Dichter rn! Feie50. -Tage Lessing r e z n e 15 Kam März 20 . 7 2 s i b r 17. Janua Kartenverkauf Lessing-Museum Kamenz (für alle Eintrittskarten außer Theaterveranstaltungen) Lessingplatz 1-3 Telefon: 0 35 78 / 379 111 Mail: [email protected] Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr Kamenz-Information (für alle Eintrittskarten im Stadttheater außer MDR Lese-Café) Schulplatz 5 Telefon: 0 35 78 / 379 205 Mail: [email protected] Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Sa / So 11 bis 16 Zusendung von Karten gegen Rechnung zzgl. Versandkosten Restkarten an der Abendkasse Veranstaltungsorte Lessing-Museum und Röhrmeisterhaus, Lessingplatz 1-3 Stadttheater Kamenz, Pulsnitzer Straße 11 Galerie im Sakralmuseum, Schulplatz 5 Malzhaus Kamenz, Zwingerstraße 9 Rathaus, Markt 1 IMPRESSUM © Lessing-Museum Kamenz, 2014 Redaktion: Matthias Hanke, Lessing-Museum Gestaltung: Studio Anne Hasselbach Druck: WIRmachenDRUCK GmbH Bildnachweis: SMWK PR (5); Stadtverwaltung Kamenz PR (6); privat (9); Andreas Labes (12); Voland & Quist (13, Fischer); Affolter/Savolainen (13, Höll); MDR/Bernd Cramer (14); S. Fischer Verlag (14); Tony Franz (15); Affolter/Savolainen (16, Höll); Hendrik Schneller (16, Fischer); B. Imeyer/A. Hector (17); Claudia Berg (18); Suhrkamp Verlag (19); Maik Schuck (20); The Yorck Project (21); Wikimedia (22); zeno org (23); Monika Rittershaus (24); Lessing-Museum (25); Carsta Off (26); Seeburger (27); Steinmetz (28); Knaur Verlag (29); Lehnert-Raabe (30); Carsta Off (31); Matthias Hanke (32) Programmübersicht Sonnabend, 17. Januar 17 Uhr, Rathaus 12 Verleihung des Lessing-Preises des Freistaates Sachsen Festveranstaltung Sonntag, 18. Januar 11 Uhr, Stadttheater 14 MDR Lese-Café mit Lessing-Preisträgerin Carolin Emcke Gespräch Dienstag, 20. Januar 19 Uhr, Galerie Sakralmuseum 15 Ausstellung ›draw into‹ Finissage ›Jahrhundertverbrechen‹ Buchpräsentation Dienstag, 21. Januar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus 16 Geburtstagsfeier für Lessing: Julius Fischer/Wolfram Höll Lesung/Gespräch Sonnabend, 24. Januar 19 Uhr, Stadttheater 17 ›Nathan der Weise‹ Gotthold Ephraim Lessing Theateraufführung Mittwoch, 28. Januar 19 Uhr, Galerie Sakralmuseum 18 Originalgrafisches Künstlerbuch ›Die Ringparabel‹ Buchpräsentation Donnerstag, 29. Januar 17 Uhr, Ratssaal 19 ›Lessing, Lesen, Schreiben‹ – Angela Krauß Lesung Sonnabend, 31. Januar 19 Uhr, Stadttheater 20 ›Torquato Tasso‹ Johann Wolfgang v. Goethe Theateraufführung Dienstag, 3. Februar 19 Uhr, Stadttheater 21 ›Romeo und Julia‹ William Shakespeare Theateraufführung Mittwoch, 4. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus 22 ›Neue Helden – Die Büste als Medium der Verehrung von Dichtern und Denkern im Zeitalter der Aufklärung‹, Dr. Frank Matthias Kammel (Nürnberg) Vortrag Dienstag, 10. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus 23 ›Matthias Claudius‹, Dr. Annelen Kranefuss (Köln) Vortrag Freitag, 13. Februar 19 Uhr, Stadttheater 24 ›Die Juden‹ Gotthold Ephraim Lessing Theateraufführung Mittwoch, 18. Februar 18 Uhr, Malzhaus 25 ›Aufklärung über die Aufklärung – Erinnerungen an 30 Jahre Kamenzer Lessing-Tage‹ , Dieter Fratzke (Kamenz) Vortrag Mittwoch, 18. Februar 19 Uhr, Malzhaus 26 ›50. Kamenzer Lessing-Tage. 1962 – 2015. Rückblicke – Impressionen – Einsichten‹ Ausstellungseröffnung Mittwoch/Donnerstag, 18./19. Februar 9-15 Uhr, Röhrmeisterhaus 27 Gestaltung von Tonfiguren Ferienwerkstatt Freitag, 20. Februar 19.30 Uhr, Stadttheater 28 ›Miss Sara Sampson‹ Hip Hop Adaption Sonntag, 22. Februar 15 Uhr, Röhrmeisterhaus 29 Martina Sahler Lese-Café Mittwoch, 25. Februar 19 Uhr, Galerie Sakralmuseum 30 ›Zwei Klassiker auf Weltreise‹ Ausstellungseröffnung Freitag, 27. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus 31 ›Aus- und vorgestellt‹/›Lessings Lebenswelten‹ Freitag, 27. März 14 Uhr, Stadttheater 32 Auszeichnung der Preisträger im Schüler-Schreibwettbewerb Dichter3 Feiern! Danksagung Wir bedanken uns für die Unterstützung der 50. Kamenzer Lessing-Tage Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen SB 34, die stündliche Verbindung zwischen Dresden und Kamenz (sonntags alle zwei Stunden). 4 Grußwort Dr. Eva-Maria Stange Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Zum 50. Mal finden in Kamenz die LessingTage statt. Über viele Jahre, seit 2007 abwechselnd mit den Lessing-Akzenten, zieht die Geburtsstadt des großen Dichters im Winter zu einer symbolischen Geburtstagsfeier rund um den 22. Januar Gäste aus Nah und Fern an. Mitwirkende aus den Künsten und Wissenschaften, Publikum und Preisträger, Journalisten und Schüler, die sich hier begegnen, um festzustellen, was Lessing ihnen in der Gegenwart noch zu sagen hat. Ja, eigentlich geht es darum, mit ihm in einen Dialog zu treten, in ein fortgesetztes Gespräch mit vielen Stimmen und Ideen und jedes Mal neuen Fragen auf die alten und die neuen Antworten. Da war in den Jahren seit 1962 Vieles und vieles Verschiedene zu sagen, zu diskutieren, auszustellen und auf die Bühne zu bringen. Wenn wir von dem großen Aufklärer Lessing sprechen, ist das scheinbar etwas wie ein fernes Denkmal auf einem Sockel. In Wahrheit ist schon die Aufklärung ein Prozess, der uns heute ebenso angeht wie in der Zeit all der fünfzig Lessing-Tage bisher. Eigentlich ist das ja so seit den Zeiten Lessings. Die Aufklärung ist eine Aufgabe: etwas grundsätzlich Unabgegoltenes, Kontroverses, etwas Vielgestaltiges und Bewegliches. Man sollte nicht glauben, diesen Prozess der Aufklärung hinter sich gebracht zu haben, sondern sie bedeutet fort und fort Arbeit. Und sie kann zugleich den Genuss des Denkens geben, wie alles, womit man sich auseinandersetzen muss. Gerade heute muss Aufklärung neu buchstabiert werden – in einer Zeit, da Positionen, die eigentlich selbstverständlich schienen und die wir unter dem Stichwort Toleranz solide und unverrückbar in unserem Weltbild verankert glaubten, ins Wanken geraten. Andere Fragen werden im Jahr 2015 gestellt als damals, als die Lessing-Tage begründet wurden, manche Antworten fallen leichter, andere schwerer. Aber eins ist geblieben: Es sind stets mehr Fragen als Antworten. Zudem wäre es falsch, Lessing nur als Aufklärer einzuordnen. Er ist zugleich ein großartiger Autor, der Figuren geschaffen hat, die uns heute, in ganz anderen Verhältnissen, immer noch bewegen, der ein unnachahmlicher und doch unbedingt nachahmenswerter Meister der Sprache ist, ein kluger Denken in Kunst- und in Gesellschaftsdingen, jemand, der sich in seiner Zeit Haltung und Weisheit hart erarbeitet hat. Kurz: Lessing ist jemand, mit dem heute das Gespräch immer noch und immer wieder lohnt. Der Freistaat Sachsen unterstützt die Lessing-Tage, weil er sie für einen fruchtbaren Ort geistiger Begegnung hält. Und ich freue mich wiederum besonders auf die Verleihung des Lessing-Preises und der Förderpreise zum Lessing-Preis, weil wir mit den Preisträgern Personen begegnen, die im Geiste Lessings mit den Mitteln des Wortes die Gegenwart mitgestalten. In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern und Mitwirkenden, dass sich zu den diesjährigen Lessing-Tagen deren Motto mit Leben füllen möge: ›DichterFeiern‹! 