CAMPUS 22 DIENSTAG, 27. JANUAR 2015 Göttinger Tageblatt, 27.01.2015 Studium während der Schulzeit „Tschuri“ schüttelt Staub ab Oberstufenschülerin nimmt an Fernstudium der Privaten Hochschule teil Komet unter Beobachtung Nordwijk/London. Der Komet Tschuri schüttelt auf seinem Weg um die Sonne den Staub der vergangenen vier Jahre ab. Das berichtet ein internationales Forscherteam um Rita Schulz von der europäischen Raumfahrtagentur Esa im britischen Fachblatt „Nature“. Die Wissenschaftler haben die Staubhülle des Kometen mit dem Instrument Cosima an Bord der Esa-Raumsonde „Rosetta“ analysiert. „Tschuri“, dessen vollständige Bezeichnung „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ lautet, wird seit Sommer von „Rosetta“ begleitet. Je weiter sich der Komet der Sonne nähert, desto aktiver wird er durch die Sonnenwärme. Dadurch verliert er große Mengen Staub, der von ausströmendem Gas mitgerissen wird. „Rosetta“ hat Staubkörnchen des Kometen eingefangen und analysiert. Die größeren Körnchen mit einem Durchmesser von mehr als einem Zwanzigstel Millimeter sind demnach locker-flockig und reich an Natrium. Die Forscher schließen daraus, das dieser Staub die Sternschnuppenströme formt, die auf den Bahnen von Kometen bekannt sind. Sie gehen davon aus, dass sich der Staub in den vergangenen vier sonnenfernen Jahren des Kometen angesammelt hat und sich „Tschuris“ Staubzusammensetzung wesentlich ändern wird, wenn frisches Material an die Oberfläche gelangt. Der schwarze Komet besitzt die Form eines Quietsche-Entchens mit kleinerem Kopf und größerem Körper, die über einen Hals verbunden sind. Dort gibt es einen langen Riss, der Folge einer mechanischen Belastung sein könnte. Darüber hinaus wurden bis zu 200 Meter tiefe und bis zu 300 Meter breite zylinderförmige Löcher entdeckt. Deren Wände haben eine Art Gänsehaut – sie sind mit etwa drei Meter großen Klumpen gepflastert. „Tschuri“ ist mit 470 Kilogramm pro Kubikmeter etwa so schwer wie Kork. Möglicherweise ist sein Kern porös und zu 70 bis 80 Prozent leer. Bereits jetzt ist der Komet überraschend aktiv. In den vergangenen Monaten hat er viermal soviel Staub ins All gespuckt wie Gas – normalerweise produzieren Kometen mehr Gas als Staub. Bis zur größten Annäherung an die Sonne wird die Aktivität noch um den Faktor 100 zunehmen, erwarten Forscher. dpa Bietet guten Schülern die Chance, Punkte für das anschließende Studium zu sammeln: Fernstudium an der Privaten Hochschule Göttingen. Von AngelA Brünjes Göttingen. Noch Schülerin und schon Studentin: Franziska Joecks, Gymnasiastin am Northeimer „Wirtschaftsgymnasium“ hat ihr erstes Studienmodul bestanden und dafür ihre ersten Credit-Points bestanden. Dabei geht die 18-Jährige noch zur Schule: im Mai will sie ihr Abi- Speed Mit der Initiative speed bietet die PFH göttingen motivierten schülerinnen und schülern die Möglichkeit, noch vor dem Abitur oder der Fachhochschulreife mit einem studium zu beginnen und sich somit für den zukünftigen Berufsweg zu orientieren. Dabei können die schüler die Fernstudiengänge Betriebswirtschaftslehre (Bachelor of Arts), Psychologie (Bachlor of science) oder Wirtschaftspsychologie (Bachelor of Arts) belegen. über die Zulassung entscheidet die PFH, die studiengebühren betragen 85 euro pro Monat. Die PFH kooperiert bundesweit mit aktuell 55 Partnerschulen. Mit der BBs I in northeim arbeitet sie seit Mai 2007 zusammen. pfh.de Grenzen hinausschauen“, erklärt nasiums Wirtschaft habe sie in die Gymnasiastin aus Langen- vielen Bereichen von ihrem Vorholtensen. Deshalb nahm sie das wissen profitieren können. neue PFH-Angebot für Schüler „Schwieriger war der Kompevon Partnerschulen an. „An- tenzbereich Lerntheorie und fangs war