Wer druckt was? - Revier Manager

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Druckereigewerbe im Fokus
Wer druckt was?
Druckwesens fungiert der Bundesverband Druck
und Medien e.V. (bvdm); ein Dachverband, in dem
elf regionale Verbände der Druck- und Medienindustrie zusammengeschlossen sind. Bereits 1869
gegründet, sind dort heute Unternehmen aus allen Bereichen der Druckindustrie organisiert.
Druckereien lassen sich zum einen nach
den Produkten unterscheiden, die sie herstellen:
So gibt es Zeitungs-, Etiketten- und Endlosdruckereien sowie Akzidenzdruckereien – letztere
produzieren Gelegenheitsdrucksachen wie Prospekte, Visitenkarten oder Eintrittskarten. Weiterhin unterschieden wird nach der Technik, die
dabei eingesetzt wird: Dazu gehören Rollenoffset-, Bogenoffset-, Sieb- oder Digitaldruck. Wer
also etwas zu drucken hat – sei es Verpackungsmaterial in Großauflage, seien es künstlerisch
wertvolle Einladungskarten in kleiner Stückzahl
– muss im Vorfeld das seinem Produkt entsprechende Verfahren wählen. Dabei spielen Faktoren wie die Auflagenhöhe, der Seitenumfang,
die Art und Anzahl der Farben und Abbildungen,
die Papiersorte und die Weiterverarbeitung eine
Rolle. Kommen mehrere Verfahren in Frage, sind
der Preis und die Druckqualität entscheidend.
Erzeugnisse und Verfahren im Überblick
B
edrucken kann man so einiges – etwa Papier, T-Shirts, Werbegeschenke, Tapeten,
Schilder oder LKW. Nur kann man längst
nicht alle Druckprodukte mit ein- und demselben
Verfahren herstellen. Welche Druckerei kann also
was – und ist dabei noch möglichst günstig? Dies
herauszufinden, ist oft gar nicht so einfach. Auch,
weil die Abgrenzungen häufig unscharf sind und
viele Druckereien als Full-Service-Partner auftreten, der verschiedene Produktarten produziert
und mehrere Drucktechniken einsetzt. Unerfahrene Unternehmen und Kunden sollten sich also
stets genau informieren, welche Druckerei für
welchen Auftrag geeignet ist.
Insgesamt gibt es in Deutschland etwa
11.200 Druckbetriebe mit rund 174.000 Beschäftigten. Zu einem Großteil besteht dieser Industriezweig aus kleinen und mittelgroßen Betrieben: 84 Prozent aller Druckereien haben weniger
als 20 Beschäftigte. Der Umsatz der Druckindustrie wird auf 24 Mrd. Euro geschätzt, wobei
sich die Nachfrage in erster Linie auf inländische
Auftraggeber konzentriert.
Eine generelle Entwicklung der Branche in
den letzten Jahren sei laut Marko Graumann,
technischer Leiter des Verbandes Druck und
Medien NRW, schwer zu skizzieren. Viele Druckereien reagierten auf Preiserhöhungen der
Zulieferer von Verbrauchsmaterialien wie etwa
Papier, indem sie ihrerseits die Preise erhöhten.
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„Die Gefahr des Kundenverlustes durch einen
Drucker, der es günstiger macht, besteht aber
immer“, weiß Graumann. Dabei seien die günstigen Internetdruckereien, die in den letzten
Jahren den Markt geradezu überrollt haben, nur
in speziellen Segmenten der Druckprodukte eine
Konkurrenz. „Geht es um umfangreich gestaltete und mit vielen Abstimmungen behaftete Aufträge, sind die ortsansässigen Betriebe gefragt“,
erklärt der Verbandsfachmann.
