„Könnten wie Phönix aus der Asche auferstehen“ - Dangast entwickeln

Neue Vision für Dangast: Kuranlage Deichhörn verkaufen und Neuanfang am Quellbad
Dangast. Wenn an diesem
Freitag, 16. März, die Mitglieder des Kurvereins Dangast zur
Hauptversammlung zusammenkommen (also nach Redaktionsschluss für diese Ausgabe),
dürften Vereinsregularien wie
Kassenbericht oder die Anpassung der Beiträge nur am Rande
eine Rolle spielen – im Mittelpunkt des Abends wird vielmehr
das eine Thema stehen, das seit
Wochen in Dangast mal mehr,
mal weniger hinter vorgehaltener Hand diskutiert worden
ist: Gibt es Pläne, das Gelände
der Deichhörn-Kuranlage nebst
Grünfläche und Minigolfplatz zu
verkaufen, um dort einem Investor den Bau einer kombinierten
Hotel-/Ferienwohnungsanlage
zu ermöglichen?
„Den Klotz loswerden“: Die Kuranlage Deichhörn in Dangast.
Alles in allem erstreckt sich die städtische Fläche auf rund
6,5 Hektar. Foto: Michael Tietz
ches Projekt eine Investition in
Millionenhöhe, auch nach Abzug etwaiger Fördermittel und
Zuschüsse etwa durch den
Deichband. Denn der müsste
den Deich in Dangast ohnehin in
absehbarer Zeit in Angriff nehmen. Seitens der Verwaltung ist
man optimistisch, durch einen
Verkauf des Grundstücks entsprechende Mittel in die Hand
zu bekommen.
„Diese Ideen müssten, sofern es Zustimmung der Gremien gibt, nunmal irgendwie
finanziert werden. Und wir haben mit dem Gelände rund um
Deichhörn einen Edelstein, der
uns doch viele Möglichkeiten
eröffnen kann“, so Taddigs, „natürlich müsste ein Ertragswert
zunächst gründlich ermittelt
werden.“
Bis zu vier Hektar
wären bebaubar
Wie aber könnte eine Vermarktung des Grundstücks aussehen? „Wir haben in Zusammenarbeit mit dem städtischen
Planungsamt Überlegungen angestellt und ein grobes Raster
über die Fläche gelegt. Danach
stehen grundsätzlich vier Hektar für eine Bebauung zur Verfügung.“ Auf diesen vier Hektar
könnte „zum Beispiel“, wie der
Kurdirektor betont, eine kombinierte Appartement-/Hotelanlage entstehen, mit bis zu 220
Einheiten und 60 Zimmern im
Haupthaus. „Das ist eine Überlegung, wie eine Investition aussehen könnte, mehr vorläufig
nicht“, betont der Kurdirektor.
Er sei sich mit dem Bürgermeister und dem Ersten Stadtrat als Betriebsleiter einig, dass
man „das Heft des touristischen
Handelns“ städtischerseits in
der Hand behalten sollte, derzeit
sei man nahezu handlungsunfähig. Weiterhin den Mangel verwalten oder eine zukunftsweisende Entwicklung anstoßen –
vor dieser Entscheidung stehe
die Politik laut Taddigs nun.
Was auch immer letztlich Gegenstand der Planungen werde,
einige Punkte seien aus Sicht
Helmut Sauer, Vorsitzender
des Dangaster Kurvereins, hat
ebenfalls bereits von den Plänen gehört. Er weiß auch, dass
die Wellen im Dorf hoch schlagen. „Grundsätzlich sollte man
über diese Ideen nachdenken“,
so Sauer, „das kann eine Chance, aber auch ein Risiko sein“.
Im Vereinsvorstand habe man
bislang noch keine eindeutige
Haltung gefunden, es sei der
Wille da, „die Überlegungen
kritisch, aber konstruktiv zu begleiten“, versicherte Sauer vor
der Hauptversammlung: „Wir
stehen ja noch ganz am Anfang,
nun müssen wir uns erstmal informieren.“ (tz)
FRIEBO Nr. 11/2012
kurs halten wolle, so Taddigs.
Insgesamt ist die Fläche der
Kurverwaltung, Anlage Deichhörn, Spielplatz, Grünflächen
und Minigolfplatz eingeschlossen, rund sechseinhalb Hektar
groß. Sie reicht vom Tennisplatz
Schon im Februar war im „An der Gast“ bis zur Deichlinie
Betriebsausschuss des städ- kurz vor dem Quellbad.
tischen Eigenbetriebes Kurverwaltung Dangast diese Frage Wellness-Etage und
gestellt worden. Es gebe Gerüchte, dass eine Anlage mit bis Weltnaturerbe-Portal?
zu 220 Wohneinheiten Gegen„Die Überlegungen für den
stand derzeitiger Überlegungen Verkauf dieser Fläche resultiesei. Verneint wurde das damals ren doch aus den Sachzwänweder von Kurdirektor Johann gen und stehen auch mit allen
Taddigs noch vom Betriebslei- diesbezüglichen Gutachten der
ter, dem Ersten Stadtrat Dirk letzten Jahre in Einklang“, so
Heise: „Es gibt gewisse Ideen“, Taddigs: „Die Kuranlage kostet
so Heise damals, mehr wolle uns heute rund 400.000 Euro
man dazu in öffentlicher Sitzung jährlich an bloßer Unterhaltung,
zum gegenwärtigen Zeitpunkt dringend notwendige Investinicht sagen. Grundsätzlich ste- tionen noch unberücksichtigt.
he man den Fraktionen des Ra- Das ist aus unserer Sicht nicht
tes aber für Gespräche stets zur mehr hinnehmbar. Wir müssen
Verfügung, so Dirk Heise am 16. den zu schweren Klotz Deichhörn loswerden, um an anderer
Februar.
