder gelehrt noch gepredigt habe! Ich wollte die Menschen von ihren Sünden abbringen! Was immer ich sagte und schrieb, war stets für die Wahrheit!» SCHARFE KIRCHENKRITIK Hus war um 1370 im heutigen Tschechien gebo ren worden. Der Hochbegabte machte eine stei le Karriere an der Universität Prag. Hier lehrte er Philosophie und Theologie und war in den Jahren 1409–1410 Rektor. An der Kapelle der unschuldigen Kinder von Bethlehem (ebenfalls in Prag) hielt er ab 1402 um die 3000 Predigten. Vor allem seine ätzende Kirchenkritik erregte grosses Aufsehen. «Unsere heutigen Bischöfe und Priester […] können leider kaum das Ende des Gottesdienstes abwarten und eilen aus der Kirche, die einen in die Wirtshäuser, die andern hin und her, um sich auf eine der Priester un würdige Weise zu unterhalten. Ja sogar um zu tanzen! So sind diejenigen, welche in der Nach folge Christi die ersten sein sollten, die gröss ten Feinde unseres Herrn Jesus Christus.» «Un sere Päpste und Petri Nachfolger haben sich zu Henkern und Scharfrichtern ausgebildet, einen treuen Christen heissen sie einen Ketzer und verbrennen ihn.» «Die Letzten – das sind die Niedrigsten und Verachtetsten der Welt! – wer den die Ersten sein, und die jetzt in der Welt die Höchsten oder Ersten sind – aber Gott in der Einfalt des Herzens nicht dienen! – werden BESCHÜTZT UND AUSGELIEFERT In den ersten Jahren seines Wirkens genoss Hus, der bei der Bevölkerung sehr beliebt war, den Schutz der königlichen Familie, wogegen er auf Antrag des Erzbischofs von Prag exkommu niziert und seiner Ämter enthoben wurde. Der nachmalige Kaiser Sigismund (damals bereits König) sicherte Hus freies Geleit zu und hoffte, dass auf dem Konzil in Konstanz der für das ganze Reich gefährliche Konflikt geschlichtet werden könne. Aber es kam anders heraus. Hus wurde nach seiner Ankunft in der Stadt am Bodensee unverzüglich verhaftet und in ein menschenunwürdiges Gefängnis geworfen (der König traf erst später ein) – bis zur am Anfang geschilderten Verurteilung und Verbrennung. Aus heutiger Sicht kam Hus zu früh. (Vielleicht darf man auch anmerken, dass seine an und für sich berechtigte Kirchenkritik zu undifferen ziert und zu lieblos war.) Erst gut hundert Jahre später kam es zur Reformation in Deutschland. Martin Luther berief sich auf Hus, an dessen Beispiel er zeigte, dass nicht nur Päpste, son dern auch Konzile sich irren können und nicht «unfehlbar» sind. EINFLUSS AUF DIE ST.GALLER KIRCHE In Tschechien selbst wurde das Erbe von Johannes Hus vor allem von den Böhmischen bzw. Mährischen Brüdern gepflegt (auf die un ter anderem auch die Herrnhuter Brüderge meine zurückzuführen ist). Für die St.Galler Kirchengeschichte ist bemerkenswert, dass die reformierte St.Galler Kirche in den 1520er-Jah ren ein Religionslehrmittel drucken liess, das im Wesentlichen nach dem Vorbild eines Kate chismus der Böhmischen Brüder gestaltet wur de. Im evangelischen St.Galler Kirchengesang buch von 1533 (der ersten derartigen Publikati on der Schweiz!) stammt ebenfalls rund ein Drittel der darin aufgenommenen Lieder von den Böhmischen Brüdern. ■ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7 PANORAMA GEMEINDEN PANORAMA KANTON Glocken zum Kriegsende PANORAMA KANTON Würde des Embryos bereits auf Verfassungsstufe Text: as Text: pd In vielen Kirchgemeinden erklangen am Abend des 8. Mai, zum 70. Jahrestag des Kriegsendes 1945, die Glocken. In St.Gallen Straubenzell läuteten nicht nur alle drei Glockentürme der Kirchgemeinde, es wurde auf 19.30 Uhr auch zu einem Abendgebet in der Kirche Bruggen eingeladen. Dort wurde all jener Menschen gedacht, die unter Kriegen leiden, die verfolgt oder unterdrückt werden, die auf der Flucht sind. In Gossau war die Befreiung von der Naziherr schaft vor 70 Jahren Anlass, monatlich zu ei nem Friedensgebet in die Kirche Haldenbüel einzuladen. Denn für den Pfarrerkonvent Goss au geht es auch darum, gegen Kriege und Kriegstreiberei jeder Art wachsam zu sein. Dem Pfarrteam liegen grundsätzlich alle Menschen am Herzen, die – egal welche religiöse Haltung sie haben – verfolgt werden und unter der Miss achtung von Art. 18 der universellen Erklärung der Menschenrechte zu leiden haben. ■ Wil: Neue Wege der Werbung Stellungnahme des Kirchenrates der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen zur Verfassungsrevision von Artikel 119 der Bundesverfassung Studentinnen und Studenten der PHS singen unter der Leitung von Rolf Engler – hier im Hochschulgebäude Hadwig. PHS-Fachstelle für Menschenrechte Text und Fotos: as Das junge Servicepersonal – Jugendliche der Oberstufe – serviert gekonnt das Dessert. Am 8. Mai, 70 Jahre nach Kriegsende, hat die Pädagogische Hochschule St.Gallen mit einem reichen Programm in der Olma-Halle 2.1 ihre «Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte» eröffnet. Text: meka Neue Wege beschrei tet die Kirchgemein de Wil: Sie wirbt. Plakate an vielen Standorten in der Stadt und Heckschei benkleber auf Autos werben im Monat Juni mit dem eingängigen Slogan «mittendrin» für die Gottesdienste mit Band. Mit der Werbeaktion möchten die Verantwortlichen der breiten Öf fentlichkeit nicht nur zeigen, dass der Gottes dienst attraktiv und zeitgemäss ist, eben mitten im Leben, sondern auch, dass es sich lohnt, hin zugehen. Zudem soll der Gottesdienst auch zum Gesprächsthema der Stadt Wil werden. Bereits sind viele Autos mit dem Heckscheibenkleber «Gratis auftanken» unterwegs. Im Frühling 2016 zielt die Kampagne auf die Kinder- und Jugend programme am Sonntagmorgen. ■ Wildhaus – Alt St.Johann Text: Reto Neurauter/as | Foto: pd Pfarrer Tobias Claudy hat am 1. Juni seine Arbeit in Alt St.Johann aufgenommen – als Nachfolger von Pfarrer Martin Böhringer, der jetzt in Eichberg-Oberriet wirkt. Tobias Claudy hat mehr als zwölf Jahre Erfahrung im Gemeindepfarramt. Auf 30. Juni wird Pfarrer Christoph Anderegg, der seine Pfarrstelle in Wildhaus zusammen mit Ehefrau Eva Anderegg inne hat, aus gesund heitlichen Gründen zurücktreten. So weit mög lich wird er aber weiterhin ab und zu einen Gottesdienst gestalten. ■ 8 AUSGABE 6–7/2015 Kochen und geniessen für Waisen Text: Matthias Bertschi | Foto: pd Das 2. Benefiz-Gala-Dinner der evang.