K - Chrischona Lenzburg

Die Tora – Die Stiftshütte (Sünde und Opfer)
.: Einleitung
Eine grosse Frage, die alle Menschen auf der Welt beschäftigt ist: Wer vergibt uns
unsere bösen Taten?
Es ist eigenartig. Menschen wissen was gut und Böse ist. Wir halten uns nicht immer
daran, aber wir wissen es. Wir wissen, dass wir nicht töten sollen. Wir wissen, dass eine
Lüge Vertrauen zerstören kann. Wir wissen eigentlich, wie wir uns verhalten sollen.
Und da wir Menschen irgendwie die furchtbare Gabe haben, immer mal wieder genau
das Falsche zu tun, sammeln sich bei jedem von uns solche bösen Taten an.
Ein guter Weg, wie ich mein Gewissen erleichtern kann ist, wenn ich mich bei einer
Person entschuldige. Wenn ich Glück habe, vergibt sie mir und mein schlechtes
Gewissen verschwindet. Doch was, wenn eine Entschuldigung nicht möglich ist?
Vielleicht lebt die Person nicht mehr? Oder was ist, wenn die Tat unentschuldbar war?
Wenn ich etwas gemacht habe, dass nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist. Wie werde
ich dann mit meiner Schuld fertig.
Diese Frage hat die Menschen eigentlich schon immer angetrieben. Und wir Menschen
haben da auch schon ganz kreative Lösungen gefunden. Der am häufigsten
angewendete Ansatz dürfte die Verdrängung sein. Das kann eine Weile gut
funktionieren. Doch oft, ich würde sagen immer, holt uns das Verdrängte wieder ein.
Seit jeher gibt es den Brauch eine schlechte Tat durch ein Opfer zu tilgen. Je nach Kultur
und Religion waren das Menschen-, Tier- oder Sachopfer.
Die katholische Kirche hatte zum Beispiel die schamlose Praxis vom Ablasshandel
eingeführt. Erst das schlechte Gewissen von Abertausenden hat den Bau von den
grössenwahnsinnigen Kirchen und Kathedralen in ganz Europa ermöglicht.
Doch das grosse Problem von uns Menschen bleibt bestehen. Wir alle leben kein
perfektes Leben, wo wir immer nur Gutes tun und nie jemanden verletzen. Und wir alle
müssen einen Weg finden, wie wir diese angesammelte Schuld los werden können.
Denn mit der angehäuften Schuld zu leben ist auch kein gangbarer Weg. Die Last, die
wir zu tragen haben, droht uns mit der Zeit zu erdrücken. Ja angehäufte Schuld raubt
uns die Freude am Leben, raubt uns den Schlaf, raubt uns schlussendlich das Leben.
Das Gute ist, dass ich euch heute einen Weg präsentieren kann, wie wir damit umgehen
können. Und wir werden sehen, dass wir es heute im Vergleich zu früher echt gut
haben. Denn früher war eben nicht alles besser!
.: Früher war nicht alles besser
Das sehen wir jetzt dann gleich, wenn wir uns der Stiftshütte zuwenden. Oh wie war das
mühsam. Da gab es Brandopfer, Speiseopfer, Friedensopfer, Sündenopfer und
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Die Tora – Die Stiftshütte (Sünde und Opfer)
Schuldopfer. Wir hätten nur schon Mühe zu begreifen, wann welches Opfer an der
Reihe ist.
Doch nicht nur das mit den Opfern war kompliziert, sondern auch
die Stiftshütte selber war nicht einfach nur ein Zelt. Ich habe euch
hier ein Bild von einem Nachbau, den man so in Israel bestaunen
kann. Von aussen sieht das ganze ja sehr unspektakulär aus.
Das Zelt selber war so ca. 15m lang, 5m breit und hoch. Der
Vorhof, also der ganze eingezäumte Teil war ca. 25x50 Meter gross. Dabei war die
Umzäunung rund 2.5m hoch. Zum Vergleich ein Fussballfeld ist ca. 105x68 Meter gross.
Also rein flächenmässig würden rund fünf Stiftshütten auf so einen Fussballplatz
passen.
