Computerspiel- und Internetsucht Agenda Dr. med. Gottfried Maria Barth, M.A. Darstellung des Computerspielverhaltens • Positive Merkmale • Sucht und ihre Kennzeichen • Diagnostik von PC-Sucht • Bedeutung von Komorbidität • Beratung von Betroffenen – Motivationsstrategien • Angehörigenberatung • Prävention in der Schule Barth 2010 Konzepte zum Entstehen einer nicht stoffgebundenen Abhängigkeit Was kann süchtig machen • Kulturelle Verfügbarkeit und Zugänglichkeit • Suchtstoffe können körperlich (z.B. Heroin) und/oder psychisch (z.B. Cocain) abhängig machen. • Gedanklich - Verhaltensbezogen: – Gelerntes, erworbenes Verhalten – Funktionales oder „schlecht“ angepasstes Verhalten (Stress-, Emotionsregulation) • Defizit an sozialen Fähigkeiten 4 • Neurobiologische Verstärkung (Dopamin und Serotonin-Hypothese) Barth 2010 3 • Verhalten und Erleben kann über Belohnungssystem ebenfalls süchtig machen Rangliste gesellschaftlicher Akzeptanz von Suchtverhalten Formen nicht stoffgebundener Süchte Spielsucht Kaufsucht Sportsucht Sexsucht Arbeitssucht Ess-Sucht Magersucht Computerspiel- und Internetsucht … Einkaufen Sport Arbeit Rauchen Fettsucht 6 Barth 2010 Magersucht und Bulimie als Krankheit 5 Alkohol Haschisch Heroin Magersucht und Bulimie bei Models Barth 2010 • • • • • • • • • Barth 2010 Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes und Jugendalter der Universitätsklinik Tübingen Barth 2010 [email protected] Telefon: +49-7071-29 8 65 33 Osianderstraße 16, D-72076 Tübingen, Germany http://www.medizin.uni-tuebingen.de/ppkj/ • 1 Email: Einführung: nicht stoffgebunde Abhängigkeit 2 Nicht stoffgebundene Abhängigkeit • Diagnostische Kriterien Teufelskreis der Essstörungen • Negative Affekte • Fasten / Fressen hebt negative Affekte kurzfristig auf • Aufrechterhalten des Verhaltens • Entstehende negative Affekte beim Essen werden beseitigt (z.B. durch Erbrechen) • Langfristig: negative Affekte – durch Schuld / Scham / Ekel oder 8 Barth 2010 Barth 2010 Restriktives Erziehungsverhalten in Bezug auf Nahrungsmittel erhöht das Risiko für Essstörungen (durch Störung der Selbstregulation) 7 – durch Nahrungsmangel Computerspiel- und Internetsucht Glücksspielsucht Agenda Einführung: nicht stoffgebunde Abhängigkeit • Darstellung des Computerspielverhaltens • Positive Merkmale • Sucht und ihre Kennzeichen • Diagnostik von PC-Sucht • Bedeutung von Komorbidität • Beratung von Betroffenen – Motivationsstrategien • Angehörigenberatung • Prävention in der Schule 10 • Barth 2010 Barth 2010 9 älteste Verhaltenssucht ca. 100 000 – 170 000 in Deutschland Gebrauch – Missbrauch – Sucht vielfältige Therapieansätze, auch stationär staatliche Regulierung Prävention Besitz elektronischer Geräte in der Familie Größtes Vertrauen in Tageszeitung bei 43%! KIM- und JIM-Studie 2009 Barth 2010 12 99% 99% 98% 96% 94% 93% 92% 48-65%) 11 Handy Computer Fernseher Internetzugang CD-Player MP3/iPod Digitalkamera (Tageszeitung Barth 2010 • • • • • • Gebrauch elektronischer Geräte durch Jugendliche Aber … PC und Internet für Jugendliche normale Kulturtechnik: nahezu 100% ♂: ♀: 73% – 51% „Unverzichtbar“: Internet/PC für bis zu 30% KIM- und JIM-Studie 2009 13 Bücher lesen 77% 60% 91% Festnetz-Telefonie 72% Internet 71% SMS 58% Handy 43% E-Mails 22% „Schnecken“post Barth 2010 so wichtig wie Radio und Fernseher 77% 64% persönliches Treffen Beziehungen und Internet 1% 14 Eigener PC bei Jugendlichen: 95% KIM- und JIM-Studie 2009 Barth 2010 Handy-Besitz von Jugendlichen Kontakt zu Freunden 2008 Fernsehkonsum in Deutschland 1984: Private Fernsehsender Bücher lesen: 1980: 22 Minuten/Tag 16 Barth 2010 aus der Schußlinie: Kinderschallplatten, Hörspielkassetten bzw. -CDs Internetnutzung in Deutschland • 1970-1977 Steigerung des Verkaufs von Kinderschallplatten von 1 auf 14 Millionen • 1999 in Deutschland 4000 verschiedene Kinderhörspiele erhältlich • „Fast food zum Hören“ oder Barth 2010 !… Kein Grund mehr zur Panik 18 17 • Denkanregung und Wertetransport Barth 2010 Sanders et al 2000 Barth 2010 15 2000: 18 Minuten/Tag Morde im Kinderzimmer Morde im Wohnzimmer • Seit der Bibel und der Märchenüberlieferung spielen Schilderungen von Tötungen eine große Rolle in der Kultur auch in der Erziehung von Kindern • Z.B. 41 Menschen werden im Ali Baba Hörspiel umgebracht • Bei Karl May … • Mit der Fernbedienung lassen sich im Fernseher in einer Woche – 14 Vergewaltigungen – 44 Folterungen – 536 Morde 20 Barth 2010 Barth 2010 19 abrufen Die neuen Medien werden genutzt • auch von gefährdenden Erwachsenen! • z.B. Chatrooms Barth 2010 Barth 2010 21 – Pädophile – problematische Verkäufer 22 • wir müssen rein in diese Welt • bedrohliche Erwachsene machen es schon lange: Internet-Risiko • Risikogruppen von psychisch belasteten Jugendlichen können im Internet Gleichgesinnte finden und sich gegenseitig in selbst- und fremdaggressiven Handlungen bestärken • „Das Durchspielen solcher Gedanken und Handlungen mit anderen Personen in einem virtuellen Raum kommt offenbar für manche einem Probehandeln nahe und erleichtert gelegentlich den letzten Schritt zur suizidalen oder fremdaggressiven Handlung“ Klosinski 2002 23 24 Barth 2010 Barth 2010 die andere Wirklichkeit Theorien zu Gewaltdarstellungen Das Märchen von der Induktion von Gewalt • Stimulationshypothesen • Anschauen von Gewaltvideos oder Spielen von Gewaltspielen erzeugt über die Nachahmung Gewalttaten – Erregungssteigerung – Lernen von Aggression – Abstumpfung aber 26 Barth 2010 25 – Katharsis – Inhibition • Gewaltbereitschaft ist durch verschiedene Ursachen determiniert • Gewalttaten