DAS LETZTE STÜCK DES WEGES GEMEINSAM GEHEN EINE HILFE ZUR BEGLEITUNG IN DEN LETZTEN WOCHEN UND TAGEN DES LEBENS Seite 2 INHALT 1. Vorwort 2. Was es heißt, Sterbende zu begleiten 3. Wie ich ein angenehmes Umfeld schaffe 4. Was mich bei der Begleitung unterstützt 5. Was ich für meinen sterbenden Angehörigen tun kann 6. Was noch wichtig ist zu wissen 7. Was auf den bevorstehenden Tod hinweisen kann 8. Was ich tun kann, wenn der Tod eingetreten ist 9. Amtswege nach dem Eintritt des Todes 10. Was ich für mich als trauernder Angehöriger tun kann 3 4 6 7 9 11 20 22 24 25 Seite 5 1. VORWORT Eines unserer großen Anliegen ist es, unseren BewohnerInnen ein Leben und ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Das Handbuch soll Ihnen Mut machen, Ihre Angehörigen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. „DA WIR WISSEN, DASS STERBEN EIN WESENTLICHER BESTANDTEIL DES LEBENS, UND DER TOD NICHT DAS LETZTE IST, VERSTEHEN WIR ES ALS UNSEREN AUFTRAG, STERBENDE MENSCHEN IN ACHTUNG IHRER WÜRDE UND IM ANBIETEN SOLIDARISCHEN BEISTANDS ZU BEGLEITEN ...“ Auszug aus dem Leitbild des Haus St. Vinzenz 2. WAS ES HEISST, STERBENDE ZU BEGLEITEN Jeder Mensch hinterlässt in seinem Leben eine Vielzahl unverwechselbarer Spuren. So unterschiedlich die Menschen sind, so verschieden gestaltet sich auch das letzte Stück ihres Lebensweges. Wichtig ist, Sterbenden die Zeit zu lassen, den eigenen Weg zu gehen – schließlich ist der Tod so einzigartig wie jeder Mensch einzigartig ist. Sterbende zu begleiten heißt für Sie als Angehörige/r: •Nähe und Dasein anzubieten, gleichzeitig aber auch Alleinsein zuzulassen •ganz ehrlich über Gefühle zu sprechen •Fragen nach dem Sinn des Lebens, aber auch nach Gott zuzulassen ERINNERUNGEN VERBLASSEN UND DES TAGES RUHM VERGEHT. DIE SPUREN, DIE WIR HEUTE ZIEHEN, SIND MORGEN SCHON VERWEHT. DOCH IN UNS IST DIE SEHNSUCHT, DASS ETWAS VON UNS BLEIBT. EIN FUSSABDRUCK AM UFER, EH DER STROM UNS WEITER TREIBT. Reinhard Mey Seite 6 Seite 7 3. AUF DER ANDEREN SEITE DES WEGES DER TOD IST NICHTS, ICH BIN ICH, IHR SEID IHR. DAS, WAS ICH FÜR EUCH WAR, BIN ICH IMMER NOCH. GEBT MIR DEN NAMEN, DEN IHR MIR IMMER GEGEBEN HABT, SPRECHT MIT MIR, WIE IHR ES IMMER GETAN HABT. GEBRAUCHT NICHT EINE ANDERE REDENSWEISE, SEID NICHT FEIERLICH ODER TRAURIG. LACHT ÜBER DAS, WORÜBER WIR GEMEINSAM GELACHT HABEN. BETET, LACHT, DENKT AN MICH, BETET FÜR MICH, DAMIT MEIN NAME IM HAUSE AUSGESPROCHEN WIRD, SO WIE ES IMMER WAR, OHNE IRGENDEINE BESONDERE BEDEUTUNG, OHNE SPUR EINES SCHATTENS. DAS LEBEN BEDEUTET DAS, WAS ES IMMER WAR, DER FADEN IST NICHT DURCHGESCHNITTEN. WARUM SOLL ICH NICHT MEHR IN EUREN GEDANKEN SEIN, NUR WEIL ICH NICHT MEHR IN EUREM BLICKFELD BIN? ICH BIN NICHT WEIT WEG, NUR AUF DER ANDEREN SEITE DES WEGES. Seite 8 WIE ICH EIN ANGENEHMES UMFELD SCHAFFE Gerade in der letzten Zeit hat der Sterbende oft wenig körperliche Energie. Denken und Fühlen richtet sich häufig nach innen, das Interesse an der Außenwelt nimmt ab und Schwäche und