Geliebte Heimat Warum ein verpöntes Wort wieder in Mode kommt 3 Blickpunkt Seite 3 23. Januar 2011 Nr. 4 67. Jahrgang Talente gesucht Jahresserie startet Gymnasium richtet musikund sportbetonte Klasse ein Überblick: Zwölf Mal „Aufbruch ins Gelobte Land“ 3 Bistum Seite 13 3 Bistum Seite 11 1,70 Euro www.kirchenzeitung.de Glaube und Leben • Postfach 2049 •55010 Mainz Die Woche Damit Leid nicht vergessen wird Mainz (pm). Anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar finden viele Veranstaltungen in und um Mainz statt. Das Bistum beteiligt sich im Mainzer Dom mit der Ausstellung „Iwans schreckliches Leid – Deutsche Erinnerungen zum 70. Jahrestag des Angriffs auf die UdSSR“. Die Ausstellungseröffnung findet am 27. Januar um 18 Uhr mit Generalvikar Dietmar Giebelmann und dem rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Joachim Mertes im Mainzer Dom statt. Das Programm zum 27. Januar ist unter www.landtag.rlp. de, Stichpunkt „Informationsmaterial“, zu finden. Startschuss für PGR-Wahlen Pizza Salami, doppelt Käse – direkt aus der Pappschachtel, am besten im Stehen: Die Esskultur steckt in der Krise. Foto: Panthermedia Foto: Bistum Maniz Wir essen, was wir verdienen Scheinheilige Debatte: Bessere Lebensmittel gibt es jetzt schon, bezahlen wollen sie aber nur wenige Mainz (pm). Kardinal Karl Lehmann hat den Startschuss für die diesjährigen Pfarrgemeinderatswahlen gegeben. „Wieder ermutigen wir Frauen und Männer, denen die Kirche und besonders ihre Pfarrgemeinde am Herzen liegt, sich zur Kandidatur für den Pfarrgemeinderat bereit zu erklären“, sagte er. Die Wahlen finden am 29. und 30. Oktober in allen Pfarreien im Bistum statt. Sie tragen das Motto „Im Zeichen der Zeit“. Die Materialien werden Ende April/Anfang Mai an die Pfarreien verschickt. Erste Infos gibt es unter: www.pfarrgemeinderatswahlen.de Von Ulrich Waschki Erst BSE, dann Gammelfleisch, jetzt Dioxin. Wieder einmal schreckt ein Lebensmittelskandal Verbraucher und Politik auf. Wieder einmal ertönt der Ruf nach besseren Lebensmitteln. Ein scheinheiliger Ruf. Rom (kna). Erzbischof Maroun Elias Lahham von Tunis hat sich zurückhaltend zu den Perspektiven Tunesiens geäußert. Es sei noch nicht absehbar, ob sich das Land auf eine Demokratie zubewege, sagte er dem Pressedienst Misna. Bislang seien Demokratien in dieser Weltgegend „inexistent“. Daher bereite es den Tunesiern Sorge, die ersten zu sein, die dies versuchten. Man werde aber bald sehen, ob die neue Regierung tatsächlich offen und demokratisch sei. Foto: dpa Tunesien: Erzbischof ist zurückhaltend „Eher muss man darauf achten, mit wem man isst und trinkt, als was man isst und trinkt.“ Um Rinderwahn oder Dioxin im Schweinebraten musste sich der römische Schriftsteller Seneca noch keine Gedanken machen. Heute haben wir uns an Lebensmittelskandale fast gewöhnt. Lebensmittel sind so billig wie noch nie. Kein Wunder, dass dabei die Qualität auf der Strecke bleibt. Ganz zu schweigen von gerechten Löhnen für Produzenten, von Umweltschutz oder artgerechter Tierhaltung. Die „Geiz ist geil“-Mentalität führt zu einem mörderischen Wettbewerb auf dem Lebensmittelmarkt. Machten Anfang der 1960er Jahre die Kosten für Nahrungsmittel noch fast 40 Prozent der Konsumausgaben eines deutschen Durchschnittshaushalts aus, sind es heute nur noch knapp 14 Prozent. 321 Euro pro Monat, Alkohol und Zigaretten inklusive. Für bessere Qualität mehr bezahlen? Doch jetzt fordern auch viele Verbraucher bessere Lebensmittel. Beim ZDF-Politbarometer sagten 80 Prozent der Befragten, dass sie dafür auch mehr zahlen würden. Ein Umdenken etwa? Jedenfalls haben einige schon Konsequenzen gezogen und kaufen weniger Schweinefleisch. Es könnte dioxinverseucht sein: Ende letzter Woche brach der Preis für Schweinefleisch deshalb um 17 Prozent ein. Doch wie bei den letzten Skandalen wird die Zurückhaltung nur kurz andauern. Wenn Lebensmittel keine Negativschlagzeilen machen, sind die meisten wenig wählerisch. FastFood, Tiefkühlschnitzel, Tütensuppen: „Die Esskultur ist in der Krise“, sagt Spitzenköchin Sarah Wiener. Während im Fernsehen Kochshows boomen, sieht es