Was hält die regionale Wirtschaft von den Absolventen der allgemein bildenden Schulen? Ergebnisse einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen im Juli 2007 Die IHK Siegen befragte im Juni die Ausbildungsbetriebe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Insgesamt nahmen 180 Unternehmen an der Befragung teil. Mehrheitlich waren es Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, die auf die Befragung antworteten. In weiten Teilen glich das Befragungs-Design den Erhebungen, die die IHK bereits in den Jahren 2001 und 2004 durchführte. Bei der Befragung standen zwei handlungsleitende Zielsetzungen im Vordergrund. Zum Einen ging es darum, die Einschätzung der Unternehmen über die Eingangsqualifikation der Schulabsolventen allgemein bildender Schulen in den Kreisen SiegenWittgenstein und Olpe in Erfahrung zu bringen. Zum Anderen sollten Informationen darüber gewonnen werden, ob (und falls ja: in welche Richtung) sich die Einstellungen der Unternehmen den Schulabgängern gegenüber in den vergangenen sechs Jahren veränderten. Nachstehend werden die Umfrageergebnisse in gestraffter Form zusammen gefasst. 1. Für kaufmännische Berufe am liebsten Realschüler Unternehmen bevorzugen bei der Besetzung kaufmännischer Lehrstellen nach wie vor eindeutig Realschüler. Die Absolventen dieser Schulform wurden von 64 % der befragten Unternehmen mit Abstand auf den ersten Platz gesetzt (Mehrfachnennungen waren möglich). Es folgten die Abiturienten (48 %) vor den für die Besetzung im kaufmännischen Bereich doch bereits gegenüber den Realschülern deutlich abgeschlagenen Absolventen der Hauptschulen (28 %). Allerdings schätzen die Unternehmen die Hauptschulabsolventen positiver ein als noch vor 3 Jahren. 2004 gaben lediglich 14 % der befragten Unternehmen an, bei der Besetzung von kaufmännischen Ausbildungsstellen Hauptschüler zu bevorzugen. Andererseits gaben etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen an, für kaufmännische Berufe keine oder nur sehr ungern Bewerberinnen und Bewerber mit Hauptschulabschluss einzustellen (2004: 60 %!). Offenbar holen die Hauptschulen auf, wenn auch von einem ausgesprochen niedrigen Sockel aus. 2. Hauptschüler haben in gewerblich-technischen Berufen deutlich bessere Chancen Zwar gaben 56 % der befragten Unternehmen an, bei der Besetzung gewerblich-technischer Lehrstellen Bewerber mit Realschulabschluss zu bevorzugen. Dennoch scheinen auch hier die Absolventen der Hauptschulen für die Besetzung dieser Lehrstellen weiter an Terrain zu gewinnen. Immerhin gaben 51 % der befragten Firmen in beiden Kreisen an, bei der Besetzung gewerblich-technischer Ausbildungsplätze Absolventen von Hauptschulen bevorzugt in die engere Wahl zu ziehen, immerhin eine Steigerung von 5 % gegenüber dem Wert der Befragung aus dem Jahre 2004. Auch hier scheint sich in der Tendenz abzuzeichnen, dass die Schulform Hauptschule mittlerweile wieder leicht an Reputation gewonnen hat. Hierin könnte auch ein erstes Indiz dafür zu erkennen sein, dass die Unternehmen angesichts des demografischen Wandels wieder stärker auf die Absolventen dieser Schulform zurück greifen. Bei den Abiturienten ergab sich das erwartete Bild. Werden sie von rund der Hälfte aller Unternehmen bevorzugt für kaufmännische Ausbildungsstellen im Betracht gezogen, konnten sich lediglich 20 % vorstellen, Absolventen dieser Schulform für eine gewerblich-technische Lehre ernsthaft in Betracht zu ziehen. Deprimierend ist