Rede Volker Hensel, Hauptversammlung 19. Mai 2015

Rede Volker Hensel
anlässlich der ordentlichen Hauptversammlung
der REALTECH AG
19. Mai 2015
Palatin, Wiesloch
- Es gilt das gesprochene Wort -
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Folie 1: Herzlich willkommen zur Hauptversammlung der REALTECH AG
Sehr geehrter Aufsichtsrat, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und
Herren,
ich begrüße Sie sehr herzlich zur diesjährigen Hauptversammlung der REALTECH AG hier
in Wiesloch.
Unseren Geschäftsbericht 2014 haben wir, wie Sie sehen, unter das Motto „Past– Present –
Future“ gestellt. Wir möchten uns also mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der
Zukunft beschäftigen – natürlich bezogen auf die REALTECH AG. Mit dem Titelbild geben
wir zugleich ein klares Statement ab. In den vergangenen Monaten haben wir in intensiver,
gemeinsamer Arbeit den Boden bereitet, auf dem REALTECH wieder zu gewohnter Stärke
finden wird. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir uns jetzt auf dem richtigen Weg
befinden. Warum das so ist, erfahren Sie heute auf unserer Hauptversammlung.
Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich das Motto unseres Geschäftsberichts aufgreifen
und mit einem Rückblick beginnen.
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Folie 2: Rückblick
Meine Damen und Herren, sicher haben Sie sich auch schon gefragt, ob REALTECH bereits
wieder in der Erfolgsspur ist. Oder ob wir vielleicht noch dem Erfolg auf der Spur sind?
Wie wir heute wissen, liegen die Ursachen für unsere Situation schon einige Jahre zurück.
REALTECH wuchs über die Jahre langsam, aber stetig und hatte sich für die damals
herrschenden Marktbedingungen eine respektable Position als IT-Dienstleister für
Unternehmen aller Größen und Branchen erarbeitet. Doch im Verlauf der Finanzkrise ab
dem Jahr 2008 verschoben sich die Parameter. Wir kamen vergleichsweise robust aus der
Nachfragekrise heraus. Aber unser symbiotischer Partner, die SAP, stieg selbst verstärkt in
das Beratungsgeschäft mit großen und mittelständischen Kunden ein, während am unteren
Ende der Nachfragekette internationale Anbieter mit Dumping-Preisen den Konkurrenzdruck
erhöhten.
Als Ausweg aus dieser Zwickmühle boten sich Innovationen an. Unsere Anstrengungen,
schnell und konkurrenzlos innovative Lösungen zu entwickeln, waren sehr ambitioniert. Wir
wollten auf einem kurzen Zeitstrahl zu viel auf einmal umsetzen, ohne auf solide Erfahrungen
zurückgreifen zu können. Das war jedoch nicht die alleinige Ursache für die heutige Lage.
Dafür war eine Mischung verschiedener Faktoren verantwortlich: Wir wollten zu schnell und
ohne große Partner in neue Bereiche vorstoßen, während wir gleichzeitig unsere Software in
einer Kooperation anboten, die wirtschaftlich weniger erfolgreich war als zunächst geplant.
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Unsere Stärke in der Schwäche war, dass wir kritikfähig waren und immer noch sind. Wir
haben unsere Situation nicht beschönigt und stellten uns selbstbewusst den vielfältigen
Herausforderungen. Aufsichtsrat und Vorstand sind in den vergangenen knapp zwei Jahren
als Team noch enger zusammengerückt, um Mängel im Geschäftsmodell und in der
Organisation zu beseitigen. Unsere Maxime lautete, Entscheidungen kollegial, gemeinsam
und nach einheitlichen Kriterien zu treffen. Dafür brauchten wir eine neue Führungskultur, die
auch den Aufsichtsrat deutlich aktiver in die Entscheidungen integrierte.
