Magazin SWISSLIFE Fühling 2015

SWISSLIFE
6. Jahrgang // Ausgabe 1 // Fr. 6.50
Frühling 2015 // Übermorgen
Kochst du noch oder druckst du schon? In zwei, drei Jahren kosten 3D-Lebensmitteldrucker
laut Trendforschern nur noch so viel wie eine Kaffeemaschine. Während Nudeln
sehr schnell und günstig auf den Markt kommen werden, ist der Druck von Fleisch zurzeit
noch sehr teuer. Schon 2012 präsentierte ein US-Start-up jedoch eine Lösung für
das Fleischdilemma: eine Technologie, um Fleisch und Leder aus Bio-Tinte zu gewinnen.
Wir sagen nur «Mahlzeit».
Editorial // 3
Grüezi
Wir leben im Hier und Jetzt. Wir sind, das hoffe ich auch
für Sie, zuversichtlich unterwegs, gesund, voller Tatkraft,
haben noch vieles vor.
Doch wohin geht die Reise? Essen wir, wie das Titelbild
dieser Ausgabe von SWISSLIFE zeigt, schon bald
Produkte aus dem 3D-Drucker? Was kommt auf uns zu?
Was wird aus uns?
«Die Strassen werden fliegen und haben Ausfahrten zur
Erde», sagt in diesem Heft die zwölfjährige Jolanda aus
der Gesamtschule im aargauischen Geltwil. «Man wird
die Drachen wieder finden und kann auf ihnen reiten»,
prophezeit Elena. Es ist eine unverdorbene Sicht und die
Hoffnung auf eine Zukunft, in der Wünsche wahr werden.
Der Glaube, dass das, was man denkt, auch wird.
Nur wissen wir allzu gut, dass nicht alle unsere Wünsche
in Erfüllung gehen. Doch der technische Fortschritt – denken wir nur an die Kommunikation mit unseren mobilen
Geräten – und der gesellschaftliche Wandel treiben uns
immer weiter: in ein Übermorgen voller Möglichkeiten –
vielleicht sogar mit einer Ausfahrt zur Erde...
Ich wünsche Ihnen tolle Entdeckungen, vielleicht auch
für Ihr ganz persönliches Übermorgen.
SWISSLIFE Frühling 2015
Ivo Furrer, CEO Swiss Life Schweiz:
«Manchmal ist Übermorgen Galaxien entfernt,
so wie in ‹Star Wars›. Manchmal ist’s direkt
um die Ecke und schon fast greifbar. Ganz egal
wie nah oder fern: Ich freue mich auf unser
Übermorgen.»
08
Swiss Photo Selection:
Energie – ganz natürlich
«Erneuerbar» heisst das Zauberwort bei der Energiegewinnung
von übermorgen. Der Fotograf Michel Jaussi hat saubere
Energiequellen gesucht. Seine Bilder zeigen, wie Sonne, Wind
und Wasser in europäischen Landschaften genutzt werden.
18 Zwei Seiten:
22
Historiker vs. Trendspezialistin
Titelgeschichte:
Die Zukunft drucken
Landschaften mit technischer Störung
Sie produzieren saubere und CO2-freie Energie,
dennoch sind gerade Windkraftwerke manchen
Umweltschützern ein Dorn im Auge. Ganz ohne
Kompromisse beim Landschaftsbild ist die Nutzung erneuerbarer Energien aber nicht möglich.
Für Magdalena Kaszuba, Teilnehmerin am internationalen
Comix-Festival Luzern, nimmt der Konsum übermorgen ganz
neue Formen an: Fast alles, was man haben möchte, stellt man
in Heimproduktion her. Und zwar mit dem 3D-Drucker.
30 Zahlensalat:
Tierische 48 Stunden
33 Gesamtschule Geltwil:
So fängt Zukunft an.
Gesamtverantwortung: Swiss Life, Kommunikation Schweiz, Martin Läderach Redaktionskommission:
Ivo Furrer, René Aebischer, Thomas Bahc, Monika Behr, Elke Guhl, Christian Pfister,
Hans-Jakob Stahel, Paul Weibel Redaktionsleiter UPDATE: Dajan Roman Redaktionsadresse:
Magazin SWISSLIFE, Public Relations, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, [email protected]
Projektleitung: Mediaform|Christoph Grenacher, Ittenthal/Zürich Konzept und Gestaltung:
Festland Werbeagentur, St. Gallen/Zürich Übersetzung: Swiss Life Language Services
Druck und Versand: Heer Druck AG, Sulgen; gedruckt auf FSC-Papier Anzeigenverkauf:
Stämpfli AG, Anzeigenmanagement, Wölflistrasse 1, Postfach 8326, 3001 Bern, 031 300 63 84,
inserate@staempfli.com Adressänderungen/Bestellungen: Magazin SWISSLIFE, General-Guisan-Quai 40,
8022 Zürich, [email protected] Auflage: 100 000 Erscheinungsweise: 3 × jährlich; Frühling, Sommer,
Herbst. Rechtlicher Hinweis: In dieser Publikation vermittelte Informationen über Dienstleistungen
und Produkte stellen kein Angebot im rechtlichen Sinne dar. Über Wettbewerbe wird keine
Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. ISSN 2235-7645
Drucken ohne Grenzen – fantastisch, oder?
Man stelle sich vor: Wer etwas haben möchte,
gibt den Druckbefehl – den Rest erledigt der
3D-Drucker. Er druckt oder besser gesagt, er
stellt alles her, was das Herz begehrt. Klingt
verlockend – aber auch etwas beklemmend.
Inhalt // 5
46
A Swiss Life:
Claudia Stocker
Das Wetter ist ein beliebtes Thema, wenn man sonst keines hat.
Smalltalk eben. Für die Meteorologin Claudia Stocker ist es
hingegen eine komplexe Sache, bei der nur eines interessiert:
ob ihre Prognosen zutreffen – für morgen und übermorgen.
53 Küchenfreuden:
Modelle und Messungen statt Magie
Claudia Stocker sieht sich nicht als Wetterfee und
hält nicht viel von Bauernregeln. Sie verlässt sich
auf Computermodelle für ihre Vorhersagen. Sagt
sie Sonne statt Schauer voraus, setzt es von den
Zuschauern schnell einmal ein Donnerwetter.
55 Beni Frenkel:
56
58 Zugabe:
Beilage:
Petersfisch trifft Tintenfisch
Eine Granate von einem Rekruten
Wettbewerb:
Zeitmaschine zu gewinnen
Noah Veraguth von Pegasus über «Digital Kids»
UPDATE
Lesen Sie in einem Interview, wie zwei Generationen über das
selbstbestimmte, längere Leben denken, weshalb die berufliche
Vorsorge immer wichtiger wird und warum man mit Swiss Life
myWorld jederzeit Zugriff auf seinen Vorsorgeausweis hat.
