Programm als pdf-Datei - Lessing

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17. Janua
Kartenverkauf
Lessing-Museum Kamenz
(für alle Eintrittskarten außer Theaterveranstaltungen)
Lessingplatz 1-3
Telefon: 0 35 78 / 379 111
Mail: [email protected]
Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr
Kamenz-Information
(für alle Eintrittskarten im Stadttheater außer MDR Lese-Café)
Schulplatz 5
Telefon: 0 35 78 / 379 205
Mail: [email protected]
Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Sa / So 11 bis 16
Zusendung von Karten gegen Rechnung zzgl. Versandkosten
Restkarten an der Abendkasse
Veranstaltungsorte
Lessing-Museum und Röhrmeisterhaus, Lessingplatz 1-3
Stadttheater Kamenz, Pulsnitzer Straße 11
Galerie im Sakralmuseum, Schulplatz 5
Malzhaus Kamenz, Zwingerstraße 9
Rathaus, Markt 1
IMPRESSUM
© Lessing-Museum Kamenz, 2014
Redaktion: Matthias Hanke, Lessing-Museum
Gestaltung: Studio Anne Hasselbach
Druck: WIRmachenDRUCK GmbH
Bildnachweis: SMWK PR (5); Stadtverwaltung Kamenz PR (6); privat (9);
Andreas Labes (12); Voland & Quist (13, Fischer); Affolter/Savolainen
(13, Höll); MDR/Bernd Cramer (14); S. Fischer Verlag (14); Tony Franz (15);
Affolter/Savolainen (16, Höll); Hendrik Schneller (16, Fischer); B. Imeyer/A.
Hector (17); Claudia Berg (18); Suhrkamp Verlag (19); Maik Schuck (20); The
Yorck Project (21); Wikimedia (22); zeno org (23); Monika Rittershaus (24);
Lessing-Museum (25); Carsta Off (26); Seeburger (27); Steinmetz (28);
Knaur Verlag (29); Lehnert-Raabe (30); Carsta Off (31); Matthias Hanke (32)
Programmübersicht
Sonnabend, 17. Januar 17 Uhr, Rathaus
12
Verleihung des Lessing-Preises des Freistaates Sachsen
Festveranstaltung
Sonntag, 18. Januar 11 Uhr, Stadttheater
14
MDR Lese-Café mit Lessing-Preisträgerin Carolin Emcke Gespräch
Dienstag, 20. Januar 19 Uhr, Galerie Sakralmuseum
15
Ausstellung ›draw into‹ Finissage
›Jahrhundertverbrechen‹ Buchpräsentation
Dienstag, 21. Januar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus
16
Geburtstagsfeier für Lessing: Julius Fischer/Wolfram Höll Lesung/Gespräch
Sonnabend, 24. Januar 19 Uhr, Stadttheater
17
›Nathan der Weise‹ Gotthold Ephraim Lessing Theateraufführung
Mittwoch, 28. Januar 19 Uhr, Galerie Sakralmuseum
18
Originalgrafisches Künstlerbuch ›Die Ringparabel‹ Buchpräsentation
Donnerstag, 29. Januar 17 Uhr, Ratssaal
19
›Lessing, Lesen, Schreiben‹ – Angela Krauß Lesung
Sonnabend, 31. Januar 19 Uhr, Stadttheater
20
›Torquato Tasso‹ Johann Wolfgang v. Goethe Theateraufführung
Dienstag, 3. Februar 19 Uhr, Stadttheater
21
›Romeo und Julia‹ William Shakespeare Theateraufführung
Mittwoch, 4. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus
22
›Neue Helden – Die Büste als Medium der Verehrung von Dichtern
und Denkern im Zeitalter der Aufklärung‹, Dr. Frank Matthias Kammel
(Nürnberg) Vortrag
Dienstag, 10. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus
23
›Matthias Claudius‹, Dr. Annelen Kranefuss (Köln) Vortrag
Freitag, 13. Februar 19 Uhr, Stadttheater
24
›Die Juden‹ Gotthold Ephraim Lessing Theateraufführung
Mittwoch, 18. Februar 18 Uhr, Malzhaus
25
›Aufklärung über die Aufklärung – Erinnerungen an 30 Jahre
Kamenzer Lessing-Tage‹ , Dieter Fratzke (Kamenz) Vortrag
Mittwoch, 18. Februar 19 Uhr, Malzhaus
26
›50. Kamenzer Lessing-Tage. 1962 – 2015. Rückblicke –
Impressionen – Einsichten‹ Ausstellungseröffnung
Mittwoch/Donnerstag, 18./19. Februar 9-15 Uhr, Röhrmeisterhaus
27
Gestaltung von Tonfiguren Ferienwerkstatt
Freitag, 20. Februar 19.30 Uhr, Stadttheater
28
›Miss Sara Sampson‹ Hip Hop Adaption
Sonntag, 22. Februar 15 Uhr, Röhrmeisterhaus
29
Martina Sahler Lese-Café
Mittwoch, 25. Februar 19 Uhr, Galerie Sakralmuseum
30
›Zwei Klassiker auf Weltreise‹ Ausstellungseröffnung
Freitag, 27. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus
31
›Aus- und vorgestellt‹/›Lessings Lebenswelten‹
Freitag, 27. März 14 Uhr, Stadttheater
32
Auszeichnung der Preisträger im Schüler-Schreibwettbewerb
Dichter3
Feiern!
Danksagung
Wir bedanken uns für die Unterstützung der
50. Kamenzer Lessing-Tage
Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
SB 34, die stündliche Verbindung zwischen Dresden und
Kamenz (sonntags alle zwei Stunden).
4
Grußwort
Dr. Eva-Maria Stange
Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst
Zum 50. Mal finden in Kamenz die LessingTage statt. Über viele Jahre, seit 2007 abwechselnd mit den Lessing-Akzenten, zieht die
Geburtsstadt des großen Dichters im Winter zu
einer symbolischen Geburtstagsfeier rund um
den 22. Januar Gäste aus Nah und Fern an. Mitwirkende aus den Künsten und Wissenschaften,
Publikum und Preisträger, Journalisten und
Schüler, die sich hier begegnen, um festzustellen, was Lessing ihnen in der Gegenwart
noch zu sagen hat. Ja, eigentlich geht es darum, mit ihm in einen Dialog
zu treten, in ein fortgesetztes Gespräch mit vielen Stimmen und Ideen
und jedes Mal neuen Fragen auf die alten und die neuen Antworten.
Da war in den Jahren seit 1962 Vieles und vieles Verschiedene zu sagen,
zu diskutieren, auszustellen und auf die Bühne zu bringen. Wenn wir von
dem großen Aufklärer Lessing sprechen, ist das scheinbar etwas wie ein
fernes Denkmal auf einem Sockel. In Wahrheit ist schon die Aufklärung
ein Prozess, der uns heute ebenso angeht wie in der Zeit all der fünfzig
Lessing-Tage bisher. Eigentlich ist das ja so seit den Zeiten Lessings.
Die Aufklärung ist eine Aufgabe: etwas grundsätzlich Unabgegoltenes,
Kontroverses, etwas Vielgestaltiges und Bewegliches. Man sollte nicht
glauben, diesen Prozess der Aufklärung hinter sich gebracht zu haben,
sondern sie bedeutet fort und fort Arbeit. Und sie kann zugleich den
Genuss des Denkens geben, wie alles, womit man sich auseinandersetzen
muss. Gerade heute muss Aufklärung neu buchstabiert werden – in einer
Zeit, da Positionen, die eigentlich selbstverständlich schienen und die
wir unter dem Stichwort Toleranz solide und unverrückbar in unserem
Weltbild verankert glaubten, ins Wanken geraten. Andere Fragen werden
im Jahr 2015 gestellt als damals, als die Lessing-Tage begründet wurden,
manche Antworten fallen leichter, andere schwerer.
Aber eins ist geblieben: Es sind stets mehr Fragen als Antworten.
Zudem wäre es falsch, Lessing nur als Aufklärer einzuordnen. Er ist
zugleich ein großartiger Autor, der Figuren geschaffen hat, die uns heute,
in ganz anderen Verhältnissen, immer noch bewegen, der ein unnachahmlicher und doch unbedingt nachahmenswerter Meister der Sprache ist,
ein kluger Denken in Kunst- und in Gesellschaftsdingen, jemand, der sich
in seiner Zeit Haltung und Weisheit hart erarbeitet hat. Kurz: Lessing ist
jemand, mit dem heute das Gespräch immer noch und immer wieder lohnt.
