Zusammenfassung

Dissertationsthema:
Internationale Klimapolitik und die deutsche Nichteisen-Metallindustrie - Eine
Bewertung der kompetitiven Rückwirkungen vor dem Hintergrund der
Eingliederung in das Europäische Emissionshandelssystem (EU-EHS)
Fabian Kröner
Die deutsche Nichteisen-Metallindustrie steht als Grundstoffindustrie am Anfang der
industriellen Wertschöpfungskette und liefert für eine Vielzahl von Industriesektoren
Vorprodukte als Input für deren Produktionsprozesse und zur Herstellung von
Investitions- und Konsumgütern. Die Unternehmen der deutschen NichteisenMetallindustrie befinden sich aufgrund ihrer international gehandelten Endprodukte in
einem starken globalen Wettbewerb. Neben den bestehenden Wettbewerbern
innerhalb der EU und anderen Industriestaaten beginnen insbesondere Unternehmen
aus den BRIC-Staaten und den Vereinigten Arabischen Emiraten (kurz VAE)
Bestandteile der Erzeugungs- und Weiterverarbeitungsstufe in ihren Ländern zu
platzieren. Das Dissertationsprojekt hat die Zielsetzung verfolgt, sowohl Chancen als
auch Risiken zu identifizieren, die sich für die Unternehmen aus der Eingliederung in
das Europäische Emissionshandelssystem (EU-EHS) ergeben und eine
finanzmathematische Quantifizierung der Betroffenheit der deutschen NichteisenMetallindustrie bis zum Jahr 2020 – dem Ende der dritten Handelsperiode des EUEHS – vorzunehmen.
Die Ergebnisse aus der Untersuchung zeigen, dass die Unternehmen mit der
Eingliederung in das EU-EHS im Wesentlichen zusätzliche finanzielle Belastungen
und neue Risiken verbinden. Die Chancen, die sich z. B. aus dem Handel mit
Emissionszertifikaten und der Durchführung von Emissionsminderungsprojekten
ergeben, werden von den befragten Experten stark untergewichtet. Der bestehende
hohe Effizienzstandard trägt zudem dazu bei, dass bei der bestehenden
Anlagentechnik
nur
geringe
noch
zu
hebende
Effizienzund
Emissionsreduktionspotenziale vorliegen. Dies führt auf der Grundlage der
Expertenbefragung zu einer konstant ansteigenden Kostenbelastung, da sich die
Unternehmen aufgrund eines prognostizierten Produktionswachstums bis zum Jahr
2020 vermehrt mit Emissionsberechtigungen eindecken werden müssen.
Die unsichere regulatorische Rahmensetzung des EU-EHS wird von den Experten
zudem für die bestehende Investitionszurückhaltung verantwortlich gemacht. Es
besteht Konsens, dass insbesondere die hoch energieintensive Primärerzeugung von
Nichteisen-Metallen mit hoher Wahrscheinlichkeit in rund zehn Jahren nicht mehr
wettbewerbsfähig sein wird und in andere Regionen, die geringeren umweltpolitischen
Auflagen unterliegen und niedrigere Energieträgerpreise aufweisen, abgewandert sein
wird. Die Experten fordern daher von der Politik und den Regulierungsstellen neben
einem stärkeren Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland insbesondere
langfristige
Verlässlichkeit
und
Planbarkeit
der
klimapolitischen
Regulierungsmaßnahmen, um kapitalintensive Investitionen in moderne
Anlagentechnologie vornehmen und somit der Gefahr der Abwanderung von Teilen
der Wertschöpfungskette der deutschen Nichteisen-Metallindustrie entgegenzuwirken
zu können.