Niemand lebt länger als die Schweizer
Schweizerinnen werden im Schnitt nahezu 85
Jahre alt, Schweizer immerhin 80,5 Jahre. Das
ist Weltrekord. Doch wer lange lebt, hat viele
Fragen zu beantworten: Antworten finden Sie
im Interview – und natürlich bei Swiss Life.
Lesen Sie Magazin und UPDATE online mit der SWISSLIFE-App.
Probieren Sie weitere Rezepte aus «Küchenfreuden» und nehmen Sie
digital am Wettbewerb teil. Die App für Tablets und Smartphones gibt’s
im App Store, bei Google Play und unter www.swisslife.ch/magazin.
SWISSLIFE Frühling 2015
6 // Heftmacher
Seite 18 // «Zwei Seiten»
Kilian Kessler
Seite 30 // «Zahlensalat»
Alexander Schmidt
Er ist ein Mann der ersten Stunde:
Der Zürcher Fotograf Kilian Kessler
fotografierte bereits für die erste
Nummer von SWISSLIFE im Jahr
2011 – damals alle Erstklässler im
Kanton Obwalden. Diesmal war der
Weg für den dipl. Designer, der seit
bald zehn Jahren in Zürich sein eigenes Studio führt, nicht so weit: Für die
Rubrik «Zwei Seiten» lichtete er in
Zürich die Grand Old Lady der Trendforschung, Monique R. Siegel, und den
Historiker Wendelin Brühwiler ab.
Zu seinem zweiten Auftritt in der
Rubrik «Zahlensalat» kommt der in
Eisenach (D) geborene Illustrator und
naturwissenschaftliche Zeichner Alexander Schmidt. Nach den Stadtbewohnern in der Frühlingsausgabe 2012
kreierte er diesmal eine Komposition
von elf Tieren. «Ich fertige die Illustrationen zunächst als kleinformatige
Aquarelle an, bevor ich sie digitalisiere
und nachbearbeite», sagt Schmidt. Die
elf Einzelbilder werden dann digital zu
einem Gesamtbild zusammengefügt.
Seite 33 // «So fängt Zukunft an.»
Gesamtschule Geltwil
Mit knapp 200 Einwohnern kämpft die
Gemeinde Geltwil engagiert für den
Weiterbestand ihrer Gesamtschule; eine
Schule mit weniger als 15 Kindern ist
im Aargau nicht möglich. Kinder aus
anderen Gemeinden erleben nun mit
einheimischen Schülern den klassenübergreifenden Unterricht durch junge
Lehrkräfte in der laut Leitbild «kleinsten Natur- und Erlebnisschule im Freiamt» – mit derzeit exakt 17 Kindern.
Seite 46 // «A Swiss Life»
Michèle Binswanger
Mit dem «Mamablog», den sie 2009
mit Kollegin Nicole Althaus lancierte,
wurde Michèle Binswanger national
bekannt; 2010 erfolgte der Ritterschlag als «Journalistin des Jahres» –
mittlerweile gilt die 42-jährige Frau
mit Wurzeln in Olten schweizweit
als eine der profiliertesten Stimmen
der Medienbranche. Die Journalistin,
die in Basel Philosophie und Germanistik studiert hat und heute für den
«Tages-Anzeiger» arbeitet, porträtiert in diesem Heft die Meteorologin
Claudia Stocker: Es war ein Treffen
zweier engagierter Frauen auf
Augenhöhe – weil sie beide ihren Job
nicht nur tun, sondern ernst nehmen.
Seite 53 // «Küchenfreuden»
Jérôme Manifacier
Es sprudelt nur so, wenn der Sternekoch Jérôme Manifacier von seinem
Job erzählt: Hier ist einer mit Leidenschaft unterwegs und dem täglichen
Hunger nach Perfektion. Der Shootingstar der Westschweizer Kochszene
ist ein grosses Talent: Drei Jahre nach
seinem Start im Genfer Restaurant
Vertig’O bekam er 2009 den ersten
Guide-Michelin-Stern, der aktuelle
Gault Millau gibt ihm 17 Punkte.
design: greutmann bolzern
LO Mindport
FREE YOUR
MONDAY.
Und plötzlich arbeitet man sogar am Montag gerne. LO Mindport, das offene Raummöbelsystem
von Lista Office LO, hält für jede Tätigkeit das ideale Umfeld bereit. Für mehr Freiräume und besten
Arbeitsfluss. Entdecken Sie die neue Generation der Büroeinrichtung: lista-office.com/mindport
Energie mit
Zukunft
Im vergangenen Herbst debattierte das Parlament über die
künftige Energiepolitik. Die Energiestrategie 2050 setzt
auf einen langfristigen Ausstieg aus der Kernenergie, mehr
Stromeffizienz und die Erschliessung erneuerbarer Energien.
Der Fotograf Michel Jaussi widmete sich letzterem Thema.
Seine Bilder zeigen eine beeindruckende Gegensätzlichkeit,
aber auch ein Miteinander von Natur und Technik.
›››
In «Swiss Photo Selection» präsentiert
SWISSLIFE Arbeiten von Schweizer
Fotografen, die beim «Swiss Photo Award –
ewz.selection», dem bedeutendsten
Fotopreis der Schweiz, eingereicht wurden.
www.ewzselection.ch
Swiss Photo Selection // 9
Solarkraftwerk und Windpark bei Villa de Arico, Teneriffa, Kanarische Inseln (Spanien).
SWISSLIFE Frühling 2015
Emosson-Staumauer, Finhaut, Kanton Wallis (Schweiz).
Swiss Photo Selection // 11
SWISSLIFE Frühling 2015
Solarthermisches Grosskraftwerk Gemasolar, La Campana, Andalusien (Spanien).
Swiss Photo Selection // 13
SWISSLIFE Frühling 2015
Windpark bei Villa de Arico, Teneriffa, Kanarische Inseln (Spanien).
Swiss Photo Selection // 15
SWISSLIFE Frühling 2015
Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt bei Möhlin, Kanton Aargau (Schweiz).
Swiss Photo Selection // 17
«Ich sehe die Kraftwerke nicht
als Fremdkörper, sondern als
einen integrierten Bestandteil
der Landschaft.»