nach wie vor die Perspektive für Personen, die lediglich den allgemeinen Hauptschulabschluss nach Klasse 9 erreichen. Sie haben überhaupt keine Chance, eine kaufmännische Lehrstelle zu erreichen. Und auch in gewerblich-technischen Berufen sieht das Bild für diese Personengruppe sehr düster aus. Lediglich jedes zwölfte Unternehmen gab an, eine solche Bewerbung möglicherweise zu berücksichtigen. In dieser Personengruppe schlummert mittel- und langfristig das mit Abstand größte gesellschaftspolitische Problem. Anders formuliert: Dieser Bildungsabschluss führt nahezu zwangsläufig in eine perspektivlose BeschäftigungsSackgasse. 3. Die Unternehmensanforderungen steigen 48 % der befragten Unternehmen gaben an, an die Bewerber für eine Lehrstelle heute höhere Anforderungen zu stellen als vor einigen Jahren (2004: 48 %). 47 % sahen in ihrem Einstellungsverhalten keinerlei Veränderung (2004: 48 %). 5 % der Unternehmen gaben auf diese Frage an, ihre Anforderungen in etwa konstant gehalten zu haben. Die Umfrageergebnisse weisen in diesem Bereich eine erstaunliche Konstanz auf. In der Tendenz ist seit Jahren eine eindeutige Zweiteilung beobachtbar. Die Hälfte der Ausbildungsbetriebe gibt an, (zum Teil deutlich) steigende Anforderungen an die Bewerber zu richten, die andere Hälfte erklärt ihr Anforderungsprofil als nahezu konstant. Tendenziell führt dieser Befund dazu, dass schwach eingeschätzte Bildungsabschlüsse der Schüler auf Dauer erhebliche Probleme bereiten, wenn der Übergang von der Schule in das Berufsleben über eine betriebliche Lehrstelle sichergestellt werden soll. Hiervon sind nach wie vor in erster Linie schwache Hauptschüler und Förderschüler betroffen. 4. Bei Mathe und Deutsch die erwarteten Ergebnisse Die Unternehmen wurden darauf hin befragt, in wie weit sich die Qualifikationen der Bewerber von allgemein bildenden Schulen in den letzten Jahren verändert haben. Sie konnten dabei angeben, ob sich die Qualifikationen verbesserten, verschlechterten oder ob sie gleich blieben. Hierbei wurden insgesamt fünf Qualifikationsbereiche vorgegeben (Mathematik, Fremdsprachen, Naturwissenschaften, Deutsch, Sozial- und Wirtschaftskunde). Mehrfachnennungen waren auch hier zulässig. Die Ergebnisse: - 10 % der befragten Unternehmen gaben grundsätzlich an, die Eingangsqualifikation der Bewerber von allgemein bildenden Schulen hätten sich in den letzten Jahren verbessert (2004: 8 %) – eine leichte Steigerung. - 20 % (2004: 21 %) meinten, die Eingangsqualifikationen seien gleich geblieben. - Dem gegenüber gaben 70 % der befragten Unternehmen an, die Eingangsqualifikationen hätten sich verschlechtert. - 125 Unternehmen meinten, die Mathematikkenntnisse seien schlechter als in früheren Jahren. Nur 2 Unternehmen machten hier Verbesserungen aus. - 112 Unternehmen konstatierten Verschlechterungen im Fach Deutsch, während nur 5 Unternehmen der Auffassung waren, hier hätten sich die Kenntnisse der Bewerber verbessert. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass insbesondere die Deutsch- und Mathematikkenntnisse nahezu ebenso schlecht beurteilt werden wie vor drei Jahren. Hier ist nach wie vor dringender Handlungsbedarf gegeben. 