-ref. Kirchgemeinde Rapperswil-Jona lockte über 120 Gäste an. Sie alle genossen ein einzig artiges Menü, zubereitet und serviert im Rahmen der Erlebnisprogramme von Jugend lichen der Oberstufe. Mit dem Erlös werden Waisenkinder in Tansania unterstützt. Die Gäste gingen stilgerecht über einen roten Teppich, als sie am Samstagabend zum 2. Bene fiz-Gala-Dinner ins Evangelische Kirchenzent rum Jona eintraten. Sogleich wurden sie von jungem Servicepersonal mit Getränken empfan gen. Während die Gäste noch nach ihren Plät zen suchten, Bekannte begrüssten und mitein ander schwatzten, lief die Crew in der Küche auf Hochtouren. Unter der Leitung von Frank Widmer und Diakon Matthias Bertschi zauber ten zehn Jugendliche Gang für Gang auf die Teller. Frank Widmer steht normalerweise als Chefkoch hinter dem Herd im «Park Hyatt». Während er das Apfel-Baumnuss-Chutney in zwei verschiedenen Töpfen rührte, sagte er: «Grössere Töpfe wären toll.» Auch die Küche ist eng für so viele Personen und so drängte sich einer am anderen vorbei. GUTER SERVICE Währenddessen servierte das junge Personal so professionell: Man sah ihm kaum an, dass es noch am Nachmittag einen Crashkurs machte, um die wichtigsten Handgriffe im Service zu verinnerlichen. Joel Brändle, der seine Lehre in einem renommierten Restaurant am Zürichsee absolviert, leitete die Jugendlichen an. Er er klärte unter anderem, wie man einen Tisch richtig eindeckt, zeigte, wie man Servietten fal tet und wie viel Wein oder Wasser man ein schenkt. ERLÖS GEHT AN WAISENKINDER Die 26 Jugendlichen der ersten und zweiten Oberstufe haben sich im Rahmen der Erlebnis programme Pfefferstern für diesen Anlass ange meldet und unterstützen mit ihrem Engage ment indirekt einen guten Zweck. Denn der Nettoerlös dieses Benefiz-Gala-Dinners geht an Waisenkinder in Tansania. Johannes Klemm von der Mission 21, einem evangelischen Mis sionswerk aus Basel, berichtete kurz vor dem Hauptgang über die Situation in Tansania. Dort würden über eine Million Waisen leben, meist sind deren Eltern an Aids gestorben. Die Kinder kämen zwar meist bei Verwandten oder Pasto ren unter. Aber oft fehle dann das Geld, um die sen Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Deshalb helfe «Mission 21» mit einem dezentral organisierten Waisenkinderprogramm, um die sen Kindern eine Schul- und Berufsausbildung zu ermöglichen. AUSSCHLIESSLICH LOB Nach der offiziellen Verabschiedung durch Mat thias Bertschi und Frank Widmer bedankten sich viele Gäste beim Ausgang persönlich bei den beiden für diesen gelungenen Abend und das gute Essen. Sie lobten auch den Einsatz der Jugendlichen in den höchsten Tönen. Und so überrascht es nicht, dass für 2016 ein weiteres Benefiz-Gala-Dinner in Planung ist. ■ Mit der neuen Fachstelle will die Hochschule auch im pädagogischen Sinne «Erinnerungskul tur» pflegen, wie Rektor Erwin Beck sagte. Während der Philosoph Otfried Höffe ein «Welt rechtserbe» aufzeigte, das hoffen lässt, verwies Ulrich Tilgner auf Fehler der Weltpolitik und das «Menschenrechtsdesaster im Orient». Auf die ernüchternde Diagnose muss die hel fende Therapie folgen. Fachstellenleiter Tho mas Metzger erinnerte an die Allgemeine Erklä rung der Menschenrechte 1948, an die Euro päische Menschenrechtskonvention und deren Spiegelung in der Bundesverfassung und im Lehrplan der Schweizer Schulen. Die Feier schloss im Hadwigschulhaus, wo der zeit die Ausstellung «Flüchtlinge im Hadwig» zu sehen ist. SchülerInnen erzählten, wie sie mehr über die nach dem Krieg hier einquartierten 1200 Flüchtlinge zu erfahren suchten. ■ Wechsel im Präsidium bei der CJA Text: pd | Foto: Adrian Keller Die Mitgliederversammlung der ChristlichJüdischen Arbeitsgemeinschaft St.Gallen / Ostschweiz vom 29. April wählte den Chef redaktor des St.Galler Kirchenboten, Pfarrer Andreas Schwendener, zum Präsidenten der Ostschweizer CJA. Sein Vorgänger Pierre Burgauer aus Rehetobel präsidierte den Vorstand während dreier Jahre. Die Verfolgung der Juden im Zweiten Weltkrieg, ein neuer Blick auf das Alte Testament und die Wertschätzung jüdischer Kultur in der Schweiz haben 1946 zur «Christlich-Jüdischen Arbeits gemeinschaft in der Schweiz» geführt. Neben der «Förderung des gegenseitigen Verständnis ses» bezweckt der Verein auch «die Bekämp fung jeglicher Form von Judenfeindschaft und religiöser Diskriminierung», wie es in den Ver einsstatuten heisst. Die 1974 gegründete St.Galler Sektion wurde vom ehemaligen Kirchenratspräsidenten Pfar rer Karl Graf angeregt und während 15 Jahren geleitet. Das Präsidium ging 1989 an den katho lischen Pfarrer Roland Strässle, 1997 an Pfarrer Thomas Scheibler, 2006 an Pfarrerin Beatrix Andreas Schwendener und Pierre Burgauer im frisch renovierten Saal der jüdischen Gemeinde St.Gallen. Jessberger und 2012 an Pierre Burgauer, Rehe tobel, den ersten Nichttheologen im Präsidium. Der von vielen jüdischen Gemeindegliedern mitgetragene Verein organisierte in den letzten 40 Jahren gegen 300 Veranstaltungen mit nam haften Referenten. Seit 2006 ist die St.Galler Sektion auf neuem Kurs, indem die Arbeitsge meinschaft vermehrt zu Exkursionen, Gesprä chen, Filmabenden oder Konzerten einlädt (sie he Seite 13, erste Spalte). Neu in den Vorstand wählte die Versammlung den christkatholischen Pfarrer Daniel Konrad und Marianne Blumenfeld. ■ Am 14. Juni stimmen Volk und Stände über die Revision des Verfassungsartikels 119 ab, der regelt, wie viele Embryonen ausserhalb des Mutterleibes erzeugt werden dürfen. Bisher waren es nicht mehr, «als der Mutter sofort eingepflanzt werden können». Zukünftig sollen es so viele sein, «als für die medizinisch unterstützte Fortpflanzung notwendig sind». Der Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche schliesst sich der Haltung des Schweize rischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) an und empfiehlt den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, diese Verfassungsrevision ab zulehnen. Der SEK begründet seine Haltung in einer kurzen Stellungnahme und einem länge ren Positionspapier (www.sek.ch). Dem Kirchenrat ist es sehr wohl bewusst, dass es für Frauen und Paare, denen sich auf natürli che Weise der Kinderwunsch nicht erfüllt, oft ein langer und schmerzhafter Weg ist, eine künstliche Befruchtung in Anspruch zu neh men. Allerdings befürchtet der Kirchenrat, dass durch die Verfassungsänderung die Interessen der Fortpflanzungs- und Biomedizin ein zu hohes Gewicht erhalten und der eigentliche Zweck, die Ermöglichung einer Schwanger schaft, in den Hintergrund gerät. Denn mit der Anpassung des Artikels besteht die Gefahr, dass die Bestimmung der Zahl der erzeugten Embryonen alleine der Fortpflanzungsmedizin überlassen ist. Welche Untersuchungen (Präim plantationsdiagnostik) an den Embryos vorge nommen