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PRESSEMITTEILUNG
Bremen, Oktober 2014
„Eine Frage der Herkunft: Drei Bremer Sammler und die Wege ihrer Bilder
im Nationalsozialismus“
Kunsthalle Bremen, Am Wall 207, 28195 Bremen
Laufzeit:
Laufzeit 22. Oktober 2014 bis 4. Januar 2015
Pressekonferenz:
Pressekonferenz Dienstag, 21. Oktober 2014, um 11 Uhr
Kuratorinnen:
Kuratorinnen Dr. Dorothee Hansen, Dr. Brigitte Reuter
Die Rückseite eines Werkes spielt in der
Provenienzforschung eine wichtige Rolle.
Die Ausstellung „Eine Frage der Herkunft: Drei Bremer Sammler
und die Wege ihrer Bilder im Nationalsozialismus“ präsentiert die
Ergebnisse eines dreijährigen Forschungsprojekt
Forschungsprojekts
hungsprojekts zur
Sammlungsgeschichte der Kunsthalle Bremen. Vorgestellt werden
die Werkbiografien
Werkbiografien von rund 120 Gemälden,
Gemälden, Zeichnungen und
Skulpturen,
Skulpturen, die über die drei Bremer Händler und Kunstsammler
Arnold Blome, Heinrich Glosemeyer und Hugo Oelze in den
Besitz der Kunsthalle kamen und unter dem Verdacht
unrechtmäßiger Enteignung im Nationalsozialismus standen.
Zusätzlich wird erstmals Arnold Blome als moderner und
zeitkritischer Künstler präsentiert.
Provenienzforschung – also die Recherche nach den Vorbesitzern
von Kunstwerken – beschäftigt nicht erst seit dem spektakulären
Bilderfund in Cornelius Gurlitts Wohnung in München 2013 die
deutschen Museen. Drei Jahre lang lief an der Kunsthalle Bremen
ein Forschungsprojekt zu rund 120 Werken der Sammlung,
darunter Meisterwerke von Max Beckmann, Lovis Corinth, Otto
Dix, Max Liebermann, Paula Modersohn-Becker, Friedrich Nerly,
Camille Pissarro, Karl Schmidt-Rottluff, Hans Thoma, Fritz von
Uhde. Das Projekt wurde vom Beauftragten der Bundesregierung
für Kultur und Medien durch die Stiftung Preußischer
Kulturbesitz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen
Bundestages gefördert.
Max Liebermann, Papageienallee, 1902
Öl auf Leinwand, Kunsthalle Bremen –
Der Kunstverein in Bremen, 1955
erworben von H. Glosemeyer, Bremen
Arnold Blome, Die Kugel rollt, 1934
Wachskreide und Gouache auf Papier,
31,2 x 42 cm, Kunsthalle Bremen – Der
Kunstverein in Bremen,
Kupferstichkabinett, Foto: Karen
Blindow
Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde geprüft, ob diese
Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen zwischen 1933 und 1945
möglicherweise ihren verfolgten, insbesondere jüdischen,
Eigentümern geraubt wurden. Dabei kamen wichtige Fakten
zutage: Unter anderem fand man heraus, dass eine Zeichnung von
Giacomo Cavedone unrechtmäßig enteignet worden war
(Restitution 2013, Rückkauf 2014). Erstmals wurden auch die
Bremer Händler und Sammler Arnold Blome, Heinrich
Glosemeyer und Hugo Oelze erforscht: Seit den 1930er-Jahren
schenkten oder verkauften die drei der Kunsthalle eine
beträchtliche Anzahl von Werken. Glosemeyer und Oelze waren
durch Verkäufe an Händler, die für das geplante „Führermuseum“
in Linz arbeiteten, aufgefallen. Der Sammler und Händler Arnold
Blome hatte unter anderem an Versteigerungen teilgenommen, bei
denen unrechtmäßig enteignetes Kulturgut zum Aufruf kam. Er ist
in der Ausstellung zudem als eigenständiger Künstler zu
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entdecken. Sein bisher in der Öffentlichkeit nicht bekanntes Oeuvre spannt den Bogen vom
Expressionismus über den Konstruktivismus bis zu dadaistischen Wortbildern mit kritischen
Kommentaren zur Zeitgeschichte. Es liefert zudem wichtige Hinweise über seine Biographie und seine
politische Haltung, was für die Provenienzforschung von Bedeutung ist. Die Geschichten um diese
drei Bremer Sammler erschließen ein Kapitel bremischer aber auch nationaler und internationaler
Kunst- und Kulturgeschichte, das noch gänzlich im Dunkeln lag. Die Kunsthalle Bremen präsentiert
diese Forschungsergebnisse jetzt in einer großen Ausstellung, in der Malerei, Skulpturen und
Zeichnungen vom Mittelalter bis zur Moderne zu sehen sind.
