Daniel Probst, haben Sie den Bogen überspannt? «Solche

D A S
M A G A Z I N
D E R
S O L O T H U R N E R
EUROKRISE:
Daniel Probst, haben Sie
den Bogen überspannt?
ERBSCHAFTSSTEUER-INITIATIVE:
«Solche Machenschaften gibt es
sonst nur in Bananenrepubliken»
SCHWERPUNKTTHEMA:
Die Nachfolge planen.
Die Nachfolge regeln.
A U S G A B E
3
M A I
2 0 1 5 ,
3 6 .
J A H R G A N G
W I R T S C H A F T
Ein
EinEngagement
Engagementder
der
«Stiftung
der
Baloise
«Stiftung der BaloiseBank
BankSoBa
SoBa
zur
Förderung
der
Solothurnischen
zur Förderung der SolothurnischenWirtschaft»
Wirtschaft»
25 000 Franken für Ihre
Innovation: Bewerben Sie sich
jetzt für den InnoPrix SoBa!
Die
Die«Stiftung
«Stiftungder
derBaloise
BaloiseBank
BankSoBa
SoBazur
zurFörderung
Förderungder
derSolothurnischen
SolothurnischenWirtschaft»
Wirtschaft»
unterstützt
unterstütztjedes
jedesJahr
Jahrinnovative
innovativeProduktProdukt-und
undDienstleistungsideen
Dienstleistungsideenin
inden
denKantonen
Kantonen
SO,
AG,
BL
und
BE,
die
der
Wirtschaftsregion
Solothurn
positive
Impulse
verleihen.
SO, AG, BL und BE, die der Wirtschaftsregion Solothurn positive Impulse verleihen.
Die
DieBewerbungsfrist
Bewerbungsfristfür
fürden
denInnoPrix
InnoPrixSoBa
SoBa2015
2015läuft
läuftbis
bis30.
30.Juni,
Juni,die
diePreisverleihung
Preisverleihung
fifindet
am
23.
November
in
Olten
statt.
ndet am 23. November in Olten statt.
Infos
Infos unter:
unter: www.baloise.ch/innoprixsoba
www.baloise.ch/innoprixsoba
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
EDITORIAL
INHALT | 3
EUROKRISE
Daniel Probst, haben Sie den Bogen überspannt?
6 Die neuen Herausforderungen an Wirtschaft und Gewerbe haben die
Solothurner Handelskammer veranlasst, bürgerliche Parteien an einen Runden Tisch
einzuladen, was in Medien und im Kantonsrat zu teils heftigen Debatten führte.
SOHK-Direktor Daniel Probst stellt sich dem Gespräch.
SCHWERPUNKT THEMA
Sein Lebenswerk in sichere und gute Hände weitergeben
Hans Kuhn, Präsident
Solothurner Handelskammer
Die Aufhebung des Euro-Mindest­
kurses am 15. Januar 2015 stellt auch
die Solothurner Wirtschaft vor grosse
Herausforderungen. In den letzten
Wochen habe ich viele Gespräche mit
Unternehmerinnen und Unternehmern geführt: Die Lage ist ernst und
die Herausforderungen sind sehr
anspruchsvoll. Aber die Unternehmer
wären nicht Unternehmer, wenn sie
nicht wüssten, was jetzt zu tun ist.
Sie packen die Zukunft an, beschliessen Massnahmen und setzen diese
rasch und konsequent um. Beeindruckend ist dabei auch das Engagement
der Mitarbeitenden. Auch sie haben
die Situation erkannt, bringen sich ein
und erklären sich beispielsweise bereit,
bei gleichem Lohn länger zu arbeiten.
Bei einigen Firmen war die Aufhebung des Mindestkurses der berüchtigte Tropfen zu viel. Sie müssen
Personal reduzieren, Unternehmensteile auslagern oder im schlimmsten
Fall sogar die Bilanz deponieren. Der
zunehmend harte globale Wettbewerb, der immer stärker werdende
Franken und die stetig steigenden
Kosten durch Bürokratie, Regulierungen und Abgaben haben ihre Spuren
hinterlassen.
Die Unternehmer und ihre Mitarbeitenden haben ihre Hausaufgaben
gemacht. Nun ist auch die Politik
gefordert, die Weichen richtig zu
stellen. Die Solothurner Handels­
kammer hat dazu einen Katalog mit
Stossrichtungen und Lösungsan­
sätzen formuliert. Damit die Massnahmen ihre Wirkung rechtzeitig
entfalten können, muss heute mit der
Umsetzung begonnen werden. Wenn
Politik und Wirtschaft am gleichen
Strick ziehen, können wir auch diese
Krise meistern und gestärkt daraus
hervorgehen.
12 In vielen KMU ist eine Nachfolgeregelung immer auch mit Unsicherheiten
und Ängsten verbunden. Wer sein Lebenswerk in sichere und gute Hände
weitergeben will, tut gut daran, seine Nachfolge frühzeitig zu planen und zu
regeln.
14 Eine Nachfolge innerhalb der Familie gelingt immer weniger Unternehmern. Der Verkauf an Dritte ist eine Alternative. Die Stärke des Schweizer Frankens
macht Transaktionen im Euroraum, speziell in Deutschland attraktiv. Dabei sind
Unterschiede bei der Unternehmensbewertung aus deutscher und Schweizer
Sicht zu beachten.
ERBSCHAF TSSTEUER-INITIATIVE
«Solche Machenschaften gibt es sonst
nur in Bananenrepubliken»
17 Der Initiativtext zur Bundeserbschaftssteuer enthält Formulierungen,
wonach Familienunternehmen entlastet werden sollen. Diese erweisen sich jedoch
bei näherer Betrachtung als praxisfern und untauglich. Eigentlich hätte diese
Volksinitiative wegen der Verletzung der Einheit der Materie für ungültig
erklärt werden müssen.
18 «Diese unschweizerische Initiative gefährdet unser Unternehmen, weil
durch die masslose Steuer eine Weitergabe an die fünfte Familiengeneration quasi
verunmöglicht würde», sagt Roy Nussbaum. Zusammen mit 23 weiteren Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gewerbe des Kantons Solothurn begründet er,
weshalb das von linken Kräften mitlancierte Begehren eine deutliche
Abfuhr verdient.
INTERVIEW
Kaffeekapselmaschinen, Roger Federer …
24 Die Jura Elektroapparate AG befindet sich weiterhin auf Erfolgskurs.
Jura-CEO Emanuel Probst stellt sich zu Fragen über die Eurokrise, Roger Federer,
Kaffeekapselmaschinen, kulturellen Gemeinsamkeiten, Niederbuchsiten und die
Steuerbelastung im Kanton Solothurn.
MAGAZIN
Nachrichten, Neuheiten, Besonderheiten
STANDPUNKT kgv-Präsidentin Marianne Meister zur
Billag-Mediensteuer. 4, 34, 35
SOLOTHURNIm Staatshaushalt des Kantons Solothurn gilt weiterhin Alarmstufe rot.
29
30
Die Standortqualität im Kanton Solothurn 32
ist nicht besser, aber auch nicht schlechter geworden.
FOKUS
SolNet: Ein leistungsfähiges Datacenter mitten in der Region. 36
P. Sonderegger AG: Sicher und sauber, und das seit 1965.
38
SERVICE
Arbeiten im Home Office – mit vielen Chancen und Herausforderungen. 40
AGENDA
Impressum, Veranstaltungskalender, Inserenten 42
4 |
MAGAZIN
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
Das Gewerbe – die Wirtschaftskraft
WIE BIT TE?
«Wir legen Wert auf einen einheitlichen Auftritt unserer Partei
von Genf bis nach Konstanz.»
Dieses Detail aus der Werbestrategie
seiner Sozialdemokratischen Partei
des Kantons Solothurn gab deren
Sekretär, Niklaus Wepfer, preis
anlässlich einer Gesprächsrunde zum
Thema «Information oder Manipulation? Abstimmungskampagnen im
Kanton Solothurn» im Museum
Blumenstein Solothurn. Nicht Stellung nehmen mochte Wepfer auf die
Frage, ob die SP mit einem allfälligen
Auftritt ennet des Rheins Schweizer
Einkaufstouristen für ihre Weltanschauungen abzuholen gedenke…
Das Kultur- und Kongresszentrum Altes Spital in Solothurn ist am 18. Mai 2015 Treffpunkt zum
ersten Gewerbekongress des Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbandes (kgv).
Am 18. Mai 2015 findet der erste
Solothurner Gewerbekongress
statt. Wie kam es dazu? An der
Delegiertenversammlung 2014 des
Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbandes beschlossen die Delegierten eine Reform des Verbandes.
Sie delegierten alle Finanzkompetenzen, die Entlastung des Zentralvorstandes sowie den Aus- und
Rückblick auf das Jahr an die Präsidentenkonferenz.
Gleichzeitig beschlossen die kgv-Delegierten, alle zwei Jahre einen eigenen
Gewerbekongress durchzuführen. Der
erste Gewerbekongress findet nun also
am 18. Mai 2015 mit Beginn um 18 Uhr
im Kultur- und Kongresszentrum Altes
Spital in Solothurn statt. Das Motto des
Kongresses lautet: «Das Gewerbe – die
Wirtschaftskraft.»
Als Hauptreferenten sind alt Bundesrat
Samuel Schmid und Nationalrat Ruedi
Lustenberger zu hören. Samuel Schmid
hat während vielen Jahren den Gewerbe­
verband des Kantons Bern, die Berner
KMU, präsidiert. Ruedi Lustenberger war
2014 Nationalratspräsident und ist
aktuell immer noch Präsident des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister
und Möbelfabrikanten (VSSM). Als
weitere Gäste und prominente Redner
dürfen unter anderen Hans Ulrich Bigler,
Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes (sgv), die Solothurnische
Regierungsrätin und Volkswirtschaftsdirektorin Esther Gassler sowie Professor
Ruedi Nützi, Direktor der Hochschule
Wirtschaft an der Fachhochschule
Nordwestschweiz (FHNW) begrüsst
werden.
Das Veranstaltungsprogramm verspricht
hoch interessante Informationen mit
einem wertvollen Gedankenaustausch in
einem spannenden Umfeld.
Aktienkurse Solothurnischer Unternehmungen
31.12.14
10.04.15
25'000.00
24'210 G
-790.00
-3.2%
Alpiq Holding AG
90.00
80.30
-9.70
-10.8%
Clientis Bank Thal
265.00
270.00 G
5.00
1.9%
Patiswiss AG, Gunzgen
320.00
305.00 G
-15.00
-4.7%
3'775.00
3'775.00
Schaffner AG, Luterbach
288.25
249.00
«UNSERE
BANK. 0.0%
0.00
KERNGESUND AUS
-39.25
GUTEM GRUND!»-13.6%
Seilbahn Weissenstein AG, Oberdorf
100.00
55.00
-45.00
4'650.00
4'150.00 G
-500.00
-10.8% Thomas Vogt
73.00
87.70
14.70
20.1%
Geschäftsleitung
1.36
1.10
-0.26
-19.1%
AEK Energie AG, Solothurn
Regiobank AG, Solothurn
Spar- und Leihkasse Bucheggberg AG, Lüterswil
Swiss Prime Site AG, Olten
Von Roll Holding AG, Breitenbach
Veränderung
-45.0%
Vorsitzender der
Mitgeteilt von der Spar- und Leihkasse Bucheggberg AG, Lüterswil.
Tel. 032 352 10 60 | Fax 032 352 10 70 | info@slbuch
www.slbucheggberg.ch
All unser Wissen für Sie.
Welt der Wärmebehandlung.
Härterei. Beratung. Contracting.
Härterei Gerster AG
4622 Egerkingen, Schweiz
www.gerster.ch
Facility Services
Homecare Management
Lifestyle Services
Ordnung und Sauberkeit bedeuten
Sicherheit und Lebensqualität.
Purexa Facility Services.
Purexa GmbH
Kürzestrasse 20
4562 Biberist
Telefon 032 672 49 43
Fax 032 672 27 21
[email protected]
www.purexa.ch
6 |
EUROKRISE
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
Daniel Probst, haben Sie den Bogen
überspannt?
Man kann es drehen, wie man will: Ob Eurokrise oder Frankenstärke – die Konsequenzen aus der
Aufhebung des Euro-Mindestkurses sind für die exportorientierte Industrie einschneidend. Die
neuen Herausforderungen an Wirtschaft und Gewerbe des Kantons Solothurn haben die Solothurner Handelskammer veranlasst, bürgerliche Parteien an einen Runden Tisch einzuladen mit
dem Ziel, gemeinsam auf politischer Ebene um eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zu
kämpfen. Diese Initiative der SOHK führte in Medien und im Kantonsrat zu teils heftigen Debatten.
PAUL MEIER (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)
Nach der Aufgabe des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische
Nationalbank am 15. Januar 2015
steht die exportorientierte Industrie
im Kanton Solothurn vor neuen,
grossen Herausforderungen. Die
Solothurner Handelskammer hat
deshalb Ende Februar die Präsidentin der CVP, die Präsidenten der
FDP und SVP und die Fraktionschefs
der bürgerlichen Parteien an einen
Runden Tisch eingeladen, um mit
ihnen das politische Umfeld der
Solothurner Wirtschaft zu erläutern.
Daniel Probst: Unser Anliegen war, mit
diesen Parteien und Fraktionen Massnahmen in ihrem Einflussbereich zu
diskutieren mit dem Ziel, die Auswirkungen der Euroschwäche beziehungsweise
der Frankenstärke auf die Wirtschaft
etwas abfedern zu können.
Warum haben Sie zu diesem Diskurs
nicht auch mit der BDP, GLP, der
Grünen Partei und der Sozialdemokratischen Partei Kontakte aufgenommen?
Wir haben uns entschlossen, mit nachweislich wirtschaftsfreundlichen Kräften
im Kantonsrat das Gespräch zu führen.
Die BDP und die GLP verstehen wir als
Teile der christlich-demokratischen
Fraktion und die war vertreten. Selbstverständlich sind wir aber auch für
Gespräche mit weiteren Parteien offen,
sofern sie wirtschaftsfreundliche Vorschläge mittragen.
Ihr engster Verbündeter, wenn es
um wirtschaftspolitische Anliegen
geht, der Kantonal-Solothurnische
Gewerbeverband war ebenso wenig involviert.
Mit dem kgv pflegen wir in mehreren
Aktionsfeldern eine enge und konstruktive Zusammenarbeit. Die Eurokrise aber
trifft in erster Linie die solothurnischen
Exportbetriebe. Deshalb hat die SOHK
in einem ersten Schritt den Alleingang
gewählt. Selbstverständlich werden wir
den kantonalen Gewerbeverband um
Unterstützung bitten, wenn es darum
geht, verschiedene Massnahmen auf
politischer Ebene durchzubringen.
Wer war seitens der Handelskammer mit am Tisch?
Beteiligt waren sowohl Inhaber wie auch
CEO von produzierenden Betrieben mit
starker internationaler Ausrichtung und
von Zulieferbetrieben, welche von der
Euroschwäche nicht weniger stark
betroffen sind als die Exportindustrie.
Mit den Spitzen der Parteien diskutierten
von unserer Seite Persönlichkeiten aus
allen Regionen des Kantons und aus
verschiedenen Industriezweigen. Man
kann sicher sagen: Unsere Delegation
entsprach einem guten Abbild der
Solothurner Industrie.
«Es war uns ein Bedürfnis,
schnell zu agieren.»
Anfangs März sind Sie mit einem
Katalog unter dem Titel «Sofortmassnahmen umsetzen, Zukunft
anpacken!» an die Öffentlichkeit
getreten. Medien und Parteien haben Sie darauf mit Kritik und Häme
überschüttet. Daniel Probst, haben
Sie den Bogen überspannt?
Nein. Aber wir haben die Dringlichkeit
aufgezeigt und erklärt, dass es ernsthafte
Massnahmen braucht. Absenderin des
Massnahmenkatalogs war allein die
Solothurner Handelskammer. Es war uns
ein Anliegen, schnell zu agieren. Die im
besagten Positionspapier aufgelisteten
Massnahmen sind nach unterschiedlichen Prioritäten aufgeteilt: Sofortmassnahmen, flankierende Massnahmen,
mittel- und langfristige Massnahmen. Die
SOHK steht zu all diesen Massnahmen,
aber nicht alle wurden gemeinsam mit
den Parteien besprochen. Zugegeben,
vielleicht hätten wir in einer ersten Phase
besser nur über jene Themen informiert,
über welche wir am Runden Tisch mit
den Parteienvertretern Konsens hatten.
Das würde ich ein nächstes Mal anders
machen, aber wir wollten seitens SOHK
alle Karten auf den Tisch legen.
Die SVP hat kommuniziert, sie stehe
vorbehaltlos hinter dem Massnahmenplan des Runden Tisches.
Anders die FDP und die CVP: In den
Fraktionssitzungen dieser beiden
Parteien soll das Vorgehen der Handelskammer teils hitzige Debatten
ausgelöst haben.
Wir haben am Runden Tisch von allen
drei Parteien grosse Unterstützung
gespürt. Einige der Ratsmitglieder
haben wir mit unseren mittel- und langfristigen Vorschlägen vielleicht auf dem
falschen Fuss erwischt. Die Fraktionschefs hatten vor unserem Schritt an die
Medien keine Gelegenheit, mit ihren
Leuten darüber zu reden. Ich habe
deshalb Verständnis für das Unbehagen. Kantonsrätinnen und Kantonsräte
sind schliesslich keine Befehlsempfänger
ihrer Parteiführung. Wer in der Politik
etwas bewegen will, muss Überzeugungsarbeit und nochmals Überzeugungsarbeit leisten und das braucht in
der Politik die nötige Zeit.
Aus der Sozialdemokratischen Partei
wird Ihnen vorgeworfen, «unter
dem Deckmantel der Frankenstärke
den Umwelt- und Arbeitnehmerschutz auszuhöhlen oder den
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
EUROKRISE
| 7
«Einige der Ratsmitglieder haben wir mit unseren mittel- und langfristigen Vorschlägen vielleicht auf dem falschen Fuss erwischt»:
Daniel Probst, Direktor der Solothurner Handelskammer (rechts), im Gespräch mit WIRTSCHAFTSflash-Geschäftsführer Paul Meier (links).
Sozialstaat abzubauen». Das ist
doch ziemlich starker Tobak?
Diesen Vorwurf muss ich zurückweisen
und ich kann ihn nicht verstehen. Wir
sehen, dass es in unseren Unternehmungen sehr wohl möglich ist, mit
Mitarbeitenden einvernehmliche Lösungen zu erarbeiten, wenn es darum
geht, die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Diese Mitarbeitenden
können die neuen Voraussetzungen der
Euromärkte nachvollziehen. Sie sind
bereit, den Umständen Rechnung zu
tragen und beispielsweise in Form von
längeren Arbeitszeiten ihren Beitrag zur
Schadensbegrenzung zu leisten. Gelebte Sozialpartnerschaft – miteinander
und nicht gegeneinander handeln – ist
ein Standortvorteil der Schweiz. Unsere
Arbeitnehmer und Arbeitgeber verdienen dafür hohen Respekt.
In Ihrem Positionspapier umschreiben Sie als «Lösungsansatz A4:
Subventionen zurückfahren» die
Notwendigkeit, die kantonale Subventionierung im Energiebereich
abzuschaffen und die Subventionierung in der Landwirtschaft um
mindestens zehn Prozent zurückzufahren. Der Solothurnische Bauernverband ist schockiert. Er erklärt,
Beitragskürzungen zulasten der
Landwirtschaft würden nicht dazu
führen, dass die Exportwirtschaft
gegen die Frankenstärke besser
bestehen könne.