Der Freistaat Sachsen unterstützt die Lessing-Tage, weil er sie für einen
fruchtbaren Ort geistiger Begegnung hält. Und ich freue mich wiederum
besonders auf die Verleihung des Lessing-Preises und der Förderpreise
zum Lessing-Preis, weil wir mit den Preisträgern Personen begegnen, die
im Geiste Lessings mit den Mitteln des Wortes die Gegenwart mitgestalten. In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern und Mitwirkenden,
dass sich zu den diesjährigen Lessing-Tagen deren Motto mit Leben
füllen möge: ›DichterFeiern‹!
5
Gedanken
Roland Dantz Oberbürgermeister der Stadt Kamenz
›Wohlan!
Es eifre jeder seiner unbestochnen
Von Vorurteilen freien Liebe nach!
Es strebe von euch jeder um die Wette,
Die Kraft des Steins in seinem Ring‘
an Tag Zu legen!
komme dieser Kraft mit Sanftmut
Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
Mit innigster Ergebenheit in Gott Zu Hilf‘!‹
G.E. Lessing, Nathan der Weise
›Ihnen die Wahrheit zu gestehn: ich bin kein Freund allgemeiner Urteile
über ganze Völker ­— Sie werden meine Freiheit nicht übel nehmen.
Ich sollte glauben, daß es unter allen Nationen gute und böse Seelen
geben könne.‹ G.E. Lessing, Die Juden
1729 wurde Gotthold Ephraim Lessing in Kamenz geboren, begleitet
wie wahrscheinlich jedes Kind von großen Hoffnungen und Wünschen.
In seinem späteren Leben war er ein streitbarer Mensch, ein herausragender Literat und Dramatiker sowie einer der bedeutendsten
Vertreter der deutschen Aufklärung. Es spricht für seine Bedeutung,
dass er seit weit über 250 Jahren auf den Bühnen von Deutschland,
aber auch der Welt präsent ist. Nach wie vor werden Bücher über ihn
und sein Schaffen geschrieben. Erinnert sei hier nur an die gewichtige
Biografie von Hugh Barr Nisbet. Ist das die mitunter vielbeschworene
›durchschlagende Wirkungslosigkeit eines Klassikers‹? Oder zeigt sich
nicht darin, dass dieser Lessing uns heute noch etwas zu sagen hat
oder anders herum formuliert, wir uns mit unseren Fragen an sein Werk
wenden, um Antworten auf unsere gegenwärtige Situation zu erhalten?
Sicher, Probleme der Globalisierung, wie wir sie erfahren, zeichneten
sich im Zeitalter der Aufklärung in ihrer heutigen Zuspitzung noch nicht
ab. Auch existentielle Umweltfragen waren nicht das Thema Lessings
und seiner Zeitgenossen. Doch die darunter oder dahinter liegende
menschliche Lebensproblematik, wie verhalte ich mich als Mensch in
Entscheidungssituationen, wie bewahre ich meine Würde, wie gehe ich
mit Vorurteilen um und gestalte ein friedliches Miteinander – all das
sind Themen, die in Lessings Werken, ob nun in seinen Dramen oder
seinen religionsphilosophischen Abhandlungen, verhandelt werden.
Dass noch heute der ›Zugriff‹ auf Lessing und sein Schaffen möglich ist
und erfolgt, ist auch ein Verdienst der Kamenzer Lessing-Tage. 1962 ins
Leben gerufen, waren sie der Versuch die Potenziale dieses Aufklärers
– gewiss auch unter bestimmten ideologischen Vorzeichen – für die
neue Gesellschaft zu nutzen. Dass es hier Experimente inhaltlicher
Natur gab, die unter dem Namen Lessings zu weit gingen, ist verständlich und nachvollziehbar. Ab etwa 1969 kam es wieder zu einer
Fokussierung auf literarische Themen bzw. auf Lessing als Aufklärer
6
und Dichterfigur des 18. Jahrhunderts. Es ließe sich vortrefflich darüber streiten – und Lessing hätte daran seine Freude – inwieweit die
Lessing-Tage schmückendes Beiwerk einer Kulturpolitik waren, die u.a.
DDR-Autoren verstummen ließ oder sie sogar aus dem Land trieb, oder
ob hier eine – höchst offizielle – Nische entstanden war, in der auf der
Bühne, bei Literaturlesungen und in anderen Formen das lessingsche
Erbe in seiner historischen und zeitgenössischen Bedeutung erkundet
wurde. Wichtige Namen Kamenzer Bürger sind mit dieser Entwicklung
verbunden: Dr. Otto Rudloff, Michel Hebecker, Dieter Fratzke, Hanskarl Pfennig, Dr. Erik Käppler, um nur einige zu benennen, und jetzt
natürlich Dr. Sylke Kaufmann, die als Leiterin des Lessing-Museums
seit 2009 für die Inhalte des Veranstaltungsprogramms verantwortlich
zeichnet.
Es kann hier nicht darum gehen, die Geschichte der Kamenzer LessingTage in all ihren Facetten aufzuzeigen. Dazu sei auf Beiträge im 21. Band
der Schriftenreihe ›Erbepflege‹ in Kamenz verwiesen, welcher anlässlich der 40. Kamenzer Lessing-Tage aufgelegt wurde. Wichtig ist zu
konstatieren, dass es die Lessing-Tage noch gibt. Dies lässt doch nur
einen Schluss zu: Mit Lessing ist man auf der richtigen Seite! Anders
wäre es nicht zu erklären, dass der Freistaat Sachsen zum einen die
Verleihung des Lessing-Preises, sicher unter anderen Prämissen, fortführte und zum anderen, zumindest in den Jahren der Preisverleihung,
die Stadt Kamenz finanziell unterstützt, damit dem interessierten
Publikum ein inhaltsreiches und attraktives Programm geboten werden
kann.
Die Welt scheint aus den Fugen, sie ist um uns herum in gefährliche
Bewegung geraten. Vermeintlich oder wirklich religiös motivierte
Konflikte führen im Nahen Osten zu barbarischen Verbrechen. Die
jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern scheinen wieder eine neue Eskalationsstufe zu erreichen.
Meinte man mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama auch
ein Symbol für Rassengleichheit in den USA zu besitzen, so zeigen einzelne Beispiele von Polizeigewalt, wie dünn der Firnis der Zivilisation
ist. Am Rande von Europa liegen die Ukraine und Russland im Konflikt.
In Deutschland, und ganz besonders in Sachsen, demonstrieren
Bürgerinnen und Bürger als ›Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes‹. Die von einigen vorgenommene Etikettierung
›Rechte Ecke‹ wird nicht ausreichen, um sich mit den ›darunterliegenden‹ Fragestellungen, Problemen und auch Ängsten auseinanderzusetzen. Bürgerinnen und Bürger, auch wenn sie sich mit ihren Ansichten
in einer scheinbaren Minderheit befinden, müssen ernst genommen
werden. Lessing wendet sich gegen Rechthaberei und den allzu oft
geübten Gebrauch der Vormeinung oder besser des Vorurteils. Die
Dinge, auch ›Spielregeln‹, die unser Leben in einer Gemeinschaft
bestimmen, an denen wir uns ausrichten, sind veränderbar.
Wenn wir dies sehen und Politik bereit ist, sich dies einzugestehen,
dann bedeutet dies nicht, von vornherein den Anspruch auf Mit7
menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen und Verfolgten aufzugeben.
All das sind Fragen, die dringend einer Antwort bedürfen. Um mit
Goethe zu sprechen: ›Ein Mann wie Lessing täte uns not …‹, seine
Menschenliebe, das öffentliche Ringen um die gangbarsten Wege, das
Finden von Kompromissen ohne völlige Aufgabe der eigenen Position
und vieles mehr lassen ihn und seine Gedanken sehr gegenwärtig
erscheinen.
Insgesamt ist es daher überhaupt kein Zufall und nur folgerichtig, dass
mit der Publizistin Carolin Emcke eine Persönlichkeit den Lessing-Preis
erhält, die im kritischen Geiste Lessings die uns angehenden Problemlagen der Welt in der Öffentlichkeit verhandelt. Carolin Emcke will in
die Gesellschaft wirken. Damit befindet sie sich in bester lessingscher
Tradition. Dies gilt hinsichtlich des Wirkenwollens ebenso für den
studierten Historiker und Germanisten Julius Fischer und den Autor,
Theater- und Hörspielregisseur Wolfram Höll, die die Förderpreise
erhalten.