Müdigkeit nehmen zu. Im Halbschlaf oder in monologhaften Gesprächen hält er Rückschau auf sein Leben und zieht Bilanz. Manche tun dies in der Stille, andere wiederum hilft die stille Anteilnahme von Angehörigen. Mit der Hinwendung nach innen hat der Sterbende noch weniger das Bedürfnis zu sprechen. Worte verlieren an Bedeutung und Stillsein wird wichtiger. Das Anerkennen und Eingehen auf die religiösen Bedürfnisse kann für Sterbende eine große Hilfe sein. Ein angenehmes Umfeld schaffe ich durch: •das Achten auf die eigene Stimmung •Gesten und Tätigkeiten, die dem Angehörigen immer gut getan haben und auch jetzt angenehm sind (z.B. leise Musik, Duftlampe, Kerze, Blumen, Bilder, religiöse Symbole, Weihwasser usw.) •gedämpftes Licht Seite 9 4. WAS MICH BEI DER BEGLEITUNG UNTERSTÜTZT Sterbende zu begleiten und zu betreuen erfordert nicht nur Kraft, sondern ist auch oft mit belastenden Erfahrungen verbunden. Um Sterbende entsprechend unterstützen zu können ist es wichtig, als Begleiter auch gut für sich selbst zu sorgen – sich Zeit für sich alleine oder mit Freunden zu nehmen. Unterstützungen, die Ihnen das Haus bietet: •Mahlzeiten im Haus einzunehmen •im Haus die Nacht verbringen zu können •Gespräche mit dem Pflegepersonal über die eigenen Bedürfnisse führen zu können •seelsorgerischen Beistand durch den Priester oder durch die geistlichen Schwestern zu bekommen Wichtig ist, sich selbst nicht zu überfordern, indem •die passende Zeit für die Begleitung gefunden wird •Unterstützung durch die Familie zugelassen wird •dem Pflegepersonal mitgeteilt wird, wann eine Anwesenheit möglich ist Seite 10 BLEIBE STILL NEBEN MIR WENN ES SO WEIT SEIN WIRD MIT MIR, BRAUCHE ICH DEN ENGEL IN DIR. BLEIBE STILL NEBEN MIR IN DEM RAUM, JAG DEN SPUK, DER MICH SCHRECKT, AUS DEM TRAUM, SING EIN LIED VOR DICH HIN, DAS ICH MAG, UND ERZÄHLE WAS WAR MANCHEN TAG. ZÜND EIN LICHT AN, DAS ÄNGSTE VERSCHEUCHT, MACH DIE TROCKENEN LIPPEN MIR FEUCHT, WISCH MIR TRÄNEN UND SCHWEISS VOM GESICHT, DER GERUCH DES VERFALLS SCHRECKT DICH NICHT. HALT IHN FEST, MEINEN LEIB, DER SICH BÄUMT, HALTE FEST, WAS DER GEIST SICH ERTRÄUMT, SPÜR DAS KLOPFEN, DAS SCHWER IN MIR DRÖHNT, NIMM DEN LEBENSHAUCH WAHR, DER VERSTÖHNT. WENN ES SO WEIT SEIN WIRD MIT MIR, BRAUCHE ICH DEN ENGEL IN DIR. Barth, K.F./Horst, R. Seite 11 5. WAS ICH FÜR MEINEN STERBENDEN ANGEHÖRIGEN TUN KANN •Zeit nehmen – diese ist begrenzt und kostbar •die letzten Wünsche bestmöglich erfragen •den sterbenden Angehörigen ernst nehmen, sich einfühlen und an seiner Welt Anteil nehmen •das sagen, was noch gesagt werden sollte bzw. was Sie noch sagen wollen (das spreche,n was dem Sterbenden gut tut) •Dank und Anerkennung aussprechen •vertraute Gebete sprechen Wenn der sterbende Angehörige nicht mehr sprechen kann: •berühren, streicheln, umarmen und liebkosen, so wie Sie es immer getan haben oder gerne getan hätten •den Schweiß von der Stirn wischen und die Lippen befeuchten •Gespräche, auch so, wie sie es zuvor mit dem Angehörigen