werden dürfen und was mit überzähli gen geschieht, bliebe zudem auf Verfassungs stufe ungeklärt. Daher fordert der Kirchenrat – in Anlehnung an den SEK – dass mit einem Artikel die Würde des Embryos explizit unter den Schutz der Bundesverfassung gestellt wird. Dadurch wäre bereits auf Verfassungsstufe die Frage der Selektion von Embryonen geklärt. Darum empfiehlt der Kirchenrat, die Anpas sung des Verfassungsartikels 119 abzulehnen – in der Hoffnung, dass ungeborenes und gebo renes Leben noch besser geschützt ist. ■ Projekte für Zwingli-Preis gesucht Text: pd Bis zum 30. Juni 2015 läuft die Frist für die An meldung von Projekten, welche zur Erneuerung in reformierten Kirchgemeinden der Deutsch schweiz beitragen. Der Preis wird vom Schwei zerischen Protestantischen Volksbund (SPV) erstmals um den Reformationssonntag verge ben. Weitere Infos: www.spv-online.ch ■ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9 IN KÜRZE PANORAMA SCHWEIZ PANORAMA WELT IN KÜRZE Die Türkei und der Armenier-Genozid: «Schizophren und paradox» Text: Adrian Hartmann Der Schweizer Reformator Huldrych Zwingli (1484–1531) «Tumba» im Chor der Basler Predigerkirche Der Temple de l’Abeille in La Chaux-de-Fonds ZH: Feier zu Zwingli-Jahrhundertprojekt BS: Letzte Ruhe in der Kirche NE: Reformierte verkaufen Kirche In der Basler Predigerkirche, wo im 15. Jahrhundert der berühmte Totentanz die Friedhofsmauer zierte, kann man sich heute wieder beisetzen lassen. Die Kirche «Temple de l’Abeille» in La Chauxde-Fonds wird für 200 000 Franken an eine Kulturorganisation verkauft. Die Kirchgemeindeversammlung bewilligte den Verkauf des 1904 erstellten Gebäudes. Der Synodalrat der Neuenburger reformierten Kirche muss den Verkauf noch genehmigen. Text und Bild: ref.ch Die wissenschaftliche Herausgabe der Werke Zwinglis wurde 1905 begonnen und erst 2013 abgeschlossen. Der «Zwingliverein» feierte das Jahrhundertprojekt am 11. Mai in Zürich. Bereits 1828 habe man mit der Herausgabe der Werke der Reformatoren Melanchthon, Calvin und Zwingli im Rahmen eines «Corpus Reformatorum» begonnen, wie das Institut für schweizerische Reformationsgeschichte mitteilt. Doch die «einzige vollständige Ausgabe der Werke Zwinglis» habe erst deutlich später als die anderen Werke in Angriff genommen werden können: Der erste Band von Zwinglis sämtlichen Werken sei 1905 erschienen. 108 weitere Jahre habe es gedauert, bis die Edition zu ihrem Abschluss gelangte. ■ Sterbehilfe im Spital: Basler Reformierte sind gefordert Text: ref.ch Geht es nach dem Kantonsparlament, soll die Basler Regierung Sterbehilfe in öffentlichen Spitälern sowie Alters- und Pflegeheimen erlauben. Damit wäre Basel-Stadt der erste Deutschschweizer Kanton, der eine Regelung einführt, die für alle Institutionen verbindlich ist. Die Basler Kirchen mahnen zur Sorgfalt und setzen auf «Palliative Care». ■ Quest: Die vereinfachte Pfarrer-Ausbildung ist gefragt Text: ref.ch Im Herbst 2015 startet der erste Studiengang für den Quereinstieg ins Pfarramt (Quest). In vier Jahren kommt man auf diesem Weg zur Ordination. Die neue Pfarrerausbildung stösst auf Interesse: Rund 40 Personen aus allen möglichen Berufen haben sich angemeldet. Diese Leute tragen die Idee schon länger mit sich herum. Sie haben nun die Möglichkeit, es mit den gegebenen zeitlichen und finanziellen Ressourcen auch umzusetzen. ■ 10 AUSGABE 6–7/2015 Text und Foto: Karin Müller/kirchenbote-online.ch Der baselstädtische Friedhof «Hörnli» ist der grösste der Schweiz. Zehntausende liegen hier auf rund fünfzig Hektaren zur letzten Ruhe gebettet, unter ihnen Prominente wie der Theologe Karl Barth. Doch viele wünschen sich einen intimeren Ort für ihr Grab. Diesen bietet die Basler Predigerkirche. In der ehemaligen Klosterkirche der Dominikaner aus dem frühen 13. Jahrhundert kann man seine Asche im «Prediger-Gärtlein» entlang der Kirchenmauer beisetzen lassen oder in der «Tumba» aus Sandstein, dem früheren «Dominikus-Grab» im Chor der Kirche. Dies dürfte einmalig sein in der Schweiz. ANKNÜPFEN AN ALTE TRADITION Die Idee kam Pfarrer Michael Bangert, nachdem er erfahren hatte, dass es dank des liberalen Basler Bestattungswesens möglich ist, die Asche von Verstorbenen ohne Urne beizusetzen. Bangert will damit an die alte Bestattungstradition anknüpfen, die in der Predigerkirche bis ins Jahr 1805 Bestand hatte. Bei der Kirche «gemeinsam mit anderen Gotteskindern» begraben zu sein, sei ein altes christliches Motiv, erklärt der christkatholische Pfarrer. Er stelle in Gesprächen immer wieder Hilflosigkeit und Unbehagen fest. Viele lehnten die heute übliche Friedhofskultur ab. Das zeige auch die Nachfrage nach alternativen Bestattungsorten, etwa in der Natur. Manche bewahrten die Urnen mit der Asche von Angehörigen zu Hause auf, was Bangert nicht wirklich ideal findet. «Das Thema ‹Tod und Sterben› muss gerade von der christlichen Kirche angstfrei und spirituell neu akzentuiert werden», fordert er. Die Gräber stehen allen offen. Die erste Person, die in der «Tumba» die letzte Ruhe fand, war ein Reformierter. Angemeldet sind auch Konfessionslose. ■ Text: ref.ch | Foto: EREN/Laurent Borel Dies berichtet die Westschweizer Agentur «protestinfo» am 7. Mai. Nachdem die Kirchgemeindeversammlung im November 2014 eine Weiterführung der Kirche als «offene Kirche» abgelehnt hatte, blieb nur noch der Verkauf. Die private Kulturorganisation «Evaprod» bekam den Zuschlag. Sie funktioniert die Kirche zu einem Veranstaltungsort um, bietet unter anderem kulturelle Kurse an und produziert dort mehrere Shows pro Jahr. Der Verkauf der Kirche war nicht einfach, weil die Fassade unter Denkmalschutz steht. Evaprod habe zugesichert, so wenig wie möglich im Gebäude zu verändern. Es sollen Vorhänge, ein Soundsystem, eine Beleuchtung, eine Bühne und ein Buffet eingerichtet werden. ■ Korrigenda zur Nationalhymne Text: as In der türkischen Gesellschaft werde heute offen über den Genozid an den Armeniern gesprochen, sagte Professor Cengiz Aktar bei einem Vortrag in Zürich. Zwar sei dies gesetzlich weiterhin verboten, Verstösse würden aber nicht mehr geahndet. Von einer Anerkennung des Genozids sei die türkische Regierung jedoch «weit entfernt». Im Interesse einer «homogenen Türkei» wurden vor hundert Jahren die Christen beinahe ausgerottet. Über zwei Millionen wurden getötet. Während Jahrzehnten wurde der Genozid von 1915 totgeschwiegen. Mitte der 1980er-Jahre begannen Muslime und Kurden an diesem Bild zu kratzen. «Sie halfen mit, die