5 Gedanken Roland Dantz Oberbürgermeister der Stadt Kamenz ›Wohlan! Es eifre jeder seiner unbestochnen Von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe von euch jeder um die Wette, Die Kraft des Steins in seinem Ring‘ an Tag Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, Mit innigster Ergebenheit in Gott Zu Hilf‘!‹ G.E. Lessing, Nathan der Weise ›Ihnen die Wahrheit zu gestehn: ich bin kein Freund allgemeiner Urteile über ganze Völker — Sie werden meine Freiheit nicht übel nehmen. Ich sollte glauben, daß es unter allen Nationen gute und böse Seelen geben könne.‹ G.E. Lessing, Die Juden 1729 wurde Gotthold Ephraim Lessing in Kamenz geboren, begleitet wie wahrscheinlich jedes Kind von großen Hoffnungen und Wünschen. In seinem späteren Leben war er ein streitbarer Mensch, ein herausragender Literat und Dramatiker sowie einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Aufklärung. Es spricht für seine Bedeutung, dass er seit weit über 250 Jahren auf den Bühnen von Deutschland, aber auch der Welt präsent ist. Nach wie vor werden Bücher über ihn und sein Schaffen geschrieben. Erinnert sei hier nur an die gewichtige Biografie von Hugh Barr Nisbet. Ist das die mitunter vielbeschworene ›durchschlagende Wirkungslosigkeit eines Klassikers‹? Oder zeigt sich nicht darin, dass dieser Lessing uns heute noch etwas zu sagen hat oder anders herum formuliert, wir uns mit unseren Fragen an sein Werk wenden, um Antworten auf unsere gegenwärtige Situation zu erhalten? Sicher, Probleme der Globalisierung, wie wir sie erfahren, zeichneten sich im Zeitalter der Aufklärung in ihrer heutigen Zuspitzung noch nicht ab. Auch existentielle Umweltfragen waren nicht das Thema Lessings und seiner Zeitgenossen. Doch die darunter oder dahinter liegende menschliche Lebensproblematik, wie verhalte ich mich als Mensch in Entscheidungssituationen, wie bewahre ich meine Würde, wie gehe ich mit Vorurteilen um und gestalte ein friedliches Miteinander – all das sind Themen, die in Lessings Werken, ob nun in seinen Dramen oder seinen religionsphilosophischen Abhandlungen, verhandelt werden. Dass noch heute der ›Zugriff‹ auf Lessing und sein Schaffen möglich ist und erfolgt, ist auch ein Verdienst der Kamenzer Lessing-Tage. 1962 ins Leben gerufen, waren sie der Versuch die Potenziale dieses Aufklärers – gewiss auch unter bestimmten ideologischen Vorzeichen – für die neue Gesellschaft zu nutzen. Dass es hier Experimente inhaltlicher Natur gab, die unter dem Namen Lessings zu weit gingen, ist verständlich und nachvollziehbar. Ab etwa 1969 kam es wieder zu einer Fokussierung auf literarische Themen bzw. auf Lessing als Aufklärer 6 und Dichterfigur des 18. Jahrhunderts. Es ließe sich vortrefflich darüber streiten – und Lessing hätte daran seine Freude – inwieweit die Lessing-Tage schmückendes Beiwerk einer Kulturpolitik waren, die u.a. DDR-Autoren verstummen ließ oder sie sogar aus dem Land trieb, oder ob hier eine – höchst offizielle – Nische entstanden war, in der auf der Bühne, bei Literaturlesungen und in anderen Formen das lessingsche Erbe in seiner historischen und zeitgenössischen Bedeutung erkundet wurde. Wichtige Namen Kamenzer Bürger sind mit dieser Entwicklung verbunden: Dr. Otto Rudloff, Michel Hebecker, Dieter Fratzke, Hanskarl Pfennig, Dr. Erik Käppler, um nur einige zu benennen, und jetzt natürlich Dr. Sylke Kaufmann, die als Leiterin des Lessing-Museums seit 2009 für die Inhalte des Veranstaltungsprogramms verantwortlich zeichnet. Es kann hier nicht darum gehen, die Geschichte der Kamenzer LessingTage in all ihren Facetten aufzuzeigen. Dazu sei auf Beiträge im 21. Band der Schriftenreihe ›Erbepflege‹ in Kamenz verwiesen, welcher anlässlich der 40. Kamenzer Lessing-Tage aufgelegt wurde. Wichtig ist zu konstatieren, dass es die Lessing-Tage noch gibt. Dies lässt doch nur einen Schluss zu: Mit Lessing ist man auf der richtigen Seite! Anders wäre es nicht zu erklären, dass der Freistaat Sachsen zum einen die Verleihung des Lessing-Preises, sicher unter anderen Prämissen, fortführte und zum anderen, zumindest in den Jahren der Preisverleihung, die Stadt Kamenz finanziell unterstützt, damit dem interessierten Publikum ein inhaltsreiches und attraktives Programm geboten werden kann. Die Welt scheint aus den Fugen, sie ist um uns herum in gefährliche Bewegung geraten. Vermeintlich oder wirklich religiös motivierte Konflikte führen im Nahen Osten zu barbarischen Verbrechen. Die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern scheinen wieder eine neue Eskalationsstufe zu erreichen. Meinte man mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama auch ein Symbol für Rassengleichheit in den USA zu besitzen, so zeigen einzelne Beispiele von Polizeigewalt, wie dünn der Firnis der Zivilisation ist. Am Rande von Europa liegen die Ukraine und Russland im Konflikt. In Deutschland, und ganz besonders in Sachsen, demonstrieren Bürgerinnen und Bürger als ›Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes‹. Die von einigen vorgenommene Etikettierung ›Rechte Ecke‹ wird nicht ausreichen, um sich mit den ›darunterliegenden‹ Fragestellungen, Problemen und auch Ängsten auseinanderzusetzen. Bürgerinnen und Bürger, auch wenn sie sich mit ihren Ansichten in einer scheinbaren Minderheit befinden, müssen ernst genommen werden. Lessing wendet sich gegen Rechthaberei und den allzu oft geübten Gebrauch der Vormeinung oder besser des Vorurteils. Die Dinge, auch ›Spielregeln‹, die unser Leben in einer Gemeinschaft bestimmen, an denen wir uns ausrichten, sind veränderbar. Wenn wir dies sehen und Politik bereit ist, sich dies einzugestehen, dann bedeutet dies nicht, von vornherein den Anspruch auf Mit7 menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen und Verfolgten aufzugeben. All das sind Fragen, die dringend einer Antwort bedürfen. Um mit Goethe zu sprechen: ›Ein Mann wie Lessing täte uns not …‹, seine Menschenliebe, das öffentliche Ringen um die gangbarsten Wege, das Finden von Kompromissen ohne völlige Aufgabe der eigenen Position und vieles mehr lassen ihn und seine Gedanken sehr gegenwärtig erscheinen. Insgesamt ist es daher überhaupt kein Zufall und nur folgerichtig, dass mit der Publizistin Carolin Emcke eine Persönlichkeit den Lessing-Preis erhält, die im kritischen Geiste Lessings die uns angehenden Problemlagen der Welt in der Öffentlichkeit verhandelt. Carolin Emcke will in die Gesellschaft wirken. Damit befindet sie sich in bester lessingscher Tradition. Dies gilt hinsichtlich des Wirkenwollens ebenso für den studierten Historiker und Germanisten Julius Fischer und den Autor, Theater- und Hörspielregisseur Wolfram Höll, die die Förderpreise erhalten. Dem städtischen Lessing-Museum, gemeinsamen mit seinen Partnern ist es auch 2015 wieder gelungen, ein vielseitiges und interessantes Programm zusammenzustellen. Der Dank für die sowohl notwendige als auch großzügige Unterstützung gilt dem Freistaat Sachsen und seiner Kulturstiftung, dem Kulturraum Oberlausitz/Niederschlesien sowie den langjährigen Freunden und Sponsoren des Museums. Auch die durch Bund und Land geförderte Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption bereichert, u.a. mit der Vorstellung eines Künstlerbuches zur ›Ringparabel‹, das diesjährige Veranstaltungsprogramm. Die Kamenzer und ihre Gäste erwarten auch und gerade zum 50. Jubiläum wieder anspruchsvolle Lessing- und Literatur-Tage. Allen Besuchern der 50. Kamenzer Lessing-Tage wünsche ich, neben der angestrebten Wissenserweiterung, geistigen Genuss, aber auch gute Unterhaltung. 