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I 006/2001
14. März 2001 43C
VOL
Interpellation
0909
Grossratsmitglieder
(Amtsbezirk Biel) (Iseli)
Weitere Unterschriften:
9
Eingereicht am:
29.01.2001
Was macht der Kanton Bern an der Expo. 02
Der Kanton Bern gehört zu den Mitinitianten der Expo.02, zusammen mit den Kantonen
Freiburg, Neuenburg und Waadt. Die beiden letztgenannten Stände benutzen die
Schweizerische Landesausstellung, um in Neuenburg, respektive Yverdon mit Pavillons
während der Expo. 02 für sich zu werben.
Mit dem „Pavillon du canton de Neuchâtel“, welcher 2'950'000.-- Franken kosten wird,
verfolgen die Neuenburger eine klare Standortpromotion für den ganzen Kanton, für die
Bevölkerung und insbesondere für den Tourismus und die Wirtschaft. Der Neuenburger
Kantonaltag wird auch in das Programm zu diesem Pavillon integriert. Er wird an attraktiver
Lage die Verbindung zwischen der Innenstadt und dem Expo-Gelände herstellen.
Beim Bahnhof Yverdon wird der Kanton Waadt die „Maison Vaudoise“ aufstellen mit einer
Grundfläche von zirka 3000m2.. Er soll allen Besucherinnen und Besuchern der Expo.02 in
Yverdon als „vitrine de l’identité vaudoise“ dienen.
Zu diesem Zwecke haben die Kantonsregierungen den Parlamenten entsprechende Kredite
zur Genehmigung unterbreitet. Bis heute haben wir keine Kenntnis, in welcher Form sich
der grösste Expo.02-Kanton Bern auf der grössten Expo.02-Arteplage Biel präsentieren
wird.
Wir ersuchen den Regierungsrat deshalb, folgende Fragen zu beantworten:
1. Welche Bedeutung misst der Kanton Bern der Expo.02 im Bereich der Bernischen
Standortpromotion gegen Innen und gegen Aussen zu? Hätte die Expo.02 für den
Kanton Bern eine andere Bedeutung, wenn sie im Oberland oder in der Stadt Bern
stattfinden würde?
2. Wie sieht das bernische Konzept aus, um die Bernerinnen und Berner für die Expo.02
zu gewinnen?
3. Wie gedenkt der Kanton Bern an der Expo.02 seiner Brückenfunktion zwischen der
deutschen und der französischsprachigen Schweiz gerecht zu werden und wie will er
diese konkret unter Beweis stellen?
4. Was unternimmt der Kanton Bern an der Expo.02, um sich der eigenen Bevölkerung,
aber auch allen Besucherinnen und Besuchern mit einem positiven Image zu
präsentieren?
5. Beabsichtigt der Kanton Bern auch, die Expo.02-Plattform für die Tourismus- und
Wirtschaftsförderung einzusetzen; wenn ja, in welcher Weise?
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6. Weshalb ist die Regierung bisher in dieser Beziehung zumindest gegen aussen stumm
geblieben?
7. Ist die Regierung darüber informiert, wie die Expo.02-Region Biel dieses Grossereignis
zu nutzen gedenkt und ist sie bereit, die diesbezüglichen Bemühungen zu
unterstützen?
Es wird Dringlichkeit verlangt.
Gewährt: 01.02.2001
Antwort des Regierungsrates:
I. Einleitung
Die Landesausstellung ist eine einmalige Chance, die genutzt werden muss, um unseren
Kanton als Wirtschaftsstandort und Lebensraum nachhaltig für die Zukunft zu profilieren.
1. Auftritt des Kantons Bern an der Expo
Der Kanton Bern tritt an der Expo.02 mit verschiedenen Projekten in Erscheinung.
