spezial 1/2015 d spe sj zia Spor t: [intern] l Bew Bünd egun niss g -Teil -Bildun e! habe g d s j - spezial S port: B ü ndnisse ! B ewegung – B ildung – T eilhabe Für’s Leben lernen Nicht alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben die gleichen Startvoraussetzungen. Die Förderung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen und somit die Verwirklichung von mehr Bildungsgerechtigkeit gehört aber zu den wichtigsten Aufgaben überhaupt. Noch immer ist in Deutschland der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen zu deutlich ausgeprägt. Die kulturelle Bildung mit ihren niedrigschwelligen Zugängen bietet vielfältige Möglichkeiten und ein großes Potenzial, dies hat nicht zuletzt auch der nationale Bildungsbericht 2012 mit dem Schwerpunkt auf der kulturellen Bildung gezeigt. Die Bundesregierung hat sich dieser Bildungsaufgabe angenommen und das Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ aufgelegt. Bis Ende 2017 fördern wir Projekte der außerschulischen kulturellen Bildung für benachteiligte Kinder und Jugendliche und stellen dafür bis zu 230 Millionen Euro zur Verfügung. Die Maßnahmen werden von lokalen Bündnissen für Bildung – Bildungskooperationen - angeboten und durchgeführt, sie finden dort statt, wo die Kinder und Jugendlichen zuhause sind und ihren Alltag verbringen. Das Förderprogramm wird von 34 Programmpartnern umgesetzt – einer davon ist die Deutsche Sportjugend. Mit ihrem Konzept „Sport: Bündnisse!“ können Kinder und Jugendliche in der Gruppe beispielsweise eine Bühnenshow in Tanz oder Zirkus erarbeiten, sie holen sich gemeinsam den verdienten Applaus ab, sie erleben Teamgeist und gleichzeitig die Notwendigkeit von Disziplin und Durchhaltevermögen. Und genau darum geht es uns bei den Bündnissen für Bildung: Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche – gerade solche, die unter schwierigen Bedingungen aufwachsen – die Erfahrung machen, dass sie etwas bewegen können; dass Konzentration und Anstrengung sich lohnen; dass man im Team stärker ist als allein; dass man sich durch Niederlagen nicht entmutigen lassen darf. Das sind Lehrinhalte, die so in keinem Stundenplan stehen und die doch ungeheuer wichtig für das ganze Leben sind. Prof. Dr. Johanna Wanka Bundesministerin für Bildung und Forschung Sport: Bündnisse! Kinder und Jugendliche für eine aktive Lebensweise gewinnen Bewegung, Spiel und Sport sind unabhängig von sozialen oder kulturellen Hintergründen, innerhalb wie außerhalb des Sportvereins, ein zentrales Element jugendlicher Freizeitgestaltung. Die Vielfalt der entsprechenden Angebote eröffnet Kindern und Jugendlichen eine gute Chance, Interesse sowie Motivation zu entwickeln, Stärken zu entdecken und Potenziale zu entfalten. Aus diesem Grund hat die dsj als Mitglied der „Allianz für Bildung“, einem Instrument der bundesweiten Vernetzung von Stiftungen, Institutionen und Verbänden, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bei der Entwicklung einer Richtlinie zur Förderung von bildungsbenachteiligten Kindern und Jugendlichen („Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“) unterstützt. Ziel des BMBF-Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ ist es, in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren außerschulische Bildungsmaßnahmen zu fördern und so bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche (im Alter bis 18 Jahren) in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihnen eine Teilhabe an Aktivitäten des