Worauf ich hinaus will. Aus der heutigen Zeit scheint die Stiftshütte nichts Gewaltiges zu
sein. Da hatte ja der Pharao in Ägypten bei weitem gewaltigere Paläste. Und das hier
soll der Wohnort Gottes auf der Erde gewesen sein? Irgendwie schwer vorstellbar, oder?
Als viel später Salomon den ersten Tempel mit einem Gebet einweite, fragte er Gott:
“Aber wird Gott tatsächlich auf der Erde wohnen? Der höchste Himmel kann dich
nicht fassen - wie viel weniger dieses Haus, das ich errichtet habe!“ (1. Könige
8,27)
Ich glaube wir dürfen uns das Zelt oder den Tempel nicht als Wohnort Gottes, quasi als
seine Ferienwohnung hier auf der Erde vorstellen. Das wäre eine zu kindliche und
falsche Vorstellung. Im 2. Mose 40 lesen wir: „Als Mose das Werk vollendet hatte,
bedeckte die Wolke das Zelt Gottes und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte es.
35 Mose konnte das Zelt Gottes nicht mehr betreten, weil die Wolke sich darauf
herabgesenkt und das Zelt Gottes mit der Herrlichkeit des Herrn erfüllt hatte.“ (2.
Mose 40,33b-35)
Die Herrlichkeit des Herrn war es also, die auf die Stiftshütte kam und sie heiligte. Klingt
gut die „Herrlichkeit des Herrn“. Aber was bedeutet das genau? Das ist ein Begriff den
wir Christen immer mal wieder brauchen. Viele hier hätten aber wahrscheinlich Mühe ihn
zu erklären.
Klar ist, man kann sie sehen die Herrlichkeit. Und sie machte es Mose unmöglich das
Zelt zu betreten. Sie steht aber auch für die Gegenwart Gottes. Und hoffentlich bald
schon wird die Herrlichkeit des Herrn die Wiederkunft von Jesus Christus begleiten. Das
Thema Herrlichkeit des Herrn wäre alleine genug Stoff für eine Predigtreihe. Darum
zurück zu unserer Stiftshütte.
Gott selber hat Mose den Auftrag für den Bau gegeben. Über 13 Kapitel steht im 2. Buch
Mose, wie genau die Stiftshütte gebaut werden soll. Was viele nicht wissen, die
Stiftshütte, die Mose und das Volk Israel bauten, war ein Abbild der wahren Stiftshütte
im Himmel. Das steht so im Hebräer 9,23: „Deshalb musste das irdische Zelt und
alles, was es enthielt - die Abbilder dessen, was im Himmel ist -, durch das Blut
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Die Tora – Die Stiftshütte (Sünde und Opfer)
von Tieren gereinigt werden. Was aber wirklich im Himmel ist, muss durch
bessere Opfer als das Blut von Tieren gereinigt werden.“ (Hebräer 9,23)
Der Bau forderte aussergewöhnliches Geschick von den Handwerkern. Gott schenkte
einzelnen Männern seinen Geist und dieser offenbarte ihnen wie sie einzelne Teile
herzustellen haben. Man sagt, dass gewissen Teile wie z.B. der goldene Leuchter, bis
heute nicht so hergestellt werden können, wie er damals hergestellt wurde.
Unvorstellbar wie sie das in der Wüste gemacht haben.
Doch dann, als das Zelt fertig war und die Wolke des Herrn auf das Zelt gekommen war,
begann wie ein neuer Zeitabschnitt für das Volk Israel. Vor kurzem hatten sie die 10
Gebote erhalten. Nach diesem Gesetz sollten sie nun leben. Wer sich aber nicht daran
gehalten hatte, sollte Gott ein Opfer im Vorhof der Stiftshütte bringen.
Und das ganze Volk Israel machte sich immer wieder schuldig vor dem höchsten Gott!
So wie auch wir uns heute noch schuldig machen vor Gott. Wie also konnten wir diesem
Gott begegnen? Die Bibel zeigt hier einen Weg auf.
Man musste die Hände auf das Tier legen und die Schuld bekennen. So wurde die
Schuld übertragen. Dann musste man das Tier selber umbringen. Ein Teil des Tieres
wurde dann vor Ort auf einem Altar verbrannt. Was für ein Gefühl, wenn man erkennt,
dass das Tier nun wegen der eigenen Schuld sterben musste. Da merkt man noch, dass
Sünde und Schuld einen Preis haben. Denn versteht ihr, der Lohn der Sünde ist immer
der Tod.