In einem ersten Schritt wurden jede Ausgabe, jeder Geldabfluss, jede Weitergabe von
Liquidität sowie sämtliche Dienstleistungsverträge und Fremdvergaben auf den Prüfstand
gestellt. Zudem haben wir alle Aufgaben entlang der Notwendigkeiten priorisiert. Wir
beendeten Partnerschaften, die uns nur bedingt zuträglich waren. Wir kündigten
Auslagerungen auf, die uns nur vordergründig Preisvorteile brachten, die Reaktionskette
aber unnötig verlängerten. Und wir überprüften die Personalstruktur und organisierten das
Marketing neu.
Darüber hinaus haben wir uns in Aufsichtsrat und Vorstand immer wieder die Frage gestellt,
wie es so weit kommen konnte. Heute kann ich Ihnen sagen: Das passiert, wenn in einer
Organisation zu viele Mitarbeiter unreflektiert Aussagen übernehmen, die von anderer Stelle
als die alleinige Wahrheit vorgegeben werden. Das ist keine Aufforderung zu einer
Misstrauenskultur, sondern ein Beleg dafür, dass in einer Kette aufeinander Angewiesener
nur ein kleiner Teil der Organisation die Lage falsch einschätzen muss, um den Rest der
Belegschaft in die falsche Richtung zu dirigieren.
Drei Fehler müssen wir uns selbst ankreiden:
Erstens hatten wir keine zentral verantwortliche Stelle, die den Markt beobachtet und die
Erkenntnisse intern weitergibt – sozusagen als Basis für eigene Abwägungen und
Bewertungen.
Zweitens haben wir den entscheidenden Fehler gemacht, nicht konsequent weiter in die
Zukunft zu denken – in einer Zeit, in der sich unser Tagesgeschäft gut entwickelte.
Und drittens haben wir kaum Mittel investiert, um uns neuen Trends und Entwicklungen
hinreichend ausgestattet stellen zu können.
Im Rahmen unserer umfassenden internen Überprüfung erkannten wir, dass das
Unternehmen organisatorisch nach wie vor auf Wachstum eingestellt war. Mit
Doppelstrukturen, um auftretende Spitzen besser abfangen zu können. Wir waren darauf
ausgerichtet, den Erfolg zu verwalten, und weniger darauf, Misserfolge abzufedern. Auf der
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anderen Seite waren wir unzureichend darauf vorbereitet, Erfolge strategisch und langfristig
aus eigener Kraft zu erzielen. Warum auch? Waren wir doch jahrelang erfolgreich im
Fahrwasser der SAP gesegelt und nahmen dankbar alles auf, was für den großen Partner
nicht strategisch oder lukrativ genug war.
Doch mit einer Gesamtanstrengung haben wir es nun geschafft, uns aus dieser einseitig
verlaufenden Entwicklung zu befreien. Das können Sie aus dem Geschäftsbericht 2014
ersehen. Die Wende zum Positiven verdanken wir zu allererst unseren tatkräftigen
Mitarbeitern. Sie haben mit ihrem Know-how, mit Anregungen und Analysen dazu
beigetragen, die Situation in allen Unternehmensbereichen zu verbessern und das
Konzernschiff wieder auf Kurs zu bringen. Das starke Wir-Gefühl bei REALTECH sorgt dafür,
dass alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen, denn nur gemeinsam kann es dauerhaften
Erfolg geben.
Meine Damen und Herren, mit diesem kurzen Rückblick wollte ich Ihnen transparent
machen, warum wir einige Zeit vom Kurs abkamen und in etwas schwere See gerieten. Aber
ebenso wichtig ist es, Ihnen zu vermitteln, dass REALTECH im Kern gesund ist. Unsere
Beratungsleistungen und unsere Software sind bei den Kunden nach wie vor sehr gefragt,
und der wirtschaftliche Trend zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Aber schauen wir uns nun die Entwicklung von REALTECH im Jahr 2014 genauer an.
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Folie 3: Geschäftsjahr 2014
Wie bereits erwähnt war das Geschäftsjahr 2014 vor allem ein Jahr des Umbruchs. Wir
haben organisatorische Strukturen verschlankt und die Abläufe leistungsfähiger gestaltet.