8 Vorbemerkungen Dr. Sylke Kaufmann Leiterin Lessing-Museum ›Hat es der Zufall, hat’s ein Genius/ Geflochten und gebracht? Es zeigt sich hier/ Uns nicht umsonst. Virgilen hör ich sagen:/ Was ehret ihr die Toten? Hatten die/ Doch ihren Lohn und Freude, da sie lebten;/ Und wenn ihr uns bewundert und verehrt,/ So gebt auch den Lebendigen ihr Teil./ Mein Marmorbild ist schon bekränzt genug;/ Der grüne Zweig gehört dem Leben an.‹ (Goethe, ›Torquato Tasso‹, 1. Aufzug, 3. Auftritt) Diese Worte von Alfons Herzog von Ferrara leiten in Goethes Schauspiel ›Torquato Tasso‹ (Erstdruck 1790) eine Dichterkrönung ein – Tasso wird mit einem Lorbeerkranz ausgezeichnet, der vorher eine Virgil-Büste schmückte. Gleichzeitig weist der Herzog auf einen Balanceakt hin, den auch die Organisatoren der Lessing-Tage immer wieder aufs Neue bewältigen müssen: Über die berechtigte Ehrung des Andenkens der bedeutendsten deutschen Dichter sollen die lebenden Autoren nicht vergessen werden. Das wäre wohl auch ganz im Sinne Lessings gewesen, der eine tief begründete Abneigung gegen steifen Denkmalkult gehabt zu haben scheint – jedenfalls war ihm eine tätige Auseinandersetzung des Publikums mit seinen und den literarischen Werken seiner Zeitgenossen sehr viel wichtiger: ›Wer wird nicht einen Klopstock loben?/ Doch lesen sollt ihn jeder? Nein./ Wir wollen weniger erhoben,/ Und fleißiger gelesen sein‹ (›Die Sinngedichte an den Leser‹, 1753). Die Herausforderung für das Lessing-Museum war diesmal umso größer, als wir 2015 die 50. Lessing-Tage begehen können – ein deutschlandweit außergewöhnliches Jubiläum für eine zu Ehren eines klassischen deutschen Schriftstellers ins Leben gerufene Veranstaltungsfolge. Fast zwangsläufig wurden das Jubiläum zum Motto und die ›DichterFeiern‹ auch offiziell zum Thema. Als 1962 die ersten Lessing-Tage stattfanden, ahnte wohl niemand, dass sie zu einer Tradition werden würden, die sich als geeignet erwies, Lessing zu ehren, aber auch lebendig zu halten, und die gleichzeitig unangefochten selbst tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche zu überstehen vermochte. Zunächst jährlich, seit 2007 alle zwei Jahre stellen die Lessing-Tage ihren Namenspatron in den Mittelpunkt, bemühen sich aber gleichermaßen ganz im Sinne des eingangs erwähnten Balanceakts auch um eine Würdigung seiner heutigen Schriftstellerkollegen. Dazu trägt ganz wesentlich auch 2015 wieder die Verleihung des Lessing-Preises des Freistaates Sachsen bei. Dazu gehören aber ebenso FIGAROS Lese-Café oder der Auftakt für eine Sondersammlung der Kamenzer Stadtbibliothek, die in Zukunft die Werke der LessingPreisträger zusammentragen möchte. Ein 50. Jubiläum ist freilich nicht denkbar ohne ein Blick zurück. Und so wird das Lessing-Museum eine Ausstellung zur Geschichte der LessingTage eröffnen, die sich mit den Höhepunkten, Entwicklungslinien und 9 prägenden Persönlichkeiten dieser Veranstaltungsreihe befassen wird. Gleichzeitig präsentieren wir aber auch die ganze Vielfalt der Dichterfeiern, der Dichterehrungen. Dies reicht von Theateraufführungen über Literaturpreise und Dichtergedenken in Form von Bildnisbüsten bis zu Beiträgen, die ihren Zusammenhang mit dem Motto vielleicht nicht sofort enthüllen: So wird die Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption ein Künstlerbuch erstmals der Öffentlichkeit präsentieren, das die Hallenser Künstlerin Claudia Berg zur Ringparabel gestaltet hat. Und das LessingMuseum stellt herausragende Neuerwerbungen vor, mit denen wir unserem Ziel, Lessings letzte Privatbibliothek in ausgabengleichen Exemplaren zu rekonstruieren, dank der Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und der Stadt Kamenz ein großes Stück näher gekommen sind. Künstlerische Auseinandersetzung und fortgesetzte museale Sammeltätigkeit sind letztlich – wie auch die Lessing-Tage selbst – Aspekte einer Dichterehrung, die wie die anderen genannten Beiträge das Gedächtnis des gefeierten Literaten wach und in der Diskussion halten. Wie gesellschaftlich notwendig und nützlich dies ist, erkannte man schon im Zeitalter des Humanismus, als, anknüpfend an einen antiken Brauch, Dichterkrönungen mit einem Lorbeerkranz gebräuchlich wurden. Der ›poeta laureatus‹ findet sich in dem eingangs zitierten Worten aus ›Torquato Tasso‹ wieder, in dem Stück geht es aber um weit mehr als nur eine Dichterkrönung: Erörtert werden Stellenwert und Existenzbedingungen des Künstlers, seine Beziehungen zu einem Mäzen, die geprägt sind von einem fragilen Netzwerk von Förderung, Abhängigkeit, gegenseitiger Verpflichtung, aber auch die gesteigerte Sensibilität, die seelischen Zwiespälte und Exaltiertheiten des Genies, die als hoher Preis für seine Talent erscheinen. So ist das Schauspiel in exemplarischer Weise geeignet, die strahlenden und die dunklen Seiten der Dichterexistenz zu beleuchten, und durfte daher als ein grandioses Gleichnis zum Motto der 50. Lessing-Tage nicht fehlen. Goethe und Lessing begegnen sich noch einmal in einem anderen Rahmen: Dichterfeier und Dichterwettstreit liegen nah beieinander, und so wird sich eine zweite Ausstellung den Übersetzungen ihrer jeweils wohl erfolgreichsten Werke widmen, dem ›Nathan‹ und den ›Leiden des jungen Werthers‹. Nur augenzwinkernd geht es dabei um das meist übersetzte Werk, weit aussagekräftiger ist die Vielfalt der Übertragungen, in denen sich die Lebendigkeit und weltweite Ausstrahlung zweier bedeutender deutscher Schriftsteller spiegeln, deren humanistische Ideale offensichtlich bis heute Angehörigen ganz unterschiedlicher Kulturkreise wichtig sind. Ein besonderer Höhepunkt wird das Gastspiel des renommierten Berliner Ensembles sein, das mit Lessings frühem Lustspiel ›Die Juden‹ (1749) in der Inszenierung von George Tabori nach Kamenz kommt. Mit dem Antisemitismus des 18. Jahrhunderts werden in dem Stück die Vorurteile gegen ›die Anderen‹ bloß gestellt, die bis heute 10 in den Debatten um