Produkte, Betriebe und Berufe, die sich mit
der Herstellung von Druckerzeugnissen beschäftigen, werden unter dem Oberbegriff Druckwesen (auch: Polygraphisches Gewerbe) zusammengefasst. Druckerzeugnisse begleiten dabei nicht
nur nahezu alle wirtschaftlichen Vorgänge – als
Träger und Verbreitungsmedium von Informationen kommt ihnen eine wichtige Rolle im Kulturund Gesellschaftsleben zu. Dementsprechend
sind auch Druckereibetriebe als Hersteller von
Zeitungen, Zeitschriften und Büchern von großer Bedeutung für die Öffentlichkeit. Von ihrem
Stellenwert für den Werbemarkt ganz abgesehen,
denn gedruckte Werbeträger und Werbemittel
haben nach wie vor den größten Marktanteil –
trotz des Vormarsches der audiovisuellen und
elektronischen Medien. Daneben gibt es aber
auch Unternehmen, die sich etwa auf den Druck
von Banknoten oder besonderen Kunstdrucken
spezialisiert haben. Als Branchenvertretung des
Als Faustregel gilt: Ein aufwändig gestaltetes
Druckprodukt verlangt nach einer angemessenen
Betreuung. Denn: „Es gibt relativ viele Möglichkeiten, auf dem Weg zu einem fertigen Produkt
Fehler einzubauen oder diese zu übersehen und
somit Reklamationen hervorzurufen“, erklärt
Marko Graumann. „Je nachdem, was gedruckt
werden soll, ist es zwingend erforderlich, mit
einem Fachbetrieb zusammenzuarbeiten, der
die Schwachpunkte einer bestimmten Materialoder Verfahrenskombination genau kennt.“
Ein Kriterium, an dem man eine vertrauenswürdige Druckerei erkennen kann, ist insofern ein fester persönlicher Ansprechpartner.
Zudem lässt sich die Kompetenz einer Druckerei nach außen durch ein Zertifikat der Verbände Druck und Medien darstellen – jenes besagt,
dass sich der Betrieb der erfolgreichen Prüfung
der Kriterien des Prozess-Standard Offsetdruck
unterzogen hat. Graumann: „Das Erreichen der
erforderlichen Sollwerte und die Einhaltung der
Toleranzen wird sowohl von dem jeweiligen
VDM, als auch von der Forschungsgesellschaft
Druck e.V. (Fogra) bestätigt. Das Zertifikat hat sich
in der Branche als Auswahlkriterium etabliert.“
Das verbreitetste Druckverfahren (gemessen
am Gesamtumsatz der Druckindustrie) ist der
Flachdruck mit einem Anteil von 70 Prozent. Er
basiert auf dem Prinzip, dass Fett und Wasser
sich abstoßen. Die druckenden Teile der Druckplatte sind lipophil, das heißt, sie ziehen Öle an
und stoßen Wasser ab, nehmen daher die Farbe
Druckereigewerbe im Fokus
auf. Der nicht druckende Teil der Platte ist hydrophil, zieht also Wasser an und nimmt keine
Farbe auf. Der Stofftransport der Druckfarbe
und des Feuchtmittels auf die Druckform erfolgt
durch Walzen des sogenannten Farbwerkes der
Druckmaschine. Ein Zylinder trägt die Druckplatte, während ein zweiter mit einem Gummituch bespannt ist. Der dritte Zylinder ist der
Gegendruckzylinder; zwischen ihm und dem
zweiten Zylinder verläuft die Papierbahn.
Bogen oder Rolle
In den Bereich der Flachdruckverfahren gehört unter anderem der Offsetdruck (englisch:
„to set off “ für absetzen). Er hat eine enorme
wirtschaftliche Bedeutung, da er sich durch
schnelle und kostengünstige Herstellung der
Druckformen auszeichnet; zudem gibt es eine
große Vielfalt an geeigneten Bedruckstoffen.
Heute werden rund zwei Drittel aller weltweit
hergestellten Drucksachen im Offsetverfahren
produziert; unter anderem Zeitschriften, Tageszeitungen, Kataloge und Magazine. Auch
großformatige Plakate können in diesem Verfahren hergestellt werden.
Weiterhin unterschieden wird dabei zwischen Bogen- und Rollenoffset – das bezeichnet
die Druckmaschinen, die für das jeweilige Produkt eingesetzt werden. Erzeugnisse in hohen
Auflagen (Massendrucksachen) kommen in der
Regel von der Rolle, während Plakate, Etiketten,
Kartonagen, Fotobücher oder hochveredelte Druckerzeugnisse in kleinen bis mittleren Auflagen in
der Bogenoffsetmaschine gedruckt werden.
