Neuö Zürcör Zäitung 18 ZÜRICH UND REGION Samstag, 23. August 2014 V Nr. 194 Strafverfahren gegen Condrau in weiter Ferne Das Bundesgericht muss entscheiden wbt. V Das von Nationalrat Christoph Mörgeli angestrebte Strafverfahren wegen Amtsgeheimnisverletzung gegen seinen früheren Chef am Medizinhistorischen Institut (MHIZ), Flurin Condrau, rückt in weitere Ferne. Ob es jemals dazu kommen wird, ist offen: Das Bundesgericht muss prüfen, ob die vom Obergericht im Juni der Staatsanwaltschaft erteilte Ermächtigung, die Einleitung eines Strafverfahrens zu prüfen und ein solches allenfalls durchzuführen, rechtens ist. Condraus Anwalt Kurt Meier bestätigt einen entsprechenden Bericht des «Tages-Anzeigers» auf Anfrage. Eine obergerichtliche Ermächtigung ist nötig, weil Condrau Staatsangestellter ist. Diese Art von Vorprüfung schützt Staatsangestellte vor offensichtlich ungerechtfertigten Klagen. Den Obergerichtsentscheid würde er vor Bundesgericht nicht anfechten, wenn er keine Erfolgschance sähe, sagt Meier. Das Gericht machte nur in einem der von Mörgeli geltend gemachten Fälle näheren Prüfungsbedarf aus: Es sieht es als möglich an, dass in Gesprä- chen Condraus mit seiner Frau, mit dem Zürcher Staatsarchivar und mit der Leiterin des Völkerkundemuseums Kenntnisse über Fakten, die dem Amtsgeheimnis unterliegen, weitergegeben wurden. Die Gespräche hatten den Akademischen Bericht 2011 des MHIZ zum Gegenstand, dessen vom «TagesAnzeiger» publizierter Inhalt später die ganze Mörgeli-Affäre auslöste. Sie fanden statt, als sich der Bericht im Entwurfsstadium befand. Meier hält es für absurd, wenn dieser Vorwurf zur Einleitung eines Strafverfahrens führen würde. Bei einem weiteren Beschluss des Obergerichts hat Meier noch bis im September Zeit, über einen Weiterzug zu entscheiden. Darin geht es um ein Akteneinsichtsrecht, das Condrau als Drittperson im Strafverfahren gegen Iris Ritzmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am MHIZ, beantragte. Das Obergericht lehnte das Gesuch im Juli ab. Anders als Condrau hat Mörgeli als Privatkläger in dem Verfahren Einsicht in die Akten und muss diese auch nicht geheim halten. Neue Notfallnummer für Palliativpatienten Üetliberg-Trail wird verbessert Schweizweites Novum Umbau der Bike-Strecke verzögert vö. V Viele unheilbar kranke Patienten, die zu Hause sterben wollen, werden bei akuten Atembeschwerden oder Angstzuständen häufig sofort hospitalisiert. Erhielten aber betreuende Angehörige vor allem nachts fachmännischen Rat, liesse sich die Hälfte solcher – für die Patienten äusserst belastenden – Spitaleinweisungen vermeiden, ist Roland Kunz, Chefarzt für Geriatrie und Leiter der Palliativstation am Spital Affoltern, überzeugt. Aus diesem Grund hat er die Notrufnummer 0844 148 148 lanciert. Das kostenlose Pallifon, wie das in der Schweiz erste Angebot dieser Art heisst, ist beim Ärztefon angegliedert und wird von einem medizinisch geschulten Palliative-Care-Team rund um die Uhr betreut. Vorerst steht es Palliativpatientinnen und -patienten, Angehörigen und Betreuungspersonen in den Regionen Horgen, Knonauer Amt, Höfe, March, Rigi-Mythen und Einsiedeln zur Verfügung. Das Fernziel ist laut