Büchse der Pandora voller verschiedener Identitäten zu öffnen», sagte Cengiz Aktar in Zürich. Der türkische Journalist sprach auf Einladung von Christian Solidarity International (CSI) zur «türkischen Politik gegenüber religiösen Minderheiten im hundertsten Jahr des Genozids an den Armeniern». Er gehört zu den Initianten einer Online-Kampagne, die in der Türkei zur Anerkennung der «Grossen Katastrophe» und zur Entschuldigung bei den Armeniern aufrief. GENOZID ALLGEGENWÄRTIG … «Als ich Student war, war es unmöglich, auch nur ein einziges Buch über den Genozid zu finden», sagte Aktar. Heute drucke praktisch jeder Verlag Bücher zu diesem Thema, gerade unter Doktoranden stosse der Genozid auf grosses … FÜR DEN STAAT WEITERHIN EIN TABU Der Diskurs in der türkischen Zivilgesellschaft sei jedoch nur eine Seite der Medaille, betonte Aktar. «Der Genozid ist für den türkischen Staat weiterhin ein Tabu.» Aktar bezeichnete den Umgang der türkischen Regierung mit der Vergangenheit als «schizophren und paradox»: Auf der einen Seite wird die armenisch-katholische Kirche als juristische Person anerkannt, die Assyrer dürfen – zum ersten Mal seit 1928 – eine eigene Schule eröffnen und der damalige Premierminister Erdogan drückt den Nachkommen der Getöteten von 1915 sein Beileid aus. Doch zur gleichen Zeit bleibe etwa das griechisch-orthodoxe Halki-Priesterseminar geschlossen, nichtmuslimische Staatsbürger seien den muslimischen nicht gleichgestellt und das Wort «Genozid» bleibe verboten – Zuwiderhandlungen würden aber immerhin nicht mehr bestraft. ■ Mehr Infos: www.middle-east-minorities.com Die Rede im Video: https://youtu.be/WGUCHsna44s Kathedrale Notre-Dame, Paris, gebaut 1163 bis 1345 Frankreich will Religionsstätten besser schützen Text: ref.ch, sda | Foto: as Nach einem vereitelten Terroranschlag auf Kirchen will Frankreich religiöse Stätten besser schützen. Nach Regierungschef Manuel Valls waren Christen Ziel eines mutmasslichen Islamisten. Frankreich werde weiter alle Massnahmen ergreifen, um wichtige Orte wie Kirchen, Synagogen oder Moscheen zu schützen, sagte der Premierminister. Die historischen Stätten Frankreichs müssten weiter für die Öffentlichkeit und Besucher zugänglich bleiben. ■ Interreligiöse Initiative ruft UNO zum Verbot von Atomwaffen auf Text: apd «Atomwaffen sind mit den Werten unserer jeweiligen Glaubenstraditionen unvereinbar», sagten VertreterInnen von rund 50 christlichen, buddhistischen, muslimischen und jüdischen Organisationen am 1. Mai vor der UNO. Die vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) mitgetragene interreligiöse Erklärung richtet sich an die 191 Regierungen, die dem weltweit grössten Abrüstungsabkommen angehören. ■ Vergessene Opfer der NS-Militärjustiz Text: pd | Foto: Kirche in Not An die Opfer der NS-Militärjustiz erinnert der ehemalige deutsche Wehrmachtdeserteur und Friedensaktivist Ludwig Baumann in einer «Erklärung zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus». Insgesamt seien während des Zweiten Weltkrieges über 30 000 Deserteure zum Tod verurteilt und davon rund 23 000 hingerichtet worden. Mehr als 100 000 von der Auf Seite 10 im Mai-Kibo steht, dass Andreas Marti im Auftrag einer Kommission des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK «All you need is love» als neue Nationalhymne vorschlägt. Dieser Text erschien am 1. April auf ref.ch und war ein Aprilscherz. Der Redaktor des Kirchenboten war tatsächlich so naiv, sich über den ausserordentlichen Vorschlag zu wundern, zu freuen und ihn abzudrucken – gerade, weil der Kommissionspräsident Andreas Marti eher als strenger Hüter der traditionellen Kirchenmusik bekannt ist. ■ Interesse. Tabus von früher könne man heute offen ansprechen. So gebe es etwa ein Dutzend Publikationen über die «armenischen Grossmütter» – diese waren als junge Frauen aus ihren armenischen Familien gerissen, zwangsislamisiert und in muslimische Familien zwangsintegriert worden. Auch besännen sich immer mehr Nachkommen von Armeniern, die zum Islam konvertierten, um ihr Leben zu retten, auf ihre christlichen Wurzeln zurück. Ihre Zahl wird heute auf über eine Million geschätzt, zwangskonvertiert wurden 1915 etwa 300 000 Armenier. Wartebank beim Rotkreuz-Museum in Genf NS-Militärjustiz verurteilte Soldaten hätten KZ, Straflager und Strafbataillon nicht überlebt. Erst in seinem Grundsatzurteil vom 16. November 1995 habe der Bundesgerichtshof die Wehrmachtjustiz als eine «Blutjustiz» gebrandmarkt, «deren Richter sich wegen Rechtsbeugung in Tateinheit mit Kapitalverbrechen hätten verantworten müssen». Doch nicht einer der Wehrmachtrichter sei in der Bundesrepublik Deutschland jemals bestraft worden. Nach dem Krieg wären die Opfer der Militär justiz als Feiglinge, Kriminelle und Verräter beschimpft und bedroht worden. Als Vorbestrafte hätten sie keine Chance auf eine sichere Zukunft gehabt. «Viele sind gedemütigt und entwürdigt verstorben», beklagt Baumann. Erst im Mai 2002 wurden die Urteile wegen Desertion aufgehoben und erst im September 2009 die Urteile wegen Kriegsverrat. Das sei gegen den Widerstand der Bundeswehr geschehen. ■ Die «Stahlkirche» Sainte-Barbe in Crusnes F: Topmodel kauft sich eine Kirche Text: ref.ch | Foto: Wikimedia/LesMeloures Leonore Scherrer, französisches Model und Künstlerin, hat in Lothringen eine Art-DecoKirche gekauft. Die Stahlkirche Sainte-Barbe, einst Familienkapelle der Eisenerzmagnaten De Wendel im Dorf Crusnes, kam für 250 000 Euro unter den Hammer, wie französische Medien am 7. Mai berichteten. ■ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11 PALETTE Singen, Tanzen Meditieren WELLENREITEN SITZEN IN DER STILLE Donnerstag, 11./18. Juni und 2./9./23. Juli Spiritueller 5-Rhythmen-Tanz Ort: Offene Kirche St.Gallen Dienstags, 12–13.15 Uhr Schweigemeditation. Mitten im Alltag aus Anspannung und Stress heraustreten. Kollekte Ort: Offene Kirche St.Gallen PALETTE Kunst SCHWÄGALPGOTTESDIENSTE Jeweils 9.45 Uhr in der Kapelle auf der Schwägalp 7. Juni: Koni Bruderer, Heiden 14. Juni: Bernhard Rothen, Hundwil 21. Juni: Harald Greve, Schönengrund 28. Juni: Johannes Stäubli, Waldstatt 5. Juli: Dorothee Dettmers, Herisau 12. Juli: Käthi Meier-Schwob, St.Gallen 19. Juli: Andreas Schenk, Appenzell SINGEND BRÜCKEN BAUEN Montag, 15. Juni, 17.30–19 Uhr Wir singen im Kreis ein- und mehrstimmige Kraftlieder, Volkslieder, Chants und Mantras aus verschiedenen Kulturen und Kontinenten. St.Gallen, Rosenbergstrasse 42b, 2. Stock Kollekte, Info: Sabina Ruhstaller 071 260 20 40 | [email protected] www.sabinaruhstaller.ch JAHRESFESTE FEIERN: SOMMERSONNWENDE Samstag, 20. Juni, 19.30 Uhr Getanzt wird barfuss oder in Tanzschuhen. Offeriert werden Tee, Wasser und Über raschungen. Bitte etwas fürs Buffet mitbringen. Eintritt ± Fr. 25.