organisierten Kinder- und Jugendsports zu ermöglichen. Bei der Deutschen Sportjugend können Sportvereine und andere gemeinnützige Einrichtungen einen Förderantrag für diese sportbezogenen Aktivitäten im Programm Sport: Bündnisse! Bewegung – Bildung – Teilhabe stellen. Aktuell befinden sich verteilt auf das gesamte Bundesgebiet mehr als 200 qualitativ hochwertige Maßnahmen vielseitigster Natur in einer Förderung im Rahmen des Programms Sport: Bündnisse! Bewegung – Bildung – Teilhabe. Bis zum Jahr 2017 kann die Deutsche Sportjugend jährlich mehr als eine Million Euro an Maßnahmen lokaler Bildungsbündnisse weiterleiten. Die Bündnisse des organisierten Sports im Programm Sport: Bündnisse! Bewegung – Bildung – Teilhabe sind darauf ausgelegt, bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche zu fördern und sie für eine aktive Lebensweise zu gewinnen. Sport ist Teil einer ganzheitlichen Bildung, die neben Wissen auch soziale, personale und motorische Kompetenzen umfasst. Mit seinen Strukturen kann der organisierte Sport darüber hinaus jungen Menschen eine Teilhabe an Kultur und Gesellschaft ermöglichen, indem er demokratische Strukturen bereit hält und Kompetenzen fördert, die für Selbst- und Mitbestimmung zentral sind. Zugleich werden mit Bewegung, Spiel und Sport kulturelle Ausdrucksformen vermittelt, die den Körper in den Mittelpunkt stellen. Neben der Förderung junger Menschen hin zu einer aktiven Lebensweise, die vor allem Jugendliche mit erschwerten Zugangsbedingungen erreichen soll, wird somit ein wichtiger Beitrag geleistet, um die lokalen Bildungslandschaften vielseitiger, konstanter und niedrigschwelliger zu machen und die Zivilgesellschaft zu stärken. Die Angebote können in zwei Modulen gestaltet werden: Sport.ART. – Kinder- und Jugendsportshow Die Kinder- und Jugendsportshow setzt auf Aufführungserlebnisse von Kindern und Jugendlichen: Vor Publikum zeigen, was man kann, was man sich selbst ausgedacht hat, was etwas mit einem selbst zu tun hat. Das kann ein Trampolin-Parcours genauso sein wie eine Breakdance-Choreografie, eine Karate-Kata genauso wie eine Zirkusnummer. Wenn das gelingt, macht es Spaß und ein bisschen stolz darf man natürlich auch auf seine Leistung sein! In der Fortbildung werden praktische Grundlagen für die Entwicklung bewegungs- und sportbezogener Aufführungen mit Kindern und Jugendlichen vermittelt und praktisch erprobt. Zu den Themen gehören: Entwicklung einer Aufführungsidee, Aufbau von kreativen Bewegungsstunden, Aufgabenstellungen in der kreativen Bewegungserziehung, Gestaltungs- und Inszenierungskriterien, Probenarbeit und Aufführungskriterien. ErlebnisRAUMerfahrung Bei ErlebnisRAUMerfahrung geht es darum, mit Bewegung, Sport und Spiel das Lebensumfeld und Lebensräume zu erkunden. Selbst erlebte Bewegungsabenteuer in der Stadt, in der Natur oder in den Sportstätten können aktivierende Impulse auslösen, um das eigene Leben in die Hand zu nehmen und bewusster zu erleben. Sie öffnen die Augen für das eigene Wohnumfeld, den eigenen Stadtteil und für neue Sozialräume. Mit Bewegung, Spiel und Sport den Raum zu erkunden kann heißen: Orte einzubinden, an denen ich noch nie war; an denen ich schon immer vorbeigelaufen bin; oder die ich selbstverständlich, aber eher unbewusst nutze. Gleichzeitig werden Möglichkeiten kennengelernt, wie Bewegung, Spiel und Sport zum Alltag werden können. Um einen Einblick in die vielseitigen Bündnisse, die im Förderprogramm entstehen, zu geben, stellen wir im Rahmen dieser Ausgabe der dsj-intern einige ausgewählte Projekte vor. S p o r t . A RT. – K i nde r- u n d Ju g e n dspo rtsh ow Die 3- bis 6-Jährigen reiten und voltigieren auf eigens dafür ausgebildeten Ponys. Alles passiert spielerisch und nach individueller Voraussetzung. „Das macht Spaß!