Dazu zählen insbesondere der intensive Umbau von Vertrieb und Marketing sowie der
strukturierte, kundenbezogene Ausbau des REALTECH-Portfolios. Gleichzeitig lösten wir im
Unternehmen die Trennung zwischen den Bereichen Software und Consulting auf und
stärkten die Zusammenarbeit im Sinne unserer Kunden.
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Folie 4: Referenzkunden
Für unsere Kunden haben wir uns wie gewohnt mächtig angestrengt und spannende
Projekte umgesetzt. So erteilte uns die Bundesanstalt für IT-Dienstleistungen einen
Großauftrag. Heute nutzen deren IT-Mitarbeiter unsere Software theGuard!, um die ITSysteme von mehr als 20 deutschen Bundesbehörden zu steuern und zu verwalten. Ebenso
setzt Europas führender Tourismuskonzern TUI auf theGuard!, um interne Abläufe rund um
die Weiterentwicklung von SAP-Anwendungen transparenter und sicherer zu gestalten. Und
der Maschinen- und Anlagenbauer BORSIG beauftragte uns, gemeinsam mit eigenen
Fachleuten ein erstes SAP-System auf die zukunftsträchtige SAP-HANA-Technologie zu
migrieren.
Gleichzeitig erweiterten wir unsere strategische Ausrichtung. Durch eine Übernahme
integrierten wir die Leistungen für IT-Services der Heidelberger VMS AG, was uns Zugang
zu neuen Kunden und Ansprechpartnern verschafft. Überdies haben wir unser
Beratungsportfolio im Bereich Business Intelligence durch eine Partnerschaft zwischen
REALTECH Neuseeland und EV Technologies ausgebaut.
Oberstes Ziel des Vorstands bleibt es, die Gesellschaft wieder auf Erfolgskurs zu bringen
und eine nachhaltig gesicherte Profitabilität zu erreichen. Wie die Zahlen des Jahres 2014
und des ersten Quartals 2015 zeigen, machen wir bei der Neuausrichtung von REALTECH
deutliche Fortschritte.
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Folie 5: Umsatz – Segmente (Mio. EUR)
Im Geschäftsjahr 2014 ist der Konzernumsatz um 8 Prozent auf 35,9 Millionen Euro
gesunken. Dabei gingen die Erlöse im Segment Consulting um 6 Prozent auf 24,2 Millionen
zurück und im Software-Bereich um 13 Prozent auf 11,7 Millionen Euro. Gründe dafür waren
zeitlich verschobene Projekte in Japan sowie eine geringere Beraterauslastung in
Deutschland. Zudem haben wir im Segment Software einen Großauftrag aus dem Jahr 2013
im Berichtsjahr nicht wiederholen können.
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Folie 6: Betriebsergebnis – Segmente (Mio. EUR)
Das Betriebsergebnis verbesserte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf minus 1,3 nach
zuvor minus 6,5 Millionen Euro. Diese Verbesserung macht deutlich, dass uns der erste
Schritt hin zu einer positiven Gesamtentwicklung gelungen ist. Dabei ist zu beachten, dass
der Umsatz im Jahr 2014 – wie zuvor gezeigt – um 3,2 Millionen Euro unter dem des
Vorjahres lag.
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Folie 7: Jahresergebnis (Mio. EUR)
Das auf die Gesellschafter des Mutterunternehmens entfallene Jahresergebnis stieg von
minus 6,7 auf minus 2 Millionen Euro. Dies spiegelt den Gesamteffekt aus verbessertem
Betriebsergebnis unter Berücksichtigung von Finanzergebnis und Ertragsteueraufwand
wider.
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Folie 8: Quartal 1/2015
Kommen wir nun zu den Kennzahlen des ersten Quartals 2015 und den Veränderungen im
Vergleich zum Vorjahr. Die Zahlen belegen, dass die Umstrukturierung greift und wir auf
einem guten Weg zurück zur Profitabilität sind. Natürlich sind hier weitere Anstrengungen
notwendig.