Dem städtischen Lessing-Museum, gemeinsamen mit seinen Partnern
ist es auch 2015 wieder gelungen, ein vielseitiges und interessantes
Programm zusammenzustellen. Der Dank für die sowohl notwendige
als auch großzügige Unterstützung gilt dem Freistaat Sachsen und
seiner Kulturstiftung, dem Kulturraum Oberlausitz/Niederschlesien
sowie den langjährigen Freunden und Sponsoren des Museums. Auch
die durch Bund und Land geförderte Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption
bereichert, u.a. mit der Vorstellung eines Künstlerbuches zur ›Ringparabel‹, das diesjährige Veranstaltungsprogramm.
Die Kamenzer und ihre Gäste erwarten auch und gerade zum 50. Jubiläum wieder anspruchsvolle Lessing- und Literatur-Tage. Allen
Besuchern der 50. Kamenzer Lessing-Tage wünsche ich, neben der
angestrebten Wissenserweiterung, geistigen Genuss, aber auch gute
Unterhaltung.
8
Vorbemerkungen
Dr. Sylke Kaufmann Leiterin Lessing-Museum
›Hat es der Zufall, hat’s ein Genius/
Geflochten und gebracht? Es zeigt sich hier/
Uns nicht umsonst. Virgilen hör ich sagen:/
Was ehret ihr die Toten? Hatten die/
Doch ihren Lohn und Freude, da sie lebten;/
Und wenn ihr uns bewundert und verehrt,/
So gebt auch den Lebendigen ihr Teil./
Mein Marmorbild ist schon bekränzt genug;/
Der grüne Zweig gehört dem Leben an.‹
(Goethe, ›Torquato Tasso‹, 1. Aufzug, 3. Auftritt)
Diese Worte von Alfons Herzog von Ferrara leiten in Goethes Schauspiel
›Torquato Tasso‹ (Erstdruck 1790) eine Dichterkrönung ein – Tasso wird
mit einem Lorbeerkranz ausgezeichnet, der vorher eine Virgil-Büste
schmückte. Gleichzeitig weist der Herzog auf einen Balanceakt hin,
den auch die Organisatoren der Lessing-Tage immer wieder aufs Neue
bewältigen müssen: Über die berechtigte Ehrung des Andenkens der
bedeutendsten deutschen Dichter sollen die lebenden Autoren nicht
vergessen werden. Das wäre wohl auch ganz im Sinne Lessings gewesen, der eine tief begründete Abneigung gegen steifen Denkmalkult
gehabt zu haben scheint – jedenfalls war ihm eine tätige Auseinandersetzung des Publikums mit seinen und den literarischen Werken seiner
Zeitgenossen sehr viel wichtiger: ›Wer wird nicht einen Klopstock
loben?/ Doch lesen sollt ihn jeder? Nein./ Wir wollen weniger erhoben,/
Und fleißiger gelesen sein‹ (›Die Sinngedichte an den Leser‹, 1753).
Die Herausforderung für das Lessing-Museum war diesmal umso
größer, als wir 2015 die 50. Lessing-Tage begehen können – ein
deutschlandweit außergewöhnliches Jubiläum für eine zu Ehren eines
klassischen deutschen Schriftstellers ins Leben gerufene Veranstaltungsfolge. Fast zwangsläufig wurden das Jubiläum zum Motto und
die ›DichterFeiern‹ auch offiziell zum Thema.
Als 1962 die ersten Lessing-Tage stattfanden, ahnte wohl niemand, dass
sie zu einer Tradition werden würden, die sich als geeignet erwies,
Lessing zu ehren, aber auch lebendig zu halten, und die gleichzeitig
unangefochten selbst tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche zu
überstehen vermochte. Zunächst jährlich, seit 2007 alle zwei Jahre
stellen die Lessing-Tage ihren Namenspatron in den Mittelpunkt, bemühen sich aber gleichermaßen ganz im Sinne des eingangs erwähnten
Balanceakts auch um eine Würdigung seiner heutigen Schriftstellerkollegen. Dazu trägt ganz wesentlich auch 2015 wieder die Verleihung
des Lessing-Preises des Freistaates Sachsen bei. Dazu gehören aber
ebenso FIGAROS Lese-Café oder der Auftakt für eine Sondersammlung
der Kamenzer Stadtbibliothek, die in Zukunft die Werke der LessingPreisträger zusammentragen möchte.
Ein 50. Jubiläum ist freilich nicht denkbar ohne ein Blick zurück. Und so
wird das Lessing-Museum eine Ausstellung zur Geschichte der LessingTage eröffnen, die sich mit den Höhepunkten, Entwicklungslinien und
9
prägenden Persönlichkeiten dieser Veranstaltungsreihe befassen wird.
Gleichzeitig präsentieren wir aber auch die ganze Vielfalt der Dichterfeiern, der Dichterehrungen. Dies reicht von Theateraufführungen über
Literaturpreise und Dichtergedenken in Form von Bildnisbüsten bis
zu Beiträgen, die ihren Zusammenhang mit dem Motto vielleicht nicht
sofort enthüllen: So wird die Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption ein
Künstlerbuch erstmals der Öffentlichkeit präsentieren, das die Hallenser
Künstlerin Claudia Berg zur Ringparabel gestaltet hat. Und das LessingMuseum stellt herausragende Neuerwerbungen vor, mit denen wir
unserem Ziel, Lessings letzte Privatbibliothek in ausgabengleichen
Exemplaren zu rekonstruieren, dank der Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Sächsischen
Landesstelle für Museumswesen und der Stadt Kamenz ein großes
Stück näher gekommen sind. Künstlerische Auseinandersetzung und
fortgesetzte museale Sammeltätigkeit sind letztlich – wie auch die
Lessing-Tage selbst – Aspekte einer Dichterehrung, die wie die anderen
genannten Beiträge das Gedächtnis des gefeierten Literaten wach und
in der Diskussion halten.
Wie gesellschaftlich notwendig und nützlich dies ist, erkannte man
schon im Zeitalter des Humanismus, als, anknüpfend an einen antiken
Brauch, Dichterkrönungen mit einem Lorbeerkranz gebräuchlich
wurden. Der ›poeta laureatus‹ findet sich in dem eingangs zitierten
Worten aus ›Torquato Tasso‹ wieder, in dem Stück geht es aber um
weit mehr als nur eine Dichterkrönung: Erörtert werden Stellenwert
und Existenzbedingungen des Künstlers, seine Beziehungen zu einem
Mäzen, die geprägt sind von einem fragilen Netzwerk von Förderung,
Abhängigkeit, gegenseitiger Verpflichtung, aber auch die gesteigerte
Sensibilität, die seelischen Zwiespälte und Exaltiertheiten des Genies,
die als hoher Preis für seine Talent erscheinen. So ist das Schauspiel
in exemplarischer Weise geeignet, die strahlenden und die dunklen
Seiten der Dichterexistenz zu beleuchten, und durfte daher als ein
grandioses Gleichnis zum Motto der 50. Lessing-Tage nicht fehlen.
Goethe und Lessing begegnen sich noch einmal in einem anderen
Rahmen: Dichterfeier und Dichterwettstreit liegen nah beieinander,
und so wird sich eine zweite Ausstellung den Übersetzungen ihrer
jeweils wohl erfolgreichsten Werke widmen, dem ›Nathan‹ und den
›Leiden des jungen Werthers‹. Nur augenzwinkernd geht es dabei
um das meist übersetzte Werk, weit aussagekräftiger ist die Vielfalt
der Übertragungen, in denen sich die Lebendigkeit und weltweite
Ausstrahlung zweier bedeutender deutscher Schriftsteller spiegeln,
deren humanistische Ideale offensichtlich bis heute Angehörigen ganz
unterschiedlicher Kulturkreise wichtig sind.
Ein besonderer Höhepunkt wird das Gastspiel des renommierten
Berliner Ensembles sein, das mit Lessings frühem Lustspiel ›Die
Juden‹ (1749) in der Inszenierung von George Tabori nach Kamenz
kommt. Mit dem Antisemitismus des 18. Jahrhunderts werden in dem
Stück die Vorurteile gegen ›die Anderen‹ bloß gestellt, die bis heute
10
in den Debatten um Ausländer, Juden, Asylsuchende erschreckende
Aktualität behalten haben.
