Wie tickt die Uni Ulm? - des Studentenwerks Ulm

ULM und NEU-ULM
Dienstag, 15. November 2011
N O TIZEN
Wie tickt die Uni Ulm?
Bubenzer nach Amerika
Ulm. Hochschul-Rektor Achim Buben-
zer gehört zur Delegation von Ministerpräsident Winfried Kretschmann,
die diese Woche Argentinien und Brasilien bereist. Hauptziel des Besuches
der Landesregierung ist der Ausbau
bestehender und der Aufbau neuer
Wirtschafts- und Wissenschaftsbeziehungen. Bubenzer ist in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Rektorenkonferenz der Hochschulen Mitglied
der Delegation. Diese wird mit Vertretern der Wissenschaftsministerien zusammentreffen und verschiedene
Hochschulen und Forschungseinrichtungen besuchen. Zentrales Anliegen
dabei ist das Thema Nachhaltigkeit,
das auf einem Symposium erörtert
werden wird. Mit Bubenzer nimmt
ein überzeugter Verfechter des Prinzips nachhaltiger Entwicklung teil –
die Hochschule Ulm wurde bereits
zweimal mit einem entsprechenden
Unesco-Label ausgezeichnet.
Lin Sun bereitet chinesische Studenten auf ein Studium in Deutschland vor
Wie ticken deutsche Unis? Was
blüht chinesischen Studenten
hier? Lin Sun sammelt Erfahrungen – und gibt sie in der Heimat weiter. Die Studentin aus
Nanjing ist eine von bundesweit zwölf „China-Trainees“.
CHRISTOPH MAYER
Ulm. Kulturelle Unterschiede offenbaren sich oft auf banale Weise. Da
hat das Ulmer Studentenwerk für
seine ausländischen Wohnheimstudenten eine extra simpel gehaltene
Waschmaschinenbetriebsanleitung
in englischer und deutscher Sprache verfasst – und erntet doch Unverständnis. Was ist „bügelfeucht“,
was „schranktrocken“? Nicht nur
chinesische Wohnheimneulinge waren ratlos. Auch Lin Sun, von ihnen
danach befragt, musste passen.
Was ihre in Ulm studierenden
Landsleute sonst umtreibt? Lin Sun
lernt täglich dazu. Seit Semesterbeginn und noch bis Februar arbeitet
die 24-jährige Germanistikstudentin aus Nanjing (Nanking) beim Studentenwerk Ulm; sie ist eine von
deutschlandweit zwölf „China-Trainees“ (siehe Info-Kasten). Welche
Probleme haben chinesische Studierende hierzulande? Wie kann man
ihnen helfen, kulturelle Barrieren
abzubauen? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die junge Frau, die, obwohl erstmals in Deutschland, akzentfrei Deutsch spricht.
Ihre Erfahrungen wird sie künftig
in China weitergeben – unter anderem beim Goethe-Institut in der
Einen Platz im
Wohnheim gibt es in
China automatisch
Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt
Nanjing, wo viele Fragen junger Chinesen, die in Deutschland studieren wollen, auflaufen.
Ihre ersten Erkenntnisse: „In
Deutschland müssen sich Studenten mehr um sich kümmern.“ Beispiel Zimmersuche: In China, so erzählt Lin Sun, läuft alles automatisch, jedem wird eine Bleibe auf
dem Campus zugewiesen. Mit dieser Erwartungshaltung kämen viele
Studenten nach Deutschland und
gerieten schon vor der ersten Vorlesung in Stress, weil nichts für sie reserviert sei. Deshalb wird Lin Sun
künftig empfehlen, die Wohnraumsuche schon von China aus anzugehen und von dort Kontakt mit dem
Studentenwerk aufzunehmen.
Beispiel Sprache: Zwar belegt die
Mehrheit der chinesischen Studen-
17
Drei Verletzte bei Unfall
„Unendlichkeit“ heißt das im Uni-Forum hängende japanische Kunstwerk, vor dem die chinesische Gaststudentin Lin Sun posiert: „In Deutschland müssen sich Studenten
Foto: Volkmar Könneke
viel mehr um sich selbst kümmern als in meiner Heimat.“
ten in Ulm englischsprachige (Master-)Studiengänge, ist ergo nicht
zwingend auf gute Deutschkenntnisse angewiesen. Gerade für diese
Gruppe, so hat sie festgestellt, sei
mangelndes Deutsch aber oft das
größte Problem: beim Einkaufen
oder in der Sprechstunde des Dozenten, der dann womöglich noch
Schwäbisch spricht. „Man kann ja
nicht immer ein elektronisches Wörterbuch benutzen.“
Nach wie vor stehe Deutschland
in ihrer Heimat hoch im Kurs, sagt
Lin Sun. Für die meisten Chinesen
sei das Land gleichbedeutend mit
ten Chinesen nicht ausgeprägt.