– (Sozialtarif: Fr. 15.–) Ort: Offene Kirche St.Gallen Pilgern PILGERN AUF DEM JAKOBSWEG Von Konstanz nach Einsiedeln – von Johannes Hus zu Huldrych Zwingli Einkehr in Kapellen und Kirchen. Kurze Impulse aus der Bibel, aus den Schriften von Hus, Luther und Zwingli. Etwa die Hälfte des Weges gehen wir schweigend. Wanderzeit je vier Stunden. 27. August: Steg–Rüti ZH–(evtl. Rapperswil) 17. Sept.: Rapperswil–Einsiedeln Leitung: Walter Hehli, Wattwil, Autor des Buches «Man muss wie Pilger wandeln. Auf dem Jakobsweg vom Toggenburg bis ans Ende der Welt». Unkostenbeitrag: Fr. 5.– pro Strecke. Auskunft und Anmeldung: Walter Hehli, Tel. 071 988 12 14, E-Mail: [email protected] MEDITATION IN DER STILLE (ZAZEN) NACH VIA INTEGRALIS Mittwoch, 17. Juni, 1. Juli, jeweils 18–20.30 Uhr Regelmässiges Sitzen in der Stille (Zazen) ist ein persönlicher Erfahrungsweg und führt zu mehr Lebendigkeit. Mit Input und Schulung. Schnuppern erwünscht. Ort: Evangelische Kirche Riethüsli-Hofstetten, Gerhardtstrasse 11, St.Gallen Anmeldung und Auskunft: Werner Frei, Tagelswangen, Kontemplationslehrer [email protected], www.meditation-sg.ch HEILMEDITATION Mittwoch, 17. Juni, 14.30 Uhr Mit Hedda Schurig Ort: Offene Kirche St.Gallen Führungen www.stgaller-geschichten.org VON HEIDEN ZUM CHINDLISTEIN Sonntag, 7. Juni, nachmittags Alte Ritualplätze – mit den Theologen Walter Frei und Charlie Wenk. 14 Uhr Treff beim Schwimmbad Heiden. 3 bis 4 Std. unterwegs, möglicher Treff am Bahnhofplatz St.Gallen um 12.50 Uhr. Magdalena Graf vor einem ihrer Aquarelle MAGDALENA GRAF STELLT AUS Magdalena Graf, St.Gallen, stellt zurzeit im Offenen Haus an der Greithstrasse 8, St.Gallen, Aquarelle aus. Mit ihren Blumenmotiven, Landschaften und Stillleben will sie den Menschen, die ein- und ausgehen, Freude bereiten. Sie hat auch mehrmals im Kirchenboten illustriert. Dauer: bis Ende Oktober Die Ausstellung kann jeweils am Mittwoch-, Donnerstag- und Freitagmorgen von 10–12 Uhr besucht werden. Über Tel. 071 245 21 90 oder bei Frau Graf direkt können andere Möglich keiten erfragt werden, Tel. 071 245 77 90 STADTPILGERN ST.GALLEN Samstag, 20. Juni, 9.30–18 Uhr, Start Kirche Laurenzen Lunch mitnehmen, gute Schuhe, wir gehen bei jedem Wetter. Kosten Fr. 50.– Auskunft und Anmeldung: Regina Pauli, Pilgerbegleiterin EJW, Tel. Nr. 071 460 29 67, [email protected] / www.lebenwirken.ch 12.15–12.45 Uhr 10. Juni: Ein Geschenk nach Liverpool mit Klavier, Violinen, Viola, Violoncello 17. Juni: Im Dialog, Violine und Violoncello 24. Juni: Ludwig van Beethoven, Sonate für Klavier und Violoncello A-Dur, op. 69 1. Juli: Meine Seele hört im Sehen, Gesang, Orgel DAS ALTE KATHARINENKLOSTER Mittwoch, 10 Juni, 14.30–16 Uhr Vom Hof der Feldnonnen und Beginen zu den vier Jahrhunderten St.Galler Frauengemeinschaft und Dominikus-Spiritualität im Zeichen der heiligen Katharina von Alexandrien. Treffpunkt: Eingang St.Katharinen 12 AUSGABE 6–7/2015 Dienstag, 16. Juni, 18–19.30 Uhr Stadtwanderung mit den Theologen Walter Frei und Charlie Wenk. Treff beim Turm der Kirche St.Laurenzen. Stadtwanderung. Szene aus «An der Schwelle zum Himmel» RUNDGANG IN KONSTANZ «AN DER SCHWELLE ZUM HIMMEL» Sonntag, 21. Juni, 14.15–16.15 Uhr Mit dem Theologen Walter Frei auf den Spuren von Minnesängern, Glockengiessern, Malern u.a. Start: Ausgang Schweizerbahnhof Konstanz. Möglicher Treff in St.Gallen 12.45 Uhr in der Bahnhof-Schalterhalle (Abfahrt 13.04 Uhr) Montag, 29. Juni, 19–20 Uhr Ort: Kirche St.Laurenzen, St.Gallen Das polnische Theaterensemble Logos aus Lódz besteht aus 9 Schauspielern, 2 Technikern und dem Priester Waldemar Sondka, dem Gründer und seit 28 Jahren Leiter des Teatr LOGOS. Die Inspiration zur Entstehung dieses Stücks war das Buch «Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen» (2005) von Mitch Albom. Sprache: Deutsch und Französisch. Kollekte für das 19. Christliche Kulturfestival Lódz im November 2015. AN DER SITTER VON HAGGEN BIS STOCKEN Samstag, 27. Juni, 14 Uhr, Schlössli Haggen Kulturgeschichtliche Nachmittagswanderung mit dem Theologen Walter Frei. 2½ Std. in geschichtsträchtiger Hügel- und Tobellandschaft. EGLISE FRANÇAISE Cultes du dimanche à 10 h à l’église de St-Mangen, sauf le premier dimanche du mois. Cultes du soir mensuels à Rorschach, Rapperswil et Glaris. Renseignements auprès de Simone Brandt, pasteur, tél. 071 277 08 56 ou www.eglisefrsg.ch Eine Welt MITTWOCH-MITTAGS-KONZERTE KIRCHE ST.LAURENZEN IN ST.GALLEN WIE DER KAFFEE NACH ST.GALLEN KAM Pilgern entlang dem Thema Wasser, Gallusplatz St.Gallen Gottesdienste GO2BE Sonntag, 14. Juni, 18.30–19.30 Uhr Im Zentrum steht das Lob Gottes mit modernen, populären Liedern, Gebeten, Gottes Wort und der kreativen Bearbeitung des Gottesdienstthemas mit Theater oder Kurzfilm. Ort: Evang. Kirche Buchs, Kirchgasse 1 Veranstalter: Kirchgemeinde Buchs PUNKT-8–GOTTESDIENST Freitag, 26. Juni, 20 Uhr Zeitgemässe Gottesdienstkultur (moderne Musik, Theater, Film …) für alle, welche sich mit den bisherigen Gottesdienstformen nicht anfreunden konnten. Dabei wird eine für alle verständliche Sprache und Form eingesetzt. Ort: Evang. KGH Altstätten, Heidenerstrasse 7 Veranstalter: Kirchgemeinde Altstätten Beratung EVANGELISCH-REFORMIERTE PAARUND FAMILIENBERATUNG ST.GALLEN Oberer Graben 31, St.Gallen Pfr. Menges Achim, Psychotherapeut ASP, Tel. 071 220 88 00 Imper Andrea, Psychologin FSP, Tel. 071 220 88 02 EVANGELISCHE FRAUENHILFE Beratungsstelle für Frauen Oberer Graben 42, 9000 St.Gallen Tel. 071 220 81 80, Fax 071 220 81 84 FLUCHTWEGE – AUF DEN SPUREN VON FLÜCHTLINGEN UND HELFERN 21. Juni, 14 Uhr in Hohenems Hohenems ist im Jahr 1938 ein mögliches Tor in die Freiheit für jüdische Flüchtlinge. Viele versuchen hier den Gräueln des Nationalsozialismus zu entkommen. Wir folgen ihren Spuren. An ausgesuchten Stationen kommen Flüchtlinge in Audio-Interviews zu Wort – sie erzählen von ihrer ganz persönlichen Fluchtgeschichte. Wir hören auch Schilderungen von Fluchthelfern. Der Weg führt bis in die Schweiz. Bei sehr schlechter Witterung bietet sich mit dem Film «Fluchtwege» und der aktuellen Ausstellung «Endstation Sehnsucht» ein Alternativprogramm an. Treffpunkt: 13.15 Uhr bei der Post St.Gallen Neudorf zum Mitfahren oder um 14 Uhr beim Jüdischen Museum in Hohenems. Veranstalter: Christ.