Aus Sicht der Handelskammer ist es
zwingend nötig, Kosten der öffentlichen
Hand zu senken. Da darf es keine
Tabuthemen geben. 2014 verteilte
alleine der Bund Subventionen in der
Höhe von 36 Milliarden Franken, Ten-
denz steigend. Mittlerweile machen
Subventionen mit rund 56 Prozent mehr
als die Hälfte der gesamten Bundesausgaben von knapp 64 Milliarden Franken
aus. Unser Bundesstaat basiert auf dem
Prinzip der Selbstverantwortung und
der Subsidiarität. Das heisst, Hilfestellungen sollen in erster Linie durch die
Betroffenen selbst, dann durch das
private Umfeld, dann durch kommunale
Strukturen und Vereine und nur in
Ausnahmesituationen durch den Staat,
und dann nur so lange wie notwendig,
erbracht werden. Subventionen dürfen
nicht System werden. Heute ist es aber
so, dass das Geld vor allem für jene
gesprochen wird, die sich im Bundeshaus oder im Kantonsrat das nötige
Gehör verschaffen. Die Höhe der Subvention richtet sich dabei nach dem
politischen Gewicht. Dass der Bauernverband an solchen Überlegungen keine
Freude hat, ist nachvollziehbar. Ich
respektiere das, aber bitte auch um
Verständnis für die Industrie. Die Frankenstärke trifft letztlich alle, auch
landwirtschaftliche Betriebe. Nur: Unser
Denkanstoss zielt auf das Subventionswesen im Allgemeinen. Die Landwirtschaft ist ein Teil davon. Der Energiebereich ist ein anderer.
In der Solothurner Zeitung war auch
von einer Schliessung der Landwirtschaftsschule Wallierhof die Rede.
Will die SOHK das wirklich?
Das war nie ein Thema, weder in der
Handelskammer noch am Runden Tisch.
Wie kommt denn eine derartige
Mutmassung in die Zeitung?
Das müssen Sie die Redaktion der
Solothurner Zeitung selbst fragen.
«Der Kanton Solothurn hat
nicht nur das Problem mit
der Frankenstärke, sondern
er leidet zusätzlich seit einigen Jahren an einer Wachstumsschwäche.»
Die Solothurnische Volkswirtschaftsdirektorin, Regierungsrätin
Esther Gassler, hat am 24. März an
einem Anlass der UBS unter Berufung auf Daten aus dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco erklärt,
ein schwerwiegender Abschwung in
der Wirtschaft sei im Moment nicht
absehbar. Zitat: «Schwarzmalen ist
fehl am Platz». An der gleichen Veranstaltung haben Sie, Daniel Probst,
gesagt, der starke Franken mache
der Solothurner Industrie schwer zu
schaffen. Amtliche Version versus
Praxisnähe: Das irritiert.
Frau Gassler hat richtig zitiert. In seiner
Konjunkturprognose von Mitte März
erklärt das Seco, schweizweit sei kein
schwerwiegender Abschwung zu
erwarten. Nur, im Kanton Solothurn
entsprechen die Voraussetzungen nicht
dem schweizerischen Durchschnitt.
Einerseits verfügen wir über eine Wirtschaft mit einem überdurchschnittlichen
Anteil an Warenexporten pro Beschäftigten. Anderseits hinken wir dem
durchschnittlichen Wachstum in der
Schweiz immer hintennach. Diese
beiden Faktoren ergeben Folgendes:
Wenn die Schweiz insgesamt in eine
stagnierende Phase gerät, was laut Seco
8 |
EUROKRISE
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
DANIEL PROBST
Geburtsdatum:
10. Januar 1973
Zivilstand:
Verheiratet mit Valérie, zwei Kinder.
Ausbildung:
Studium und Lizenziat (lic. rer. pol.)
an der Universität Basel in Volksund Betriebswirtschaften.
Beruf:
Direktor der Solothurner Handels­
kammer seit 1. September 2013.
Vorher: Tätigkeiten in Kommunikation,
Marketing und Verkauf bei Axpo, ABB
Kraftwerke, Atel und Swisscom.
Hobbies:
Politik (Gemeinderat FDP in Olten),
Städtereisen in Europa, Joggen.
im Verlauf der nächsten zwei Quartale
der Fall sein könnte, dann droht dem
Kanton Solothurn die Gefahr einer
leichten Rezession. Das ist keine Theorie,
sondern langjährige Erfahrung.
Haben Sie konkrete Daten?
Von 1990 bis 2000 entwickelte sich das
Bruttoinlandprodukt (BIP) des Kantons
Solothurn noch im Gleichschritt mit der
Schweiz. Seit 2000 liegt die Entwicklung unseres kantonalen BIP jedoch
jährlich durchschnittlich gut ein halbes
Prozent unter dem Schweizer Schnitt.
Nicht weniger beunruhigend präsentiert
sich die Entwicklung der nominalen
Warenexporte. Zwar liegen diese wie
bereits erwähnt mit 40 600 Franken pro
Beschäftigten über dem Schweizer
Schnitt. Sie stagnieren aber im Kanton
Solothurn seit vielen Jahren, während
sie in der Schweiz nahezu explodiert
sind. Konkret sind die nominalen Waren-
exporte des Kantons Solothurn von
2000 bis 2014 um zehn Prozent gesunken, während sie in der gleichen Zeit in
der Schweiz um gut 60 Prozent gestiegen sind! Schliesslich zeigt sich die
unterdurchschnittliche Performance
unseres Kantons in einer sehr bescheidenen Entwicklung der Anzahl Beschäftigten. Von 1995 bis 2012 beobachteten wir hier nahezu ein Nullwachstum.
Alleine diese Fakten zeigen, dass es für
unseren Kanton dringend ein Massnahmenpaket zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft
braucht. Der Kanton Solothurn hat
nicht nur das Problem mit der Frankenstärke, sondern er leidet zusätzlich seit
einigen Jahren an einer Wachstumsschwäche.
Reden wir über jene Massnahmen,
in welchen zwischen den Parteien
CVP, FDP und SVP und der Solothurner Handelskammer offenbar
ein Konsens besteht. Im Visier liegt
ein rascher Abbau von Bürokratie
und administrativen Hürden. Als
wirkungsvolle Mittel definiert sind
eine sofortige Einführung des EGovernments, die Realisierung des
«One-Stop-Shops», die Abschaffung der Lohnmeldepflicht der Arbeitgeber, eine Vereinfachung der
Bewilligungsverfahren für Schichtbetriebe. Was versprechen Sie sich
aus diesen Handlungsoptionen?
Vorab möchte ich festhalten, dass es
uns freut, wie die drei Parteien in der
März-Session zusammengearbeitet
haben und einiges in Gang setzen
konnten. Die erwähnten Massnahmen
dienen dazu, administrative Prozesse zu
vereinfachen und zu kürzen. Heute sind
die Wege zwischen Verwaltung und
Privaten oftmals beschwerlich, jeder
Schritt generiert Kosten. Jede einzelne
Verbesserung hilft, Unternehmen zu
entlasten und Geld zu sparen, auch
zugunsten des Kantons. E-Government
steht schon seit längerer Zeit auf der
Pendenzenliste. Hier tut sich etwas. Mir
ist schon klar: Jedes Informatikprojekt
erfordert am Anfang Investitionen.
Mittel- und langfristig ist jedoch der
«Return on Investment» entscheidend.
Zur Abschaffung der Lohnmeldepflicht
seitens der Arbeitgeber hat Marianne
Meister, Kantonsrätin, Vorstandmitglied
der SOHK und Präsidentin des Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbandes
in der März-Session einen Auftrag
eingebracht. Ich bin gespannt, was das
Parlament daraus machen wird. Mit einer
Vereinfachung der Bewilligungsverfahren
für Schichtbetriebe könnten weitere
Hürden mindestens tiefergestellt werden,
zugunsten einer höheren Flexibilität in
den produzierenden Betrieben.
Bereits gutgeheissen mit 61 gegen
24 Stimmen hat der Kantonsrat in
seiner März-Session einen Auftrag
an die Regierung, der verlangt, dass
für Unternehmen eine grosszügige
Abschreibungspraxis angewendet
werden soll. Gutgeheissen hat er mit
66 gegen 29 Stimmen auch einen
Dringlichen Vorstoss, womit der Regierungsrat beauftragt wird zu prüfen, welche Sofortmassnahmen zur
Deregulierung und/oder zur finanziellen Entlastung von Unternehmen
eingeleitet werden können. Das sind
doch erste, wenn auch kleine Schritte in die richtige Richtung?
Ja, absolut. Dafür danke ich den bürgerlichen Parteien. Sie haben sich stark
dafür eingesetzt, dass erste Meilensteine
gesetzt werden konnten. Jetzt gilt es, an
den Bedürfnissen von Wirtschaft und
Gewerbe dranzubleiben und in Zusammenarbeit mit allen wirtschaftsfreundlichen Kräften im Parlament dafür zu
sorgen, dass weitere Entlastungen
ermöglicht werden. Die Lage ist ernst. ­
Es braucht einen Schulterschluss.
Zentral sind Steuern, Gebühren und
der Staatshaushalt. Viele der Positionen in Ihrem Massnahmenkatalog
beziehen sich auf finanzielle Aspekte. Etwa die Möglichkeit, Steuern in
Euro zu bezahlen…
Das ist eine Idee, die am Runden Tisch
noch nicht fertig diskutiert worden ist.
Ob sie von den Parteien mitgetragen
wird, ist offen. Das Führen der Bücher in
Euro ist heute rechtlich bereits möglich.
Viele Exportbetriebe geschäften im
Euroraum und verfügen dadurch über
hohe Eurobestände. Sie schliessen zum
Teil auch im Inland Verträge mit dem
Euro als Zahlungsmittel ab. Da ist die
Idee, Verpflichtungen gegenüber dem
Staat ebenfalls in Euro abzugelten, nicht
so abwegig. Natürlich ist uns bewusst,
dass die Auswirkungen einer solchen
Regelung auf die Unternehmungen und
den Staat noch geprüft werden müssten. Das haben wir im Massnahmenpaket entsprechend festgehalten. Aber es
braucht auch mutige Vorschläge.
«Die Konsequenzen aus
der MasseneinwanderungsInitiative hängen wie ein
Damok­lesschwert über uns.»
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
EUROKRISE
| 9
… oder Steuererleichterungen
für ausbildende Betriebe.
Uns erscheint es wichtig, dass wir
unsere Arbeitskräfte vor allem aus dem
Inland rekrutieren können. Die Konsequenzen aus der Masseneinwanderungs-Initiative hängen wie ein Damoklesschwert über uns. Deshalb ist es
zwingend, eigene Leute aus- und
weiterzubilden. Viele Firmen tun das
bereits und sie leisten damit einen
wertvollen Dienst an Wirtschaft, Staat
und Gesellschaft.
… Steuererleichterungen
für Forschung und Entwicklung.
Dieser Vorschlag ist nicht neu, wir
haben ihn bereits im Rahmen unserer
Vernehmlassung zur Unternehmenssteuerreform III angemeldet. Dies als
Ergänzung zur Option mit den Lizenzboxen, die für die Mehrheit der Solothurnischen Betriebe kaum etwas
bringen wird. Der Werkplatz Schweiz
kann sich nur erfolgreich behaupten,
wenn es ihm gelingt, sich international
über innovative Produkte und Leistungen zu profilieren. Unsere Kostenstruktur ist zu hoch, es ist, mit wenigen
Ausnahmen, nicht möglich, im internationalen Geschäft mit Kostenvorteilen
zu agieren. Der Wettbewerb funktioniert längst auch auf der Ebene Forschung und Entwicklung. Wir kennen
verschiedene osteuropäische Länder,
die in diesem Segment grosszügige
Steuererleichterungen gewähren.
… ein Moratorium für kantonale
Abgaben und Gebühren oder gar
eine Senkung von Gebühren.
Kantonale Abgaben und Gebühren sind
in unseren Unternehmungen ein Dauerthema. Es gibt sicher Gebühren, die
in Art und Höhe gerechtfertigt sind,
andere sind ein Ärgernis. So sind zum
Beispiel die Kosten für Handelsregistereintragungen und -Änderungen im
Verlauf der letzten Jahre unverhältnismässig angestiegen. Ein anderes Beispiel sind die Billag-Gebühren, die am
14. Juni in einer Volksabstimmung zur
Diskussion stehen. In unseren Firmen
hat man keine Zeit, Radio zu hören und
TV zu schauen. Trotzdem müssten sie,
wenn das Gesetz angenommen wird,
künftig bis 39 000 Franken pro Jahr
abliefern. Das ist eine Anmassung.
… eine Reduktion der Aufsichts­
aufgaben im Zusammenhang mit
der BVG-Stiftungsaufsicht.
Wir reden von einer Doppelspurigkeit.
Jede Vorsorgestiftung ist verpflichtet,
ihre Tätigkeit und insbesondere ihre
Daniel Probst: «Es gibt sicher Gebühren, die in Art und Höhe gerechtfertigt sind,
andere sind ein Ärgernis».
Rechnung durch professionelle externe
Revisionsstellen zu prüfen. Die Stiftungsorgane sind im Weiteren verpflichtet, sich durch externe BVG-Experten
beraten zu lassen. Das Gesetz stellt
sicher, dass die Geschäftstätigkeit jeder
BVG-Stiftung auf privater Basis ausreichend und professionell kontrolliert
wird. Über die BVG-Stiftungsaufsicht
muss auch der Staat dazu noch seinen
Segen geben. Das ist unnötig und
entzieht den Vorsorgewerken Geld, das
anderweitig sinnvoller eingesetzt
werden könnte.
«Summa summarum muss
das Wachstum in der Wirtschaft höher liegen als im
Staatshaushalt.»
… Produktivitätssteigerungen
in Verwaltung und staatsnahen
Betrieben. Ihre Forderung erweckt
den Eindruck, im Staat Solothurn
würde man nicht effizient genug
arbeiten.
Das will ich damit nicht sagen. Es ist ein
Gebot der Stunde, effizienter zu werden. Der Staat ist hier genauso gefordert wie die Wirtschaft.
Der Staatshaushalt des Kantons Solothurn ist in den letzten 20 Jahren
von Jahr zu Jahr massiv angewachsen. Der Aufwand beträgt mittlerweile rund zwei Milliarden Franken.
Diese Entwicklung ist bedenklich. Natürlich muss man unterscheiden zwischen
Kostensteigerungen einerseits, welche
durch die Übernahme neuer Aufgaben
verursacht worden sind – zum Beispiel
in den Bereichen Bildung und Soziales
– und intern begründeten Mehrkosten
anderseits. Summa summarum muss das
Wachstum in der Wirtschaft höher liegen
als im Staathaushalt. Dazu muss man
entweder die Kostensteigerungen im
Staat eindämmen, oder durch geeignete
Rahmenbedingungen das Wachstum in
der Wirtschaft ankurbeln. Wenn der
aktuelle Trend im Kanton Solothurn nicht
gebrochen wird, werden den Privatpersonen und den Firmen mehr und mehr
Mittel entzogen, die schliesslich im
privaten Konsum und den Unternehmen
für Investitionen fehlen.
ANZEIGE
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
In der Zwischenzeit, am 13. April,
hat auch der Regierungsrat
Vertreter von Wirtschaft, Parteien,
Gewerkschaften und Verbänden
zu Gesprächen an einem eigenen
Runden Tisch eingeladen? Die Eurokrise ist im «offiziellen Solothurn»
angekommen?
Es ist so, dass in der Politik die Mühlen
halt etwas langsamer mahlen als in der
Wirtschaft. Viele Unternehmer haben
dafür zu wenig Geduld. Aber ich bin froh,
dass die Regierung handelt und aufgrund
eines Vorstosses im Kantonsrat diesen
Runden Tisch organisiert hat. Rück­
blickend hatte ich den Eindruck, dass eine
Mehrheit der rund 70 Teilnehmenden
den Ernst der Lage erkannt hat und eine
Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Kanton Solothurn
unterstützt. Sehr gefreut hat mich, dass
etliche Sofortmassnahmen aus unserem
Katalog diskutiert wurden und diese zum
Teil breite Unterstützung fanden.
Die Entwicklung des realen Bruttoinlandprodukts (BIP)
160
150
140
130
120
110
100
90
80
70
2019
2020
2017
2018
2015
2016
2013
2014
2011
2012
2010
2009
2007
2008
2005
2006
2003
2004
2001
2002
1999
2000
1997
1998
1995
1996
1993
60
1994
Die Abstimmungen im Parlament
zu Aufträgen, welche als Folge der
Gespräche zwischen der SOHK und
den Parteien eingebracht werden
sollen, werden sich als eine Art
Lackmustest für die Tragfähigkeit
einer bürgerlichen Politik im Kanton
Solothurn erweisen. Teilen Sie diese
Auffassung?
Ja. Aber ich bin zuversichtlich. Erste
positive Abstimmungen haben wir in
der März-Session verzeichnet. Hier haben
die wirtschaftsfreundlichen Kräfte über
verschiedene Parteien hinweg gut zusammengearbeitet. Das ist unsere Chance: Wir müssen versuchen, durch die
Förderung eines gegenseitigen Verständnisses Goodwill für wirtschaftspolitische
Anliegen zu schaffen. Ich bin überzeugt,
dass wir auf diese Weise in der Zukunft
Mehrheiten erhalten werden.
Die Solothurner Zahlen liegen signifikant
unter den Schweizer Durchschnittswerten
1991
Ihre Gesprächspartner am Runden
Tisch, die CVP (19), die FDP (26) und
die SVP (19) verfügen im Kantonsrat zusammen mit der BDP (2) mit
insgesamt 66 von 100 Sitzen eine
Zweidrittelmehrheit. Da müsste es
doch ein Leichtes sein, wirtschaftsund gewerbefreundliche Anliegen
durchzusetzen.
Eigentlich schon, wenn man die reine
Arithmetik als Grundlage nimmt. Nur
gibt es in der Politik auch vielfach
verschiedene Sichtweisen, die zu berücksichtigen sind. Wichtig ist, dass wir
miteinander im Gespräch bleiben und,
wie schon gesagt, immer und immer
wieder Überzeugungsarbeit leisten. Ein
guter Anfang wurde gemacht.
1992
EUROKRISE
1990
10 |
Seit dem Jahr 2000 liegt die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts des Kantons Solothurn
jährlich durchschnittlich etwa ein halbes Prozent unter dem Schweizer Schnitt.
Quelle: BAKBASEl (Prognose-Stand April 2014). Bemerkung: Wachstum des realen BIP (Index: 1990 = 100).
Die Entwicklung der Solothurner Warenexporte seit 2000
180
170
160
150
140
130
120
110
100
90
80
70
60
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Die nominalen Warenexporte des Kantons Solothurn sind von 2000 bis 2014 um zehn Prozent
gesunken, während sie in der gleichen Zeit in der Schweiz um gut 60 Prozent gestiegen sind!
Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Oberzolldirektion. Bemerkung: Entwicklung der nominalen Warenausfuhren (Index: 2000 = 100).
Beschäftigung: Die lange Frist (1995 – 2012)
150
140
130
120
110
100
90
80
70
60
50
1995
2001
2005
2008
20112012
Die unterdurchschnittliche Performance des Kantons Solothurn zeigt sich auch in einer sehr
bescheidenen Entwicklung der Anzahl Beschäftigten. Von 1995 bis 2012 war hier nahezu ein
Nullwachstum zu beobachten.
Quelle: Bundesamt für Statistik (BFS): STATENT 2012 (provisorische Ergebnisse Stand August 2014).
Bemerkung: Indes 1995 = 100; Jahre 1995 und 2001 (eigene Berechnungen, basierend auf BZ).
« Schon morgen auf dem Balkon verweilen?
Mit COVER hat das Warten auf mildere Tage
ein Ende. »
Sarina Jenzer, COVER-Botschafterin
Mitglied Nationales A-Kader, Swiss Orienteering
SIO AG · Generalvertretung COVER · Rötzmattweg 66 · CH-4603 Olten
T +41 62 207 07 07 · F +41 62 207 07 00 · [email protected] · cover.ch
DER RICHTIGE PARTNER
IST FÜR UNS
DIE BESTE MEDIZIN.
Wir tun alles, damit Sie und Ihre Mitarbeitenden gesund bleiben und gesund werden.