Es ist zu einer schönen Tradition geworden, dass die Lessing-Tage auch
ein spezielles Programm für junges Publikum bieten. So gibt es diesmal gleich zwei Theateraufführungen von und für Kinder und Jugendliche: Die Theaterwerkstatt ›Kinder spielen Klassik‹ zeigt ›Romeo und
Julia‹, und das Hip-Hop-Tanztheater ›Kamenz can Dance‹ hat sich von
Lessings ›Miß Sara Sampson‹ anregen lassen, eine so temporeiche
wie zum Nachdenken anregende moderne Adaption auf die Bühne zu
bringen. Natürlich werden auch wieder die Preisträger des Schülerschreibwettbewerbs geehrt.
Zum Abschluss gilt mein Dank allen Partnern und Unterstützern, ohne
deren Engagement die 50. Lessing-Tage in dieser Programmfülle nicht
möglich geworden wären. Wir danken dem Freistaat Sachsen und der
Kulturstiftung des Freistaates, insbesondere auch für die großzügige
finanzielle Unterstützung! Unser Dank gilt aber ebenso den beteiligten
Sponsoren, der Sachsen-Fahnen GmbH & Co. KG, der ewag kamenz
und der Volksbank Bautzen.
Nicht zuletzt möchte ich den Theatern, Künstlern, Schriftstellern,
Referenten, Fachkollegen, dem Kamenzer Klub und dem Kamenzer
Geschichtsverein danken, die ihrerseits dazu beitragen, dass die 50.
Lessing-Tage mit einem Programm aufwarten können, das ›unser‹
Jubiläum würdig ausgestaltet! Besonders erwähnt sei Frau Katharina
Lehnert-Raabe (Wetzlar), ohne die die Ausstellung der ›Nathan‹- und
›Werther‹-Übersetzungen nicht zustande gekommen wäre!
Im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lessing-Museums,
der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption und der Stadtbibliothek
wünsche ich allen Besuchern der Lessing-Tage 2015 anregende,
überraschende und unterhaltsame Begegnungen mit gekrönten und
ungekrönten Poeten! Und angesichts der Tatsache, dass die Aufklärung
letztlich ein unabgeschlossener Prozess ist, sei uns bei dieser Gelegenheit die Hoffnung erlaubt, dass unsere Nachfolger im Amt einst Lessing
zu Ehren auch die 100. Lessing-Tage werden begehen können!
11
des Lessing-Preises
Verleihung
des Freistaates Sachsen 2015 an
Carolin Emcke, Berlin
Sonnabend, 17. Januar 17 Uhr, Rathaus
Laudatio: Frau Prof. Dr. Ethel Matala de Mazza
Carolin Emcke, geb. 1967 in Mühlheim/Ruhr,
studierte Philosophie, Politik und Geschichte
in London, Frankfurt am Main und Harvard.
Sie war Stipendiatin der Studienstiftung
des Deutschen Volkes und promovierte in
Philosophie über den Begriff ›Kollektiver Identitäten‹. Von 1998-2006 war sie Redakteurin
beim ›Spiegel‹ und als Auslandsredakteurin in
vielen Krisengebieten (Afghanistan, Pakistan,
Kosovo, Irak, Kolumbien, Libanon u.a.) unterwegs. 2003/2004 war Carolin Emcke Visiting Lecturer für Politische
Theorie an der Yale University mit Seminaren über ›Theorien der
Gewalt‹ und ›Zeugenschaft von Kriegsverbrechen‹. Seit der Spielzeit
2004/2005 moderiert sie die monatliche Diskussionsveranstaltung
›Streitraum‹ an der Schaubühne Berlin. 2006-2007 war sie als Beraterin des Studiengangs Journalismus der Hamburg Media School
tätig. Seit 2007 arbeitet Carolin Emcke als Publizistin und Buchautorin
sowie als internationale Reporterin (u.a. in Israel, Westbank, Pakistan,
Ägypten, Irak, USA). Regelmäßig hält sie Vorträge und Seminare über
Globalisierung, Theorien der Gewalt, Zeugenschaft, Fotografie und
kulturelle Identitäten.
Nach einer Reihe von Auszeichnungen erhielt sie zuletzt 2014 den
Johann-Heinrich-Merck-Preis.
In ihren Büchern und Berichten findet Carolin Emcke mit ›kritischem
Geist Worte für das Unsagbare und wendet sich gegen den Topos des
Unbeschreiblichen, der aus ihrer Sicht die Gefahr einer Skalierung von
Unrecht und Gewalt birgt‹, heißt es in der Begründung der Jury des
Lessing-Preises.
›Nur, wenn wir Gewalt rekonstruieren, Moment für Moment, nur dann
wird sie sichtbar als etwas Gewordenes, etwas von Menschen Gemachtes. Und nur dann ist sie auch als vermeidbare beschreibbar. Nur dann
lassen sich auch all die Momente aufzeigen, an denen jemand hätte
Nein sagen können.‹ Carolin Emcke
Eine Veranstaltung der Sächsischen Staatsregierung I Teilnahme auf Einladung
Restkarten ab 13. Januar im Lessing-Museum
12
der Förderpreise zum LessingVerleihung
Preis des Freistaates Sachsen 2015 an
Julius Fischer (Leipzig) und Wolfram Höll
(Biel/Schweiz)
Sonnabend, 17. Januar 17 Uhr, Rathaus
Laudationes: Michael Bittner (Julius Fischer) und
Clemens Meyer (Wolfram Höll)
Julius Fischer, 1984 in Gera geboren, studiert
Geschichte und Germanistik in Leipzig. Seit
2004 stellt er sich erfolgreich den literarischen Vortragswettbewerben Poetry-Slam
und hat viele von ihnen gewonnen. Außerdem
ist er Mitbegründer der Leipziger Lesebühne
Schkeuditzer Kreuz und Mitglied der Dresdner
Lesebühne Sax Royal. Zuletzt erschienen von
ihm die Bände ›Ich will wie meine Katze riechen‹ (Bühnentexte mit CD) und ›Die schönsten Wanderwege der Wanderhure‹ (Kurzerzählungen). Julius Fischer
lebt in Leipzig.
Wolfram Höll, geboren 1986 in Leipzig, ist
Autor, Theater- und Hörspielregisseur beim
Schweizer Radio und Fernsehen SRF.
Zwischen 2005 und 2009 absolvierte er den
Studiengang ›Deutsch-französische Studien‹
in Bonn, Paris und Florenz. Außerdem studierte er Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut Biel und schloss
einen Master in Theater an der Hochschule
der Künste Bern ab. Sein Theaterstück ›Und
dann‹ wurde mehrfach ausgezeichnet und im Oktober 2013 am Schauspiel Leipzig in der Regie von Claudia Bauer uraufgeführt.
Eine Veranstaltung der Sächsischen Staatsregierung I Teilnahme auf Einladung
Restkarten ab 13. Januar im Lessing-Museum
13
MDR Figaros Lese-Café aus Kamenz
Sonntag, 18. Januar 11 Uhr, Stadttheater
Mit Literaturredakteur Michael Hametner
Jeden zweiten Sonntag sind bekannte Autorinnen und Autoren zu Gast bei MDR FIGAROLiteraturredakteur Michael Hametner und stellen ihre neuen Werke vor. Seit nunmehr zehn
Jahren widmet das Lese-Café eine Sendung
im Januar den am Vorabend ausgezeichneten
Trägern des Lessing-Preises.
Im Kamenzer Stadttheater kommt Michael
Hametner mit der diesjährigen Preisträgerin,
der Publizistin und Journalistin Carolin Emcke, ins Gespräch über ihre
Art, gesellschaftliche Prozesse in ihrem Geflecht von Ursachen und Wirkungen zu spiegeln, über ihre Publikationen natürlich und nicht zuletzt
über aktuelle Fragen. Als Buchveröffentlichung erschien von Carolin
Emcke zuletzt im Oktober 2013 der Essayband ›Weil es sagbar ist.
Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit‹.
Eine Produktion von FIGARO –
dem Kulturradio des Mitteldeutschen Rundfunks. Die
Sendung wird aufgezeichnet
und am selben Tag um 16.05 Uhr
gesendet.
Eintritt frei I Kartenbestellung im Lessing-Museum unter 0 35 78 /379 111
Einlass und Kaffee-Angebot ab 10 Uhr
14
der Sonderausstellung von
Finissage
Tony Fanz ›draw into‹ und Vorstellung
des Buches ›Jahrhundertverbrechen‹
Dienstag, 20. Januar 19 Uhr, Galerie im Sakralmuseum
Die Arbeiten von
Tony Franz (geb.
