Die Rennreiterin Brigitte Renk hat in der Schweiz alles gewonnen

Brigitte Renk (Bildmitte) bei
einem ihrer zahlreichen Siege.
Auf dem Hengst Lorzane verweist sie in Cagnes-sur-Mer ihre
männlichen Konkurrenten nach
einem packenden Endkampf
auf die Ehrenplätze.
Die Rennreiterin Brigitte Renk
hat in der Schweiz alles gewonnen,
was es zu gewinnen gibt. Seit
einem Jahr wohnt sie in Frankreich
und sorgt dort als Jockey und
Rennpferdetrainerin für Furore.
Eine Frau setzt
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Pferderennsport
sich durch
foto: André Viguier
Championne Brigitte Renk
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Pferderennsport
Championne Brigitte Renk
Brigitte Renk
kümmert sich in
St-Léonard mit
grosser Hingabe um
die ihr anvertrauten
vierbeinigen
Spitzenathleten.
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fotos: Karl-Heinz Hug
Marco Steinmann
R
iesige Laubwälder,
sattgrüne Wiesen,
hübsche Steinhäuser und durchtrainierte Rennpferde
beherrschen das Bild von
St-Léonard. Die Hektik und
das Chaos der keine 50 Kilometer entfernten Millionenmetropole Paris haben hier
keinen Platz. Das gefällt der
40-jährigen Aargauerin Brigitte Renk. Die Rennpferdetrainerin und Berufsrennreiterin hat im kleinen Dorf
nördlich der französischen
Hauptstadt ihre zweite Heimat gefunden: «St-Léonard
ist für mich und die von mir
betreuten 14 Vollblüter ein
Paradies, bietet es doch inmitten einer einmaligen Naturidylle ausgezeichnete Trainingsbedingungen.»
Ihr stehen dort unzählige, kilometerlange und hervorragend präparierte Sand- und
Graspisten zur Vorbereitung
der Rennpferde zur Verfü-
gung. «Die Errichtung einer
solchen Infrastruktur wäre in
der Schweiz mit ihren beschränkten Platzverhältnissen
gar nicht möglich», sagt Renk
mit Nachdruck.
Den französischen Pferde-
rennsportfans, im Volksmund
«turfistes» genannt, ist Renk
nicht erst seit ihrer Ankunft in
St-Léonard im Juli 2006 ein
Begriff. Die Weltmeisterin der
Amateur-Rennreiterinnen des
Fortsetzung auf Seite 17.
Alles dreht sich um Pferde:
Brigitte Renk bei der
Lieblingslektüre im Bistro
L’étrier (auf Deutsch: der
Steigbügel) in Chantilly.
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PferderennsPort
FotoS: KARL-HEinz Hug
Championne Brigitte Renk
Brigitte Renk
beim Training von
Conti Jet auf
einer Sandpiste
im Wald von
St-Léonard.
Fortsetzung von Seite 15.
Jahres 1998 unternahm
bereits von der Schweiz
aus regelmässig erfolgreiche Abstecher auf eine
der vielen Rennbahnen
Frankreichs. Dabei ritt sie
meist die Pferde ihres Vaters Dölf Renk. Wie etwa
top Way, den sie 1999 auf
dem Vorzeige-Hippodrom
Longchamp in Paris zu
einem vielbeachteten Sieg
in einem mit rund 100 000
Franken Preisgeld dotierten
Flachrennen führte. Mittlerweile ist top Way mit
dem für ein aktives Rennpferd sehr hohen Alter von
13 Jahren der Senior im
Stall. noch heute bezeichnet die diplomierte Liegen-
traininGsZentrUM cHantiLLY
Mekka des Pferderennsports
St-Léonard, das Domizil von Brigitte Renk,
ist dem trainingszentrum von Chantilly
angegliedert. Chantilly ist neben dem
englischen newmarket das grösste trainingszentrum Europas für galopprennpferde. Der grösste teil der in Chantilly
und umgebung stationierten Vollblüter
wird für sogenannte Flachrennen vorbereitet. in diesen legen die Rennpferde auf einer Bahn ohne Hindernisse und mit einem
Jockey im Sattel je nach Ausschreibung
des Rennens eine Distanz zwischen 900
und 4000 Metern zurück.
