„Hier kann ich was bewegen“ - Senioren Zeitschrift Frankfurt

Im Gespräch
Ein „Sprachrohr“ für die älteren Bürgerinnen und Bürger sollte er sein, sagte vor 30 Jahren der
damalige Frankfurter Sozialdezernent Martin Berg. Und das
ist er bis heute geblieben: Seit
dem 15. März 1974 setzt sich der
Seniorenbeirat der Stadt für die
Belange der Älteren in Frankfurt
ein. Das langjährige Engagement
der 16 ehrenamtlichen Mitglieder, die ihren jeweiligen Ortsbeirat vertreten, haben wir zum Anlass genommen, mit dem geschäftsführenden Vorstand des
Seniorenbeirats zu sprechen. Gemeinsam blicken Wilhelm Göttmann, 1. Vorsitzender, sein Stellvertreter Heinz Buchholz und
Schriftführerin Edith SchönAswendt auf ihre Arbeit zurück
und berichten über anstehende
Herausforderungen.
SZ: Können Sie unseren Lesern
sagen, warum Sie sich im Seniorenbeirat engagieren? Es gibt doch auch
die Ortsbeiräte.
Vor 30 Jahren betrat
Frankfurt Neuland:
Als die Stadtverordnetenversammlung auf Initiative des damaligen
Sozialdezernenten
Martin Berg die
Einrichtung eines Seniorenbeirats
beschloss, machte das hessenweit
Schule. Das neue Gremium, dessen
konstituierende Sitzung im März
1974 stattfand, sollte als Bindeglied
zwischen der älteren Generation
und den Entscheidungsgremien
der Stadt wirken. 20 Jahre später
zog Stadtrat Berg anlässlich des
damaligen „Geburtstags“ des Seniorenbeirats Bilanz: Der Seniorenbeirat sei einer der „Schrittmacher“ der Frankfurter Altenpolitik
geworden, er habe innovative Angebote für Senioren maßgeblich auf
den Weg gebracht.
Der Seniorenbeirat berät den
Magistrat der Stadt bei allen Anliegen, die für ältere Bürgerinnen und
18
SZ 2/2004
Jahre
Senioren
beirat
„Hier kann ich
was bewegen“
Göttmann: Ja, aber in einigen
Ortsbeiräten sind nur wenige ältere
Mitglieder. Im Seniorenbeirat sammeln wir die Anliegen aus allen Ortsbeiräten, die für Ältere wichtig sind,
und entwickeln zentrale Forderungen
für die ganze Stadt.
Schön-Aswendt: Also, ich bin bewusst in den Seniorenbeirat gegangen, weil ich die Interessen der Älteren hier am besten vertreten kann.
Vorher war ich im Ortsbeirat, aber im
Seniorenbeirat kann ich richtig was
bewegen. Das motiviert.
Buchholz: Außerdem ergänzen
sich die Ortsbeiräte und der Seniorenbeirat ja gut. Vor Ort hört man
beispielsweise in Sprechstunden von
Problemen. Die bringe ich dann in
den Seniorenbeirat ein.
SZ: Welche Probleme und Themen sind denn das, mit denen sich
dann der Seniorenbeirat beschäftigt?
Schön-Aswendt: Manchmal sind
es kleine Fragen, die eine große WirBürger wichtig sind. Seine 16 Mitglieder und ihre jeweiligen Stellvertreter werden aus den einzelnen Ortsbeiräten Frankfurts entsandt. Einmal im Vierteljahr tritt
der Seniorenbeirat zu Sitzungen
zusammen, die oft auch mit Informationsbesuchen in Frankfurter
Institutionen verbunden sind. Auf
Einladung des Beirats berichten
Träger neuer Projekte und Angebote für Senioren über ihre Arbeit
und informieren die Mitglieder so
über aktuelle Entwicklungen. Stadtverordnete, Magistratsmitglieder
oder Mitglieder der Kommunalen
Ausländervertretung sind als Gäste
bei den Sitzungen dabei.
Die Angelegenheiten des Seniorenbeirats werden durch eine Geschäftsstelle betreut, die im Rathaus
für Senioren angesiedelt ist. Über
sie besteht auch die Möglichkeit,
Kontakt zu den Mitgliedern des
Seniorenbeirats aufzunehmen: Geschäftsstelle Seniorenbeirat, Hansaallee 150, 60320 Frankfurt, Tel.:
0 69/212-3 77 22 (Frau Kunz).
kung haben. Beispiel Barrierefreiheit:
Wenn in Bornheim auffällt, dass viele
Bürgersteige fußgängerunfreundlich
für ältere und behinderte Menschen
sind, ist das in den anderen Stadtteilen
meist auch so.