getan haben •möglichst keine Fragen stellen, wenn der Kranke nicht in der Lage ist, diese zu beantworten •für wichtige Mitteilungen ist es nie zu spät („Es tut mir leid“, „Ich liebe dich“) •unterstützend ist das „stille DA-SEIN“ „DU BIST WICHTIG, EINFACH WEIL DU DU BIST. DU BIST BIS ZUM LETZTEN AUGENBLICK DEINES LEBENS WICHTIG UND WIR WERDEN ALLES TUN, DAMIT DU NICHT NUR IN FRIEDEN STERBEN, SONDERN AUCH LEBEN KANNST BIS ZULETZT“. Cicely Saunders LASSEN SIE IHREN ANGEHÖRIGEN AUCH IMMER WIEDER ALLEIN FÜR SICH. SAGEN SIE IHM, DASS UND FÜR WIE LANGE SIE WEGBLEIBEN WERDEN! Seite 12 Seite 13 6. WAS NOCH WICHTIG IST ZU WISSEN ERNÄHRUNG TRINKEN/MUNDPFLEGE Die Essgewohnheiten verändern sich langsam. Hunger und Durst werden oft weniger. Nichts schmeckt mehr. Der Appetit kommt und geht. Es kann beim Anblick von bestimmten Nahrungsmitteln oder durch Gerüche zu Ekelgefühlen und Übelkeit kommen. Flüssiges wird fester Nahrung vorgezogen. Sterbende haben häufig großes Verlangen nach dem Trinken. Sofern das Trinken mit der Schnabeltasse nicht mehr möglich ist, können kleine Mengen von Flüssigkeit mit einem Teelöffel in den Mund gegeben werden. Kann der Angehörige keine Flüssigkeit mehr schlucken, so steht die Mundpflege im Vordergrund. Nahezu alle Sterbenden leiden an Mundtrockenheit – eine sorgfältige Mundbefeuchtung kann die Lebensqualität erheblich verbessern. Wenn der Körper zu sterben beginnt, dann ist es ganz natürlich, dass Hunger und Durst weniger werden, denn der Körper braucht keine neue Energie zum Weiterleben •Anbieten von kleinsten, appetitlich angerichteten Mengen •ein Problem bei der Nahrungsaufnahme können Schluckstörungen sein. Es ist darauf zu achten, das Essen mit erhöhtem Oberkörper einzunehmen, um Verschlucken zu vermeiden In der letzten Lebensphase geht es meist nicht mehr um Flüssigkeit- und Kalorienzufuhr. Das Reichen von Essen und Trinken ist vielmehr ein Akt der Aufmerksamkeit und Lebensfreude. DRÄNGEN SIE DEN STERBENDEN NIEMALS ZUM ESSEN – SIE BEREITEN IHM DADURCH UNNÖTIGES LEID. •Solange der Angehörige schlucken kann verschiedene Flüssigkeiten anbieten •feuchten Waschlappen oder getränkte Mundpflegestäbchen zum Saugen anbieten •kleine Mengen an Joghurt, Butter, Schlagobers oder Mandelbzw. Olivenöl können helfen, die Mundschleimhaut feucht zu halten •Lutschen gefrorener Ananasstücke oder gefrorener Getränke (je nach Vorliebe) •Fettstift und vitaminhaltige Cremes zur Lippenpflege verwenden •Aromalampen mit Zitronenöl können unterstützend eingesetzt werden •ist das Schlucken erschwert oder nicht mehr möglich, ist ein regelmäßiges Anfeuchten der Mundschleimhaut mit Mundpflegestäbchen wichtig Die Mundpflege ist eine wunderbare Gelegenheit für Angehörige, Zuneigung zu zeigen, und etwas Sinnvolles für den Sterbenden zu tun. Die Mundpflege soll niemals gegen den Willen des Angehörigen durchgeführt werden – sie soll schließlich als angenehm empfunden werden! EINE KOMPETENTE MUNDPFLEGE IST VIELLEICHT DAS WICHTIGSTE, WAS