setzen eine bestimmte psychische Konstellation voraus, stabile Kinder werden durch Gewaltdarstellungen nicht animiert Barth 2010 • Reduktionshypothesen Theorien zu Gewaltdarstellungen Das Märchen von der Katharsis • Zusatzfaktoren – – – – • Anschauen von Gewaltvideos oder Spielen von Gewaltspielen baue angestaute Aggression ab – Attraktiver Täter Rechtfertigende Gewalt Waffen Realistische Gewaltdarstellung Exzessive Gewaltdarstellung Belohnung Barth 2010 • • • • • • Barth 2010 27 • Abreagieren entlastet nur kurzfristig aber führt langfristig nicht zu einem Aggressionsabbau • Gewaltphantasien werden nicht abgebaut sondern eingeübt Gewaltbereitschaft induzierende Darstellung: 28 aber Eigenschaften des Beobachters Soziokultureller Kontext Art der Darstellung Frustrationssituation nach dem Konsum Faktoren der Gewaltbereitschaft: Theorien zu Gewaltdarstellungen persönliches Aggressionspotential Spiele mit Aggressionspotential 30 persönliche Voraussetzungen Gentile et al. 2004 Barth 2010 Barth 2010 29 • Aggressive Persönlichkeiten schauen häufiger Gewaltfilme an und • das exzessive Sehen führt wiederum zur Zunahme der bereits vorhandenen Aggressivität Was machen Jugendliche am PC? Problematische Mediennutzung fließender Übergang von PC zu anderen Medien Computerspiele Fernsehen / Musik / Radio Chatrooms, E-mail, Telefon Schularbeiten, Lernhilfe, Schreibmaschine Surfen, Informationsquelle Einkaufen, Online-Sex Programmieren Computer- und Online-Rollenspiele Einkaufen, Spielen, Wetten, Handeln Websurfing zur Informationssuche Cybersex, Pornographie Cyber-Beziehungen, Chatten exzessives Musikhören / –downloaden exzessiver Videokonsum -> sozialer Druck bezüglich Computer- und Internetnutzung und Teilnahme am Spiel 32 31 zu frühes Fernsehen verschiedene Formen der Handy-Nutzung Barth 2010 -> Eltern können häufig nicht einschätzen, in welcher Form der PC tatsächlich genutzt wird und wie stark die Abhängigkeit von Spielen ist exzessives Fernsehen … Barth 2010 • • • • • • • Fernsehwelt Problematische Nutzung PC Handy Mobbing Gewaltvideos Bluetooth Handywelt Happy Slapping - Snuff videos • eingeschränkte Kommunikation • Gefühllosigkeit • Missbrauch der Möglichkeiten • Es gibt diese Filme • man kann ungewollt damit konfrontiert sein (z.B. „Schluss machen“ per SMS) • Gefahren der Foto- und Videofunktion • Gefahren der Funkübertragung (bluetooth) Barth 2010 35 • es handelt sich in der Regel um Straftaten • Sie können etwas tun! 36 Virtuelle Welt Barth 2010 Dauererregung Barth 2010 Zeitvernichtung 33 Fernsehen – Kinder nehmen anders wahr – Kinder entwickeln erst Verarbeitungskapazität – Altersempfehlungen sind fundiert Barth 2010 Süchtiges Spielen Schädliche Kontakte Gewalt als Normalität Virtuelle Welt Dauererregung eigene Kreativität beeinträchtigt Zeitvernichtung Überforderung von Inhalten 34 • • • • • • Gewaltspiele nicht erlaubte Spiele Nachahmungseffekte Ego-Shooter als Einübung? • Wissenschaftler behaupten, dass das Spielen von Computerspielen Intelligenz fördert und Spielen von Gewaltspielen nicht mit affektiver Erregung verbunden sei Suizidraten nach Ausstrahlung und Fragen nach Winnenden Barth 2010 Schmidtke & Häfner 1984 • Computerspielen als Übung einer negativen Affektregulierung kann u.U. Gewalttaten erst ermöglichen Barth 2010 37 Es gibt keinen Grund dies nicht auch für Gewaltausübung anzunehmen! 38 • gerade das Herunterregulieren von Affekten kann gefährlich sein und ist in vielen Studien Kennzeichen dissozialen Verhaltens Wiederholung von „Tod eines Schülers“ PEGI Pan European Gaming Information PEGI Pan European Gaming Information • tragen Ego-Shooter zur Erniedrigung der Hemmschwelle bei? • ist konkrete Übung im Waffengebrauch Voraussetzung? • wie viel und welche Psychopathologie liegt vor? 40 41 42 Barth 2010 Pan European Gaming Information Barth 2010 PEGI Barth 2010 Barth 2010 • es gibt keine sichere Voraussage über die Gefährlichkeit einzelner Jugendlicher, insbesondere bei ambulanten Kontakten. 39 • es bleibt bei den Kinder- und Jugendpsychiatern auch das Nicht-Verstehen Deutschland 2007-2008 (KFN) Aktuelle Studienlage • 6 – 13% der Spieler erfüllen einzelne Abhängigkeitskriterien • 13 Studien in USA, Korea, Finnland, Schweiz, Italien, UK, China, Taiwan: Abhängigkeit bei 0,3 - 38% (Median 5,4%) (Shaw & Black 2008) • In den meisten Studien M > F • Beginn der Abhängigkeit: (Aboujdoude et el. 2006) • 15.168 Schülerinnen und Schüler • exzessives Spielverhalten (>4,5 Std/d): – Mädchen 4,3% – Jungen 15,8% Durchschnittsalter exzessiver User 26 Jahre • Durchschnittlich 22 h /Woche online • abhängig: – Mädchen 0,3% – Jungen 3% • gefährdet: ¾ Online – Rollenspiel – User zeigen im vgl. zu anderen Computerspielern die signifikant höheren Abhängigkeitswerte (Lee et al., 2007; Smyth, 2007) nur 40% der Abhängigen stufen sich als abhängig ein • Von N = 2170 berichteten 27 % der Spieler, das am meisten befriedigende Ereignis der vergangenen 30 Tage passierte im Spiel (Yee et al., 2006) Barth 2010 43 • – Mädchen 0,5% – Jungen 4,7% WOW Faszination von PC und Internet • • durchschnittliche Spieldauer: etwa 4 h 36% mehr als 4,5 h gefährdet: 11,6% abhängig: 8,5% • • • Barth 2010 45 • • Formen von Spielen bzw. Tätigkeiten mit Spielcharakter • • Immer verfügbar Gehorcht meinen Anweisungen „autistisches Objekt“ Kommunikationsbasis mit anderen Bringt die Welt zu mir (trotz Passivität) hohe Reizdichte dient zur Erregung und Beruhigung etabliert in peer group … Exkurs : Massively Multiplayer Online Role - Playing Game (MMORPG) online Glücksspiel, Wetten, Kaufen, Cybersex, Aktien, … • über