4. März 2017 Schlosskapelle des Dresdner Residenzschlosses Außerordentlicher Kammerabend PORTRÄTKONZERT DER C A PEL L- COMP OSI T R ICE SOFIA GUBAIDULINA PORTRÄTKONZERT DER CAPELL-COMPOSITRICE SOFIA GUBAIDULINA S A M STAG 4. 3.17 17 U H R SCH LO S SK A PELLE D E S D R E SD N ER R E SID EN Z SCH LO S SE S Musiker der Sächsischen Staatskapelle Dresden Geir Draugsvoll Bajan Andrej Kasik Klavier Michael Schöch Klavier Binnenspiegelungen Auf Initiative von Musikern der Sächsischen Staatskapelle kommt es zu einer erweiterten Begegnung mit dem Schaffen der Capell-Compositrice Sofia Gubaidulina. In einem exemplarischen Porträtkonzert wird ihr kompositorisches Werk unter verschiedenen Gesichtspunkten gewürdigt und als Teil eines lebendigen Repertoires der Staatskapelle an einem ihrer Ursprungsorte vorgestellt: Die Schlosskapelle der Dresdner Residenz erlebte immer wieder Ur- und Wiederaufführungen von Werken, die im engeren Umkreis der Staatskapelle geschrieben wurden. Der Außerordentliche Kammerabend will daran mit einem repräsentativen Querschnitt durch das Kammermusikœuvre von Sofia Gubaidulina anknüpfen. Im Spiegel von Zeitgenossen und anderen prägenden Komponisten wird ihr Schaffen von den Wurzeln bis in die Gegenwart beleuchtet. PROGRAMM 17 U H R – 1. T EIL: W U R Z EL N Sofia Gubaidulina Sofia Gubaidulina (*1931) »Duo Sonata« für zwei Fagotte (1977) Fünf Etüden op. 1 für Harfe, Kontrabass und Schlagzeug (1965) 1. Largo 2. Allegretto 3. Adagio 4. Allegro disperato 5. Andante Astrid von Brück Harfe Petr Popelka Kontrabass Simon Etzold Schlagzeug Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) Streichquartett Nr. 7 fis-Moll op. 108 (1960) 1. Allegretto 2. Lento 3. Allegro – Allegretto Jacobus-Stainer-Quartett Henrik Woll Violine Paige Kearl Violine Christina Biwank Viola Simon Kalbhenn Violoncello Sofia Gubaidulina »Allegro rustico« für Flöte und Klavier (1963) Andreas Kißling Flöte Michael Schöch Klavier 2 3 Thomas Eberhardt Fagott Hannes Schirlitz Fagott Sofia Gubaidulina »Quasi hoquetus« für Viola, Fagott und Klavier (1984/1985/2008) Anya Dambeck Viola Thomas Eberhardt Fagott Michael Schöch Klavier PAU SE 19 U H R – 2. T EIL: I N SPIR ATI O N Johann Sebastian Bach (1685-1750) »O Haupt voll Blut und Wunden« Choral aus der Matthäuspassion BWV 244 (vermutlich 1727) aus »Die Kunst der Fuge« BWV 1080 (1742-49) Ausführung mit Streichquartett 1. Contrapunctus 1 (Einfache Fuge über das Thema in seiner Urgestalt, vierstimmig) 2. C anon alla Decima, Contrapunto alla Terza (Kanon in der Dezime, zweistimmig) 3. C ontrapunctus 9, a 4 alla Duodecima (Doppelfuge über ein neues Thema und das Hauptthema, vierstimmig) Susanne Branny Violine Jörg Kettmann Violine Stephan Pätzold Viola Bernward Gruner Violoncello AUSSERORDENTLICHER KAMMERABEND Sofia Gubaidulina Sofia Gubaidulina »Garten von Freuden und Traurigkeiten« für Flöte, Harfe und Viola (1980 / 1993) »Reflections on the Theme B-A-C-H« für Streichquartett (2002) Sabine Kittel Flöte Astrid von Brück Harfe Holger Grohs Viola Anton Webern (1883-1945) Konzert für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Trompete, Posaune, Violine, Viola und Klavier op. 24 (1934) 1. Etwas lebhaft 2. Sehr langsam 3. Sehr rasch Rozália Szabó Flöte Christopher Koppitz Oboe Robert Oberaigner Klarinette Zoltán Mácsai Horn Helmut Fuchs Trompete Nicholas Naudot Posaune Federico Kasik Violine Marie-Annick