Roland Kunz, ein Pallifon für die ganze Schweiz einzurichten. Das Pilotprojekt wird von der Foundation Zürich Park Side finanziert. Wie die Stiftung in einem Mediencommunique´ mitteilte, will sie damit die Strategie Palliative Care des Bundes und der kantonalen Gesundheitsdirektoren unterstützen. Um das Angebot finanziell zu sichern, führt die Stiftung im November eine Spendenaktion durch. amü. V Bikern und Wanderern, die sich trotz dem unsteten Wetter auf den Üetliberg wagen, fällt momentan eine schlammige Baustelle bei der DownhillStrecke in Richtung Triemli auf. Seit April baut hier die spezialisierte Firma Trailworks zusammen mit Grün Stadt Zürich (GSZ) an einer neuen Linienführung für das untere Drittel. Die Originalstrecke von 2005 soll hier ersetzt werden. Die Arbeiten sind bisher nur schleppend vorangekommen. Schuld ist das regnerische Wetter in diesem Sommer: Da die Zufahrtswege zur Baustelle sehr durchnässt sind, konnte nicht weitergearbeitet werden, sagt Lukas Handschin, der Sprecher von Grün Stadt Zürich. Zudem, sagt Frank Wadenpohl, Präsident des Bike-Vereins Züritrails, verhindere die Nässe, dass man den Boden genügend verdichten kann. Jetzt sollte das Warten der Biker aber ein Ende haben: Wenn das trockene Wetter anhält, soll der Umbau in zehn Tagen abgeschlossen sein, stellt Handschin in Aussicht. Der Umbau hat sich aufgedrängt, weil die Strecke in den letzten Jahren im unteren Teil zusehends verschlammte und erodierte. Wie Wadenpohl erklärt, lag der Grund dafür in der zu direkten Streckenführung im unteren Abschnitt: Das Gelände führt viel Wasser und ist sehr steil, so dass das starke Bremsen der Biker zu Schäden in der Strecke führte. ANZEIGE Staatspolitisch bedenklich Die Vorlage bedeutet einen schweren grundsätz lichen Eingriff in die Eigentumsfreiheit, denn die Ge meinden können jedem bauwilligen Grundstücksbe sitzer vorschreiben, welche Art von Wohnungen er auf seinem Bauland zu bauen hat und für wie viel er diese vermieten darf! Damit wird die in unserer Verfassung festgeschriebene Eigentumsgarantie verletzt! Noch mehr Vorschriften und Bürokratie? Sicherheit unserer Renten gefährdet Für Pensionskassen als grösster Wohneigentümer im Kanton werden Investitionen in den Wohnungsbau unattraktiv, denn sie müssen zum Wohle der Versicherten eine gute Rendite erwirtschaften. Die Vorlage gefährdet damit die Sicherheit unserer Pensionen! <wm>10CAsNsjY0MDQx0TU2MzI1sAQAGdmx5A8AAAA=</wm> <wm>10CFXKKw6AQAwFwBN109e-bVgqCY4gCH4NQXN_xcchxs2yZC36meZ1n7eEghQPq9rSTYujpmsU0FIHgz1hRLCRcP99IS2o6O8RHcTQ4UIXtB4tynWcN_kEpXNyAAAA</wm> Deshalb am 28. September: NEIN zur Änderung Planungsund Baugesetz www.pbg-aenderung-nein.ch Überparteiliches Komitee gegen die Änderung des Planungs- und Baugesetzes (PBG) Ein «Geistli» sieht harmlos aus, enthält aber eine Verunreinigung, die in Verbindung mit MDMA schädlich sein kann. GORAN BASIC / NZZ Denn sie wissen nicht, was sie schlucken Das rege besuchte Zürcher Drogeninformationszentrum erhält Verstärkung in Bern Seit 2007 können Freizeitdrogenkonsumenten am Drogeninformationszentrum Zürich ihre Substanzen auf gefährliche Inhaltsstoffe testen lassen. Nun expandiert das Erfolgsmodell nach