WIR FÜR EINEN STERBENDEN TUN KÖNNEN. Seite 14 Seite 15 SCHMERZEN ABSCHIED NEHMEN HEISST SICH TRENNEN, EINEN TEIL VON SICH SELBST AUFGEBEN, ETWAS DEM WIND ÜBERLASSEN, DEN FLUTEN, DEM WASSER, DAS STERBEN LERNEN JEDEN TAG EIN WENIG FÜR DAS NEUE, DAS FOLGT. Margot Bickel Das Recht auf einen friedvollen, schmerzfreien und würdevollen Tod steht im Vordergrund aller medizinischen und pflegerischen Handlungen. In der Sterbephase kann die Schmerzintensität weiter zunehmen oder sich verringern. Falls die Patienten nicht mehr schlucken können, werden die Medikamente oft umgestellt z.B. von Tabletten auf Pflaster oder Injektionen. Während die Schmerzmittelgabe auch in der letzten Lebensphase fortgesetzt werden sollte, können andere Medikamente oft abgesetzt werden. Nichtleidende müssen sich immer bewusst sein, dass der Schmerz und das Leid ein individuelles, subjektives Erleben ist, das von anderen Menschen nie ganz nachvollzogen werden kann. LASST MICH ZIEHEN, HALTET MICH NICHT; GOTT HAT MEINE REISE BISHER GNÄDIG GESEGNET, ICH KANN NUN GETROST ZU IHM ZURÜCKKEHREN. 1 Moses – Genesis 24,56 Seite 16 Seite 17 KÖRPERPFLEGE ATMUNG Die Körperpflege richtet sich nach den Wünschen des Sterbenden. Dabei stehen oft nicht die Reinigung, sondern die Berührung und körperliche Zuwendung im Vordergrund. Regelmäßige Positionswechsel, z.B. durch Mikro-Lagerungen können dazu beitragen, Liegeschmerzen zu reduzieren. In den letzten Lebensstunden ist eine Lagerung wichtig, die die Atmung erleichtert. Bei sterbenden Menschen verändert sich häufig der Atem (schneller, langsamer, mit langen Pausen zwischen den Atemzügen etc.) Unregelmäßigkeiten in der Atmung, ein Pusten beim Ausatmen oder auch ein Rasseln entstehen. Dies kann häufig ein sehr beunruhigendes Geräusch sein, da der Eindruck entsteht, dass der sterbende Angehörige zu ersticken droht. Sterbende Menschen können tagelang so atmen – all diese Veränderungen der Atmung können kommen und gehen. BERÜHRUNG Manchmal möchte der sterbende Mensch die sanfte Berührung Ihrer Hand spüren, er möchte gehalten werden, und die körperliche Nähe eines anderen Menschen wahrnehmen. Dann, zu anderen Zeiten, ist vielleicht die Berührung störend. Versuchen Sie zu erspüren, was der andere möchte. Vielleicht können Sie ihn auch fragen. MISSVERSTEHEN SIE DIE ABLEHNUNG ODER DISTANZ NICHT ALS ZEICHEN MANGELNDER LIEBE. DER STERBENDE MENSCH IST HÄUFIG GANZ MIT SICH UND SEINEM LEBEN BESCHÄFTIGT. Seite 18 Unterstützend können hier wirken: •Lagerungswechsel (leichte Oberkörperhochlagerung oder 30-Grad Seitenlage) •Ruhe und Sicherheit vermitteln (im eigenen, ruhigen Atemrhythmus bleiben) •Fenster öffnen – die Kühlung des Gesichts wird häufig als Erleichterung empfunden •Ätherische Öle wie Minze, Zitrone oder Zedernöl einsetzen •ein Absaugen sollte vermieden werden, da Sekrete sehr rasch nachgebildet werden! Viele Sterbende zeigen starke Abwehrreaktionen! LEICHTES (!) HÖHERLAGERN DES OBERKÖRPERS ODER EINE HALB-SEITENLAGE KÖNNEN DIE