Caron Viola Andrej Kasik Klavier Sofia Gubaidulina »Concordanza« für Kammerensemble (1971) Rozália Szabó Flöte Christopher Koppitz Oboe Robert Oberaigner Klarinette Philipp Zeller Fagott Zoltán Mácsai Horn Simon Etzold Schlagzeug (5 Bongos, kleine Trommel, 5 Hangbecken, großes Tam-Tam) Simon Etzold Vibraphon und Marimbaphon Federico Kasik Violine Marie-Annick Caron Viola Aleisha Verner Violoncello Johannes Nalepa Kontrabass 4 5 Jacobus-Stainer-Quartett Henrik Woll Violine Paige Kearl Violine Christina Biwank Viola Simon Kalbhenn Violoncello PAU SE 21 U H R – 3. T EIL: »I N T E M P U S PR A E SEN S « Sofia Gubaidulina »Silenzio« Fünf Stücke für Bajan, Violine und Violoncello (1991 / 2010) 1. Viertel = 96 2. Achtel = 147 3. Viertel = 56 4. Achtel = 152 5. Viertel = 72 Geir Draugsvoll Bajan Tibor Gyenge Violine Friedwart Christian Dittmann Violoncello Sofia Gubaidulina »De profundis« für Bajan solo (1978) Geir Draugsvoll Bajan Viktor Suslin (1942-2012) »Ton H« für Violoncello und Klavier (2001) Aleisha Verner Violoncello Michael Schöch Klavier Sofia Gubaidulina »So sei es« für Violine, Kontrabass, Klavier und Schlagzeug (2013) Federico Kasik Violine Petr Popelka Kontrabass Andrej Kasik Klavier Simon Etzold Schlagzeug AUSSERORDENTLICHER KAMMERABEND Sofia Gubaidulina C A P E L L - C O M P O S I T R I C E 2 0 1 6 / 2 0 17 D E R S Ä C H S I S C H E N S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N D em Dresdner Publikum ist Sofia Gubaidulina spätestens seit der Spielzeit 2014 / 2015 bekannt, als sie hier schon einmal den Titel der Capell-Compositrice trug. Die damalige Zusammenarbeit erwies sich als überaus glücklich und führte zu dem Wunsch der Komponistin, neue Werke für die Staatskapelle zu schreiben. Ihr Anliegen greift die Staatskapelle gern auf und freut sich auf eine weitere produktive Partnerschaft mit einer der bedeutendsten und meistgespielten Komponistinnen der Gegenwart, die am 24. Oktober 2016 ihren 85. Geburtstag gefeiert hat. Mit »Der Zorn Gottes« wird sie im 10. Symphoniekonzert ein neues Orchesterwerk vorstellen, das sie für die Staatskapelle und Christ ian Thielemann geschrieben hat. Ihre Ausnahmestellung ist an den unzähligen Kompositionsaufträgen durch namhafte Institutionen, an den vielen Einspielungen ihrer Musik durch renommierte Künstler und an der schier endlosen Reihe von Ehrungen ablesbar – eine beeindruckende Karriere, die sich auch durch die äußeren Widerstände und Restriktionen in den Anfangsjahren ihres Schaffens nicht aufhalten ließ. Die sowjetische Kritik begegnete ihr mit Skepsis, Musikfunktionäre lehnten ihre Musik ab, weil ihr die gesellschaftliche Relevanz fehle. Dies bedeutete nicht nur lange Zeit Ruhm hinter vorgehaltener Hand, sondern auch Diffamierungen, Ausreise- und Aufführungsverbote. Offizielle Anerkennung und öffentliches Interesse blieben der Künstlerin vorerst versagt. Der internationale Durchbruch gelang 1981 mit der Uraufführung ihres ersten Violinkonzerts »Offertorium« in Wien durch Gidon Kremer – nicht zuletzt dank seines Einsatzes hielten ihre Werke rasch Einzug in die Konzertprogramme weltweit. 