1985) markieren
innerhalb der
jungen Zeichnung
der Gegenwart eine
besonders charakterstarke Position.
Die technisch
hochversierten
Bleistiftzeichnungen, historischen
Bilddokumente und
Installationen der
Ausstellung ›draw
into‹ setzen sich
mit dem legendären
Entführungsfall des
Lindbergh-Babys
von 1932 und mit
dessen Rezeption in der Medienkultur des 20. Jahrhunderts auseinander. Zugleich beleuchtet die Schau ein heute kaum noch bekanntes
Kapitel Kamenzer Geschichte: Der vermeintliche und in den USA zum
Tode verurteilte Kindesmörder Bruno Richard Hauptmann (1899-1936)
stammte aus der Lessingstadt.
Die Finissage bietet zugleich den Rahmen für die Vorstellung des von
Roland Dantz und Frank Oehl herausgegebenen Buches ›Jahrhundertverbrechen‹. Neben Originalquellen zum Fall Hauptmann beleuchten
Essays von Thomas Binder, Robert R. Bryan, Odette Künstler sowie
Frank Oehl den Kriminalfall der Lindbergh-Entführung.
Eintritt frei
In Kooperation mit der Saxo'Phon GmbH/edition Sächsische Zeitung
15
Geburtstagsfeier für Lessing
Mittwoch, 21. Januar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus
Lesung und Gespräch mit den Lessing-Förderpreisträgern
Julius Fischer und Wolfram Höll
Die Tradition einer Geburtstagsfeier für Lessing, die es dank des
Kamenzer Klubs in der Geburtsstadt des Aufklärers seit 1979 gibt,
erhielt ihren Anfangsimpuls aus der Ferne – von der Lessing Society in
Cincinnati. Daraus hat sich eine sowohl anregend-anspruchsvolle wie
auch gesellige Veranstaltungsform entwickelt, die aus dem Programm
der Lessing-Tage nicht mehr wegzudenken ist und eine Brücke aus der
Zeit der Aufklärung ins Heute schlägt.
In diesem Jahr sind die Träger
des Lessing-Förderpreises,
Julius Fischer und Wolfram
Höll, zu Gast. Vorgestellt sind
sie auf Seite 13. Vor der Satire
von Julius Fischer ist nichts
und niemand sicher, schon
gar nicht der Literaturbetrieb
selbst. Kostproben davon gibt
es heute zu hören.
Wolfram Hölls Theaterstück
›Und dann‹ ist derzeit am
Schauspiel Leipzig zu sehen.
Es ist ein ›Trauertext über
Kindheitsverluste‹ und über
die Zeit des Übergangs.
Eintritt frei I Kartenvorbestellungen unter 0 35 78 / 379 111
In Kooperation mit dem Kamenzer Klub ›Gotthold Ephraim Lessing‹ e.V.
16
der Weise‹ von Gotthold Ephraim
Nathan
Lessing, Puppentheateraufführung
‹
Gastspiel des Diwan Theaters Osnabrück
Sonnabend, 24. Januar 19 Uhr, Stadttheater
Künstlerische Leitung: Rolf Hector
Gotthold Ephraim Lessings dramatisches
Gedicht ›Nathan der Weise‹ entstand 1779
als Reaktion auf den Fragmentenstreit. 1783,
bereits nach Lessings Tod, erlebte es seine
Uraufführung in Berlin. Doch auch nach 236
Jahren bleibt diese künstlerische Vision
eines toleranten und friedlichen Zusammenlebens uneingelöst und somit von brennender Aktualität.
Die MOBILE BÜHNE DIWAN THEATER führt
›Nathan der Weise‹ mit Originaltexten auf
und bringt das Stück durch seine moderne
Sichtweise und unbeschwerte Inszenierung
jungen und älteren Zuschauern nahe.
Die Akteure, Figuren mit detailliert verarbeiteten lebensgroßen Köpfen,
verkörpern die individuellen Charaktere des Stücks und treten in Interaktion mit dem Spieler. ›Nathan‹ ist als Puppenspielfassung selten zu
erleben. Doch außergewöhnlich ist die Inszenierung nicht nur dadurch,
sondern auch in ihrer Art und Weise, Brücken aus dem 18. Jahrhundert
ins Heute zu schlagen. Dass die Nathan-Figur Rolf Hector ähnelt, ist
wohl mehr als ein Zufall ...
›Der Text wurde in der Länge gekürzt und in der Diktion vereinfacht, so
dass der Zuschauer keine Mühe mehr hat, der komplexen Handlung zu
folgen und den religiös-philosophischen Aussagen in ihrer eindringlichen Überzeugungskraft Glauben zu schenken ... So entsteht ein
dramatisches Geschehen, dessen Bann man sich über die volle Länge
der Aufführung nicht entziehen kann, ...‹ LITERATUR FORUM
Eintritt: 17,- €, ermäßigt 9,- € im Vorverkauf
Karten in der Kamenz-Information oder an der Abendkasse
17
Ephraim Lessing: ›Die Ringparabel‹
Gotthold
Präsentation des originalgrafischen Künstlerbuches von Claudia Berg
Mittwoch, 28. Januar 19 Uhr, Galerie im Sakralmuseum
In Anwesenheit der Künstlerin sowie des Druckers und Setzers
Axel Möbest
Auch nach mehr als 230 Jahren hat Lessings ›Ringparabel‹ aus ›Nathan
der Weise‹ nicht an Aktualität und weltanschaulich-religiöser Brisanz
verloren, denn die heutige multikulturelle und multireligiöse Situation erfordert das immer wieder neue Nachdenken, wie eine friedliche
Beziehung zwischen Angehörigen verschiedener Glaubensgemeinschaften aussehen kann. Die Ausschreibung für das Künstlerbuch der
›Ringparabel‹ gewann Claudia Berg (geb. 1976) aus Halle a. d. Saale,
die bereits über 30 originalgrafische Bücher und Mappen herausgegeben hat. Sie setzte die poetische Idee Lessings in ihren Kaltnadelradierungen durch die Annäherung der Einzelfiguren im fortschreitenden
grafischen Druckprozess um – bis hin zur Überlagerung und schließlich
zur Verschmelzung
in einer Gesamtfigur. Das Künstlerbuch, dessen
Textkonstitution
nach der Erstausgabe von 1779 erfolgte,
erscheint in einer
Auflage von 100
nummerierten und
von der Künstlerin
signierten Exemplaren. Der Bleisatz
erfolgte durch Axel
Möbest in Halle auf
einem Kamenzer
Tiegel der Maschinenfabrik Gebrüder
Heidsieck. Das
›Buchkunstwerk‹
kann am Abend
käuflich erworben
werden.
Eintritt frei
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch
das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
18
L
› essing, Lesen, Schreiben‹
Wiederbegegnung mit Angela Krauß,
Leipzig, Lessing-Förderpreis 1995
Donnerstag, 29. Januar 17 Uhr, Ratssaal
Musik: Conni-Wolf-Trio, Dresden
Die Stadtbibliothek
Kamenz, die neben
dem Lessing-Museum ihr Domizil im
Lessinghaus hat,
trug von 1945 an
den Namen ›Lessing-Bibliothek‹.
Diese Bezeichnung
wurde 1994 aus
unerklärlichen Gründen aufgegeben.
Zum 50. Jubiläum
der Lessing-Tage
wird der Name des
Dichters wieder
offiziell mit der Bibliothek verknüpft. Die Namensweihe der Stadtbibliothek hat die sächsische Autorin Angela Krauß zu Gedankensplittern
über das Lesen und Schreiben inspiriert. Die gebürtige Chemnitzerin,
die vor 20 Jahren in Lessings Geburtsort den Lessing-Förderpreis des
Freistaates Sachsen erhalten hat, wird ausschließlich für Kamenz
geschriebene und noch unveröffentlichte Texte präsentieren. Freuen
Sie sich auf Esprit, Ermutigung – und die Wiederbegegnung mit einer
poetischen Erzählerin.
Eintritt frei
In Kooperation mit der Stadtbibliothek ›G.E. Lessing‹ Kamenz
19
T
› orquato Tasso‹ von Johann Wolfgang v. Goethe
Theateraufführung
Sonnabend, 31. Januar 19 Uhr, Stadttheater
Gastspiel des artENSEMBLE THEATERs Bochum
Regie: Jürgen Larys
Herzog Alfons
von Ferrara will
den Dichter Tasso
›in das Leben
einführen‹, und
hier beginnen die
Kollisionen. Denn
Tassos Absolutheitsanspruch
in allem, was er
bewegt und was ihn bewegt, prallt auf ein höfisches Umfeld, in dem
Affektkontrolle und ein Verhaltenskodex im Sinne eines ›sich ziemenden
Umgangs‹ unabdingbare Voraussetzungen des täglichen MiteinanderLebens gegensätzlicher Charaktere sind ...