Göttmann: Es geht generell um
Angebote für Senioren in Frankfurt,
ob das nun Altenwohnungen, Freizeitmöglichkeiten oder Hilfsangebote sind. Auch das Thema Sicherheit ist ein ganz großer Komplex: Das
fängt beim Gehsteig an und hört
beim Krankentransport auf. Und
schließlich werden zum Beispiel Vergünstigungen für Ältere ein immer
wichtigeres Thema, weil es viele Bezieher von kleinen Renten gibt. Im
ÖPNV müsste es günstigere Angebote für Senioren geben.
Buchholz: Ja, das ist wichtig. Ältere sind ja oft auf Bus und Bahn
angewiesen. Das Thema wollen wir
demnächst im Seniorenbeirat noch
stärker verfolgen.
SZ: Was tut denn der Seniorenbeirat, um seine Forderungen umzusetzen? Wie funktioniert das?
Buchholz: Wir arbeiten auch in
anderen Gremien mit. Ich bin zum
Beispiel der Vertreter des Seniorenbeirats im Fahrgastbeirat. Wenn es
um Verkehrsthemen geht, dann bringe ich die Sicht der Älteren dort ein.
Göttmann: Und in den politischen
Ausschüssen sind wir auch zu Gast
und werden zu einigen Themen
gehört. Außerdem verabschieden wir
natürlich Beschlüsse in den Sitzungen
des Seniorenbeirats.
Schön-Aswendt: Viel passiert auch
durch persönliches Engagement einzelner Beiratsmitglieder. Zum Beispiel, indem wir Ämter anschreiben
und auf Probleme aufmerksam machen. Kürzlich hat das gut funktioniert: Auf ein Schreiben an die Straßenverkehrsbehörde habe ich ganz
schnell eine Antwort bekommen. Bald
wird die Fußgängerampel über die
Eschersheimer Landstraße am Dornbusch so verändert, dass man besser
und sicherer über die Straße kommt.
Aber zu der Verzahnung mit den
anderen politischen Gremien will ich
doch noch etwas sagen: Wir sind nur
Gast, das ist schade. Wenn die Mitglieder des Seniorenbeirats Rederecht in allen Ausschüssen hätten,
könnten wir noch aktiver bestimmte
Themen ansprechen.
SZ: Gibt es auch andere Möglichkeiten, auf Anliegen älterer Menschen aufmerksam zu machen?
Göttmann: Ja, natürlich. Wir laden
zum Beispiel zu den einzelnen Sitzungen des Seniorenbeirats Institutionen oder Personen ein, die uns
Projekte vorstellen. Die Berichterstattung über die Sitzung schafft
dann Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit. Außerdem ergeben sich persönliche Kontakte mit Behörden und
Einrichtungen. Im Gespräch kann
man auch einiges erreichen.
SZ: 30 Jahre Seniorenbeirat sind ja
auch ein Grund, nach vorne zu schauen. Gibt es etwas, was in Zukunft besser werden soll?
Schön-Aswendt: Hin und wieder
dauert es einfach zu lange, bis Anliegen des Seniorenbeirats erfüllt sind.
Gerade ältere Menschen können und
Blick nach vorn und zurück: Edith Schön-Aswendt, Wilhelm Göttmann und Heinz
Bucholz (v.l.n.r.) vom Seniorenbeirat.
Foto: Rüffer
wollen aber nicht ewig warten, bis
sich etwas verbessert. Mehr Informationen über Entscheidungen im
Stadtparlament wären auch gut,
damit der Seniorenbeirat aktueller
arbeiten kann.
Buchholz: Ganz wichtig ist die Mitarbeit an neuen Planungen, die noch
für viele Generationen älterer Menschen Gültigkeit haben werden. Beim
Prozess der „partizipativen Alters-
planung“, der ja in einer Fortschreibung des kommunalen Altersplans
münden wird, ist der Seniorenbeirat
beteiligt. Es wird immer mehr ältere
Menschen in Frankfurt geben, da
erhält die Planung seniorengerechter
Angebote eine neue Bedeutung.
SZ: Vielen Dank für das Gespräch
und auch in Zukunft noch viel Erfolg bei der Arbeit!
Anzeige
SZ 2/2004
19