es schwierig, sich in Gehirn. Genau dies aber war die Fernlernbriefe einzuarbeiten sehr interessant, weil ich gelernt und sich an der Hochschule zu- habe, Strategien zu entwickeln, wie man lernen kann. rechtzufinden, weil man Das ist wichtig für jesich als Schüler da mit den, der nebenbei stuvielem noch nicht ausdiert - und ich selbst kennt. Aber mich reizgehe jetzt viel sicherer te, schon mal in den ins Abitur“, erklärt JoAlltag einer Hochschuecks. Der Zeitaufwand, le hineinzuschauen“, erso die Wirtschaftsgymzählt Joecks. nasiastin, sei dabei gut Jetzt hält sie stolz ihre erste Urkunde für das F. Joecks EF zu steuern, da man sich das Lernpensum einteibestandene Modul „Einführung in das Studium“ in len kann und dafür auch die der Hand. Selbstgesteuertes Ler- Wochenenden nutzen kann. So nen stand hier neben der Ein- sei es möglich, in einem Zeitführung in die Betriebswirt- block an Themen zu arbeiten. Die Öffnung der Fernstudienschaftslehre und die Volkswirtschaftslehre im Mittelpunkt. Als gänge für Gymnasiasten entSchülerin des Beruflichen Gym- stand aus gemeinsamen Überle- gungen der BBS 1 Northeim und der PFH Göttingen heraus. Prof. Joachim Ahrens von der PFH ist davon überzeugt, dass das „Schülerstudium“ angehenden Abiturienten nicht nur der Orientierung für die Zeit nach der Schule dient, sondern auch inhaltliche und methodische Hilfe beim Lernen für das Abitur bietet. „Dies ist eine fantastische Chance für gute Schüler, während ihrer Schulzeit bereits Punkte für das anschließende Studium zu erhalten, ihre Kompetenzen zu erweitern und ihre Studienzeit nach dem Abitur zu verkürzen“, beurteilt Peter Fiebag, Koordinator des Beruflichen Gymnasiums, das Angebot. Und Joecks empfiehlt das Studium schon zur Oberstufenzeit, weil es „nicht zuletzt für die Berufswahl und Studienorientierung viel Gewinn bringt.“ Artenvielfalt schützen Göttinger Ökologen fordern bessere Agrarpolitik für Osteuropa Göttingen. Ein Großteil der Ar- tenvielfalt in Europa ist heute von der extensiven Nutzung in unseren Kulturlandschaften abhängig. Mit dem Schwund der traditionell bewirtschafteten Lebensräume durch landwirtschaftliche Intensivierung mit hohem Pestizid- und Mineraldüngereinsatz sterben auch viele Arten aus. Innerhalb der Europäischen Union (EU) ist dieser Verlust in den östlichen neuen Mitgliedsstaaten wie Polen, Ungarn und Bulgarien noch nicht so weit fortgeschritten wie in den westlichen Staaten, insbesondere in Frankreich, Deutschland und den Nieder- landen. Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus 20 europäischen Ländern haben sechs Ökologen der Universität Göttingen zur Erhaltung der Artenvielfalt in osteuropäischen Agrarlandschaften aufgerufen und in der Fachzeitschrift Diversity and Distributions veröffentlicht. „Osteuropa bietet einen letzten Rückzugsort für viele seltene, anderswo ausgestorbene Lebensgemeinschaften“, sagt Prof. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. Jedoch ist auch hier in den vergangenen Jahren der Trend zu einer weite- ren Intensivierung der Landwirtschaft zu beobachten. Der nun erschienene Artikel geht auf eine Initiative von Dr. Laura Sutcliffe von der Abteilung Ökologie und Ökosystemforschung zurück. Sie behandelt in ihrer Doktorarbeit den Naturschutz in den Kulturlandschaften von Transsilvanien (Rumänien) und ist zu dem Schluss gekommen, dass zehn Jahre nach dem Beitritt der ersten osteuropäischen Mitgliedstaaten immer noch Forschungsergebnisse zur Artenvielfalt in osteuropäischen Agrarlandschaften fehlen. „Die Agrarumweltmaßnahmen der EU sind im Rahmen ihrer ge- Extensive Landwirtschaft in Rumänien. meinsamen Agrarpolitik wenig an diese extensiv genutzten Lebensräume angepasst“, sagt Forscherin