„Qualität“, was vor allem an der VielSprich: Der typische Student aus
zahl der in China aktiven deutschen
dem Reich der Mitte hält sich an
Unternehmen liege. „Jeseine landsmannschaftlider kennt Siemens und
che Studentengemeinde,
Bosch.“ Auch berühmte
„die fängt ihn auf.“ So
Forscherpersönlichkeispielt sich das gesellige
ten à la Einstein, Planck
Abendleben meist im
oder Liebig lockten junge
Wohnheim ab, nächtens
CAMPUS
Chinesen nach Deutschdurch die Stadt ziehen
UND CO
land, Tenor: „Wo die herist ohnehin nicht drin.
kommen, will ich studie„Um Zehn sind wir daren.“
heim, so ist unsere Mentalität.“
Das Interesse an deutscher AllDazu passt auch die Aussage von
tagskultur dagegen sei bei den meisDirk Rettweiler von der Abteilung
Das China-Traineeprogramm an deutschen Hochschulen
Chinesische Studenten bilden mit rund 27 000 die größte
Gruppe ausländischer Studierender in Deutschland – in Ulm
sind es 200. Um sie beim Studium besser zu unterstützen,
haben die Robert Bosch Stiftung und das Deutsche Studentenwerk 2010 das „China-Traineeprogramm“ initiiert.
ZieI des Programms: Jährlich acht bis zwölf chinesische
Trainees lernen während eines
sechsmonatigen Programms die
Beratungs- und Serviceeinrichtungen deutscher Hochschulen
und Studentenwerke kennen.
Sie begleiten chinesische Studenten, finden heraus, ob und
wo es Probleme gibt und sollen
Ulmer Stiftung
verleiht Preis für
Welternährung
Arme Milliardäre
Ulm/Hohenheim. Die Ulmer Stiftung fiat panis, die Nachfolgerin der
Vater und Sohn Eiselen-Stiftung,
verleiht zum zweiten Mal den Justus-von-Liebig-Preis für Welternährung für herausragende Leistungen
im Einsatz gegen Hunger und ländliche Armut. Der deutsche Wissenschaftler Prof. Joachim von Braun
aus Bonn hat den mit 25 000 Euro
dotierten Preis jetzt anlässlich des
World Food Day Colloquiums in
Stuttgart-Hohenheim entgegengenommen.
Von Braun habe durch seine Leistungen in der Agrarforschung zur
Verbesserung der weltweiten Ernährungssicherung und damit zur Verringerung von Armut und Hunger
beigetragen, teilt Gabriela Däumling-Gerhards von der Stiftung fiat
panis mit. In seinen Funktionen als
Generaldirektor des International
Food Policy Research Institute, als
Präsident des International Association of Agricultural Economists und
überdies als führendes Mitglied nationaler und internationaler wissenschaftlicher Beiräte erreichte er aufgrund seiner Fachkenntnisse internationale Anerkennung und rückte
dadurch in den Vordergrund internationaler Politik. Als jetziger Direktor und Professor am Zentrum für
Entwicklungsforschung der Universität Bonn teile er sein Wissen mit
Studenten und jungen Wissenschaftlern und motiviere sie, sich
für die Ernährungssicherung und
für „eine Welt frei von Armut“ einzusetzen.
Heute vor 88 Jahren endete offiziell die Inflationszeit. Ein
Pfund Brot kostete 80 Milliarden, ein Pfund Fleisch 900 Milliarden Mark – und der Bierpreis
lag bei 52 Milliarden Mark. Für
ein Glas wohlgemerkt.
dabei auch eigene Konzepte zur
Verbesserung des Studienerfolgs chinesischer Studierender
entwickeln.
Zurück in China, hört die Arbeit nicht auf. Als „Deutschlandkenner“ beraten die Trainees
Studenten, die an hiesige Hochschulen gehen wollen und sensi-
bilisieren sie für kulturelle Unterschiede.
Die Trainees erhalten für die
Dauer des Programms ein Stipendium von 650 Euro monatlich, einen Gratisplatz in einem
Studentenwohnheim sowie
Mensa-Gutscheine. Die Kosten
trägt die Robert Bosch Stiftung.