Bern. Raffaela Angstmann Vera* streicht sich die braunen Fransen aus dem Gesicht. Sie steht an der Konradstrasse 1 und sucht die richtige Klingel. Die Studentin möchte ins Zürcher Drogeninformationszentrum (DIZ). Dort will sie eine Probe Ecstasy testen lassen. Je reiner, desto geringer ist das Risiko von unerwünschten Nebeneffekten. Wie viele andere Drogenkonsumenten, die ins DIZ kommen, hat die 23-Jährige schon schlechte Erfahrungen gemacht – auf einem «Bad Trip». An die Horror-Nacht erinnert sie sich noch genau: Ihr war entsetzlich übel, und Schweissausbrüche plagten sie. Auf Rat ihrer Kollegen hat sie danach auf saferparty.ch die Warnungen der Jugendberatungsstelle für Pillen mit gefährlichen Inhaltsstoffen gelesen. Im selben Gebäudekomplex wie das DIZ sind auch das Gesundheitszentrum Checkpoint und der Verein Arud (Zentrum für Suchtmedizin) einquartiert. Dies ermöglicht eine schnelle Weitervermittlung an ein therapeutisches Angebot oder an einen Arzt. Vera setzt sich auf einen Stuhl im Eingangsbereich. Nebenan im Wartezimmer unterhalten sich die Besucher angeregt. Frauen und Männer zwischen 20 und 40 sitzen an einem Tisch. Alle Schichten der Gesellschaft sind hier vertreten: Studenten, Bauarbeiter, Banker – manche kommen sogar mit dem Aktenköfferchen vorbei. Dieses Angebot des Drug-Checkings bietet die Jugendberatungsstelle Streetwork jeweils dienstagabends an. Von 17 Uhr 30 bis 20 Uhr 30 werden maximal 30 Drogen-Proben entgegengenommen. Zwei junge Männer treten kurz nach Vera ein und sind genervt, dass der Wartesaal bereits prall gefüllt ist. Das Prinzip hier lautet «first come first serve». Wer kein Glück hat, kann erst eine Woche später seine Probe testen lassen. Manchen fehlt dazu die Geduld. Ein DIZ für Bern Alexander Bücheli, stellvertretender Leiter von Streetwork, erklärt: «Uns fehlen die Ressourcen, um öfter als einmal die Woche geöffnet zu sein.» Die Kapazitätsgrenze sei schon erreicht. Es braucht immer Sozialarbeiter vor Ort, welche die 15-minütigen Beratungsgespräche führen. Denn jeder, der eine Probe abgibt, muss einen Fragebogen beantworten. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Zürcherinnen und Zürcher, die Besucher kommen aber auch aus anliegenden Kantonen. Seit Mittwochabend wird das Angebot von Streetwork jedoch entlastet: «Rave it safe», das Nightlife-Angebot der Stiftung «Contact Netz» hat mit dem Drogeninfo Bern Plus (DIB Plus) ein Berner Äquivalent zum DIZ eröffnet. Das Angebot sei fast dasselbe, doch anders als beim DIZ nimmt das Kantonsapothekeramt und nicht ein privates Labor die Proben entgegen, sagt Hannes Hergarten von «Rave it safe». Mittwochabend zwischen 18 Uhr und 20 Uhr können bis zu 15 Besucher ihre Pillen und Pulver an der Speichergasse 8 vorbeibringen. Das «Plus» steht für eine zusätzliche individuelle Sprechstunde. Von Kokain bis Heroin Vera ist an der Reihe für ihr Beratungsgespräch. Das gesamte Angebot ist anonym. Sonst hätte sie es womöglich auch nicht gewagt zu kommen. Sie muss nur Wohnort und Alter angeben. «Neueinsteiger gibt es kaum, sie machen weniger als 1 Prozent der Besucher aus», sagt Bücheli. Die meisten hier seien erfahrene Konsumenten und hätten schon mehrere