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Folie 9: Umsatz – Segmente – Q1 (Mio. EUR)
Der Konzernumsatz ist im ersten Quartal um 9 Prozent auf 9,2 Millionen Euro gewachsen.
Besonders erfreulich ist der Anstieg der Consulting-Erlöse um 14 Prozent auf 6,5 Millionen,
was sich in erster Linie auf eine verbesserte Auslastung unserer Berater zurückführen lässt.
Der Umsatz im Software-Segment blieb stabil und erreichte wie im Vorjahr
2,7 Millionen Euro.
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Folie 10: Betriebsergebnis – Segmente – Q1 (Mio. EUR)
Und auch vom Betriebsergebnis gibt es Positives zu berichten: Wir haben das EBIT von
minus einer Millionen auf 0 verbessert. Das ist das beste operative Ergebnis in einem ersten
Quartal seit dem Jahr 2010. Der Consulting-Bereich hat ein EBIT von einer halben Million
Euro erwirtschaftet, nachdem im Vorjahr dort noch ein Minus von 0,3 Millionen Euro zu
Buche schlug. Und im Software-Segment stieg das Betriebsergebnis auf minus 0,1 nach
zuvor minus 0,4 Millionen Euro.
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Folie 11: Jahresergebnis – Q1 (Mio. EUR)
Gleichzeitig verbesserte sich das Jahresergebnis im ersten Quartal 2015 um eine Million auf
minus 0,1 Millionen Euro.
Folie 12: Kennzahlen
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Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, die finanzielle Basis von REALTECH ist nach wie vor
sehr solide. Unsere Nettoliquidität belief sich aufgrund der Geschäftsentwicklung in den
vergangenen beiden Jahren Ende März dieses Jahres auf 4,2 Millionen Euro nach
9,4 Ende Dezember 2013. Es gilt in diesem Zusammenhang zu beachten, dass der Konzern
frei von größeren oder langfristigen Verbindlichkeiten ist.
Die Eigenkapitalquote lag Ende März bei 49 Prozent nach 51 Prozent Ende Dezember 2013.
Wenn wir davon ausgehen, dass die Liquidität weiterhin gesichert ist, bildet unsere
Eigenkapitalausstattung eine sinnvolle Grundlage, um zukünftige Ertrags- und
Wachstumsziele zu realisieren.
Die Marktkapitalisierung der REALTECH lag am 31. März 2015 bei 17 Millionen Euro. Sie
hat sich somit im 1. Quartal wieder erhöht, nachdem sie in 2014 deutlich zurückgegangen
war. Die Zahl der Mitarbeiter reduzierte sich zum Ende März 2015 auf 313 nach 365 am
Jahresende 2013.
Folie 13: Aktuelle Arbeitsfelder in Software und Consulting
Nun möchte ich Ihr Augenmerk auf einige Arbeitsfelder richten, in denen wir bereits
Lösungswege ausgemacht haben und wo wir weiter intensiv nach Lösungen suchen.
In unserer Software-Familie theGuard! fließen unsere langjährige Erfahrung aus der
Beratung, unser tiefes Verständnis für IT-Systeme und Kundenanforderungen sowie das
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Fachwissen unserer Software-Spezialisten erfolgreich zusammen. Unsere Lösung ist nach
wie vor ein mächtiges Werkzeug, um komplexe und heterogene IT-Landschaften zu
kontrollieren und so einen sicheren und reibungslosen Betriebsablauf ermöglichen. Doch
angesichts des rasanten Fortschritts in der Informationstechnologie steigen auch die
Anforderungen an unsere Software. Wir müssen uns also der Frage stellen, wie wir unsere
Produkte zukunftsfähig und damit marktgängig halten. Daher beschreiten wir zeitgleich
mehrere mögliche Lösungswege.