Wohnen des Studentenwerks, der
Lin Sun für die Dauer ihres fünfmonatigen Praktikums als Mentor zur
Seite gestellt ist. Die meisten Umzugsanträge gebe es von chinesischen Studenten, die im Wiley untergebracht sind. „Die wollen in
Uni-Nähe wohnen, denn sie sind es
nicht gewohnt, durch die Stadt zu
fahren.“ Auch das Studentenwerk
sieht in Lin Suns Ulm-Aufenthalt
eine Chance, chinesische Studenten besser zu verstehen und Vorurteile abzubauen, sagt Rettweiler.
Siehe Waschmaschinenbetriebsanleitung: „Da ist uns klar geworden,
wir setzen zu viel voraus.“
Apropos Vorurteile: Mit denen ist
auch Lin Sun schon konfrontiert
worden. Nicht nur, weil man sie oft
fragt, ob sie Reis essen möchte, den
sie nicht mag. „Nudeln schmecken
mir besser, und ich liebe deutsche
Wurst.“ Neulich, so erzählt sie, ist
sie von einem Passanten angesprochen worden. „Du kommst aus
China? Da gibt es doch keine Freiheit!“ Mit asiatischer Höflichkeit,
aber bestimmt antwortete sie:
„Ohne Freiheit wäre ich nicht hier.“
15. November 1923 oder: Als das Geld nichts mehr wert war
Grüner Salon
Neu-Ulm. Thema des „Grünen Sa-
lons“ heute, 20 Uhr im Foyer des Augus-Theaters in der Silcherstraße ist
„Neues aus dem Ländle – eine Bilanz
der ersten sechs Monate grün-rote Regierung in Baden-Württemberg“. Der
Ulmer Landtagsabgeordnete Jürgen
Filius berichtet, moderiert wird der
Abend von der Grünen-Bundestagsabgeordneten Ekin Deligöz (Neu-Ulm).
Hopfenzitz gegen S 21
Ulm. Der frühere Stuttgarter Bahnhofsvorsteher Egon Hopfenzitz will
am Mittwoch, 16. November, ab
19 Uhr im DGB-Haus, Weinhof 23, erklären, warum seiner Meinung nach
ein modernisierter Kopfbahnhof besser ist als Stuttgart 21. Hopfenzitz
spricht auf Einladung des Aktionsbündnisses gegen S 21.
Ins Wasser gestürzt
Ulm. Beim Entenfüttern ist eine Rentnerin am vergangenen Sonntag in die
Donau gestürzt. Der Sturz endete
glimpflich für sie, beherzte Zeugen zogen sie an Land. Die 78-Jährige hatte
gegen 14.40 Uhr am Ufer in der Friedrichsau Enten gefüttert. Dabei
rutschte sie auf einer hölzernen Sitzstufe aus. Die Frau verlor das Gleichgewicht und stürzte ins Wasser. Ein
Zeuge holte über Notruf Hilfe, zwei
beherzte Männer eilten zu der Frau,
zogen sie an Land und brachten sie so
in Sicherheit. Der Rettungsdienst untersuchte die 78-Jährige vorsorglich.
Wie sich zeigte, hatte sich die Frau aus
dem Landkreis Neu-Ulm nicht verletzt.
Weihnachtsgewürze
Ulm. Am Donnerstag, 17. November,
findet um 18 Uhr eine Führung über
Weihnachtsgewürze statt. DiplomBiologin Carmen Walter zeigt in den
Tropenhäusern des Botanischen Gartens Ulm, wo unsere Weihnachtsgewürze herkommen, wie die Pflanzen
aussehen und worauf bei Gewürzen
zu achten ist. Anmeldung unter Tel.
(0731) 602 06 01.
RUDI KÜBLER
Ulm. Die Frau gramgebeugt und
weinend, das Kind im kurzen Kleid
und barfuß. Der Mann nimmt beide
tröstend in die Arme. „Trauernde Familie in Dornenhecke mit umlaufender Schrift“ – so wird die Inflationsmedaille von Münzhändlern angeboten. Die umlaufende Schrift: Des
Deutschen Volkes Leidensweg. Auf
der Rückseite ist vermerkt, welche
Beträge damals über die Theke wanderten, beispielsweise 52 Milliarden Euro für ein Glas Bier.
Klaus-Jürgen Karpinski, Sammler von Münzen, Banknoten und Bügeleisen, besitzt eine solche Münze,
die an den 15. November 1923 erinnert. An diesem Tag vor 88 Jahren
endete offiziell die Inflation, die
während des 1. Weltkriegs einsetzte
und sich durch die Reparationsleistungen nach dem Versailler Vertrag
verstärkte. An diesem Tag löste die
Renten- die Papiermark ab.
