WAS BENÖTIGEN KINDER, UM FÜR DIESE GESELLSCHAFT FIT ZU SEIN? 1. Was benötigen Kinder, um sich gesund zu entwickeln? Liebe, Zeit, Zuneigung, Pflege, Fürsorge: “CARE” > Verlässlichkeit / fiabilité Andrea Lanfranchi - Poschiavo/Zürich andere Kinder Hochschule für Heilpädagogik (HfH) Mutter + Vater + andere Erwachsene Ausbildungsinstitut für systemische Therapie Meilen Eidgen. Kommission für Familienfragen 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen Zum 1. Punkt “Care Umwelten, mit denen es sich handelnd auseinandersetzen können und die Sprache lernen können Was brauchtdas dasKind? Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 1. 1. Was braucht 2 Regulation der Beziehung zu Dritt (Fivaz) Stabile Bindung in einem emotional sicheren Rahmen Fivaz-Depeursinge, E. & Corboz-Warnery, A. (2001). Das primäre Dreieck. Vater, Mutter und Kind aus entwicklungstheoretisch-systemischer Sicht. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme. 1. 1. Was Was braucht brauchtdas dasKind? Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 1. 1. Was Was braucht brauchtdas dasKind? Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 4 1 Synapsenbildung und Dendritenaussprossung* Vertrauliche Beziehungen, die in den ersten Lebensmonaten aufgebaut werden, werden uns helfen -Erfahrungen mit anderen auszutauschen -Emotionen zu regulieren -Stress zu bewältigen Geburt 3 Monate 15 Monate 24 Monate * Akert, K. (1979). Probleme der Hirnreifung. In R. Lempp (Hrsg.), Teilleistungsstörungen im Kindesalter. Bern: Huber. 1. 1. Was Was braucht brauchtdas dasKind? Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 1. 1. Was Was braucht brauchtdas dasKind? Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen Zum 2. Punkt “andere Kinder..” Situation: • Immer mehr Kinder, die immer mehr können + immer mehr Kinder, die immer weniger können • Immer mehr Kinder aus immer ärmeren Familien + Immer mehr Kinder aus immer reicheren Familien • Immer mehr Eltern, die schulisch distanziert sind, immer mehr Eltern, die sich schulisch einmischen • Immer ausgeprägtere Forderung nach Integration bei steigenden Separationsquoten • Immer mehr sonderpädagogische Massnahmen bei durchzogener Bilanz betreffend ihrer Wirksamkeit Was brauchtdas dasKind? Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 1. 1. Was braucht 2. Fit-Konzept Umwelt Kind Individuelles Entwicklungsprofil Erwartungen Anforderungen Rahmenbedingungen Wohlbefinden Fähigkeiten entwickeln Gutes Selbstwertgefühl 7 6 Largo 2005 1. Was braucht das Kind? /2. 2. „FIT“ „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 2 Inter-individuelle Variabilität* Bsp. einer 6. Klasse: * Largo, R. H. (1999). Kinderjahre. Die Individualität des Kindes als erzieherische Herausforderung. München: Piper. 1. Was braucht das Kind? /2. 2. „FIT“ „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 9 1. Was braucht das Kind? /2. 2. „FIT“ „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen Auftreten der ersten drei Worte* Anzahl Kinder (%) Erste Worte* Sprache Bild • Largo, R. H.: Vortrag am internat. Kongress des Ausbildungsinstituts Meilen zum Thema Resilienz, Zürich 2005 1. Was braucht das Kind? /2. 2. „FIT“ „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 10 • Largo, R. H.: Vortrag am internat. Kongress des Ausbildungsinstituts Meilen zum Thema Resilienz, Zürich 2005 11 1. Was braucht das Kind? /2. 2. „FIT“ „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 12 3 Intra-individuelle Variabilität* Intra-individuelle Variabilität* Entwicklungsprofil Urs Alter 8 3/4 Jahre Entwicklungsprofil Reto Alter 9 1/2 Jahre * Largo, R. H. (1999). Kinderjahre. Die Individualität des Kindes als erzieherische Herausforderung. München: Piper. 1. Was braucht das Kind? /2. 2. „FIT“ „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen * Largo, R. H. (1999). Kinderjahre. Die Individualität des Kindes als erzieherische Herausforderung. München: Piper. 13 1. Was braucht das Kind? /2. 1.„FIT“ „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen Misfit 1 Kind Individuelles Entwicklungsprofil 14 Misfit 2 Umwelt Erwartungen Anforderungen Rahmenbedingungen Kind Individuelles Entwicklungsprofil Umwelt Erwartungen Anforderungen Rahmenbedingungen Misfit 1: Wenn die Schule inter- und intraindividuelle Differenzen ignoriert / als störende Normabweichung pathologisiert >> Statt interne Differenzierung und Integration: Externe Differenzierung und Separation 1. Was braucht das Kind? /2. 