Nach der Ausstellung über den jüdischen Galeristen Alfred Flechtheim 2013 ist dies bereits die zweite
Schau, in der sich die Kunsthalle Bremen mit den Provenienzen der eigenen Sammlung kritisch
auseinandersetzt. Der Kunstverein bekennt sich damit zu den Zielen der Washingtoner Konferenz von
1998, in denen vor allem auch Transparenz gefordert wird: Die aktuelle Ausstellung und der Katalog
veröffentlichen den derzeitigen Stand der Herkunftsforschung zu einem wichtigen Sammlungsbestand
der Kunsthalle Bremen. Mit dieser Ausstellung gehört die Kunsthalle zu den Vorreitern bei der
schwierigen Aufgabe, dieses politisch wie emotional hoch brisante Thema einer breiteren
Öffentlichkeit anschaulich zu vermitteln.
Struktur der Ausstellung
Der erste Raum versteht sich als Einführung in das Thema Provenienzforschung. Hier werden die
Begrifflichkeiten und die Arbeitsmethoden erklärt, aber auch aktuelle Probleme und Fragen
angesprochen. Die Besucher erfahren beispielhaft, woraus sich eine „Provenienzkette“ zusammen setzt
und warum die Rückseiten-Analyse eines Bildes eine spannende Angelegenheit ist.
Die Räume 2 bis 6 (Hauptteil der Ausstellung) sind nicht wie in anderen Ausstellungen nach
Gattungen und Epochen gegliedert, sondern nach der Herkunft der ausgestellten Werke. So wird
deutlich, welche Vorlieben die drei Sammler Arnold Blome, Heinrich Glosemeyer und Hugo Oelze
hatten und Netzwerke im Kunsthandel offengelegt. Das individuelle Schicksal des Exponats wird für
den Betrachter nachvollziehbar.
Ein Ausstellungsraum ist den eigenen Arbeiten von Arnold Blome gewidmet, die bisher kaum bekannt
waren. Der Sammler Blome schuf Zeit seines Lebens selbst künstlerische Arbeiten, in denen er seinen
Zeitgenossen einen kritischen Spiegel vorhielt. Zum Abschluss der Ausstellung präsentieren vier
Institutionen aus Bremen (Focke-Museum, Übersee-Museum, Staats- und Universitätsbibliothek
Bremen) und Oldenburg (Landesmuseum) exemplarisch einige Bestände, die nach 1945 durch Arnold
Blome in ihre Sammlungen gekommen sind. Diese bunte Vielfalt an Kunst- und Kulturgegenständen
verdeutlicht auch die Bedeutung einer engen Kooperation bei der Provenienzforschung.
Ergebnisse des Forschungsprojektes an der Kunsthalle Bremen
Bei rund einem Drittel der untersuchten Werke konnten die verschlungenen Wege vom
Künstleratelier bis in Sammlung der Kunsthalle Bremen lückenlos geklärt werden. Die Biografien
dieser Kunstwerke während des Nationalsozialismus erwiesen sich als völlig unbedenklich. Darunter
befinden sich einige berühmte Werke der Bremer Sammlung, wie die „Papageienallee“ von Max
Liebermann aus der Sammlung Heinrich Glosemeyer, „Haus in Dangast“ von Erich Heckel und „Das
Rote Haus“ von Karl Schmidt-Rottluff.