“ ruft Julian und strahlt über beide Ohren auf dem Rücken von Mogli. Die Kinder lernen auf und mit einem Pferd, sich auf ihren Körper und ihre Bewegungen zu konzentrieren. Sie trauen sich etwas zu! Und sie lernen über das Tier. Was frisst ein Pferd? Wie schläft es? Von wem bekommt es neue Hufeisen? Wie die Funken beim Beschlagen der Pferde sprühen, gefiel auch den Jungs und damit war klar, dass der Reitsport nicht nur für Mädchen interessant ist. Mit dem Liedermacher Ulrich Stern studierten die Kinder parallel dazu ein kleines Musical rund um’s Pferd und das Leben in einer Westernstadt ein. Dafür bastelten sie Requisiten, erfanden Kostüme und lernten, die Lieder mit allerlei Rhythmusinstrumenten zu begleiten. Am 10. April 2015 präsentierten die kleinen Sportler/-innen in einer öffentlichen Abschlussveranstaltung ihre Westernstadt. Sie sangen und rasselten aber nicht nur. Sie zeigten auch, was sie auf dem Pferd gelernt haben.Einige von ihnen legten sogar eine offiziell anerkannte Prüfung für das Voltigieren ab. Und das vor ihren Familien und Freunden, vor ganz großem Publikum. Andrea Harwardt TE R M IN E 12.05.2015 Infoveranstaltung Administration – Frankfurt am Main Fortbildungen Sport.ART. – Kinder- und Jugendsportshow: 18.-19.04.2015 Münster 20.-21.06.2015 Münster 14.-15.11.2015 Münster Fortbildungen ErlebnisRAUMerfahrung: 24.-26.04.2015 Würzburg 18.-20.09.2015 Blossin 06.-08.11.2015 Hamburg Weitere Infos: www.dsj.de/bildungsbuendnisse Das im dsj-Programm „Sport: Bündnisse! Bewegung – Bildung – Teilhabe“ im Rahmen des BMBF-Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ geförderte Bewegungsmusical Historicus war ein großer Erfolg! zu. Zum Sommer standen dann die jeweiligen Gruppen fest: Kinderchor, Einradgruppen, Stammgruppen, alle wollten dabei sein! Von Vereinsseite beteiligten sich neben dem Jugendwart auch die im Verein arbeitenden Freiwilligendienstleistenden. Die Expertengruppe, die die Maßnahme ehrenamtlich leitete, beschäftigte sich mit der Beschaffung geeigneter Kostüme. Unter professioneller Anleitung wurden Jugendliche auf einer der Zeitreise durch die Stadtgeschichte Hamburgs Im Winter 2013/14 entstand die Idee, ein Bewegungsmusical auf die Bühne zu bringen. Angeregt durch die Fördermöglichkeiten im Rahmen des Förderprogramms„ Kultur macht stark“ - wollte der SiB-Club e.V. (Stadtteil in Bewegung) in Hamburg ein eigenes Musical konzipieren. Die Grundidee wurde dem Anfang 2014 erschienenem Buch „Historicus“ entnommen. In diesem Buch von Irene Haarmeyer geht es um die Geschichte eines Außerirdischen, der mit verschiedenen Aufgaben im Gepäck und der Hilfe zweier Hamburger Kinder durch die Geschichte Hamburgs reist. Ausgangspunkt für dieses Musical sollten die diversen Kinderturn- und Einradgruppen des Sportvereins sein. In Kooperation mit zwei ortsansässigen Schulen (Grundschule und Stadtteilschule Am Heidberg) sowie der Buchautorin und dem Komponisten der Musicallieder begaben sich alle Kooperationspartner auf eine spannende gemeinsame Reise. Textrollen geprobt, Tänze einstudiert und Auftritte für andere Gruppen festgelegt. Für diese Auftritte entwickelten die Teilnehmenden der Stammgruppen die Choreographien, die diese dann später mit den Einzelgruppen einstudieren wollten. Nach mehrwöchigen Proben stand eine Woche im Dezember voll im Zeichen des Musicals. Während am Anfang der Woche die Requisiten aufgebaut wurden, die Technik bereitgestellt wurde und die Generalproben stattfanden, fanden am Mittwoch und Donnerstag die Vorstellungen für Grundschüler, Kindergärten und Eltern statt. Es war ein wirklich tolles Erlebnis für alle Teilnehmer/ -innen und deren Familien. 