Im 3. Buch Mose kann man genau nachlesen, wie das mit den Opfer war. Ich kann das
natürlich hier jetzt nicht in aller Einzelheit aufschlüsseln und muss es zum Glück ja auch
nicht mehr, weil diese Bestimmungen für uns nicht mehr gelten.
Also stell dir mal vor. Jedes Mal wenn du zum Beispiel nicht die Wahrheit sagst,
müsstest du mit einem reinen Tier zur Stiftshütte. Dort deinen Fehler laut bekennen und
dann das Tier umbringen. Und das wäre für jede Übertretung des Gesetzes nötig. Also
ich weiss nicht, wie es euch ginge, aber ich wäre ziemlich oft in der Stiftshütte
anzutreffen.
Doch waren damit nun alle Probleme gelöst? Bekamen die Menschen so wieder ein
reines Gewissen und konnten wieder frei von Schuld leben? Eine Antwort auf diese
Frage finden wir in Hebräer 9: „Dies ist ein Gleichnis für unsere Gegenwart: Die
Gaben und Opfer der Priester können das Gewissen der Menschen, die sie
darbringen, letztlich nicht von Schuld befreien.“ (Hebräer 9,9)
Und wie es sah es mit dem Zugang zu Gott aus. Durften die Israeliten denn wenigsten
die Stiftshütte betreten und sogar in das Allerheiligste gehen? Wie durften sie Gott
danke sagen?
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Die Tora – Die Stiftshütte (Sünde und Opfer)
Nein. Um Gott danke zu sagen, mussten sie wieder ein Opfer bringen. Und in die
Stiftshütte durften nur die Priester gehen. In das Allerheiligste, also der hintere Raum
durfte nur der Hohepriester gehen. In diesem Allerheiligsten stand die Bundeslade und
in ihr waren unter anderem die beiden Steintafeln mit den 10 Geboten darauf. Aber auch
der Hohepriester durfte nur einmal im Jahr dorthinein gehen.
Das Volk Israel war Gottes Volk. Das ist und war so. Und trotzdem durften sie nie direkt
in das Zelt gehen wo Gottes Herrlichkeit war. Wenn wir uns das mal bewusst machen,
dann begreifen wir auch was wir heute für ein Privileg haben.
.: Wir wissen gar nicht, wie gut wir es haben
Das was die Israeliten hatten, nennt man den alten Bund. Und das was Jesus allen
Menschen auf dieser Welt gebracht hat ist der neue Bund. Und ich sage euch, nach
dem Vorbereiten dieser Predigt bin ich noch viel mehr froh, dass Jesus uns einen neuen
Bund gebracht hat.
Ich meine wir Menschen haben ja nicht nur das Problem, dass wir ein schlechtes
Gewissen mit uns rumtragen. Wir haben zusätzlich noch das Problem, dass wir
eigentlich geschaffen sind, um mit Gott in einer Beziehung zu leben.
Aber das können wir nicht! Gott ist so heilig und rein. Wenn wir Menschen beladen mit
unserer Schuld in seine Nähe kommen, dann ist das also würden wir der Sonne zu nahe
kommen. Wir wurden umkommen. Diese Heiligkeit Gottes ist etwas wunderbares, aber
unsere Unheiligkeit verträgt sich nicht mit ihr.
Und so war es ja auch beim Volk Israel. Durch die Opfer konnte das Volk ein Stück weit
frei werden von ihrer Schuld. Aber in die Nähe Gottes durften sie immer noch nicht.