1.1 Kantonaltag
Am 22.6.2002 findet der Kantonaltag auf der Arteplage Biel statt. Der Nachmittag mit
offiziellem Festakt wird hauptsächlich von Jugendlichen bestritten. Im Zentrum steht ein
Musical (Regisseur: Ueli Bichsel). Das Programm ist mitgeprägt von Kultur, Brauchtum
und Folklore. Das Projekt wird von einer politischen Begleitgruppe betreut, der unter
anderem Frau Nationalrätin Haller, die Grossrätinnen Allemann und Lauterburg sowie
Grossrat Stauffer angehören.
1.2 Heimatfabrik
Die Espace Mittelland-Kantone Bern, Freiburg, Jura, Neuenburg und Solothurn sowie
Aargau realisieren gemeinsam in Murten das Projekt Heimatfabrik. Die Leitidee ist,
aufzuzeigen, wie sich in der Zusammenarbeit zwischen den Kantonen die Grenzen nach
dem Grundsatz der variablen Geometrie je nach Bedarf verändern können. Das inhaltliche
Konzept wird von einem Lenkungsausschuss mit je einem kantonalen Vertreter unter der
Leitung von Herrn Dr. Anton Menth, CEO der Firma Tornos in Moutier, erarbeitet. Die
Grundsteinlegung für die Gebäulichkeiten ist im Juni vorgesehen.
2. Die Expo.02 als Promotionsplattform für den Kanton Bern
Der Kanton Bern hat mit dem vom Grossen Rat am 13. März 1997 bewilligten Kredit von
14.696 Millionen Franken einen massgeblichen Betrag an die Expo geleistet. Diese
Investition muss für unseren Kanton optimal genutzt werden. Die Expo.02 soll auch als
Motor für die Promotion des Kantons Bern dienen.
2.1 Tourismusprojekt "Drei-Seen-Land"
Einen direkten Nutzen zieht der Kanton Bern aus dem Tourismusprojekt Drei-Seen-Land.
Das Drei-Seen-Land stellt ein eigentliches touristisches Juwel dar, das heute relativ
unbekannt ist. Die Region verfügt über ein grosses touristisches Potential, welches bislang
nicht ausgeschöpft wird. Zwischen Mai und Oktober 2002 werden rund fünf Millionen
Besucherinnen und Besucher die Expo.02 besuchen, darunter eine Million Gäste aus dem
Ausland. Dieses Event ist für die Region eine einmalige Gelegenheit, ihre touristische Leistungsstärke und ihren Einfallsreichtum zu zeigen. Die Expo.02 bietet die Möglichkeit und
Chance, dass das Drei-Seen-Land nach der Landesaustellung eine neue wirtschaftliche
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und gesellschaftliche Bedeutung hat. Die Region darf auf der touristischen Landkarte kein
weisser Fleck sein. Mit dem Projekt "Drei-Seen-Land" wird dieser Gefahr entgegengewirkt.
Der Region bieten sich damit mittel- und längerfristig bessere Entwicklungsaussichten. Der
Kanton Bern unterstützt deshalb – zusammen mit anderen Kantonen des ESPACE
MITTELLAND - dieses touristische Entwicklungsprojekt.
Das Projekt wird von der Marketing-Direktion der Expo.02 geleitet. Primäres Ziel aus
Expo-Sicht ist die Vermarktung dieses Grossanlasses. Viele dieser Massnahmen werden
aber über die Dauer der Expo hinaus der lokalen Tourismuswirtschaft weiterhin dienen.
Das Projekt hat damit nachhaltige Effekte, von denen der Kanton Bern in hohem Masse
profitieren kann.