Die Zwangssituation des Künstlers zwischen gesellschaftlicher Abhängigkeit und freiem innerem Absolutheitsanspruch ist in den letzten
Jahrzehnten anhand dieses Stückes immer wieder thematisiert worden,
meist Partei für eine der beiden Seiten ergreifend. Die Inszenierung
von Jürgen Larys sucht die Balance zwischen den scheinbar unvereinbaren Polen des freien Künstlertums und der Realpolitik. Ganz im
Sinne Goethes, dem sein Tasso ein ›gesteigerter Werther‹ war, der die
›Disproportion des Talents mit dem Leben‹ zeigt.
Das artENSEMBLE THEATER ist ein Zusammenschluss freier Musikund Theaterschaffender und bespielt von Bochum aus den gesamten
deutschsprachigen Raum. ›Torquato Tasso‹ entstand als Koproduktion
des artENSEMBLE THEATERs mit dem Liebhabertheater Schloss Kochberg/Thüringen.
›Benjamin Kneser interpretiert den Tasso und dessen leicht entflammbares Dichtergemüt fast schon mit übergebührlicher Deutlichkeit: wie
er sich egomanisch an der eigenen Kunst berauscht, seinen - hier nur
vermeintlich - intriganten Widersacher Antonio frech zum Duell fordert
und letztlich Leonoren zu Leibe rückt.‹ (Wolfgang Hirsch, Thüringer
Landeszeitung, 16. Mai 2011)
Eintritt: 17,- €, ermäßigt 9,- € im Vorverkauf
Karten in der Kamenz-Information oder an der Abendkasse
20
›
und Julia‹ von William Shakespeare
Romeo
Theateraufführung
Dienstag, 3. Februar 19 Uhr, Stadttheater
Künstlerische Leitung: Reinhardt Schuchart und Silke Führich
Die Kamenzer Theaterwerkstatt
›Kinder spielen Klassik‹ widmet
sich in diesem Jahr dem Liebesdrama schlechthin: ›Romeo und
Julia‹. Zwei alte Veroneser Familien sind unermesslich reich
und führen seit ewigen Zeiten
Krieg gegeneinander. Jede
Familie hat nur einen Erben:
Julia bei der einen, Romeo bei
der anderen Familie.
Im heiratsfähigen Alter begegnen sie sich zufällig auf einem
Maskenball, verlieben sich im
Affekt und beschließen, heimlich zu heiraten.
Julias Vater erfährt von der Begegnung seiner Tochter und beschließt,
Romeo töten zu lassen. Und er zwingt seine Tochter, sofort den Grafen
zu heiraten. In dem naiven Glauben, Frieden zwischen den Familien
herzustellen, traut Pater Lorenzo ohne Kenntnis der Eltern Romeo und
Julia. Doch das Glück ist kurz. Auf dem Heimweg lauert ein Krieger
von Julias Vater Romeo auf, um ihn zu töten. Doch Romeo tötet ihn
seinerseits. Daraufhin wird er aus der Stadt verbannt und so von Julia
fortgerissen. Die Turbulenz der nun folgenden Ereignisse führt schließlich unausweichlich zum Tod der Kinder. Sie haben eine rote Linie überschritten und wurden von der Erwachsenenwelt für deren Machtspiele
geopfert, damit die alten Verhältnisse bestehen bleiben können.
Die Kamenzer Theaterwerkstatt soll zur Förderung von Kindern und
Jugendlichen durch eine jährliche künstlerische Eigenproduktion im
Bereich Schauspiel das kulturelle Leben der Stadt bereichern. Sie
bietet schauspielerisch begabten Kindern und Jugendlichen die Mitwirkung an der Inszenierung eines klassischen Dramas sowie die Mitarbeit
an der Herstellung der Ausstattung (Bühnenbild, Kostüme, Masken und
Requisiten). ›Romeo und Julia‹ ist bereits die fünfte Produktion.
Eintritt: 7 €, Schüler im Klassenverband 3,50 € (Vorverkauf)
Karten in der Kamenz Information und an der Abendkasse
21
Helden – Die Büste als Medium der
Neue
Verehrung von Dichtern und Denkern im
Zeitalter der Aufklärung
Mittwoch, 4. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus
Vortrag von Dr. Frank Matthias Kammel (Nürnberg)
Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts verlieh dem Bildnis einen neuen
Stellenwert in der Hierarchie der bildenden Künste. Grundlage war die
Forderung, die Ähnlichkeit des Dargestellten mit der Abbildung seines
Wesens und Charakters im Porträt zu verknüpfen. Zugleich verlor das
plastische Brustbild seinen exklusiven Status als Repräsentationsmittel des Adels. Fortan diente es auch dem aufstrebenden Bürgertum als
legitime Darstellungsform. Es entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Medien der Würdigung des tugendhaften und verdienstvollen
Menschen, der Verehrung zeitgenössischer Geistesgrößen, von Dichtern und Denkern. Die neuartige Akzeptanz von Abgüssen ermöglichte
die bildhafte Popularisierung berühmter Persönlichkeiten, die zuvor
auf das graphische Blatt beschränkt war. Der
Vortrag thematisiert die Entwicklung, wie das
plastische Brustbild zum Inbegriff des privaten
und des öffentlichen Denkmals avancierte,
zum Mittler im ›Kult‹ der Großen Geister.
Frank Matthias Kammel (geb. 1961) ist
Kunsthistoriker. Er studierte Kunstgeschichte,
Klassische Archäologie und Kulturtheorie an
der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine
Dissertation verfasste er zum Thema ›Kunst
in Erfurt 1300-1360‹. 1987 bis 1995 war er
Wissenschaftlicher Angestellter der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin (ab 1992 Preußischer Kulturbesitz), seitdem
Leiter der Skulpturensammlung des Germanischen Nationalmuseums
in Nürnberg sowie seit 2006 Museumsdirektor, zuständig für den
Programmbereich Sonderausstellungen.
Von ihm liegen zahlreiche Publikationen, vornehmlich zur Bildhauerkunst des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, darüber hinaus des 19.
und 20. Jahrhunderts sowie zu Aspekten der Museumsgeschichte und
kulturhistorischen Themen vor.
Letzte Monografien: Heiße Kufen. Schlittenfahren: Repräsentation,
Vergnügen, Sport (2007); Charakterköpfe. Die Bildnisbüste im Zeitalter
der Aufklärung (2013).
Seit 2002 gehört er auch dem Expertenteam der Sendereihe ›Kunst &
Krempel‹ im Bayerischen Fernsehen an.
Eintritt: 3,- €, ermäßigt 1,50 €
Bild: Adélaïde Labille-Guiard: Der Bildhauer Augustin Pajou, Pastell, 1783
22
Sympathie und Abgrenzung.
Zwischen
Auf den Spuren des Lessingfreundes
Matthias Claudius
Dienstag, 10. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus
Vortrag von Dr. Annelen Kranefuss (Köln)
Im Claudiusjahr
2015 (200. Todestag am 21. Januar,
275. Geburtstag
am 15. August
2015) soll an
Lessings elf Jahre
jüngeren Zeitgenossen erinnert
werden, der von
sich bekannte: ›Ich
habe Lessing auch
gekannt. Ich will
nicht sagen, daß
er mein Freund
gewesen sei, aber
ich war der seine.
Und ob ich gleich
sein Credo nicht
annehmen kann,
so halte ich doch seinen Kopf hoch.‹ So bekannt Claudius‘ Abendlied
›Der Mond ist aufgegangen‹ ist, so unbekannt ist heute noch immer
Werk und Leben dieses originellen Dichters, ›Zeitungsschreibers‹ und
Lebenskünstlers, den Lessing bei allem Trennenden persönlich und
literarisch hoch geschätzt hat.
Annelen Kranefuss war bis zum Jahr 2000 Kulturredakteurin beim
Westdeutschen Rundfunk Köln, von 1975 bis 1990 im Fernsehen,
danach im Hörfunk. Sie war einige Jahre Vorsitzende der Literarischen
Gesellschaft Köln. Bereits ihr Studium der Germanistik, Anglistik und
Theologie schloss Annelen Kranefuss 1973 mit einer Dissertation über
Matthias Claudius‘ Lyrik ab und beschäftigte sich seither immer wieder
mit dessen Leben und Werk. 2011 erschien bei Hoffmann und Campe
ihre Claudius-Biografie.