Der Hochdruck bezeichnet heute den
Buchdruck, wobei man bei den konventionellen Buchdruckmaschinen zwischen Tiegel-
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druckpresse, Zylinder-Druckpresse und Rotationsmaschine unterscheidet. Aus dem
Hochdruck entwickelte sich überdies der sogenannte indirekte Buchdruck bzw. Letterset:
Hier erfolgt der Druckvorgang ohne die Verwendung von Wasser und wird deshalb auch als
„Trockenoffset“ bezeichnet. Anwendung findet
der indirekte Buchdruck vor allem in der Verpackungsindustrie und beim Endlosdruck. Der
Flexodruck, mit dem etwa Verpackungsfolien
bedruckt werden, ist ein neueres Hochdruckverfahren, bei dem die Druckform aus einer
flexiblen Fotopolymerplatte besteht.
Beim Tiefdruckverfahren hingegen werden
die druckenden Elemente durch chemische oder
mechanische Verfahren vertieft auf den Formzylinder graviert bzw. eingeätzt. Der so genannte
Rotationstiefdruck ist bei Massendrucksachen,
Dekorfolien in der Möbelindustrie und Tapeten
in sehr großen Auflagen empfehlenswert, denn
den hohen Kosten der Druckform stehen geringe
Ausgaben im Auflagendruck gegenüber.
Das vielleicht vielseitigste Verfahren, um
Objekte aller Formate zu bedrucken, ist der
Siebdruck – in geeigneter Form eignet er sich
auch für dreidimensionale Objekte. Das Repertoire vieler Siebdruckereien umfasst die Produktion von Displays, Aufstellern und Schildern,
Verkaufsständern, Fahrzeug-, Messestand- und
Schaufensterbeschriftungen.
Für den Druck wird eine Schablone (auch:
Drucksieb) aus feinem beschichtetem Kunstfaser- oder Stahldrahtgewebe gefertigt.
Visionen für
die Arbeitswelt
Als Hersteller eines großen
Produktsortiments, zeigen wir
Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche andere Sonderformen oder Ableitungen der genannten
Druckverfahren: So ist etwa der Tampondruck
eine Kombination aus Tiefdruck und Flach-
Ihnen gern, wie Ihr Büro von
morgen aussehen könnte!
Druckindustrie in Zahlen
Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
Absolut 2007
2005+
2006+
2007
Umsatz in Mio. Euro
14.165
+3,5
+1,5
+2,4*
davon Auslandumsatz
2.081
+3,8
+4,2
+6,9*
Anzahl der Beschäftigten
88.474
-2,3
-1,6
+0,1*
Umsatz je Beschäftigten in Euro
160.052
+6,0
+3,1
+2,2
Lohn- und Gehaltssumme je Beschäftigten in Euro
34.462
-1,0
-1,0
-2,2**
Produktionsindex arbeitstägl. Ber. (2000=100)
99,00
+2,7
+2,4
+2,5**
Erzeugerpreise (2000=100) Druckereierzeugnisse
96,70
-1,8
-0,4
+0,1
Erzeugerpreise (2000=100) Druckpapier
101,20
+1,7
+2,3
+3,5
Berichtskreis:
+
Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten
* fachliche Betriebsteile von Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten
Mehr Informationen unter:
Büromöbelwerk
Wilhelm-Leithe-Weg 76
44867 Bochum
Telefon (0 23 27) 30 19-0
Fax (0 23 27) 32 11 14
E-Mail: [email protected]
www.fleischer-bueromoebel.de
** Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten
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druck, der besonders bei der Werbegeschenkproduktion, der Verpackungsherstellung oder
der Beschriftung elektronischer Bauelemente
Verwendung findet. Beim Thermodruck findet
ein temperaturempfindliches Spezialpapier Verwendung, welches sich bei Erhitzung schwärzt.
Fortgeführt wurde diese Technik im Thermoretransferdruck, der sich im Bereich der CD und
DVD-Bedruckung durchgesetzt hat. Alle thermischen Druckverfahren eignen sich aufgrund
ihrer wasserabweisenden und lichtechten Eigenschaften gut für den Textildruck.