ATMUNG ERLEICHTERN! Seite 19 UNRUHE ÄNDERUNG DES BEWUSSTSEINS Der Sterbende ist zu manchen Zeiten unruhig – eine gewisse Unruhe im Sterben kann auch natürlich und normal sein. Sterbende Menschen schlafen immer mehr, können manchmal nur mühsam aus dem Schlaf geweckt werden – bildlich gesprochen haben sie häufig schon einen Fuß in eine andere Welt gesetzt. Dieses Ganz-bei-sich-Sein ist ein schützenswerter Zustand und wir müssen dafür sorgen, dass er nicht unnötig belastet und gestört wird. Der Sterbende verliert oft jedes Zeitgefühl, erkennt anwesende Personen möglicherweise nicht mehr, was für diese sehr schmerzlich sein kann. Beruhigend kann wirken: •ruhig am Bett sitzen und durch Körperkontakt und Berührung vermitteln, dass jemand da ist •Ruhige Umgebung schaffen (angenehmes Licht, leise Musik) Meist einen oder mehrere Tage vor dem Tod „blüht“ die letzte Kraft im sterbenden Menschen häufig auf. Er ist wach und klar, nimmt Anteil am Leben, äußert vielleicht einen Wunsch auf eine Lieblingsspeise oder verspürt das Bedürfnis sich aufzusetzen oder gar aufzustehen. VON GUTEN MÄCHTEN WUNDERBAR GEBORGEN, ERWARTEN WIR GETROST WAS KOMMEN MAG. GOTT IST BEI UNS AM ABEND UND AM MORGEN UND GEWISS AN JEDEM NEUEN TAG. Dietrich Bonhoeffer Seite 20 Manchmal sprechen Sterbende mit unsichtbaren Personen, sie wirken dadurch meist nicht irritiert, sondern eher erfreut. Es ist wichtig, dass wir nicht versuchen, dem Sterbenden seine Realität auszureden, oder als Halluzination abzutun, sondern versuchen, an seiner Welt Anteil zu nehmen, indem wir ihm zuhören. Im Verlauf der Sterbephase nimmt die Bewusstseinstrübung zu, und manche Menschen fallen gerade in den letzten Tagen in ein Koma bzw. einen komaähnlichen Zustand. Auch wenn der Mensch von uns aus gesehen nicht bei Bewusstsein ist, ist der Hörsinn der letzte Sinn, der schwindet. Was Sie als Angehörige/r tun können: •Gespräche führen, auch so, wie sie es zuvor mit dem Angehörigen getan haben •möglichst keine Fragen stellen, wenn der Kranke nicht in der Lage ist, sie zu beantworten •Verständigung von Angehörigen, die dem Kranken wichtig sind •für wichtige Mitteilungen ist es nie zu spät („Es tut mir leid“, „Ich liebe dich“) •unterstützend ist das „stille DA-SEIN“ Seite 21 7. WAS AUF DEN BEVORSTEHENDEN TOD HINWEISEN KANN Sterben bedeutet ein langsames Aufhören der Lebensfunktionen – meist ist das Ende des Lebens unspektakulär und still. Dass der Tod naht, kann sich durch folgende Anzeichen ankündigen: •die Augen des Sterbenden sind offen oder halboffen, der Mund ist offen •die Körperunterseite (Füße, Knie und Hände verfärben sich aufgrund der reduzierten Durchblutung etwas dunkler und sind marmoriert) •der Puls wird schwächer und der Blutdruck sinkt •Sterbende reagieren häufig nicht mehr auf die Umgebung •Veränderter Atemrhythmus bzw. Rasselatmung •kalte Füße, Arme und Hände oder übermäßiges Schwitzen •ausgeprägtes Mund – Nasen – Dreieck •die Pupillen reagieren immer weniger auf Lichteinwirkungen