Eintritt: 3,- €, ermäßigt 1,50 €
Eine Veranstaltung der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption
Bild: Matthias Claudius, Gemälde, vermutlich von Friederike Leisching, um 1797
23
›
Ein Lustspiel in einem Aufzuge‹
DievonJudenGotthold Ephraim Lessing
Theateraufführung
Freitag, 13. Februar 19 Uhr, Stadttheater
Gastspiel des Berliner Ensembles
Regie: George Tabori (1914-2007)
›Ich bin ein Jude‹ – dieser lapidare Satz, den der fremde Held der
Geschichte, der Reisende, sagt, kippt das lustigfeine Spiel, das Lessing
mit gerade einmal 20 Jahren geschrieben hat, in die bittere Realität
unserer eigenen Geschichte.
Lessing benützt durchaus gängige Theaterrequisiten: Eine Dose (nicht,
wie oft üblich, ein Brief!) setzt die Enthüllungsintrige in Gang. Aber
absolut neu, ja, kühn, vorausdenkend ist, wie Lessing seine Hauptfigur
zeichnet. Eine Sensation und 1749 zugleich Anlass für finstere Religionswächter. Zum ersten Mal in der Geschichte des Theaters betritt die
Figur eines positiv gezeichneten Juden die Bretter des Welttheaters.
Ein Lustspiel über den Antisemitismus – ist das nicht eine Ungeheuerlichkeit? George Tabori verändert kein Wort des Textes und doch
enthüllt das alte Lustspiel ein anderes Gesicht, wenn heute das grelle
Licht der Gegenwart den Text bis in die feinsten Ritzen ausleuchtet.
Taboris Inszenierung erlebte ihre Premiere am 13. September 2003.
(Bühne: Etienne Pluss, Kostüme: Margit Koppendorfer, Musik: HansJörn Brandenburg, Dramaturgie: Hermann Beil)
Die Aufführung in Kamenz ist die 146. Vorstellung. Nie ist Lessings
›Die Juden‹ öfter gespielt worden.
›Ich bin kein Freund allgemeiner Urteile über ganze Völker.‹
Gotthold Ephraim Lessing
Eintritt: 17,- €, ermäßigt 9,- € im Vorverkauf
Foto: Monika Rittershaus, v.l.n.r. Marko Schmidt, Felix Tittel, Axel Werner, Boris Jacoby
24
über die Aufklärung –
A ufklärung
Erinnerungen an 30 Jahre ›Kamenzer
Lessing-Tage‹, Eröffnungsvortrag
Mittwoch, 18. Februar 18 Uhr, Malzhaus
Dipl.-Germ. Dieter Fratzke (Kamenz) zur Sonderausstellung
›50. Kamenzer Lessing-Tage‹
Die traditionellen Kamenzer Lessing-Tage, die im
Jahre 1962 begründet
wurden, erfreuen sich aufgrund ihrer bedeutsamen
Themen, der vielfältigen
Vermittlungsformen und
der beachtlichen Kontinuität eines regen Zuspruchs.
Weil sich diese Veranstaltungsfolge gegen Ende der 1980er Jahre zu einem herausragenden
künstlerisch-kulturellen Höhepunkt im Geburtsort des Aufklärers
entwickelt hatte, konnte sie nach 1990, unter völlig anderen gesellschaftlichen Verhältnissen, bis zum diesjährigen Jubiläum erfolgreich
fortgeführt werden.
Um Vergangenes aus den zurückliegenden Jahrzehnten der LessingTage zu vergegenwärtigen, hat das Museum im Malzhaus eine Sonderausstellung eingerichtet, die mit anschaulichen Zeitzeugnissen an
ausgewählte Veranstaltungen und Vorhaben wie auch an die LessingPreis-Verleihungen in der DDR und des Freistaates Sachsen erinnert.
Zu einer solchen Rückschau können natürlich persönliche Erinnerungen der Veranstalter und Besucher ebenso beitragen.
Der Referent, der von 1975 bis 2006 als Leiter des Lessing-Museums
und von 1995 bis 2006 auch für das Bund-Land-Projekt ›Lessing in
Kamenz‹ tätig war, zeichnete ab Mitte der 1970er Jahre für die Kamenzer Lessing-Tage verantwortlich, bis 1990 in Zusammenarbeit mit dem
Museumskollektiv und dem Kulturbund der DDR, danach unterstützt
durch das Team des Museums und der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption.
Weil seine Erinnerungen an 30 Jahre Kamenzer Lessing-Tage deshalb
besonders vielfältig und lebendig sind, wurde er eingeladen, den
Eröffnungsvortrag für die Exposition zu halten und über Entwicklungstendenzen und einige Höhepunkte wie auch persönliche Erlebnisse
und Erfahrungen zu sprechen.
Im Ruhestand engagiert sich der Germanist mit Vorträgen und Lesungen für die Vermittlung der Aufklärungsideen des 18. Jahrhunderts
unter aktuellen Aspekten.
Eintritt frei
Foto: Volker Braun erhält den Lessing-Preis der DDR, in der Mitte Klaus Höpcke
25
Kamenzer Lessing-Tage. 1962 – 2015.
50.Rückblicke
– Impressionen – Einsichten
Ausstellungseröffnung
Mittwoch, 18. Februar 19 Uhr, Malzhaus
Die 50. Lessing-Tage sind für das Lessing-Museum Anlass, in einer
Jubiläumsausstellung die Geschichte dieser Veranstaltungsfolge zu
betrachten. 1962 war nicht abzusehen, dass die Lessing-Tage sich über
Jahrzehnte erfolgreich entwickeln und unangefochten auch tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen, wie sie die politische Wende
1989/90 mit sich brachte, überdauern würden. Die Schau forscht
den Anfängen der Lessing-Tage ebenso nach, wie ihren inhaltlichen
Entwicklungslinien, ihren Neuausrichtungen und den kulturellen Höhepunkten, die immer auch an klangvolle Namen aus Literatur, Theater
und Wissenschaft geknüpft waren. Ein Kapitel ist den Preisträgern des
Lessing-Preises der DDR und des Lessing-Preises des Freistaates Sachsen gewidmet. Neben bezeichnenden Brüchen zeigen sich in diesem
halben Jahrhundert Lessing-Tage ebenso bemerkenswerte Traditionslinien, die die Anfänge im Geiste Lessings mit der Gegenwart verbinden.
Eintritt frei
Foto: Ruth Klüger, Trägerin des Lessing-Preises 2007, Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Kamenz
26
Gestaltung von Tonfiguren, Ferienwerkstatt
Mittwoch/ Donnerstag, 18. / 19. Februar 9-15 Uhr,
Röhrmeisterhaus
Figuren aus Ton und anderen Materialien kann man in dieser Ferienwerkstatt gestalten. Es muss ja nicht gleich ein Drache sein –
oder doch?
Anregungen gibt es im Kamenzer Lessing-Museum jedenfalls genug.
Dass es im Literaturmuseum auch einen Hamster gibt, ist ja schon ein
bisschen erstaunlich. Man kann erfahren, was es mit ihm auf sich hat.
Der Hamster ist allerdings bei weitem nicht das einzige Fabeltier, das
man hier in den verschiedenen Fabeln kennenlernen kann.
Noch besser ist es, dass man hier selbst Tiere modelliert. Jeder sucht
sich aus, welche ihm am sympathischsten sind. Auf jeden Fall hilft der
erfahrene Töpfermeister Hans Holland aus Elstra, gemeinsam mit der
Kamenzer Museumspädagogin Elke Handrick. Von den beiden kann
man jede Menge erfahren. Und es macht Spaß, sich selbst auszuprobieren.