6 7 In ihre Partituren flossen Elemente östlicher Philosophie ein, sie vertonte altägyptische und persische Dichter, aber auch Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts. Ihre tiefe Verbundenheit mit der deutschen Kultur wirkt sich ebenso auf ihr Schaffen aus wie ihre Religiosität – das Komponieren ist für sie ein sakraler Akt. Eine besondere Nähe fühlt sie zur Musik Bachs, was sich in ihrem Sinn für musikalische Formen und Proportionen, in ihrer Vorliebe für Zahlenspiele und -symbolik spiegelt. »Den größten Einfluss auf meine Arbeit«, bekennt die Komponistin allerdings, »hatten Dmitri Schostakowitsch und Anton Webern. Obwohl dieser Einfluss in meiner Musik scheinbar keine Spuren hinterlassen hat, ist es doch so, dass mich diese beiden Komponisten das Wichtigste gelehrt haben: ich selbst zu sein.« AUSSERORDENTLICHER KAMMERABEND ZUM PROGRAMM 1. T EIL: W U R Z EL N S ofia Gubaidulinas Fünf Etüden für Harfe, Kontrabass und Schlagzeug von 1965 sind das Ergebnis eines länger gärenden Prozesses mit der Folge einer Loslösung von musikalischen Vorbildern und Lehrern. Die Komponistin zieht einen radikalen Schluss: »Bis dahin wollte ich Musik für das Theater schreiben, ein Ballett komponieren, Symphonien … Aber ich habe begriffen: Nein, auf keinen Fall. Man muss Miniaturen schreiben, und zwar im Flüsterton. Ich habe Instrumente gewählt, die fast tonlos sind. Die Harfe ist ein leises, zartes Instrument, der Kontrabass wird mit Dämpfer gespielt und für das Schlagzeug gibt es in der Partitur nur ganz wenige Töne. Von diesem Augenblick an habe ich verstanden, dass ich auf niemand anderen mehr achten und nur noch das machen werde, was mir gefällt«, bemerkt Gubaidulina. Mit dieser radikalen Kehrtwendung vollzieht sie ihre künstlerische Geburt und geht den Weg einer zunehmenden Vertiefung und Verinnerlichung: »Der Sinn unseres Tuns liegt heute wohl weniger darin, immer noch Neues zu finden. Fantasien gibt es im zwanzigsten Jahrhundert genug – in Bezug auf Klangfarben, Faktur, oder was auch immer: Nicht die Generatoren müssen eingeschaltet werden, sondern die Filter. Man muss auf etwas verzichten, um nicht mit dem Material, sondern in ihm zu arbeiten und seinen Widerstand zu spüren und auszunutzen«, beschreibt sie Anfang der 1990er Jahre die aktuelle Situation der Komponisten. Gubaidulinas Fünf Etüden verstehen sich als Miniaturen im Flüsterton und sind Ausdruck eines seelischen Befreiungsprozesses. Häufige Taktwechsel, polyrhythmische und einmal aleatorische Elemente bestimmen die Rhythmik der markanten Charakterstücke. In der 5. Etüde zeigen sich zudem Spuren einer zwölftönigen Struktur. Gubaidulina verarbeitet Eindrücke, die sie u. a. von den frühen Zyklen Anton Weberns erhalten hat. Sie erreicht eine Differenzierung der Farben und Klangnuancen, abgelauscht von dem breiten Spektrum der Instrumente. In diesem Sinne spricht sie später einmal von ihrem »fast mystischen Verhältnis zum Instrument«: »Ein Instrument ist ein lebendiges Wesen, in ihm ist der Widerhall unseres Unterbewusstseins. Wenn der Finger die 8 9 Saiten berührt oder der Bogen den Steg, vollzieht sich eine Verwandlung; die geistige Kraft verwandelt sich in Klang.« »Den Potentaten erklärt man, eine Oper ›Karl Marx‹ oder ›Junge Garde‹ reife heran. Dann verzeihen Sie dir das Quartett als Freizeitbeschäftigung und lassen dich in Ruhe«, soll Dmitri Schostakowitsch einmal gesagt haben. Mit seinen insgesamt fünfzehn Beiträgen für die Gattung liefert der sowjetische Komponist bewegende Arten einer persönlichen Bekenntnismusik. Das siebte Streichquartett ist mit seiner Spieldauer von ca. 13 Minuten das wohl kürzeste und zugleich dichteste der Quartette. 