WAS IST LEUKÄMIE ? HEILUNG DURCH DIE

WAS IST LEUKÄMIE ?
Das Blut ist ein flüssiges Organ. Es besteht aus Blut-Flüssigkeit (Blut-Serum) und Blut-Zellen, den roten
(Erythrozyten), den weißen (Leukozyten) Blutkörperchen und den Blutplättchen (Thrombozyten), die, im
Serum schwimmend, vom Herzen durch die Blutgefäße gepumpt werden. Die roten Blutkörperchen
transportieren Sauerstoff und Nährstoffe, die weißen Blutkörperchen verteidigen den Körper gegen
eindringende Krankheitskeime, und die Blutplättchen verschließen jede, auch die geringste Wunde,
innerhalb kürzester Zeit.
Die Erzeugung der Blutzellen erfolgt im Knochenmark, einem ebenfalls flüssigen Organ, das die
Hohlräume der Knochen ausfüllt. Hier wachsen die Blut-Stammzellen (Blut-Vorläufer-Zellen), aus denen
sich ständig die verschiedenen Formen der Blutkörperchen entwickeln. Normalerweise steuern
empfindliche hormonelle Regelmechanismen die Entstehung der gesunden Blutkörperchen.
Beim Blutkrebs (Leukämie), einer Erkrankung, deren Ursachen nur wenig bekannt sind und die oft Kinder
und junge Erwachsene „wie der Blitz aus heiterem Himmel“ trifft, ist diese Steuerung schwerstens
gestört. Unkontrolliert wuchern entartete weiße Blutzellen - die auch ihre Aufgabe, die Verteidigung des
Körpers gegen Bakterien und Viren, nicht mehr wahrnehmen können – im Blut. Durch die enorme
Wucherung wird die Erzeugung von roten Blutkörperchen und Blutplättchen im Knochenmark verdrängt.
Zu wenig lebenswichtige gesunde Blutkörperchen werden erzeugt.
Der Mangel an roten Blutkörperchen – die Anämie – schwächt die leukämiekranken Patienten sehr.
Infolge des Mangels an Blutplättchen ist der Patient durch das Auftreten von schweren Blutungen
gefährdet. Außerdem bedrohen Infektionskrankheiten den Patienten, da die entarteten weißen
Blutkörperchen den Körper gegen Infektionen nicht mehr verteidigen können. Unstillbare Blutungen oder
nicht mehr beherrschbare Infektionen gefährden das Leben des Patienten.
HEILUNG DURCH DIE
KNOCHENMARKTRANSPLANTATION /
BLUTVORLÄUFERZELLTRANSPLANTATION
Medikamente (Chemotherapie) können helfen und lindern und in
vielen Fällen die Leukämie vollständig heilen. Manchmal ist aber
die einzige Möglichkeit, einen Leukämiepatienten zu heilen, die
Transplantation von Knochenmark oder Blutvorläufer-Zellen.
Dabei wird das kranke Knochenmark des Empfängers durch
Chemotherapie und radioaktive Bestrahlung völlig ausgeschaltet.
Unmittelbar danach erhält er frisch gespendetes, gesundes
Knochenmark oder - gesunde - Blutvorläufer-Zellen eines
gesunden Spenders.
INFORMATIONEN ZUR SPENDERSUCHE
WIE KANN DER PASSENDE SPENDER GEFUNDEN
WERDEN?
Der passende Spender für einen bestimmten Patienten kann nur
durch intensive internationale Zusammenarbeit gefunden werden.
10 Millionen Spender befinden sich im internationalen ComputerNetzwerk und stehen für jeden, der eine Spende benötigt, zur
Verfügung.
Das österreichische Stammzell-Register steht in Verbindung mit
dem internationalen Computernetzwerk und bringt in dieses auch
die Daten von ca. 50 000 österreichischen Spendern mit ein.
Wenn ein Patient einen Spender benötigt, meldet der
behandelnde Arzt den Patienten zur internationalen Spendersuche
an und das österreichische Stammzell-Register führt die
internationale Spendersuche durch.
Da 10 Millionen Spender weltweit zur Verfügung stehen, kann für
80-90 % der Patienten ein geeigneter Spender gefunden werden.
Aufgrund der Vielgestaltigkeit der menschlichen
Gewebemerkmale (Chance auf passenden nicht verwandten
Spender ist im Durchschnitt 1:500 000) sind für jeden Patienten
im Durchschnitt nur 5 – 10 Spender geeignet. Mithilfe einer DNAAnalyse der Gewebemerkmale, die am Blut von Patient und
Spender durchgeführt wird, wird der optimale Spender
ausgewählt. Dauer der Spendersuche, des Blutversands der
Spender aus aller Welt: Durchschnittlich 3 Monate. Chance auf
einen passenden Spender ist 80-90 %.
WER KANN DER PASSENDE SPENDER
SEIN?