-jüd. Arbeitsgemeinschaft St.Gallen, Anmeldung: Tel. 071 244 34 64 Junge Erwachsene TIPP DES MONATS BLAUES KREUZ SG-APPENZELL Fachstelle Alkoholberatung Kugelgasse 3, Postfach 28, 9004 St.Gallen, Tel. 071 231 00 31 [email protected] www.blaueskreuz-sg-app.ch Gespräche nach Vereinbarung BÜRGSCHAFTEN UND DARLEHEN Für Familien und Alleinerziehende, Landwirte und Selbstständige. Gesuche sind zu richten an: Evang. Bürgschafts- und Darlehensgenossenschaft des Kantons St.Gallen, c/o Bonfida Treuhand AG, Davidstrasse 38, CH-9001 St.Gallen Tel. 071 226 91 91, [email protected] www.ebdg-sg.ch PERSÖNLICHKEITSSCHUTZ Fühlen Sie sich im Rahmen des kirchlichen Lebens diskriminiert oder in Ihrer Integrität verletzt, seelisch oder körperlich ausgenutzt, sexuell bedrängt, gemobbt oder belastet Sie ein Abhängigkeitsverhältnis? – Die Kirche bietet Ihnen die Möglichkeit, sich von einer neu tralen Fachperson kostenlos beraten zu lassen. www.ref-sg.ch/persoenlichkeitsschutz ST.GALLER STADTGEBET DIE DARGEBOTENE HAND Telefonseelsorge, Telefon 143, www.143.ch Donnerstag, 11. Juni: Einsingen 19.15 Uhr, Beginn 19.30 Uhr Ort: Kathedrale St.Gallen, Chorraum (vorne) TELEFON 147 – HELP-O-FON Nottelefon für Kinder und Jugendliche Die Staff-Band des Christlichen Musikverbandes Christliche Musiktage 2015 und «cantars»-Schlusspunkt «Oh Happy Day» Vom 6. bis 7. Juni 2015 feiern 1100 Musiker die Christlichen Musiktage und den Schlusspunkt von «cantars». 80 Konzerte auf 8 Bühnen versprechen einen musikalischen Ohrenschmaus. Hier die Anlässe von «cantars»: SAMSTAG, 6. JUNI 2015 11 Uhr: Feierlicher Auftakt (Olma-Areal Arena 8.0) mit CMVS-Vereinen, Chören, VIPs … 12 Uhr: Brass Band «The Tubes» 13 Uhr: Brass Band Blaukreuzmusik Herisau 14 Uhr: Mundart Worship: Toby Meyer & Band 15 Uhr: FEG Brass Band Sulgen 16 Uhr: Züri Oberland Brass Band 17 Uhr: Gossau Gospel Choir 18 Uh: Stego – der tiefgreifende Rap, U. Tanner 19 Uhr: Nordisch, Milya-Rahel Studer & Band 20 Uhr: Stadtkirche St.Laurenzen, Jugend-Sinfonieorchester der Neuapostolischen Kirche 21 Uhr: Stadtkirche St.Laurenzen; «Bachkantaten in Vorarlberg», J. S. Bach (1685-1750): «Es ist ein trotzig’ und verzagt’ Ding», BWV 176 I «Die Elenden sollen essen», BWV 75 23 Uhr: Olma-Areal Halle 5.0, Andreas Haus ammann Trio, Klassische Kirchenlieder SONNTAG, 7. JUNI 2015 SCHLUSSPUNKT: Eingeladen zum Fest des Glaubens (kein Eintritt) «cantars» feiert den Abschluss zusammen mit den Christlichen Musiktagen 2015. Damit alle Platz haben, wird in der grössten Olma-Halle mit 3900 Plätzen gefeiert. 10 Uhr: Hallenöffnung, Eintreffen, Ansingprobe 11 Uhr: Ökumenischer Festgottesdienst, Dialogpredigt zwischen Abt Urban Federer OSB und Kirchenratspräsident Martin Schmidt 12.30 Uhr: Verpflegungsmöglichkeiten vor Ort, Platzkonzerte verschiedener Formationen Ab 14 Uhr: Familienkonzerte mit Liedermacher Christof Fankhauser, 16 Uhr: Ende Eintritte ins Olma-Areal als Tagesticket oder «cantars»-Tagespass. Einzeltickets für Abend konzerte und Konzerte in St.Laurenzen. Weitere Konzerte siehe: www.cantars.org www.christliche-musiktage.ch WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13 FORUM DER LESERSCHAFT Wir vermissten das Bilderverbot Rolf Spalinger, ein überaus sorgfältiger Leser des Kirchenboten, fragt in einem Brief an die Redaktion, ob ihr in der letzten Nummer nicht ein «Fehler» unterlaufen sei: Unter dem Titel «Kernsätze» wurden auf Seite 5 die Zehn Gebote abgedruckt. Herr Spalinger vermisst hier das Bilderverbot. Die Redaktion bat Frank Jehle, den ehemaligen Universitätspfarrer in St.Gallen, um eine vertiefende Erklärung. Was sagen wir heute dazu? Lesen wir das biblische Bilderverbot nach 2. Mose in der heutigen Zürcher Bibel: «Du sollst dir kein Gottesbild machen noch irgendein Abbild von etwas, was oben im Himmel, was unten auf der Erde oder was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich nicht niederwerfen vor ihnen und ihnen nicht dienen.» Die meisten Ausleger sind der Meinung, dass es hier um Kultbilder geht – Bilder von Osiris, Isis, Baal oder Marduk –, wie sie bei den Nachbarvölkern des alten Israels üblich waren. Herr Spalinger hat Recht! Der im Kirchenboten abgedruckte Text ist eine verkürzte Version und steht so in Martin Luthers Kleinem Katechismus. Als guter Pädagoge wollte Luther die Kinder nur ein paar kurze Sätze auswendig lernen lassen und nicht den komplexen Volltext von 2. Mose 20, 2–17 oder 5. Mose 5, 6–21. Und zusätzlich war er offenbar der Meinung, dass das Bilderverbot seit der Menschwerdung Gottes in Jesus von Nazareth nicht mehr gelte. Luther stimmte an diesem Punkt mit der römisch-katholischen und den orthodoxen Kirchen überein. Das Alte Testament ist nicht grundsätzlich gegen Malerei und Plastik. Man beachte, wie prächtig der Tempel in Jerusalem ausgeschmückt war (vgl. 1. Könige 6)! Das Bilderverbot möchte aber einschärfen, dass Gott, «der im unzugänglichen Licht wohnt [und] den kein Mensch je gesehen hat noch zu sehen vermag» (1. Tim. 6, 16), nicht verdinglicht werden kann und darf. Gemalte, geschnitzte oder gegossene Gottesbilder sind problematisch, weil Gott grös ser und anders als auch das beste Bild ist. Man darf nicht meinen, man habe ihn «begriffen». BILDERVERBOT BEI DEN REFORMIERTEN Im reformierten Raum (in der Schweiz, in Frankreich, den Niederlanden, Schottland, Ungarn usw.) war man in dieser Hinsicht seit jeher strenger. Man vergleiche den Genfer Katechismus Johannes Calvins von 1542 oder den Heidelberger Katechismus von 1563. In beiden bei den Reformierten überaus wichtigen und einflussreichen Lehrschriften werden die Zehn Gebote nach 2. Mose 20 ungekürzt zitiert. Damit hängt zusammen, dass man bei den Reformierten während Jahrhunderten Kirchen ohne Bilder baute. – Im Zusammenhang mit Bibel ausgaben sah man es aber anders: Bereits die Zürcher Bibel von 1531 ist mit Holzschnitten nach Entwürfen Hans Holbeins geschmückt. Auch farbige Kirchenfenster liess man gelten. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn der Kirchenbote eine ungekürzte Version der Zehn Gebote abgedruckt hätte. Allerdings hätte man dann berücksichtigen müssen, dass der Wortlaut der Gebote in 2. Mose 20 und in 5. Mose 5 von einander abweicht, besonders auffällig in der Begründung des Sabbatgebots. Auch die Nummerierung der Gebote ist nicht in allen Traditionen übereinstimmend. Juden, Katholiken, Lutheraner und Reformierte zählen anders. Solche Unterschiede (wie auch diejenigen zwischen den vier Evangelien im Neuen Testament) können uns klar machen, dass ein reiner Buchstabenglaube nicht zielführend ist. Die Bibel erspart uns das Nachdenken nicht. Es genügt nicht, dass man sagt, «Es steht geschrieben», und sich dann bequem zurücklehnt. ■ Zur ökumenische Kampagne Kirchenbote 3/2015 Eigentlich habe ich mich noch nie damit befasst, aber diesmal wurde ich auf den Fastenkalender 2015 aufmerksam. Ich muss sagen, ich war berührt, wie die Kirche sich für den Umweltschutz und Menschen, die durch den Klimawandel betroffen sind, einsetzt. Ebenso gibt sie Tipps, wie es uns besser gehen könnte. Worum es geht? Fleisch und andere Tierprodukte haben die schlechteste Klimabilanz. Im Sekundentakt wird Regenwald gerodet und angezündet, um Tierfutter anzubauen. Wälder schützen den Boden vor Sonne, Regen und Wind. Wenn Bäume fehlen, können Wüsten entstehen. SAMMELN SIE POSITIVE GEDANKEN! Eine ganz tolle Idee finde ich folgende: Da in den Medien viel mehr über Schlechtes als über Gutes berichtet wird, sollte man sich in einem Heft positive Meldungen und schöne Bilder einkleben. Wenn Sie das Bedürfnis haben, können Sie das Heft nehmen und sich darüber freuen. Da gibt es weiter im Fastenkalender sogar eine vorgedruckte Karte, die an die Bundesrätin Doris Leuthard adressiert ist, damit St. Doris, wie sie genannt wird, konkret etwas gegen den Klimawandel tut. Man verlangt die Umstellung auf erneuerbare Energien, was sogar möglich wäre! Auch wird berichtet, wie Kleinbauern in Brasi lien ihre Ernte steigern können. Ein Bauer hat einen Teich angelegt, um auch genügend Wasser zu haben, wenn es nicht regnet, und er ist auf Hirse umgestiegen, weil diese die Hitze besser verträgt als Mais. Ich finde sogar Rezepte in diesem Kalender, wie man Hülsenfrüchte einmacht. Hier steht auch, dass Hülsenfrüchte teilweise mehr Eiweiss haben als Fleisch. Also kann man auch als Vegetarier genügend Eiweiss einnehmen! Sogar über Agrar-Barone in Brasilien, die Kleinbauern enteignen, wird berichtet. Häufig sogar mit Gewalt. Die Grossgrundbesitzer verseuchen mit den Chemikalien der Soja-Plantagen das Trinkwasser. Arbeitsplätze bieten sie kaum, da riesige Maschinen die Arbeit machen. Während Moses die 10 Gebote empfängt, tanzt das Volk um das goldene Kalb. Gemälde von Nicolas Poussin, um 1650. 14 AUSGABE 6–7/2015 Zum Schluss ein Rezept für mehr Liebe statt Hass: Auch in gemütlicher Runde sitzt der Hass bisweilen mit am Tisch. Denn Hass beginnt bereits da, wo das Tierfutter der einen die Lebensgrundlage der anderen zerstört. Wo der Mastochse der Reichen das Gemüse der Armen frisst, wo das Fleisch auf meinem Teller für leere Teller anderer sorgt. ■ Bernadette Gerber, Amden NACHGEFRAGT MONATSPORTRÄT Vier Fragen an Regina Pauli FREUNDSCHAFT IST … … wohltuend, verbindend und verbindlich. Es ist eine kostbare Bindung/Beziehung, die auch sehr verletzlich ist. In einer Freundschaft kann ich ganz mich selber sein und mein Gegenüber auch. Sie baut auf Vertrauen und dadurch lässt es sich darin – wie in einem Ohrensessel – ent spannt zurücklehnen. GLAUBE IST … … die Grundsubstanz für das Leben. Gelingt es, Glauben im Alltag zu leben, d.h. Gott ist an mei ner Seite, bin ich überzeugt: we can make a dif ference, wie es Columban, ein Christ im 6. Jahr hundert, gesagt hat. Regina Pauli: Mit allem, was sie tut und anbietet, will sie Gott begegnen und Raum für Glaubenserfahrungen schaffen. «Unterwegs sein mit …» Text und Foto: Fabienne Beer, Zuzwil … Regina Pauli. Wer sich mit ihr auf den Weg macht, geht auch innerlich seinen Weg. Und vielleicht ist Gott mit von der Partie. In zwei Sätzen lässt sich das Leben von Regina Pauli nicht zusammenfassen. Auf ihrem Lebenslauf finden sich die unterschiedlichsten Berufe wieder. Prädikantin (Laienpredigerin), Pilgerbegleiterin, Erwachsenenbildnerin oder Coach sind da unter anderem aufgelistet. Eine Frau also mit den unterschiedlichsten Interes sen. Und dennoch gibt es einen roten Faden, der sich durch ihr Leben zieht. Mit allem, was sie tut und anbietet, will sie Gott begegnen und Raum für Glaubenserfahrungen schaffen. AUF DEM PILGERWEG Pilgern zum Beispiel ist eine Möglichkeit, um Gott nahe zu sein. Seit gut zehn Jahren wandert Pauli auf dem Jakobsweg. Da ist sie mit sich und mit Gott in Einfachheit unterwegs. «Bevor ich abreise, bin ich innerlich schon am Pilgern. Und wenn ich dann endlich auf der Strecke bin, ist es jedes Mal wie ein Höhenflug», erzählt sie mit leuchtenden Augen. Das Pilgern ist Gehen mit einem spirituellen Aspekt. Unterwegs sein, offen sein für alles, was einem auf dem Weg begegnet, ist am wichtigsten für Pauli. Deshalb macht sie sich im Voraus auch keine Vorstellun gen über ihre Etappen. «Ich hatte den Drang zu gehen, ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben.» Auf die Frage, wie sie auf das Pilgern gekom men ist, muss sie etwas überlegen. «Das hat sich einfach ergeben. Ich hatte den Drang zu gehen, ohne ein klares Ziel vor Augen zu ha ben.» Und da der Jakobsweg quasi vor der Haustür durchführt, bot er sich als ideale Wegstrecke an. Am Anfang ging Regina Pauli mit ihrem Vater. Später lief sie alleine und heute nach 830 Kilometern ist sie bereits in Frankreich angekommen. Im November will sie das nächste Mal in Le Puy en Vélay starten und sehen, wo sie der Weg hinführt. EINSTIEG FÜR NEU-PILGER Die meisten wagen es beim ersten Mal nicht, auf eine längere Pilgertour zu gehen. Zu gross ist die Angst vor dem Scheitern. Pauli hat für die sen Fall die richtigen Angebote zusammenge stellt. «Mit meinen Wegstrecken biete ich Inte ressierten die Möglichkeit, einen oder zwei Tage in die Welt des Pilgerns einzutauchen», erklärt Pauli. Meist reicht diese Erfahrung aus, um sich für oder gegen eine längere Pilgerstrecke zu ent scheiden. Viele Neu-Pilger waren über die An dersartigkeit des Gehens überrascht. Ein Pilger ist meist automatisch achtsamer, fokussierter und nimmt die Umgebung und das eigene inne re Geschehen anders als gewohnt wahr. «Genau darum geht es», ist Regina Pauli überzeugt. Und dann können sich Gottesbegegnungen ereignen. ANMELDEN UND AUSPROBIEREN Wer sich von Regina Paulis Begeisterung anstecken lassen will, kann mit ihr auf einen Probe-Weg gehen. Haben Sie andere Vorlieben als das Pilgern? Kein Problem. Schreiben Sie sich für ein Angebot im Bereich Kreativität, Spi ritualität oder Natur Pur ein. Alle Angebote ha ben dasselbe Ziel. «Ich will die Menschen moti vieren, ihren eigenen Weg