das Internet spielbares Computer-Rollenspielgenre • gleichzeitig mehrere tausend Spieler „bevölkern“ eine persistente, virtuelle Welt Online-Spiele (second life, Sportsimulationen, Strategie…) Muli-User Dungeons MUDs MMORPG Massively Multiplayer Online Oline Role RolePlay Play Games WOW WOWof Warcraft World World of ca. Warcraft 2008: 10 Mio. Spieler • Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Interaktion zwischen den Spielern und Spielergruppen (Gilden). offline • Der Spieler spielt mit einer eigenen Spielfigur (Avatar), deren Eigenschaften (Stärke, Charakter etc.) der Spieler selbst festlegt und während des Spiels weiterentwickelt Strategiespiele, Simulatoren, • durch das Lösen von Aufgaben / Missionen (Quests) bzw. das Töten von Mobs (zumeist Monster) werden Punkte gesammelt. Die Punkte werden dafür verwendet um neue Fähigkeiten des Avatars zu bekommen PC-Versionen gängiger Spiele … (für 11 -25 € monatlich) • Viele Aufgaben können nur in der Gruppe gelöst werden 48 • Verstärker zu Beginn häufig, dann zunehmend zeitintensiv Barth 2010 • Spiel endet quasie nie Ego-Shooter (first person shooter) - ursprünglich 47 2008: ca. 10 Mio. Spieler (für 15 -25 € monatlich) Ego-Shooter (first person shooter) zu jedem Zeitpunkt ca. 200 000 Spieler online Ego-Shooter Barth 2010 • • • • 44 • Barth 2010 11 Jahre nach Beginn der Computernutzung 46 Jugend bis > 30 – Barth 2010 – Computerspiel- und Internetsucht Ausgangspunkt bei den Werten Agenda Positive Merkmale • Sucht und ihre Kennzeichen • Diagnostik von PC-Sucht • Bedeutung von Komorbidität • Beratung von Betroffenen – Motivationsstrategien • Angehörigenberatung • Prävention in der Schule z.B. WOW 50 Darstellung des Computerspielverhaltens • Barth 2010 • Computerspiele transportieren Werte wie Solidarität, gegenseitige Unterstützung, Belohnung von Leistung, Selbstwirksamkeit u.ä. 49 Einführung: nicht stoffgebunde Abhängigkeit Barth 2010 • Alternative Werte • Alle Alternativen müssen überzeugend vertreten werden können 52 Barth 2010 Barth 2010 „Fiktive“ und „Reale“ Welt? Vorwurf der Flucht in eine „heile“ bzw. kontrollierbare Welt Heute: Banker / Börse doch das zu besiegende Monster schlägt zurück und tötet viele aus der Gruppe Crash da kommt der große Heiler und verleiht ihnen wieder Gesundheit Staat hilft 54 eine Gruppe kämpft um immer höheren Score Barth 2010 53 Unsere reale Welt hat sich der fiktiven angenähert: Barth 2010 • Prävention muss als Förderung der eigenen Lebenskompetenz angelegt sein 51 • Mediennutzung muss als Teil der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben verstanden werden Computerspiel- und Internetsucht Typische Merkmale von Spielen mit hohem Suchtpotential Agenda Abhängigkeitsfördernde Elemente vor allem bei MMORPG (Massively Multiplayer Online Role Play Games) wie z.B. WOW (World of Warcraft): • Einführung: nicht stoffgebunde Abhängigkeit • Darstellung des Computerspielverhaltens • Positive Merkmale Anlage eines zweiten Ich (Avatar), der im Spiel weiter entwickelt wird • Sucht und ihre Kennzeichen immer wechselnde Konstellationen • Diagnostik von PC-Sucht unmittelbare Wertschätzung • Bedeutung von Komorbidität • Beratung von Betroffenen – Motivationsstrategien • Angehörigenberatung • Prävention in der Schule hohes Maß an Interaktion zwischen den Spielern gegenseitige Unterstützung sozialer Aufstieg in der virtuellen Gemeinschaft mit immer weiteren Aufstiegschancen Wirkungen 56 starker Gruppendruck, Mitspieler sind auf zuverlässiges Mitspielen angewiesen Spielethik Verstärker zu Beginn häufig, dann zunehmend zeitintensiv Barth 2010 Barth 2010 55 Verlust an Ansehen bei zu geringer Spielpraxis Geschichte der Computer- und Internet-Abhängigkeit • „Compulsive programmers“ zentral parietal Positivierung bei abhängigen Spielern bei der Darbietung von Computerspielreizen gegenüber neutralen Reizen bzw. Nicht-Spielern (Weizenbaum 1976) • „Computer addiction contributes to social isolation“ Thalemann et al. (2007) (Zimbardo 1980) Wandel von negativer in positive Emotionalität bei exzessiven Computerspielern • Beschreibung von 106 Fällen von „Computerabhängigkeit“ Jerusalem and Meixner (2004) Barth 2010 (Young 1996) Entstehungsbedingungen der Computer- und Internetabhängigkeit Barth 2010 57 • Internet-Addiction 58 (Shotton 1991) -Sucht - schädlicher Gebrauch - Missbrauch wohl doch Aufnahme der Online-Sucht in DSM V angesichts zunehmender Datenlage Risiken • Droge – WoW – zahlreiche Nachahmungen Folgen der Abhängigkeit: – Unfehlbarkeit, Macht – Ich-Stärkung Beeinträchtigung aller Lebensbereiche von Schule/Beruf, Partnerschaften bis zu Hygiene und Nahrung • Gemeinschaft – Gilde – Soziale Kontakte Diese Auswirkungen treten auch ohne Zeichen der Abhängigkeit auf. Missbrauch liegt auch in der Nutzung der technischen Möglichkeiten für kriminelle oder unethische Zwecke. • „Unmittelbarkeit“ – Anhaltende Spannung – Überwindung von Langeweile, Stress Bei Jugendlichen sind Abhängigkeitssymptome nicht so deutlich ausgebildet 60 – Sensation seeking – Depressivität, ADHS, Soziale Phobie, Angst, – Persönlichkeitsstörungen – Impulskontrollstörungen – Suchterkrankungen nicht nur Gebrauch von Spielen, sondern auch email, Chats und andere OnlineKommunikationsmöglichkeiten (Chou & Hsiao 2000, Young 1998) • Größengefühle Missbrauch von PC und Internet ist oft der Versuch einer Kompensation vorbestehender psychosozialer Probleme Barth 2010 • Psychische Risikofaktoren Abhängigkeit: ausgelöste Emotionen 59 – Sozialer Druck – Reduziertes reales soziales Umfeld Barth 2010 • Soziale Bezüge