Der Fotograf Michel Jaussi, geboren 1972 in Brugg, machte sich
nach der Schul- und Ausbildungszeit 1992 als Fotograf selbständig. Mit der Outdoor-Automobilfotografie konnte er frühe
Erfolge verbuchen. Michel Jaussi
realisiert auch regelmässig freie
Arbeiten zu verschiedenen Themen, wobei offene und weite
Landschaften zu seiner Leidenschaft gehören. Michel Jaussis
weitere Arbeitsgebiete sind Architektur, Transport, Industrie,
CGI und die Unternehmenswelt.
Michel Jaussi zählt zum Kreis
der «200 Best Ad Photographers
Worldwide by Lürzers Archive».
SWISSLIFE Frühling 2015
Zum Thema «Erneuerbare Energien» realisierte
Michel Jaussi im letzten Jahr an verschiedenen
Standorten in Europa laufend neue Bildmotive.
In den Bildern der Serie sind die Kraftwerke in
weite und offene Landschaften eingebettet und
werden zu Bestandteilen derselben. Dadurch
gewinnt jede Anlage eine besondere Dynamik.
Die Lichtführung wird durch den tiefen Sonnenstand bestimmt, was den Bildern Tiefenwirkung,
aber auch entsprechende Wärme verleiht.
Die Standorte für die Aufnahmen wurden nach
intensiver Recherche ausgewählt. Um die richtige
Lichtstimmung einzufangen, musste der Fotograf
die Standorte oft mehrmals besuchen. Die Themen
«Nachhaltigkeit» und «Erneuerbare Energien»
beschäftigen viele Menschen und Unternehmen.
Die Bildserie, bei der Patrick Salonen die Postproduktion gemacht hat, soll aufzeigen, wie
attraktiv sich dieses Thema umsetzen lässt.
Für den Kunden ZEISS (Werbeagentur KSP) realisierte Michel
Jaussi verschiedene Motive auf
mehreren Kontinenten. Für diesen
Auftrag reiste er nach New York,
Spanien, Südafrika und in die
Schweizer Alpen. Weitsicht und
offene Landschaften waren auch
hier ein Thema. Zu sehen sind
drei der vier Kampagnenmotive.
www.jaussi.com
Text: Yvonne Eckert, Bild: Kilian Kessler
Nach vorne
schauen
heisst zurückblicken
Welche Trends oder Paradigmenwechsel
waren für Sie die einschneidendsten der
letzten 30 Jahre?
Monique R. Siegel, Trendspezialistin: «Silver Society»: Emanzi-
pierte Senioren erfinden das Altern neu. Und zweitens:
«Female Shift»: Frauen erobern weltweit Entscheidungsfunktionen in allen Bereichen – aufgrund ihrer hervorragenden Bildung.
Wendelin Brühwiler, Historiker: Womöglich stehen wir mitten
in einem erheblichen Einschnitt, der die kommunikative
Struktur betrifft. Zum einen hat die Verfügbarkeit von
Information alte Deutungsmonopole verunsichert. Zum
andern bringen die systematische Erhebung und Verknüpfung von Daten Machtverhältnisse hervor, deren
Effekte schwer abzuschätzen sind.
Muss das Rad immer neu erfunden werden?
Natürlich nicht. Aber wer das nicht will, muss die
Vergangenheit kennen und lernen, sie als Basis für neue
Entwicklungen zu schätzen.
In gewisser Weise ja. Beispielsweise taugt die Handelsdiplomatie des 19. Jahrhunderts nicht als Anleitung für heutige
Aussenpolitik. Oder nehmen Sie technische Einrichtungen
wie die Telegrafie. Sie wurde von anderen Techniken verdrängt, die aber zum Teil auf der alten Technik basieren.
Was würden Sie an der Geschichte umschreiben,
wenn Sie könnten?
Der Rolle der Mütter, Schwestern und Töchter in der
Geschichte Platz einräumen.
Geschichte wird laufend umgeschrieben. Das fällt sofort
auf, wenn man sich mit älterer Forschungsliteratur auseinandersetzt. Erinnerung ist ein dynamischer Prozess.
Monique R. Siegel, Dr. phil., Trendspezialistin, 76
Zwei Seiten // 19
Der Historiker arbeitet in diesem Sinn unweigerlich an der
Umschreibung von Geschichte. Ich erforsche die Entstehung
des modernen Konzepts der Marke im 19. Jahrhundert,
weil da etwas in die Welt kommt, was uns inzwischen durch
und durch selbstverständlich geworden ist.
Was sollten wir unbedingt heute anpacken,
damit es übermorgen nicht zu spät ist?
Neu-alt: Bildung von Kopf, Herz und Hand und damit die
dringend nötige Aufwertung des Handwerks.
Von der Band Tocotronic stammt der triftige Satz: Dringlichkeit besteht immer. Dringlichkeit ist allerdings subjektiv.
Sie lässt sich allenfalls im politischen Rahmen auf Verbindlichkeit stellen. Wenn nun jemand in der apokalyptischen
Rhetorik der Frage argumentiert, dann bin ich erstmal
skeptisch.
Welche drei Eigenschaften der Digital Natives
beeindrucken Sie am meisten?
Ihre Weltoffenheit, Teamfähigkeit und Resilienz.
Diesen Begriff überlasse ich den Werbeagenturen.
Wie rüsten wir uns am besten für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts?
Akzeptieren, dass wir global miteinander «verbandelt» und
aufeinander angewiesen sind.
Diese Frage überlasse ich den Politikern.
Wird die Zukunft weiblich?
Ja. Und wissen Sie was? Das wird den Männern gefallen.
Die Forschung legt nahe, dass die Geschlechterrollen in
Bewegung sind, wie die Entwicklung weitergeht, ist offen.
Mit gesellschaftlichen Dominanzphantasien kann ich
wenig anfangen.
Gibt es etwas, was Sie eine Trendspezialistin
respektive einen Historiker schon immer
fragen wollten?
Ja. Warum scheint es Historiker nicht zu kümmern,
dass die meisten Schülerinnen und Schüler Geschichtsunterricht zum Gähnen finden?
Derzeit würde mich interessieren, was sich aufgrund von
Big Data in ihrem Geschäftsfeld ändert.
Wie würde der erste Satz eines Märchens aus
2115 lauten?
Es war einmal ein kleines Land mitten in Europa, das mit
den anderen Ländern nicht spielen wollte – bis eines Tages
kein anderes Land mehr mit ihm spielen wollte…
Vielleicht spielen Märchen dann keine Rolle mehr. Auch
Erzählformen haben ihr Ablaufdatum.