Das Projekt bezweckt die Stimulierung der Tourismuswirtschaft. Dabei handelt es sich
nicht um eine herkömmliche Promotionskampagne. Das Projekt geht weiter und eröffnet
beispielsweise die Tourismuswirtschaft des Drei-Seen-Lands dem E-Commerce. Dazu
wird ein gemeinsames Direktreservationssystem geschaffen, das es interessierten
Besuchern erlaubt, direkt ein Hotel oder ein Restaurant zu buchen. Ein weiteres Modul des
Projektes ist die geplante Qualitätsoffensive. Diese setzt sich zum Ziel, das Drei-SeenLand zu Regionen mit der höchsten Dichte an touristischen Unternehmen wie Hotels,
Restaurants, Taxibetriebe oder Transportunternehmen zu machen, die im Besitz eines der
Qualitätsgütesiegels der Schweizer Tourismuswirtschaft sind. Diese flächendeckende
Qualitätsoffensive ist ein Schweizer Novum. Diese und weitere Module des Projektes
verfolgen das Ziel, sich bei den zahlreichen Besuchern als vitaler, gästeorientierter und
wettbewerbsfähiger touristischer Raum zu profilieren.
Das Projekt wird einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung für die Tourismuswirtschaft im Drei-Seen-Land bewirken. Freilich sind bei der Umsetzung ebenfalls
Wirtschaft und Bevölkerung der Region gefordert. Das von der Marketing-Direktion der
Expo.02 in konzeptioneller und beratungstechnischer Hinsicht begleitete Projekt stellt eine
geeignete Plattform dar, die es nun zu nutzen gilt.
Das Projekt mit der Idee, das Drei-Seen-Land in der geschilderten Art zu promovieren,
wurde dem Regierungsausschuss des Espace Mittelland vorgestellt. Dieser wie auch der
Regierungsrat des Kantons Bern sind bereit, die Region Drei-Seen-Land bei dieser
Herausforderung zu unterstützen.
2.2 Die Präsentation des Wirtschaftsstandortes und flankierende Massnahmen
Die Expo.02 dient indes nicht nur der Tourismuspromotion. Sie ist auch dafür geeignet,
dass sich der Kanton Bern gegenüber der ganzen Schweiz sowie gegenüber dem Ausland
als Wirtschaftsstandort und qualitativ hochstehender Lebensraum profilieren kann. Um die
erzielbaren Effekte zu verstärken, sieht der Bern folgende Massnahmen vor:
2.2.1 Auftritt als Wirtschaftsstandort Kanton Bern
Es ist vorgesehen, dass sich der Wirtschaftsstandort Kanton Bern ausserhalb des
eigentlichen Expo.02-Geländes, aber im Bereich der Besucherströme, präsentiert. Je nach
Zielpublikum sind unterschiedliche Aktivitäten vorgesehen. Für das breite Publikum sind
eine allgemeine Information sowie Tourismuswerbung vorgesehen. Für ausgewählte
Entscheidträger ist vorgesehen, spezielle Events zu organisieren. Zudem ist geplant, sie
im Rahmen von geführten Expobesuchen in Kontakt mit Vertreterinnen und Vertretern der
Politik zu bringen. Ausserdem ist die Abgabe von Printdokumentationen geplant. Es sollen
hierüber hinaus Möglichkeiten einer interaktiven Kommunikation geschaffen werden.
Diese Massnahmen sollen in enger Kooperation mit der Stadt Biel, der Wirtschaftsregion
Biel - Seeland (WIBS), der Chambre d'économie publique (CEP), Biel-Seeland-Tourismus
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und Schweizer Mittelland Tourismus (SMIT) geplant und durchgeführt werden. Für die
inhaltliche Ausgestaltung werden die Cluster-Organisationen, die regionalen
Tourismusorganisationen sowie die sechs Wirtschaftsregionen miteinbezogen. Als
Standorte sind das Medienzentrum und insbesondere die beim Expoeintritt geplante
Passerelle denkbar.
2.2.2 Kantonale Freinächte
Das Gastgewerbegesetz gibt die Möglichkeit, für kantonal bedeutende Anlässe Freinächte
festzulegen, an denen alle Gastgewerbebetriebe länger geöffnet sein dürfen. Das
zuständige Amt für wirtschaftliche Entwicklung wird zusammen mit den gastgewerblichen
Berufsverbänden prüfen, ob und in welchem Ausmass solche Freinächte verfügt werden
sollten, um im ganzen Kanton auf die EXPO.02 aufmerksam zu machen. Daneben besteht
die Möglichkeit, lokalen und regionalen Bedürfnissen durch die Bewilligung räumlich
begrenzter Freinächte Rechnung zu tragen.