Kriterien der Verhaltenssucht sind auf exzessive PC- und Online-Nutzung anwendbar. Anzeichen für Missbrauch oder Abhängigkeit Hohe Ausprägung von Ängstlichkeit Depressivität Pessimismus Aggressivität Impulsivität Alkohol- und Drogenmissbrauch der Eltern und Geschwister bzw. im Umfeld Trennung oder Scheidung der Eltern Früher Verlust eines Elternteils Niedriges Selbstwertgefühl Leichte Verfügbarkeit von Alkohol Nikotinabhängigkeit Barth 2010 61 • • • • • Teufelskreise von Computer- und OnlineMissbrauch und Sucht für exzessives Computerspielen s, , tni ng nu äch loh tged e B ch Su … PC/Internet Sucht Belastung des Alltags Barth 2010 Entlastung für den Alltag Extreme negative Folgen für den Alltag 63 PC/Internet Missbrauch • unwiderstehliches Verlangen am Computer zu spielen • verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf Beginn, Beendigung und Dauer des Computerspielens • Entzugserscheinungen (Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen) bei verhinderter Computerspielnutzung • Toleranzentwicklung: Steigerung der Häufigkeit oder Dauer / Intensität des Computerspielens • fortschreitende Vernachlässigung anderer Tätigkeiten oder Interessen • anhaltendes exzessives Computerspielen trotz nachweislich eindeutiger schädlicher Folgen (z.B. Übermüdung, Leistungsabfall in der Schule, auch Mangelernährung) 64 (Grüsser & Thalemann 2006 nach Wölfling 2008) Barth 2010 it sa m ke Adaptierte Suchtkriterien tw i rk Se … lbs ess, n, Str tunge ie Belas opatholog Psych bio log is Eig soz che, en ial fam sc e F iliä ha fte akto re u n d ren nd es Sp iel s Barth 2010 • • • • • • • Leistungseinbußen in Schul- und Berufsausbildung • Veränderte Beziehungsmuster, Rückzug bzw. Einengung von sozialen Kontakten • Veränderung von Freizeitinteressen • Damit verbunden ist in der Regel ein Ausweichen vor anstehenden Entwicklungsaufgaben (z.B. Verselbständigung) • Anschluss an Gleichaltrige mit Missbrauch • Störungen des Sozialverhaltens mit Impulsdurchbrüchen, Aggressivität, Stimmungslabilität • Auffinden von gefährdenden Materialien • Intoxikationszeichen (psychisch oder körperlich) 62 Risikofaktoren für Missbrauch und Abhängigkeit bei Jugendlichen Computerspiel- und Internetsucht Alternative Sichtweisen Einführung: nicht stoffgebunde Abhängigkeit • Darstellung des Computerspielverhaltens • Positive Merkmale • Sucht und ihre Kennzeichen • Diagnostik von PC-Sucht • Bedeutung von Komorbidität • Beratung von Betroffenen – Motivationsstrategien • Angehörigenberatung • Prävention in der Schule Barth 2010 • 65 nicht stoffgebundene Abhängigkeit Zwanghaftes Computerspielen Pathologische Internetnutzung Problematischer Internetgebrauch Selbstbestätigung bzw. Flucht Internetsucht oder –abhängigkeit Internetmanie Impulskontrollstörung (Sozial-)Verhaltensstörung Abwehr anderer Psychopathologie Barth 2010 • • • • • • • • • • 66 Agenda Differenzierung notwendig Reaktionen auf schädliche Folgen Kriterienkatalog zur Verhaltensbeobachtung + weitere Interessen werden verfolgt, Sorgfalt bei den HA gleich - Änderung früherer Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Interessen Teil 2: Gesundheit + unveränderte Schlaf- und Essgewohnheiten - deutliche Einschränkungen im Ausgehverhalten/Freizeitverhalten Teil 3: Bestimmungsmerkmale für ein exzessives Computerspielen - drei oder mehr der Aussagen (einschließlich Frage 1!) mit „stimmt“ beantwortet Teil 4: Bewältigung von Stress + problemlösend, verharmlosend, aktiv entspannend - ablenkend-vermeidend (passiv), hilflose Aggression Teil 5: soziale Kontakte + hohe Qualität und häufige soziale Kontakte zu Gleichaltrigen - Angst vor Zurückweisung, Schwierigkeiten bei Kontaktaufnahme Teil 6: Reaktionen auf Computerspielverbote Barth 2010 67 + keine größeren Auseinandersetzungen bei Restriktionen - aggressive, beleidigende Reaktionen; depressives, ängstliches zurückgezogenes Verhalten das Erkennen schädlicher Folgen kann zu einer Verhaltensänderung im Sinne einer Reduzierung der PC-Zeiten und Wiederaufnahme der anderen Aktivitäten führen die schädlichen Folgen werden ausgeblendet und beeinflussen das Verhalten nicht in einer Art resignativer Reaktion werden die abnehmenden Gratifikationen und auftretenden Probleme in der nicht-virtuellen Realität durch vermehrtes Computerspielen auszugleichen versucht das Ausmaß der negativen Folgen und die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung wird in vollem Ausmaß erkannt, eine Verhaltensänderung kann jedoch nicht vollzogen werden. Barth 2010 Teil 1: Aktivitäten/Hobbys Sucht Diagnostik Barth 2010 69 20 - 49 points: You are an average on-line user. You may surf the Web a bit too long at times, but you have control over your usage. 50 -79 points: You are experiencing occasional or frequent problems because of the Internet. You should consider their full impact on your life. 80 - 100 points: Your Internet usage is causing significant problems in your life. You should evaluate the impact of the Internet on your life and address the problems directly caused by your Internet usage. Diagnostische Kriterien Internetsucht [K. Young] Fragebogen zum Computerspielverhalten bei Kindern (CSVK) (Thalemann, Albrecht Grüsser, 2004) 4. Wenn ich nicht ins Internet kann, werde ich unruhig, launisch, depressiv oder reagiere gereizt. 5. Meist bin ich länger online als ursprünglich vorgesehen. 6. Durch das Internet habe ich eine wichtige Beziehung, meine Arbeit, meine Ausbildung, das Studium oder eine andere Karriere-Möglichkeit riskiert oder sogar verloren. 