Doch dann kam Jesus Christus auf diese Welt und hat alles verändert. Wirklich alles! Ich
weiss gar nicht wie sehr wir uns das bewusst sind. Lesen wir einen Abschnitt aus
Hebräer 9 zusammen: „So ist Christus nun der Hohe Priester für all das Gute
geworden, das gekommen ist. Er hat das große, vollkommene Heiligtum im
Himmel betreten, das nicht von Menschen erbaut wurde und nicht Teil dieser
Schöpfung ist. 12 Ein einziges Mal brachte er Blut in jenes Allerheiligste, aber
nicht das Blut von Böcken und Kälbern, sondern sein eigenes Blut, durch das er
uns die Rettung brachte, die für alle Zeiten gilt. 13 Früher konnte die Besprengung
mit dem Blut von Böcken und Stieren oder mit der Asche einer jungen Kuh den
Körper des Menschen von ritueller Unreinheit reinigen. 14 Wie viel mehr kann
dann das Blut des Christus bewirken, denn durch die Kraft von Gottes ewigem
Geist brachte Christus sich selbst Gott als vollkommenes Opfer für unsere
Sünden dar. Er befreit unser Gewissen, indem er uns freispricht von unseren
Taten, für die wir den Tod verdienen. Nun können wir dem lebendigen Gott dienen.
15 Aus diesem Grund ist er der Vermittler eines neuen Bundes zwischen Gott und
den Menschen, damit alle, die dazu berufen sind, das ewige Erbe empfangen
können, das Gott ihnen versprochen hat. Denn Christus starb, um sie von der
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Die Tora – Die Stiftshütte (Sünde und Opfer)
Strafe für die Sünden zu befreien, die sie zur Zeit des ersten Bundes begangen
hatten.“ (Hebräer 9,11-15)
Jesus Christus ist nicht einfach am Kreuz gestorben. Das ist der Teil, der hier auf der
Erde passierte. Aber hier im Hebräerbrief bekommen wir noch einen Einblick was im
Himmel passierte. Jesus brachte sein Blut in das Allerheiligste im Vollkommenen
Heiligtum im Himmel. Sein Blut bringt uns wahre Befreiung.
Dank diesem Opfer sind wir nun frei. In dem er die Strafe auf sich nahm, sind wir für
unsere Bösen Taten frei. Wenn du etwas gemacht hast in deinem Leben und nun immer
ein schlechtes Gewissen hast. Dann lass dir sagen: Jesus spricht dich frei von deinen
Taten. Du musst nicht mehr länger ein schlechtes Gewissen haben. Deine Schuld ist
erkannt. Und sie ist gebüsst. Jesus hat sie mit seinem Tod bezahlt. Du kannst jetzt frei
sein.
Ich weiss noch so gut, wo ich mein Leben Jesus gegeben habe. Ich habe mich vor
meinem Bett niedergekniet und ein einfaches Gebet zu Jesus gesprochen. Ich habe ihm
gesagt was mich bedrückt und was mir alles leid tut in meinem Leben. Und ich habe ihm
gesagt, dass ich mir wünsche, dass er Herr über meinem Leben ist. Und ich erinnere
mich noch gut daran, was dann passierte. Ich fühlte mich bedrückt und schämte mich.
Doch fühlte ich mich plötzlich frei und es war als wäre alle Last von mir genommen. Was
für eine Befreiung.
Doch noch etwas anderes ist passiert. Wer Jesus in seinem Leben annimmt, der hat
wieder einen Zugang zu Gott. Der darf ins Allerheiligste. Wir Menschen sind geschaffen,
um mit Gott in einer Beziehung zu leben. Wie wohltuend ist es, diese Bestimmung
endlich folgen zu können. Es gibt kein Zelt, keinen Tempel mehr in dem Gott hinter
einem schweren Vorhang wohnt und nur einmal im Jahr der Hohepriester Zugang hat.
Wer dieses Geschenk von Jesus annimmt, der kann jederzeit und überall mit Gott
sprechen. Und zwar ganz familiär. Wir dürfen diesem grossen Gott nun Abba sagen.
Abba steht nicht für förmlich Vater, es steht für das Vertraute und den liebenden Papa!
Oh wieviel besser wir es doch jetzt haben. Und was uns auch noch erwartet? In Vers 28
aus Hebräer 9 heisst es: „Er [Jesus] wird wiederkommen, aber nicht noch einmal
wegen unserer Schuld, sondern er wird all denen Rettung bringen, die
sehnsüchtig auf seine Rückkehr warten.“ (Hebräer 9,28)
Seine Rettung geht über dieses Leben hinaus. Wer das Opfer von Jesus in seinem
Leben annimmt, der bekommt ewiges Leben. Und das wünsche ich uns allen!
Amen.
Simon Rohr, 05.03.2017
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