Einhergehend mit den technischen Entwicklungen der letzten Jahre, ist dem Bereich
des Digitaldrucks eine wachsende Bedeutung
zugekommen. Der Begriff steht für elektronische
Druckverfahren, bei denen das Druckbild direkt
von einem Computer in eine Druckmaschine
übertragen wird, ohne dass eine feste Druckform
erstellt werden muss. Diese „Non-Impact-Printing-Verfahren“, zu denen Drucksysteme wie
Laser- und Tintenstrahldrucker gehören, haben
mittlerweile nach dem Flachdruck die größte
wirtschaftliche Bedeutung in der Branche.
Vorteil von digitalen Drucksystemen sind
integrierte Einrichtungen zum Schneiden und
Binden, so dass komplette Druckprodukte in
kurzer Zeit produziert werden können. Durch
den Wegfall der statischen Druckvorlagen, die
jedes Mal neu gefertigt werden müssen, kann
beim Digitaldruck jeder Bogen anders bedruckt
werden – das ermöglicht kostengünstig personalisierte Drucksachen wie etwa Rechnungen,
Kontoauszüge oder auf den Empfänger abgestimmte Werbung. Außerdem profitiert der
Digitaldruck vom Boom der Digitalfotografie, in
deren Zuge Fotoalben, Kalender und Postkarten
direkt von Konsumenten hergestellt werden.
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Betriebe und sozialversicherungspflichtige Beschäftigte
in der Druckindustrie
Betriebe (Stichtag: 30.06.2007)
Beschäftigtengrößenklasse
1-9
10-19
20-49
50-99
100-499
500-999
1000 und mehr
Gesamt
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Anzahl
Betriebe
7.683
1.431
1.143
389
272
15
3
10.936
Beschäftigte (Stichtag: 30.06.2007)
Beschäftigtengrößenklasse
1-9
10-19
20-49
50-99
100-499
500-999
1000 und mehr
Gesamt
Anteile %
70,25
13,09
10,45
3,56
2,49
0,14
0,03
100,00
Anzahl
Beschäftigte
24.349
19.446
34.723
26.396
52.831
10.276
4.739
172.760
Anteile %
14,09
11,26
20,10
15,28
30,58
5,95
2,74
100,00
Berechnungen: Bundesverband Druck und Medien (Aktualisiert Februar 2008)
Dem industriellen Druckwesen sind Zweige
wie die Druckvorbereitung oder die Zulieferer
angeschlossen. Zu den Zulieferern gehören etwa
die Druckfarbenindustrie, die Druck- und Verarbeitungschemie, Papier-, Druckmaschinen- und
Werkzeughersteller sowie Firmen aus dem Bereich der Satzherstellung und Reproduktion. Unter dem Begriff Druckvorstufe (auch: Prepress)
werden alle Prozesse vor dem Druck – zum Beispiel das Scannen, die Datenaufbereitung, Retusche bzw. Bildbearbeitung etc. – subsummiert.
Inhalte wie Texte, Bilder und Grafiken werden
hierbei zu Layouts. Auch Farbkorrekturen, Fotomontagen sowie sämtliche Optimierungsarbeiten
für Bild und Datenmaterial werden häufig in der
Druckvorstufe erledigt; ihr Endprodukt ist heute
in der Regel eine PDF-Datei. Da viele Druckereien
die Druckvorstufe mit anbieten, verschwimmt die
Trennung der beiden Bereiche mehr und mehr.
Die Druckweiterverarbeitung bezeichnet den
letzten Fertigungsschritt für Drucksachen, in dem
Endprodukte wie Briefbogen, Broschüren, Bücher
oder Etiketten gefertigt werden. Neben der buchbinderischen Verarbeitung fallen auch logistische
Prozesse in diesen Bereich.
Für die deutsche Druckindustrie brachten
die ersten acht Monate des Jahres 2008 hinsichtlich Produktions- und Umsatzwachstum bessere
Ergebnisse als erwartet – viele Betriebe hatten
gute Umsatzwachstumsraten aufzuweisen. Die
kurz- und mittelfristigen Geschäftserwartungen
sind allerdings aufgrund der starken Konjunkturabhängigkeit der Branche eher pessimistisch
– im besten Falle sei laut Bundesverband Druck
und Medien im Jahr 2009 mit einer Stagnation
zu rechnen. (bra)