1960 komponiert, widmet es Schostakowitsch seiner 1954 verstorbenen ersten Frau Nina Warsar. Trauer und Verzweiflung bestimmen den Grundgestus. Dissonanzenreich und durchaus karger als manch anderes seiner Quartette ist es umflort von der Aura eines Requiems – eine Gedenkmusik für eine Frau, die im Alter von 45 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben war. Das Werk steht in fis-Moll. Traditionell assoziiert die Tonart Schmerz und Leid. In dem Jahr, als Schostakowitsch das siebte Streichquartett erarbeitet, wird der Komponist Mitglied der Kommunistischen Partei. Für Sofia Gubaidulina bleibt dieser Schritt zunächst ein Rätsel. Aus dem Abstand von drei Jahrzehnten erzählt sie jedoch: »Jetzt bemerke ich, dass die Umstände, in denen er lebte, unbeschreiblich grausam waren, mehr als irgendjemand hätte aushalten können. Er hatte die wichtigsten Verurteilungen überstanden. Aber als er sich etwas zu entspannen glaubte, unterlag er der Schwäche. Aber ich akzeptiere ihn – denn ich sehe ihn als personifizierten Schmerz, die Verkörperung der Tragödie und des Terrors unserer Zeit.« Mit »Allegro rustico« komponiert Sofia Gubaidulina ein Duo für Flöte und Klavier für den Allunionswettbewerb junger Komponisten des Jahres 1963. Mit dem Werk gewinnt sie den Ersten Preis, den Arvo Pärt ein Jahr zuvor an gleichem Ort für sein Oratorium »Maailma samm« bekommen hatte, und erhält eine Geldsumme von einigen hundert Rubeln. Der Betrag ermöglicht ihr in den folgenden Wochen ein Leben ohne finanzielle Sorgen. Die Uraufführung des »Allegro rustico« findet in der ersten Oktoberwoche 1963 in Moskau statt. Ausführende sind Eduard Schtscherbatschow, ein herausragender Schüler des Flötenpädagogen Platonov, und die Komponistin selbst. Erfolg stellt sich ein. Das Werk avanciert zum Pflichtstück auf dem wenige Monate später in Leningrad veranstalteten Allunionswettbewerb der Bläser. An diesem wichtigen Wettbewerb nehmen knapp 200 Bläser aus zwölf Unionsrepubliken teil. Alfred Razbaum, ein damals in Riga lebender Flötist, erhält gemeinsam mit German Braun am Klavier den Ersten Preis. Neben weiteren Auffüh- AUSSERORDENTLICHER KAMMERABEND rungen wird das Stück außerdem bald publiziert: Nach dem Klavierquintett ist »Allegro rustico« das zweite als Noten veröffentlichte Werk der russischen Komponistin. Die ca. zehnminütige »Duo Sonata« für zwei Fagotte komponiert Sofia Gubaidulina 1977. Die Jahre 1976 bis 1978 sind für sie besonders hart, da Aufträge für Filmkompositionen ausbleiben. Sie schreibt u.a. verschiedene kleine Stücke für Bläser-Sammelwerke, die ihr vermittelt werden. Die für sie schwierigen Zeiten gehen einher mit einem bemerkenswerten Reichtum an musikalischer Gestalterfindung. In der »Duo Sonata« lotet Gubaidulina Techniken des Konsonanz- und Distanzprinzips aus. Mitunter liefert die Annäherung der Töne den Eindruck eines Verschmelzens, wo doch die tatsächlichen Tonhöhen beider Fagotte nicht identisch sind. Ähnliches lässt sich in der Behandlung des Konsonanzprinzips feststellen: Unabhängig voneinander spinnen beide Instrumente ihre charakteristischen Linien, um zwischendurch immer wieder gleichzeitig in einem harmonischen Ruhepunkt zu landen. Gubaidulina verfolgt einen Klangfluss, der von Fluchtpunkten durchbrochen ist – eine Rede und Gegenrede, die sich nicht zuletzt durch ein schwellendes Atmen strukturiert. Man hat das