100 Kinder standen auf der Bühne - viele zum ersten Mal in ihrem Leben! Maren Schindeler-Grove Mit einer Lesung der Autorin begann die konkrete Arbeit am Musical. Die 4. Klassen der Grundschule sowie interessierte Sportklassen aus der Stadtteilschule nahmen an diesem Schnupperangebot teil. Eine Stammgruppe übernahm die Federführung der Maßnahme, entwickelte aus dem Buch heraus die Textrollen, schrieb die Dialoge für die jeweiligen Szenen und ordnete die entsprechenden Lieder Foto: B. Sielaff Ruhig und entspannt geht es am Rande der Koppel zu. „Cleo ist das schönste Pferd, das ich kenne,“ schwärmt die kleine Sophia und streichelt dem Shetlandpony über die Mähne. Seit einem Dreivierteljahr kommen Kinder der KiTa „Rappelkiste“ aus Bernau nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch bei Wind und Wetter einmal in der Woche auf das Gelände des Reitvereins Integration und erleben hier ein ganz besonderes Sportangebot. Das Sport: Bündnis! des Reitvereins Integration Ladeburg und der AWO Integrationskindertagesstätte „Rappelkiste“ wurde im dsj-Programm „Sport: Bündnisse! Bewegung – Bildung – Teilhabe“ beantragt und stellt eine Maßnahme im Modul Sport. ART. – Kinder- und Jugendsportshow dar. Historicus - Ein Bewegungsmusical Strahlende Gesichter, erschöpfte, aber auch glückliche Kinder - rund hundert an der Zahl - stehen beim Abschluss-Applaus auf der Bühne und lassen sich feiern. Foto: B. Sielaff Pferde stärken Kinder in der „Westernstadt“ Einradgruppen waren Ausgangspunkt des Musicals ErlebnisRAUMerfahrung GOBOX – Don‘t call them kids! GOBOX ist eines von zahlreichen lokalen „Sport: Bündnissen!“, die als Projekte im dsj-Programm „Sport: Bündnisse! Bewegung – Bildung – Teilhabe“ im Rahmen des BMBF-Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ gefördert werden und das Modul ErlebnisRAUMerfahrung repräsentieren. In Wuppertal setzen mittlerweile vier offizielle Partner neue Ideen der kulturellen Jugendarbeit mit den Möglichkeiten des Sports um: die Bergische Universität, die Sportjugend Wuppertal, der Bürgerverein Aufbruch am Arrenberg e. V. und der Kinder- und Jugendtreff Arrenberg. GOBOX ist ein flexibles Projekt, das erst durch die Bedürfnisse und Ideen der Teilnehmer/-innen Form annimmt. Weil niemand ausgeschlossen wird, beteiligten sich im ersten Jahr ca. 150 Kinder im Alter von 5 bis 18. Sie gestalteten gemeinsam ein bewegtes Stadtquartier. Es etablieren sich spannende Vernetzungen zwischen jungen Menschen, die ohne Sport vielleicht nie zueinander gefunden hätten und für die Herkunft oder Bildungsgeschichte keine Rolle zu spielen scheint. Horizonte erweitern sich! Zentral für den Erfolg des Projekts ist die Adressierung der jungen Menschen durch die erwachsenen Organisatoren und Teamer. Hier geht es um Beziehungen zwischen den Generationen, die auf echtem Interesse fußen. Junge Menschen wollen nicht Kids und Teens genannt werden, sie haben genug von Gesundheitsappellen und sie wollen nicht daran erinnert werden, dass sie sich mal bewegen sollten. Das wissen sie längst. Was viele jedoch nicht wissen