Wendelin Brühwiler, lic. phil., Historiker, 32
SWISSLIFE Frühling 2015
Meine Stadt – von
Kennern für Entdecker.
ie
nen S e in
n
i
w
Ge
end
chen r Traumo
W
n
ei
eize
l:
Schw hrer Wah en
i
e
w
I
z
i
n
w nn
e
m/ge
städt
d.co
rlan
witze
MyS
Entdecken Sie Schweizer Städte – mit den Augen und dem Herzen eines Einheimischen.
Lokale Persönlichkeiten verraten ihre Geheimtipps: MySwitzerland.com/meineStadt
Maurice Maggi, Urban Gardener, Zürich Region
Titelgeschichte // 23
Gedruckte
Zukunft
Wie stellen sich junge ComicZeichnerinnen und -Zeichner die Zukunft vor? Am
diesjährigen Fumetto – Internationales Comix-Festival
Luzern reichten 1031 Talente ihren Comic zum Thema
«Übermorgen» ein. Eine von 45 nominierten Arbeiten
sehen Sie hier. Weitere unter www.fumetto.ch
›››
Die 27-jährige in Polen geborene
Magdalena Kaszuba studiert seit
2009 an der HAW Hamburg, wo sie
2013 den Bachelor of Arts machte.
Noch im gleichen Jahr begann sie ihr
Masterstudium in der Fachrichtung
Illustrationsdesign. Der Schwerpunkt
liegt auf dem narrativen Zeichnen
von Comics und Bildgeschichten.
SWISSLIFE Frühling 2015
Titelgeschichte // 25
SWISSLIFE Frühling 2015
Titelgeschichte // 27
SWISSLIFE Frühling 2015
Titelgeschichte // 29
SWISSLIFE Frühling 2015
Tierische 48 Stunden
Bis übermorgen kann im Tierreich viel passieren – oder auch nicht.
Legt beispielsweise eine Taube ein Ei, dauert es genau zwei Tage,
bis sie diesen Vorgang wiederholt. 48 Stunden vergehen auch, bis
es der Nachwuchs der Krustenechse schafft, aus dem Ei zu schlüpfen.
Doch was sind schon 48 Stunden, wenn man bedenkt, dass dieses
Reptil schon seit 100 Millionen Jahren auf der Erde lebt und somit
Weggefährte der Dinosaurier war.
Strauss Strausseneier sind 23 mal so gross
wie Hühnereier. Die Küken brauchen 48
Stunden, um die Schale ganz aufzubrechen.
Kuh Eine Kuh wird alle 21 Tage «stierig»
und bleibt es dann für 48 Stunden. In dieser
Zeit muss sie zu ihm, soll es ein Kalb geben.
Stadttaube Die in fast jeder Stadt lebende
Taube legt meist zwei, mitunter auch drei
Eier. Und stets im Abstand von 48 Stunden.
Krustenechse Die Jungtiere dieser Dinosaurier-Zeitgenossen brauchen bis zu
48 Stunden für den Schlupf aus dem Ei.
Schwarze Witwe Nach dem Biss dieser
Spinne halten Schwellungen und Muskelkrämpfe bis zu 48 Stunden lang an.
Gepard Nach der Geburt ist eine
Gepardenmutter ausgehungert. Darum geht
sie bis zu 48 Stunden auf die Jagd.
Zahlensalat // 31
Biene Füttern die Bienen ein Ei während
der ersten 48 Stunden mit ihrem besonderen
Gelée royal, erwächst daraus eine Königin.
Pferd Der Dickdarm von Pferden ist acht
Meter lang und das Futter verbleibt genau
48 Stunden darin.
Schuppentier Diese eigentümlichen Tiere
werfen nur ein Junges. Seine weichen Schuppen
erhärten innert 48 Stunden nach der Geburt.
Spitzhörnchen Weibliche Spitzhörnchen
kommen alle 48 Stunden gerade mal für zehn
Minuten zum Nest, um die Jungen zu füttern.
SWISSLIFE Frühling 2015
Hund Der beste Freund des Menschen hat
einen hoch entwickelten Geruchsinn. Er kann
bis zu 48 Stunden alte Fährten verfolgen.
e
DER NEUE MÖBELSTOFF
IN 50 FARBEN.
www.creationbaumann.com
Gesamtschule Geltwil // 33
Bild: Giorgio von Arb
So fängt
Zukunft an.
Sie sind ein Versprechen für die Zukunft: Stellvertretend
für all ihre Gspänli in der ganzen Schweiz zeichneten
die 17 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule
Geltwil im aargauischen Freiamt ein Bild, wie sie sich die
Welt der Zukunft vorstellen. Giorgio von Arb porträtiert
wunderbare Kinder, die um Antworten auf die Frage
aller Fragen überhaupt keineswegs verlegen waren:
Was wird übermorgen sein?
www.geltwil.ch
SWISSLIFE Frühling 2015
›››
TEAGAN KNIGHT (10), GELTWIL
«Wir haben jede Menge neue Technologie und es wird einen Weltraumkrieg geben.»
LEVIN BURKET (10), MURI
«Ich spiele in der höchsten Eishockeyliga, bei den New York Rangers nämlich.»
NINA APPERT (8), GELTWIL
«Die Häuser werden lebendig und die Autos können fliegen.»
SWISSLIFE Frühling 2015
ZARA KNIGHT (8), GELTWIL
«Da wird ein grosser Baum sein mit vielen Tieren.»
ELENA AMMANN (12), MURI
«Ich möchte weiter Ballett tanzen.»
MARKUS APPERT (11), GELTWIL
«Der Rapper Hase erobert die Welt!»
SWISSLIFE Frühling 2015
JOLANDA EGLI (12), GELTWIL
«Die Strassen werden fliegen und haben Ausfahrten zur Erde.»
ALICIA DÜRIG (11), GELTWIL
«In der Zukunft wird es keinen Krieg mehr geben und mehr Bäume werden wachsen.»
RAPHAEL EGLI (13), GELTWIL
«Ich werde einmal einen schönen Bauernhof unterhalten.»
KEVIN FUNK (13), GELTWIL
«Ich bin dann Astronaut.»
SWISSLIFE Frühling 2015
DANIELLE DÜRIG (9), GELTWIL
«Ich werde eine Meerjungfrau sein.»
MASCHA APPERT (7), GELTWIL
«Pomi und Momi sind ganz reich, weil sie alles ausgeraubt haben.»
LUCAS STIEHLER (7), GELTWIL
«Ich will Fussballer werden, Stürmer, und der Beste!»
SWISSLIFE Frühling 2015
MARTINA EGLI (10), GELTWIL
«Ich werde in 20 Jahren in diesem Haus auf meiner Zeichnung leben – mit meinem Mann und zwei Kindern.»