Gefühl, einer Übertragung eines komplexen japanischen Nôh-Theaterspiels in europäische Kammermusik beizuwohnen. »Quasi hoquetus« ist ein fünfzehnminütiges Werk, das Sofia Gubaidulina dem russischen Trio um Michail Tolpygo, Valerj Popov und Alexander Bachtschijew gewidmet hat. Im Januar 1985 wird das Stück in Moskau uraufgeführt. Der Titel verrät seine Intention. Ein Hoquetus ist eine kompositorische Technik, bei der die Melodie über mehrere Stimmen kleinräumig aufgespalten wird. Meist wechseln sich die Stimmen von Note zu Note ab, sodass eine singt, während die andere pausiert. Diese Verschränkung führt zu einer komplementären Ergänzung. Die Anfänge des Hoquetus reichen zurück bis in die Notre-Dame-Schule um 1200. Die Herkunft der Bezeichnung könnte aus dem Altfranzösischen stammen, wo es Stoß, Schluchzer, Schluckauf bedeutet. Der mittelalterliche Theoretiker Franco von Köln versteht den Hoquetus als ein »Zerschneiden der Stimme« (Truncatio vocis). Gubaidulina greift diese Technik auf und verwendet sie als konstitutives Kompositionsprinzip. Ungebärdige, wild gezackte Figuren in Viola und Fagott spielen auf die mittelalterliche Satztechnik an und werden nicht weniger von langgezogenen Einzeltönen und Mehrklängen zwischen den Instrumenten in Kontrast gesetzt. Die durchbrochene Struktur der Komposition ist mit einer harmonischen Instabilität gekoppelt, die dem Ganzen einen schwebenden, gewollt unbestimmten Charakter verleiht. 10 11 AUSSERORDENTLICHER KAMMERABEND 2. T EIL: I N SPIR ATI O N Der Titel der »Kunst der Fuge« von Johann Sebastian Bach macht unzweideutig klar, worum es geht: das Werk widmet sich sämtlichen Möglichkeiten einer Fugenkomposition und formuliert nebenbei den höchsten Anspruch, den sich ein Komponist auferlegen kann. »Die Kunst der Fuge« gliedert sich in mehrere Unterteilungen, die zuerst Thema und Umkehrung separat verarbeiten, dann in Doppel- und Tripelfugen kombinieren, um schließlich zu Sonderformen des Kontrapunkts wie Spiegelfuge und Kanon überzugehen. Das Thema mit seiner Umkehrung wird in insgesamt 14 Fugen und 4 Kanons transformiert, wobei Bach die 14. Fuge nicht vollendet – was die Phantasie der Musikwissenschaft seither immer wieder beschäftigt hat, ob aus handwerklichen oder lebenszeitlichen Gründen. Um 1742 beginnt der Thomaskantor sein machtvolles Demonstrationswerk und orientiert sich an Vorbildern alten und neuen Stils europäischer Großmeister. Die Entstehung des kompo sitorischen Manifests liegt in zeitlicher Nachbarschaft zu den »GoldbergVariationen« und zum »Wohltemperierten Klavier II«. Sofia Gubaidulina über Bach: »Ich war von Kindheit an schon fasziniert von Johann Sebas tian Bach. Dieser Komponist ist für mich das große Vorbild.« In Bachs vermutlich 1727 uraufgeführter Matthäuspassion ertönt der Choral »O Haupt voll Blut und Wunden«, nachdem die Kriegsknechte Jesus in das Richthaus geführt haben und ihn dort verhöhnen. Drastisch schildert der Evangelist, welchen Demütigungen der ohnehin schon erniedrigte Christus ausgesetzt ist. Bach verwendet die Choralmelodie in seiner »großen Baßion« mehrmals, u.a. nachdem Jesus am Kreuz gestorben ist (»Wenn ich einmal soll scheiden«). Physische Schmerzerfahrung in harter Vorhaltbildung und eine Melodieführung, die sich anfänglich senkt, symbolisieren den Fall Christi, der die Schuld der Menschheit auf sich genommen hat, um sie zu erlösen. Vielfach verdanken sich Gubaidulinas Werke außermusikalischen Anregungen – so wie in ihrem zwanzigminütigen Stück »Garten von Freuden und Traurigkeiten« von 1980. In die Musik werden ad libitum die Verse des Lyrikers Francisco Tanzer (1921-2003) gesprochen: »Wann ist es wirklich aus? / Was ist das wahre Ende? / Alle Grenzen sind / wie mit einem Stück Holz / oder einem Schuhabsatz / in die Erde gezogen. / Bis dahin…, / hier ist die Grenze. / Alles das ist künstlich. / Morgen spielen wir / ein anderes Spiel.