Wir diskutieren intern die Vor- und Nachteile einer möglichen kompletten Neuaufstellung am
Markt. Das wachsende Cloud Computing, also die Bereitstellung von IT-Infrastruktur und ITLeistungen über das Internet, erfordert andere Mechanismen der Marktdurchdringung und
der Preisfindung. Standardlösungen müssen künftig einfacher bedienbar, überschaubarer
und womöglich daher im Funktionsumfang limitierter sein. Hinzu kommt, dass uns der Trend
zu Industrie 4.0 und damit zu einer immer stärker vernetzten Produktion vor neue
Herausforderungen stellt. Darauf müssen wir unsere Software-Lösungen verstärkt
ausrichten.
Wir entwickeln aktuell zwei individuelle Pilotanwendungen für Großkonzerne. Diese lassen
uns hoffen, in absehbarer Zeit einen Markt für höchst komplexe und sich ständig
verändernde IT-Architekturen zu erschließen. Das setzt allerdings voraus, dass wir unsere
Technologie in ihrem Umfang erweitern und innovative Entwicklungsleistungen erbringen,
welche über die Pilotprojekte nicht vollständig abgerechnet werden können.
Wir sind jedoch der Überzeugung, dabei ein kalkuliertes Risiko einzugehen. Dessen Nutzen
ist höher zu bewerten als die Vorleistung, die wir erbringen. Das bedeutet aber auch, dass
wir zusätzlich zu Produktentwicklung und Qualitätssicherung neue Anstrengungen in
Marketing und Vertrieb unternehmen müssen, um die Lücke zwischen Vorleistung und
Markteintritt so gering wie möglich zu halten.
Wenden wir uns nun dem Geschäftsbereich Consulting zu. Auch dort möchte ich Ihnen
exemplarisch drei Themenbereiche vorstellen, an denen wir konzeptionell arbeiten. Ziel ist
es, Strukturen messbar zu verbessern, unsere Arbeit am Kunden zu optimieren und eine
deutlich höhere Auslastung der Berater zu erreichen, um so unsere Profitabilität zu steigern.
Erstens: Interne Untersuchungen und die Durchsicht aller geleisteten Projekte und Aufträge
haben uns vor Augen geführt, dass wir mit 10 Prozent unserer Kunden rund 80 Prozent des
Umsatzes erwirtschaften, mit weiteren 25 Prozent der Kunden 15 Prozent des Umsatzes.
Und die restlichen 65 Prozent unserer Kunden erbringen damit lediglich 5 Prozent des
Umsatzes. Das bedeutet, dass wir, gemessen an Gemein-, Verwaltungs- und Reisekosten,
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mit zwei Drittel unserer Kunden keine relevante Marge erwirtschaften, aber zugleich den
größten Kostenanteil verursachen.
Es wäre nun einfach, den Umsatz dieser unteren zwei Drittel schlicht loszulassen. Wir aber
prüfen zweierlei: Inwiefern können wir diese Kleinprojekte als Sprungbrett für größere
nutzen? Und: Ist es notwendig, diese Aufgaben in der bestehenden Konfiguration zu
bewältigen? Können wir derartige Aufträge nicht an Subdienstleister weitergeben, sodass bei
uns eine Marge verbleibt, aber keine wertvollen Ressourcen mehr gebunden werden?
Zweitens stellt unser Bestreben, die Auslastungsquote unserer Berater zu erhöhen, die
Abteilungen Marketing und Vertrieb vor neue Aufgaben. Weg von der „SchrotkugelschussAkquise“ hin zu einer neuen und gezielten Kundenansprache: Wir sprechen nun persönlich
und zielgenau jene Unternehmen an, die nach Größe und Produktportfolio solche ITLösungen benötigen, in denen unsere Stärken liegen.
Drittens wird die Zusammenlegung der Bereiche Software und Consulting Synergien stiften.
Software-Kunden wollen wir für unsere Consulting-Lösungen sensibilisieren, und im
Gegenzug ergänzen wir Consulting-Projekte durch unsere Software-Lösungen. Dazu
müssen wir intern bestimmte Abläufe und Regeln etablieren, die nicht über Nacht
selbstverständlich werden. Das ist ein Umbruch in der Firmenkultur, den es so auch an
anderen Stellen gibt. Um ihn zu bewältigen, bauen wir vor allem unsere interne Dialogkultur
weiter aus.