SOPHIE NÄF (12), GELTWIL
«Ich will mal Tiere besitzen.»
ELENA NÄF (12), GELTWIL
«Man wird die Drachen wieder finden und kann auf ihnen reiten.»
SWISSLIFE Frühling 2015
GIAN CHRISTEN (9), GELTWIL
«Es wird selbstfahrende oder fliegende Autos geben und alles wird schneller.»
«Was wir nicht
verputzen,
stecken wir in
einen neuen
Verputz.»
Sorg für dich.
Zu Hause soll es auch in Zukunft am schönsten sein. Swiss Life unterstützt
Sie dabei und bietet vielfältige Dienstleistungen für Wohneigentümer. Erfahren
Sie mehr auf sorgfürdich.ch/wohneigentum
A Swiss Life // 47
Text: Michèle Binswanger, Bild: Tom Haller
Blitzableiter
der Nation
Satellitenbildern, Wetterkarten, Simulationsmodellen
zum Trotz: Manchmal sind die Prognosen der Meteorologen
falsch. Dann hagelt es wütende Mails. Claudia Stocker
weiss: Die Schweizer haben eine spezielle Beziehung zum
Wetter. Sie wollen ganz genau wissen, wie es wird.
›››
SWISSLIFE Frühling 2015
W
er wissen will, was die Zukunft bringt, muss die
Schatten der Gegenwart zu deuten wissen. Die
Schatten befinden sich nicht nur am regenverhangenen Himmel, sondern auch auf den Computern, vor
denen Claudia Stocker frühmorgens im Fernsehstudio
Leutschenbach brütet. Als SRF-Meteorologin sitzt sie sozusagen im Hauptbüro für das schweizerische Wetter. Auf ihre
Prognosen verlassen sich Herr und Frau Schweizer. Wenn
das Wetter anhaltend schlecht bleibt, sind die Meteorologen
die Boten der schlechten Nachricht, und wenn sie sich mit
der Prognose vertun, sind sie schuld am Ganzen.
Claudia Stocker sieht es naturgemäss etwas anders. Im
Volksmund würde man sie als Wetterfee bezeichnen. Aber
der Job hat weniger mit Magie zu tun als mit nüchternen
Zahlen. Es geht darum, mittels möglichst genauer Modelle
und Messungen herauszufinden, was das Wetter als nächstes anstellen wird. Dazu sitzt die 28-Jährige auf einem Büroball. Eine grosse, blonde Frau mit Fransen im Gesicht und
zurückgebundenem Haar, vor sich drei Bildschirme, auf
denen Satellitenbilder, Wetterkarten, Stationsdaten, Simulationsmodelle dargestellt sind. Natürlich nur für jene, die
etwas davon verstehen. Für einen Laien sehen die Schatten
der Zukunft aus wie wabernde Schlieren in verschiedenen
Farben und Grautönen. Für Stocker ist es eine Partitur, aus
der sie eine Symphonie von Wetterereignissen abliest: Kaltluftvorstösse, Bisentendenzen, Temperaturschwankungen.
Sie liest, notiert, zoomt genauer hin, damit ihr kein Detail
entgeht. Es ist zwar nur das Wetter. Aber es richtig zu deuten, ist auch eine Kunst.
Mit dem Wetter ist es so eine Sache. Es geht jeden etwas
an, die einen finden es interessanter, die anderen weniger, je
nachdem, wie man zum Thema Smalltalk steht. Claudia
Stocker mag keinen Smalltalk. Aber Wetterphänomene findet sie hochinteressant. Seit drei Jahren macht sie Prognosen für das Schweizer Radio und Fernsehen. Und auch im
Job kommt sie lieber schnell zur Sache. Zum Beginn der
Morgenschicht gilt es, erst den Ist-Zustand des Wetters in
den Griff zu bekommen, dann vergleicht sie das mit ihrem
Modell der Wahl. «Je nachdem, wie das übereinstimmt, erkenne ich schon, wie fit mein Modell ist.» Dann macht sie
sich an die Produkte. Das sind Bulletins, die sie für die verschiedenen Radiostationen, Websites und andere Meteorologen verfasst. Kaum hat sie ihre erste Analyse fertig, geht
der Kollege von der Frühschicht hinter ihr wieder auf Sendung. Hunderttausende Schweizer sitzen überall im Land
beim Kaffee und hören sich an, dass es heute kühl und trüb
bleiben wird. Wetterberichte haben immer etwas Beruhigendes, weil sie einen ersten Anhaltspunkt liefern, wie der Tag
werden wird. Weil sie das eigentlich Unberechenbare in verständliche Muster von Warm- und Kaltluftfronten, Winden
und Gewitterzellen übersetzen.
Sie kann gut mit Zahlen umgehen, sagt Stocker, die
sonst eine begeisterte Sportlerin ist. Als engagierte Volleyballerin bringt sie Ehrgeiz und Teamgeist mit. Dabei ist sie
aber eher verspielt als verbissen, temperamentvoll, aber eher
Hunderttausende Schweizer
sitzen überall im Land beim
Kaffee und hören, dass es heute
kühl und trüb bleiben wird.
Wetterberichte haben immer
etwas Beruhigendes, weil sie einen
ersten Anhaltspunkt liefern,
wie der Tag werden wird.
der nüchterne Typ. Vor allem ist sie ein Draussenmensch, im
Sommer in den Klettergärten und den Alpen anzutreffen,
beim Wandern und auf Bergtouren. Fast lieber noch ist ihr
aber die Bergwelt im Winter, wenn man ihre Grossartigkeit
auf Skitouren erfahren kann. Wer sich so viel im Freien aufhält, entwickelt eine intime Beziehung zum Wetter.
Drinnen im Wetter-Headquarter ist es warm und riecht
nach Kaffee. Jemand reisst die Fenster auf und frische Luft
strömt herein. Zeit für die erste Teamsitzung. Auf den Bücherregalen befindet sich «Wetterliteratur», «Kartenmaterial», «Bauernregeln und Bioquatsch». Der Frühdienstler
gibt den Kollegen weiter, was er herausgefunden hat. Das
Wetter ist eine sehr volatile Grösse. Wer mithalten will,
Die Frau hinter der Stimme: Claudia Stocker sagt am Schweizer Radio, wie das Wetter wird.
Zahlen, physikalische Abläufe und Modelle über Modelle: Wetterprognosen sind eine Wissenschaft für sich.
SWISSLIFE Frühling 2015
Ob Regen oder kein Regen: Claudia Stocker ist gerne in der freien Natur – vor allem, wenn ihre Prognosen stimmen.