Ausländer, Juden, Asylsuchende erschreckende Aktualität behalten haben. Es ist zu einer schönen Tradition geworden, dass die Lessing-Tage auch ein spezielles Programm für junges Publikum bieten. So gibt es diesmal gleich zwei Theateraufführungen von und für Kinder und Jugendliche: Die Theaterwerkstatt ›Kinder spielen Klassik‹ zeigt ›Romeo und Julia‹, und das Hip-Hop-Tanztheater ›Kamenz can Dance‹ hat sich von Lessings ›Miß Sara Sampson‹ anregen lassen, eine so temporeiche wie zum Nachdenken anregende moderne Adaption auf die Bühne zu bringen. Natürlich werden auch wieder die Preisträger des Schülerschreibwettbewerbs geehrt. Zum Abschluss gilt mein Dank allen Partnern und Unterstützern, ohne deren Engagement die 50. Lessing-Tage in dieser Programmfülle nicht möglich geworden wären. Wir danken dem Freistaat Sachsen und der Kulturstiftung des Freistaates, insbesondere auch für die großzügige finanzielle Unterstützung! Unser Dank gilt aber ebenso den beteiligten Sponsoren, der Sachsen-Fahnen GmbH & Co. KG, der ewag kamenz und der Volksbank Bautzen. Nicht zuletzt möchte ich den Theatern, Künstlern, Schriftstellern, Referenten, Fachkollegen, dem Kamenzer Klub und dem Kamenzer Geschichtsverein danken, die ihrerseits dazu beitragen, dass die 50. Lessing-Tage mit einem Programm aufwarten können, das ›unser‹ Jubiläum würdig ausgestaltet! Besonders erwähnt sei Frau Katharina Lehnert-Raabe (Wetzlar), ohne die die Ausstellung der ›Nathan‹- und ›Werther‹-Übersetzungen nicht zustande gekommen wäre! Im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lessing-Museums, der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption und der Stadtbibliothek wünsche ich allen Besuchern der Lessing-Tage 2015 anregende, überraschende und unterhaltsame Begegnungen mit gekrönten und ungekrönten Poeten! Und angesichts der Tatsache, dass die Aufklärung letztlich ein unabgeschlossener Prozess ist, sei uns bei dieser Gelegenheit die Hoffnung erlaubt, dass unsere Nachfolger im Amt einst Lessing zu Ehren auch die 100. Lessing-Tage werden begehen können! 11 des Lessing-Preises Verleihung des Freistaates Sachsen 2015 an Carolin Emcke, Berlin Sonnabend, 17. Januar 17 Uhr, Rathaus Laudatio: Frau Prof. Dr. Ethel Matala de Mazza Carolin Emcke, geb. 1967 in Mühlheim/Ruhr, studierte Philosophie, Politik und Geschichte in London, Frankfurt am Main und Harvard. Sie war Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes und promovierte in Philosophie über den Begriff ›Kollektiver Identitäten‹. Von 1998-2006 war sie Redakteurin beim ›Spiegel‹ und als Auslandsredakteurin in vielen Krisengebieten (Afghanistan, Pakistan, Kosovo, Irak, Kolumbien, Libanon u.a.) unterwegs. 2003/2004 war Carolin Emcke Visiting Lecturer für Politische Theorie an der Yale University mit Seminaren über ›Theorien der Gewalt‹ und ›Zeugenschaft von Kriegsverbrechen‹. Seit der Spielzeit 2004/2005 moderiert sie die monatliche Diskussionsveranstaltung ›Streitraum‹ an der Schaubühne Berlin. 2006-2007 war sie als Beraterin des Studiengangs Journalismus der Hamburg Media School tätig. Seit 2007 arbeitet Carolin Emcke als Publizistin und Buchautorin sowie als internationale Reporterin (u.a. in Israel, Westbank, Pakistan, Ägypten, Irak, USA). Regelmäßig hält sie Vorträge und Seminare über Globalisierung, Theorien der Gewalt, Zeugenschaft, Fotografie und kulturelle Identitäten. Nach einer Reihe von Auszeichnungen erhielt sie zuletzt 2014 den Johann-Heinrich-Merck-Preis. In ihren Büchern und Berichten findet Carolin Emcke mit ›kritischem Geist Worte für das Unsagbare und wendet sich gegen den Topos des Unbeschreiblichen, der aus ihrer Sicht die Gefahr einer Skalierung von Unrecht und Gewalt birgt‹, heißt es in der Begründung der Jury des Lessing-Preises. ›Nur, wenn wir Gewalt rekonstruieren, Moment für Moment, nur dann wird sie sichtbar als etwas Gewordenes, etwas von Menschen Gemachtes. Und nur dann ist sie auch als vermeidbare beschreibbar. Nur dann lassen sich auch all die Momente aufzeigen, an denen jemand hätte Nein sagen können.‹ Carolin Emcke Eine Veranstaltung der Sächsischen Staatsregierung I Teilnahme auf Einladung Restkarten ab 13. Januar im Lessing-Museum 12 der Förderpreise zum LessingVerleihung Preis des Freistaates Sachsen 2015 an Julius Fischer (Leipzig) und Wolfram Höll (Biel/Schweiz) Sonnabend, 17. Januar 17 Uhr, Rathaus Laudationes: Michael Bittner (Julius Fischer) und Clemens Meyer (Wolfram Höll) Julius Fischer, 1984 in Gera geboren, studiert Geschichte und Germanistik in Leipzig. Seit 2004 stellt er sich erfolgreich den literarischen Vortragswettbewerben Poetry-Slam und hat viele von ihnen gewonnen. Außerdem ist er Mitbegründer der Leipziger Lesebühne Schkeuditzer Kreuz und Mitglied der Dresdner Lesebühne Sax Royal. Zuletzt erschienen von ihm die Bände ›Ich will wie meine Katze riechen‹ (Bühnentexte mit CD) und ›Die schönsten Wanderwege der Wanderhure‹ (Kurzerzählungen). Julius Fischer lebt in Leipzig. Wolfram Höll, geboren 1986 in Leipzig, ist Autor, Theater- und Hörspielregisseur beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Zwischen 2005 und 2009 absolvierte er den Studiengang ›Deutsch-französische Studien‹ in Bonn, Paris und Florenz. Außerdem studierte er Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut Biel und schloss einen Master in Theater an der Hochschule der Künste Bern ab. Sein Theaterstück ›Und dann‹ wurde mehrfach ausgezeichnet und im Oktober 2013 am Schauspiel Leipzig in der Regie von Claudia Bauer uraufgeführt. Eine Veranstaltung der Sächsischen Staatsregierung I Teilnahme auf Einladung Restkarten ab 13. Januar im Lessing-Museum 13 MDR Figaros Lese-Café aus Kamenz Sonntag, 18. Januar 11 Uhr, Stadttheater Mit Literaturredakteur Michael Hametner Jeden zweiten Sonntag sind bekannte Autorinnen und Autoren zu Gast bei MDR FIGAROLiteraturredakteur Michael Hametner und stellen ihre neuen Werke vor. Seit nunmehr zehn Jahren widmet das Lese-Café eine Sendung im Januar den am Vorabend ausgezeichneten Trägern des Lessing-Preises. Im Kamenzer Stadttheater kommt Michael Hametner mit der diesjährigen Preisträgerin, der Publizistin und Journalistin Carolin Emcke, ins Gespräch über ihre Art, gesellschaftliche Prozesse in ihrem Geflecht von Ursachen und Wirkungen zu spiegeln, über ihre Publikationen natürlich und nicht zuletzt über aktuelle Fragen. Als Buchveröffentlichung erschien von Carolin Emcke zuletzt im Oktober 2013 der Essayband ›Weil es sagbar ist. Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit‹. Eine Produktion von FIGARO – dem Kulturradio des Mitteldeutschen Rundfunks. Die Sendung wird aufgezeichnet und am selben Tag um 16.05 Uhr gesendet. Eintritt frei I Kartenbestellung im Lessing-Museum unter 0 35 78 /379 111 Einlass und Kaffee-Angebot ab 10 Uhr 14 der Sonderausstellung von Finissage Tony Fanz ›draw into‹ und Vorstellung des Buches ›Jahrhundertverbrechen‹ Dienstag, 20. Januar 19 Uhr, Galerie im Sakralmuseum Die Arbeiten von Tony Franz (geb. 1985) markieren innerhalb der jungen Zeichnung der Gegenwart eine besonders charakterstarke Position. Die technisch hochversierten Bleistiftzeichnungen, historischen Bilddokumente und Installationen der Ausstellung ›draw into‹ setzen sich mit dem legendären Entführungsfall des Lindbergh-Babys von 1932 und mit dessen Rezeption in der Medienkultur des 20. Jahrhunderts auseinander. Zugleich beleuchtet die Schau ein heute kaum noch bekanntes Kapitel Kamenzer Geschichte: Der vermeintliche und in den USA zum Tode verurteilte Kindesmörder Bruno Richard Hauptmann (1899-1936) stammte aus der Lessingstadt. Die Finissage bietet zugleich den Rahmen für die Vorstellung des von Roland Dantz und Frank Oehl herausgegebenen Buches ›Jahrhundertverbrechen‹. Neben Originalquellen zum Fall Hauptmann beleuchten Essays von Thomas Binder, Robert R. Bryan, Odette Künstler sowie Frank Oehl den Kriminalfall der Lindbergh-Entführung. Eintritt frei In Kooperation mit der Saxo'Phon GmbH/edition Sächsische Zeitung 15 Geburtstagsfeier für Lessing Mittwoch, 21. Januar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus Lesung und Gespräch mit den Lessing-Förderpreisträgern Julius Fischer und Wolfram Höll Die Tradition einer Geburtstagsfeier für Lessing, die es dank des Kamenzer Klubs in der Geburtsstadt des Aufklärers seit 1979 gibt, erhielt ihren Anfangsimpuls aus der Ferne – von der Lessing Society in Cincinnati. Daraus hat sich eine sowohl anregend-anspruchsvolle wie auch gesellige Veranstaltungsform entwickelt, die aus dem Programm der Lessing-Tage nicht mehr wegzudenken ist und eine Brücke aus der Zeit der Aufklärung ins Heute schlägt. In diesem Jahr sind die Träger des Lessing-Förderpreises, Julius Fischer und Wolfram Höll, zu Gast. Vorgestellt sind sie auf Seite 13. Vor der Satire von Julius Fischer ist nichts und niemand sicher, schon gar nicht der Literaturbetrieb selbst. Kostproben davon gibt es heute zu hören. Wolfram Hölls Theaterstück ›Und dann‹ ist derzeit am Schauspiel Leipzig zu sehen. Es ist ein ›Trauertext über Kindheitsverluste‹ und über die Zeit des Übergangs. Eintritt frei I Kartenvorbestellungen unter 0 35 78 / 379 111 In Kooperation mit dem Kamenzer Klub ›Gotthold Ephraim Lessing‹ e.V. 16 der Weise‹ von Gotthold Ephraim Nathan Lessing, Puppentheateraufführung ‹ Gastspiel des Diwan Theaters Osnabrück Sonnabend, 24. Januar 19 Uhr, Stadttheater Künstlerische Leitung: Rolf Hector Gotthold Ephraim Lessings dramatisches Gedicht ›Nathan der Weise‹ entstand 1779 als Reaktion auf den Fragmentenstreit. 1783, bereits nach Lessings Tod, erlebte es seine Uraufführung in Berlin. Doch auch nach 236 Jahren bleibt diese künstlerische Vision eines toleranten und friedlichen Zusammenlebens uneingelöst und somit von brennender Aktualität. Die MOBILE BÜHNE DIWAN THEATER führt ›Nathan der Weise‹ mit Originaltexten auf und bringt das Stück durch seine moderne Sichtweise und unbeschwerte Inszenierung jungen und älteren Zuschauern nahe. Die Akteure, Figuren mit detailliert verarbeiteten lebensgroßen Köpfen, verkörpern die individuellen Charaktere des Stücks und treten in Interaktion mit dem Spieler. ›Nathan‹ ist als Puppenspielfassung selten zu erleben. Doch außergewöhnlich ist die Inszenierung nicht nur dadurch, sondern auch in ihrer Art und Weise, Brücken aus dem 18. Jahrhundert ins Heute zu schlagen. Dass die Nathan-Figur Rolf Hector ähnelt, ist wohl mehr als ein Zufall ... ›Der Text wurde in der Länge gekürzt und in der Diktion vereinfacht, so dass der Zuschauer keine Mühe mehr hat, der komplexen Handlung zu folgen und den religiös-philosophischen Aussagen in ihrer eindringlichen Überzeugungskraft Glauben zu schenken ... So entsteht ein dramatisches Geschehen, dessen Bann man sich über die volle Länge der Aufführung nicht entziehen kann, ...‹ LITERATUR FORUM Eintritt: 17,- €, ermäßigt 9,- € im Vorverkauf Karten in der Kamenz-Information oder an der Abendkasse 17 Ephraim Lessing: ›Die Ringparabel‹ Gotthold Präsentation des originalgrafischen Künstlerbuches von Claudia Berg Mittwoch, 28. Januar 19 Uhr, Galerie im Sakralmuseum In Anwesenheit der Künstlerin sowie des Druckers und Setzers Axel Möbest Auch nach mehr als 230 Jahren hat Lessings ›Ringparabel‹ aus ›Nathan der Weise‹ nicht an Aktualität und weltanschaulich-religiöser Brisanz verloren, denn die heutige multikulturelle und multireligiöse Situation erfordert das immer wieder neue Nachdenken, wie eine friedliche Beziehung zwischen Angehörigen verschiedener Glaubensgemeinschaften aussehen kann. Die Ausschreibung für das Künstlerbuch der ›Ringparabel‹ gewann Claudia Berg (geb. 1976) aus Halle a. d. Saale, die bereits über 30 originalgrafische Bücher und Mappen herausgegeben hat. Sie setzte die poetische Idee Lessings in ihren Kaltnadelradierungen durch die Annäherung der Einzelfiguren im fortschreitenden grafischen Druckprozess um – bis hin zur Überlagerung und schließlich zur Verschmelzung in einer Gesamtfigur. Das Künstlerbuch, dessen Textkonstitution nach der Erstausgabe von 1779 erfolgte, erscheint in einer Auflage von 100 nummerierten und von der Künstlerin signierten Exemplaren. Der Bleisatz erfolgte durch Axel Möbest in Halle auf einem Kamenzer Tiegel der Maschinenfabrik Gebrüder Heidsieck. Das ›Buchkunstwerk‹ kann am Abend käuflich erworben werden. Eintritt frei Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst 18 L › essing, Lesen, Schreiben‹ Wiederbegegnung mit Angela Krauß, Leipzig, Lessing-Förderpreis 1995 Donnerstag, 29. Januar 17 Uhr, Ratssaal Musik: Conni-Wolf-Trio, Dresden Die Stadtbibliothek Kamenz, die neben dem Lessing-Museum ihr Domizil im Lessinghaus hat, trug von 1945 an den Namen ›Lessing-Bibliothek‹. Diese Bezeichnung wurde 1994 aus unerklärlichen Gründen aufgegeben. Zum 50. Jubiläum der Lessing-Tage wird der Name des Dichters wieder offiziell mit der Bibliothek verknüpft. Die Namensweihe der Stadtbibliothek hat die sächsische Autorin Angela Krauß zu Gedankensplittern über das Lesen und Schreiben inspiriert. Die gebürtige Chemnitzerin, die vor 20 Jahren in Lessings Geburtsort den Lessing-Förderpreis des Freistaates Sachsen erhalten hat, wird ausschließlich für Kamenz geschriebene und noch unveröffentlichte Texte präsentieren. Freuen Sie sich auf Esprit, Ermutigung – und die Wiederbegegnung mit einer poetischen Erzählerin. Eintritt frei In Kooperation mit der Stadtbibliothek ›G.E. Lessing‹ Kamenz 19 T › orquato Tasso‹ von Johann Wolfgang v. Goethe Theateraufführung Sonnabend, 31. Januar 19 Uhr, Stadttheater Gastspiel des artENSEMBLE THEATERs Bochum Regie: Jürgen Larys Herzog Alfons von Ferrara will den Dichter Tasso ›in das Leben einführen‹, und hier beginnen die Kollisionen. Denn Tassos Absolutheitsanspruch in allem, was er bewegt und was ihn bewegt, prallt auf ein höfisches Umfeld, in dem Affektkontrolle und ein Verhaltenskodex im Sinne