Tipps für den Umgang mit sehbehinderten und blinden Gästen

Tipps für den Umgang mit sehbehinderten und
blinden Gästen
1. Wie erkenne ich, dass mein Gast Sehbehindert oder Blind ist?
Hochgradig sehbehinderte und blinde Menschen sind zumeist an der gelben Armbinde
und/oder am weißen Stock oder an einer Ansteckplakette zu erkennen. Blindenführhunde
tragen ein weißes Geschirr mit Führbügel. Die Armbinde ist gelb mit drei schwarzen
Punkten (altes Modell), es gibt aber auch eine neue Version – diese trägt ein Piktogramm
eines blinden Menschen und ist aus einem besonderen neongelben Material hergestellt.
2. Wie führe ich einen sehbehinderten/blinden Gast?
Wenn ihr Gast weder von einer Begleitperson noch von Blindenführhund geführt wird, so
bieten Sie ihre Hilfe an. Die sicherste Art einen blindenMenschen zu führen ist, wenn er
die Hand an ihre Schulter oder an ihren Oberarm legt und Sie einen Schritt voraus gehen.
So spürt er ihre Bewegung und kann ihnen folgen. Fragen Sie ihren Gast einfach, wie es
ihm am liebsten ist und vergessen Sie nicht, auf Hindernisse und Gehrichtung rechtzeitig
hinzuweisen, also wenn es auf einer Treppe hinauf oder hinunter geht, Schwellen zu
überwinden sind, wenn es nach links oder rechts geht oder sonstige Hindernisse (etwa
Tisch, Sessel) im Weg stehen. Wenn ihr Gast mit einem Blindenführhund unterwegs ist,
reicht es wenn Sie vorausgehen – der Hund wird ihnen folgen. Bitte streicheln Sie den
Hund nicht, wenn er den Bügel trägt und im Führgeschirr ist, da er im Dienst nicht
abgelenkt werden darf. Wenn Sie beim Tisch angekommen sind legen Sie die Hand ihres
Gastes an die Stuhllehne um ihn den Sitzplatz anzuzeigen und sagen Sie ihm „vor ihnen /
links von Ihnen/rechts von Ihnen ist ein freier Platz.“ Bitte erklären Sie möglichst präzise,
da es für einen sehbehinderten oder blinden Menschen nicht ausreicht, eine Erklärung wie
„da/dort ist ein freier Platz… “ zusagen.
3. Wie spreche ich einen sehbehinderten oder blinden Gast an?
Bitte sprechen Sie ihren gast immer selbst an und fragen Sie bitte nicht die Begleitperson,
was der sehbehinderte oder blinde Gast möchte.
1
Bei Tisch
Bitte achten Sie darauf, dass sich keine Blumenvase, Gestecke, Kerzen oder ähnliche
Hindernisse auf dem Tisch befinden. Wenn ja, weisen Sie ihren gast darauf hin und
entfernen sie diese, wenn er dies wünscht. Weisen Sie Ihren Gast auch auf die Position
des Bestecks, auf Gewürzständer ect. hin. Speisekarte/Bestellung Wenn eine sehende
Begleitperson dabei ist, so wird Sie die Speisekarte dem Gast vorlesen. Lassen Sie daher
Ihren Gästen in diesem Fall etwas mehr Zeit als üblich. Sollte keine Begleitung dabei sein,
so informieren Sie Ihren Gast selbst von dem Angebot. Für sehbehinderte Gäste ist eine
spezielle Karte IN Großdruck eine besondere Hilfe. Für blinde Gäste wäre eine Karte in
Punktschrift ein besonderer Service.
4. Wie serviere ich Speisen und Getränke?
Sprechen Sie Ihren Gast direkt an und stellen Sie die Speisen/Getränke ein. Sagen Sie,
wo sich das Glas, der Teller mit der Hauptspeise, wo sich der Teller oder Schüssel mit
Beilagen befinden. Sie können Ihrem gast die Orientierung erleichtern, indem Sie die
Position der Getränke, Speisen und Beilagen nennen. das passiert nach dem System des
Ziffernblattes einer Uhr. So können Sie z.B: angeben, das die Hauptspeise auf dem
Teller zwischen 3 und 9 liegt (also in der unteren Tellerhälfte). Bitte fragen Sie von sich
aus öfters Ihren Gast, ob er noch Wünsche hat, da es für sehbehinderte und blinde
Menschen schwierig ist, zu erkennen, ob Personal gerade in der Nähe ist.
5. Umgang mit Blindenführhunden
Bitte wählen sie für Hund und Besitzer einen geeignet Platz, am besten dort, wo der Hund
niemanden im Weg liegt und doch unmittelbar beim Besitzer ist. Blindenführhunde sind
speziell ausgebildet und gutmütige Tiere, die weder andere Gäste noch andere Vierbeiner
stören. Wenn einmal das Kommando erfolgt ist, bleibt ein gut ausgebildeter Hund auch am
Platz, egal was rund um ihn passiert. Blindenführhunde unterliegen z.B. auch im
öffentlichen Verkehr nicht der Maulkorbpflicht. Wenn Sie dem Hund etwas Gutes tun
wollen (Wasser, Leckerli), fragen Sie bitte den Besitzer vorher und geben Sie Bescheid,
wenn Sie dem Tier eine Wasserschüssel oder ähnliches hinstellen.
2
6. Bezahlen
Bitte nennen Sie Ihrem Gast den Rechnungsbetrag. Geübte blinde Menschen erkennen
Münzen aufgrund ihrer speziellen Rillen und Merkmale gut. Auch die Ordnung der Banknoten in der Brieftasche erleichtert das Auffinden der richtigen Geldscheine. Hat Ihr Gast
aber Schwierigkeiten, so helfen Sie ihm, indem Sie die Werte der Scheine und Münzen
nennen. Zählen Sie das Wechselgeld vor und geben Sie Ihrem Gast auch genügend Zeit,
dieses wieder in die Brieftasche einzuordnen.
7. Helfen
Bieten sie Ihrem Gast Hilfe an und fragen Sie einfach in welchem Ausmaß er Ihre Unterstützung benötigt. Seien Sie jedoch nicht enttäuscht, wenn Ihr Angebot auch einmal
abgelehnt wird und Ihr Gast Wert auf Selbstständigkeit legt.
8. Im Gespräch
Versuchen Sie nicht die Wörter „sehen“ oder „blind“ krampfhaft zu vermeiden, auch ein
„Auf Wiedersehen“ ist kein Tabuwort, sondern wird von sehbehinderten und blinden
Menschen selbst verwendet. Sprechen sie Ihren Gast aber nicht unbedingt auf die
Ursache seiner Sehbehinderung an, außer er beginnt von sich aus darüber zu sprechen.
Ein Blindenführhund ist übrigens der perfekte „Eisbrecher“ – ein paar fragen zu
diesem treuen Begleiter haben schon zu langen und unterhaltsamen Gesprächen und
auch Freundschaften geführt.
9. Lob / Kritik
Blinde Menschen haben oft einen besonders ausgeprägten Geruchs- und Geschmackssinn und merken daher kleine Qualitätsunterschiede eher als andere Gäste. Nehmen sie
daher Lob und auch Kritik als wertvollen Hinweis und Verbesserungspotenzial wahr.
10. Ein wichtiger Gedanke zum Abschluss
Lassen sie sich einmal die Augen verbinden und durch Ihren Betrieb führen. Sie werden
danach vieles aus einem anderen Blickwinkel betrachten und unsere Tipps leichter
umsetzen können!
3