auf vielen Esstischen erbärmlich aus. Manche Familien haben diese gleich ganz abgeschafft. Der Wissenschaftsjournalist Rangar Yogeshwar hat in einer Schulklasse den Geschmack von Kindern überprüft: Bei einer Blindverkostung von Tütensuppe und herkömmlich gekochter Gemüsesuppe gewann das Fertigprodukt – alle Schüler mochten es lieber. Die Geschmacksverstärker haben den Gaumen der Kinder im Griff. Wenn Unternehmer mit krimineller Energie Fleischetiketten fälschen, Glykol in Wein kippen oder eben dioxinhaltige Industriefette in Futtermittel mischen, helfen nur Kontrollen und harte Strafen. Verbraucher können sich dagegen kaum schützen. Krimineller Energie machtlos ausgeliefert Doch für eine gesunde Ernährung, die Rücksicht nimmt auf die Schöpfung, können sie etwas tun. Selbst mit einem kleinen Geldbeutel. Saisonal und regional lauten die Schlüsselwörter der Ernährungsberater: Das kaufen, was aus der Region kommt und typisch für die Jahreszeit ist. Also keine Erdbeeren im Winter, keine Blaubeeren aus Peru zu Weihnachten. Und: Weniger Fleisch. Das ist gesünder – für den Esser und die Umwelt. 3 Interview Seite 2 Papst: Fegefeuer ist kein Ort Vatikanstadt (kna). Das Fegefeuer ist nach Worten von Benedikt XVI. kein Ort, sondern ein innerer Zustand. Es sei eine innere Flamme des Ungenügens und „einer inneren Liebe, die uns inwendig trifft und uns umwandelt und erneuert“, zitierte er bei einer Generalaudienz die die heilige Katharina von Genua (1447–1510). Zitiert „Wir können dem Bösen widerstehen, indem wir mit Anstand Umgang pflegen, respektvoll und höflich voneinander sprechen.“ Bischof Gerald Kicanas von Tucson nach dem Attentat in Arizona, das auch auf gehässige politische Umgangsformen in USA zurückgeführt wird Fundstück Dran denken: Ostern eine Karte schreiben In einem Jahreskalender für 2011 hat die EU-Kommission schlicht alle christlichen Feiertage vergessen; jüdische, islamische und hinduistische sind aber aufgeführt. Schuld war vermutlich wieder eine „fehlerhafte Datenbankanbindung“, wie es oft heißt. Immerhin hat sich der zuständige Kommissar John Dalli offiziell entschuldigt. Nun gut, statt uns groß aufzuregen, schreiben wir unseren Europaabgeordneten lieber zu Ostern eine Grußkarte! (ju) Lehmann: „Ich werde das Beste geben“ Neujahrsempfang: Kardinal Karl Lehmann würdigt die Initiative „Netzwerk Leben“ Mainz (pm). Manche Tür wird mit gemischten Gefühlen durchschritten, sagte Hildegard Dziuk, Sprecherin des Katholikenrats im Bistum. Sie spielte beim Neujahrsempfang von Kardinal Lehmann im Erbacher Hof in Mainz mit dem Tür-Symbol auf die Erwartungen an das Jahr 2011 an. Zu seinem 75. Geburtstag wird Kardinal Karl Lehmann in diesem Jahr das kirchenrechtlich vorgesehenen Rücktrittsgesuch einreichen. „Der Papst allein entscheidet“, sagte Lehmann und fügte hinzu: „Ich werde das Beste geben.“ Der Kardinal dankte in seiner Ansprache vor allem den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihre geleistete Arbeit und den Zusammenhalt in schwierigen Situationen. Er erinnerte besonders an die Gründung der Initiative „Netzwerk Leben“ vor zehn Jahren nach Sängerinnen und Sänger vom St. Lioba-Gymnasium in Bad Nauheim mit Kardinal Lehmann dem Ausstieg der katholischen Kirche aus der Schwangerschaftsberatung. „Ich glaube, dass dieser Bereich ein exemplarisches Feld dafür ist, wie die Kirche sich heute den Herausforderungen unserer Gegenwart stellen muss“, sagte Lehmann. Netzwerk Leben habe sich mit Fragen zur vorgeburt- lichen Phase auseinandergesetzt wie der pränatalen Diagnostik. Heute stünden Themen wie die Präimplantationsdiagnostik (PID) an. Als Arbeitsschwerpunkte von Netzwerk Leben für die kommenden Jahre nannte er Armut, frühe Hilfen und die Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten. Foto: Anja Weiffen Generalvikar Dietmar Giebelmann betonte die Bedeutung der Themen Sozial- und Taufpastoral und die Weitergabe des Glaubens. Er sagte: „Wir ziehen uns nicht zurück, wir überlassen die Welt nicht sich selbst. Denn wir glauben, dass wir die beste Botschaft der Welt haben.“
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