Die menschlichen Gewebemerkmale (=GewebeverträglichkeitsMerkmale = HLA-Antigene = Human Lymphocycle Artigens)
entscheiden darüber, ob ein Knochenmark- oder StammzellSpender für einen bestimmten Patienten „paßt“. Für die
vollständige Übereinstimmung zwischen Patient und Spender
müssen beide HLA-A, beide HLA-B und beide HLA-DR Merkmale,
also mindestens 6 Gewebe-Merkmale, übereinstimmen. Vor der
Transplantation müssen DNA-Analysen von diesen 6 Merkmalen –
und auch noch von einigen anderen Merkmalen – vorliegen und
eine weitestgehende Übereinstimmung zeigen.
Diese DNA-Analysen werden ebenso wie die vorhergehenden
serologischen Bestimmungen an der zuständigen Blutbank oder
der zuständigen Klinik für Blutgruppenserologie und
Transfusionsmedizin durchgeführt.
DER VERWANDTE SPENDER
Ein Viertel der Patienten findet unter seinen Verwandten – fast
immer sind es die Geschwister – einen gewebe-identen („HLAidenten“) Spender.
Dieser ist der optimale Knochenspender.
DER NICHT VERWANDTE SPENDER
Drei Viertel der Patienten haben in der Familie keinen geeigneten
Knochenmarkspender. Für diese Patienten muß eine
internationale Knochenmarkspendersuche durchgeführt werden.
WIE FINDET MAN DEN PASSENDEN NICHT
VERWANDTEN INTERNATIONALEN
KNOCHENMARKSPENDER?
Das Österreichische Stammzell-Register führt die internationale
Spendersuche durch und findet in 80 bis 90% der Fälle den
passenden Spender. Alle internationalen Spender sind über das
weltweite Computer-Netzwerk für das Österreichische StammzellRegister direkt erreichbar. Voraussetzung ist die Anmeldung des
Patienten durch den behandelnden Arzt des
Transplantationszentrums.
DIE ANMELDUNG ZUR INTERNATIONALEN
KNOCHENMARKSPENDERSUCHE
Der Arzt, der den Patienten im Krankenhaus behandelt und
betreut, meldet den Patienten bei der österreichischen
Knochenmarkspendezentrale zur internationalen
Knochenmarkspendersuche an. Hierzu ist auch die Unterschrift
des Patienten nötig.
WIE WAHRSCHEINLICH IST ES, DASS FÜR EINEN
PATIENTEN EIN INTERNATIONALER, NICHT
VERWANDTER KNOCHENMARKSPENDER GEFUNDEN
WERDEN KANN?
Die Wahrscheinlichkeit, daß zwei nicht verwandte Personen
gewebe-ident sind, also als Knochenmark-Spender und –
Empfänger zusammenpassen, ist im Durchschnitt 1:500.000. Da
international bereits ungefähr 10 Millionen Knochenmarkspender
zur Verfügung stehen, ist die durchschnittliche
Wahrscheinlichkeit, einen passenden Spender zu finden, ungefähr
90 %. Diese Wahrscheinlichkeit hängt auch von der Art des
Gewebetyps eines Patienten ab: Patienten mit einem häufigen
Gewebetyp haben eine relativ höhere Chance, einen Spender zu
finden.
WIE LANGE DAUERT ES, BIS DER INTERNATIONALE
NICHT VERWANDTE SPENDER GEFUNDEN IST?
Die mittlere Dauer einer internationalen Suche ist in Österreich
ca. 2,5 Monate. Sie beinhaltet nicht nur die Such-Zeit im
internationalen Computer-Netzwerk (diese dauert nur wenige
Minuten), sondern auch die Zeit, bis der Spender lokalisiert und
kontaktiert ist, sein Blut für die DNA-Analyse abgenommen,
verschickt, getestet, analysiert und befundet ist, sein notwendiger
– aktueller – medizinischer und Labor-Befund erhoben und die
Spendetauglichkeit sichergestellt ist.
WER FINANZIERT DIE KOSTEN DER INTERNATIONALEN
SPENDERSUCHE?
Die Kosten der internationalen Spendersuche werden von der
Krankenkasse des Patienten getragen.
WIE ERFÄHRT DER PATIENT, OB EIN PASSENDER
SPENDER GEFUNDEN WURDE?
Der Arzt, der den Patienten im Krankenhaus behandelt, wird vom
Register regelmäßig über den Fortgang der Spendersuche
informiert und verständigt, wenn ein passender Spender
gefunden wurde.
WAS GESCHIEHT, WENN EIN PASSENDER SPENDER
GEFUNDEN WIRD?
Wenn ein passender Spender gefunden wurde, wird der
behandelnde Arzt des Patienten verständigt. Sobald sichergestellt
ist, daß der Spender frei von Infektionskrankheiten, gesund und
voll zur Spende motiviert ist, kann der Termin für die
Transplantation festgelegt werden.