7. Ich habe schon Familienmitglieder, Therapeuten oder andere Menschen belogen, um das Ausmaß meiner Internet-Nutzung zu verheimlichen. Ich nutze das Internet, um vor Problemen zu fliehen oder meine schlechte Stimmung zu regulieren, also Gefühle wie Hilflosigkeit, Schuld, Angst oder Depression. Quelle: Diagnostische Kriterien nach Dr. K. Young, Center for Internet Addiction Recovery, Bradford, USA / Dr. K. Beard, Marshall University, Huntington, USA 71 Ich habe vergeblich versucht, meine Internet-Nutzung zu kontrollieren, zu vermindern oder zu stoppen. Soziodemographische Daten Familie und Wohnen Freizeit und Freunde Schule Über mich selbst Fernsehen Computer Drogen und Sucht Skalen • Diagnosekriterium • Selbstbild • Schule • Kommunikationsverhalten • Drogen teils freie Antworten, teils vorgegebene Alternativen 72 – – – – – – – – Barth 2010 Die Zeiten, in denen ich das Internet nutze, werden immer länger. 3. 8. Items zu Nein Barth 2010 Ja Ich beschäftige mich gedanklich viel mit dem Internet, auch wenn ich nicht online bin. Ich denke über künftige Online-Aktivitäten nach oder freue mich schon auf die nächste Online-Session. 2. Barth 2010 20 Fragen mit jeweils 1-5 zu bewerten (selten-immer) 1. Wie häufig kommt es vor, dass Sie länger als beabsichtigt online sind? 2. Wie oft vernachlässigen Sie die Hausarbeit, um mehr Zeit online verbringen zu können? 3. Wie oft bevorzugen Sie es Zeit im Internet zu verbringen anstatt mit ihrem Partner zusammen zu sein? 4. Wie häufig schließen Sie neue Bekanntschaften mit anderen online Usern? 5. Wie oft beklagen sich Menschen aus ihrem Umfeld, dass sie zu viel Zeit im Internet/online verbringen? 6. Wie oft leiden ihre Noten oder Hausaufgaben darunter, dass sie Zeit im Internet/online verbringen? 7. Wie oft kommt es vor, dass Sie ihre E-Mails checken bevor Sie andere wichtige Dinge machen? 8. Wie oft kommt es vor, dass Ihre Schulleistungen/ beruflichen Leistungen und Ihre Produktivität darunter leiden, dass sie online sind? 9. Wie oft reagieren sie ausweichend, wenn Sie jemand fragt, womit Sie im Internet beschäftigt sind? 10. Wie oft verdrängen Sie Sorgen oder lästige Gedanken mit beruhigenden Gedanken an das Internet? 11. Wie oft kommt es vor, dass Sie es kaum erwarten können online zu sein? 12. Wie oft denken Sie, dass ein Leben ohne Internet langweilig, leer und freudlos wäre? 13. Wie oft reagieren Sie gereizt, werden laut oder sind Sie wütend, wenn Sie jemand stört, während Sie online sind? 14. Wie oft kommt es vor, dass Sie auf Schlaf verzichten, um nachts online sein zu können? 15. Wie oft sind Sie mit ihren Gedanken im Internet oder stellen sich vor online zu sein, während Sie etwas anderes tun? 16. Wie oft sagen Sie sich “nur noch ein paar Minuten” während Sie online sind? 17. Wie oft versuchen Sie ihre online Zeit zu begrenzen und scheitern dabei? 18. Wie oft versuchen Sie das Ausmaß ihrer online Zeit vor ihren Mitmenschen/Partner zu verheimlichen? 19. Wie oft bevorzugen Sie es online zu sein, anstatt mit anderen/Freunden auszugehen? 20. Wie oft fühlen Sie sich depressiv, schlecht gelaunt oder sind nervös wenn Sie offline sind, und bessert sich dieser Zustand nachdem Sie online gegangen sind? 70 IAT: Internet Abhängigkeits Test (Young) IAT: Internet Abhängigkeits Test (Young) 1. 68 nach Grüsser & Thalemann 2006 Computerspiel- und Internetsucht Komorbidität Agenda Positive Merkmale • Sucht und ihre Kennzeichen • Diagnostik von PC-Sucht • Bedeutung von Komorbidität • Beratung von Betroffenen – Motivationsstrategien • Angehörigenberatung • Prävention in der Schule – – – – emotionale Störungen Impulskontrollstörungen ADHS autistische Verhaltensweisen – psychotische Symptome -> PC und Internet können eine Entlastung bieten, aber auch in einen Teufelskreis führen 74 Darstellung des Computerspielverhaltens • Barth 2010 • • Ein großer Teil der Klienten zeigt bisher noch nicht diagnostizierte Störungen aus den Bereichen 73 Einführung: nicht stoffgebunde Abhängigkeit Barth 2010 • Computerspiel- und Internetsucht Ergänzende Diagnostik • Schul- und Berufserfolg • Freizeitverhalten • psychische Auffälligkeiten • Eltern-Kind-Kommunikation Barth 2010 • allgemeiner Psychopathologie • Depressivität • Angst • Emotionen Ausgangslage • Darstellung des Computerspielverhaltens • Positive Merkmale • Sucht und ihre Kennzeichen • Diagnostik von PC-Sucht • Bedeutung von Komorbidität • Beratung von Betroffenen – Motivationsstrategien • Angehörigenberatung • Prävention in der Schule Typische Argumente •Alle meine Freunde spielen •Meine Spiele (u.a.) sind nicht gefährlich •Nur ich leide unter den Konsequenzen •Ich spiele doch gar nicht soviel •Ich könnte jederzeit darauf verzichten •Durch das Spielen geht es mir gut 77 78 Barth 2010 •Wenn ich nicht mehr spiele, geht es mir viel schlechter und bin ich geistig nicht mehr fit Barth 2010 • Jugendliche in der Regel noch nicht im Stadium der Erwägung • Motivation der Jugendlichen in der Suchtbehandlung überhaupt sehr gering • „Alle nutzen die neuen Medien“ = Mediennutzung ist Form der Integration • biologische und psychosoziale Reifung beschränken die Fähigkeit zur Selbststeuerung • negative Konsequenzen werden nicht wirksam antizipiert Einführung: nicht stoffgebunde Abhängigkeit 75 Fragebogen zu • Persönlichkeit, Problemen • Barth 2010 genaue (Fremd-) Anamnese von • Computernutzung (was und wie lange) 76 Agenda Haltung im Gespräch Therapeutische Ansätze bei Jugendlichen • Vertrauensaufbau steht im Vordergrund – die Entscheidung fällt im Ersttermin • Vorgeschalteter Termin mit Eltern alleine kann zur Vorstellung der Betroffenen selbst hinführen 