A Swiss Life // 51
muss permanent dranbleiben und so spricht sich das Team
ab, passt Informationen hin und her. Hier geht es nicht darum, die anderen auszustechen. Je besser das Team, desto
besser die Prognosen. Was am Himmel draussen passiert,
ist für Meteorologen eine permanente kritische Rezension
ihrer Arbeit. «Die Bise hat in der Ostschweiz total versagt»,
sagt der Kollege. «Höchsttemperatur heute dürfte zwölf
Grad sein.» «Elf», kontert Stocker mit Blick auf ihre eigenen Messungen.
Nach der Sitzung mit den Kollegen geht es weiter zur
grossen Koordinationssitzung mit den Newsleuten von
den verschiedenen Sendern, irgendwo in den Innereien des
«Die Schweizer haben eine
besonders emotionale
Beziehung zum Wetter»,
sagt Stocker. Das Land hat
aufgrund seiner Geografie
besonders vielfältige
klimatische Bedingungen.
Radio- und Fernsehstudios. Die grossen weltpolitischen
Themen des Tages werden da besprochen, eingeordnet und
abgewogen. Was Relevanz anbelangt, kann das Wetter sie
natürlich nicht wirklich konkurrenzieren. Es ist selten das,
was die Welt bewegt, aber sicher bewegt es die Leute.
«Die Schweizer haben eine besonders emotionale Beziehung zum Wetter», sagt Stocker. Das Land hat aufgrund
seiner Geografie besonders vielfältige klimatische Bedingungen. Jedes Alpental hat seine Besonderheiten – wer hier
etwas prognostizieren will, muss viel Erfahrung haben. Was
interessiert denn die Leute am meisten? «Sonne», sagt Stocker. «Beziehungsweise Regen oder kein Regen. Das ist eindeutig das Hauptthema.» Besonders im Sommer wollen die
Schweizer wissen, ob sie die lauen Abende draussen verbringen können, ohne von einem Gewitter überrascht zu wer-
SWISSLIFE Frühling 2015
den. Im Winter, ob es Schnee hat, wie die Schneeverhältnisse
sind und wie das Bergwetter wird. Das tönt selbstverständlicher, als es tatsächlich ist. Denn jede Nation hat bezüglich
Wetter ihre eigenen Vorlieben und Obsessionen. «Ich war
gerade in Island», erzählt Stocker. «Isländer interessieren
sich weniger dafür, ob es regnet oder nicht. Die wollen alles
über den Wind wissen. Wie stark, aus welcher Richtung und
so weiter.»
Manchmal bekommen die SRF-Meteorologen die spezielle Beziehung der Schweizer zum Wetter zu spüren. Falsche
oder ungenaue Prognosen können die Leute so erzürnen,
dass sie ihrem Frust in wütenden Mails Ausdruck verleihen.
Als wären die Meteorologen Schuld am Wetter. «Das liegt
sicher auch an der Personalisierung. Wir sind mit Namen
und Gesicht auf der SRF-Website vertreten», sagt Stocker.
«Da wird man leicht zum Blitzableiter für die Nation.»
Meteorologin zu werden, war bei Claudia Stocker zunächst nicht vorgesehen. Sie studierte Geografie in Zürich
und fand erst Schritt für Schritt ihre Berufung. Im Ausschlussverfahren. Human- oder Wirtschaftsgeografie waren
ihr zu wenig anschaulich, also blieben die Atmosphärenwissenschaften. Auch hier geht es um Zahlen, aber eben auch
um physikalische Abläufe. Und die lassen sich beobachten.
Und als Wetterfrau kann sie das, was sie im Studium gelernt hat, auch konkret anwenden, anders als viele ihrer
Kommilitonen. «Ein Glücksfall», sagt sie. Nach dem Studium
folgten Praktika, sie bewarb sich für die Stelle beim SRF in
der Hoffnung, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen
zu werden. Sie bekam den Job. «Wegen meiner kommunikativen Fähigkeiten», lacht sie. Allerdings war der Gedanke,
vor hunderttausenden von Leuten zu sprechen, gewöhnungsbedürftig für die junge Frau. Inzwischen ist der Auftritt Routine. Für die Leute ist ohnehin nur wichtig, dass
die Prognose zutrifft.
Was ihre eigene Zukunft angeht, hält Claudia Stocker
sich an die Halbjahresplanung – und da es ihr bestens gefällt, wo sie ist, wird sich in nächster Zukunft wohl nicht
viel ändern. Den perfekten Job hat sie bereits, nur möchte
sie noch mehr von der Welt sehen, ihre Meere, Wüsten und
Hochgebirge bereisen. Insbesondere letzteres, den Himalaya oder Patagonien würde sie gern sehen. Und das wird sie
wohl auch, könnte man prognostizieren. Alle Zeichen
deuten darauf hin, dass Claudia Stocker sich diesen Wunsch
bald erfüllen wird.
Wir servieren Ihnen SWISSLIFE
auch auf dem Tablet.
SWISSLIFE-App bei Google Play und im App Store
oder unter www.swisslife.ch/magazin.
Küchenfreuden // 53
Der Frühling lässt grüssen: Köstlichkeiten
des Meeres vermählen sich mit dem unvergleichlichen Duft von Safran, dem König
der Pflanzen; konfierter Rettich ergänzt
das leichte, luftige Gericht.
Illustration: Sylvia Geel
Eine Brise Meer findet
den König der Pflanzen.
Petersfisch-Filet, konfierter Rettich mit Taliouine-Safran
und gefüllten Tintenfischröllchen
Ganzen Fisch filetieren oder einzelne Filets kühlstellen. //
Sellerie würfeln, in Butter andünsten, im Geflügelfond weichkochen,
zum Schluss mit etwas untergezogenem Rahm fein pürieren. //
Bierrettich in feine Streifen/Blätter schneiden, mit Safran und etwas
Geflügelfond knapp garkochen, rollen, mit etwas Piment d’Espelette
und Olivenöl beträufeln. // 4 Tintenfische, Wurstmasse, eingelegter
roter Paprika und Schnittlauch fein pürieren, Masse in vier Tintenfische füllen, im Ofen für einige Minuten weichgaren. // Für die
Weissweinsauce Schalotten in Butter andämpfen, Chardonnay
zugeben, Salz, etwas Rahm. Reduzieren, ein paar Safranfäden zugeben,
20 Minuten ziehen lassen, danach fein pürieren, warmstellen. //
Fischfilets auf der Hautseite braten.