Teilnahmegebühr: 15,- €, inkl. Material und Mittagessen
Voranmeldung unter 0 35 78 / 379 113 notwendig
27
Sara Sampson‹ Nach der Geschichte
Miss
von Gotthold Ephraim Lessing
›
Hip Hop-Streetstyle, Tanztheater
Freitag, 20. Februar 19.30 Uhr, Stadttheater
Eine Produktion von Kamenz can Dance. Regie: Mario Steinmetz
(Kamenz can Dance) und Michael Apel (NEUE BÜHNE Senftenberg)
Das Jubiläum ›50. Kamenzer
Lessing-Tage‹ war Anlass für
›Kamenz can Dance‹, sich einem
Werk des großen Sohnes der
Stadt zu widmen. Die Trauer der Miss Sara Sampson
über den Verlust der eigenen
Familie – des Vaters – bietet
den Tänzerinnen und Tänzern
umfangreiches Material, sich
mit Entfremdung, Verlust,
fehlenden familiären Bindungen
und Sprachlosigkeit zwischen
den Generationen künstlerisch
auseinanderzusetzen. Mit ihrem
Hip Hop Tanztheater ziehen
sie das Thema Lessings in die
heutige Zeit und stellen damit
die literarische Weitsicht des
berühmten Autors unter Beweis.
›Kamenz can Dance – Miss Sara
Sampson‹ ist ein mitreißendes
Tanztheaterstück voller spektakulärer Tanzshows und schneller,
akrobatischer Dance-Moves. Es
verbindet Elemente des Straßentanzes (Breakdance, HipHop) mit
Schauspiel und multimedialen
Animationen zu einer Inszenierung voller Kraft, Geschwindigkeit, Akrobatik, Rhythmus und
Anmut.
Eintritt: 9,- € (Vorverkauf) I Karten in der Kamenz Information und an der Abendkasse
Weitere Termine am 21., 27. und 28. Februar
28
›Weiße Nächte, weites Land‹
L ese-Café:
Autorenlesung mit Martina Sahler (Köln)
Sonntag, 22. Februar 15 Uhr, Röhrmeisterhaus
Im Jahr 1765: Zarin Katharina
schickt ihre Werber nach Deutschland, die die Bevölkerung dazu
aufrufen, ihr Glück in Russland
zu machen. Auch die Schwestern
Christina, Eleonora und Klara
Weber sehen eine Chance für ein
neues Leben und begeben sich
auf den Weg. Doch dieser ist länger und strapaziöser als gedacht.
Am Ziel ihrer Reise müssen sie
erkennen, dass die neue Heimat
nicht ihren Träumen entspricht.
Statt von behaglichen Häusern
empfangen zu werden, müssen
sich die Einwanderer erst mühevoll das Notwendigste beschaffen. Hunger, Kälte, Krankheit und
Tod sind dabei alltägliche Begleiter. Und doch versuchen alle, ihr Glück
in der neuen Kolonie zu finden.
Auch wenn die Örtlichkeiten und Charaktere fiktiv sind, hat sich die
Autorin an wahren Begebenheiten orientiert. Zwischen 1763 und 1772
folgten mehr als 30.000 Deutsche der Einladung der Zarin und hofften
auf Unabhängigkeit, Landbesitz und Religionsfreiheit.
Für das Buch erhielt Martina Sahler den HOMER-Literaturpreis in Silber
2014 in der Kategorie Biografie/historisches Ereignis.
Eintritt: 7,50 EUR (incl. Kaffeegedeck) I Karten im Lessing-Museum
In Kooperation mit der Stadtbibliothek ›G.E. Lessing‹ Kamenz
29
›
Klassiker auf Weltreise‹
Zwei
Übersetzungen von Lessings ›Nathan‹ und
Goethes ›Werther‹, Ausstellungseröffnung
Mittwoch, 25. Februar 19 Uhr, Galerie im Sakralmuseum
Die Anregung zu dieser
Ausstellung ging von einer
Schau aus, die unter dem
Titel »… mein Werther –
dein Werther – unser
Werther … ›Die Leiden des
jungen Werthers‹. Ein
Roman überwindet Grenzen« 2012 in Wetzlar und
2013 im Frankfurter GoetheHaus gezeigt wurde. Sie
basierte auf der ›Werther‹Abteilung der Wetzlarer
Stadtbibliothek, für die
bis heute Übersetzungen
von Goethes Roman in 58
Sprachen zusammengetragen wurden. Das LessingMuseum wiederum besitzt
etliche Übertragungen von
Lessings ›Nathan‹ in andere Sprachen. Der ›Nathan‹ und der ›Werther‹
sind jeweils die erfolgreichsten Werke der beiden Autoren, die ihrerseits zu den bis heute bekanntesten und einflussreichsten deutschen
Schriftstellern zählen. Nicht zuletzt belegt dies auch die weltweite
Ausstrahlung der beiden Werke, die eindrucksvoll von der Aktualität
der Gedankenwelt der Verfasser zeugt. Die zahlreichen Übersetzungen,
die auch in Europäern sehr fremd anmutenden Sprachen vorliegen,
bieten sinnliche Reize, die im Zusammenspiel von Sprache, Schrift und
Gestaltung entstehen.
In Kooperation mit der Stadtbibliothek Wetzlar und Frau Katharina Lehnert-Raabe (Wetzlar)
Bild: Goethes ›Werther‹ in Armenisch, Stadtbibliothek Wetzlar
30
›
und vorgestellt‹— ›Lessings Lebenswelten‹
A usRekonstruktion von Lessings letzter Privatbibliothek
Freitag, 27. Februar 19 Uhr, Röhrmeisterhaus
Das Lessing-Museum präsentiert Neuerwerbungen
An seinem Lebensende besaß Lessing eine Privatbibliothek von 264 Titeln, die
nach seinem Tod verkauft
und damit zerstreut wurde.
Anhand des erhaltenen
Nachlassinventars versucht
das Lessing-Museum seit
einigen Jahren, diese
Bibliothek in ausgabengleichen Exemplaren zu
rekonstruieren. Dank finanzieller Unterstützung der
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Freistaates Sachsen und der Stadt
Kamenz konnte das Museum 2014 weitere Titel für diese Sammlung
ankaufen, darunter eine Erstausgabe einer frühen Schrift von Johann
Gottfried Herder, Werke des Begründers der klassischen Archäologie, Johann Joachim Winckelmann, und eine kunstvoll eingebundene
Ausgabe einer Abhandlung des niederländischen Philosophen Frans
Hemsterhuis. Die erworbenen Bände, die an diesem Abend eingehend
vorgestellt werden, spiegeln die inhaltliche Vielfalt der lessingschen
Interessen, seine Sprachkenntnisse, aber auch die Buchgestaltungs-,
Druck- und Einbandkunst verschiedener europäischer Verlagsorte des
16. bis 18. Jahrhunderts. In etlichen Werken finden sich zudem direkte
Bezüge auf Lessings Schaffen.
Die Ankäufe wurden gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und der Stadt Kamenz.
Eintritt: 3,- €, ermäßigt 1,50 €
In Kooperation mit dem Kamenzer Geschichtsverein e.V.
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für die
A uszeichnungsveranstaltung
Preisträger des Schüler-Schreibwettbewerbs
2014/15
Freitag, 27. März 2015 14 Uhr, Stadttheater
Programm: Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Leitung: Anke Clemenz-Koch
Während der Preisverleihung zum Schüler-Schreibwettbewerb 2014/15 werden wieder die elf besten
Arbeiten ausgezeichnet.
Seit nunmehr 40 Jahren
gibt es den Wettbewerb,
ein Jubiläum also, seit 22
Jahren richtet das LessingMuseum ihn aus.
Der diesjährige Wettbewerb bietet für Schüler ab
Klasse 9 in allen sächsischen Schulen sowie an
den Lessing-Gymnasien
in ganz Deutschland die
Möglichkeit, sich schreibend im Sinne Lessings
mit ihrer Wirklichkeit
auseinanderzusetzen. Sie
konnten ihren Wünschen
und ihrem Zorn sprachlichen Ausdruck geben, ihre
Sehnsüchte und Ängste
formulieren.
Wie immer stehen drei literarische Themen zur Auswahl und erneut gab
es die Möglichkeit, einen journalistischen Beitrag zu schreiben.
Ein Brief ist zu entwerfen, der über eine Trennung und ihre Folgen
berichtet. Oder man kann eine Erzählung schreiben über einen Menschen, der ungewollt Schuld auf sich lädt. Zur Auswahl steht auch ein
Gedicht, das die Gefühlslage nach einer unbequemen Entscheidung
gegenüber Freunden spiegelt.
Der journalistische Beitrag bietet den Zusammenhang von Umweltschutz, Lebensweise und den sozialen Bedingungen in der Welt als
Problemfeld.
Eintritt frei
Für die finanzielle Unterstützung des Schreibwettbewerbs danken wir der Sachsen-Fahnen GmbH
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Der direkte Weg…
… zum Strom von hier:
einfach. transparent. rund.
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0800/0377-000 oder unter www.ewagtransparent.de.
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