Was geht im Busch ab? Datenlogger Der Hund kann es nicht, der Datenlogger schon: erzählen, wo er war. Über Nutzen bei der Jagdplanung und Vorteile für die Jagdherrn hat sich die DJZ bei Praktikern erkundigt. J agd vorbei, Halali“ schmettern die Hörner. Nicht perfekt geblasen, aber es gibt der Drückjagd einen würdigen Rahmen. Die Jagdgesellschaft steht, wie es die Tradition fordert, sauber aufgereiht um die Strecke. 24 Sauen, 7 Rehe und 5 Füchse liegen. Das vorkommende Rotwild hat sich irgendwie rechtzeitig verdrückt. Die Strecke ist gut, der Jagdherr zufrieden. Die Treiber und Hundeführer haben noch einiges 60 zu erzählen, denn sie sehen und erleben viel mehr. Wenn nur die Hunde auch erzählen könnten … Sprachrohr für Hunde Plaudernde Hunde gibt es leider (oder zum Glück) noch nicht, aber ein Datenlogger kann ganz objektiv was von der Jagd erzählen. Nicht, was der Hund gejagt hat oder welches Wild vorkommt, aber zumindest wo der Hund war. Nicht zu verwechseln mit den Ortungsgeräten: Ein Datenlogger Foto: Michael Migos Armin Liese DJZ 9/2011 060_063_Datenlogger_0911.indd 60 17.08.2011 14:54:39 Uhr Targit Bracke und Westfälische Dachsbracken. Zwischen 32 und 53 Zentimeter hoch sind die vierläufigen Datenträger gewachsen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist aber abhängig von der Größe. Größere Hunde bewegen sich häufiger mit höherer Geschwindigkeit als kleine. Mit Spannung dürfen wir die Ergebnisse mit anderen Rassen vom Dackel bis zum Drahthaar erwarten. Über ihr Verhalten auf Drückjagden route während der Suche dargestellt werden. Das sind Anhaltspunkte. In Kombination mit eigenen Beobachtungen und Aussagen der Standschützen lässt sich daraus ein Bild des Jagdverlaufs puzzeln. Professionell werden diese Bilder von einem Hundeführer und Biologen zusammengebaut und überprüft. 30,5 Kilometer in nicht mal 3 Stunden – ein sehr leicht gebauter Wachtel mit Marathon-Ambitionen Die Sicherheitsserie für Treib und Drückjagd Foto: Bildagentur Schilling Foto: Sebastian Tölle zeichnet Wegpunkte in einem festgelegten Rhythmus auf. Ist der Hund weg, gibt es keine Informationen. Zum Suchen des Hundes nach der Jagd taugen die Geräte nicht. Etwas Licht ins Dunkel des Hundelebens bringen Datenlogger aber doch: Nach der Jagd werden die gespeicherten Aufenthaltsorte am Computer ausgelesen und zu einer Wegstrecke verbunden. Dadurch kann die Lauf- Großer Hund = schneller Hund? Aus der Untersuchung von Johannes Lang, der unter anderem verschiedene Bracken mit Datenloggern ausgestattet hat, geht hervor, dass es bei mittelgroßen Hunden nicht auf die Größe ankommt. Weder die Höchstgeschwindigkeit noch die Laufleistung werden dadurch beeinflusst. Untersucht wurden nur Deutsche Gleich geht es los, dann sind die Hunde auf sich gestellt. Wo der Hund rennt, speichert der Logger laufen gerade Untersuchungen in der Eifel. Standschnaller oder Durchgeher Brackenleute sind eher Standschnaller, Terrierführer bewegen sich meist lieber mit ihren Hunden. Das ist natürlich auch rassebedingt, denn Bracken jagen eher selbstständig und Terrier lieber mit Führerbezug. Bracken wird ein sehr eigenständiges und weites Jagen nachgesagt. Auch die Hundesuche nach der Jagd, während die anderen im Wirtshaus sitzen, gilt als rassetypisch. Nach Lang stimmt beides nicht: Knapp 2,5 Stunden sind Bracken im Schnitt unterwegs, bis sie zum Stand zurückkehren. Bei großräumigen