Leitungscodes des ISDN Wie bekannt, lassen sich Digitalsignale durch Umcodierung in einen geeigneten Leitungscode relativ einfach auf die jeweilige Eigenschaft des Übertragungsmediums anpassen. Der Leitungscode ist Teil der Schicht 1 („Bitübertragung“, „Physical Layer“) des „ISO-Referenzmodells“, die unterste der sieben hierarchisch übereinander angeordneten Schichten. TFH / TT4 Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Leitungscodes des ISDN Die Auswahl des geeigneten Leitungscodes wird durch verschiedene Faktoren bestimmt, hierzu gehören: • Robustheit gegen Störungen • Reduktion der Schrittgeschwindigkeit • Redundanz • Gleichstromfreiheit • Hardware-Realisierbarkeit (Stand der Technik) Folgende Leitungscodes werden bei ISDN eingesetzt: • an der S0-Schnittstelle: AMI 1 • an der S2M -, UK2- und V2M-Schnittstelle: HDB3 2 • an der nationalen UK0-Schnittstelle: MMS43 3, ein 4B/3T 4 -Code • an der internationalen UK0-Schnittstelle: 2B/1Q 5 1 Alternate Mark Inversion 3 Modified-Monitorung-State-Code 4B/3T 5 zwei Bit binär, ein Schritt quaternär TFH / TT4 2 High Density Bipolar of order 3 4 vier Bit binär, drei Schritte ternär Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Leitungscodes des ISDN Als Leitungscode für beide Übertragungsrichtungen auf der S0-Schnittstelle wurde der modifizierte AMI-Code (Alternate Mark Inversion) gewählt. Die zwei binären Zustände werden hier mit drei Potentialen (+750 mV, 0 V und -750 mV) dargestellt. Dabei gilt: • die binäre „1“ -> Signal 0 V • die binäre „0“ -> abwechselnd Signal +/- 750 mV (geringer Gleichstrom) Mit Ausnahme der absichtlichen AMI-Codeverletzung für die „Rahmensynchronisation“ dürfen nie zwei Symbole gleicher Polarität (+/- 750 mV) aufeinanderfolgen! TFH / TT4 Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Leitungscodes des ISDN Zur Übertragung der Digitalsignale wird im PCM-30-System der „Leitungscode HDB3“ (High Density Bipolar of order 3, d.h. max. 3 Nullen) verwendet. Der HDB-3-Code ist eine Erweiterung des dreiwertigen (-1, 0, +1) AMI-Codes (Alternate Mark Inversion), bei dem jede zu übertragende „1“ abwechselnd als positives und negatives Signal dargestellt wird. Beim HDB-3-Code wird zusätzlich dafür gesorgt, daß lange Folgen von logischen „0“ vermieden werden. Dies geschieht dadurch, daß jede vierte „0“ als „1“ mit der gleichen Polarität der zuletzt gesendeten „1“ dargestellt wird. Weil dies eine „Verletzung der AMI-Code-Regel“ ist, wird diese speziell dargestellte „0“ als „Verletzungsbit“ („V“ im Bild) bezeichnet. Des weiteren gelten für HDB-3 die Regeln: • ist die Zahl der seit dem letzten „Verletzungsbit“ aufgetretenen „1“ ungerade, so wird eine „4-Bit-Nullfolge“ (0000) als „000V“ dargestellt dies entspricht der o.g. „Verletzungsregel“ des AMI-Codes; • ist die Zahl der seit dem letzten „Verletzungsbit“ aufgetretenen „1“ gerade oder null, so wird eine „4-Bit-Nullfolge“ (0000) als „B00V“ dargestellt. Das B-Bit sorgt wiederum für eine Umpolung und damit für einen geringen Gleichstromanteil bei der Übertragung sowie eine sichere Taktrückgewinnung beim Empfänger! TFH / TT4 Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Leitungscodes des ISDN Übertragung von Digitalsignalen im HDB-3-Code TFH / TT4 Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Leitungscodes des ISDN Bei steigender Frequenz nimmt die Betriebsdämpfung zu und die Nebensprechdämpfung ab. Daher sollte die Bitübertragungsgeschwindigkeit auf eine möglichst niedrige Schrittgeschwindigkeit herabgesetzt werden. Dies kann durch den Einsatz von „Blockcodes“ erreicht werden. Eine große Gruppe von Blockcodes bilden die „4B/3T-Codes“. Bei den „4B/3T-Codes“ werden je 4 Bit in je 3 Ternärzeichen umcodiert, wodurch sich die Schrittgeschwindigkeit um 25% reduziert. Die Brutto-Übertragungsgeschwindigkeit der UK0-Schnittstelle beträgt 2 B-Kanäle (á 64 kbit/s) = 128 kbit/s + 1 D-Kanal = 16 kbit/s + „Synchronisierung“ = 16 kbit/s ______________________________________ Summe = 160 kbit/s, d.h. Schrittgeschwindigkeit = 160 kBd Durch den Einsatz eines „ 4B/3T-Leitungscodes “ wird die Schrittgeschwindigkeit auf der UK0-Schnittstelle von 160 kBd auf 120 kBd gesenkt. TFH / TT4 Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Leitungscodes des ISDN Codetabelle für den MMS43-Code TFH / TT4 Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Leitungscodes des ISDN Der binäre Datenstrom wird in Blöcke zu je 4 Bits (4B) aufgeteilt. Jeder Block wird geschlossen in ein 3-Schritt-Ternärsignal (3T) umgewandelt. Wie das Bild zeigt, verwendet der MMS43-Code vier verschiedene Alphabete (Status 1 .. 4). Die Auswahl der vier Alphabete wurde so gewählt, daß eine gleichstromfreie, ternäre Signalfolge entsteht. Bei jeder Umwertung 4B -> 3T ist in die richtige Tabelle (Status 1 .. 4) zu gehen. Die Auswahl des folgenden Alphabets (FS) hängt vom gerade codierten 3T-Wort ab, das die „laufende digitale Summe“ (RDS) beeinflußt. Das Bild zeigt z.B., wie oberhalb der Linie - hier bleibt die RDS unverändert ! - der „Folgestatus“ (FS) identisch mit dem derzeitigen Alphabet bleibt (es folgt ein Beispiel hierzu). TFH / TT4 Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Leitungscodes des ISDN Beispiel einer 4B/3T-Codierung mit RDS-Überwachung Die „Running Digital Sum“ (RDS) ist die Summe aller vorangegangenen Ternärsymbole „-“, „0“ und „+“ in den Grenzen von -1 (min) bis 4 (max). Der „Statuswert S i+1“ am Ende eines i-ten ternären Blocks ergibt sich aus dem vorangegangenen „Statuswert S i“ und der „Blocksumme“ (BSi) des i-ten Codewortes. Grenzen des Statuswertes S i: S i min = 0, S i max = 3. TFH / TT4 Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Leitungscodes des ISDN Wie sich aus der nebenstehenden Codetabelle entnehmen läßt, entstehen Blocksummen von • BS = 0 (z.B. bei „0 - +“) • BS = -1 (z.B. bei „- - +“) • BS = -2 (z.B. bei „ - 0 -“) • BS = -3 (bei „ - - -“) • BS = +1 (z.B. bei „0 + 0“) • BS = +2 (z.B. bei „- + +“) • BS = +3 (bei „+ + +“) Anzahl der unterschiedlichen Wörter 6 6 3 1 6 3 1 _____ Blocksumme BS = 0 = +1 = +2 =-3 =-1 =-2 = +3 26 TFH / TT4 Dipl.-Ing. Jürgen Schröter
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