Anrichten: Bierrettich-Röllchen mit wenigen Safranfäden, in kleine
Stücke geschnittenen gefüllten Tintenfisch und Tupfen von Selleriepüree auf Teller anrichten, Fisch und aufgeschäumte Weissweinsauce
dazugeben und mit ein paar Blättern Blattspinat garnieren.
Zutaten für 4 Personen: 1,2 kg Petersfisch (Saint-Pierre) oder 4 Filets vom Petersfisch,
2 Bierrettich, ½ Sellerie, 8 mittelgrosse Tintenfische, 200 g Wurstmasse, 3 Stk. eingelegte
rote Paprika, Schnittlauch, Weissweinsauce, Geflügelfond, Rahm, 100 g Blattspinat,
Schalotten, Taliouine-Safran.
SWISSLIFE Frühling 2015
Jérôme Manifacier
über die Wurzeln
seiner Küche.
Das Wichtigste für mich ist der Respekt
vor dem Produkt: saisonal, regional,
hochwertig, das ist sozusagen mein Imperativ. Meine Handschrift ist eine klassische Küche, die aber die Entwicklungen der modernen Gastronomie und die
Bedürfnisse der Kunden aufnimmt,
ohne dem Produkt den ureigenen Geschmack zu nehmen: Ich dekliniere
gerne die Produkte, bereite sie auf verschiedene Arten zu, komponiere so
ein komplexes Gericht, so wie beim
nebenstehenden Rezept, das mit diesem
wunderbaren Safran aus Marokko eine
ganz besondere Note erhält. Die Geschmacksnoten in einem Gericht müssen
passen, das habe ich schon in meinen
Lehr- und Wanderjahren stets aufs Neue
entdeckt. Zum Glück hatte ich grossartige Lehrmeister im Süden Frankreichs,
wo ich herkomme: im legendären
«Martinez» in Cannes und natürlich
beim zweimaligen Koch des Jahres in
der Schweiz, Gérard Rabaey, wo ich fünf
Jahre lang als Chefkoch wirkte. Und nun
bin ich hier, in Downtown Genf und
schwebe im Vertig’O auf Wolke sieben:
Das ist super für die ganze Equipe hier
und genial für mich.
Der Franzose Jérôme Manifacier kocht seit
2006 im Genfer Restaurant «Vertig’O», das
zum «Hotel de la Paix» gehört. Das Lokal hat
17 Gault-Millau-Punkte; Manifacier wurde
2015 als «Entdeckung des Jahres» in der
Romandie ausgezeichnet. Restaurant Vertig’O,
11, Quai du Mont-Blanc, 1211 Genf 1, Telefon
022 909 60 73, Sonntag und Montag geschlossen.
www.geneva.concordehotels.de/de
archithese
Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur
International thematic review for architecture
Mehr Platz für die Grossen.
Die Ausgabe Swiss Performance der archithese stellt herausragender Projekte
vor, die im Vorjahr in der Schweiz realisiert wurden.
BESTELLEN
SIE EIN
:
PROBEABO
h
archithese.c
Foto: Andreas Buschmann
Einige Projekte stachen im vergangenen Jahr unverkennbar durch ihre Grösse heraus. Etwa die
weite Kuppel des Elefantenhauses im Zoo Zürich oder die Kompaktheit des Hochschulkomplexes im
Toni-Areal. Auch mehrere neue grossmassstäbliche Siedlungen zwingen über Massstäblichkeit
und daraus resultierende Potenziale oder Probleme für Architektur und Städtebau zu reflektieren.
Und wie immer bietet archithese auch in dieser Ausgabe nicht nur einen bunten
Bilderreigen, sondern präzise Architekturkritik.
Illustration: Sarah von Blumenthal
Beni Frenkel // 55
«Übermorgen, HG 85», schrie uns der Major an.
Wir Rekruten zuckten zusammen. Übermorgen also eine HG 85 werfen!
Eine richtige Handgranate! Wir befanden uns etwa in der
10. Rekrutenschulwoche und kannten uns schon alle beim
Nachnamen. Rekrut Frenkel, Rekrut Häberli, Rekrut Sommerhalder und so weiter.
Ich wurde in die Ter-Div-irgendetwas eingeteilt und
machte meinen Dienst in Romont. Die Tage plätscherten
so vor sich hin. Als Nachrichtensoldat musste ich nie
Schlimmes erleben. Nachrichtensoldat liegt in der internen
Rangliste knapp vor ‹untauglich›. An der Spitze rangieren
Grenadiere, Panzerfahrer oder Militärradfahrer. Klar, wir
hatten auch Morgenappell und kurze Duschzeiten. Aber
sonst war alles Sonnenschein. Einmal mussten wir einen
5-Kilometer-Marsch absolvieren. Hinter uns fuhr langsam
ein Armeefahrzeug und sammelte die erschöpften Nachrichtensoldaten ein. Als Nachrichtensoldat muss man lesen
können und sehr schlecht beim Sporttag abschneiden. Wir
hatten alle Matura und Heimweh nach Mutti. In meinem
Zug machten drei Rekruten einen waffenlosen Dienst. Nur
schon der Anblick eines Sturmgewehrs verursachte ihnen
Unwohlsein. Bei uns waren die friedfertigen, waffenlosen
Rekruten willkommen.
Und dann diese HG 85! Zuerst machte das ja noch
Spass. Wir waren irgendwo im Welschland auf einer Wiese
und warfen Tennisbälle. Der Korporal schrie uns an: «In
Deckung!». Bei dieser Übung machten auch die waffenlosen Rekruten mit. Wir mussten laut «eins, zwei, drei, vier,
fünf, sechs, sieben» rufen. Ein anderer Soldat krähte:
«Bumm!». Am Nachmittag gab es dann Mittagessen. Ich
war gerne im Militär. Die Leute hier waren alle verständnis-
SWISSLIFE Frühling 2015
voll. Sogar der Hauptmann war lieb. Einen kurzen Moment
dachte ich daran, ein echter Soldat zu werden, also Instruktor oder Brigadier.
Nach der Mittagspause durften wir dann andere Bälle
werfen. Die hatten auch einen Stift, den man rausziehen
konnte. Viel gefährlicher als Tennisbälle waren sie aber
nicht. Allerdings machten sie laut ‹Bumm!› und etwas
Rauch stieg herauf. Die Waffenlosen guckten sich betreten
an. Gilt das schon als Waffe? Nach einer kurzen Besprechung waren sie sich einig, dass man die werfen darf. Und es
machte ja auch ein bisschen Spass!