Substanzen getestet. Daher ist die erste Frage auch, welche Substanzen Vera schon eingenommen hat. Die Auswahl ist gross: Nebst den Standards wie Tabak, Alkohol, Hanfprodukten, Kokain, Amphetamin, LSD und Ecstasy wird auch nach Heroin, Methamphetamin, GHB/GBL ................................................................................. MOBILES DRUG-CHECKING ran. V Die Arbeit der Zürcher Jugendberatung Streetwork konzentriert sich auf Schadensminderung und Prävention. Die Sozialarbeiter versuchen das Risiko des legalen und illegalen Drogenkonsums zu minimieren. Streetwork führt sieben bis acht Mal pro Jahr mobiles Drug-Checking an Partys durch. Streetwork pflegt einen regen Austausch mit dem Night-Life-Angebot «Rave it safe» aus Bern. Dort bieten Freiwillige anderen Partygängern Beratung und Drug-Checking an. 24 bis 30 Mal pro Jahr ist «Rave it safe» an Partys. Die Beteiligten sind schweizweit aktiv, vor allem in der Goa-Szene. (flüssiges Ecstasy), Ketamin, Poppers, Psylos, 2C-B und neuen psychoaktiven Substanzen, pflanzlichen Drogen und Medikamenten gefragt. Dann geht es ins Detail: Wie häufig in der Woche und in welchen Mengen nimmt sie diese Substanzen zu sich? Dann muss sie ihre negativen Erlebnisse angeben. Zur Auswahl stehen kurzfristige Folgen, aber auch langfristige, wie Probleme bei der Arbeit, mit Geld, sexuelle Funktionsstörungen, verschiedene chronische Schäden und Depressionen. Nachdem sie auch die Motive für den Konsum angegeben hat, kann Vera ihre Probe abgegeben: eine Ecstasy-Tablette in Form eines «Geistli». So eine Pille kostet zwischen 7 und 15 Franken. Für die Resultate bekommt sie eine Telefonnummer, die sie in drei Tagen anrufen kann. Codewort: «Lemon». Dem Risiko ins Auge schauen Im ersten Halbjahr 2014 waren 33 Prozent der analysierten Proben EcstasyTabletten. Ganze 80 Prozent dieser Proben waren noch bis 2009 mit irgendeinem psychoaktiven Streckmittel versetzt. Das hat sich in den letzten Jahren verändert. Es kommt nicht mehr so häufig vor wie noch 2009. Am Freitag in derselben Woche kann Vera endlich die Nummer wählen. Ihr «Geistli» enthält 114,4 Milligramm MDMA bei einem Gesamtgewicht von 248,9 mg. Das gilt als viel. Die Pille enthält jedoch eine Verunreinigung, ein Synthese-Nebenprodukt namens MDDMA (3,1 mg). Die Pille wurde als Warnung ausgeschrieben, weil nicht klar ist, was MDMA und MDDMA für eine Verbindung eingehen. Nebeneffekte wie Kiefermahlen und Muskelverkrampfungen können nach Einnahme verstärkt auftreten. An die verträgliche Menge MDMA müsse sie sich selber herantasten, sagt die Frau am Telefon. Sie rät Frauen, grundsätzlich maximal 1,2-mal das Körpergewicht zu rechnen und dann diese Zahl in Milligramm zu konsumieren. Für viele wäre eine ganze Tablette schon zu viel. Die grössten Nebenwirkungen ergeben sich meist bei Mischkonsum. Aus Kokain und Alkohol entsteht Kokaethylen, das viel schädlicher ist als beide Substanzen einzeln. Dehydration kommt häufig vor, die Leute vergessen vor lauter Party-Treiben zu trinken. Das schadet dem Kreislauf und kann im schlimmsten Fall zu Organversagen führen. * Name von der Redaktion geändert
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