Volksbund In Lommel begreift man, was es bedeutet, Krieg zu haben

Volksbund
Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Sie sind hier: Startseite Volksbund Meldungen
In Lommel begreift man, was es bedeutet,
Krieg zu haben
50 Jahre Kriegsgräberstätte in Belgien
24. August 2009
Spätsommer 1961: Zusammen mit anderen Jugendlichen besucht die 16jährige Heidrun Könnecke
die Kriegsgräberstätte in Lommel. Für die junge Hamburgerin und ihre Begleiter ist es nur ein
Abstecher nach Belgien. Ihre Ferien verbringen die Jugendlichen in einem Workcamp des
Volksbundes in Luxemburg. Schweigend gehen sie an diesem schönen Sommertag durch die
langen Reihen der Gräber. Plötzlich wird einer der Jungen, vielleicht 16 oder 17 Jahre alt,
leichenblass. Tränen schießen ihm in die Augen, seine Gefährten müssen ihn stützen – auf einem
der Grabkreuze hat er den Namen seines Vaters entdeckt. Er wurde gegen Ende des Krieges als
vermisst gemeldet. Für den Jungen ist es hier in Lommel die erste, unverhoffte Begegnung mit
seinem Vater, denn lebend haben sich die beiden nie getroffen.
Spätsommer 2009: Dunkle Wolken jagen über den Himmel, der Wind rauscht in den Bäumen der
Kriegsgräberstätte. Von der Aussichtsplattform der dunklen Krypta hat man einen Blick, der
zugleich beklemmend, aber auch in einer gewissen Weise schön ist. Beklemmend, wenn man sich
bewusst wird, dass dieser kleine Ort in Belgien zur letzten Ruhestätte von fast 39 000 Menschen
geworden ist – das ist fast ein Drittel mehr als diese Stadt Einwohner hat. Schön ist der Anblick,
weil unter den 20 000 Grabkreuzen Menschen wirklich auf Dauer ihre letzte Ruhestätte gefunden
haben. Schön auch, dass sie nicht vergessen sind. Mehr noch: Sie legen Zeugnis darüber ab, dass
ihr Tod, wenn er denn überhaupt irgend einen Sinn haben könnte, dann nur diesen: Die Lebenden
zu mahnen, nie wieder einen so fürchterlichen Krieg anzuzetteln!
An diesem 11. September, dem Tag des weltweiten Gedenkens an die Terroropfer 2001 in New
York, hat sich eine illustre Gesellschaft in Lommel versammelt. Der belgische
Verteidigungsminister Pieter De Crem ist ebenso gekommen wie der deutsche
Verteidigungs-Staatssekretär Rüdiger Wolf, Günter Rauer, Geschäftsträger der Deutschen
Botschaft in Brüssel, und Volksbundpräsident Reinhard Führer. Auch rund 300 Angehörige haben
die weite Anreise nicht gescheut. Nicht zuletzt sind das Luftwaffenmusikkorps 2 aus Karlsruhe und
Verteidigungs-Staatssekretär Rüdiger Wolf, Günter Rauer, Geschäftsträger der Deutschen
Botschaft in Brüssel, und Volksbundpräsident Reinhard Führer. Auch rund 300 Angehörige haben
die weite Anreise nicht gescheut. Nicht zuletzt sind das Luftwaffenmusikkorps 2 aus Karlsruhe und
der Quartettverein Oberschmitte aufgezogen, der Gedenkfeier den würdigen musikalischen
Rahmen zu geben.
Rückschau und Ausblick
50 Jahre Kriegsgräberstätte Lommel sind ein guter Anlass für Rückschau und Ausblick. Seit der
Eröffnung ist Lommel ein besonderer Bezugspunkt für den Volksbund. Während des „Kalten
Krieges“ war dort die größte vom Volksbund betreute Kriegsgräberstätte im Ausland und damit ein
Symbol für die Arbeit des Volksbundes an sich. Denn bis zum Fall des Eisernen Vorhangs waren
die deutschen Kriegsgräber im Osten für den Volksbund nicht zugänglich. Lommel hat auch
deshalb einen besonderen Stellenwert, da der Friedhof durch Spenden und durch die freiwillige
Arbeit von Jugendlichen errichtet wurde. 1953 schlug in Lommel die Geburtsstunde der
international anerkannten Jugendarbeit des Volksbundes.
In Lommel werden die beiden Visionen des Volksbundes deutlich: „Die Bürger können in
Eigeninitiative dort helfen, wo dem Staat die Hände gebunden sind. Aber es reicht nicht, nur an
den Gräbern zu trauern. Erst die Jugendarbeit bringt uns dem Ziel der ‚Versöhnung über den
Gräbern’ und dem Frieden wirklich näher“, sagt Volksbundpräsident Führer.