Rund 27 500 Unternehmen und 1,3 Millionen Versicherte
vertrauen auf die führenden Versicherungslösungen von
SWICA. Sie profitieren neben umfassender Sicherheit bei
Krankentaggeld und Unfall von einer überdurchschnittli­
chen Servicequalität. SWICA sorgt zudem für die optimale
medizinische Betreuung der Mitarbeitenden. Entscheiden
Sie sich jetzt für die beste Medizin. Telefon 032 625 32 32.
swica.ch/kollektivpartner
12 |
SCHWERPUNKTTHEMA
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
Von der Planung bis zur Regelung
Die Nachfolge planen. Die Nachfolge regeln. Das ist schnell gesagt. Der Erfolg dieser zwei Schritte
hängt weitgehend ab von der Chronologie, aber vor allem von der Perspektive, die ein Unternehmen auf mittlere und lange Frist hat. In vielen KMU ist eine Nachfolgeregelung immer auch mit
Unsicherheiten und Ängsten verbunden. Eine umfassende Beratung und Begleitung durch Fachleute ist deshalb umso wichtiger. Das Treuhandunternehmen BDO AG verfügt über ein engmaschiges Netz von Fachleuten und berät deshalb erfolgreich auch Kleinstunternehmen bei diesem
wichtigen Schritt.
JOSEPH WEIBEL
Vier Analyseebenen
des Familienunternehmens
(nach dem St. Galler Nachfolgemodell»)
n Ebene des Individuums:
Wesen und Rolle des Gründers,
des Nachfolgers, der Frau als
Unternehmerin, des Sohnes, der
Tochter etc. Themen: Wertvor­
stellungen, Erwartungen, Eigenschaften, Kompetenzen, Fähig­
keiten etc.
«Eine Zepterübergabe, auch wenn sie intern noch nicht vollständig erfolgt ist, muss nach Aussen
mit einer Symbolik verstärkt werden», rät der Spezialist für Nachfolgeregelungen.
Peer Fichter (Name frei erfunden) hat
vor 25 Jahren ein Dienstleistungsunternehmen gegründet. Aus dem EinMann-Betrieb wurde ein stolzes KMU
mit mittlerweile zehn Mitarbeitenden.
Vor rund einem halben Jahr ist der Sohn
ins Unternehmen eingetreten. Er soll die
Nachfolge des Firmengründers antreten.
Patron Fichter will aber das Zepter nicht
ganz aus den Händen geben. Deshalb
kommuniziert er zwar nach Aussen,
dass sein Sohn dereinst die Nachfolge
antreten würde, sagt dann aber sogleich: «Vorläufig bin ich aber noch der
Chef». Er sitzt weiterhin in seinem
grossen Büro, an offiziellen Anlässen
vertritt meistens er die Firma. Peer
Fichter ist mittlerweile 68. «Spätestens
in zwei Jahren will ich in Pension gehen», sagt er.
Mit Symbolik verstärken
Für Daniel Furrer von BDO AG in Solothurn ist das ein klassischer Fall, wie
man seine Nachfolge weder plant noch
regelt. Für einen Firmengründer sei es
nicht einfach, sich zurückzunehmen und
die Führungsarbeit seinem Nachfolger
zu überlassen. «Eine Zepterübergabe,
auch wenn sie intern noch nicht vollständig erfolgt ist, muss nach Aussen
mit einer Symbolik verstärkt werden.»
Das heisst: Alleine schon die Übergabe
des Chefbüros oder des privilegierten
Parkplatzes vor dem Firmengebäude
kann ein wichtiger Hinweis darauf sein,
dass sich in dieser Firma ein Wechsel
vollzogen hat.» Mit dieser Symbolik
werde dem «neuen Mann» an der
Spitze der Rücken gestärkt. «Mitarbeitende und Kunden müssen diese Rocha-
n Interpersonelle Ebene:
Beziehung und Interaktion zwischen Übergeber und Übernehmer,
Familienmitgliedern oder externen
Personen. Themen: Gefühle,
Ängste, Sorgen und Widerstände
der Beteiligten.
n Organisationale Ebene:
Beziehung von Individuum und
den beiden Subsystemen Familie
und Unternehmen. Identifikation
des Individuums mit dem Familienunternehmen.
n Ebene der Gesellschaft und
Anspruchsgruppen:
Beziehung zu Banken, Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten, Öffentlichkeit, Dorf, etc.
de sehen und spüren», sagt Furrer. Die
ersten zwölf Monate seien über Erfolg
oder Misserfolg einer Nachfolgeregelung entscheidend.
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
SCHWERPUNKTTHEMA
| 13
Die drei Bewertungsmethoden
In der Praxis werden drei Bewertungsmethoden angewandt:
Der Nachfolgemarkt in der Schweiz hat sich seit 2005 relativ stark verändert.
Familieninterne Übernahmen sind von 58 auf 40 Prozent gesunken. Externe Käufer
rekrutieren sich aus strategischen Gruppen, Privat- und Finanzinvestoren.
Für Mikrounternehmen wird
es schwierig(er)
In unserem Land, das von Klein- und
Kleinstunternehmen dominiert wird,
stellt sich nicht nur immer die Frage, ob
die eigene Nachfolge gesichert werden
kann, sondern ob es sich überhaupt
lohnt, ein Unternehmen weiter zu
führen. Daniel Furrer: «Für Unternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitenden wird eine Nachfolge sehr schwierig.» Die Idee und der Erfolg einer Firma
hängen zu sehr und meistens ausschliesslich von ihrem Gründer ab.
Betriebsblindheit und mögliche Motivationsprobleme im zunehmenden Alter
würden oft eine erfolgreiche Zukunft
eines Unternehmens verunmöglichen.
«Selbst dann, wenn die Firmenidee an
und für sich eine gute ist, die nötigen
Impulse zur Weiterentwicklung aber
fehlen». Die Motivation beim Unternehmer dürfe nicht sinken, nur weil die
Übergabe der Firma absehbar werde.
Deshalb sei die Quote von gescheiterten
Übernahmen in Mikrounternehmen
ungleich grösser und solche Firmen
würden dann einfach vom Markt verschwinden.
Der Wert ist nicht gleichbedeutend
mit dem Verkaufspreis
Es gibt aber noch weitere Risiken und
Gefahren, die eine Nachfolge erschweren oder gar verhindern. In Familienunternehmen fehle es oft auch an einer
offenen Kommunikation, sagt Daniel
Furrer. «Man spricht weder über den
Zeitpunkt noch über die Art und Weise
eines Verkaufs oder der Weiterführung
der Firma.» Ein Firmengründer gehe oft
auch unausgesprochen davon aus, dass
die Nachfolge familienintern gelöst
werden könne. «Der Sohn oder die
Tochter arbeiten vielleicht in einem
branchenverwandten Betrieb. Also liegt
die Vermutung nahe, dass sie die gleiche Aufgabe einst im Familienbetrieb
wahrnehmen.» Der Firmenchef falle
dann aus allen Wolken, wenn ihm der
Sohn oder die Tochter offenbaren, dass
sie kein Interesse am elterlichen Betrieb
haben. Eine andere Gefahr besteht in
der (Über-)Bewertung eines Unternehmens. «Die Preis-/Wertthematik ist
komplex und hier hat der Bewerter die
wichtige Aufgabe, den Unternehmer
auf eine realitätsbezogene Bahn zu
führen.» Der Wert eines Unternehmens
sei nicht automatisch gleichbedeutend
mit dem Verkaufserlös. Was in der
Immobilienbranche üblich sei, gelte
auch bei Unternehmensnachfolgen.
«Der Preis bestimmt das Angebot und
die Nachfrage».
Zuerst Nachfolgeplanung,
dann die Nachfolgeregelung
Was tut nun also der erfolgreiche Unternehmer, der sein Lebenswerk in sichere
und gute Hände weitergeben will? BDO
beschreitet ihren Beratungsweg mit
verschiedenen Phasen. Phase 1 bis 3
beinhalten die Nachfolgeplanung, die
Phase 4 bedeutet die Nachfolgeregelung
mit der Umsetzung der geplanten Schritte. Die Planung umfasst die so genannt
normativen und strategischen Elemente.
In einem Zeitraum von drei bis zehn
Jahren werden im Wesentlichen generelle Unternehmensziele, Unternehmenskultur, Eigner-Identität, Vorsorge und
Sicherheit, Ehe- und Erbrecht, Notfallplanung, Innovation und Investition erörtert
und wenn nötig umgesetzt. «Fragestellungen der normativen Ebene beeinflussen dabei massgeblich die Nachfolgeregelung; die Fragestellungen der
strategische Ebene sind langfristig angelegt und müssen deshalb frühzeitig
behandelt werden», erläutert Daniel
Furrer. Der Umsetzungsprozess, also
gleichbedeutend mit der geregelten
Nachfolge, finde dann gewöhnlich
innerhalb von ein bis zwei Jahren statt.
Übrigens hat sich der Nachfolgemarkt in
der Schweiz seit 2005 relativ stark
verändert (siehe Grafik). Familieninterne
Die Ertragswertbetrachtung führt
zu einer klar ersichtlichen Berechnung und ermittelt auf einfache
Weise den durchschnittlichen Betriebsertrag. Nachteil: Die Zukunftszahlen werden aus historischen
Zahlen extrapoliert, jedoch nicht
budgetiert. Sie widerspiegeln einen
gleichbleibenden Trend.
Die Praktikermethode basiert auf
der Methodik der Schweizer Steuerbehörden. Sie ist einfach, nachvollziehbar und bietet Datentransparenz.
Als Nachteil wird eine starke Vereinfachung der Realität genannt.
Als dritte Methode wird das Discountet Cash Flow Verfahren
angewandt. Der Unternehmenswert
wird durch die Abdiskontierung
zukünftig budgetierter Cash Flows
ermittelt.
Übernahmen beispielsweise sind von 58
auf 40 Prozent gesunken. Externe Käufer
rekrutieren sich aus strategischen Gruppen, Privat- und Finanzinvestoren.
Beratung mit engmaschigem
Netzwerk
Der Nachfolgeprozess macht schnell
deutlich, wieso eine umfassende Beratung für die Nachfolgeplanung und
Nachfolgeregelung so wichtig ist. Die
Detailanalyse umfasst wichtige Themenfelder wie Personalfragen, Rechnungswesen und Buchführung, Stärke- und
Schwächeprofil sowie Risiken eines
Unternehmens, die Vermögens- und
Eigentumsverhältnisse eines Familienbetriebs. Im Umsetzungsprozess wiederum
werden im Masterplan Steuer- und
Rechtsfragen, Altersvorsorge und der
Wert eines Unternehmens analysiert.
Bei diesem umfassenden Nachfolgeprozess, gleichbedeutend mit der die
Planung abschliessenden Phase 3,
greifen fachspezifische Themenfelder
ineinander und verschiedene Spezialisten sind gefragt. Dieses engmaschige
Netzwerk ist die Stärke eines schweizweit tätigen Treuhandunternehmens mit
dem Vorteil, dass der Kunde trotzdem
nur mit einer Ansprechperson arbeitet»,
so Daniel Furrer von BDO.
14 |
SCHWERPUNKTTHEMA
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
Wenn zwei dasselbe bewerten,
ist das nicht das gleiche
Eine Nachfolge innerhalb der Familie gelingt immer weniger Unternehmern. Der Verkauf an Dritte
– auch grenzüberschreitend – ist eine Alternative. Die Stärke des Schweizer Frankens macht Transaktionen im Euroraum, speziell in Deutschland attraktiv. Dabei sind Unterschiede bei der Unternehmensbewertung aus deutscher und Schweizer Sicht zu beachten.
TOBIAS HÜT TCHE
Die Unternehmensbewertung ist bei der
Unternehmensnachfolge von grosser
Bedeutung. Der Unternehmenswert
n ist Ausgangspunkt von Kaufpreisverhandlungen bei einer entgeltlichen
Übertragung;
n gibt Orientierung in Sachen der
«Familiengerechtigkeit» bei einer
unentgeltlichen Übertragung und
n spielt schliesslich bei der steuerlichen
Gestaltung der Nachfolge eine Rolle.
Der Verkauf an Dritte war lange nur die
zweitbeste Lösung. Bevorzugt wurde
eine Nachfolge innerhalb der Familie.
Dies drückte Traditionsbewusstsein,
unternehmerische Verantwortung und
Verbundenheit aus. Die Zeiten haben
sich geändert. Viele Unternehmer
wollen (und müssen) die geschaffenen
Werte zu Geld machen, um den Ruhestand im gewohnten Standard zu
geniessen. Überforderte Erben und
desillusionierte Nachfolger verkaufen
das «Familiensilber», um sich ein anderes Lebensmodell leisten zu können.
Die Kaufinteressenten kommen häufig
auch von der jeweils anderen Seite der
Grenze. Deren Motive sind vielfältig:
direkter Marktzugang, klare Strukturen
und Wechselkurssicherheit. Auch Finanz­
investoren suchen nach Renditeperlen in
etablierten Unternehmensstrukturen.
Schnell geht es dann um Unternehmenswerte und mögliche Kaufpreise.
Während steuerlicher oder rechtlicher
Rat häufig am Investitionsstandort
geholt wird, werden Akquisitionen,
Werte und Preise «lokal» diskutiert.
Liegen die Erwartungen beider Seiten
auseinander, kann dies an unterschiedlichen Preisvorstellungen oder unterschiedlichen Bewertungen liegen. Es gibt
zwar keine ausdrücklich «Schweizer»
oder «Deutsche» Unternehmensbewertung, aber unterschiedliche Rahmenbedingungen. Dasselbe Unternehmen wird
DER AUTOR
Professor Dr. Tobias Hüttche
leitet innerhalb der Fachhochschule
Nordwestschweiz (FHNW) das Institut für Finanzmanagement IFF an der
Hochschule für Wirtschaft in Olten.
daher nicht immer gleich bewertet. Eine
Reihe von Besonder­heiten bei der
Bewertung von Unternehmen jenseits
der Grenze ist zu beachten.
Besonderheiten bei den
Bewertungsmethoden
Die Deutsche und die Schweizer Bewertungspraxis fussen weitgehend auf
derselben Bewertungslehre. Es herrscht
die Erkenntnis vor, dass eine sachgerechte Bewertung die zukünftigen
finanziellen Überschüsse des Bewertungsobjekts berücksichtigen muss.
Ertragswert- oder Discounted-Cashflow
(DCF) Verfahren sind in beiden Ländern
die theoretisch bevorzugten Methoden.
Dessen ungeachtet sind in der Praxis
– auch aus (historisch) steuerlichen
Gründen – substanzorientierte Praktikermethoden gerade bei der Bewertung
von KMU verbreitet. In Deutschland war
bis 2009 für die steuerliche Bewertung
nicht notierter Anteile an Kapitalgesellschaften das sogenannte «Stuttgarter
Verfahren» anzuwenden. Es ähnelte in
seinem Aufbau dem dafür noch heute
in der Schweiz für die Vermögenssteuer
vorgeschriebenen Verfahren 1. Das
Stuttgarter Verfahren wurde zwar
zwischenzeitlich durch das sogenannte
vereinfachte Ertragswertverfahren
abgelöst, überlebt hat es hingegen in
den Abfindungsklauseln etlicher Gesellschaftsverträge und Statuten.
Unterschiedliche Bewertungsverfahren
führen zu unterschiedlichen Unternehmenswerten. Verantwortlich ist die
jeweils unterschiedliche Perspektive der
Verfahren: DCF- und Ertragswertverfahren basieren auf den zukünftig geplanten Überschüssen, bewerten also die
Zukunftserwartung. Praktikerverfahren
verwenden hingegen Vergangenheitswerte. Vergangene Erfolge werden so
auch bei schlechten Zukunftsaussichten
wertrelevant. Die Bedeutung der Methodenwahl für die Bewertung wird
deutlich.
Besonderheiten bei den
Bewertungsgrundsätzen
In der Regel werden Fachleute mit der
Bewertung von Unternehmen beauftragt, also Treuhänder, Steuerberater
oder Wirtschaftsprüfer. Die Ansichten
des jeweiligen Berufsstandes sind zwar
beidseits der Grenze ähnlich, haben
aber einen unterschiedlichen Verbindlichkeitsgrad.
So gibt die Schweizer Treuhand-Kammer
ihren Mitgliedern lediglich «Empfehlungen zur Unternehmensbewertung». Für
den deutschen Berufsstand der Wirtschaftsprüfer ist der vom Institut der
Wirtschaftsprüfer (IDW) verabschiedete
Standard «Grundsätze zur Durchführung
von Unternehmensbewertungen» 2 von
grundlegender Bedeutung. Dieser ist
nicht nur eine Empfehlung, sondern ein
Kreisschreiben Nr. 28 vom 28. August 2008,
KS SSK Nr. 28.
1 2
IDW S1 i.d.F. 2008.
«Familiengerechtigkeit»: Die Unternehmensbewertung ist bei einer Unternehmensnachfolge
von grosser Bedeutung.
«Rahmen, in dem die eigenverantwortliche Lösung des Einzelfalls liegen
muss». Die Rechtsprechung engt diesen
Spielraum ein. Im Vergleich zur
Schweiz, ist die deutsche Rechtsprechung zur Unternehmensbewertung
reichhaltig. In den vergangenen fünf
Jahren sind rund 100 Urteile zu diesem
Themenkomplex ergangen. Die Freiheiten deutscher Wirtschaftsprüfer sind
damit begrenzt, was deren zuweilen
beklagte Hartleibigkeit in Bewertungsfragen erklären mag.
Berücksichtigung von Steuern
Der Unternehmenswert ermittelt sich
nach Unternehmenssteuern. Dies gilt in
der Schweiz wie in Deutschland. Dass
sich die Regelungen zwar systematisch
gleichen, in Detail und Tarif jedoch
unterscheiden, bedarf keiner weiteren
Erläuterung.
Daneben besteht noch eine weitere
Reihe von Regelungen, die bei einer
Unternehmenstransaktion von Relevanz
sind, beispielsweise zur Gruppenbesteuerung und Organschaft, der Zinsabzugsbeschränkung sowie dem Verlust
von Verlustvorträgen bei Handänderung. Andererseits ist das Konstrukt der
«indirekten Teilliquidation» in Deutschland unbekannt, eine Finanzierung des
Kaufpreises aus Ausschüttungen der
Zielgesellschaft also möglich (und
üblich).
Besonderheiten beim
Kapitalisierungszins
Die sachgerechte Ableitung des Kapitalisierungszinses – der für die Diskontierung der künftigen finanziellen Überschüsse benötigt wird – ist Gegenstand
einer langen und intensiven Diskussion
von Theorie und Praxis. Deren gemeinsamer Ausgangspunkt ist der Ansatz,
das Risiko mit einem Zuschlag auf den
risikofreien Zins zu berücksichtigen
(Zinszuschlagsmethode). In den weiteren Details – Ermittlung des risikofreien
Zinssatzes, Bemessung des Risikozuschlags, Berücksichtigung weiterer
Zuschläge – herrscht hingegen Meinungs- und Methodenvielfalt. Auch hier
sind Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz festzustellen.
Fazit: Dasselbe Unternehmen wird
nicht immer gleich bewertet
Unternehmen werden im Prinzip hier
wie dort gleich bewertet. Die deutsche
Bewertungspraxis ist jedoch mehr
reguliert und weniger substanzwertorientiert, als es in der Schweiz der Fall ist.
Schliesslich sind steuerliche Besonderheiten zu beachten. Diese Einflüsse
können zu anderen Werten führen, als
sie sich aus Sicht der jeweils anderen
Seite ergeben würden. Diese Einflüsse
auf den berechneten Wert sollte man
kennen, um mögliche Differenzen bei
der Verhandlung des zu bezahlenden
Preises zu überwinden.
SCHWERPUNKTTHEMA
| 15
The Tower of Power
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
Gehaltvoll,
sättigend
und
fettarm
Protein plus
Jogurts
von Lanz
bekommen Sie
in sechs
beliebten
Aromen. Alle
Light-Varianten
und Nature
sind auch
für Diabetiker
bestens
geeignet.