80 • Behandlung komorbider Grunderkrankungen • Förderung der innerfamiliären Kommunikation • Entwicklung und Förderung alternativer Belohnungen Barth 2010 79 – Protokollierung, Psychoedukation, Aufbau alternativen Verhaltens, kognitive Therapie und Rückfallprophylaxe Barth 2010 • Verhalten darf nicht verteufelt werden • Positive Möglichkeiten der neuen Medien müssen anerkannt werden • Leistungen auf dem Gebiet der neuen Medien müssen anerkannt werden • Alternative Möglichkeiten sollen angeregt werden • Strukturierung durch Eltern unterstützen • Protokollierung der PC- Zeiten und von alternativen Aktivitäten • Vereinbarung eingeschränkter PC-Zeiten • Verschreibung von alternativen Aktivitäten • Gruppentherapie • Medien versuchen reißerisch zu berichten und stellen dazu große Gefahren in den Raum • Früher sprach man von Fernsehsucht, was heute nicht mehr diskutiert wird • PC und Internet gehören zur jugendlichen Wirklichkeit heute • Zeitdauer der Nutzung sagt nur bedingt etwas aus über mögliche Gefahr Barth 2010 Barth 2010 81 • Motivationsstrategien durch Aufklärung oder Abschreckung sind weniger wirksam als bei „gefährlichen“ Suchtstoffen 82 Vorsicht vor Übertreibung Vorsicht vor Verharmlosung 84 • Verhalten darf nicht verteufelt werden • Positive Möglichkeiten der neuen Medien müssen anerkannt werden • Leistungen auf dem Gebiet der neuen Medien müssen anerkannt werden Barth 2010 83 • Vertrauensaufbau steht im Vordergrund – die Entscheidung fällt im Ersttermin • Vorgeschalteter Termin mit Eltern alleine kann zur Vorstellung der Betroffenen hinführen Barth 2010 • eine Reihe von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen erleidet schädliche Auswirkungen übermäßiger PC-Nutzung bzw. Computerspielens • wenn die Bildschirmwirklichkeit dominiert fehlen wichtige Erfahrungen in anderen Lebensbereichen • Dominanz des Bildschirms verändert Gehirn und Körper Klinisches Angebot Digitaldiät Zielgruppe: Computerspiel- und Internetabhängige Patienten Angebot : Differentialdiagnostische Abklärung (Suchtambulanz) Verhaltenstherapeutisch orientiertes ambulantes Gruppenprogramm 12 Sitzungen über 6 Monate mit 4-6 Teilnehmer Therapiestunden 1~3: Psychoedukation & Motivationsförderung Therapiestunden 4~9: Aufbau alternativen Verhaltens z. B. soziales Kompetenz- & Problemlösetraining, Klettern, Bogenschießen, Nicht-PC-Spiele Abstinenz bzw. kontrollierter Konsum Schadensreduzierung 86 Barth 2010 Therapieziel : Barth 2010 85 Therapiestunden 10~12: Kognitive Therapie & Rückfallprophylaxe Digitaldiät Digitaldiät Tipps für Eltern Tipps für Jugendliche und Kinder 1. Sie tragen die Medienverantwortung für Ihre Kinder: d.h. Sie sollten wissen was und wie lange Ihr Kind schaut oder spielt. Das erstreckt sich auch auf Medienkonsum bei Freunden, weshalb Sie sich auch mit deren Eltern absprechen sollten. 1. Alternative suchen ( Hobby, Vereine...) 2. Lassen Sie sich deshalb von Zeit zu Zeit von Ihrem Kind zeigen, was es spielt und setzten Sie sich eine Weile dazu. 2. Feste medienfreie Tage pro Woche einführen (zum Beispiel immer mittwochs Computer aus) 3. Verschaffen Sie sich einen Eindruck welche Medien insgesamt genutzt werden: Können Sie nachvollziehen, welche Seiten Ihr Kind zuletzt aufsuchte? Internet online surfen und evtl. herunterladen? Internet Jugendforen? Internet online Spiele? Welche Video Spiele? Wieviel Fernsehen, welche Serien? Über 3 Std. Bildschirm täglich ist gefährlich für Schulversagen, Medienabhängigkeit und seel. Gesundheit. 3. Teste dich regelmäßig- schreib auf wie viel Zeit du am Computer verbringst. Aber den Fernseher nicht vergessen. 4. Rede offen mit deinen Eltern darüber was du genau am Computer machst 4. Klären Sie Ihr Kind auf, daß bestimmte, auch harmlose Spiele, die in den Jugendforen nebenbei angeboten werden, darauf angelegt sind, Ihr Kind an das Medium zu binden. 5. Sei ehrlich zu dir selbst und mache dir nichts vor 5. Killer- Spiele gehören verboten. Das konkrete Einüben von Töten ist kein Spiel! Aber es gibt noch viele andere schöne Dinge. 88 87 7. Internet und Handy sind wichtig. Barth 2010 7. Kontrollieren Sie Ihr eigenes Medienverhalten. 6. Reale Treffen sind schöner als virtuelle Treffen Barth 2010 6. Setzen Sie der Medienmacht etwas entgegen, indem Sie mit Ihrem Kind reale Unternehmungen machen und es für wirkliche Hobbies begeistern. Protokollieren der PC-Zeiten Stationäre Therapie? 89 90 Barth 2010 • mehrere Patienten • kaum freiwillige Therapie • aufgrund psychosozialer Fehlentwicklung richterliche Genehmigung (§ 1631b, BGB) • PC-Abstinenz auf Station kein Problem • kaum freiwillige Verlängerung • überwiegend Beibehalten der Abstinenz oder kontrolliertes Spielverhalten nach Entlassung Barth 2010 bbb Eigene Erfahrungen Anregung zu Alternativen Fazit 92 Barth 2010 Barth 2010 91 • Unterschiedliche Problembewertung bei Eltern und Jugendlichen, • Probleme werden oft auf den PC geschoben • Jugendliche zeigen zunächst Ablehnung, Motivationsaufbau notwendig • Strukturierung entlastet Eltern & Jugendliche • Jugendliche entwickeln partielle Problemeinsicht • Konsultation gibt die Chance, auch andere Probleme aufzudecken Was könnte man tun? aus den bisherigen Erfahrungen der Tübinger Ambulanz für Computerspiel- und Internetabhängigkeit wenig Patienten ohne massives PC-/Internetproblem • gesellschaftliche Dimension • Therapie • Eltern • Schule sehr hohe Komorbiditätsrate häufig erstmalige Diagnose und Behandlung der KM es gibt zahlreiche Patienten mit Suchtkriterien es gibt sehr viele mit schädlichen Folgen 94 Barth 2010 Hilfreiche Haltung