Bei den übrigen ausgestellten Werken konnte die Vorgeschichte im Nationalsozialismus
vervollständigt werden. Sie konnte jedoch nicht lückenlos geklärt werden. Somit ist nicht sicher
auszuschließen, dass diese Kunstwerke einem Verfolgten des Regimes geraubt wurden. Es besteht hier
noch weiterer Forschungsbedarf und die Hoffnung, dass sich in der Zukunft durch neue
Archivquellen die Provenienzgeschichte dieser Werke restlos geklärt werden kann. Die Ausstellung
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möchte diese vorläufigen Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit vermitteln, um damit der Vorgabe
zur Transparenz nicht geklärter Provenienzen zu folgen, die seit dem Washingtoner Abkommen 1998
für öffentliche Einrichtungen verbindlich geworden ist.
Vortragsreihe (Details siehe unten)
Eine Vortragsreihe ergänzt die Ausstellung: Drei Provenienzforscherinnen aus Deutschland halten an
drei verschiedenen Terminen einen Vortrag in der Kunsthalle. Unter anderem spricht die mit dem Fall
Cornelius Gurlitt betraute Provenienzforscherin Dr. Meike Hoffmann über „Kunsthandel im „Dritten
Reich“ – Hildebrand Gurlitt und seine Geschäfte mit deutschen Museen“ (18. November 2014).
Die Ausstellung der Ergebnisse des Provenienzforschungsprojektes wurde ermöglicht durch die
freundliche Unterstützung der ART MENTOR FOUNDATION LUCERNE und der Freien
Hansestadt Bremen, Der Senator für Kultur.
Katalog
„Eine Frage der Herkunft: Drei Bremer Sammler und die Wege ihrer Bilder im Nationalsozialismus ”,
mit Texten von Brigitte Reuter, Henrike Hans, Marcus Kenzler, Karin Walter, Silke Seybold, Joachim
Drews und Anke Preußer, Wienand-Verlag, 130 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen,
Museumsausgabe: € 24,-; Buchhandelspreis: € 29,95
Veranstaltungen
28. Oktober 2014, 18 Uhr, VORTRAGSREIHE, Dr. Brigitte Reuter (Bremen): „Blome, Glosemeyer,
Oelze: Sammler und Kunsthändler im Dritten Reich: Die Provenienzforschung in der Kunsthalle zieht
Bilanz“
18. November 2014, 18 Uhr, VORTRAGSREIHE, Dr. Meike Hoffmann (Berlin): „Kunsthandel im
„Dritten Reich“ – Hildebrand Gurlitt und seine Geschäfte mit deutschen Museen“
25. November 2014, 18 Uhr, VORTRAGSREIHE, Dr. Leonie Beiersdorf (Hamburg):
„Kompromisslos expressiv: Die jüdische Kunsthistorikerin Rosa Schapire und die Brücke-Künstler“
2. und 23. November 2014, 5. Januar 2015, 15 Uhr: ÖFFENTLICHE KURATORENFÜHRUNG
23. Oktober 2014, 6. und 27. November 2014, 11. Dezember 2014, 13 Uhr: KUNSTPAUSEN
4. November 2014, 18 Uhr: KUNSTHAPPEN ZUM FEIERABEND
16. Dezember 2014, 19 Uhr: DIE JUNGEN (exklusiv für Mitglieder)
Aktuelle und kommende Ausstellungen
20. September 2014 bis 4. Januar 2015, “Jason Rhoades, Four Roads”
27. August bis 23. November 2014, „Den Teufel im Leib. Affekt und Bewegung in der italienischen Grafik des 16.
Jahrhunderts“
14. Oktober 2014 bis Mitte März 2015, „Hommage an Otto Piene (1928-2014): ‚Salon de lumière‘ »
3. Dezember 2014 bis 1. Februar 2015, „Virtuos imitiert. Die Meisterstiche des Hendrick Goltzius (1558–1617)“
Seit 26. Oktober 2013, “Sarah Morris. Jardim Botânico [Rio]“
Ab 22. Oktober 2014, „Eine Frage der Herkunft: Drei Bremer Sammler und die Wege ihrer Bilder im
Nationalsozialismus“
Ab 11. November 2014, „Was siehst DU? Eine Ausstellung für Entdecker“
Pressekontakt
Kunsthalle Bremen | Am Wall 207 | 28195 Bremen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | T +49 (0)421 329 08-380 | F +49 (0)421 329 08-470
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