Lanz Jogurt –
das gibt Power!
www.lanzmilch.ch
Wir sind Ihre Partner für Recht
Dr. Urs Kaiser
Dr. Dominik Strub
RA Philipp Simmen
RA Jean-Claude Cattin
RA Rolf Harder
RA Cuno Jaeggi
RA Martina Schwaninger Preiss
RA Ronnie Dürrenmatt
RA Hans Jörg Werder
RA Sophie Balz-Geiser
RA Michael Grimm
RA Samuel Neuhaus
RA Daniela Koch
MLaw Roy Pfefferli
MLaw Benjamin Kamber
Wir begleiten Ihre Unternehmensnachfolge,
Nachlassplanung und M&A-Transaktionen.
Ihre Partner für Recht.
MLaw Martin Schreier
MLaw Andreas Schild
KSC Rechtsanwälte und Notare | Grenchen – Solothurn – Olten | www.ksc-law.ch
Fabienne denkt
auch an morgen.
Wir denken mit.
Mit unserer massgeschneiderten Anlageberatung.
Erfahren Sie mehr auf www.regiobank.ch
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
ERBSCHAFTSSTEUER-INITIATIVE | 17
Familienunternehmen sind massiv gefährdet
Die neue Bundeserbschaftssteuer will Erbschaften über zwei Millionen Franken und Schenkungen
über 20 000 Franken mit 20 Prozent besteuern. Der Initiativtext enthält Formulierungen, wonach
Familienunternehmen entlastet werden sollen. Diese erweisen sich jedoch bei näherer Betrachtung als praxisfern und untauglich. Zudem löst die neue Steuer die Probleme der Finanzierung der
AHV nicht und entmündigt die Kantone.
DANIEL PROBST
Eigentlich hätte die Volksinitiative
wegen der Verletzung der Einheit der
Materie für ungültig erklärt werden
müssen. Sie vermischt die Schaffung
einer neuen Bundessteuer, die Abschaffung kantonaler Steuern und die Finanzierung der AHV. Das sind drei Elemente,
die völlig voneinander losgelöst sind.
Leider hatten die eidgenössischen
Parlamentarier nicht den Mut, die
Verfassung anzuwenden.
Zerschlagung von Familienunternehmen
Die Bundeserbschaftssteuer will Erbschaften über zwei Millionen Franken
mit 20 Prozent besteuern. Bewertet
wird der gesamte Nachlass zum Verkehrswert. Ein Unternehmen, das zum
Verkehrswert bewertet wird, übertrifft
sehr schnell den Freibetrag von zwei
Millionen Franken. Betroffen sind also
fast alle Familienunternehmen, welche
rund 80 Prozent der 300 000 Schweizer
Unternehmen ausmachen.
Da Familienunternehmen den Grossteil
ihres Vermögens in der Regel im Betrieb
investiert haben, ist in den meisten
Fällen gar nicht genug frei verfügbares
Kapital vorhanden, um eine solche
Steuer bezahlen zu können. So wird
diesen Unternehmen durch die Erbschaftssteuer beim ohnehin anspruchsvollen Übergang auf die nächste Generation Geld entzogen. Damit die Erben
die geplante Erbschaftssteuer überhaupt
bezahlen können, müssen sie entweder
Teile der Firma verkaufen, sich verschulden oder auf Investitionen verzichten.
Kurz: Die Steuer greift empfindlich in
die Substanz der Familienunternehmen
ein und droht diese zu zerschlagen.
Vermeintliche Erleichterungen
sind untauglich
Die Initianten betonen immer wieder,
dass Familienunternehmen nicht bedroht seien, da bei der Nachfolge
Erleichterungen vorgesehen sind. Die
Initiative spricht von Ermässigungen,
wenn das Unternehmen von den Erben
während mindestens zehn Jahren
weitergeführt wird.
Wie diese Ermässigungen aber genau
aussehen sollen, bleibt weitgehend
unklar. In der Initiative wird einzig
erwähnt, dass auf dem Gesamtwert des
Unternehmens ein Freibetrag gewährt
und der Steuersatz auf dem Restwert
reduziert werden soll. Ferner könne
während zehn Jahren eine Ratenzahlung
für die Steuer bewilligt werden. Wie
hoch die Freibeträge und die Steuersätze
konkret sind und welche Bedingungen
für eine Ratenzahlung gelten, bleibt
vollkommen offen.
Damit die Erben die ge­
plante Erbschaftssteuer
überhaupt bezahlen k
­ önnen,
müssen sie entweder Teile
der Firma verkaufen, sich
verschulden oder auf Investitionen verzichten.
So viel Unsicherheit bedeutet, dass die
Erben nach einer Firmenübernahme
während zehn Jahren für die gesamten
20 Prozent der Steuer haften. Verkaufen
sie das Unternehmen innerhalb von zehn
Jahren, gehen sie Konkurs oder sterben
sie, muss die volle Steuer nachbezahlt
werden. Ein verantwortungsvoller
Unternehmer muss darum das Geld für
eine allfällige Begleichung der Erbschaftssteuer im Unternehmen immer
bereithalten. Das Geld wird blockiert, es
fehlt im Betrieb und kann nicht für Investitionen verwendet werden. Die vermeintlichen Erleichterungen sind daher
nicht nur vage, sondern erweisen sich als
praxisfern und untauglich.
Entmündigung der Kantone
Die Einführung einer Erbschaftssteuer
auf Bundesebene ist gleichzeitig ein
Angriff auf die kantonalen Erbschaftssteuern. Durch die Zentralisierung
verlieren die Kantone ihre Steuerhoheit
und damit ihre Handlungsfreiheit. Sie
dürfen keine eigenen Erbschaftssteuern
mehr erheben. Dabei lägen die aktuellen Lösungen der Kantone näher bei
den Bedürfnissen der Familienunternehmen. So haben in den letzten Jahren
praktisch alle Kantone die Erbschaftssteuer für direkte Nachkommen abgeschafft und damit Nachfolgeregelungen
für Familienunternehmen vereinfacht.
Im Kanton Solothurn war das sogar
schon länger der Fall.
Weiter ist noch höchst ungewiss, ob die
Kantone mit der neuen Bundessteuer
auch nur annähernd so viel Geld erhalten
wie bisher. Falls die Kantone weniger
erhalten sollten, drohen zur Kompensation Steuererhöhungen, die vor allem
der Mittelstand und wiederum die KMU
zu tragen hätten.
AHV-Finanzierung nicht gesichert
Das Hauptargument für die Initiative,
nämlich die Sicherung der Finanzierung
der AHV, ist ein Scheinargument. Die
jährlich zwei Milliarden, welche von den
Initianten grosszügig gerechnet werden,
wären im besten Fall ein kleiner Zustupf
an die Finanzierungslücke der AHV, die
bis 2030 jährlich rund 8,3 Milliarden
Franken beträgt. Auf keinen Fall aber
würden sie zur nachhaltigen Lösung der
strukturellen Probleme der Vorsorgeeinrichtung beitragen.
ANZEIGE
Ihre Experten für Sprachen
18 |
ERBSCHAFTSSTEUER-INITIATIVE
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
«Solche Machenschaften gibt es
sonst nur in Bananenrepubliken»
24 Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gewerbe des Kantons Solothurn erteilen der Erbschaftssteuer-Initiative, welche am 14. Juni 2015 zur Abstimmung gelangen wird, eine unmissverständliche Absage. Sie sind besorgt, eine Annahme dieser Initiative würde vor allem KMU und Familienunternehmen schwer benachteiligen und insbesondere bei Nachfolgeregelungen in existenzielle
Schwierigkeiten drängen.
« Diese unschweizerische
Dr. Roy Nussbaum
Verwaltungsrat und
Vorsitzender
der Geschäftsleitung,
R. Nussbaum AG, Olten
« Ein klares Nein zur
Initiative gefährdet unser
Unternehmen, weil durch die
masslose Steuer eine Weitergabe auf die fünfte Familiengeneration quasi verunmöglicht würde.
Erbschaftssteuer, weil
die Unternehmensnachfolge innerhalb
der Familie finanziell
verunmöglicht wird
Kurt Loosli
»
»
CEO, EAO AG, Olten
« Mit der Erbschaftssteuer müssten KMU und Familienunternehmen bei der
Nachfolgeregelung neu hohe Steuerbeträge bezahlen. Das bringt diese Unternehmen in ernsthafte Liquiditätsprobleme und führt insbesondere bei
der Nachfolgeregelung zu existenziellen Schwierigkeiten. Die Erbschaftssteuer gefährdet so die KMU-Wirtschaft und mit ihr Lehrstellen und Arbeitsplätze
fahrlässig.
»
Marianne Meister
Präsidentin KantonalSolothurnischer
Gewerbeverband
Geschäftsführerin,
Meister Lebensmittel &
Mode GmbH, Messen
« Die Initiative trifft die zahlreichen
Hans Kuhn
Präsident Solothurner
Handelskammer
Geschäftsleiter, MigrosVerteilbetrieb Neuendorf
AG, Neuendorf
KMU und Familienbetriebe im Kanton
Solothurn mitten im Herz, indem deren
Nachfolgeregelung von der neuen
Steuer massiv beeinträchtigt wird.
Die Unternehmen müssen künftig mobile
Güter, Immobilien oder Firmenanteile verkaufen, um die Steuern bezahlen zu können.
»
«
Philipp Kuttler-Frey
Präsident Industrieverband
Laufen-ThiersteinDorneck-Birseck,
Präsident und Delegierter
des VR, Ziegler Papier AG,
Grellingen BL
Mit einer
eidgenössischen
Erbschaftssteuer
würden die KMU,
zu denen wir Sorge
tragen müssen,
geschwächt.
»
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
ERBSCHAFTSSTEUER-INITIATIVE | 19
« Ich sage Nein zu diesem
Paul Büetiger
Angriff auf mein Unternehmen und unsere Mitarbeiter!
Die anstehende Weitergabe an meinen Sohn
wäre unmöglich.
»
Unternehmer,
Paul Büetiger AG,
Biberist
« Die Initiative gefährdet den Fortbestand
unserer KMU, welche
das Rückgrat unserer
Wirtschaft bilden.
»
Marc Thommen
CEO, Präsident des
Verwaltungsrates,
W. Thommen AG, Olten
« Die Initiative überlässt es dem Parlament, einen Unternehmenswert zu bestimWerner Held
CEO, Schenker Storen AG,
Schönenwerd
men, bis zu dessen Höhe ein Familienunternehmen von der Steuer befreit wäre –
die Initianten sprechen von 50 Millionen. Viele gesunde Schweizer Familienunternehmen sind ein Vielfaches dieser Summe wert. Wollen wir die Existenz dieser
Unternehmen und damit tausender von Arbeitsplätzen leichtfertig aufs
Spiel setzen? Dieser Angriff aufs freie Unternehmertum ist auch ein
Angriff auf industrielle Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Schweiz!
»
« Die neue Erbschafts-
steuer entzieht einer Firma finanzielle Mittel, die
sie besser für zukunftsträchtige Investitionen
einsetzen könnte.
»
« Mit der Erbschaftssteuer gefährden wir
die langfristige Existenz von Familienunternehmen.
»
Walter Wirth
Direktor, AEK Energie
AG, Solothurn
Geschäftsführer, Härterei
Gerster AG, Egerkingen
« Diese Erbschaftssteuer
Karin Trümpy
Partnerin,
Solidis Holding AG,
Olten
verhindert zukunftsorientierte Nachfolgeregelungen in
Familienunternehmen und
vernichtet mit einem
Schlag betriebsnotwendige Substanz zur Sicherung der Unternehmensfortführung.
»
Felix Heimgartner
« Kleine und mittlere Unterneh-
Jürg Ritz
CEO, Baloise Bank SoBa
AG, Solothurn
men sind das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft und tragen entscheidend zu unserem Wohlstand bei.
Die Erbschaftssteuerreform
gefährdet die Nachfolge und
damit den Fortbestand von
Schweizer Familienunternehmen. Das darf nicht sein. Deshalb
lehne ich die Volksinitiative ab.
»
20 |
ERBSCHAFTSSTEUER-INITIATIVE
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
«
« Eine Erbschaftssteuer verunmöglicht
Adrian Flury
Geschäftsführer, Arthur
Flury AG, Deitingen
praktisch einen Generationenwechsel
einer Firma. Sie drängt eine Familien AG
direkt zum Verkauf der Firma noch vor einem
allfälligen Erbgang. Damit riskieren wir nicht
nur Arbeitsplätze, wir entziehen der Wirtschaft das viel beschworene Rückgrat
der KMU.
Peter Kammer
»
Inhaber, JOMOS Gruppe,
Balsthal
Eine
Erbschaft
innerhalb
der Familie
ist kein
Geschäftsvorgang.
»
« Die Erhebung einer nationalen Erbschafts- und Schenkungssteuer schadet
der Wirtschaft. Den Unternehmen werden Mittel entzogen, die im Währungsumfeld mit dem harten Schweizer Franken dringend für Innovationen und Investitionen benötigt werden. Nicht nur ein paar wenige,
sondern wir alle sind von der Erbschaftssteuerinitiative negativ betroffen.
»
Erich Blösch
Direktor, W. Blösch AG,
Grenchen
« Damit wir die durch
die Erbschaftssteuer
notwendige Veräusserung von Unternehmensanteilen vermeiden können, müssten
wir quasi heute mit der
Bildung von Rückstellungen für die zukünftige Steuerschuld beginnen. Dieses Geld
würde augenblicklich
für Forschung und
Entwicklung fehlen
und ultimativ die
Zukunft der Firma
gefährden.
»
«
Simon Michel
Das ist eine weitere
Einmischung in die Souveränität der Kantone – das
Erfolgsmodell der kantonalen Steuerhoheit wird
untergraben!
»
CEO, Vorsitzender der
Geschäftsleitung,
Ypsomed AG, Solothurn
Erwin Fischer
Business Coach, Präsident Industrieverband
Grenchen und Umgebung
« Die Annahme dieser
Daniel Graf
CEO, Ernst Nachbur AG,
Holderbank
gefährlichen Initiative würde eine Übergabe unseres
Familienunternehmens an
die vierte Generation fast
verunmöglichen.
»
Imageanz_Wirtschaftsflash_86x124_ks1 • 217-5029 • 17.03.15 • Version „Lokal“
Wirtschaftsflash
86 x 124 mm
passion
for precision
passion
for precision
«Den Produktionsstandort
Schweiz erhalten»
Folgen Sie dem USM Jubiläumsprojekt
unter usm.com/project50
Bader AG Büro Design
Wiesenstrasse 1
4900 Langenthal
www.bader-ag.ch
www.usm.com
FRAISA produziert modernste Zerspanwerkzeuge für den Weltmarkt.
Die FRAISA Gruppe ist daher auch
international aufgestellt und produziert an verschiedenen Standorten in
Europa und den USA. Herzstück ist
und bleibt aber unser Produktionsstandort in der Schweiz. Deshalb sind
wir als Schweizer, exportorientiertes
Unternehmen von der Wechselkursfreigabe und der damit verbundenen
Aufwertung gegenüber dem EURO
stark betroffen.
Genauso wie die meisten unserer
Schweizer Kunden. Trotzdem wollen
wir unseren Schweizer Geschäftspartnern in dieser schwierigen Situation helfen. Denn auch hier verstehen wir uns als verlässlicher Partner.
Aus diesem Grund haben wir unsere
Preise für alle Schweizer Kunden gesenkt, um den Produktionsstandort
Schweiz zu verteidigen und unsere
Kunden zu unterstützen. Gemeinsam werden wir diese Herausforderung meistern!
FRAISA SA
Gurzelenstr. 7 I CH-4512 Bellach I Tel.: +41 (0) 32 617 42 42 I
[email protected] I www.fraisa.com I
Rolf Hofstetter
Leiter Firmenkunden
Marktgebiet Solothurn
Tel. 032 624 52 36
[email protected]
Die
Bank für
Unternehmer
SieAnlagestrategie.
weiter.
Zuhören.
Der
Basiswert bringt
für jede
AMAG Zuchwil
Langfeldstrasse 30, 4528 Zuchwil
Tel. 032 686 27 86, www.zuchwil.amag.ch
Isolationen
Brandschutz
Beschichtungen
Roth AG Gerlafingen
Bolacker 3, Postfach
CH - 4563 Gerlafingen
Tel. +41 (0)32 674 45 45
Fax +41 (0)32 674 45 46
www.roth.ch
Es würde mich freuen, Sie zu einem persönlichen Beratungsgespräch
begrüssen zu dürfen. Rufen Sie mich einfach an.
credit-suisse.com
Treuhand
Wirtschaftsprüfung
Steuerberatung
unternehmensberatung
Schürmann
Treuhand
ST Schürmann Treuhand AG
Bahnhofstr. 11 | 4622 egerkingen | Tel. 062 387 83 00 | www.st-egerkingen.ch
22 |
ERBSCHAFTSSTEUER-INITIATIVE
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
« Die Tatsache, dass bei einer Annahme die Gesetzgebung rückwir-
kend auf den 1. Januar 2013 in Kraft treten würde, spottet jeder Beschreibung. Solche Machenschaften gibt es sonst nur in Bananenrepubliken. Man stelle sich vor, das macht Schule und Initiativen werden nur noch
rückwirkend in Kraft gesetzt. Da hätten wir überhaupt keine Rechtssicherheit
mehr. Diese Initiative hätte man aus diesem Grund nie zulassen dürfen.
»
entzieht den Familienunternehmen die notwendige
Substanz für eine erfolgreiche Kontinuität.
»
Verwaltungsrätin,
Härterei Gerster AG,
Egerkingen
Grütter + Willi AG,
Grenchen
« Erbschaftssteuer: Nein! Sie
« Die Erbschaftssteuer
Martina Gerster
Urs Grütter
Marlies Saudan
Saudan AG Solothurn
schwächt Familienunternehmen. Sie
erschwert die Unternehmensnachfolge.
Von investierten Erbschaften profitieren Alle. Doch statt zu investieren
bedeutet die Erbschaftssteuer: Konsumieren. Es entstehen Kosten ohne
Mehrwert!
»
« Die Erbschaftssteuer hat negative Auswirkungen auf die Wirtschaft, insbe-
sondere auf die KMU, welche vorwiegend Familienunternehmen sind.
Die Folgen sind eine schwächere Wirtschaft, Unsicherheit bei den
Unternehmern und somit eine Gefährdung der Zukunft von Familienunternehmen und damit unzähligen Arbeitsplätzen.
»
Ulrich Blatter
Managing Director, Mitel
Schweiz AG, Solothurn
« Bei einer Annahme dieser
Martin Vogel
Martin Vogel AG, Büren
Erbschaftssteuer-Initiative würde massiv bestraft, wer
unternehmerisch erfolgreich
tätig ist. Innovation, langfristiges Denken und Handeln würden unattraktiv. Mein Lebenswerk würde zerstört und meine
Nachfolgeregelung als Kleinbetrieb verunmöglicht. Wollen
wir das?
»
« Die Weitergabe eines Familien-
Urs Nussbaumer
Nussbaumer wirkt im
Raum, Lüterkofen
unternehmens an die nächste Generation verlangt Offenheit und Fairness
unter den Beteiligten. Die Erbschaftssteuer jedoch schafft Unfairness, da ihr keine staatlichen
Leistungen gegenüberstehen und
die entstehende Rechtsunsicherheit keine Klarheit schafft.
»
TKF
Unsere Kundinnen und Kunden wissen genau,
warum sie sich bei der Pensionskasse für die
ASGA entscheiden. Zum Beispiel weil unsere
Strukturen seit Jahrzehnten gesund sind oder
weil wir bei unseren Investments konsequent auf
Nachhaltigkeit achten. Möchten Sie mehr über
die beliebteste Pensionskasse der Deutschschweizer KMU erfahren? Besuchen Sie uns
im Internet auf asga.ch oder rufen Sie an:
031 310 46 00. Ganz einfach.
Gerald Girrbach, CEO/Inhaber Kunststoff-Packungen AG
«Weil nur langfristige
Sicherheit auch wirklich
sicher macht.»