Schließlich konnten durch den Volksbund von den ursprünglich 13 000 unbekannten Soldaten in
Lommel mittlerweile 7 000 identifizieren: Ein wichtiger Beitrag für die Trauerarbeit der
Angehörigen. Über 30 000 Menschen besuchen jedes Jahr die Kriegsgräberstätte in der
flandrischen Provinz Limburg.
Pünktlich zur Gedenkfeier haben deutsche und belgische Schüler gemeinsam mit
Bundeswehrsoldaten tausende Gräber mit weißen Blumen geschmückt. Es sind die Gräber der
unbekannten Soldaten, es sind die Gräber derer, die sonst nur selten mit Blumen bedacht werden.
300 000 Euro haben Mitglieder und Spender des Volksbundes in diesem Sommer in nur drei
Wochen für Kriegsgräber in Westeuropa gespendet. Ein Teil dieses Geldes wurde nun für die
schönen Nelken in Lommel verwendet.
Mann der ersten Stunde
Die Pflege und der Erhalt der Kriegsgräberstätten durch den Volksbund ist heute so aktuell wie
damals in den 50er Jahren. „Man wird nicht mit der Situation fertig, wenn man keinen Abschluss
findet“, erklärt Dr. Klaus Thielecke aus Braunschweig und warum ein Grab ein wichtiger
Schlusspunkt ist. Als 13jähriger gehörte er zu den ersten Freiwilligen, die in Lommel den Friedhof
anlegten. Thielecke weiß, wovon er spricht. Sein Vater ist im Osten gefallen, in den letzten
Monaten des Krieges. Nie gab er die Hoffnung auf, dass sein Vater vielleicht doch wiederkäme.
Die intensive Arbeit für den Volksbund gab ihm über die Jahre Halt, gab ihm das Gefühl, etwas für
seinen Vater zu tun und auch heute noch ist er dem Volksbund treu verbunden. Nach der Wende
hat er viele Reisen in den Osten unternommen und gesehen, dass aus ehemaligen Gegnern oft
Freunde geworden sind, dass aus Feindschaft „Freundschaft über den Gräbern“ gewachsen ist.
Auch sein eigenes Familienschicksal ließ sich schließlich klären. Sein Vater fiel in Ostpreußen und
er ist auf dem Friedhof in Pillau begraben.
Niemals wieder
Bau und Pflege der Kriegsgräberstätten wären ohne die finanzielle Hilfe des Bundes, die vielen
Spenden und vor allem die Mitarbeit der Jugend nicht möglich. Nicht zu unterschätzen ist aber
auch die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden. In Lommel ist diese Zusammenarbeit über
Jahrzehnte hinweg hervorragend, fast schon Familientradition – denn Bürgermeister Peter van de
Velthoven ist der Nachfolger seines Vaters Louis im Amt. Für seine großen Verdienste wird Louis
van de Velthoven von Volksbundpräsident Reinhard Führer mit der Goldenen Ehrennadel
ausgezeichnet. Es ist ein anrührendes Bild wie der Vater, begleitet von seinem Sohn zur
Verleihung schreitet – wortlos, stolz und vertraut. Wohl die meisten der hier bestatteten jungen
Soldaten haben das so nie kennengelernt.
Deshalb zieht sich das „Niemals wieder“ aus gutem Grund als roter Faden durch die Reden von
Pieter de Crem wie von Reinhard Führer: „Wer das erste Mal auf diesen Friedhof in Lommel
kommt, kann es nicht fassen. Hier begreift man, was es bedeutet, Krieg zu haben. Jedes Kreuz
steht für einen verlorenen Vater, Bruder oder Sohn. Diese Gedenkstätte in Lommel ist eine
bedeutende Mahn- und Lernstätte. Wir müssen alles tun, damit der Frieden erhalten bleibt.“
Christoph Blase
O-Ton Ilona Hädicke <small>(WMA-Datei, 565KB)</small>
Für Ihre Online-Spenden bitte hier klicken.
Zurück zur Übersicht
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Spendentelefon: 0561 700?90
Spendenkonto:
IBAN?DE23?5204?0021?0322?2999?00
BIC COBADEFFXXX
Commerzbank Kassel
Oder:
Kontonummer 3?222?999?00
Bankleitzahl 520?400?21
Commerzbank Kassel
Startseite | Gräbersuche Online | Service | Helfen für den Frieden | Jugend & Bildung |
Kriegsgräberstätten | Presse | Landesverbände
© Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. | Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den
Frieden | Kontakt | Datenschutz | Impressum