eines ›sich ziemenden Umgangs‹ unabdingbare Voraussetzungen des täglichen MiteinanderLebens gegensätzlicher Charaktere sind ... Die Zwangssituation des Künstlers zwischen gesellschaftlicher Abhängigkeit und freiem innerem Absolutheitsanspruch ist in den letzten Jahrzehnten anhand dieses Stückes immer wieder thematisiert worden, meist Partei für eine der beiden Seiten ergreifend. Die Inszenierung von Jürgen Larys sucht die Balance zwischen den scheinbar unvereinbaren Polen des freien Künstlertums und der Realpolitik. Ganz im Sinne Goethes, dem sein Tasso ein ›gesteigerter Werther‹ war, der die ›Disproportion des Talents mit dem Leben‹ zeigt. Das artENSEMBLE THEATER ist ein Zusammenschluss freier Musikund Theaterschaffender und bespielt von Bochum aus den gesamten deutschsprachigen Raum. ›Torquato Tasso‹ entstand als Koproduktion des artENSEMBLE THEATERs mit dem Liebhabertheater Schloss Kochberg/Thüringen. ›Benjamin Kneser interpretiert den Tasso und dessen leicht entflammbares Dichtergemüt fast schon mit übergebührlicher Deutlichkeit: wie er sich egomanisch an der eigenen Kunst berauscht, seinen - hier nur vermeintlich - intriganten Widersacher Antonio frech zum Duell fordert und letztlich Leonoren zu Leibe rückt.‹ (Wolfgang Hirsch, Thüringer Landeszeitung, 16. Mai 2011) Eintritt: 17,- €, ermäßigt 9,- € im Vorverkauf Karten in der Kamenz-Information oder an der Abendkasse 20 › und Julia‹ von William Shakespeare Romeo Theateraufführung Dienstag, 3. Februar 19 Uhr, Stadttheater Künstlerische Leitung: Reinhardt Schuchart und Silke Führich Die Kamenzer Theaterwerkstatt ›Kinder spielen Klassik‹ widmet sich in diesem Jahr dem Liebesdrama schlechthin: ›Romeo und Julia‹. Zwei alte Veroneser Familien sind unermesslich reich und führen seit ewigen Zeiten Krieg gegeneinander. Jede Familie hat nur einen Erben: Julia bei der einen, Romeo bei der anderen Familie. Im heiratsfähigen Alter begegnen sie sich zufällig auf einem Maskenball, verlieben sich im Affekt und beschließen, heimlich zu heiraten. Julias Vater erfährt von der Begegnung seiner Tochter und beschließt, Romeo töten zu lassen. Und er zwingt seine Tochter, sofort den Grafen zu heiraten. In dem naiven Glauben, Frieden zwischen den Familien herzustellen, traut Pater Lorenzo ohne Kenntnis der Eltern Romeo und Julia. Doch das Glück ist kurz. Auf dem Heimweg lauert ein Krieger von Julias Vater Romeo auf, um ihn zu töten. Doch Romeo tötet ihn seinerseits. Daraufhin wird er aus der Stadt verbannt und so von Julia fortgerissen. Die Turbulenz der nun folgenden Ereignisse führt schließlich unausweichlich zum Tod der Kinder. Sie haben eine rote Linie überschritten und wurden von der Erwachsenenwelt für deren Machtspiele geopfert, damit die alten Verhältnisse bestehen bleiben können. Die Kamenzer Theaterwerkstatt soll zur Förderung von Kindern und Jugendlichen durch eine jährliche künstlerische Eigenproduktion im Bereich Schauspiel das kulturelle Leben der Stadt bereichern. Sie bietet schauspielerisch begabten Kindern und Jugendlichen die Mitwirkung an der Inszenierung eines klassischen Dramas sowie die Mitarbeit an der Herstellung der Ausstattung (Bühnenbild, Kostüme, Masken und Requisiten). ›Romeo und Julia‹ ist bereits die fünfte Produktion. Eintritt: 7 €, Schüler im Klassenverband 3,50 € (Vorverkauf) Karten in der Kamenz Information und an der Abendkasse 21 Helden – Die Büste als Medium der Neue Verehrung von Dichtern und Denkern im Zeitalter der Aufklärung Mittwoch, 4. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus Vortrag von Dr. Frank Matthias Kammel (Nürnberg) Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts verlieh dem Bildnis einen neuen Stellenwert in der Hierarchie der bildenden Künste. Grundlage war die Forderung, die Ähnlichkeit des Dargestellten mit der Abbildung seines Wesens und Charakters im Porträt zu verknüpfen. Zugleich verlor das plastische Brustbild seinen exklusiven Status als Repräsentationsmittel des Adels. Fortan diente es auch dem aufstrebenden Bürgertum als legitime Darstellungsform. Es entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Medien der Würdigung des tugendhaften und verdienstvollen Menschen, der Verehrung zeitgenössischer Geistesgrößen, von Dichtern und Denkern. Die neuartige Akzeptanz von Abgüssen ermöglichte die bildhafte Popularisierung berühmter Persönlichkeiten, die zuvor auf das graphische Blatt beschränkt war. Der Vortrag thematisiert die Entwicklung, wie das plastische Brustbild zum Inbegriff des privaten und des öffentlichen Denkmals avancierte, zum Mittler im ›Kult‹ der Großen Geister. Frank Matthias Kammel (geb. 1961) ist Kunsthistoriker. Er studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Kulturtheorie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Dissertation verfasste er zum Thema ›Kunst in Erfurt 1300-1360‹. 1987 bis 1995 war er Wissenschaftlicher Angestellter der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin (ab 1992 Preußischer Kulturbesitz), seitdem Leiter der Skulpturensammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg sowie seit 2006 Museumsdirektor, zuständig für den Programmbereich Sonderausstellungen. Von ihm liegen zahlreiche Publikationen, vornehmlich zur Bildhauerkunst des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, darüber hinaus des 19. und 20. Jahrhunderts sowie zu Aspekten der Museumsgeschichte und kulturhistorischen Themen vor. Letzte Monografien: Heiße Kufen. Schlittenfahren: Repräsentation, Vergnügen, Sport (2007); Charakterköpfe. Die Bildnisbüste im Zeitalter der Aufklärung (2013). Seit 2002 gehört er auch dem Expertenteam der Sendereihe ›Kunst & Krempel‹ im Bayerischen Fernsehen an. Eintritt: 3,- €, ermäßigt 1,50 € Bild: Adélaïde Labille-Guiard: Der Bildhauer Augustin Pajou, Pastell, 1783 22 Sympathie und Abgrenzung. Zwischen Auf den Spuren des Lessingfreundes Matthias Claudius Dienstag, 10. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus Vortrag von Dr. Annelen Kranefuss (Köln) Im Claudiusjahr 2015 (200. Todestag am 21. Januar, 275. Geburtstag am 15. August 2015) soll an Lessings elf Jahre jüngeren Zeitgenossen erinnert werden, der von sich bekannte: ›Ich habe Lessing auch gekannt. Ich will nicht sagen, daß er mein Freund gewesen sei, aber ich war der seine. Und ob ich gleich sein Credo nicht annehmen kann, so halte ich doch seinen Kopf hoch.