Kantonal-Solothurnischer Gewerbeverband und Solothurner Handelskammer sagen:
„NEIN zu dieser neuen Steuer, die
zehntausende familiengeführte
Unternehmen in ihrem Weiterbestand
gefährdet!“
Das Rückgrat unserer Wirtschaft sind die kleinen und mittleren Unternehmen. In der Schweiz wird ein Drittel der Unternehmen familienintern weitergegeben. Doch statt Nachfolgeregelungen zu fördern, bestraft die Initiative diese mit einer
hohen Steuer. Falls die Erben das Geld für die
Steuer nicht haben, müssen sie das Familienunternehmen verkaufen. Das ist skandalös!
24 |
INTERVIEW
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
«Die Substanz von mehreren
Generationen wird ausgeplündert»
Wenn die Rede auf die Erbschaftssteuer-Initiative kommt, versteht Emanuel Probst, General
Manager von Jura Elektroapparate AG, keinen Spass. «Ich nenne sie schlicht Substanzausplünderungs-Initiative», sagt er im Gespräch mit WIRTSCHAFTSflash. Wir haben den erfolgreichen JuraChef auch über die Eurokrise und sein Verhältnis zu Europa befragt.
JOSEPH WEIBEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)
Emanuel Probst: «Wir haben erstens eine starke Bilanz und zweitens eine starke Produktrange in einem gut laufenden Markt.»
Herr Probst, die Jura Elektroapparate AG blickt auf ein erfolgreiches
Jahr 2014 zurück. Unter anderem
konnten Sie den Umsatz Ihres
Unternehmens um fünf Prozent auf
fast 380 Millionen Franken steigern.
Sie trotzen weiterhin erfolgreich
der «Kaffee-Kapselindustrie»?
Emanuel Probst: Wir können in der Tat
auf ein solides Wachstum bauen. Besonders erfreulich sind die Zahlen in den
USA. Mit einer Umsatzsteigerung von
15 Prozent ist Amerika hinter Deutschland unser zweitwichtigster Markt
geworden und liegt noch vor dem
Heimmarkt Schweiz. Wir profitieren in
den USA von einer hochprofitablen
Tochterfirma und natürlich von einer
guten Wirtschaftslage.
Was machen Sie anders
oder besser in den USA?
Unser Marketingkonzept unterscheidet
sich nicht von Land zu Land. Wir machen
überall dasselbe. Entscheidend zum
Erfolg beigetragen haben die viel breiter
abgestützte Distribution und eine Produktepalette, die ganz offensichtlich den
Geschmack der Amerikaner trifft.
Wie sehr ist Ihr Markenbotschafter
Roger Federer am Erfolg beteiligt?
Seine Wirkung ist natürlich schwierig
messbar, aber mit dem Beispiel der
weltweit grössten Sportveranstaltung in
den USA nachvollziehbar. Wir schalten
am US Open ganzseitige Anzeigen in
der New York Times und werben für die
Jura zusammen mit unserem Botschafter Roger Federer. Roger Federer ist in
den USA der Publikumsliebling schlechthin. Noch mehr: Er ist ein Idol. Es ist
jedes Mal eindrücklich zu sehen, was
abgeht, wenn er auf dem Center Court
einläuft. Mit ihm als Botschafter geniessen wir mit unseren Produkten eine
hohe Glaubwürdigkeit.
«Roger Federer ist in den
USA der Publikumsliebling
schlechthin.»
An Ihrer Bilanzpressekonferenz sagten Sie, die Frankenstärke sei eine
besondere Herausforderung. Grund
zur Panik gebe es aber nicht. Wird
die Euro-Problematik Ihrer Meinung
nach also überbewertet?
Wenn ich sage, dass es keinen Grund
zur Panik gebe, so spreche ich in erster
Linie für unser Unternehmen. Die mit
der Aufhebung der Eurountergrenze
verbundene Frankenstärke ist durchaus
dramatisch. Jedes Unternehmen hat
eine andere Ausgangslage und es muss
mit dieser Frage entsprechend umgehen. An besagtem 15. Januar weilte ich
in Australien. Ich bin anderntags unvermittelt nachhause gereist, um ohne
grossen Zeitverlust die nötigen Massnahmen treffen zu können. Wir haben
erstens eine starke Bilanz und zweitens
eine starke Produktrange in einem gut
laufenden Markt. Wir verfolgen, ohne
auf Panik zu machen, das Geschehen
mit hellwachem Blick.
Und wie beurteilen Sie
die aktuelle Lage?
In jedem Markt herrschen andere
Gesetze und Grundsätze. Das müssen
wir in dieser Situation entsprechend
berücksichtigen. In Australien haben wir
beispielsweise sofort die Preise um zehn
Prozent erhöht; in Russland hingegen
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
gilt unser Augenmerk der so genannten
Inflation Accounting (Anmerkung der
Redaktion: Inflationsbuchhaltung). Wir
müssen mit einer Ökonomie umgehen
können, die im Jahr Inflationsraten von
bis zu 30 Prozent produziert. Das allgemeine Preisniveau nimmt zu, die Kaufkraft auf der anderen Seite ab. Und
trotzdem müssen wir mit geeigneten
Massnahmen versuchen, in einem
solchen Land finanziell erfolgreich
agieren zu können. Die Fragestellung ist
aber eine andere: Was ist eigentlich das
Problem? Die Antwort ist einfach. Es
sind nicht die anderen Währungen, die
zu stark oder zu schwach sind. Das
Problem ist der Franken mit zwei völlig
divergierenden Funktionen. Auf der
einen Seite unterliegt der Franken
spekulativen Zwecken, auf der anderen
Seite ist er eine Transaktionswährung.
Während Investoren mit hohen Vermögen dank der Aufhebung des Mindesteurokurses Milliarden verdient
haben, müssen Unternehmen mit dieser
Transaktionswährung ihre laufenden
Verpflichtungen bewältigen. Der EuroMindestkurs entspräche also dem
dringenden Bedürfnis der Wirtschaft.
«Ich glaube, es wäre
einfacher gewesen, die
Minuszinsen vor einem
Jahr einzuführen.»
Also war Ihrer Meinung nach
die Aufhebung ein Fehler?
Ich glaube, es wäre einfacher gewesen,
die Minuszinsen vor einem Jahr einzuführen. Das hätte zu einer Aufwertung des
Euros auf 1.30 Franken und mit der
Massnahme am 15. Januar vielleicht zu
einer Senkung auf 1.15 Franken geführt.
Und so wären wir an einem Punkt, der
vor allem der Wirtschaft wesentlich
weniger Sorgen bereiten würde.
Was heisst das nun aber in der
aktuellen Situation konkret für Ihr
Unternehmen?
Wir nützen den weltweiten Schwung
und versuchen in lokaler Währung ein
möglichst hohes Wachstum zu erzielen,
um so den aus der Währungssituation
resultierende Umsatzrückgang in Grenzen zu halten. Ich frage mich aber schon,
wieso die Wirtschaft immer wieder einen
solchen Aderlass machen muss.
Ein ganz anderes Thema: Italien galt
eigentlich lange Zeit als Vorreiter in
der Produktion von edlen, mecha-
nisch einfachen Kaffeemaschinen.
Heute fragt sich alle Welt: Wer hat
die Kaffeemaschinen erfunden?
Wir geben selbst die Antwort und
sagen: Die Schweizer. Ist das so?
Den heutigen modernen Kaffeemaschinenmarkt haben die Schweizer erfunden.
Das ist so. Die weltweit aktiven Firmen
haben alle Schweizer Wurzeln. Das
macht auch Sinn. Das deutschsprachige
Europa steht für Feinmechanik, Engineering, Präzision und Elektronik. Unsere
Kaffeeautomaten sind hochsensible
technisierte Produkte mit einer ebenso
hochpräzisen Elektronik, kombiniert mit
kühler und präziser nordischer DesignKultur.
Kühl, präzis, nordisch?
Schauen Sie sich diese hochmoderne
Maschine an (zeigt auf ein Gerät im
Showroom). Das Design dieses Geräts
wurde vor zwölf Jahren festgelegt, die
Maschine 2006 lanciert. Das hochmoderne Gerät von heute hat einen langen
Prozess hinter sich, ehe es zur Lancierung kommt. Und trotzdem entspricht
das Design dem aktuellen Designempfinden des Endverbrauchers. Das ist
Designqualität. Diese einzigartige DNA
mag die Welt.
Manchmal hat man das Gefühl, der
Markt der Kaffeekapselmaschinen
sei immer mehr zunehmend. Wie
sehen Sie das?
(Schmunzelt). Das hängt immer davon
ab, wo man sich gerade aufhält. Ich
sage immer: Wenn Ihnen ein Kaffee
angeboten wird, so achten Sie gut
darauf, ob Sie bei der Zubereitung ein
Mahlgeräusch hören. Wenn das der Fall
ist, so ist der Kaffee frisch gemahlen
und nicht gekapselt.
Deutschland ist Ihr wichtigster
Markt, Europa gemeinhin hat für Ihr
Geschäft eine wichtige Bedeutung.
Was für ein Verhältnis haben Sie zur
Europäischen Union?
Ich habe vor kurzer Zeit einen interessanten Artikel über Eritrea gelesen. Der
Staat im nordöstlichen Afrika war und
ist davon beseelt, möglichst unabhängig zu sein. Eritrea wurde 1993 von
Äthopien unabhängig. Wo steht es
heute? Die Uno-Erhebung zum Entwicklungsstand der Länder zeigt Eritrea
praktisch am Schluss der Liste. Gemessen am weltweiten Pro-Kopf-Einkommen ist das Land an zweitletzter Stelle.
Die Wirtschaftsgeschichte über die
letzten Jahrhunderte zeigt deutlich auf,
dass Wohlstand vor allem in einer
offenen Volkswirtschaft stattfindet.
INTERVIEW | 25
EMANUEL PROBST
Emanuel Probst (Jahrgang 1957),
verheiratet und Vater zweier Kinder,
studierte an der Universität St. Gallen
Betriebswirtschaft. Einem anschliessenden Praktikum an der New Yorker
Wall Street folgten verschiedene
berufliche Engagements, in welchen
er sich ein profundes Wissen in
verschiedenen Branchen aneignete.
1985 wurde er in den Verwaltungsrat
der Jura Elektroapparate AG berufen.
1991 übernahm er die operative
Leitung und baute die Firma zum
weltweiten Innovationsleader für
Kaffeespezialitäten-Vollautomaten
um. Er ist in Zürich wohnhaft
und interessiert sich in seiner Freizeit
vor allem für Design, Architektur
und Autos.
Jura ist gut
aufgestellt
Die Jura Elektroapparate AG erzielte
letztes Jahr einen Umsatz von 378,5
Millionen Franken (plus fünf Prozent) und verkaufte weltweit
271 000 Kaffeevollautomaten (plus
1000). Der Umsatzanteil in Europa
beträgt 73, in übrigen Ländern
27 Prozent. Die Jura beschäftigte
2014 685 Mitarbeitende, 426 davon
im Ausland. Im laufenden Jahr will
Jura weiter wachsen und mindestens 280 000 Kaffeevollautomaten
weltweit absetzen. Dabei wird
erwartet, dass der Umsatz bei
einem Eurokurs von 1.05 und einem
Dollarkurs von 0.95 die Marke von
350 Millionen Franken übersteigt.
Im Frühling 2015 ist die Lancierung
von zwei neuen Produkteplatt­
formen geplant, die neue Massstäbe im Mid- und Premiumsegment
setzen werden. Ein markanter
Distributionsausbau in den USA soll
dem Markt zu einem Wachstum
von über zehn Prozent verhelfen.
«In Niederbuchsiten wurde die Firma gegründet, hier wurde sie gross.» Jura-CEO Emanuel Probst setzt weiterhin auf den Standort im Gäu.
Stolz präsentiert er die kürzlich fertiggestellte neue Event-Halle seines Unternehmens.
Wir Schweizer sind abhängig von einem
guten Europa und einer starken USA.
Wir sind angewiesen auf eine offene
Welt, mit der wirtschaftliche und kulturelle Gemeinsamkeiten sehen. Deshalb
müssen wir Sorge tragen zu den bilateralen Vereinbarungen mit der EU – und
sie vor allem nicht mit Füssen treten.
Sie setzen weiterhin auf den Standort Niederbuchsiten, haben Sie an
der Bilanzpressekonferenz auch
verlauten lassen.
In Niederbuchsiten wurde die Firma
gegründet, hier wurde sie gross. Und
sie wird sich an diesem Standort auch
weiterentwickeln. Es gibt keinen Grund,
etwas zu ändern. Klar ist auch, dass die
Mehrzahl der Arbeitsplätze heute im
Ausland liegt. In Niederbuchsiten sind
die Entwicklungsabteilung und die
zentralen Funktionen stationiert sowie
die Jura Schweiz als kleiner Teil des
Unternehmens. Nur ein Drittel unserer
Landreserven ist überbaut. Daran wird
sich auch nicht viel ändern. Uns liegt es
am Herzen, unsere Liegenschaften
immer auf dem neusten Stand zu halten
und so unseren weltweiten Führungs­
anspruch in Form eines schönen Vorzeigebildes zu manifestieren.
Die «Jura» ist ein klassisches Familienunternehmen und würde von
einer Annahme der ErbschaftssteuerInitiative…
…Erbschaftssteuer-Initiative? Falsch!
Ich nenne sie SubstanzausplünderungsInitiative.
Das sind harte Worte.
Es geht um die Ausplünderung der
Substanz, die vorher über mehrere
Generationen erarbeitet wurde. Wenn
sich ein Familienunternehmen mit der
Frage beschäftigen muss, künftig ein
Unternehmensvermögen mit 20 Prozent
zu versteuern, so ist das gleichbedeutend mit einer Schwächung der Firma,
weil mangels Substanz keine Investitionen getätigt werden können und
dadurch auch kein Wachstum ermöglicht wird.
«Erbschaftssteuer-Initiative? Falsch! Ich nenne sie
Substanz-AusplünderungsInitiative.»
Diese Initiative widerspricht jeglichem
gesunden Wirtschaftsverständnis.
Auf der anderen Seite lacht sich jeder
ausländische Investor ins Fäustchen und
wird alles daran setzen, dass diese
Initiative angenommen wird. Er macht
dann die hohle Hand und übernimmt all
die Firmen, die durch diesen Substanzverlust in Schräglage geraten und frei
für den Verkauf sind.
Das wäre gleichbedeutend mit einem
Ausverkauf der Heimat. Eine solche
Gefahr müssen wir mit allen Mitteln
verhindern, zumal es genau die kleinen
und mittelständischen Unternehmen
treffen würde. Zudem verstösst meiner
Meinung nach diese Initiative gegen
die Grundsätze der Bundesverfassung.
­­Mit der Steuergrenze von zwei Millionen Franken trifft die neue Gesetzgebung nur einen Teil der Steuerzahler.
Wenn schon eine Erbschaftssteuer
eingeführt wird, dann sollen alle mit
den gleichlangen Ellen gemessen
werden.
Ganz abgesehen davon spottet die
ebenfalls geforderte rückwirkende
Besteuerung von Erbschaften jeglicher
Rechtssicherheit.
Sie sind aufgewachsen in Oberbuchsiten und wohnen heute in
Zürich. Wie stehen Sie persönlich
zu Ihrem Heimatkanton?
Mir hat es hier immer gefallen. Dass ich
heute mit meiner Familie in der Stadt
Zürich lebe, hat verschiedene Gründe.
Wir sind nahe am kulturellen und
gesellschaftlichen Puls, die Verbindungen in andere Regionen und in die
Welt sind optimal, unsere Kinder
studieren an der Uni in Zürich. Ja, uns
gefällt es hier sehr gut.
Man sagt aber auch, der Kanton
Solothurn sei eine Steuerhölle.
Die Höhe der Steuern ist das Ergebnis
der Wirtschafts- und Einkommenskraft
sowie der Bedürfnisse in einem Kanton.
Ich habe nicht das Gefühl, der Kanton
Solothurn gehe mit seinen Geldern
verschwenderisch um.
Junggeblieben
«Erfahrung und Mut
ist für mich die
ideale Kombination.
Auch bei den Finanzen.»
Anton Steiner
Das sichere Gefühl.
SUCHEN SIE MITARBEITER?
Kommen Sie zu uns: www.ivso.ch
Die IV-Stelle Solothurn ist eine Personalvermittlungsfirma mit langjähriger Erfahrung und attraktiven Angeboten:
Übernahme des Rekrutierungsprozesses durch unsere geschulten Fachleute
Try and Hire auf unsere Kosten
Bei Bedarf Finanzierung der Einarbeitungszeit
Und das Beste: Unsere Dienstleistungen sind für Sie kostenlos
Sie profitieren und geben gleichzeitig einer Person mit einem Handicap eine Chance – eine echte Win-win-Situation.
Wir freuen uns Sie kennen zu lernen!
IV-STELLE SOLOTHURN | Allmendweg 6 | 4528 Zuchwil | T 032 686 24 00 | www.ivso.ch
«Wir stehen KMU mit Rat und Tat zur Seite»
www.gysingerspacher.ch
Samuel Hofer
Firmenkundenberater
032 626 31 49
[email protected]
Andreas Jordan
Leiter Firmenkunden
032 626 31 50
[email protected]
Bielstrasse 50
4503 Solothurn
T 032 622 29 62
Berner Kantonalbank AG
Gurzelngasse 24, 4500 Solothurn
Papier Offset
Ringstrasse 21
4556 Aeschi
T 062 961 38 59
EINFACH
STARK
Stark im bauen, Stark
in der umSetzung
Wir lösen Ingenieur- und Planungsprobleme
anstatt neue zu verursachen
STERKI BAU AG
Hoch- und tiefbau
www.sterkibau.ch
RZ_Sterki_Imageinserat_A6_quer_4f_1f.indd 3
www.bsb-partner.ch
Biberist
·
Grenchen
·
Oensingen
·
Schliern b. Bern
21.01.14 12:45
Leadership
Infoanlass: MAS
agement
und Changeman
Olten
Mo 20.5.2015 in
schaft/infoanlass
irt
w
www.fhnw.ch/
Wir wissen, wo‘s lang geht!
Machen auch Sie Ihre Weiterbildung an der führenden
Hochschule für Wirtschaft FHNW.
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
STANDPUNKT | 29
Die süsse Versprechung führt zu
immensen Mehrbelastungen für alle
Am 14. Juni 2015 stimmt die Schweizer Bevölkerung über die Änderung des Bundesgesetzes über
Radio und Fernsehen (RTVG) ab. Das revidierte RTVG soll dem Bund die Einführung einer Art
Mediensteuer ermöglichen: Wirtschaft und Gewerbe sollen künftig pro Jahr rund 200 Millionen
Franken Radio- und TV-Gebühren abliefern müssen. Diesem Ansinnen ist eine unmissverständliche
Absage zu erteilen.
MARIANNE MEISTER
Durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses sind Tausende von Arbeitsund Ausbildungsplätzen gefährdet.
In dieser Zeit darf der Staat die Bürgerinnen und Bürger, das Gewerbe und
die Wirtschaft finanziell nicht noch
mehr belasten. Doch genau das will der
Bund mit seiner neuen Billag-Mediensteuer. Diese ist eine Steuerfalle, die mit
der süssen Versprechung einer kleinen
Gebührensenkung für Private zu immensen Mehrbelastungen für alle führt.
Aus diesem Grund hat der Schweizerische Gewerbeverband (sgv) das Referendum gegen die neue Billag-Mediensteuer ergriffen und auf diese Weise
ermöglicht, dass die Revision des RTVG
am 14. Juni 2015 zur Volksabstimmung
gelangt.
DIE AUTORIN
Die Billag-Mediensteuer ist eine Steuerfalle, die mit der süssen Versprechung einer kleinen
Gebührensenkung für Private zu immensen Mehrbelastungen für alle führt.
Die vier wichtigsten Argumente gegen
die neue Billag-Mediensteuer
1 Eine neue Zwangssteuer für alle. Egal, ob jemand über Empfangsgeräte
verfügt, egal ob er oder sie Radio und TV konsumiert, ja selbst egal, ob er oder sie
überhaupt in der Lage ist, die Programme zu hören oder zu sehen, alle müssen
die neue Zwangssteuer zahlen. Das ist zutiefst ungerecht und entbehrt jeder Logik.