Seien Sie sicher meine Damen und Herren, wir treiben den Umbau mit der nötigen Stringenz
voran, aber auch mit der gebotenen Umsicht und Behutsamkeit.
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Folie 14: Ausblick 2015
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre:
„Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum – besinnt Euch auf Eure
Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat,
wenn Gutes bewirkt werden soll.“
Dieses Zitat von Willy Brandt beschreibt den Weg, den wir derzeit gehen. Wir nehmen unser
Schicksal selbstbestimmt in die Hand und bauen mit großer Konsequenz REALTECH zum
profitablen Technologiespezialisten aus. Soviel wie möglich setzen wir dabei auf eigene
Ressourcen, nutzen aber auch gezielt die Expertise von außen. Der Lernprozess, der damit
einhergeht, ist unumkehrbar, die gewonnenen Erkenntnisse teilen wir in und mit der Firma,
um die Akzeptanz unserer Vorgehensweise zu erhöhen. Die REALTECH-Mitarbeiter tragen
unsere Entscheidungen nicht nur mit, sie gestalten und erweitern sie auch.
Darüber hinaus hat sich unsere neue Führungsstruktur bewährt und die enge
Zusammenarbeit trägt Früchte. Aufsichtsrat, Vorstand, Geschäftsführung und speziell
eingerichtete Gremien arbeiten konstruktiv und zielgerichtet miteinander.
Am 22. April dieses Jahres haben wir die REALTECH Deutschland GmbH gegründet, in der
die beiden bisherigen Geschäftsbereiche verschmolzen wurden. Die GmbH erhält zum
1. Juni mit Dr. Bernd Kappesser einen neuen Geschäftsführer, den ich hiermit sehr herzlich
begrüße und der künftig die operativen Geschäfte in Deutschland leiten wird, während ich
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mich weiterhin auf die administrativen Aufgaben konzentrieren werde. Zugleich wird sich
REALTECH in diesem Jahr personell weiter verstärken, um nach abgeschlossener
Konsolidierung die auf vielen Ebenen angestoßenen Transformationsprozesse zu
optimieren.
Folie 15: Drei Phasen zurück zum Erfolg
Meine Damen und Herren, unser strategischer Kurs musste korrigiert werden. Das haben wir
getan. Wir haben, wie erwähnt, alle Kosten auf den Prüfstand gestellt, die Mittel für sinnvolle
Investitionen freigesetzt und ein realistisches Zukunftskonzept erstellt.
Organisatorische Strukturen wurden gezielt vereinfacht, verschlankt und leistungsfähiger
gemacht – und die Trennung zwischen den Bereichen Software und Consulting aufgehoben.
Dank der Umstrukturierung verfügen wir nun über eine solide Basis und über die
Perspektive, dieses Jahr mit Gewinn abzuschließen. Zugleich aber wird der Umbau der
REALTECH weitergehen. Dafür werden wir die notwendigen Investitionen tätigen.
Nach dem Umsatzrückgang 2014 erwarten wir, dass sich die Erlöse aus Consulting und
Software im laufenden Geschäftsjahr 2015 stabilisieren werden. Vor diesem Hintergrund
gehen wir davon aus, das Betriebsergebnis auf eine Bandbreite zwischen 0 und
1 Million Euro verbessern zu können.
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Sehr verehrte Damen und Herren, REALTECH ist bereit für einen intensivierten Wettbewerb
in einer digitalen Welt, die Branchengrenzen durchlässig macht und erfolgreiche
Geschäftsmodelle binnen Monaten auf den Kopf zu stellen vermag. Diesen Wandel sehen
wir als Chance, die wir entschlossen und strategisch nutzen werden.
Das Vertrauen und die Wertschätzung unserer Kunden waren, sind und bleiben unsere
wichtigsten Ziele. Zufriedene Kunden sind unser größtes Gut, für das wir mit all unserer
Energie und unserer Leidenschaft arbeiten. Die Basis für eine erfolgreiche
Geschäftsentwicklung ist immer noch vorhanden: Bestens motivierte Mitarbeiter gepaart mit
innovativen Lösungsansätzen – wie am ersten Tag der Gründung im Jahr 1994.