von Angehörigen und Beratern Stufen der Beratung ¾ Interesse zeigen und Beziehungsaufbau ¾ (nicht mit der Türe ins Haus fallen) ¾ Sinnhaftes im Verhalten aufzeigen ¾ problematische Aspekte ansprechen ¾ Motivation unterstützen ¾ klare Haltung ohne emotionale Parteinahme ¾ Selbstbeschränkung vereinbaren Barth 2010 ¾ Bestätigung für Kontrolle und Abstinenz 96 95 ¾ Kontrolle und Konsequenzen installieren Barth 2010 es lohnt sich, dieses Angebot zu geben Barth 2010 93 als Untersucher / Therapeut lernt man viel Motivierung im Familiengespräch Grundlagen eines motivierenden Gesprächs Die eigenen Sorgen klar formulieren Die Situation klären ohne „Geständnisse“ zu erzwingen zuhören - nachfragen Nicht provozieren lassen – Gespräch leiten Den eigenen Umgang mit PC und Internet offen ansprechen Informationen einfließen lassen (ohne Expertentum) Barth 2010 gemeinsames Ziel formulieren 97 Eigene Meinung kenntlich machen • Elternstandpunkt akzeptieren • Elternstandpunkt relativieren • Standpunkt des Jugendlichen akzeptieren • Standpunkt des Jugendlichen relativieren • Klärung der Standpunkte • Autonomie des Jugendlichen begleiten Computerspiel- und Internetsucht Barth 2010 Gute Gesprächssituation 98 für Berater und Angehörige: Eltern und Angehörige Agenda • Positive Merkmale • Sucht und ihre Kennzeichen • Diagnostik von PC-Sucht • Bedeutung von Komorbidität • Beratung von Betroffenen – Motivationsstrategien • Angehörigenberatung • Prävention in der Schule – bei den Entstehungsbedingungen – als auch bei den Interventionsstrategien Ziele der Angehörigenarbeit Barth 2010 101 Warum Angehörigenarbeit • Betroffene selbst suchen nur ganz selten Hilfe auf • Angehörige leiden stark unter dem Suchtverhalten • Angehörige befürchten und erleben problematische Folgen der Medienabhängigkeit • Angehörige besitzen häufig ein Informationsdefizit bezüglich neuer Medien • Keine einfache Begrenzung des Problemverhaltens möglich • Angehörigen sind oft extremen Reaktionen bei Entzug ausgesetzt Barth 2010 100 Darstellung des Computerspielverhaltens • Information der Angehörigen über Gefahren • Orientierung für die Angehörigen über Einstufung des Problemverhaltens • Anleitung der Angehörigen zur Intervention • Verbesserung der Lebensqualität der Angehörigen • Motivation der Betroffenen zu eigener Hilfesuche Barth 2010 102 • • Spielen eine zentrale Rolle sowohl 99 Einführung: nicht stoffgebunde Abhängigkeit Barth 2010 • Informationsvermittlung • • • • über „Normalität“ über Gefahren über Folgen kritische Haltung zu Populärwissenschaft kritische Haltung zu Selbsteinstufungen über Suchtproblematik über Komorbidität Realistische Protokollierung Absprachen mit Konsequenzen Verdienen der Computer- / Handystunden Technische Möglichkeiten der Begrenzung • Reaktionsmöglichkeiten bei Affektausbrüchen bis hin zur Notfalleinweisung • Förderung von Alternativverhalten Voraussetzung für elterliche Strukturierung Erste Elterngruppe • 6 Termine á 90 min • max. 10 Teilnehmer • 2 Gruppenleiter • jeweils – 30 min Theorie – 60 min Angehörigengespräch Themen • – PC-Spiele: Formen und Folgen – Missbrauch und Abhängigkeit – VT-Interventionen, hilfreiche Interventionen – technische Hilfsmittel, PC-Programme, Therapieprogramme – Ausblick, evtl. Konstitution einer Angehörigengruppe Strukturierte Angehörigengruppe Eingreifen von Angehörigen Ziel und Inhalt der einzelnen Sitzungen der Angehörigengruppe. Eine Sitzung dauert 1,5 h. Die Teilnehmerzahl ist auf 10 begrenzt. Ziel Inhalt 1. Sitzung: • • Einführung, Kennenlernen, Erste Fachkenntnisse vermitteln und Sicherheit schaffen • 2. Sitzung: • Sichtweise ändern, Verstehen und positiven Blick auf Betroffene eröffnen Einsatz von Verstärkung, “Loben lernen“ • • Motivationsaufbau Prinzip der positiven und negativen Verstärkung 3. + 4. Sitzung: • Erkennen und analysieren des Problemverhaltens (Teil I+II) • Erklärung der funktionalen Verhaltensanalyse 5. Sitzung: • Redegewohnheiten verändern, deeskalierenden Kommunikationsstil erlernen • Kommunikationstraining 6. Sitzung: • • Blick auf sich richten Lebensqualität steigern • • Elemente der eigenen Lebensqualität Soziales Kompetenztraining 7. Sitzung: • • Umgang mit Gewalt und Bedrohung Aufzeigen von Reglementierungs- und Kontrollmöglichkeiten • • Umgang mit Gewalt und Bedrohung Praktische Hilfen zur Reglementierung der Internetzeiten/Computernutzung 8.Sitzung: • • Rekapitulation der Erfahrungen Aufzeigen von Veränderungen • • Offene Gesprächsrunde Angebot einer Selbsthilfegruppe Psychoedukation zu den Bereichen Kriterien der Abhängigkeit, exzessiver vs. abhängiger Konsum, Abhängigkeitsentwicklung nach Grüsser / Thalemann: • Verstärkung / Belohnung durch alternative Verhaltensweisen! – Generell gilt, dem Kind nicht nur etwas entziehen! – Attraktive Alternativen zur sinnvollen Zeitnutzung, zur Verhinderung von Verlusterleben und Rückfällen! – Mit dem Kind gemeinsam entwickeln und für beide Seiten zufriedenstellende Zeiteinteilung, – je ein Zeitplan für die Schulwoche und das Wochenende erstellen. • Gründe für Fehlschläge: – – – – Barth 2010 107 • Alle Änderungswünsche bezüglich der Medien- und Computernutzung seitens der Eltern wirken auf das Kind erst einmal bedrohlich! elterliche Kontrolle nicht permanent zu leisten Versiertheit mit dem PC erlaubt Kindern Verbote zu umgehen auch außerhalb der Wohnung Gelegenheiten keine klaren Regeln bzgl. Umfang des Spielens sowie bzgl. der Konsequenzen bei Überschreitung – Reiz des Spielens durch Verbot oft erhöht – halbherzige Reaktionen der Eltern auf Regelverstöße Barth 2010 108 Sitzung Barth 