Die Papiermark? Sie war tonnenweise gedruckt worden in den Monaten zuvor. 30 Papierfabriken waren allein damit beschäftigt, das Papier für die Banknoten zu liefern;
Neu-Ulm. Bei einem Verkehrsunfall
auf der B 28 bei Neu-Ulm sind am Montag drei Menschen verletzt worden.
Alle drei beteiligten Fahrzeuge waren
auf der Bundesstraße gegen 7.25 Uhr
von Senden kommend in Richtung
Neu-Ulm unterwegs, teilt die Polizei
mit. Verkehrsbedingt musste ein
22-jähriger Mann abbremsen. Während ein 33-jähriger Fahrer rechtzeitig halten konnte, gelang dies der
nachfolgenden Fahrerin nicht mehr.
Die 50-Jährige prallte mit ihrem Wagen auf den Pkw des 33-Jährigen und
schob dessen Fahrzeug wiederum auf
den Pkw des 22-Jährigen. Dabei
wurde die Frau schwer verletzt. Ihr
17-jähriger Beifahrer sowie der 33-jährige Fahrer erlitten leichte Verletzungen. An den Fahrzeugen entstand ein
Gesamtschaden von circa 14 000 Euro.
Europas wilde Wälder
Scheine über Scheine – in der Mitte der 100-Milliarden-Schein der Ulmer Maschinenfabrik Eckhardt & Sohn, der noch am letzten Tag der Inflation in Umlauf gebracht wurde. Rechts die Gedenkmünze mit trauernder Familie. Foto: Privat/Rudi Kübler
bei der Staatsdruckerei und 133
Großdruckereien liefen die Maschinen heiß, wie Karpinski sagt. Den
Millionen- folgten die Milliardenund die Billionenwerte. Noch Mitte
November wurde ein Ein-Billiarden-Schein hergestellt, eine Eins
mit 15 Nullen; im Umlauf war dieser
Notgeldschein aber nie.
Der höchste Nominalwert, der in
Ulm gedruckt wurde, ist datiert auf
den 30. Oktober 1923 und stammt
von der Stadt selber: 500 Milliarden
Mark. „Zum Ende hin war ein solcher Betrag am nächsten Tag nur
noch die Hälfte wert“, sagt der Wib-
linger, der in seinem Buch „Ulmer
Papiergeld“ einen Abriss von 1918
bis 1947 gibt und natürlich selber
eine komplette Sammlung Ulmer
Scheine besaß. Doch die ist Vergangenheit, „ich bin 72, da muss man
anfangen mit Aufhören“.
Für Ulmer Geld ist und bleibt er
freilich der Experte. Die Unternehmen brachten Notgeld in Umlauf,
weil Bargeld rar war und sie ja ihre
Arbeiter bezahlen mussten, berichtet Karpinski. Wieland, Eberhardt
oder auch Magirus und Lebrecht gaben die Scheine bei der Druckerei
Dr. Karl Höhn in der Herrenkeller-
gasse in Auftrag. Die Maschinenfabrik Eckhardt & Sohn gab noch am
letzten Tag der Inflation Scheine
über 100 Milliarden Mark aus.
Dann wurde die Rentenmark eingeführt, und der Wert all dieser vielen Scheine war begrenzt – auf den
Heizwert. Selbst am Ofen wurde einem nicht recht warm. Kistenweise
wurden die Scheine am Ende des
Jahres verbrannt, so Karpinski.
Info Das Buch „Ulmer Papiergeld“
kostet 20 Euro und kann direkt bei
Autor Klaus-Jürgen Karpinski, Tel.
(0731) 454 81 bestellt werden.
Ulm. Markus Mauthe zeigt morgen,
Mittwoch, die Multivisionsshow „Europas wilde Wälder“. Er unterstützt
die globale Waldkampagne von
Greenpeace. Die Veranstaltung im Edwin-Scharff-Haus beginnt um 20 Uhr.
Jazz für den guten Zweck
Ulm. Der Inner Wheel Club Ulm, ein
Serviceclub für Frauen, veranstaltet
am Samstag, 19. November, ein Benefizkonzert mit dem Jazzclub Trio Plus.
Der Erlös kommt dem Hospiz zugute.
Das Konzert im Haus der Museumsgesellschaft, Neue Straße 85, beginnt
um 19 Uhr. Karten gibt es nach Anmeldung bei der Club-Präsidentin, E-Mail:
[email protected].