Daher lautet unsere Maxime „Zukunft mit Herkunft“. Denn wir sind stolz auf unsere Erfahrung
und unsere Kompetenz aus über 20 Jahren erfolgreicher Arbeit.
Folie 16: Unsere Zukunft
Der gesamte IT-Markt ist weiterhin von einer hohen Dynamik geprägt: In-Memory, Big Data,
Social Media, Cloud Computing, die mobilen Technologien und Industrie 4.0. Diese
zeitgleich auftretenden Innovationen lösen in vielen Organisationen Veränderungen aus. Die
REALTECH-Experten kennen die Potenziale der neuen Technologien und inspirieren zu
neuen Überlegungen. Als Lotse, Navigator und bei Bedarf auch als Teil der IT-Abteilung
helfen wir den IT-Verantwortlichen, diese neuen Technologien im Sinne der eigenen
Unternehmensstrategie gewinnbringend einzusetzen.
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Meine Damen und Herren, wir bewältigen Aufgaben, zu deren Lösung es weltweit nur sehr
wenige Experten gibt, die über ähnliche Erfahrungen mit SAP-Infrastrukturen verfügen wie
die REALTECH-Mitarbeiter. SAP weiß das zu schätzen. Und auch Microsoft setzt aufgrund
unserer Fähigkeiten auf eine enge Partnerschaft mit REALTECH. Gemeinsam mit dem USSoftware-Konzern können wir digitale Arbeitswelten einfacher, komfortabler und
menschlicher gestalten. Denn REALTECH ist wie kaum ein anderes Unternehmen in der
Lage, die Potenziale neuer Technologien und Produkte von SAP und Microsoft in eigene
strategische Überlegungen und Lösungsszenarien einzubeziehen. Im Sinne der Menschen
im Unternehmen bauen wir Brücken zwischen der SAP- und der Microsoft-Welt, die neue
Geschäftsszenarien ermöglichen.
REALTECH genießt seit Langem einen ausgezeichneten Ruf in der Branche. Aber wir
arbeiten daran, künftig noch positiver in Erscheinung zu treten. Ziel ist es, neue Kunden zu
gewinnen und diesen in bewährter Weise zu helfen, ihre Unternehmensziele sicher und
solide zu erreichen. Dabei hilft ihnen vor allem eine auf ihre Anforderungen und ihre
Strategie ausgerichtete IT-Infrastruktur.
Die neue REALTECH steht für eine langfristige, vertrauensvolle und inspirierende
Zusammenarbeit mit ihren Kunden. Wir stehen gleichzeitig unverändert für exzellente
Experten, Lösungen und Produkte. Wir haben es in der Hand, die Welt für Menschen und
Unternehmen mitzugestalten. Denn wir verbinden Innovations- und Umsetzungskraft mit
Realitätssinn, Geschäftsverständnis und Kundenfokus.
Das Jahr 2015 markiert einen Neuanfang. Einen Neuanfang, den wir konzentriert und
leidenschaftlich angehen. Mit Augenmaß, Umsicht und einem klaren Blick nach vorne wird
REALTECH auch künftig ihren Kunden den größtmöglichen Mehrwert durch IT eröffnen. Wir
wollen zurück an die Spitze, genau dahin, wo unser gesundes, wenn auch noch nicht völlig
frisch renoviertes Unternehmen seinen Platz im Wettbewerb hat.
Ich danke unseren Mitarbeitern, Partnern und Kunden für ihre Loyalität, dem Aufsichtsrat für
seine Unterstützung und vor allem Ihnen, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr
Vertrauen. Sie alle haben dazu beigetragen, dass REALTECH das letzte Geschäftsjahr gut
gemeistert hat und eine vielversprechende Zukunftsperspektive besitzt.
Vielen Dank!
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