2 Ein Freipass für unbeschränkte Steuererhöhungen. Mit der Billag-Mediensteuer lassen sich Bundesrat und SRG einen Freipass geben. Völlig intransparent und
ohne dass das Volk etwas zu sagen hat, könnte die Steuer unbeschränkt erhöht werden.
3 Das teure Staatsfernsehen wird zum Fass ohne Boden. Seit 1990 ist die
Billag-Abgabe von 279 Franken um 65 Prozent auf 462 Franken angestiegen!
Zusätzlich zu dieser Entwicklung will das Staatsfernsehen massiv ins Web investieren
und teure Eigenproduktionen forcieren. Damit wird die Steuer in den nächsten Jahren
massiv steigen.
4 Doppelte Besteuerung. Unternehmerinnen und Unternehmer auch von kleinen
Firmen ab einem mehrwertsteuerpflichtigen Umsatz von 500 000 Franken zahlen
für dieselbe aufgezwungene Leistung doppelt, privat und im Betrieb. Dies belastet
unsere Wirtschaft jährlich mit rund 200 Millionen Franken. Das ist fünf Mal mehr als
heute. Das wird besonders auch kleine Detailhandelsgeschäfte treffen, die wegen der
kleinen Marge und Wertschöpfung auf einen Umsatz über 500 000 Franken angewiesen sind, um überleben zu können. Und das obwohl ein Unternehmen gar nicht Radio
hören oder Fernsehen schauen kann.
Marianne Meister vertritt ihren
Standpunkt als Präsidentin des
Kantonal Solothurnischen Gewerbeverbandes (kgv) und Mitglied der
Schweizerischen Gewerbekammer.
Die freisinnige Kantonsrätin führt in
Messen, wo sie auch als Gemeindepräsidentin amtiert, die Meister
Lebensmittel & Mode GmbH.
Mit dem revidierten Radio-und Fernsehgesetz will die SRG künftig sogar auch von
ausländischen Firmen Billag-Mediensteuer einkassieren, selbst wenn diese gar keine
Mitarbeitende in der Schweiz beschäftigen. Das ist eine direkte Schwächung der
Rahmenbedingungen in der Schweiz.
Deshalb sage ich
n Nein zu dieser neuen Steuerfalle.
n Nein zur neuen Billag Mediensteuer.
n Nein zur staatlichen Zwangssteuer.
n Nein zum Radio-und Fernsehgesetz (RTVG).
www.mediensteuer-nein.ch
30 |
STAATSRECHNUNG 2014
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
Im Staatshaushalt des Kantons Solothurn
gilt weiterhin Alarm-Stufe rot
Der betriebliche Aufwand des Kantons Solothurn erreichte im letzten Jahr mit 1964,8 Millionen
Franken eine Rekordhöhe. Allein die Wertberichtigung auf die vom Staat gehaltenen Alpiq-Aktien
beeinträchtigte das Ergebnis mit einem Minus von 39,6 Millionen Franken. Weiter angestiegen
sind die Besoldungskosten. Als Trost verbleiben 487 Millionen Franken, die quasi aus dem Nichts
aufgetaucht sind und – das ist so sicher wie das Amen in der Kirche – neue Begehrlichkeiten auslösen werden.
PAUL MEIER
Seit Ende 2007 befinden sich die Aktien der Alpiq Holding AG im Sinkflug. Diese Kursverluste
führten dazu, dass der Kanton Solothurn allein in den Jahren 2013 und 2014 Wertberichtigungen
im Umfang von 50 Millionen Franken vornehmen musste.
In seiner Kurzfassung zuhanden des
Kantonsrats spricht der Regierungsrat
Klartext: «Mit einem Aufwandüberschuss von 134,9 Millionen Franken
muss auch 2014 wieder ein Defizit
ausgewiesen werden. Das Gesamtergebnis der Erfolgsrechnung ist um 22,5
Millionen Franken schlechter ausgefallen
als budgetiert, das operative Ergebnis
aus der Verwaltungstätigkeit jedoch
erfreulicherweise um 17,1 Millionen
Franken besser. Gegenüber dem Vorjahr
verschlechterte sich das Gesamtergebnis
der Erfolgsrechnung um 13,5 Millionen
Franken, das operative Ergebnis aus der
Verwaltungstätigkeit sogar um 26,5
Millionen Franken.»
Das Ausgabenwachstum im Staatshaushalt des Kantons Solothurn findet
(vorläufig) kein Ende, es gilt weiterhin
die Alarm-Stufe rot. Der betriebliche
ANZEIGE
P. Sonderegger AG
Facility Services, Dorfstrasse 19, 4612 Wangen bei Olten
Telefon 062 205 10 50, Fax 062 205 10 51
[email protected], www.p-sonderegger.ch
Aufwand erreichte im letzten Jahr mit
1964,8 Millionen Franken eine Rekordhöhe. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt
das Plus 41,9 Millionen Franken, im
Vergleich zum Jahr 2012 67,5 Millionen
Franken. Demgegenüber steht ein
Ertrag von 1840,3 Millionen Franken
– 17,5 Millionen mehr als 2013, 78,7
Millionen mehr als 2012. Damit bestätigt sich einmal mehr: Der Kanton
Solothurn agiert in zu grossen Schuhen,
er hat vor allem ein Ausgabenproblem.
Mit 788,9 Millionen Franken bleiben die
Staatssteuern die ergiebigste Ertragsquelle. Aus dieser Quelle flossen 2014
29,9 Millionen mehr in die Staatskasse
als 2013 und auch 38,7 Millionen mehr
als 2012. Zum höheren Steuerertrag im
Jahr 2014 beigetragen haben sowohl
die Natürlichen Personen mit zusätzlichen 25 Millionen als auch die Juristischen Personen mit (trotz unverändertem Steuerfuss) zusätzlichen fünf
Millionen Franken. Für Investitionen
wurden netto 87,4 Millionen Franken
aufgewendet, 21,7 Millionen weniger
als 2013, 42,8 Millionen weniger als
budgetiert.
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
Steuerzahler bluten für den
Sinkflug der Alpiq-Aktie
Wären nicht zwei Sonderfaktoren, die
sich auf die Rechnung 2014 negativ
auswirkten, stünde man im Vergleich
zum Voranschlag besser da, bemerkt
die Regierung. Zum einen fehlen der
budgetierte, aber nicht ausgeschüttete
Gewinnanteil der Nationalbank im
Betrag von 21,6 Millionen Franken, zum
andern beeinträchtigt die Wertberichtigung auf die vom Kanton Solothurn
gehaltenen Alpiq-Aktien das Ergebnis
mit einem Minus von 39,6 Millionen
Franken. Bereits 2013 mussten für eine
Wertberichtigung bei diesem Titel 10,4
Millionen verbucht werden. Der Kanton
Solothurn hält am Oltner Energie­
konzern einen Anteil von 5,8 Prozent.
Die Aktie der Alpiq-Holding AG befindet
sich seit einigen Jahren in einem besorgniserregenden Sinkflug: Ende 2007
wurde sie für 605 Franken gehandelt,
Ende 2014 hatte sie noch einen Börsenwert von 90 Franken. Der Negativtrend
hält an. Aktuell bewegt sich der Wert
der Alpiq-Aktie in einer Bandbreite von
75 bis 80 Franken. Weitere Korrekturen
in der Staatsbilanz sind also absehbar.
2014 übertraf der Mehraufwand aus
der Beteiligung am früheren Paradepferd der Solothurner Wirtschaft den
Mehrertrag aus Steuereinnahmen, trotz
der Erhöhung des Steuersatzes für
Natürliche Personen um zwei auf 102
Prozentpunkte.
Wieder höhere Besoldungskosten
Zu hinterfragen sind aus der Sicht von
Wirtschaft und Gewerbe gleichermassen die Entwicklung des Personalbestandes um 103,3 auf 2989,5 Vollzeitstellen und der Besoldungskosten im
Staatshaushalt um 12,3 auf etwas mehr
als 357 Millionen Franken. Nicht inbegriffen sind in diesem Betrag die Aufwendungen für die Pensionskasse und
STAATSRECHNUNG 2014 | 31
Der Saldo der Erfolgsrechnung (nach Bereichen, in Millionen Franken)
Rechnung 2013
Rechnung 2014
Behörden
3.9
3.9
0.0
Staatskanzlei
3.0
2.8
-0.2
Bau- und Justizdepartement
Differenz 2014 – 2013
29.9
26.8
-3.1
Bildung und Kultur
428.3
437.7
9.4
Finanzdepartement
-1018.4
-1028.5
-10.1
594.9
610.3
15.4
59.4
60.1
0.7
Departement des Innern
Volkswirtschaftsdepartement
Gerichte
Total
Besoldungskosten
PK, Sozialversicherungen
Total Besoldungen
Pensen zu 100%
Kosten pro 100%-Pensum
Sozialversicherungen. Diese betragen
neu 20,9 Prozent der Lohnsumme
(Vorjahr: 20,5 Prozent). Das ergibt
Folgekosten in der Höhe von 74,6
Millionen Franken. Jedes Pensum zu
hundert Prozent finanziert der Staat mit
144 428 Franken, ohne Arbeitsplatzkosten. Eine derart hohe Summe kann sich
kaum ein Unternehmen im Kanton
Solothurn an Personalaufwand leisten.
Der Fairness halber sei festgestellt, wie
die Zunahme im Personalbestand
begründet ist: Die Kantonalisierung des
Heilpädagogischen Sonderschulzentrums habe zu zusätzlichen 133,5 Stellen
geführt, schreibt der Regierungsrat in
seinem Geschäftsbericht 2014. Entlastungen ergaben sich zur Hauptsache via
Stellenreduktionen und -Verlagerungen
im Bereich Berufsschulbildung (minus
18,1) sowie im Volkswirtschaftsdepartement (minus 15,1 Stellen).
20.3
21.7
1.4
121.3
134.8
13.5
2013
2014
344’787’774.00
357’127’644.00
70’681’494.00
74’639’678.00
415’469’268.00
431’767’322.00
2886.20
2989.50
143’950.27
144’427.94
487 Millionen Franken aus dem Nichts
2014, in der Diskussion um Steuererhöhungen und in der Budgetdebatte
wurde sie – bewusst oder unbewusst –
verschwiegen, jetzt taucht sie wie ein
Geschenk des Himmels im weitergehenden Finanzplan auf: Die Auflösung der
im Jahr 2012 vorsorglich verbuchten
Rückstellung von 487 Millionen Franken
für die Unterdeckung der Pensionskasse
des Kantons Solothurn. Man dürfe diese
Rückstellung wieder rückgängig machen, erklärte laut Solothurner Zeitung
der Finanzdirektor Roland Heim im
Mediengespräch zur Präsentation der
Rechnung 2014, diese Schuld werde
danach linear über 40 Jahre abgeschrieben. Wenn im öffentlichen Haushalt
quasi aus dem Nichts 487 Millionen
Franken wieder verfügbar sind, ist es so
sicher wie das Amen in der Kirche, dass
von allen Seiten neue Begehrlichkeiten
angemeldet werden. Wetten, dass …
ANZEIGE
«BusPro ist einfach übersichtlich und für
jeden gut verständlich.»
Flavia Steiner, Bautro AG
Vermietung, Verkauf und Service von Trocknungs- und Klimageräten
Adress- und Kontaktverwaltung • Dokumentenablage • Fibu • Lohn
Einkauf / Lager • Auftrag / Faktura • Debitoren • Kreditoren
Gratis-Fibu & Infos: www.buspro.ch
ch
Genial einfa
enial!
– einfach g
32 |
STANDORTQUALITÄT
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
Nicht besser, aber auch nicht schlechter
Neueste Studien über die Standortqualität der Regionen stellen den Kanton Solothurn in ein
eher ungünstiges Licht. Ignorieren, bagatellisieren oder ernstnehmen? Das Urteil darf nicht als
«gottgegeben» hingenommen werden. Vor allem die Regierung und das Parlament stehen in der
Pflicht. Denn: Wer nicht besser wird, hat aufgehört, gut zu sein.
PAUL MEIER
Fricktal
Baden
Laufenthal
Mutschellen
Olten
Thal
Aarau
Freiamt
Grenchen
Solothurn
Die relative Wettbewerbsfähigkeit der Regionen: hoch
Studien über die Standortqualität von
Kantonen dienen als Orientierungshilfe,
etwa bei Entscheidungen über die
Verlegung von Firmendomizilen oder
der Wahl neuer Arbeitsstätten. Bekannt
sind die regelmässigen Publikationen
der beiden Grossbanken Credit Suisse
und UBS. Behörden würdigen die
Erkenntnisse ihrer Recherchen aus
unterschiedlichen Blickwinkeln. Nur,
welches sind die massgeblichen Kriterien? Die zentrale Lage mit guter Anbindung an Autobahnen und den öffentlichen Verkehr, das Bildungs- und
Kulturangebot, touristische Infrastruktur, die Dynamik und Innovationskraft
der bereits ansässigen Industrie, die
Disponibilität von qualifiziertem Personal oder letzten Endes doch die Steuerbelastung für Natürliche und Juristische
Personen? Sämtliche der bisher veröffentlichten Studien berücksichtigen
diese verschiedenen Einflüsse. Das
Ergebnis entspricht der Summe aller
Faktoren.
«Solid im Mittelfeld», lautete 2014 das
Urteil der UBS AG über die Standortqualität des Standes Solothurn. Im
Vergleich zum Vorjahr rückte der Kanton von Platz 18 auf Platz 14 vor – in
einem breiten Mittelfeld. 2015 habe
man auf einen interkantonalen Vergleich verzichtet, erklärt Daniel Kalt,
Chefökonom der Grossbank. Wohl
verfüge man über die nötigen Daten
und daraus lasse sich schliessen: Der
Kanton Solothurn ist aktuell «nicht
besser, aber auch nicht schlechter»
klassiert.
tief
(Grafik: UBS AG)
Relevant sind die Informationen zur
regionalen Wettbewerbsfähigkeit. Die
Charts dazu wurden im März an der
Veranstaltungsreihe «UBS Outlook» (in
Solothurn in Zusammenarbeit mit der
Solothurner Handelskammer und der
Wirtschaftsförderung) vorgelegt.
«Fleischkäsig», so qualifiziert Ökonom
Kalt die Qualität der Regionen des
Kantons Solothurn. Der Unterschied
zum östlichen Nachbarkanton ist frappant: Die relative Wettbewerbsfähigkeit
der Regionen des Kantons Aargau wird
als «hoch» bewertet, jene der Regionen
des Kantons Solothurn als eher «tief».
Die Beurteilungen seien als indikativ zu
betrachten, erklärt die UBS AG. Die
Region Solothurn erreiche die fünfte
von sieben Kategorien. Die Wettbewerbsfähigkeit könne somit als leicht
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
unterdurchschnittlich bezeichnet werden. Solothurn liege aber eine Kategorie
höher als die Region Thal und habe nur
knapp die Kategorie «durchschnittlich»,
in der sich Olten, das Laufental und
Grenchen befinden, verpasst.
Das Bild baut auf über 50 Einzelindikatoren. Für die Region Solothurn (als
Beispiel) ergibt sich daraus das folgende
Stärken-Schwächen-Profil:
n Relative Stärken: Eine gute Erreichbarkeit von regionalen Zentren, Grossstädten und Flughäfen per motorisiertem Individualverkehr und Bahn. Im
Vergleich zum Medianwert kann die
Region Solothurn von vielen Leuten in
wenig Zeit erreicht werden, vor allem
mit dem Auto (Einzugsgebiet). Höchster
Ausbildungsstand aller Solothurner
Regionen (Humankapital).
n Relative Schwächen: Im interkantonalen Vergleich relativ wenige Patentanmeldungen und Wagniskapitalinvestitionen, unterdurchschnittliche viele
Stellen in regionalen Branchenclustern,
tiefe Unternehmensgründungsdynamik
(Innovation). Relativ hohe Unternehmenssteuern, hohe Energiepreise
(Kostenumfeld). Relativ hoher Anteil an
Jugendarbeitslosigkeit, unterdurchschnittliche künftige Entwicklung der
Erwerbsbevölkerung (Arbeitsmarkt).
Bezüglich Steuerbelastung gibt der
Ende März veröffentlichte «Tax Report
2015» der Treuhandgesellschaft KPMG
ein deutliches Signal: Mit einem Gewinnsteuersatz von 21,85 Prozent für
Unternehmungen liegt der Kanton
Solothurn an viertletzter Stelle. Leader
ist der Kanton Luzern mit 12,32 Prozent. Am meisten bezahlen Firmen im
Kanton Genf mit 24,16 Prozent. Der
Spitzensteuersatz für Einzelpersonen
ohne Kinder und ohne Kirchensteuer
beträgt in der Kantonshauptstadt
Solothurn 34,5 Prozent (Rang 15). An
erster Stelle steht Zug mit 22,86 Prozent, an letzter wiederum Genf mit
44,75 Prozent.
Nach wie vor bestens dokumentiert
über die Standortqualität des Kantons
Solothurn ist auch die Grossbank Credit
Suisse AG. In ihren aktuellen Factsheet
über die Regionen kommt sie summa
summarum auf ähnliche Ergebnisse wie
ihre Mitbewerberin UBS AG. Sollen
diese Ergebnisse nun ignoriert, bagatellisiert oder ernstgenommen werden?
Das Urteil darf nicht als «gottgegeben»
hingenommen werden. Vor allem die
Regierung und das Parlament stehen in
der Pflicht. Denn: Wer nicht besser
wird, hat aufgehört, gut zu sein.
STANDORTQUALITÄT | 33
GESAGT IST GESAGT…
Stimmen aus dem Anlass «Wirtschaftsausblick für den Kanton Solothurn»
vom 24. März 2015 in Solothurn, organisiert durch die UBS AG, die Solothurner Handelskammer und die Wirtschaftsförderung Kanton Solothurn.
Die zentralen Themen: Wettbewerbsfähigkeit, Fachkräftemangel.
«Die Exportwirtschaft hat im Kanton Solothurn im schweizweiten
Vergleich eine überdurchschnittliche Bedeutung.
In den vergangenen fünf Jahren sind aus dem Kanton Solothurn jährlich
durchschnittlich Waren im Wert von rund 5,5 Milliarden Schweizer Franken
exportiert worden.»
Daniel Probst, Direktor Solothurner Handelskammer
«Bei der Binnenwanderung zeigt sich im Raum Solothurn ein durchzogenes
Bild. Eine Abnahme ist im Raum Thal, eine leichte Zuwanderung
in andern Regionen feststellbar. Die Internationale Wanderung geht
tendenziell verstärkt in die Zentren.»
Daniel Kalt, Chefökonom UBS AG
«Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die
Zukunft betreffen.»
Franz Fischlin, Moderator
«Der Fachkräftemangel wird uns bleiben. Für berufstätige Frauen
müsste die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert
werden, was eine Erhöhung der Arbeitspensen von 50 auf 60 bis 80
Prozent ermöglichen würde.»
Esther Gassler, Regierungsrätin und Volkswirtschaftsdirektorin
des Kantons Solothurn
«Der Staat soll zusammen mit den Eltern dafür sorgen, dass die Schüler
nach neun Jahren tauglich sind, in eine Lehre starten zu können.»
Stefan Blaser, CEO der Roth Gruppe AG
«Die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative macht uns
mehr Sorgen als die Wachstumsproblematik.»
Jane Melmuka, Site Director, Galderma Spirig AG
«Wir müssen die Berufsbildung fördern. Wir müssen weg von
der Akademisierung. Da sind die Berufsverbände zusammen mit den
Gewerkschaften gefordert.»
Ivano Marraffino, Leiter Unia-Sektion Solothurn
Rang
Kanton
Wert
Gewinnsteuersatz für Unternehmungen
Rang
Kanton
Wert
Spitzensteuersatz für Natürliche Personen*
1
Luzern
12,32%
1
15
Aargau
19,17%
14
Aargau
33,72%
18
Basel Land
20,70%
15
Solothurn
34,50%
22
Bern
21,64%
18
Basel Stadt
37,43%
41,27%
Zug
22,86%
23
Solothurn
21,85%
23
Bern
24
Basel Stadt
22,18%
25
Basel Land
42,17%
26
Genf
24,16%
26
Genf
44,75%
*Maximaler Steuersatz für Einzelpersonen mit hohen Einkommen
(ohne Kinder, ohne Kirchensteuer) in den Kantonshauptorten.