Am Nachmittag kam plötzlich Major Bössli zu uns. Der
war nicht mehr lieb. Er schrie uns an, noch bevor er uns
grüsste! «Übermorgen HG 85! Übermorgen HG 85! Und
jeder macht mit, auch ihr laschen Waffenlosen!»
Oh, mein Gott! Eine richtige Handgranate, wie im Krieg.
Oh, mein Gott!
Natürlich klappte niemand zusammen. Auch Nachrichtensoldaten haben ihren Stolz. Unsere Korporäle registrierten aber die bedrückte Stimmung. Wir sollten uns keine
Sorgen machen, trösteten sie uns, ihr macht das gut, ihr
seid stark, ihr schafft das! Am Abend musste ich mich dann
übergeben. Ich rief meine Mutter an und schluchzte ins
Telefon. Aber sie konnte mich auch nicht trösten.
Ich lag im Bett und der Feldweibel schrie in alle Zimmer:
«LiLö!», also Lichterlöschen. Im Dunkeln sprachen wir
lange darüber, dass das schon klappen würde mit der Handgranate. Ich erfuhr zum ersten Mal, dass man auch als
Mann Gefühle haben darf. Auch im Militär. Schluchz.
Gewinnen Sie
eine Zeitmaschine von
Maurice Lacroix.
Die neue Pontos Chronographe Retro von Maurice Lacroix mit Datumsanzeige
sagt Ihnen auch übermorgen, welcher Tag heute ist. Um eine ganz andere Zeitmaschine dreht sich unsere Wettbewerbsfrage: Im Film «Back to the Future»
musste Marty aus den 1950er-Jahren zurück in die Zukunft. Die Zeitmaschine
verfügte jedoch nicht mehr über die dafür notwendige Energie – nur ein Blitz
konnte helfen. Von einem Zeitungsartikel aus der Zukunft wusste Marty, um
welche Zeit der Blitz ins Rathaus einschlagen würde – und zwar auf die Minute
genau. Wissen Sie es auch? Wir wünschen Ihnen viel Glück!
Wettbewerb // 57
Nehmen Sie mit der SWISSLIFE-App oder auf www.swisslife.ch/magazin am
Wettbewerb teil. Oder senden Sie uns die Antwortkarte im UPDATE mit
Ihrer Lösung. Teilnahmeschluss ist der 30. April 2015. Die Gewinner werden
im nächsten SWISSLIFE bekanntgegeben.
Wir gratulieren Jost Wenk in Schmerikon und Catherine Jeanneret aus
Hausen am Albis zum Gewinn des letzten SWISSLIFE-Wettbewerbs.
58 // Zugabe
Noah Veraguth von PEGASUS
über «Digital Kids»
«Der Beruf des
Musikers ist
so stark in Gefahr
wie noch nie»
Cause we are so beautiful
We are so beautiful
Digital boys love digital girls
We are digital kids in a digital world
«Als wir das Album machten, spürten wir, dass die 1990erJahre irgendwie musikalisch wiederbelebt werden. Ich wollte
einen Song schreiben wie damals Nirvana, so etwas Hymnisches im Stil von ‹Smells Like Teen Spirit›. Ich suchte also
einen Song, der Punk ist, aber gleichzeitig den musikalischen Trend einbezieht. Der Track ist jetzt sehr elektronisch
und zu einem Thema, das unsere Generation spiegelt.
Wir kommunizieren ja zu einem grossen Teil über digitale Geräte. Ich nutze auch Facebook, Twitter und das Internet als Informationsquelle sowie um fernzusehen und Filme
zu schauen. Ich finde es toll, dass man sich so schnell miteinander austauschen und jeder sich auf eine Art ausdrücken
kann. Wenn du eine Meinung zu etwas hast, gehst du auf
Facebook, postest sie und kannst sicher sein, dass andere
Leute davon Kenntnis nehmen oder sogar darauf reagieren
werden. Das Problem dabei ist aber sicher die Überflutung,
die Übersättigung und natürlich ist es auch ein Problem für
die Musikindustrie. Der Beruf des Musikers ist so stark in
Gefahr wie noch nie, weil die Musik nicht mehr bezahlt
wird. Das ist die Schattenseite dieses digitalen Zeitalters.
Am Anfang eines Songs ist das einzige Vertraute mein
Keyboard. Das ist dann immer ein Kampf, sehr intensiv. Du
musst herausholen, was in deinem Kopf steckt, obwohl es
nicht immer einfach ist, dies mit deinen Händen zu spielen.
So entsteht eine kleine musikalische Schablone und dieses
Riff, das inspiriert instinktiv zu einer Melodie. Erst dann
Stefan Brenner (Schlagzeug), Noah Veraguth (Gesang, Gitarre, Klavier),
Gabriel Spahni (Bass) und Simon Spahr (Gitarre)
kommen die Wörter. Es kommt sehr selten vor, dass ich an
einen Tisch sitze und sage, so, heute schreibe ich einen Song
über Wälder oder über Blumen. Er entsteht vielmehr aus
der Melodie, ich singe dann über diese Melodie Wörter, die
zu dieser Schablone passen. ‹Digital› war so ein Wort, das
sehr gut in die Rhythmik des Songs passte. So kommt es
dann zu einer Verschmelzung von Musik und Text, die wahre Botschaft ist das Gesamtbild eines Stückes: Die Musik,
die Wörter, der Rhythmus, die Übergänge, die Stimmung.
Dann mach ich aus diesem Gesamtwerk ein Demo, mit
dem Beat zuerst, dann die Gitarre, Bass oder was es auch
immer noch braucht. Das ergibt dann so etwas wie eine
simple Idee von dem, was es am Schluss sein soll. Und dann
treffen wir uns im Studio, arbeiten daran, bis es raffinierter
wird, clever verpackt werden kann, ein intelligentes Arrangement bekommt – damit es eine interessante Reise wird in
den drei Minuten, in denen man den Song hört.»
Die 2003 gegründete Bieler Gruppe PEGASUS – alle Bandmitglieder wuchsen an derselben Strasse auf – wurde 2010 mit dem Swiss Music Award als
beste Newcomer ausgezeichnet. Die vorletzte CD «Human.Technology»
erreichte Platinstatus, der darauf enthaltene Song «Skyline» war der offizielle Schweizer Olympiasong für London 2012. Mit ihrem Erfolgsalbum
«Love & Gunfire» (Goldstatus) werden Pegasus im Sommer 2015 auf
den Festivalbühnen der Schweiz zu sehen sein, bevor sie sich dann zurückziehen, um an ihrem fünften Album zu arbeiten.
www.pegasustheband.com
www.swisslife.ch/magazin
Bildnachweis: ©Philips