im trainingszentrum, welches sich über
eine Fläche von 1900 Hektaren erstreckt,
werden von über 100 Berufstrainern rund
2600 galopper trainiert. Auf der Rennbahn
im Herzen des schmucken Städtchens
Chantilly werden jeweils im Juni der Prix
du Jockey Club und der Prix de Diane, zwei
schaftsverwalterin, die das
Reiten und trainieren von
Rennpferden vor acht Jahren zu ihrem Beruf machte,
jenen triumph auf ihrem
Lieblingspferd als einen
der schönsten Momente:
«ich bekam regelrecht
Hühnerhaut, weil top Way
begriff, welch grosse Leistung er erbracht hatte. Danach stolzierte er während
einer Woche herum wie ein
König.»
Wegen ihres klar ersicht-
Die Rennbahn grenzt unmittelbar an das
Gelände des Schlosses von Chantilly.
der absoluten Höhepunkte der französischen turfsaison, ausgetragen.
Dank der Pferderennen, einem gut erhaltenen Schloss aus dem 18. Jahrhundert
und einem Pferdemuseum mit Live-Vorstellungen ist Chantilly seit Jahrzehnten eine
beliebte Ausflugsdestination. infos:
www.chantilly-tourisme.com
lichen talents blieb es jedoch nicht nur bei Erfolgserlebnissen auf Pferden
der eigenen Familie. immer wieder wurde sie auch
von französischen trainern
angefragt, ob sie von ihnen
betreute, zum engsten Favoritenkreis
gehörende
Starter reiten möchte. in
den allermeisten Fällen
nutzte Renk die ihr gebotene Chance und setzte sich
gegen die vorwiegend
männliche Konkurrenz hervorragend in Szene.
Was sich jedoch in den
Monaten nach ihrer Emigration ins westliche nachbarland abspielte, war auch
Fortsetzung auf Seite 19.
CooPzEitung nR. 31 – 31. JuLi 2007
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PferderennsPort
volle tipps und Ratschläge.
Meinen Reitstil und das
taktische gespür habe ich
sicher zu einem grossen
teil von ihm.»
der eigentliche grund
Brigitte Renk beim aufmerksamen Studium der Konkurrenz.
Fortsetzung von Seite 17.
für die sieggewohnte Renk
einzigartig. Erfolg reihte
sich an Erfolg. Die Statistiken des vergangenen Jahres sprechen Klartext: Als
Jockey sass sie in Frankreich in 97 Rennen auf 47
verschiedenen Pferden, erzielte 17 Siege und beendete 42 Rennen auf den
ebenfalls geldberechtigten
Rängen zwei bis fünf. Die
von ihr gerittenen Pferde
gewannen für ihre Besitzer
weit über 650 000 Schweizer Franken. und auch die
Ausbeute als trainerin ist
mehr als beeindruckend:
Mit der für französische
Verhältnisse überaus be-
scheidenen Anzahl von 10
Pferden, die allesamt in
den Farben ihres Vaters
Dölf liefen, erzielte Renk
zehn Siege und ein Preisgeld von nicht weniger als
465 000 Franken. nebenbei gewann sie noch die
erstmals
ausgetragene
Meisterschaft für weibliche
Berufsrennreiterinnen und
der von ihr vorbereitete
Magadino entschied die
lukrative Rennserie «Le
Défi du galop» für sich. im
Februar 2007 feierte sie
zudem den 300. Sieg ihrer
Karriere als Rennreiterin.
nur einer liegt in der
Schweizer Bestenliste vor
ihr: Dölf Renk, der es von
1956 bis 1989 auf 433
Erfolge im Sattel brachte
und als einer der weltweit
besten Amateur-Rennreiter
aller zeiten gilt.