2010 106 – Komorbiditäten Barth 2010 105 • Eltern müssen in der Beratung ihre eigene Situation wiederfinden • z.B. Filmausschnitt zum Ablauf zu Hause • Eltern müssen notwendige Informationen zum Beschränken und zu den technischen Möglichkeiten besitzen • Eltern müssen Vertrauen gewinnen in ihre eigenen Möglichkeiten • Eltern müssen ihre Verantwortlichkeit anerkennen Barth 2010 104 – begrenzte Verfügbarkeit der Hardware – Zeitprogrammierung des Internetzugangs – Bluetooth-Funktion ausschalten Barth 2010 103 • • • • • • • Strukturierungsmöglichkeiten Was können Eltern tun … …was können Eltern tun „Einfache“ Maßnahmen • Kein eigener Fernseher • kein eigener PC • Fernseher nicht im Familienmittelpunkt • Handy nicht zu früh • Handy mit beschränkten technischen Möglichkeiten – Informiert sein über Inhalte von Fernsehen, PC, Handy – Über die Inhalte miteinander reden – zusammen etwas anschauen … • Eigenes Vorbild • Gemeinsame Aktivitäten • Anregung zu förderlichen Aktivitäten Technische Voraussetzungen • vor allem: Interesse für unsere Kinder zeigen, dass sich in ihnen tief die Erfahrung einprägt: sie sind das Wichtigste Barth 2010 109 Bluetooth ausschalten gemeinsamer Fernseher oder PC Fritzbox oder WOW-Server programmieren physikalischer Zugang Barth 2010 110 Bewertung und Sortierung von Inhalten Computerspiel- und Internetsucht Was kann die Schule tun? Agenda • Medienerziehung – Einüben in Gebrauch der Medien – Aufklärung und Schulung über die Gefahren • Einführung: nicht stoffgebunde Abhängigkeit • Darstellung des Computerspielverhaltens • Positive Merkmale • Sucht und ihre Kennzeichen • Diagnostik von PC-Sucht • Bedeutung von Komorbidität • Beratung von Betroffenen – Motivationsstrategien • Angehörigenberatung • Prävention in der Schule • Defizite medialer Kommunikation erlebbar machen – Gefahren des Missverstehens – Reduktion der emotionalen Kommunikation • Förderung der ganzen Persönlichkeit – keine einseitige Schulung des intellektuellen Denkens – Bedeutung der Noten auf sinnvolles/notwendiges Maß reduzieren • Früherkennung von Belastungsfaktoren und Krankheit Barth 2010 111 • ! Unterricht so gestalten, dass er genau so anziehend ist wie die Medien – … – die Möglichkeiten des Schulunterrichts sind doch viel umfassender als die Möglichkeiten aller elektronischen Medien Barth 2010 112 – schulische Belastung – familiäre Belastung – psychische Belastung / Störung Internet • www.rollenspielsucht.de nicht nur die Spitze des Eisbergs sehen! Handy, Fernsehen, Computerspielen und Internetnutzung in exzessivem Ausmaß sind Symptome Spielen und Internet können eine eigene Suchtdynamik entwickeln Haltung der Eltern entscheidet über Ausmaß eines möglichen Missbrauchs Schule muss in nützlichen Gebrauch einführen und über Gefahren aufklären Barth 2010 113 – – – – Stabile Haltung – z.B. bewusster und begrenzter Fernsehkonsum Zeitlichen Rahmen festlegen – Gewalt ist kein Mittel – Altersbeschränkung bei Filmen • • – keine Verstärkung des Verhaltens durch Tolerierung von Regelverletzung – unausgereifte Kontrollfähigkeit braucht Unterstützung • In Kontakt bleiben • youtube • unzählige Seiten über Spiele • … Barth 2010 114 • • Grüsser, Sabine M.; Thalemann, Ralf Computerspielsüchtig? Rat und Hilfe. Spitzer, Manfred Vorsicht Bildschirm! Elektronische Medien, Gehirnentwicklung, Gesundheit und Gesellschaft Vorw. v. Jobst Böning 2006. 118 S. m. Abb. Huber, Bern (2006) ISBN: 9783456843254 14,95 Euro 6. Aufl. 2009. 303 S. 21 cm DTV (2009) ISBN: 9783423343275 9,90 Euro Barth 2010 116 Bergmann, Wolfgang; Hüther, Gerald Computersüchtig Kinder im Sog der modernen Medien 2008. 164 S. 21 cm Beltz, DEUTSCHLAND (2008) - kartoniert ISBN: 9783407229045 12,90 Euro Barth 2010 117 Frühe Medienbildung Kinder unter 6 Jahren Hrsg. v. Wassilios E. Fthenakis Wo bekomme ich Hilfe? Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Anmeldung Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Suchtambulanz Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Gerhard Buchkremer Ambulanz für Computerspiel- und Internetabhängigkeit Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Gunther Klosinski Frau Huthmacher Tel. 07071/29-86140 [email protected] Barth 2010 119 Fax 07071/ 29-4609 Osianderstrasse 24, 72076 Tübingen www.medizin.uni-tuebingen.de/ukpp 2009. 269 S. 30 cm Bildungsverlag E1NS (2009) ISBN: 9783427502883 24,90 Euro Medien nehmen einen zunehmend großen Raum im Alltag der Kinder ein. Frühpädagogische Einrichtungen kommen deshalb nicht umhin, auch mediale Erlebnisse und Interessen der Kinder aufzugreifen. Die Medienbildung spielt darüber hinaus eine wichtige Rolle für die Entwicklungschancen von Kindern. Die Handreichung gibt Fachkräften eine fundierte und sachliche Orientierung: Sie vermittelt Konzepte der Medienbildung, nach denen Kinder mit und über Medien lernen, ohne dass ihre Bedürfnisse nach Spiel, körperlicher Bewegung, sozialer Interaktion und kreativem Ausdruck zu kurz kommen. Barth 2010 118 In diesem Buch werden die bekannten Daten und Fakten zu den Auswirkungen von Bildschirm-Medien auf Körper und Geist zusammenfassend und erstmals vor dem Hintergrund neuester Ergebnisse aus der Gehirnforschung diskutiert. Das Gefahrenpotential von Fernsehen, Video- und Computerspielen, Gameboy und Internetgebrauch wird deutlich gemacht. Medizin und vor allem Gehirnforschung zeigen nicht nur klar und deutlich die negativen Auswirkungen, sondern weisen auch Wege zum konkreten Handeln. Barth 2010 115 „Fernsehen macht dumm, dick und aggressiv“
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