ist, dass Sport mehr sein kann als Gesundheitswerkzeug und Leistungsprobe, nämlich Kultur, die von ihnen selbst mitgestaltet werden kann. Dafür leistet GOBOX Anschub und das schafft schließlich Zugang zum Sport. gungsräume in ihrem alltäglichen Umfeld bewegungsfreundlich und anregungsreich gestaltet werden. Dabei konnten lokale Bildungsakteure miteinander vernetzt bzw. bestehende Netzwerkstrukturen vertieft und ausgeweitet werden, um mittelfristig eine lokale Bildungslandschaft für die Neustadt/Nordstadt zu entwickeln. Ein weiteres Teilprojekt hat sich speziell an Jugend-liche aus den genannten Quartieren gerichtet. Grundsätzlich spielen innerstädtische Räume bei den informellen Sportengagements von Heranwachsenden nach wie vor eine prominente Rolle. Da jedoch nur einem Teil der Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit derartige Erfahrungsfelder frei zugänglich sind und die Aneignung von Raum zweifelsohne ein wichtiges Element der individuellen (Körper-) Sozialisation darstellt, hat die Abteilung Sportwissenschaft der Europa-Universität Flensburg gemeinsam mit den Sportpiraten Flensburg und dem Jugendzentrum AAK ein Projekt zur Erschließung, Nutzung sowie Gestaltung innerstädtischer Bewegungsräume entwickelt und im Jahr 2014 erstmals durchgeführt. Dr. Tim Bindel Foto: Natascha Heinrich In der Flensburger Neustadt/Nordstadt sind Bewegungsräume Kindern aufgrund von Verboten, ob von den Eltern oder von Anwohnern, zum Teil nur eingeschränkt zugänglich und werden von ihnen in der Folge gar nicht mehr als Bewegungsraum angesehen. Zudem sind viele Räume, in denen sich der Alltag der Kinder abspielt, nicht bewegungsfreundlich und anregungsreich gestaltet. Ein zentraler Ort der Vernetzung... Der Bauwagen! GOBOX möchte vor allem den Kindern und Jugendlichen Zugang zum Sport ermöglichen, denen das sonst nicht so gut gelingt, weil z. B. der Eintritt in den Verein zu aufwändig erscheint oder für das informelle Sporttreiben die Kontakte fehlen. Damit geraten vor allem bildungsbenachteiligte junge Menschen in den Blick. Auf dem Gelände des Kinder- und Jugendtreffs Arrenberg steht ein gelber Bauwagen – die GOBOX. Dreimal pro Woche schmieden dort Teamer/-innen aus der Sportwissenschaft oder der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Pläne zur Umsetzung sportiver Wünsche. Vordergründig ist dabei die Idee der Peer-to-Peer-Education. Das heißt, die Teilnehmer/-innen werden selbst zu Anbietern. Da gibt es z. B. einen Longboard-Experten, der seinen Erlebnisraum mit Neulingen teilt oder einen kampfsporterfahrenen Schüler, der am Jugendtreff wöchentlich die „Hour of Power“ anbietet. Die Sportjugend Wuppertal ermöglicht diesen Jugendlichen Sporthelfer- oder Übungsleiter/-innenausbildungen, um ihr Ehrenamt zu fördern. Vor dem Hintergrund dieser Problemlage wurden 2013 und 2014 in den benachteiligten Flensburger Quartieren Neustadt und Nordstadt zwei Sport: Bündnisse! von lokalen Bildungsakteuren und externen Experten gegründet, um den beschriebenen Herausforderungen zu begegnen. Die Projekte werden im dsj-Programm „Sport: Bündnisse! Bewegung – Bildung – Teilhabe“ im Rahmen des BMBF-Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ gefördert. Für die Zielgruppe der Kinder von 3 bis 7 Jahren schlossen sich die lokalen Bildungsakteure der Kindertagesstätte Sol-Lie, des Familienhaus an der Bergmühle und des TSB Flensburg sowie die externen Akteure der Europa-Universität Flensburg und des Hamburger Forums Spielräume zusammen. Für die