schon früh profitierte
die tochter, welche bereits
im Alter von 17 Jahren ihr
erstes Rennen ritt, vom
grossen Können und Wissen ihres Vaters: «Er war
stets mein Vorbild und gibt
mir noch heute viele wert-
Nach getaner
Arbeit auf der
Treppe des im
letzten Herbst
in St-Léonard
erworbenen Einfamilienhauses.
des letztjährigen Siegeszuges war die Flucht vor
den aggressiven zecken
ihres angestammten trainingsreviers Hasenberg am
Mutschellen. immer wieder
fielen nämlich ihre hochkarätigen Vollblüter nach zeckenbissen in ein Leistungsloch
und
litten
teilweise gar unter gleichgewichtsstörungen. Als es
dann im April 2006 auch
Renk selber erwischte und
sie während Monaten unter
Krämpfen sowie starker Ermüdung litt, fiel der Entscheid zum Auswandern
nach Frankreich. ins Land,
wo der Pferderennsport eine ungleich grössere Rolle
als in der Schweiz spielt.
Wo eine ausschliesslich
diesem thema gewidmete
tageszeitung erscheint, es
einen spezialisierten Fernsehkanal gibt und wo täglich mit Pferdewetten Millionen umgesetzt werden.
nicht zuletzt wegen eines
im Frühling erlittenen
Bruchs des Fussgelenks
verlief die laufende Saison
bisher etwas harziger als
gewohnt. Davon lässt sich
die Kämpferin, deren Karriere 1991 nach einem
schweren Sturz in Fehraltorf an einem Faden hing,
jedoch nicht unterkriegen.
Der mit dem ehemaligen
Skirennfahrer und Lauberhornsieger toni Bürgler
liierten Spitzensportlerin
liegen die Pferde sowieso
mehr am Herzen als der
glamour der Rennbahn:
«Mir machen nicht nur
Siege Freude. ich bin auch
total happy, wenn mein
Pferd im Rahmen seiner
Möglichkeiten das Beste
aus sich herausholt.»
FotoS: KARL-HEinz Hug, SWiSS-iMAgE.CH
Championne Brigitte Renk
tUrf in der scHWeiZ
ein fest für die
ganze familie
Hierzulande gibt es elf Rennbahnen, auf denen abwechslungsweise und meist an
Sonntagen Flach-, trab- und
Hindernisrennen stattfinden.
Pferderennen sind oft Volksfeste und locken tausende von
zuschauern an. Sie bieten beste unterhaltung für die ganze
Familie. nicht selten gehören
Ponyreiten sowie die bei gross
und Klein beliebten Ponyrennen zum Rahmenprogramm.
Wer sein glück am Wettschalter versuchen möchte, kann bereits ab einem Mindesteinsatz
von zwei Franken mit dem persönlichen Favoriten mitfiebern.
Der nächste termin für turffans, welche Brigitte Renk in
Aktion sehen möchten, ist der
1. august in avenches. Start
des ersten Rennens ist um
11.30 uhr, um 16.50 uhr gelangt das elfte und letzte Rennen zur Austragung. Höhepunkt
ist das mit 30 000 Franken dotierte Flachrennen um den gP
d’Avenches (15.00 uhr).
in der Deutschschweiz geht es
nach einer Sommerpause am
19. august in Zürich-dielsdorf
weiter. Danach folgen Luzern
(26. august/2. september), aarau (9. september), dielsdorf
(23. september), aarau
(30. september), dielsdorf
(7. oktober; mit speziellem Programm für Kinder) und Maienfeld (Bild oben; 14./21. oktober). Den Abschluss der
Deutschschweizer turfsaison
bilden die Rennen in frauenfeld am 28. oktober 2007.
Weitere infos: www.horseracing.ch
www.iena.ch
CooPzEitung nR. 31 – 31. JuLi 2007
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