Quelle: KPMG «Tax Report 2015».
34 |
MAGAZIN
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
«Aus den Gewerbebetrieben soll mehr
Steuersubstrat gepresst werden»
VIER FRAGEN AN…
…Manfred Küng, Kantonsrat (SVP),
Gemeindepräsident in Kriegstetten,
Rechtanwalt und Weinbauer.
Ein Unternehmer erledigt für den
Staat viele Dienstleistungen kostenlos. Nimmt dieser Aufwand Überhand oder hält er sich in Grenzen?
In den vergangenen zwanzig Jahren hat
sich der durch die Behörden verursachte
Administrativaufwand massiv ausgeweitet. Die Lohnmeldepflicht seitens der
Arbeitgeber hat Mehraufwand beschert.
Der neu eingeführte pauschalisierte
Privatanteil für Motorfahrzeuge kann
nur eingegrenzt werden, wenn Fahrtenbücher geführt werden. Die steuerliche
Aufrechnung von angefangenen Arbeiten bewirkt einen erhöhten buchhalteri-
schen Aufwand, der ebenfalls ins Geld
geht. Und das Motiv ist immer dasselbe:
Aus den Gewerbebetrieben soll mehr
Steuersubstrat gepresst werden.
Kontrolliert die Steuerbehörde ein
Unternehmen, erhöht sich der
Aufwand zusätzlich. Sind diese
Kontrollen ein Misstrauensvotum
dem Unternehmer gegenüber oder
sind sie gerechtfertigt und nötig?
Grundsätzlich haben die Mehrwertsteuer-, die AHV- und die Steuer-Verwaltung das Recht, die Bücher des
Gewerbetreibenden zu prüfen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Wenn aber
im Januar die kantonale Steuerverwaltung zur Buchprüfung, im Februar die
AHV-Revision und im März die Mehrwertsteuerrevision kommt, dann darf
davon ausgegangen werden, dass im
April das Strominspektorat und im Mai
die Feuerungskontrolle folgen. Alle
diese Überwachungsmassnahmen
lassen sich immer mit dem öffentlichen
Interesse begründen. Klar ist hier das
Bild überzeichnet, aber die mangelnde
Koordination der verschiedenen Revisionen belastet das Gewerbe unnötig.
Der Aufwand für die verschiedenen
Kontrollen fällt im Betrieb an. Das
kostet Zeit, die nicht produktiv genutzt
werden kann.
Was ist die Lösung? Wie könnte
man den administrativen Aufwand
eingrenzen, damit er für Unternehmen tragbar bleibt?
Eine Lösung ist eigentlich in Griffnähe.
Die Organisation humanrights.ch
definiert Zwangsarbeit wie folgt: Eine
nicht freiwillige Arbeitsleistung, welche
von einer staatlichen Behörde mit
Sanktionsdrohung angeordnet wird.
Diese ist nach Artikel 4, Absatz 2 der
Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) verboten. Darin geregelt
wird aber auch, dass Arbeiten, die zu
den üblichen Bürgerpflichten gehören,
nicht als Zwangsarbeit gelten (Art. 4
Abs. 3 Bst. d EMRK). Die EMRK ist für
die Schweiz 1974 in Kraft getreten.
Vielleicht müsste man in Gewerbekreisen sich dazu entschliessen, die Definition der üblichen Bürgerpflichten nicht
geltungszeitlich, also auf dem Niveau
2015, auszulegen, sondern eine historische Auslegung zu fordern.
Was wären die Folgen?
Der seit 1974 für die Solothurner
Gewerbebetriebe eingetretene Mehraufwand wäre als verbotene Zwangsarbeit zu qualifizieren. Der dem Betrieb
anfallende Aufwand müsste folglich
marktüblich je Betrieb mit 90, 150
oder 220 pro Stunde abgegolten
werden. Fotokopien für die Verwaltung könnte der Betrieb mit einem
Franken pro Kopie in Rechnung stellen.
Ein Teil des staatlichen Kontrollaufwands würde dadurch nicht mehr bei
den Privaten Kosten auslösen. Diese
Kontrollkosten würden vielmehr neu
die Verwaltung belasten. Sie halten das
für utopisch? Das mag sein. Nach 50
Jahren gewerblichen Jammerns über
administrative Mehrbelastungen ohne
jeden Erfolg ist es vielleicht an der Zeit,
Utopien in die Politik einzubringen. Das
Ziel wäre schon dann erreicht, wenn
die Belastung der Betriebe auf das
Niveau von 1974 zurückgeführt werden könnte.
ANZEIGE
Bodenbeläge | Teppiche | Parkett
Mobilia Solothurn AG
Bielstrasse 15
4500 Solothurn
www.mobilia-solothurn.ch
Für Generationen.
Ingenieure und Planer
Schöngrünstrasse 35 | 4500 Solothurn
www.emchberger-so.ch
bodenMobilia
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
MAGAZIN | 35
Gestärkte Kundschaft durch «konstruktive» Zusammenarbeit
Das bei Standardgeschäftslösungen
im KMU-Bereich führende Schweizer Softwarehaus Abacus Research
feiert 2015 sein dreissigjähriges
Bestehen. Zum Firmenjubiläum
erweitert das Unternehmen mit
einem zusätzlichen Firmengebäude
seinen Hauptsitz in Wittenbach bei
St. Gallen. In Hamburg eröffnet es
sein zweites Geschäftsbüro in
Deutschland. Für Smartphone-Anwender lancieren die Entwickler
zwei Gratis-Apps zur Verwaltung
von Spesenbelegen sowie zum
Tracking des eigenen Standorts mit
gleichzeitiger Projektzeiterfassung.
Die Abacus Research AG feiert 2015 mit ihren 264 Mitarbeitenden am Hauptsitz in Wittenbach
bei St. Gallen (unser Bild) sowie in der Zweigniederlassung in Biel ihr dreissigjähriges Bestehen.
Aus Abacus Research ist das grösste
unabhängige Schweizer Software-­
Unternehmen geworden, das sich auf
die Entwicklung von standardisierter
Business Software für KMU spezialisiert
hat. Es beschäftigt derzeit am Hauptsitz in Wittenbach bei St. Gallen und
der Zweigniederlassung in Biel 264
Mitarbeitende. Über 40 000 KMU
haben sich für Abacus Software entschieden. Der Erfolg basiert auf der
kontinuierlichen Weiterentwicklung der
Programme. Jüngster Beweis der
Innovationskraft sind mobile Lösungen
für Tablet-Rechner und Smartphones:
Mit AbaClik und AbaTrak veröffentlicht
Abacus sozusagen gleich zwei
Jubiläumsgeschenke. Die beiden kostenlosen Apps sind für praktisch alle
Smartphone-Nutzer gedacht. Sie
dienen der Organisation von Spesen­
belegen sowie der Erfassung eigener
Aufenthaltsorte. Firmen wie Abacus
brauchen Visionen, um nicht nach ein
paar Jahren wieder von der Bildfläche
zu verschwinden. Claudio Hintermann,
CEO des Unternehmens, bestätigt diese
These: «Gerade weil die IT eine so
extrem schnelllebige Branche und
deshalb einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen ist, lohnt es sich
zweifellos, immer über den eigenen
Tellerrand hinauszuschauen, um Trends
frühzeitig zu erkennen und zu antizipieren.» Bei Abacus seien mehrere Personen damit beschäftigt, Puzzlesteine aus
der Branche und den gesetzlichen
Vorgaben zusammenzutragen und die
Wünsche von Partnern und Anwendern
einzuholen, um so bedürfnisgerechte
IT-Lösungen erarbeiten zu können.
www.abacus.ch
Quotenregelung: «Wenig geeignet»
Der Regierungsrat des Kantons
Solothurn sagt «Ja, aber» zu den
Vorschlägen des Bundesrats zur
Änderung des Aktienrechts im
Obligationenrecht. Als «wenig
geeignet» hält er die Einführung
einer Geschlechterquote von je 30
Prozent im Verwaltungsrat und der
Geschäftsleitung von borsenkotierten Unternehmungen.
Namentlich begrüsst der Regierungsrat in
seiner Vernehmlassung an das federführende Bundesamt für Justiz,
n dass das Aktienkapital neu bei jeder
Gründung vollständig einzuzahlen ist.
n die geplante Regelung in Bezug auf
die Vergütungen bei börsenkotierten
Aktiengesellschaften.
n die Bestimmung, dass Aktionäre von
börsenkotierten Gesellschaften die
Einleitung einer Sonderuntersuchung
beim Gericht neu bereits verlangen
können, wenn sie über drei Prozent
des Kapitals oder der Stimmen verfügen (bisher zehn Prozent). Unter den
gleichen Voraussetzungen sollen
Aktionäre neu von der Generalversammlung – und bei Ablehnung vom
Gericht – verlangen können, dass auf
Kosten der Gesellschaft gegen Verwaltungsräte und andere Personen,
welche Pflichten verletzt haben,
geklagt wird.
n eine Verschärfung des Gläubigerschutzes mit der Vorschrift, dass, um ein
Beispiel zu nennen, der Verwaltungsrat einer AG bereits zu Sanierungsmassnahmen verpflichtet werde, wenn
ein Drittel des Aktienkapitals nicht
mehr gedeckt ist (bisher die Hälfte).
Nein sagt die Solothurner Regierung zur
n Streichung der Sachübernahme als
qualifizierten Gründungstatbestand.
Durch die Aufhebung werde der
präventive Schutz der Gläubiger
geschwächt, indem ein ernsthaftes
Risiko geschaffen werde, dass das als
Haftungssubstrat dienende Aktienkapital von Anfang an nicht vollständig
existiere oder ausgehöhlt werde.
n neu vorgesehenen Möglichkeit, das
Aktienkapital in fremder Währung zu
bezeichnen. Diese berge Gefahr, dass
durch Wechselkursänderungen der
Wert des Aktienkapitals deutlich unter
den gesetzlichen Minimalgegenwert
von 100 000 Franken sinken würde.
n Herabsetzung des Mindestnennwerts
einer Aktie auf einen beliebigen
Bruchteil eines Rappens, was zu
absurden Eintragungen in den Statuten und im Handelsregister führen
könne und der Transparenz sowie der
Rechtssicherheit abträglich wäre.
n vom Bundesrat vorgeschlagenen
Geschlechterquote von je 30 Prozent
im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung grösserer börsenkotierter Aktiengesellschaften. Überdies
halte er die Verpflichtung, eine Abweichung von der Quote im jährlichen
Vergütungsbericht zu begründen und
entsprechende Fördermassnahmen zu
benennen, für wenig geeignet, eine
gleichmässigere Vertretung der Geschlechter zu erreichen.
36 |
FOKUS
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
«Eine Feuerwehr, die mit Löschschlauch und Wasser daherkommt, wäre das letzte, was ein Datacenter gebrauchen kann»:
Ralph Urech (links) und Edouard Vonwyl (rechts) amtieren bei SolNet und Data 11 als Ansprechpartner für Kundinnen und Kunden.
Ein Datenverlust kann ein KMU
empfindlich treffen
SolNet ist ein kleines, aber feines Unternehmen aus der Region. Es bietet Internetdienstleistungen
sowie Netzwerklösungen an und betreibt ein Datacenter, das in Sachen Qualität und Sicherheit
mit den grossen Mitplayern ohne weiteres mithalten kann.
SABINE SCHMID
Die grossen Mitplayer, das sind zum
Beispiel Swisscom, Sunrise oder Cablecom. Sich gegen diese Riesen zu behaupten, ist eine grosse Herausforderung. Eine Challenge, die SolNet ohne
weiteres meistert. «Unser Trumpf ist die
Kundennähe», erklärt Ralph Urech,
Business Development SolNet. «Bei uns
kommt der Chef höchstpersönlich auf
Kundenbesuch mit.» Der Chef, das ist
Markus Binz, Gründer des Unternehmens und ein Experte auf seinem
Gebiet. Einer, der sich auskennt, Visionen hat, Ideen vorantreibt, und mit
seiner Unternehmensführung kurze
Entscheidungswege garantiert.
SolNet begegnet seiner Kundschaft auf
Augenhöhe. «Wer bei uns anruft,
kommt nicht in eine Warteschlaufe,
sondern wird sogleich mit der zuständigen Person verbunden», so Urech
weiter. «Und wer Daten bei uns ‚lagert‘,
nutzt eine professionelle Infrastruktur:
Sicher, jederzeit verfügbar und das zu
einem guten Preis.» Und damit wären
wir bereits beim Herzstück der SolNet.
Es heisst Data 11 und ist 500 Quadratmeter gross. Ein professionelles Datacenter und so gut gesichert, das Kundinnen und Kunden ihre Daten hier in
guten Händen wissen.
Sicherheit hat oberste Priorität
Der Zutritt mit Badge und Code ist
videoüberwacht, für die Kunden aber
trotzdem jederzeit gewährleistet. Die
modernen Serverräume sind technisch
auf dem neusten Stand und nach dem
Prinzip der Kaltgangeinhausung aufgebaut. «Das heisst, der Kaltluftbereich
wird vom Warmluftbereich konsequent
getrennt», erklärt Ralph Urech auf
einem Rundgang. Damit werde verhindert, dass die abgegebene Warmluft die
Hardware überhitzt. «Das System ist
ausserdem sehr energieeffizient, und
das schont Umwelt und Portemonnaie.»
Zu den vielfachen Sicherheitsmassnahmen, die ein Datacenter erfüllen muss,
gehört auch der Feuer- und Wasserschutz. «Eine Feuerwehr, die mit Löschschlauch und Wasser daherkommt,
wäre das letzte, was ein Datacenter
gebrauchen kann», witzelt Urech. Im
Ernstfall würde stattdessen Löschgas
eingesetzt, das den Sauerstoffanteil der
Luft senkt und ein Feuer somit erstickt.
So weit dürfte es aber gar nicht erst
kommen: Ein Frühwarnsystem registriert
schon geringste Mengen an Rauchpartikeln und alarmiert bereits vor der
Entstehung eines Feuers.
WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
FOKUS | 37
BSE Software
GmbH: SolNet,
Data 11
Markus Binz hat die BSE Software
GmbH 1996 gegründet und bietet
seither unter dem Label SolNet
verschiedene Produkte rund um
Telefonie und Internet an. Das
solothurnische Unternehmen
beschäftigt an der Glutz-Blotzheim-Strasse 1 in Solothurn 17
Personen und bietet seinen Kundinnen und Kunden mit Data 11
ausserdem ein professionelles
Datacenter an. Es betreut schweizweit Privat- und Geschäftskunden,
darunter viele KMU, ist aber vor
allem auch regional sehr gut
verankert.
ISO-zertifiziert erfüllt die BSE
Software GmbH höchste Ansprüche
an Qualität und Sicherheit.
www.solnet.ch, www.data11.ch
Das Datacenter ist das Herzstück der SolNet. Hier können Kundinnen und Kunden
für ihre Daten so viel Platz mieten, wie sie benötigen.
Unterbruchfreie Stromversorgung
garantiert
Auch die Stromzufuhr ist auf mehrfache
Weise ab- und zusatzgesichert. «Von
der Regio Energie beziehen wir jährlich
eine Gigawattstunde (GWh) Strom,
soviel, wie zirka 200 Haushaltungen im
Jahr verbrauchen», erklärt Ralph Urech.
«Das Gebäude ist mit zwei Trafostationen ausgestattet.» Zwei USV-Geräte
und ein Dieselgenerator sorgen ausserdem für eine unterbruchfreie Stromversorgung. Die 30 Sekunden, die ein
Generator zum Starten benötigt, wird
bei einem allfälligen Stromausfall mit
Batterien überbrückt. «Ausserdem ist
jedes Rack mit zwei komplett getrennten Stromkreisen verbunden.»
Wer ein Datacenter betreibt, muss viele
Eventualitäten berücksichtigen und
hohe Sicherheitsstandards erfüllen. Das
ist nach dem Rundgang mehr als klar.
Dieser endet übrigens auf dem Dach, da
wo Generatoren, Rückkühler, Blitzableiter und Satellitenschüsseln für das
SolNet Digital TV-Angebot stehen, da,
wo man eine herrliche Aussicht über
Solothurn und den Weissenstein geniesst.
Das Unternehmen hat langjährige
Mietverträge mit dem Hauseigentümer
abgeschlossen und sichert damit die
Kontinuität sowie umfangreiche Investitionen in den Standort Solothurn.
Zudem sind die Räumlichkeiten so
ausgelegt, dass jederzeit weiter expandiert werden kann. «Wir sind also in
jeder Beziehung flexibel eingerichtet,
um auf Kundenwünsche individuell
eingehen zu können.»
Flexibles Angebot für individuelle
Kundschaft
Bei Data 11 können Kundinnen und
Kunden so viel Platz mieten, wie sie
benötigen. Ein Rack beispielsweise, ein
halbes oder nur ein Viertel. Es gibt
gemischte Racks, wer noch weniger
Platz braucht, aber auch zusätzlich
abgesicherte Stellflächen, sogenannte
Cages oder Private Rooms, wem ein
Rack im allgemeinen Serverraum nicht
genügt. «Und für zusätzliche Backups
arbeiten wir mit einem Datacenter in
der Romandie zusammen», so Urech.
Für seine Computerdaten in einem
Datacenter Platz mieten, das sei in
jedem Fall empfehlenswert. Entweder
als Alternative oder als Ergänzung zum
eigenen Serverraum. «Oftmals macht
man sich darüber zu wenig Gedanken»,
weiss Urech. Aber ein Datenverlust kann
ein KMU, ja selbst ein Kleinunternehmen, empfindlich treffen.
Nebst dem Datacenter bietet das solothurnische Unternehmen auch attraktive
Angebote in den Bereichen Internet und
Telefonie an. Da gibt es zum Beispiel 1
Gbit/s (Up- und Download) für 64
Franken. Installation gratis. Oder für
Firmen mit mehreren Standorten und
externen Mitarbeitenden: SolNet VPN.
Ein sogenannt geschütztes privates
Netzwerk mit nur einer – gut gesicherten – Schnittstelle zum World Wide
Web. Auch Digital-TV, Kombiangebote
(Internet, Telefon, TV) sowie Webserver
hat SolNet im Angebot.
SolNet ist ein Unternehmen, das sich
übrigens auch mit seinem Namen zum
Standort Solothurn und zur Region
bekennt. ‚Sol‘ leitet sich von Solothurn
ab und Data 11 ist wie das «Öufi Bier»
oder die elf Altäre der St. Ursenkathedrale eine weitere Referenz für die Bedeutung der Solothurner Zahl …
38 |
FOKUS
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
Sicher sauber, und das seit 1965
Die P. Sonderegger AG beschäftigt in Wangen bei Olten 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
und sorgt seit 50 Jahren für Sauberkeit und Ordnung in Unternehmen und Privathaushalten.
SABINE SCHMID
Branche wurde professioneller
«Zuverlässige Mitarbeitende sind das A
und O für den Erfolg eines Dienstleistungsbetriebs, wie wir einer sind», sagt
Peter Sonderegger. Und so sei das
Personalmanagement denn auch die
grosse Herausforderung der heutigen
Zeit. «Dass man Mitarbeitende hat,
denen man vertraut und die motiviert
sind, in einer Branche zu arbeiten, die
nicht die gesellschaftliche Anerkennung
erhält, die ihr eigentlich gebührt.»
«Meine Mutter wollte mit einfachen
Reinigungsarbeiten einen Beitrag
zum Haushaltseinkommen leisten»,
erinnert sich Peter Sonderegger.
Die P. Sonderegger AG ist ein Familienbetrieb. Elise Sonderegger hat das
Unternehmen vor 50 Jahren gegründet.
«Meine Mutter wollte mit einfachen
Reinigungsarbeiten einen Beitrag zum
Haushaltseinkommen leisten», erinnert
sich der heutige Geschäftsführer Peter
Sonderegger. Das Geschäft lief gut.