Der Tod tritt ein, wenn der Herzschlag und der Atem ganz aufhören. Was manchmal wie der allerletzte Atemzug scheint, wird häufig von ein oder zwei langen Atemzügen vollendet. Oft gibt es vor dem Tod einen Zeitpunkt, in dem der Sterbende Ruhe findet. Bei manchen Sterbenden ist diese Ruhe schon lange vorher zu spüren. Bei anderen ist diese Wandlung erst in den letzten Augenblicken, ganz kurz vor dem Tod spürbar. Manche Angehörige quälen Schuldgefühle, wenn sie im Augenblick des Todes nicht beim Sterbenden waren. Die Erfahrung zeigt, dass Sterbende häufig dann gehen, wenn sie alleine sind. Vielleicht ist es so leichter, sich von dieser Welt und den geliebten Menschen zu lösen. DER MOMENT DES STERBENS GEHÖRT DEM STERBENDEN, ES IST SEIN MOMENT DES ÜBERGANGES. Seite 22 Seite 23 8. WAS ICH TUN KANN, WENN DER TOD EINGETRETEN IST Einen geliebten Menschen im Sterben zu begleiten stellt eine der intensivsten Erfahrungen dar. Auch wenn man sich schon lange zuvor mit dem bevorstehenden Tod auseinandergesetzt hat, erlebt man im Tod häufig einen abrupten, oft unerwarteten Trennungsschmerz. •lassen Sie sich Zeit – werden Sie nicht gleich aktiv •lassen Sie Stille und Augenblick auf sich wirken •oft kommen Erinnerungen hoch – sprechen Sie diese laut aus •verabschieden Sie sich so, wie Sie es sich und dem verstorbenen Menschen wünschen •alle Gefühle, Gedanken und Erinnerungen haben ihren Platz •wenn Sie mit dem Verstorbenen nicht gerne alleine sind, bitten Sie das Pflegepersonal, Ihnen bei Seite zu stehen •unmittelbar nach dem Tod werden Augen und Mund geschlossen •die Hände werden zusammen gelegt und nicht gefaltet •Sie können eine Kerze anzünden und ein Gebet sprechen •nach den persönlichen religiösen Wünschen des Verstorbenen können sie ein Kreuz, einen Rosenkranz oder Blumen auf die Hände legen •wenn Sie das Bedürfnis verspüren, den Verstorbenen zu berühren, tun Sie das genauso wie vorher •öffnen Sie das Fenster bzw. achten Sie auf kühle Raumtemperatur JE SCHÖNER UND VOLLER DIE ERINNERUNGEN, DESTO SCHWERER DIE TRENNUNG. ABER DIE DANKBARKEIT VERWANDELT DIE QUAL DER ERINNERUNG IN EINE STILLE FREUDE. Barth, K.F./Horst, R. Seite 24 Seite 25 9. AMTSWEGE NACH DEM EINTRITT DES TODES Das Pflegepersonal verständigt den Hausarzt, den Beschauarzt, sowie die Verwaltung des Pflegeheimes. Für Sie als Angehöriger wichtig: •Verständigen Sie einen Bestatter – er unterstützt Sie in allen Belangen! •Wählen Sie die letzten Kleidungsstücke aus und geben Sie diese im Haus ab •Klären Sie mit dem Pflegepersonal, wann das Zimmer bzw. die Kästen geräumt werden sollen, bzw. nehmen Sie Kontakt mit der Verwaltung des Hauses auf. KEINER WIRD GEFRAGT WANN ES IHM RECHT IST ABSCHIED ZU NEHMEN VON MENSCHEN, VON GEWOHNHEITEN, VON SICH SELBST. IRGENDWANN HEISST ES DAMIT UMGEHEN, IHN AUSHALTEN ANNEHMEN. DIESEN SCHMERZ DES STERBENS, DIESES ZUSAMMENBRECHEN, UM NEU AUFZUBRECHEN. Dickel/Steigert Seite 26 Seite 27 10. WAS ICH FÜR MICH ALS TRAUERNDER ANGEHÖRIGER TUN KANN Wenn