‹ So bekannt Claudius‘ Abendlied ›Der Mond ist aufgegangen‹ ist, so unbekannt ist heute noch immer Werk und Leben dieses originellen Dichters, ›Zeitungsschreibers‹ und Lebenskünstlers, den Lessing bei allem Trennenden persönlich und literarisch hoch geschätzt hat. Annelen Kranefuss war bis zum Jahr 2000 Kulturredakteurin beim Westdeutschen Rundfunk Köln, von 1975 bis 1990 im Fernsehen, danach im Hörfunk. Sie war einige Jahre Vorsitzende der Literarischen Gesellschaft Köln. Bereits ihr Studium der Germanistik, Anglistik und Theologie schloss Annelen Kranefuss 1973 mit einer Dissertation über Matthias Claudius‘ Lyrik ab und beschäftigte sich seither immer wieder mit dessen Leben und Werk. 2011 erschien bei Hoffmann und Campe ihre Claudius-Biografie. Eintritt: 3,- €, ermäßigt 1,50 € Eine Veranstaltung der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption Bild: Matthias Claudius, Gemälde, vermutlich von Friederike Leisching, um 1797 23 › Ein Lustspiel in einem Aufzuge‹ DievonJudenGotthold Ephraim Lessing Theateraufführung Freitag, 13. Februar 19 Uhr, Stadttheater Gastspiel des Berliner Ensembles Regie: George Tabori (1914-2007) ›Ich bin ein Jude‹ – dieser lapidare Satz, den der fremde Held der Geschichte, der Reisende, sagt, kippt das lustigfeine Spiel, das Lessing mit gerade einmal 20 Jahren geschrieben hat, in die bittere Realität unserer eigenen Geschichte. Lessing benützt durchaus gängige Theaterrequisiten: Eine Dose (nicht, wie oft üblich, ein Brief!) setzt die Enthüllungsintrige in Gang. Aber absolut neu, ja, kühn, vorausdenkend ist, wie Lessing seine Hauptfigur zeichnet. Eine Sensation und 1749 zugleich Anlass für finstere Religionswächter. Zum ersten Mal in der Geschichte des Theaters betritt die Figur eines positiv gezeichneten Juden die Bretter des Welttheaters. Ein Lustspiel über den Antisemitismus – ist das nicht eine Ungeheuerlichkeit? George Tabori verändert kein Wort des Textes und doch enthüllt das alte Lustspiel ein anderes Gesicht, wenn heute das grelle Licht der Gegenwart den Text bis in die feinsten Ritzen ausleuchtet. Taboris Inszenierung erlebte ihre Premiere am 13. September 2003. (Bühne: Etienne Pluss, Kostüme: Margit Koppendorfer, Musik: HansJörn Brandenburg, Dramaturgie: Hermann Beil) Die Aufführung in Kamenz ist die 146. Vorstellung. Nie ist Lessings ›Die Juden‹ öfter gespielt worden. ›Ich bin kein Freund allgemeiner Urteile über ganze Völker.‹ Gotthold Ephraim Lessing Eintritt: 17,- €, ermäßigt 9,- € im Vorverkauf Foto: Monika Rittershaus, v.l.n.r. Marko Schmidt, Felix Tittel, Axel Werner, Boris Jacoby 24 über die Aufklärung – A ufklärung Erinnerungen an 30 Jahre ›Kamenzer Lessing-Tage‹, Eröffnungsvortrag Mittwoch, 18. Februar 18 Uhr, Malzhaus Dipl.-Germ. Dieter Fratzke (Kamenz) zur Sonderausstellung ›50. Kamenzer Lessing-Tage‹ Die traditionellen Kamenzer Lessing-Tage, die im Jahre 1962 begründet wurden, erfreuen sich aufgrund ihrer bedeutsamen Themen, der vielfältigen Vermittlungsformen und der beachtlichen Kontinuität eines regen Zuspruchs. Weil sich diese Veranstaltungsfolge gegen Ende der 1980er Jahre zu einem herausragenden künstlerisch-kulturellen Höhepunkt im Geburtsort des Aufklärers entwickelt hatte, konnte sie nach 1990, unter völlig anderen gesellschaftlichen Verhältnissen, bis zum diesjährigen Jubiläum erfolgreich fortgeführt werden. Um Vergangenes aus den zurückliegenden Jahrzehnten der LessingTage zu vergegenwärtigen, hat das Museum im Malzhaus eine Sonderausstellung eingerichtet, die mit anschaulichen Zeitzeugnissen an ausgewählte Veranstaltungen und Vorhaben wie auch an die LessingPreis-Verleihungen in der DDR und des Freistaates Sachsen erinnert. Zu einer solchen Rückschau können natürlich persönliche Erinnerungen der Veranstalter und Besucher ebenso beitragen. Der Referent, der von 1975 bis 2006 als Leiter des Lessing-Museums und von 1995 bis 2006 auch für das Bund-Land-Projekt ›Lessing in Kamenz‹ tätig war, zeichnete ab Mitte der 1970er Jahre für die Kamenzer Lessing-Tage verantwortlich, bis 1990 in Zusammenarbeit mit dem Museumskollektiv und dem Kulturbund der DDR, danach unterstützt durch das Team des Museums und der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption. Weil seine Erinnerungen an 30 Jahre Kamenzer Lessing-Tage deshalb besonders vielfältig und lebendig sind, wurde er eingeladen, den Eröffnungsvortrag für die Exposition zu halten und über Entwicklungstendenzen und einige Höhepunkte wie auch persönliche Erlebnisse und Erfahrungen zu sprechen. Im Ruhestand engagiert sich der Germanist mit Vorträgen und Lesungen für die Vermittlung der Aufklärungsideen des 18. Jahrhunderts unter aktuellen Aspekten. Eintritt frei Foto: Volker Braun erhält den Lessing-Preis der DDR, in der Mitte Klaus Höpcke 25 Kamenzer Lessing-Tage. 1962 – 2015. 50.Rückblicke – Impressionen – Einsichten Ausstellungseröffnung Mittwoch, 18. Februar 19 Uhr, Malzhaus Die 50. Lessing-Tage sind für das Lessing-Museum Anlass, in einer Jubiläumsausstellung die Geschichte dieser Veranstaltungsfolge zu betrachten. 1962 war nicht abzusehen, dass die Lessing-Tage sich über Jahrzehnte erfolgreich entwickeln und unangefochten auch tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen, wie sie die politische Wende 1989/90 mit sich brachte, überdauern würden. Die Schau forscht den Anfängen der Lessing-Tage ebenso nach, wie ihren inhaltlichen Entwicklungslinien, ihren Neuausrichtungen und den kulturellen Höhepunkten, die immer auch an klangvolle Namen aus Literatur, Theater und Wissenschaft geknüpft waren. Ein Kapitel ist den Preisträgern des Lessing-Preises der DDR und des Lessing-Preises des Freistaates Sachsen gewidmet. Neben bezeichnenden Brüchen zeigen sich in diesem halben Jahrhundert Lessing-Tage ebenso bemerkenswerte Traditionslinien, die die Anfänge im Geiste Lessings mit der Gegenwart verbinden. Eintritt frei Foto: Ruth Klüger, Trägerin des Lessing-Preises 2007, Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Kamenz 26 Gestaltung von Tonfiguren, Ferienwerkstatt Mittwoch/ Donnerstag, 18. / 19. Februar 9-15 Uhr, Röhrmeisterhaus Figuren aus Ton und anderen Materialien kann man in dieser Ferienwerkstatt gestalten. Es muss ja nicht gleich ein Drache sein – oder doch? Anregungen gibt es im Kamenzer Lessing-Museum jedenfalls genug. Dass es im Literaturmuseum auch einen Hamster gibt, ist ja schon ein bisschen erstaunlich. Man kann erfahren, was es mit ihm auf sich hat. Der Hamster ist allerdings bei weitem nicht das einzige Fabeltier, das man hier in den verschiedenen Fabeln kennenlernen kann. Noch besser ist es, dass man hier selbst Tiere modelliert. Jeder sucht sich aus, welche ihm am sympathischsten sind. Auf jeden Fall hilft der erfahrene Töpfermeister Hans Holland aus Elstra, gemeinsam mit der Kamenzer Museumspädagogin Elke Handrick. Von den beiden kann man jede Menge erfahren. Und es macht Spaß, sich selbst auszuprobieren. Teilnahmegebühr: 15,- €, inkl. Material und Mittagessen Voranmeldung unter 0 35 78 / 379 113 notwendig 27 Sara Sampson‹ Nach der Geschichte Miss von Gotthold Ephraim Lessing › Hip Hop-Streetstyle, Tanztheater Freitag, 20. Februar 19.30 Uhr, Stadttheater Eine Produktion von Kamenz can Dance. Regie: Mario Steinmetz (Kamenz can Dance) und Michael Apel (NEUE BÜHNE Senftenberg) Das Jubiläum ›50. Kamenzer Lessing-Tage‹ war Anlass für ›Kamenz can Dance‹, sich einem Werk des großen Sohnes der Stadt zu widmen. Die Trauer der Miss Sara Sampson