5. „Zwar teamfähig und neugierig, aber unselbständiger, beliebiger, weniger ausdauernd als in früheren Jahren, zudem deutlich schlechtere Umgangsformen“ Auf diese Kurzformel könnte man den Befund der Befragungsergebnisse bezogen auf das Sozialverhalten und die Wertvorstellungen der Bewerber bringen. Die IHK fragte hier nach Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Selbständigkeit, Leistungsbereitschaft sowie der Bereitschaft, neues Wissen zu erlernen. Zugleich wurde gefragt, ob die jungen Leute aus Sicht der Unernehmen heute einer Lehre beliebiger oder ernsthafter gegenüber stehen, sie weniger oder mehr Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild legen, sie größeres oder geringeres Durchhaltevermögen aufweisen und über bessere oder schlechtere Umgangsformen als früher verfügen. Interessante Differenzierungen waren bei diesen Befragungsergebnissen festzustellen: Nach wie vor werden den jungen Menschen hinsichtlich der Teamfähigkeit überwiegend gute Noten gegeben. Der Saldo aus positiven und negativen Angaben liegt hier bei + 61. Dies ist ein guter Wert, allerdings mit sinkender Tendenz (2001: + 96, 2004: + 78). Positiv ebenfalls das Urteil der Unternehmen, was die Bereitschaft angeht, neues Wissen zu erlernen. Hier liegt der Saldo bei + 34, immerhin etwas besser als 2004 (+ 26), jedoch noch nicht auf dem Wert von 2001 (+ 72). Nach wie vor mangelt es den jungen Menschen aus Sicht der Unternehmen an Konfliktfähigkeit. Hier betrug der Saldo aus negativen und positiven Wertungen – 41. Dies entsprach fast exakt den Ergebnissen der Untersuchungen aus den Jahren 2001 (- 39) sowie 2004 (- 33). Abermals schlecht fällt das Urteil der Unternehmen aus, wenn es um die Selbständigkeit der jungen Menschen geht. Der Saldo beträgt hier – 73 (deutlich schlechter als 2004, jedoch auch deutlich besser als noch im Jahre 2001). Dem gegenüber wird die Leistungsbereitschaft der jungen Menschen zwar immer noch schlecht, jedoch erheblich besser als vor einigen Jahren eingeschätzt. Hier betrug der negative Saldo – 39 (2004: -89). 67 Prozent der antwortenden Unternehmen sind der Auffassung, dass die meisten Bewerber heute einer Lehre beliebiger gegenüber stehen als früher. Nur 33 % schätzen die Bewerber ernsthafter ein. Ähnlich die Ergebnisse beim äußeren Erscheinungsbild: 57 % (!) meinten hier, dass die jungen Menschen heute weniger Wert auf ihr Erscheinungsbild legen, lediglich 43 % waren gegenteiliger Auffassung. Noch deutlicher die Noten der Unternehmen beim Durchhaltevermögen: 88 % attestieren den jungen Menschen weniger Durchhaltevermögen als in früheren Jahren, lediglich 12 % waren hier gegenteiliger Auffassung. Deprimierend auch das Urteil über die Umgangsformen der jungen Leute: Hier gaben 90 % (!) der befragten Unternehmen an, dass die jungen Menschen heute über schlechtere Umgangsformen als früher verfügten. Zusammen gefasst: Die Mehrzahl der Betriebe hält die jungen Leute nach wie vor für teamfähig und neugierig. Andererseits sehen die Unternehmen die Mehrzahl der jungen Menschen nicht als besonders konfliktfähig, nicht als selbständig genug und vor allem nicht als hinreichend leistungsbereit an. Den Bewerbern wird ein höheres Maß an Beliebigkeit attestiert als vor Jahren. Zu denken geben müssen auch die Urteile der Unternehmen zum Durchhaltevermögen und zu den Umgangsformen. Die diesbezüglichen Befragungsergebnisse sind fast schon als dramatisch zu bezeichnen. Hier muss auf „breiter Front“ gegengesteuert werden. 6. Schlechtere Noten für die Kooperationsbereitschaft der Schulen Überraschend fielen die Ergebnisse der Umfrage bezogen auf die Kooperationsbereitschaft der allgemein bildenden Schulen im Umfeld der Unternehmen aus. Die Kooperationsbereitschaft der Lehrerinnen und Lehrer wurden deutlich schlechter eingeschätzt als noch 2004. Die Unternehmen konnten hier auf einer Skala zwischen „sehr gut“ und „ungenügend“ Schulnoten verteilen. Die Durchschnittsnote lag dabei bei 3,53. 