Zielgruppe der Kinder von 8 bis 10 Jahren wurde ein Bündnis bestehend aus der Waldschule, dem TSB Flensburg sowie der Europa-Universität Flensburg gebildet. Im Rahmen dieser Bündnisse wurden Maßnahmen für Kinder aus den benachteiligten Quartieren Neustadt und Nordstadt konzipiert, durchgeführt und evaluiert. Zusammen mit den Kindern sollten die Bewegungsräume der Neustadt und der Nordstadt erobert werden, indem Übergänge in strukturell verschiedene Bewegungsräume, wie Wohnumfeld, Sportverein, Schwimmbad, Naturräume, Erlebnis- und Freizeitparks, angebahnt und Bewe- Foto: Jan Erhorn Bewegungsräume erkunden, nutzen und gestalten Kinder und Jugendliche erobern Bewegungsräume in der Stadt Im Frühjahr und Sommer sind so nacheinander die Kursangebote „Trend – Sport- Tage“ (Einführungskurse in ausgewählte Trendsportarten), ein „BMX Girls Camp“ sowie eine „Rampenbau- Schule“ mit über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern realisiert worden. Neben der Einführung in das BMX bzw. Skateboarding sowie dem Rampenbau und der Reparatur des Equipments konnten – entsprechend der Wünsche der Heranwachsenden – weitere Trendsportarten wie Parkour, Slackline und Street Basketball thematisiert werden, wobei die Jugendlichen die dafür notwendigen Aktionsräume mitgestaltet haben. Die Angebote orientieren sich ferner am Konzept der Peer-Education, während die „erwachsenen“ Sportpädagoginnen und Sportpädagogen eine unterstützende und beratende Funktion wahrnehmen. Insgesamt sind die Angebote sehr gut nachgefragt worden und das Konzept der Peer-Education hat sich durchgängig bewährt. Prof. Dr. phil. Jan Erhorn / Prof. Dr. Jürgen Schwier ErlebnisRAUMerfahrung: Die „geh-wachsen!“ Alpenüberquerung ist eine Maßnahme des in Chemnitz ansässigen Vereins Walden e.V. Ohne die Unterstützung seitens der dsj wäre dieses einmalige und wunderschöne Projekt nicht zu Stande gekommen. Das Projekt wird im dsj-Programm „Sport: Bündnisse! Bewegung – Bildung – Teilhabe“ im Rahmen des BMBF-Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ gefördert. Das Thema „Selbstverantwortung als ein Merkmal des Erwachsenseins“ war zentraler Bestandteil der Maßnahme und spiegelte sich durchweg zum Beispiel in den Tagesabläufen wider: Aufstehen gegen 7 Uhr, eine Gruppe bereitete das Frühstück vor, eine andere plante die bevorstehende Tour und eine dritte kümmerte sich um das Lagermanagment – heißt Unterstände abbauen, dafür sorgen, dass keine Spuren hinterlassen wurden u.v.m. Dafür gab es immer feste Kleingruppen für einen Zeitraum von zwei Tagen, dann wurde rotiert bzw. gewechselt. Die Touren der folgenden Tage variierten von langen – ca. 25 km bei ca. 500 Höhenmetern bis hin zu eher kurzen Strecken von 15km bei gut 1000 Metern Höhenunterschied. Die Gruppe war autark unterwegs: Das gesamte Material für den Lagerbau und das Essen für insgesamt 19 Leute wurde getragen. Foto: Natascha Heinrich Als Kopf und Körper eingelaufen waren, begann der andere Teil der Arbeit: die Innenschau. Biografiearbeit, Zeiten von Selbst- und Gruppenreflexion bestimmten immer wieder Touretappen. Höhepunkt war eine Solozeit von sechs Stunden in einem abgelegenen Schweizer Tal. Dabei befassten sich die Jugendlichen mit Die Gruppe ist am Ende des Weges zusammen-geh-wachsen! Die „geh-wachsen!