«Irgendwann musste sie jemanden
einstellen und dann noch jemanden.»
So wuchs das Unternehmen in einem
halben Jahrhundert auf die heutige
Grösse heran.
«1980 habe ich das Geschäft von
meiner Mutter übernommen und den
Betrieb kontinuierlich weiterentwickelt.»
Ein Familienbetrieb ist es bis heute
geblieben. Ein Unternehmen, das den
Mitarbeitenden Beständigkeit, Sicherheit, Vertrauen vermittelt, das einen
fairen Umgang pflegt und die Selbständigkeit aller fördert. Das sind Werte, die
heute mehr denn je zählen. «Und die
auch dazu beitragen, dass wir auf die
Unterstützung vieler langjähriger Mitarbeitenden zählen können», erzählt Peter
Sonderegger.
Denn putzen ist schon lange nicht mehr
putzen. Die Branche hat sich in den letzten 20 Jahren enorm verändert. Sie
wurde professionalisiert. Auch der
technologische Fortschritt hat zu diesem
Wandel beigetragen. Ein gutes Beispiel
dafür: «Den Beruf Gebäudereiniger
kann man erst seit 15 Jahren lernen»,
erklärt Peter Sonderegger. Gebäudereiniger mit eidgenössischem Fachausweis
sind gut ausgebildete Leute. In Bezug
auf Hygiene sind sie auf dem neusten
Stand, sie wissen, wie man mit Chemikalien umgeht und halten die nötigen
Sicherheitsstandards ein.
FACTS & FIGURES
Die P. Sonderegger AG wurde 1965
gegründet und hat sich in 50
Jahren zu einem regional gut
verankerten Unternehmen entwickelt. Es beschäftigt in Wangen bei
Olten 300 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, davon 40 in Vollzeit und
vier Lernende. Die Kernkompetenz
des Familienunternehmens liegt in
qualitativ hochstehenden Reinigungsarbeiten für Unternehmen
und Private. Es ist seit vielen Jahren
mit den ISO-Zertifikaten Qualität,
Umwelt sowie Arbeitssicherheit
ausgezeichnet. 1992 wurde die
Tochtergesellschaft, Farebo AG,
gegründet, ein Dienstleistungsunternehmen in der Baunebenbranche mit den Geschäftsfeldern
Steinbearbeitung, Fassadenbehandlung sowie Trockeneisstrahlen.
www.p-sonderegger.ch
www.farebo.ch
Einzugsgebiet Aareland
Die P. Sonderegger AG ist regional gut
verankert. Sie arbeitet hauptsächlich im
Gebiet Aareland, zwischen Aarau, Grenchen und Sursee, Liestal. Eine Ausnahme
sind Schwimmbadreinigungen, die Sonderegger als Premiumpartner von Vivell +
Co AG, einem führenden Schwimmbad­
techniker, in der ganzen Deutschschweiz
ausführt. Das solothurnische Unternehmen bedient rund zwei Drittel Gewerbetreibende und ein Drittel Private.
Der Blick in die Zukunft
2015 blickt die P. Sonderegger AG auf
50 erfolgreiche Jahre zurück und das
wird auch gebührlich gefeiert. «Am
19. Juni mit einem Anlass im Stadttheater Olten, zu dem Kundinnen und
Kunden, Behörden, Politiker und Freunde
eingeladen werden», verrät Peter Sonderegger. «Und am 20. Juni mit einem
grossen Mitarbeiterfest, auf das wir uns
ganz besonders freuen.»
Wiederum zwei Drittel aller Aufträge
sind Abo-Verträge, Reinigungsarbeiten
also, die in einem bestimmten Rhythmus, von täglich bis alle zwei Wochen,
ausgeführt werden. «Und dann gibt es
die Einzelaufträge, die wir im Tagesdienst mit 25 fest angestellten Gebäudereinigern erledigen.» Sie kommen
überall da zum Einsatz, wo Fachleute
erforderlich sind. Das sind beispielsweise
Bauendreinigungen, Grundreinigungen
von sanitären Anlagen, Fassaden oder
Fensterfronten», so Peter Sonderegger.
50 Jahre Unternehmensgeschichte sind
auch eine gute Gelegenheit, in die
Zukunft zu blicken. «Wir schauen
zuversichtlich nach vorne und wollen
den langfristigen Erfolg des Unternehmens sichern», sagt der Geschäftsführer. Dazu gehöre auch die Nachfolgeregelung. «Ich habe das Glück, dass
meine beiden Söhne im Geschäft tätig
sind, Deny als Geschäftsführer der
Tochterfirma Farebo AG und Björn im
Bereich Unternehmensentwicklung und
Verkauf im Mutterunternehmen.»
IN NEUE LAGEN VERSETZEN.
MIT KLAREM ZIEL VOR AUGEN.
LEISTUNGEN ERBRINGEN
UND DAMIT NUTZEN ERZIELEN
Was Sie von uns erwarten dürfen
Linas Tipp:
Zvieri im
Buregart
e
tgeberin
Ihre Gas
er
lt
a
W
a
L in
Wir verblüffen Ihren Gaumen
und überraschen Ihre Sinne.
sandstrahlen
asbestsanieren
gerüsten
malen
Limpach’s Restaurant & Events
Unterdorf 8 . 4587 Aetingen
T 032 661 21 61 . www.limpachs.ch
HANS HUBER-STRASSE 38
POSTFACH 354 4502 SOLOTHURN
TEL. 032 626 35 37 FAX 032 626 35 36
[email protected] WWW.HOME-4-YOU.CH
vom fach. von menz.ch
MENZ AG
Dipl. Malermeister
Zuchwilstrasse 6, Postfach
4542 Luterbach
Telefon 032 637 59 59
Telefax 032 637 59 58
E-Mail [email protected]
www.menz.ch
Gerüstlager und Gerüstlogistik
in Wangen a/Aare
90_Menz_Ins_Malen_85x60.indd 1
Ombra – der clevere
Sicht- und Windschutz.
www.flury-emch.ch . deitingen
Standortevaluation und -analyse
Projektentwicklung
Realisation
Projektpromotion und -verkauf
Finanzierung
Kosten- und Renditeberechnungen
Steuerplanung
Rechtsberatung
21.03.11 09:38
40 |
SERVICE
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
Arbeiten im Home Office – mit vielen
Chancen und Herausforderungen
Die Schweiz ist auf dem Weg zu mehr Produktivität und Lebensqualität. Mobile Arbeit hat grossen
Einfluss auf den Wirtschaftsstandort Schweiz, die Lebensqualität und die Verkehrsinfrastruktur.
Bei 16 Prozent aller Schweizer Unternehmer ist mobiles und/oder HomeOffice Arbeiten bereits ein
fester Bestandteil des Arbeitsalltages. 35 Prozent befinden sich in einer Veränderungs­phase 1.
Gemäss einer Umfrage könnten von den fünf Millionen Beschäftigten in der Schweiz mehr als die
Hälfte (54 Prozent) aufgrund ihrer Arbeitsaufgabe schon heute mobil arbeiten.
CL AUDIA LÜSCHER
DIE AUTORIN
Claudia Lüscher ist langjährig im
Bereich der Office-Schulung tätig. Im
Jahr 2000 hat sie die OfficeCare AG
mit Sitz in Wiler gegründet mit Fokus
auf Office-Automatisierung und
Firmenschulung. Mit dem eigenen
Office AddIn Tool und als Partnerin
von officeatwork implementiert sie
Projekte, welche Corporate Designs
in die Office Welt integriert. Seit
2012 wird Erfahrung und Know-how
auch für die mobile Effizienz mittels
Apps entwickelt. Als eines von 26
Mitgliedern beim grössten interdisziplinären Beraternetzwerk der
Schweiz, swissconsultants.ch, setzt
OfficeCare dessen Motto «von der
Praxis für die Praxis» smart um.
Mobiles Arbeiten ist in der Schweiz angekommen, aber noch nicht wirklich etabliert.
Verwaltungen sind bezüglich mobiles
und/oder HomeOffice Arbeiten weniger
offen als die Privatwirtschaft. Die Ursachen sind fehlende internationale Ausrichtung (die Zusammenarbeit findet
innerhalb der gleichen Zeitzone statt)
sowie eine geringere Marktdynamik. Es
braucht aber auch Anpassungen bei der
Raumgestaltung. Das Büro entwickelt
sich zum Ort der Begegnung und es
braucht Technologien, die dezentrales
Arbeiten und virtuelle Teamarbeit
ermöglichen. Mobiles Arbeiten ist im
Alpenland angekommen, aber noch
nicht wirklich etabliert. Gelingt es, das
Pozential auszuschöpfen, profitiert die
ganze Schweiz.
Deutlich produktiver
Produktivität kann dank mobilem Arbeiten gesteigert werden – das ist kein
Zufall. Denn 55 Prozent der KMU sagen
bei einer Umfrage aus, dass der Einsatz
von Smartphones und Tablets die Produktivität der Mitarbeitenden erhöht.
Betrachtet man nur die Aussagen der
Unternehmen, die bereits einen oder
mehrere Prozessbereiche mit Smartphones und Tablets unterstützen, steigt die
Zustimmung auf rund 80 Prozent. Hierin
zeigt sich deutlich, dass mit dem Einsatz
dieser Geräte positive Erfahrungen
gemacht werden und dass die gezielte
Unterstützung von Prozessen, die über
die reine Kommunikation hinausgehen,
ein wichtiger Treiber für Produktivitätseffekte ist. Ähnliches lässt sich auch zur
Flexibilität und Reaktionsfähigkeit der
Mitarbeitenden sagen: KMU, die bereits
Smartphones und Tablets in Geschäftsprozessen einsetzen, sehen diese Effekte
deutlich häufiger als KMU insgesamt.
IT Anforderungen an mobiles Arbeiten – von der Praxis für die Praxis.
Für jeden Mitarbeitenden ist das Arbeiten zuhause – oder eben im HomeOffice
– in jedem Fall eine Umstellung. Firmen
haben nebst Führungsanpassungen vor
allem viele neue Anforderungen an die
Informationstechnologie zu erfüllen.
Was ist Pflicht und was ist «nice to
have»? Wie organisiert man einen
effizienten HomeOffice-Tag? Welche
[email protected]
Empfehlungen erhält der Arbeitnehmer,
welche Verantwortungen können im
Home Office wahrgenommen werden?
Und sind persönliche Meetings überhaupt noch notwendig? Kommen wir
mit der virtuellen Welt und mit der
Cloud aus, ohne dass wir uns persönlich
kennen? Auf viele Fragen gibt es viele
Antworten.
Zahlen aus dem FlexWork Phasenmodell der
Fachhochschule Nordwestschweiz.
1 WIRTSCHAFTSFLASH | MAI 2015 |
SERVICE | 41
Klare Regeln für ein erfolgreiches mobiles Arbeiten
Wichtigste Regeln für Arbeitgeber
Wichtigste Regeln für Arbeitnehmer
n Flexible Arbeitsmodelle fordern klare Vereinbarungen:
Rahmenbedingungen müssen transparent und
eindeutig formuliert sein. Eine klare Definition von
Aufgaben und Erwartungen durch den Vorgesetzten
ist zwingend.
n Hier fordert das flexible Arbeitsmodell ein hohes
Mass an Selbstorganisation und Disziplin. Zuhause
muss ein produktives Umfeld geschaffen werden.
Eigene Stärken und Schwächen müssen ermittelt,
klare Ziele müssen gesetzt werden.
n Dem Mitarbeitenden soll freigestellt sein, dieses
Angebot zu nutzen. Nicht jeder Typ Mensch eignet
sich für mobiles Arbeiten (der Typ mit grosser
sozialer Interaktion zum Beispiel eignet sich dafür
definitiv nicht).
n Arbeitsrhytmus definieren mit der Anpassung an
eigene Bedürfnisse und Produktivität, ohne dabei
Teamprozesse zu missachten.
n Ein Performance-Management misst die Leistung der
Mitarbeitenden objektiv und gibt Feedback.
n Flexible Arbeitsmodelle entbinden nicht von Aufgaben und Verantwortung. Klare eigene Zielvorgaben
pro Tag definieren.
n Den Mitarbeitenden vertrauen, und «loslassen».
n Abschalten am Abend, Wochenende und Ferien
sind Bestandteil der flexiblen Arbeitsplätze.
n «Aus den Augen aus dem Sinn»: Mitarbeitende
ohne Anwesenheit brauchen auch Führung.
Ausgeprägt muss der direkte Austausch zur Stärkung
des «Wir-Gefühls» gepflegt werden.
n Eigene Aufgaben, Prozesse und Termine klar
kommunizieren. Gerüchte und Missverständnisse
können so nicht entstehen.
n Neue Meetingkultur mit Statusmeeting einführen.
Die Arbeitsprozesse im Team so effizient halten.
Regelmässige Onlinemeetings zu Fixzeiten definieren.
n Networking ist Pflicht. Virtuelle Präsenz heisst nicht
nur Fachtalk, sondern auch «Smalltalk».
n Fürsorgepflicht wahrnehmen, um eine emotionale
Bindung zum Unternehmen zu erreichen.
n Sorgfältige Arbeit und Wissensmanagement ist im
virtuellen Team Pflicht. Die Cloud macht eine
zentrale Ablage möglich. Bei Bedarf können Stellvertretungen übernommen werden.
n Mitarbeitende mit dem Zurverfügungstellen eines
Arbeitsplatzes im Unternehmen willkommen heissen.
Jeder Mitarbeitende fühlt sich in der «eigenen» Firma
gerne willkommen und als «ein Einheimischer».
Dies kann bereits mit Rollcontainer oder Tablesharing
erreicht werden.
n Ein gutes Selbstbewusstsein hilft, ungestörte Phasen
für konzentriertes Arbeiten zu schaffen. Das ist
notwendig, um gute Ergebnisse zu erzielen. Permanente Erreichbarkeit erzeugt Stress.
n «Last but not least»: Neue Arbeitsstrukturen sind nur
erfolgreich, wenn diese mit Unternehmenskultur und
(ganz wichtig) in Unternehmens- wie Arbeitnehmerzielen vereinbart sind.
n Ganz entscheidend ist, dass die persönliche
Eignung für flexible Arbeitsmodelle kritisch geprüft
wird.
Quelle: Microsoft Deutschland und Umfrageinstitut Gallup.
42 |
AGENDA
| MAI 2015 | WIRTSCHAFTSFLASH
Mittwoch, 29. April bis Samstag, 9. Mai 2015
Oltner Kabarett-Tage im Stadttheater Olten.
Mittwoch, 13. bis Sonntag, 17. Mai 2015
GREGA 2015 in Grenchen – die Familienmesse im Mittelland.
Freitag, 15. bis Sonntag, 17. Mai 2015
37. Solothurner Literaturtage Solothurn.
Donnerstag, 21. Mai 2015
Tag Gesellschaft und Armee 2015
19.30 Uhr, Rathaus Solothurn (Kantonsratssaal)
Sonntag, 14. Juni 2015
Abstimmungssonntag mit vier eidgenössischen Vorlagen.
Freitag, 1. Mai 2015
Gewerbeausstellung Thal 2015.
Dienstag, 12. Mai 2015
4. Berufsinfotag zum Thema Transportlogistik, Härkingen.
Montag, 18. Mai 2015
Gewerbekongress des Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbands (kgv)
18.00 Uhr, Altes Spital Solothurn
Donnerstag, 30. April 2015
Generalversammlung der Solothurner Handelskammer.
15.30 Uhr, Landhaus, Solothurn.
Mittwoch, 6. Mai 2015
Exportseminar «Incoterms».
Solothurner Handelskammer, Solothurn.
Donnerstag, 7. Mai 2015
Exportdialog «Einstieg in die Internationalisierung».
Handelskammer beider Basel, Basel.
Weitere Informationen zum Veranstaltungsangebot
der Solothurner Handelskammer: www.praxis-akademie.ch
INSERENTEN IN DIESER AUSGABE
Aargauische Kantonalbank 27 AMAG Automobil- und Motoren AG Solothurn 21
ASGA Pensionskasse - Vorsorgestiftung - Dienstleistungen AG 23 Bader AG Büro
Design 21 Baloise Bank SoBa AG 2 Berner Kantonalbank BEKB 28 BSB + Partner
Ingenieure und Planer 28 BusPro AG 31 Credit Suisse AG 21 Emch + Berger AG
Solothurn 34 Emmenpark AG 39 Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für
Wirtschaft 28 Forum Wirtschaft Solothurn GmbH 23 Fraisa S.A. 21 Gartenbau Flury
& Emch AG 39 Gysin + Gerspacher AG 28 Härterei Gerster AG 5 Home 4 you AG für
Immobilien 39 inlingua Sprachschule Olten 17 IV Kanton Solothurn 27 Kernkraftwerk
Gösgen AG 43 KSC Simmen Cattin AG 16 Lüthy + Stocker AG 9 Menz AG 39 Mobilia
Solothurn AG 34 Molkerei Lanz AG 15 Neosys AG 39 P. Sonderegger AG 30 Paul
Büetiger AG 43 Purexa GmbH 5 Regiobank Solothurn AG 16 Roth AG Gerlafingen 21
SIO AG 11 Solothurner Verband der Raiffeisenbanken 44 ST Schürmann Treuhand AG
21 Sterki Bau AG 28 Swica Gesundheitsorganisation 11
WIRTSCHAFTSflash ist vom Verband SCHWEIZER MEDIEN
als Qualitätszeitschrift zertifiziert.
Das Magazin der Solothurner
Wirtschaft, 36. Jahrgang.
Erscheint sechsmal jährlich,
alle zwei Monate.
Herausgeber
Solothurner Handelskammer
Kantonal-Solothurnischer
Gewerbeverband
Verantwortlicher Ausschuss
Paul Meier, [email protected]
(Geschäftsführer)
Daniel Probst, [email protected]
Andreas Gasche,
[email protected]
Joseph Weibel,
[email protected]
Redaktion
Joseph Weibel, De-Jo Press GmbH
Zuchwilerstrasse 21, 4500 Solothurn
Telefon 058 200 48 28
[email protected]
Fotoredaktion:
Strahm Foto Studio, Gerlafingen
Layout
www.divis.ch, 4500 Solothurn
Inserate
PM MARKETING, Paul Meier
Mattenstrasse 4, 4532 Feldbrunnen
Telefon 032 623 96 18
Mobile 079 206 26 45
Fax 032 623 96 19
[email protected]
Auflage
Mitgliederabonnements 4555,
Gratisauflage 1120,
Total verkaufte Auflage 4783,
Druckauflage 6295 Exemplare
(WEMF / SW-Beglaubigung 2014).
Geschäftsbedingungen
Siehe: www.wirtschaftsflash.ch
Administration, Abonnemente
Einfache Gesellschaft
WIRTSCHAFTSflash
Hans Huber-Strasse 38
4500 Solothurn
Telefon 032 624 46 24
Fax 032 624 46 25
[email protected]
Abonnementspreise
Fr. 25.– für ein Jahr
Fr. 40.– für zwei Jahre
online
www.wirtschaftsflash.ch
Druck, Spedition
Paul Büetiger AG, 4562 Biberist
Papier: MultiArt Silk, FSC, 90g / m2
Mit Namen gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht die Meinung der Redaktion oder der Herausgeber vertreten.
© Einfache Gesellschaft
WIRTSCHAFTSflash, Solothurn
SIE
KOMMUNIZIEREN
MIT UNS.
Das Kernkraftwerk Gösgen produziert Strom für 1,5 Millionen
Schweizer Haushalte. Besuchen Sie unsere Ausstellung oder
machen Sie eine Werksbesichtigung.
Telefon 0800 844 822, www.kkg.ch
kkg_Inserate_A5_quer_RZ.indd 14
01.05.2012 10:19:36
VIELSEITIGKEIT,
DAS IST UNSERE STÄRKE
Paul Büetiger AG · Druck und Webdesign · 4562 Biberist · www.buetiger.ch
AZB
4502 Solothurn
Immer da, wo Zahlen sind.
Reden Sie mit uns über
Ihr Eigenheim.
Wir machen den Weg frei