2004 hatte sie noch bei 2,85, 2001 bis 2,97 gelegen. Zugleich gaben allerdings 44 % der Unternehmen an, dass in den vergangenen 12 Monaten die Schulleitung oder ein Lehrer einer allgemein bildenden Schule im Unternehmensumfeld von sich aus Kontakt zu dem Unternehmen gesucht habe. 56 % verneinten dies. Hier zeigen sich positive Veränderungen. 7. Hauptschulinitiative aus Sicht der Unternehmen zielführend Im Kreis Siegen-Wittgenstein erhalten alle Hauptschülerinnen und Hauptschüler derzeit die Chance, während der 10. Klasse an jedem Freitag (nachmittags) und an jedem Samstag (morgens) über ein Jahr hinweg einen 570 Stunden umfassendes Langzeitpraktikum in einer Berufsbildungseinrichtung zu durchlaufen. Das Programmangebot erfolgt zusätzlich zum regulären Schulunterricht. Inhaltlich getragen wird es vom Berufsbildungszentrum (bbz) der IHK, dem Bildungszentrum Wittgenstein in Bad Berleburg, der Deutschen Angestellten-Akademie in Siegen, dem Berufsfortbildungswerk des DGB in Siegen sowie dem Aus- und Weiterbildungszentrum Bau in Kreuztal-Fellinghausen. Die teilnehmenden Hauptschüler erhalten im Gegenzug die Zusage der Berufsbildungseinrichtungen, dass diese sich mit ihren Unternehmenskontakten dafür einsetzen, dass die jungen Menschen am Ende ihrer Schulzeit unmittelbar in eine betriebliche Lehrstelle einmünden. Die IHK fragte die Unternehmen, wie sie diese Initiative einschätzen. Die Unternehmen konnten dabei Noten von „sehr gut“ bis „ungenügend“ geben. Die IHK fragte zugleich, ob die Unternehmen bereit seien, Hauptschülern, die durch die Teilnahme an einem solchen Projekt über ein Jahr hinweg Sekundärtugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit etc. nachgewiesen hätten, eine Ausbildungsstelle anbieten würden und ob sie für solche Schüler ihr Ausbildungsengagement zusätzlich erweitern würden. Hierbei wurden folgende Ergebnisse erzielt: - Die Unternehmen vergaben für die Initiative die Durchschnittsnote 1,85. - 74 % der antwortenden Unternehmen ist grundsätzlich bereit, Hauptschülern, die das Projekt „Regionales Haus der Berufsvorbereitung“ durchlaufen haben, eine Ausbildungsstelle anzubieten. Immerhin 28 % der Unternehmen gaben an, an zusätzlichen Informationen zu dieser Initiative interessiert zu sein. - Das vielleicht interessanteste und „schönste“ Ergebnis: 25 % der antwortenden Unternehmen erklärten die Bereitschaft, über das normale Ausbildungsengagement hinaus zusätzliche Ausbildungsstellen für Personen zur Verfügung zu stellen, die auf diese Weise Fleiß und Stetigkeit nachgewiesen haben. Bewertung der Befragungsergebnisse aus Sicht der IHK Die Befunde aus der Befragung sind in weiten Teilen eindeutig. Allerdings ist es schwierig, hieraus konkrete Handlungsempfehlungen für die regionalen Akteure abzuleiten. Die Probleme, denen sich die Wirtschaft bei der Aufnahme der Schulabsolventen gegenüber sieht, haben zum größten Teil tiefgehende gesellschaftspolitische Ursachen. Ursachen, die nicht allein vom System Schule zu beheben sind. Wichtig ist daher in diesem Zusammenhang zunächst die Erkenntnis, die allgemein bildenden Schulen nicht mit unerfüllbaren Forderungen zu überfrachten. Die Aufgabe von Grund-, Förder-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen, aber auch von