“ Alpenüberquerung ist ein 16-tägiges Programm, das 15 Jugendliche in ihrem Entwicklungsschritt vom Kind zum Erwachsenen über einen Zeitraum von vier Monaten begleitet. Der Name ist Programm und ruft gleichermaßen auf, sowohl innere als auch tatsächliche äußere Schritte zu gehen; und blickt ebenso zurück auf einen gemeisterten, herausfordernden - inneren und äußeren - Weg. [ IMPRESSUM Gemeinsam über Grenzen hinweg Bewegende Momente inmitten wilder Berglandschaft: Junge Menschen, die in den zurückliegenden Tagen sowohl ihre Grenzen als auch ihre Kräfte spürten und Tränen der Erleichterung und des Dankes in den Augen hatten. Sie feierten das Geschaffte, teilten am Feuer abschließende Gedanken und freuten sich über die Stille der Nacht, die sie einhüllte, als sie um halb vier mit Stirnlampen zum Abstieg aufbrachen, um um 7 Uhr den Bus zu erreichen. Sechs Wochen später standen Rückblick und Erfahrungsaustausch auf dem Programm. Was ist von den Erfahrungen geblieben? Was hat sich verändert – in mir und auch in meinem Umfeld? Um den Transfer bestmöglich in die Lebenswelt der Jugendlichen zu sichern, luden wir Eltern bzw. nahestehende Menschen ein, um das Geschaffte und die Geschichten noch einmal zu hören und damit zu würdigen. Diesmal waren es nicht nur die Jugendlichen, die Tränen in den Augen hatten. Die Begleitpersonen als auch das Team waren tief gerührt. Vor ihnen standen junge Menschen mit klareren Werten und Vorstellungen vom Leben, ehrlich und aufrichtig sich selbst und Anderen gegenüber: ganz eindeutig waren sie: ge(h)wachsen! Foto: Natascha Heinrich Ziel der Kennenlerntage war es, die Gruppe mit dem Konzept, dem Begleiter/-innenteam von vier Personen und untereinander vertraut zu machen. Vier Wochen vor Tourstart erhielten die Jugendlichen einen Brief mit folgenden Fragen: Wofür gehe ich? Und was gibt es für mich bis dahin in meinem Leben noch zu klären? Außerdem legten wir den Jugendlichen ans Herz, eine besondere Herausforderung anzunehmen: die Tour ohne technische Geräte wie Telefon oder iPod anzugehen. Anfang August trafen sich die Teilnehmenden am Ende des Kleinwalsertales, um gemeinsam den Weg über die Alpen von über 110 Kilometern und 6500 Höhenmetern in knapp elf Tagen zu bewältigen. Fünfzehn Jugendliche, vier erwachsene Begleiter, ausgebildete Bergwanderführer, Prozessbegleitungen oder Erlebnispädagogen/-innen. Es goss in Strömen, als wir die ersten Meter gingen. Die kleine Brücke am Talschluss diente uns als Schwelle: Raus aus dem Alltag, rein in dem Abschied von der Kindheit und dem Blick nach vorn: Welche Entscheidungen gilt es zu treffen, welche Schritte zu gehen? Welche Gespräche stehen an? Rührende Geschichten aus ihrer Kindheit und ihrem jetzigen Leben wurden geteilt. Am 12. August überquerte die Gruppe (überraschend) im Sonnenschein den letzten der drei großen Alpenpässe und ließ die Schweiz hinter sich. Vor ihnen lag Italien. In einer abschließenden Solozeit blieben die Jugendlichen ihrem Rhythmus und ihrem Bedürfnis, diese große innere und äußere Reise abzuschließen, überlassen. Foto: Natascha Heinrich „geh-wachsen!“ Eine Alpenüberquerung mit Jugendlichen unser Abenteuer! Herzklopfen und Leuchten in den Augen aller. Innen und außen - ein Auf und Ab Herausgeber: Deutsche Sportjugend im DOSB e.V. V.i.S.d.P.: Ingo Weiss Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln Satz & Gestaltung: www.amgrafik.de des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) Natascha Heinrich ] Redaktion: Alexander Strohmayer, Gisela Nüssler Otto-Fleck-Schneise 12 • 60528 Frankfurt a. M. Telefon: 0 69 / 67 00-333 • Telefax: 0 69 / 67 00-1333 E-Mail: [email protected] • www.dsj.de
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