1.„FIT“ „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen Misfit 2: Wenn Lebenswelten für Kinder ärmer werden / verloren gehen Weil z.B. die Eltern Mühe haben, Zugang zu anregungsvermittelnden Umwelten zu finden>> 1. Was braucht das Kind? /2. 1.„FIT“ „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 4 3. Das Problem der ungleich verteilten Bildungschancen Was ist Chancengleichheit ? • Wenn Kinder entsprechend ihrem Potenzial gefördert werden - a ung l u sch ? Ein 2009? e m t insa ugus e m 8. A e G 1 Yesim , 6 1/2-jährig • unabhängig der sozialen Herkunft ihrer Familie. • Wenn sie die gleiche Chance zur Leistungsentfaltung m und Leistungsbestätigung (Schulabschluss) haben* !10 % Kinder aus Haushalt mit < 35‘000 Euro/J. Im Gymi auch 10% oder mindestens 7% und nicht 1%... !20 % Kinder aus Migrationsfamilien Im Gymi auch 20% oder mindestens 15% und nicht 5%... Ana Paula , 6 1/2-jährig 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 3. Chancengleichheit? 17 18 Was führt zum Schulerfolg? Kann Chancengerechtigkeit erhöht werden? • Ja, aber nur dank Abbau Schulkind • Intelligenz Schulumfeld primärer sozialer Ungleichheiten* • Bevölkerungsstruktur • Gesetze, Behörden Mütterberatung bis 1, = etwa Armut und mangelnde Hausbesuche und frühe Förderung bis 2, Unterstützung in der Familie •Motivation /Selbstvertrauen Schulhaus • Leitung / Team • Ziele, Organisation Familienerg. Betreuung mit Bildungsinhalt ab 3 • Schule kann lediglich einwirken bei sekundären sozialen Ungleichheiten = etwa im Falle von Diskriminierung bei Schnittstellen (Übergänge) Frühe Förderung, Bildung, Betreuung, Erziehung FBBE Elternhaus • Lernanregungen, Elternengagement • Soziale Schicht, kulturelle Herkunft * Boudon, R. (1974). Education, oppurtunity, and social inequality: Changing prospects in Western society. New York: Wiley. 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. 3. Chancengleichheit? Chancengleichheit? /4. Lösungen 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. 3. Chancengleichheit? Chancengleichheit? /4. Lösungen 19 Schulklasse • Unterricht • Soziale Interaktion Schulerfolg 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. 3. Chancengleichheit? Chancengleichheit? /4. Lösungen 20 5 4. Lösungen a) Aufgaben der Eltern am Beispiel der Schule Was müssen Eltern tun, damit ihr Kind gute Noten schreibt?* Daraus folgt: 1. Aufgaben der Eltern 1. Sie diskutieren viel mit dem Kind und schenken ihm Bücher (kognitive Stimulation) 2. Aufgaben der Schule 3. Aufgaben von Bund, Land und Kommune 2. Sie erziehen autoritativ (nicht: autoritär) * Neuenschwander, M. P.,et al. (2005). Schule und Familie. Was sie zum Schulerfolg beitragen. Bern: Haupt. 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 4. Lösungen 21 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 4. Lösungen 22 Fortsetzung 4. Lösungen b) - Aufgaben der Schule 3. Sie unterstützen es bei den Hausaufgaben Was müssen Lehrpersonen tun, damit ihre Schulkinder gut lernen?* 4. Sie haben hohe leistungsbezogene Erwartungen 1. Sie haben eine hohe Leistungserwartung 5. Sie führen Erfolge auf Merkmale des Kindes zurück und nicht auf externe Faktoren. 3. Sie haben eine gute Klassenführung 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 2. Sie halten einen klar strukturierten Unterricht 23 * Helmke, A., & Weinert, F. E. (1997). Bedingungsfaktoren schulischer Leistungen. In F. E. Weinert (Hrsg.), Psychologie des Unterrichts und der Schule (S. 71-176). Göttingen: Hogrefe. 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 24 6 Wer hat den Raben gelb ausgemalt? Fortsetzung 4. Sie haben eine gute Beziehung zu den Kindern 5. Sie geben individuelle Hilfen gestützt auf Ziele 6. Sie bieten diagnostische Feedbacks 7. Sie kooperieren mit den Eltern 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen Beispiel Lehrerin A 25 * Diplomarbeit Claudia Schlegel 07) Albanischstammige Studentin und jetzt Lehrerin aus St. Gallen* „Ich war sehr fleissig… Mein Lehrer hat ein Heft mit meinen Sätzen gezeigt und mit den Sätzen von früher verglichen. Er hat allen gezeigt, wie es sich verändert hatte. …Das fand ich toll!