Gymnasien kann nicht in erster Linie darin bestehen, gesellschaftspolitische Fehlentwicklungen zu reparieren. Vielfach sind die Schulen derzeit überhaupt nicht in der Lage, ihrem Bildungsauftrag nachzukommen, weil das, was man in früheren Jahren die erzieherische Funktion der Familien nannte, in weiten Teilen der Gesellschaft heute nicht mehr üblicher Standard ist. Problemlösungen sind daher nicht möglich, wenn die Schulen einseitig „angeklagt“ werden. Vielmehr muss die regionale Zielsetzung darin bestehen, Unternehmen und Schulen dazu zu bewegen, nach Lösungswegen zu suchen, die die unzweifelhaft seit Jahren bestehenden Defizite mindern können. Nachstehend sind Handlungsfelder beschrieben, die aus der Region heraus konkret zu beeinflussen sind. Gleichzeitig notwendige bildungs-, gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Notwendigkeiten wurden dabei in den Handlungskatalog nur in so weit einbezogen, als sie aus der Region selbst heraus ansatzweise zu beeinflussen sind. 1. Mathe und Deutsch für Ausbildungserfolg unerlässlich Die Befragungsbefunde lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Seit Jahren fällt die Beurteilung in diesen beiden Fächern katastrophal aus. Dabei sind die Anforderungen der Unternehmen gar nicht so hoch. Hierbei geht es zunächst um die grundlegende Beherrschung der deutschen Sprache. Die Auszubildenden von morgen müssen einfache Sachverhalte aufnehmen und in Wort und Schrift wiedergeben können. Sie sollten eine klare Sprache sprechen und verständliche Formulierungen nutzen. Einfache Texte sollten fehlerfrei geschrieben werden können. Zudem sollten die Schulabsolventen verschiedene Sprachebenen und verschiedene Sprachstile unterscheiden und korrekt anwenden können. Bei den mathematischen Kenntnissen geht es zunächst um einfache Rechentechniken, die jedoch beherrscht werden müssen. Hierbei sind die Grundrechenarten, Dezimalzahlen und Brüche, Maßeinheiten sowie Dreisatz und Prozentrechnen von Bedeutung. Daneben spielen auch die Berechnung von Flächen, Volumina und Massen sowie die Grundlagen der Geometrie eine wesentliche Rolle. Die Unternehmen erwarten, dass die wichtigsten Formeln bekannt sind und angewandt werden können. Und selbstverständlich ist auch der halbwegs sichere Umgang mit dem Taschenrechner von großem Vorteil. Regionale Lösungsansätze in diesem Themenfeld: - Intensivere Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Schulen, um den Praxisbezug des Deutsch- und Mathematikunterrichts weiter zu verbessern; - ständige Wiederholungen insbesondere grundlegender Rechentechniken in den Klassen 8, 9 und 10, damit bei den Einstellungstests die grundlegenden Rechentechniken tatsächlich sitzen; - stärkere Heranführung der Schüler an die Instrumente zur Eignungsüberprüfung, die Unternehmen bei Bewerbungsverfahren einsetzen, damit es dort nicht zu größeren Überraschungen kommt. 2. Sekundärtugenden trainieren Alarmierend sind nach wie vor die Einschätzungen, die die Unternehmen zu den individuellen Schlüsselqualifikationen abgeben. Zuverlässigkeit, Lern- und Leistungsbereitschaft, Durchhaltevermögen, Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit oder Ausdauer werden bei den Schulabgängern nach wie vor nicht in hinreichendem Maße geortet. Dabei ist klar: Ohne ein positiv entwickeltes Sozialverhalten kommt in Wirtschaft und Gesellschaft niemand mehr zurecht. Die Betriebe müssen sich darauf verlassen können, dass die Jugendlichen die ihnen