zu erweitern, sodass sie Neuentdeckungen in ihrem Leben machen und ihren Glauben finden können.» Dieses Statement spricht für sich und aus Erfah rung weiss Pauli, dass es funktioniert. ■ GOTT ZEIGT SICH … … immer wieder anders. Manchmal deutlich und dann wieder ganz überraschend in kleinen Dingen oder Gesten. Und es gibt Zeiten, da muss ich ihn suchen und manchmal meinen Weg gehen, einfach nur im Wissen, dass er um mich ist. SPIRITUALITÄT IST … … ein Modewort der heutigen Zeit und braucht eine Definition. Persönlich rede ich immer von christlicher Spiritualität und meine damit, dass alles im Leben von Gottes Wirklichkeit erfüllt ist. Wir können die Gotteserfahrung nicht machen, aber bei uns Raum dafür bereiten. ■ Regina Paulis Segensgebet Umfasse mich Gott Bewahre Hoffnung in mir Halte Verzweiflung fern Umfange mich Gott Bewahre Frieden in mir Beschirme mich vor Aufruhr Umkreise mich Gott bewahre Stärke in mir Lass Schwäche fern Alter irischer Segen, David Adam Regina Pauli – kreativ, spirituell, lösungsorientiert Regina Pauli arbeitet hauptsächlich freiberuf lich als Erwachsenenbildnerin, Laienpredige rin/Prädikantin, Pilgerbegleiterin. In kreativen Prozessen leitet sie Menschen an, ihren eigenen persönlichen Glauben zu entfal ten oder ihm neu Farbe zu verleihen. Sie hat sich unter anderem mit der keltisch christlichen Spiritualität befasst und lässt in diesen Kursen die Teilnehmer an diese Wurzeln anknüpfen. Als Coach berät sie zudem Menschen in ver schiedenen Lebenssituationen und hilft ihnen, einen Schritt weiterzukommen. Weitere Informationen zu Angeboten von Regina Pauli unter: www.lebenwirken.ch Siehe auch Seite 12: Stadtpilgern St.Gallen WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 15 BIBLISCHE NAMEN Jonathan, der Freund und Förderer Davids Text: as | Bild: Rembrandt (1606–1669) Jonathan heisst übersetzt «Gottesgabe», «Geschenk Gottes». Der Erstgeborene von Saul, dem ersten König Israels, trägt diesen Namen. Jonathan hätte Nachfolger seines Vaters werden sollen. Aber er sieht die Tragik seines Vaters und die Qualitäten des Neueinsteigers David, seines besten Freundes, der das Königtum von Saul beerben wird. Es ist die Zeit um 1000 vor Christus, als die Stämme Israels in steter Feindschaft mit den Philistern sich einen König wünschen und auch erhalten. Beschrieben ist das im 1. Buch Sa muel, das benannt ist nach dem Propheten, der die Fäden in Sachen Königtum in Händen hält. David muss sich von Jonathan verabschieden. seiner Truppe rettet ihn. Saul verspielt sich durch eine humane Geste auch die Unterstüt zung des Propheten Samuel, der insgeheim David, den Besieger Goliaths, zum neuen König salbt. Ein anderer Text spricht von Volkswahl. Zwischen Jonathan und David, der am Hof Sauls Aufnahme findet, entwickelt sich eine tie fe Freundschaft. «Jonathan liebt David wie sein eigenes Leben» und gibt ihm seine Waffenrüs tung. Nun spürte Saul, dass Gottes Segen mit David ist. Er versucht ihn umzubringen: durch einen unmöglichen Brautpreis (100 Vorhäute) für seine Tochter Michal, dann mit seinem Speerwurf und zuletzt durch eine Verschwö rung. Jonathan warnt ihn und hält zu David. Saul ist, wie auch sein Sohn Jonathan, ein gut bewaffneter Krieger und Kämpfer. Bald aber ist Jonathan erfolgreicher und er besiegt eine Überzahl von Philistern, über die ein «Gottes schrecken» kommt. Wie sich Jonathan unwis send gegen ein Fastengelübde Sauls hin wegsetzt, sollte er sterben. Nur das Eintreten Doch Jonathan hält auch zu seinem Vater und fällt mit ihm in einer Schlacht gegen die Philis ter. Wie David davon hört, bekennt er tief be trübt in seinem Klagelied: «Mein Bruder Jona than, du warst mir so lieb, wunderbarer war dei ne Liebe für mich als die Liebe von Frauen.» ■ JONATHAN LIEBERHERR, GANTERSCHWIL Als Kind hat mir mein Name nicht gefallen, ich meinte, dass er für andere fremdartig wirkte. Nach meiner landwirtschaftlichen Ausbildung gab ich Kurse in Flawil. Dort hatte ich teils den Übernamen «Boskoop» – denn Jonathan ist ja auch eine Apfelsorte. Erst als ich gläubig geworden war, entdeckte ich die Schönheit meines Namens, der «Ge schenk Gottes» heisst. Seitdem ich in Beziehung mit meinem Vater im Himmel leben darf, werde ich täglich von ihm beschenkt. Ich spüre seinen reichen Segen auf Hof und Familie. ■ JONATHAN SCHAFFNER, ST. PETERZELL Meine Eltern achteten darauf, dass alle fünf Kinder biblische Namen bekamen. Mir gaben sie den Namen Jonathan, was «Geschenk Got tes» heisst. Als Pianist bringe ich diese Bedeu tung in Beziehung mit meiner musikalischen Begabung, meinen Talenten. Ich bin damit be schenkt worden und will davon auch etwas weitergeben. Talente sollen wir ja vermehren, fruchtbar machen für andere. Der biblische Jonathan war mit David befreun det. So bedeutet auch mir die Bekanntschaft mit dem Pianisten David Plüss viel. ■ Ich heisse Jonathan JONATHAN WALT, REBSTEIN Mein Name ist andernorts bekannter als bei uns, wie ich bei einem USA-Aufenthalt festge stellt habe. Mir hat der Name immer gefallen, aber durch seine drei Silben verleitet er zu Ab kürzungen. In der Sek nannte man mich Jonny. Das habe ich halbherzig akzeptiert. Jetzt bin ich wieder ganz Jonathan. Auch die Bedeutung des Namens freut mich – obwohl ja alle Men schen als «Geschenk Gottes» auf die Welt kom men – so alle meine Töchter. Beim biblischen Jonathan beeindruckt mich die Freundschaft zu David, der eigentlich sein Konkurrent war. ■ Nachrichten aus Ihrer Kirchgemeinde im Mittelbund. Adressänderungen bitte an Ihre Kirchgemeinde melden. Zum Titelbild Freundschaft unter Jugendlichen. Da ist Vertrautheit. Die Jugendlichen hören ihre Musik – ihre Verständigung. Die gemeinsame Zeit schafft geteilte Vergangenheit. Foto: as, Genf im Jahr 2004. 16 AUSGABE 6–7/2015 Impressum Herausgegeben im Auftrag der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen. www.kirchenbote-sg.ch Nächste Nummer Faszination Buddhismus Erscheint am 17. Juli 2015 Redaktionsschluss: 26. Juni Redaktion Pfr. Andreas Schwendener (as) Rehweidstrasse 2 9010 St. Gallen Tel. 071 244 34 64 [email protected] Lokalredaktion Reto Neurauter (nr), Grabs Katharina Meier (meka), Lütisburg Station Claudia Schmid (cis), St. Gallen 6-7 1 5 Druck galledia ag 9442 Berneck, www.galledia.ch Altpapieranteil: mind. 50 %, Auflage: 71 000 Gestaltungskonzept Tomcat AG 9014 St.Gallen www.tomcat.ch Abonnementspreis 11 Ausgaben: Fr. 13.– (wird von den Kirchgemeinden bezahlt)
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