“ 26 4.Lsungen c) Aufgaben der Kommune Die Qualität von Lehrpersonen genügt nicht! Investitionen „nach Fundamente unten“ ziehen verstärken statt - im Vorschul- und sogar Aussenwände im Vorkindergartenalter Beispiel Lehrerin B 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen stützen 27 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 28 7 Videoclip Familie Veselj (Name geändert) Was heisst das alles für die Jugendverbände? • Mann 1991 aus Kosova in die CH • Frau 1998 in die CH ! Diskussion • 2000 Geburt des 1. Kindes Hier noch einige Gedanken zur Prävention misslungener Entwicklungsverläufe - mit Schwerpunkt auf Massnahmen der Förderung von • 2003 Geburt des 2. Kindes • Mann verdient 3800.- Fr. • Frau erwerbslos (kann ohne Bew. nicht arbeiten) • 3-Zimmer-Wohnung für 1600.- Fr. Resilienz 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 30 Definitionen • Wenn das Ergebnis des Lebens von jemandem relativ gut ist, trotz seiner Erfahrungen mit Situationen, die ein hohes Risiko mit sich brachten, eine Pathologie zu entwickeln. (Rutter 2001) • Die psychische und physische Kraft, die es Menschen ermöglicht, aus den widrigsten Umständen (Not + Elend, „adversity“) gestärkt auszugehen. (Froma Walsch 2003) 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 31 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 32 8 Emmy Werner Kauai 1955-1995 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 33 Follow up „Langzeiteffekte von KITA‘s“ 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 34 Ausgewählte Ergebnisse / zentrale Aussagen: • KITA‘s erklären nur 10% Varianz bei Schulerfolg Bedeutung hat Freizeitgestaltung: Wahrscheinl. für Schulerfolg bis zu 3-fach erhöht Fazit: Kinder aus bildungsfernen Familien mit die ihre Freizeit aktiv •hoher FAM Bildungsaspiration, war / ist / bleibt am Wichtigsten: imTransitorische Verein verbringen, eher Schulerfolg + Räume haben (KiTas + Freizeitvereine) BILDUNGSASPIRATION + MIGRATIONSHINTERGRUND > 45% der Varianz Hat familienergänzende Betreuung vor dem Kiga nachhaltige Effekte auf den Schulerfolg? Können die in der Schuleintrittsphase festgestellten positive Effekte (Lanfr. 2002) auch in der Sek I nachgewiesen werden? N= 429 in Winterthur und Locarno (drop-out von 19.8%) davon 92 bildungsfernen: 18 CH (20%) und 74 Ausl. (80 %) davon hatten 33 eine institutionelle familienerg. Betreuung 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 35 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 36 9 Ein Hoffnungsschimmer: Studie der Bertelsmann-Stiftung 2008 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. 4. Lösungen Lösungen 37 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 39 1. Was braucht das Kind? /2. „FIT“ /3. Chancengleichheit? /4. Lösungen 38 10 Zum Schluss noch dies: Heute gross im Kommen: DISZIPLIN - AUTORITÄT... Prof. Meirieu, Uni Lumière-Lyon: Entweder Sanktionen, oder Ritalin, oder Pädagogik Was muss mit guter Erziehung heute erreicht werden, damit wir morgen gute Staatsbürger/innen haben? („Im Spannungsfeld kultureller Vielfalt und demokratischer Grundwerte!“) •Ich versichere dir, 2.Ein Kind-Subjekt ist fähig, seine Antriebe (impulsions) aufzuschieben dass du später dran kommst, dass du dich später ausdrücken darfst... •... in einem Rahmen ohne Exzesse, dank Rituale, Aufmerksamkeit, etc. Kinder als Gestalter ihrer Welt, Kinder, die sich „ins Spiel“ setzen 1. Ein Kind- Subjekt ist fähig, in der Welt zu leben, ohne das Zentrum der Welt zu besetzen 3.Ein Kind-Subjekt ist fähig, seinen Wunsch zu Wissen in einen Wunsch, zu lernen umzuwandeln •Du darfst in Schule, Familie etc. einen Platz, nicht aber den ganzen Platz nehmen •Dich dezentrieren heisst, andere zu respektieren, dich in der Gruppe zu integrieren •Ich helfe dir, die „Subito“Mentalität zu überwinden... •... zugunsten interessanter Einsichten... •... was aber hürdenvoll und mühsam sein kann 11 •Ich helfe dir, 4.Ein Kind-Subjekt ist fähig, seine Aufmerksamkeit zu fokussieren Störungen auszuschalten •... dich für eine Sache voll zu konzentrieren •... mittels Rituale, „leeren“ übervoller Räume... Meirieu, P. (2007). Pädagogie: de l'anthropologie à la sociologie... et retour! In S. Bürkler & B. Kronenberg (Hrsg.), Übergänge. Personen, Systeme, Politik. (S. 49-70). Luzern: Edition SZH. 5.Ein Kind-Subjekt ist fähig, die Bedeutung von Präzision, Gerechtigkeit, Wahrheit zu verstehen •Ich helfe dir, den Dingen auf den Grund zu gehen •... Mittelmaas zu verwerfen... •... Moral zu entwickeln... •... so gut wie möglich redlich zu sein Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 12
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