übertragenen Aufgaben ihrer Leistungsfähigkeit entsprechend wahrnehmen – ggf. auch unter widrigen Umständen und ohne ständige Überwachung und Kontrolle. Offenkundig ist ebenfalls: Im Berufsleben kann nicht immer alles glatt gehen. Belastungen und Enttäuschungen müssen junge Leute aushalten können. Im Elternhaus und in der Schule sollten die Jugendlichen gelernt haben, nicht sofort aufzugeben, wenn das gewünschte Ergebnis nicht jetzt und sofort eintritt. Insbesondere die vorhandenen Defizite bei den hier beschriebenen Tugenden machen deutlich, dass die Ursachen der Übergangsprobleme von der Schule in den Beruf allenfalls in Maßen durch die Lehrer zu beeinflussen sind. In erster Linie sind hier die Familien gefragt, zudem Vereine, Kirchen, karitative Einrichtungen etc. Regionale Ansatzpunkte: - Umsetzung des Konzepts „Regionales Haus der Berufsvorbereitung“ in den kommenden drei Schuljahren; - Ausweitung dieses Förderkonzepts Absolventen der Förderschulen; - verstärkter Einbezug von Unternehmensvertretern im schulischen Alltag (nicht erst in Klasse 10); - Ausbau der sozialpädagogischen Förderung in den Schulen, die schwerpunktmäßig eine Schulklientel mit besonderem Förderbedarf beherbergen. auf die leistungsfähigen 3. An den Umgangsformen muss gearbeitet werden Wer freundlich ist und über gute Umgangsformen verfügt, der hat es nicht nur im privaten Bereich leichter, er wird auch in seinem beruflichen Werdegang schneller voran kommen. Der Befund der Befragung bezogen auf die Umgangsformen der heutigen Schulabsolventen ist alarmierend. Viele Schulvertreter bedauern zu Recht, dass sie zunächst grundlegende Erziehungsaufgaben der Familien nachholen müssen, ehe sie überhaupt mit der Vermittlung von Bildung beginnen können. Regionale Ansatzpunkte für Verbesserungen: - Schulwettbewerbe für tragfähiges Bekleidungs-Outfit; - Nutzung des Films „Kleider öffnen Türen“ im Schulunterricht; - Knigge-Kurse für Schülerinnen und Schüler in der 9. und 10. Klasse möglichst flächendeckend. - Einführung von Schulkleidung, um die sozialen Unterschiede innerhalb der Schulen einzuebnen und den Markenwettbewerb der Schülerinnen und Schüler zu reduzieren. 4. Noch intensiver das Gespräch suchen Der Austausch zwischen Schulen und Unternehmen bleibt eine Daueraufgabe. Von einem verbesserten Austausch können sicherlich keine Wunder erwartet werden. Gleichwohl kann man die Übergangsprobleme an der Schnittstelle zwischen allgemeiner Schulbildung und beruflichem Einstieg nur dann lösen, wenn es auf breiter Front gelingt, ein besseres Verständnis zu entwickeln. Hier sind Kammern, Verbände, Schulaufsicht, Schulleitungen, Personalleitungen der Unternehmen, Unternehmer und Ausbilder gefragt. In diesem Bereich kann nicht genug getan werden. Regionale Ansatzpunkte: - Weitere Kooperationsvereinbarungen zwischen allgemein bildenden Schulen und Unternehmen; - verstärkte Lehrerfortbildung in Betrieben und überbetrieblichen Bildungseinrichtungen, insbesondere für Lehrer an Haupt- und Förderschulen; - Ausbildungspartnerschaft zwischen überbetrieblichen Bildungseinrichtungen und allgemein bildenden Schulen im Projekt „Regionales Haus der Berufsvorbereitung“ weiter forcieren; - Entwicklung von Modellen, betriebliche Fragestellungen stärker im Unterricht abzubilden, um den Praxisbezug des Schulunterrichts zu erhöhen; - Einsatz von Paten und Mentoren, die sich für Schülerinnen und Schüler bestimmter Schulen zur Verfügung stellen.
© Copyright 2025 ExpyDoc