Sutcliffe. „Europäische Wissenschaftler und Politiker sollten darüber hinaus eine stärkere Berück- Fundatia Adept sichtigung der besonderen Herausforderungen für den Naturschutz in osteuropäischen Agrarlandschaften anstreben“, sagt Dr. Péter Batáry, Mitautor der Studie und Agrarökologe an der Universität Göttingen. eb Mikroglia und UVB-Strahlung In Kürze „Depression und Arbeit“ Göttingen. Zum Thema „Burnout“ organisiert das soziologische Forschunginstitut (sofi) unter der leitung seines Direktors Prof. Berthold Vogle einen Workshop. Am Donnerstag, 29., und Freitag, 20. januar, kommen soziologen, Theologen, Arbeitsmediziner, Psychologen und Vertreter von Betrieben und gewerkschaften zusammen, um über „Depression und Arbeit“ zu sprechen. In Vorträgen widmen sie sich den psychsozialen Folgen der modernen Arbeitswelt, den gefühlen der überforderung, der Verdichtung des Arbeitstages und gehen der Frage nach, wie eine Arbeitswelt geschaffen werden könnte, die weder geist noch pek seele schadet. tur am Wirtschaftsgymnasium in Northeim ablegen. Zugleich ist sie seit September 2014 Studentin der Betriebswirtschaftslehre in einem Fernstudiengang der Privaten Hochschule Göttingen (PFH). „Ich wollte gerne etwas Neues ausprobieren, nicht nur das machen, was man in der Schule lernt und über meine eigenen EF Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Erkenntnisse über Multiple Sklerose Göttingen. Für ihre neuen, grundlegenden Erkenntnisse über Ursachen und Mechanismen der Erkrankung Multiple Sklerose (MS) haben vier Nachwuchswissenschaftler den Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für MS-Forschung erhalten. Der Preis wurde vom Institut für Neuropathologie in Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie und dem Institut für Multiple-Sklerose-Forschung (IMSF) der UniversitätsJ. Breuer EF medizin Göt- tingen (UMG) verliehen. Der Preis ist der höchstdotierte Nachwuchsförderpreis für MSForschung in Deutschland. Das Preisgeld stiftet die Firma Biogen Idec. Dr. Tobias Goldmann (34) und Doktorand Peter Wieghofer (29) aus Freiburg entwickelten ein neues Mausmodell, mit dessen Hilfe erstmals eine gezielte Manipulation von Zielgenen in nahezu allen hirneigenen Immunzellen (MikrogliaT. Goldmann EF zellen) mög- lich wird. Mit Hilfe dieses Modells konnten die Forscher zeigen, dass Mikrogliazellen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung und Entwicklung von Autoimmunkrankheiten des Zentralnervensystems (ZNS) haben. Ihre Analysen ergaben, dass die verringerte Bildung von entzündungsfördernden Botenstoffen oder Signalproteinen (Chemo- und Zytokinen) durch Mikroglia einen deutlich abgemilderten Krankheitsverlauf zur Folge hat. Welchen Einfluss UVB-Strahlung auf die Entstehung und Entwicklung der MS hat, untersuchten Johanna Breuer (29) und Dr. Nicholas Schwab (34) aus Münster. Bekannt ist: Das Risiko, an MS zu erkranken, steigt mit der geographischen Entfernung vom Äquator an. Dafür wird der Umweltfaktor Sonneneinstrahlung (UV-Licht) als Erklärung herangezogen. Die Forscher stellten im Tiermodell fest, dass eine Behandlung mit niedrigen UVB-Dosen zu einem verzögerten und schwächeren Verlauf der Erkrankung führte. Dabei fanden Breuer und Schwab heraus, dass P. Wiegmann EF sich der schüt- zende Effekt des UVB-Lichts verstärkt, wenn eine UVB-Bestrahlung über den Zeitpunkt der Immunisierung hinaus erfolgt. „Die Forschungsergebnisse ihrer Arbeiten haben große Bedeutung, um künftige neue Behandlungsansätze zu entwickeln“, sagte Prof. Wolfgang Brück, Direktor des UMGInstituts für Neuropathologie, über beide prämierte Arbeiten bei der Preisverleihung im N. Schwab EF Klinikum. ef
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