2.2.3 Uebrige flankierende Massnahmen
Der Kanton Bern sucht zudem zusammen mit den erwähnten Partnern nach weiteren
Möglichkeiten, die geeignet sind, die Wirtschaft und Bevölkerung auf optimale Weise von
der Expo.02 profitieren zu lassen.
Im Rahmen von Ziffer 2.2 dieser Antwort wurde die Stossrichtung der geplanten Aktivitäten
aufgezeigt. Es gilt nun, zusammen mit den interessierten Partnern ein Konzept für die
Massnahmen auszuarbeiten. Die Ergebnisse sollen im Sommer dieses Jahres vorliegen.
II. Zu den einzelnen Fragen
Zu Frage 1:
Wie dargelegt wurde, stellt die Landesausstellung für die Profilierung des Kantons Bern
eine einmalige Chance dar, die genutzt werden muss.
Zu Frage 2:
Für das Marketing, die Kommunikation und die Öffentlichkeitsarbeit der Landesausstellung
sind primär die Expo.02-Verantwortlichen und nicht der Kanton Bern zuständig. Mitte
Februar wurde von der Expo ein namhafter Auftrag für eine Informationskampagne
vergeben. Der Kanton Bern informiert periodisch die Grossrätinnen und Grossräte. Die
Medien werden über das Amt für Information fallweise mit den entsprechenden
Informationen bedient, die den Kanton betreffen (beispielsweise Kantonaltag). Dazu
kommen sachbezogene Informationsveranstaltungen wie jene zum Verkehr Expo.02 in
Biel vom 22.11.2000. Für den Kantonaltag und das Ausstellungsprojekt „Heimatfabrik“ der
Espace-Mittelland Kantone wird der Kanton Bern besonders werben.
Im Sinne der übrigen flankierenden Massnahmen (vgl. Ziff. 2.2.3) wird ein Konzept mit
dem Ziel zu erarbeiten sein, die Bevölkerung des Kantons Bern für die Landesausstellung
zu begeistern. Zentral wird dabei sein, an der Expo.02 den Kanton als Ganzes
darzustellen und allen Regionen die Möglichkeit zu geben, sich auf geeignete Weise zu
präsentieren. Die gesamte Kantonsbevölkerung muss sich mit der Expo.02 als ihrer
Landesausstellung identifizieren können. Wie erwähnt, werden entsprechende Konzepte
im Sommer vorliegen.
Zu Frage 3:
5
Die Expo.02 findet in zwei Sprachregionen statt und leistet damit einen staatspolitisch
wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen den Kulturen und Landesteilen. Sie trägt
damit zum Zusammenhalt der Schweizerbevölkerung bei. Das Projekt "Heimatfabrik" der
Espace-Mittelland-Kantone liefert Beweis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit einzelner
Kantone und ist geeignet, diese zu intensivieren.
Zu Frage 4:
Diese Frage wurde im Rahmen der einleitenden Bemerkungen beantwortet.
Zu Frage 5:
Ja (vgl. Ziff. 2.1 und 2.2).
Zu Frage 6:
Zurzeit stehen die konzeptionellen und inhaltsbezogenen Arbeiten im Vordergrund. Der
Regierungsrat wird nach Vorliegen der Ergebnisse aktiv kommunizieren.
Zu Frage 7:
Der Regierungsrat und die federführenden Verwaltungsstellen stehen in engem Kontakt
mit der Stadt und der Region Biel. Wie dargestellt (vgl. Ziff. 2.2.1) werden der Kanton, die
Stadt Biel und verschiedene Partnerorganisationen mit einem gemeinsamen Auftritt im
Eingangsbereich des Expogeländes sowie mit weiteren geeigneten Massnahmen den
Lebensraum und Wirtschaftsstandort Kanton Bern präsentieren.
An den Grossen Rat