Wie schwierig ist der Umgang in den erzieherischen Hilfen - KVJS

Wie schwierig ist der Umgang in den erzieherischen Hilfen mit pädagogisch besonders forderndem
Verhalten von Kindern und Jugendlichen?
- Tagungsbericht Donnerstag, 20. März 2014
Der Leiter des KVJS-Landesjugendamtes, Herr Roland Kaiser, eröffnete
die Fachtagung, an der rund 160 Einrichtungsleiterinnen und Einrichtungsleiter aus BadenWürttemberg teilnahmen, mit einem Überblick über die aktuellen Themen und Aufgabenfelder des
Landesjugendamtes.
Herr Dr. Jürgen Strohmaier führte im Anschluss in das diesjährige Tagungsthema ein, mit Blick auf die pädagogischen Interaktionen im Kontext von Macht-Ohnmacht,
besondere Beziehungsdynamiken und systemimmanente Risiken in der Jugendhilfe.
Herr PD Dr. Menno Baumann, Universität Oldenburg, Jugendhilfeträger Leinerstift
e.V., Großefehn veranschaulichte in seinem Impulsreferat sehr praxisnah das Verhalten der jungen
Menschen als Überlebensstrategie einer Kindheit mit verdichteten Risikofaktoren und Brüchigkeit
der Biographie. Unter der Prämisse, dass „zu einem Systemsprenger auch immer ein System gehört, das sich sprengen lässt“, verdeutlichte er, wie elementar das Fall-verstehen und die Frage der
Indikation ist. Das „schwierige Verhalten“ sei Ausdruck individueller Lebensthemen und erfordere
unterschiedliche Handlungskonsequenzen der Helfer.
Auch im zweiten Impulsreferat wurde deutlich, dass Settings, die sich
zwischen sicher und riskant bewegen, „Risiko-Allianzen“ zwischen Jugendamt und freiem Träger
und die Verteilung der Verantwortung auf mehrere Schultern erfordern.
Herr Prof. Dr. Mathias Schwabe, Evang. Hochschule Berlin, Evang. Kinderheim
Jugendhilfe Herne & Wanne Eickel stellte dazu Praxisbeispiele „querbeet durch Deutschland“ vor:
Von sozialraumorientierten, „heimaterhaltenden Hilfen“, die an sogenannte gute Orte und Menschen vor Ort anknüpfen und Eltern wieder in die Verantwortung bringen, bis hin zu zeitweiligen
Trennungen, die einen Neuanfang ermöglichen sollen.
Im dritten Referat dieser Tagung stellte Frau Dr med. Isabel Böge,
KJPP des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg, Ravensburg-Weissenau komplexe Faktoren,
die zur Entstehung der Störung des Sozialverhaltens zusammenwirken, und verschiedene Therapieansätze der Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie vor. Aus den berichteten Erfahrungen des Stationsalltags werden auch die Herausforderungen und Schwierigkeiten in der Übertragbarkeit des auf der Station erlernten außerhalb der Therapie auf das „normale Umfeld“ deutlich.
„Was macht eine flexible und verbindliche Zusammenarbeit in komplexen Fällen aus“ wurde am Nachmittag in einem moderierten Diskussionsforum von Frau Claudia
Obele, Evang. Jugendhilfe Hochdorf, Remseck a.N. und Herrn Roland Stäb vom Kreisjugendamt
Ludwigsburg anhand des Kooperationsverbundes im Kreis Ludwigsburg vorgestellt. Dabei wurde
aufgezeigt, dass eine gelingende Kooperationskultur (auch) außerhalb von Krisen entwickelt und
gepflegt werden muss.
Im zweiten Diskussionsforum wurden verschiedene Aspekte zu Konzepten und Lösungsmöglichkeiten zwischen öffentlichen (Frau Myriam Feldhaus, Jugendamt Stadt Heidelberg und Herrn Reinhard
Glatzel, Kreisjugendamt Reutlingen) und freien Trägern (Herrn Michael Weinmann, Waldhaus Jugendhilfe, Hildrizhausen und Herrn Michael Weiss, Jugendeinrichtung Schloss Stutensee) ausgetauscht. Neben fachlich-pädagogischen Fragestellungen wurde auch die rechtliche und finanzielle
Rahmung unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert.
Die fachliche Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen für Erziehungshilfe in BadenWürttemberg und die Positionierung von Ligavertretern, mit der sich die Kommission in diesem
Jahr auseinandersetzen wird, wurde von Herrn Roland Berner (DPWV) und Herrn Martin Adam
(VPK) vorgestellt. Die Voraussetzungen für die Regelbetreuung seien nicht mehr ausreichend und
damit seien auch erhöhte Anforderungen an die Jugendhilfe ohne Verbesserung der Rahmenbedingungen nicht zu bewältigen. Herr Dr. Jürgen Strohmaier stellte dazu den aktuellen Diskussionsprozess aus der Kommission Kinder- und Jugendhilfe B-W und die weiteren Schritte dar.
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Freitag, 21. März 2014
Nach einem Rückblick auf den ersten Tag und aktuellen Informationen aus dem KVJSLandesjugendamt zur Aufsicht und Betriebserlaubnis stellten Herr Heinz Müller, Institut für sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH Mainz und Herr Prof. Dr. Rainer Treptow, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Tübingen die Idee und das Forschungsdesign des KVJSForschungsvorhabens „Beteiligung leben – Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren in Einrichtungen
der Heimerziehung und sonstigen betreuten Wohnformen in Baden-Württemberg“ vor. Dazu gehört
auch, dass bereits im Prozess der Forschung Beteiligung zu aktivieren und für die Praxis implementierbare Ergebnisse und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, in den Blick genommen werden.
Mit einer kurzen Zusammenfassung von Herrn Dr. Strohmaier und der Verabschiedung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Herrn Kaiser endete die Tagung.
Die nächste Jahrestagung für Träger, Leiterinnen und Leiter von Einrichtungen und sonstigen betreuten Wohnformen der Hilfen zur Erziehung findet am 25. und 26. März 2015 im KVJSTagungszentrum in Herrenberg-Gültstein statt.
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