So wurde in den vergangenen Stelle ein kompaktes, innovaWochen immer wieder speku- tives und zeitgemäßes Angebot
liert, was denn wohl dran ist, schaffen zu können. “
Konkret bedeutet das: Zuan den Plänen zum Verkauf der
Kuranlage und für den Bau einer nächst soll das Quellbad gesiHotelanlage. So mancher Dan- chert, die Hauptdeichlinie vor
gaster war offenkundig bereits die Einrichtung verlegt werden.
ziemlich in Rage ob der Gerüch- Danach soll das Bad nach Vorte, nicht wenige sehen einmal stellung des Kurdirektors aufmehr den besonderen Charme gewertet werden, etwa um eine
Sauna-/Wellnessetage, idealerdes Nordseebades in Gefahr.
weise mit freiem Blick auf den
Der Friebo hat zwei Tage vor Jadebusen. Ferner gelte es, Ander Kurvereinssitzung bei Kurdi- gebot und Service der Touristrektor Johann Taddigs nachge- Info, derzeit im DanGastHaus
fragt, was denn nun Sache ist. ansässig, dorthin zu verlagern,
Und der bestätigte, dass es wo der Gast dies erwarte: Mögdurchaus Überlegungen für die lichst am Strand und in der Nähe
Vermarktung des Deichhörn- des Bades. Auch die „ZugangsGeländes gibt. Das sei indessen situation“ zu Strand und Bad
nichts Neues: Seit Aufnahme möchte der Kurdirektor verder Arbeit in Dangast habe er bessern. Alles in allem könnte
darauf hingewiesen, dass die er sich ein neues FremdenverAnlage in ihrer jetzigen Form kehrszentrum am Standort des
überdimensioniert und nicht Quellbades gut vorstellen, aufmehr zeitgemäß sei und unter gewertet möglicherweise durch
wirtschaftlichen Aspekten keine eine wetterunabhängige SpielZukunft habe. Die Vermarktung möglichkeit und einen ganz neu
des Grundstücks – zumindest konzeptionierten Zugang zum
ein entsprechender Versuch – Strand und zum Jadebusen –
sei zwangsläufig der nächste Stichwort „WeltnaturerbeporSchritt, wenn man den einge- tal“.
schlagenen
KonsolidierungsNotwendig wäre für ein sol-
der Verwaltung nicht verhandelbar: „Die öffentlichen Überwegungsachsen Nord-Süd und
Ost-West müssen erhalten bleiben, die Gebäudehöhen werden sich an den bisher üblichen
Dimensionen orientieren und
außerdem soll eine Grünfläche
für die Allgemeinheit zugänglich
bleiben.“
Dass es gegen diese Planung
im Ort Widerstand geben würde,
sei ihm stets bewusst gewesen,
sagt Johann Taddigs: „Wir wollen jetzt Überzeugungsarbeit
leisten. Dieses Projekt, sollte es
angeschoben werden, ist in gewisser Weise ein Dammbruch.
Gemeinsam sollten wir dafür
Sorge tragen, das Ganze in die
richtige Richtung zu leiten.“
So gelte es natürlich, bei den
Verhandlungen mit potenziellen
Investoren und Betreibern genau auf das angestrebte Angebot zu schauen: „Wir können in
Dangast durchaus einen Betrieb
gebrauchen, der die ReisebüroSchiene bedient, daran fehlt es
bislang.“ Wir haben in Dangast
derzeit rund 3.000 Betten und
gut 550.000 Übernachtungen
jährlich. Beide Zahlen ließen
sich unter Umständen um bis
zu ein Drittel steigern“, rechnet
Taddigs vor, das würde einen
neuen Markt erschließen und
zusätzliche
Wertschöpfung
nach Dangast, nach Varel bringen.
„Wir könnten mit einem Verkauf des Geländes hier die Zelte
abbrechen und an anderer Stelle wie Phönix aus der Asche
wieder auferstehen“, fasst Johann Taddigs zusammen, „die
Chance besteht, ob sie genutzt
werden soll, muss die Politik
entscheiden. Es würde der Kurverwaltung nach meiner Überzeugung die Möglichkeit geben,
die Leistungen und Angebote
wieder vornehmlich an den Bedürfnissen der Gäste auszurichten, statt wie derzeit ausschließlich an betriebswirtschaftlichen
Notwendigkeiten.“
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„Könnten wie Phönix aus der Asche auferstehen“
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