Bewegungsjagden geht das voll in Ordnung. CAMOUFLAGE INNOVATION BLAZE Händlerinformation: West: Tel. 05101 915245 Ost: Tel. 0172 300 4949 Bayern: Tel. 0172 938 1118 Baden-Würtemberg: Tel. 0178 806 6648 www.deerhunter.eu 61 9/2011 DJZ 060_063_Datenlogger_0911.indd 61 17.08.2011 14:54:47 Uhr Kleine Treiben von einzelnen Dickungen mit 30 Minuten sind da natürlich nicht möglich. Nur jeder 20. Hund ist länger als 4 Stunden auf der Jagd. Wichtige Bausteine für die Jagdplanung: Um die Leistung der Bracken voll auszuschöpfen, sollte die Jagd nicht weniger als 2,5 Stunden dauern. Oder anders gesagt: Ist die Jagd kürzer, muss der Hundefüh Hundefüh- Foto: Johannes Lang Foto: Björn Köhne Drei Terrier bei einer Drückjagd im Wald (rechts). Westfälische Dachsbracke als Solojäger im Einsatz (unten) rer länger warten – also kein Zeitgewinn. Wer auf Nummer Sicher gehen will, plant seine weiträumige Brackenjagd mit drei Stunden. Geht der Hundeführer mit seinem vierläufigen Jagdhelfern durch, ist die Bindung meist intensiver. Lange Wartezeiten sind unwahrscheinlich, denn der Hund kennt die Problematik: Wenn er nicht bald zum Rudelführer zurückkehrt, ist der Chef verschwunden. Darin liegt aber auch die Drückjagdplanung mit Hundehilfe Lang: Die Entfernung ist häufig nicht so groß. Zwischen 170 und 3 250 Meter betrug die maximale Entfernung vom Stand, im Durchschnitt ungefähr 1 200 Meter. DJZ: Wie lange gingen die Jagden? Lang: Sie dauerten zwischen 45 Minuten und 5 Stunden. Im Mittel war der Einsatz knapp 2,5 Stunden. Eben typisch für große Bewegungsjagden. 62 Foto: privat DJZ: Welche Rassen haben Sie untersucht? Johannes Lang: Das bereits abgeschlossene Forschungsprojekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Brackenclub durchgeführt. Entsprechend lag der Schwerpunkt bei den Deutschen Bracken und den Westfälischen Dachsbracken. Ein Ziel war auch, rassetypische Unterschiede zu beleuchten. Inzwischen habe ich aber Aufzeichnungen von fast jeder Jagdhunderasse. Johannes Lang untersuchte unterschiedliche Bracken mit Datenloggern DJZ: Wie wurden die Hunde eingesetzt? Lang: Die Bracken wurden ausnahmslos vom Stand geschnallt. So kann ich die Werte sehr gut vergleichen. Lang: 34,7 Kilometer ist der Spitzenwert. Der lauffaulste Hund brachte es gerade auf 5,1 Kilometer. Das liegt aber natürlich auch am Wildvorkommen und der Passion des Hundes. Im Schnitt sind sie 16,5 Kilometer im Dienste der Schützen unterwegs. DJZ: Wieviel Strecke legten die Hunde bei einer Jagd zurück? DJZ: Wie weit entfernten sich die Hunde vom Schützenstand? DJZ: Sind große Unterschiede zwischen den beiden Rassen zu erkennen? Lang: Nein. Der Unterschied zwischen Rüde und Hündin ist größer als zwischen den zwei untersuchten Rassen. DJZ: Wo sehen Sie zusätzliche Einsatzmöglichkeiten in der Zukunft? Lang: Auf Hundeprüfungen wären Logger denkbar, sowohl beim Stöbern als auch bei der Schweißarbeit. DJZ: Haben Sie weitere Forschungsprojekte geplant? Lang: Ja. Durchgehende Hundeführer untersuche ich gerade im Nationalpark Eifel. Außerdem telemetrieren wir noch Hunde und Rotwild gleichzeitig. Das Interview führte Armin Liese DJZ 9/2011 060_063_Datenlogger_0911.indd 62 17.08.2011 14:54:54 Uhr Ontario (www.hunde-navi.com) Fotos: Björn Köhne Angebotspalette Loggerstick Mini-Logger Wintec Datenlogger Preis: 59 Euro Auswertung: Google-Earth Aufladen: über USB-Port Maße: 76 x 29 x 15 