über den Verlust der eigenen Familie – des Vaters – bietet den Tänzerinnen und Tänzern umfangreiches Material, sich mit Entfremdung, Verlust, fehlenden familiären Bindungen und Sprachlosigkeit zwischen den Generationen künstlerisch auseinanderzusetzen. Mit ihrem Hip Hop Tanztheater ziehen sie das Thema Lessings in die heutige Zeit und stellen damit die literarische Weitsicht des berühmten Autors unter Beweis. ›Kamenz can Dance – Miss Sara Sampson‹ ist ein mitreißendes Tanztheaterstück voller spektakulärer Tanzshows und schneller, akrobatischer Dance-Moves. Es verbindet Elemente des Straßentanzes (Breakdance, HipHop) mit Schauspiel und multimedialen Animationen zu einer Inszenierung voller Kraft, Geschwindigkeit, Akrobatik, Rhythmus und Anmut. Eintritt: 9,- € (Vorverkauf) I Karten in der Kamenz Information und an der Abendkasse Weitere Termine am 21., 27. und 28. Februar 28 ›Weiße Nächte, weites Land‹ L ese-Café: Autorenlesung mit Martina Sahler (Köln) Sonntag, 22. Februar 15 Uhr, Röhrmeisterhaus Im Jahr 1765: Zarin Katharina schickt ihre Werber nach Deutschland, die die Bevölkerung dazu aufrufen, ihr Glück in Russland zu machen. Auch die Schwestern Christina, Eleonora und Klara Weber sehen eine Chance für ein neues Leben und begeben sich auf den Weg. Doch dieser ist länger und strapaziöser als gedacht. Am Ziel ihrer Reise müssen sie erkennen, dass die neue Heimat nicht ihren Träumen entspricht. Statt von behaglichen Häusern empfangen zu werden, müssen sich die Einwanderer erst mühevoll das Notwendigste beschaffen. Hunger, Kälte, Krankheit und Tod sind dabei alltägliche Begleiter. Und doch versuchen alle, ihr Glück in der neuen Kolonie zu finden. Auch wenn die Örtlichkeiten und Charaktere fiktiv sind, hat sich die Autorin an wahren Begebenheiten orientiert. Zwischen 1763 und 1772 folgten mehr als 30.000 Deutsche der Einladung der Zarin und hofften auf Unabhängigkeit, Landbesitz und Religionsfreiheit. Für das Buch erhielt Martina Sahler den HOMER-Literaturpreis in Silber 2014 in der Kategorie Biografie/historisches Ereignis. Eintritt: 7,50 EUR (incl. Kaffeegedeck) I Karten im Lessing-Museum In Kooperation mit der Stadtbibliothek ›G.E. Lessing‹ Kamenz 29 › Klassiker auf Weltreise‹ Zwei Übersetzungen von Lessings ›Nathan‹ und Goethes ›Werther‹, Ausstellungseröffnung Mittwoch, 25. Februar 19 Uhr, Galerie im Sakralmuseum Die Anregung zu dieser Ausstellung ging von einer Schau aus, die unter dem Titel »… mein Werther – dein Werther – unser Werther … ›Die Leiden des jungen Werthers‹. Ein Roman überwindet Grenzen« 2012 in Wetzlar und 2013 im Frankfurter GoetheHaus gezeigt wurde. Sie basierte auf der ›Werther‹Abteilung der Wetzlarer Stadtbibliothek, für die bis heute Übersetzungen von Goethes Roman in 58 Sprachen zusammengetragen wurden. Das LessingMuseum wiederum besitzt etliche Übertragungen von Lessings ›Nathan‹ in andere Sprachen. Der ›Nathan‹ und der ›Werther‹ sind jeweils die erfolgreichsten Werke der beiden Autoren, die ihrerseits zu den bis heute bekanntesten und einflussreichsten deutschen Schriftstellern zählen. Nicht zuletzt belegt dies auch die weltweite Ausstrahlung der beiden Werke, die eindrucksvoll von der Aktualität der Gedankenwelt der Verfasser zeugt. Die zahlreichen Übersetzungen, die auch in Europäern sehr fremd anmutenden Sprachen vorliegen, bieten sinnliche Reize, die im Zusammenspiel von Sprache, Schrift und Gestaltung entstehen. In Kooperation mit der Stadtbibliothek Wetzlar und Frau Katharina Lehnert-Raabe (Wetzlar) Bild: Goethes ›Werther‹ in Armenisch, Stadtbibliothek Wetzlar 30 › und vorgestellt‹— ›Lessings Lebenswelten‹ A usRekonstruktion von Lessings letzter Privatbibliothek Freitag, 27. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus Das Lessing-Museum präsentiert Neuerwerbungen An seinem Lebensende besaß Lessing eine Privatbibliothek von 264 Titeln, die nach seinem Tod verkauft und damit zerstreut wurde. Anhand des erhaltenen Nachlassinventars versucht das Lessing-Museum seit einigen Jahren, diese Bibliothek in ausgabengleichen Exemplaren zu rekonstruieren. Dank finanzieller Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Freistaates Sachsen und der Stadt Kamenz konnte das Museum 2014 weitere Titel für diese Sammlung ankaufen, darunter eine Erstausgabe einer frühen Schrift von Johann Gottfried Herder, Werke des Begründers der klassischen Archäologie, Johann Joachim Winckelmann, und eine kunstvoll eingebundene Ausgabe einer Abhandlung des niederländischen Philosophen Frans Hemsterhuis. Die erworbenen Bände, die an diesem Abend eingehend vorgestellt werden, spiegeln die inhaltliche Vielfalt der lessingschen Interessen, seine Sprachkenntnisse, aber auch die Buchgestaltungs-, Druck- und Einbandkunst verschiedener europäischer Verlagsorte des 16. bis 18. Jahrhunderts. In etlichen Werken finden sich zudem direkte Bezüge auf Lessings Schaffen. Die Ankäufe wurden gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und der Stadt Kamenz. Eintritt: 3,- €, ermäßigt 1,50 € In Kooperation mit dem Kamenzer Geschichtsverein e.V. 31 für die A uszeichnungsveranstaltung Preisträger des Schüler-Schreibwettbewerbs 2014/15 Freitag, 27. März 2015 14 Uhr, Stadttheater Programm: Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden Leitung: Anke Clemenz-Koch Während der Preisverleihung zum Schüler-Schreibwettbewerb 2014/15 werden wieder die elf besten Arbeiten ausgezeichnet. Seit nunmehr 40 Jahren gibt es den Wettbewerb, ein Jubiläum also, seit 22 Jahren richtet das LessingMuseum ihn aus. Der diesjährige Wettbewerb bietet für Schüler ab Klasse 9 in allen sächsischen Schulen sowie an den Lessing-Gymnasien in ganz Deutschland die Möglichkeit, sich schreibend im Sinne Lessings mit ihrer Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Sie konnten ihren Wünschen und ihrem Zorn sprachlichen Ausdruck geben, ihre Sehnsüchte und Ängste formulieren. Wie immer stehen drei literarische Themen zur Auswahl und erneut gab es die Möglichkeit, einen journalistischen Beitrag zu schreiben. Ein Brief ist zu entwerfen, der über eine Trennung und ihre Folgen berichtet. Oder man kann eine Erzählung schreiben über einen Menschen, der ungewollt Schuld auf sich lädt. Zur Auswahl steht auch ein Gedicht, das die Gefühlslage nach einer unbequemen Entscheidung gegenüber Freunden spiegelt. Der journalistische Beitrag bietet den Zusammenhang von Umweltschutz, Lebensweise und den sozialen Bedingungen in der Welt als Problemfeld. Eintritt frei Für die finanzielle Unterstützung des Schreibwettbewerbs danken wir der Sachsen-Fahnen GmbH 32 33 34 Der direkte Weg… … zum Strom von hier: einfach. transparent. rund. ewag transparent ist der günstige Strom von Ihrem regionalen Strompartner. Sprechen Sie mit uns und fordern Sie einfach ein unverbindliches Angebot an: 0800/0377-000 oder unter www.ewagtransparent.de. 35 36
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