ein geliebter Mensch stirbt, kommt die Zeit der Trauer. Trauer heißt Abschied nehmen und das Leben neu lernen. Trauer ist etwas sehr Individuelles. Jeder Mensch hat seine eigene Art und Weise, mit dem Verlust eines geliebten Menschen umzugehen. Die Trauer ist etwas sehr Tiefgreifendes – sie prägt uns und unser weiteres Leben. Dazu brauchen wir Zeit, viel Zeit. Schmerzende Narben, reiche Erfahrungen und wertvolle Erinnerungen können Sie mit der Zeit befähigen, das neue Leben aufzunehmen, zu verstehen, zu leben. •Geben Sie der Trauer genügend Raum und Zeit – verdrängen Sie sie nicht •bei großer und lang anhaltender Trauer ist es hilfreich, zusätzlich zu Familienmitgliedern auch außenstehende Hilfe in Anspruch zu nehmen •hilfreich können auch Gespräche mit jenen Personen sein, die den Verstorbenen betreut haben •hilfreich kann auch ein Austausch mit anderen Trauernden sein DER HERR IST MEIN HIRTE, MIR WIRD NICHTS MANGELN. ER WEIDET MICH AUF EINER GRÜNEN AUE UND FÜHRET MICH ZUM FRISCHEN WASSER. ER ERQUICKET MEINE SEELE. ER FÜHRET MICH AUF RECHTER SEITE UM SEINES NAMENS WILLEN. UND OB ICH SCHON WANDERE IM FINSTEREN TAL, FÜRCHTE ICH KEIN UNGLÜCK, DENN DU BIST BEI MIR, DEIN STECKEN UND STAB TRÖSTEN MICH. DU BEREITEST VOR MIR EINEN TISCH IM ANGESICHT MEINER FEINDE. DU SALBST MEIN HAUPT MIT ÖL UND SCHENKEST MIR VOLL EIN. GUTES UND BARMHERZIGKEIT WERDEN MIR FOLGEN MEIN LEBEN LANG, UND ICH WERDE BLEIBEN IM HAUSE DES HERRN IMMERDAR. PSALM 23 TRAUER BRAUCHT ZEIT UND RAUM. TRAUERN SIE, SOLANGE IHNEN DANACH IST, ABER VERGESSEN SIE DABEI NICHT, SICH DEM LEBEN WIEDER ZUZUWENDEN. Bei großer und lang anhaltender Trauer ist es ratsam, zusätzlich zur Unterstützung durch Familienmitglieder und Freunde auch Hilfe von außen zu suchen. Seite 28 Seite 29 LITERATUR IMPRESSUM AMBULANTES HOSPIZ ST. JOSEF NEUNKIRCHEN (k.A.): Eine Hilfe zur Begleitung in den letzten Wochen und Tagen des Lebens, WZB Werkstattzentrum für behinderte Menschen der Lebenshilfe gGmbH, Neunkirchen Herausgeber: Inhalt: Fotos: Layout: Druck: DACHVERBAND HOSPIZ ÖSTERREICH (2013): begleiten bis zuletzt: Ratgeber für Angehörige von schwerkranken Menschen, 6. vollständig überarbeitete Auflage, Wien Haus St. Vinzenz Pflegeheim der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul BetriebsGmbH Josef Berghofer/Claudia Faustmann Matthias Tiefengrabner stefaniefink.com druck.at LANG, Gitti, FIDES, Manuel, SINGER, Helga, WUNDERER, Monika (2007): Mut und Trost bei der Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen, online im WWW unter URL: www.caritas-wien.at/.../Sterbebegleitung_Angehoerige_download.pdf BREMER Heimstiftung (2013): In Würde leben, in Würde sterben: Eine Handreichung der Bremer Heimstiftung, Schmidtdruck, Bremen Seite 30 Seite 31 HAUS ST. VINZENZ PFLEGEHEIM DER BARMHERZIGEN SCHWESTERN VOM HEILIGEN VINZENZ VON PAUL BETRIEBSGMBH Schütznerstraße 15 | A-7423 Pinkafeld T: 03357/42242 – 0 | F: DW 33 E: [email protected] I: www.haus-stvinzenz.at
© Copyright 2025 ExpyDoc