mm Gewicht: 35 g Wegpunkte-Speicher: 220 000 Aufnahmetaktung: individuell Dauerbetrieb: min. 12 Stunden, Lieferung inkl. Software auf CD Preis: 95 Euro Auswertung: Google-Earth Aufladen: Ladekabel USB Maße: 47 x 18 x 14 mm Gewicht: 12,4 g Temperaturbereich: 0 bis 45 °C Dauerbetrieb: ca. 5-6 Std. unterstützt 51 unabhängige Tracking-Kanäle Preis: 119€ Auswertung: Google-Earth Aufladen: Ladekabel USB/Netzteil Maße: 64 x 40 x 17 mm Gewicht: 55 g Laufzeit: ca. 28 Stunden Temperaturbereich: 0 bis 45 °C nutzt 5 GPS-Systeme gleichzeitig! empfindliche Keramik-Antenne Schwäche dieser Methode: Viele Hunde kleben am Bein des Führers. Sie suchen nicht weiträumig und finden dadurch nur wenig Wild im Einstand. Erst wenn Hirsch und Sau auf den Läufen sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie auf frische Wittrung treffen. Eine gesunde Mischung von kurz- und weitjagenden Hunden, auch bei den Durchgehern, ist sinnvoll. Um das Suchverhalten zu kennen, sollte man dem Vierläufer bei mehreren Jagden einen Datenlogger anhängen. So können die Charaktere erkundet und die Hundetruppen optimal zusammengestellt werden. Dann klappt es auch mit der Strecke. Planung von Schützenständen Wer die Wechsel kennt, der bekommt das Wild in Anblick. Besonders für Bewegungsjagden ist die Standwahl für den Erfolg ausschlaggebend. Gerade unter Hundedruck nutzt das Wild andere Wechsel als in „Friedenszeiten“. Bei der Auswertung der Wegpunkte werden diese Fluchtwechsel sichtbar. Genau an diesen Stellen können im kommenden Jahr die Stände eingerichtet, freigeschnitten und erfolgreich besetzt werden. Mit zunehmender Jagdzeit nimmt die Länge der Suche ab. Nach gut 2,5 Stunden kehrt der Hund zum Ausgangspunkt zurück Grundsätzlich spricht fast jeder Hundemann nur positiv über die eigenen Hunde – jetzt wird die Arbeit objektiv sichtbar. Die Hun- Nutzwert für den Jagdherrn Distanz zum Stand (m) 1 200 1 000 800 600 400 200 0 Zeit dezusammensetzung wird optimiert. Kurz- und Weitjager müssen beide vertreten sein, damit Strecke gemacht wird. Außerdem lässt sich die Gefährdung der Hunde durch Straßenverkehr abschätzen. Auch die Hundeführer haben ihren Nutzen vom Datenlogger, denn sie sehen, wie weit der Hund jagt. Gerade bei der Einarbeitung ist es wichtig, den Hund nicht zu kurz zu halten. Das Verhalten dokumentiert der Datenlogger. Auch das Jagen an unterschiedlichen Wildarten wird durch den kleinen Speicher vor Augen geführt. Einen entscheidenden Vorteil gibt es für den Pächter, wenn alle Hunde Logger tragen. Überjagende Hunde sind klar erkennbar, oder eben nicht vorhanden. Gibt es mit dem Nachbarn Streit, liegen handfeste Beweise vor. Sogar der Zusammenschluss von Solojägern zu kleinen Meuten mit ungewollter Eigendynamik fliegt auf. Wer sich nicht nur auf die Erzählungen der Hundeführer und Standschützen verlassen will, wer professionell die Bewegungsjagden planen und durchführen und wer seine Hunde wirklich kennenlernen will, der sollte den vieläufigen Jagdhelfern diese Geräte umschnallen. j Wendejacken in verschiedenen Farbkombinationen für Ansitz, Pirsch und Drückjagd CAMOUFLAGE INNOVATION BLAZE Händlerinformation: West: Tel. 05101 915245 Ost: Tel. 0172 300 4949 Bayern: Tel. 0172 938 1118 Baden-Würtemberg: Tel. 0178 806 6648 www.deerhunter.eu 63 9/2011 DJZ 060_063_Datenlogger_0911.indd 63 17.08.2011 14:54:59 Uhr
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