« In dem Trio für Flöte, Harfe und Viola wird die Klangwelt des fernen Ostens verarbeitet. Die Instrumente nehmen die besonderen Spieltechniken ihrer ostasiatischen Geschwister auf: Die Flöte klingt zuweilen wie eine Bambusflöte, die 12 13 Harfe wie eine fernöstliche Zither und die Viola wie ein asiatisches Streichinstrument. Das Werk zeigt Einflüsse chinesischer oder korea nischer Musik: es entwickelt sich aus äußerster Ruhe und fällt nach lebhaften Momenten wieder in eine vorherrschende Ruhe zurück. Die Komposition entsteht aus dem Eindruck zweier lyrischer Welten, die sich in Gubaidulina zum Bild eines östlichen Gartens verdichten, wo alles »mit der Stille und dem Schmerz der westlichen Gedichte Francisco Tanzers lebt«, so die Komponistin. Irina Kotkina, die Harfenistin der Erstaufführung in Moskau am 9. Februar 1981, berichtet über eine unerwartete Werkeinführung Gubaidulinas, als sie zum ersten Mal in die Probe kommt: »Sie sprach freundlich, mit einem feinen Lächeln, es gebe fünf Wellen in diesem Stück. Die erste Welle – sie begleitete das mit einer Geste – dann die zweite, die dritte und steigerte sich, bis sie bei der fünften dramatisch explodierte und beinahe schrie, um uns diese Steigerung deutlich zu machen. Wir waren überrascht, da sie eine ruhige und freundliche Person ist, doch es wurde völlig klar, was sie meinte. In der ersten Welle steht die Bratsche im Zentrum, in der zweiten die Flöte, in der dritten die Harfe – diese Sektion steht im goldenen Schnitt. Die vierte ist eine große, sehr ausdrucksvolle Flötenkadenz. In der letzten Welle geht es wieder zum Anfang, zur Bratsche zurück. Für das Ende des Werks gab es zwei Möglichkeiten – entweder eine Flötencoda oder ein deutscher Text von Francisco Tanzer.« »Die Komposition mit zwölf Tönen hat einen Grad der Vollendung des Zusammenhangs erreicht, wie er früher auch nicht annähernd vorhanden war«, ist sich Anton Webern sicher und folgert daraus: »Es ist klar, wenn Beziehung und Zusammenhang überall gegeben ist, dass dann auch die Faßlichkeit garantiert ist.« Zwischen 1931 und 1934 arbeitet er mit dem Konzert für 9 Instrumente op. 24 an einer Reihenkomposition, die zu seinen wirkungsmächtigsten und meistbesprochenen zählt. Im ersten Satz besteht der Aufbau der Reihe aus Dreitongruppen, die in Abhängigkeit zueinander stehen. Gemäß der Zwölftontheorie wird die Hauptgestalt den Spielarten der Umkehrung und Krebsumkehrung unterzogen. Ausgangspunkt ist die Struktur eines magischen Quadrats (das sogenannte Sator-Quadrat), das senkrecht, waagerecht, vorwärts oder rückwärts immer gleich gelesen werden kann. Konsequent wird die motivische Arbeit in der Reihe geleistet, während über den gesamten ersten Satz das Netz der Sonatenform gespannt bleibt. Im Schlusssatz kommen die Dreitongruppen wiederholt zum Vorschein. Das Werk, dessen starke Expressivität noch heute beeindruckt, widmet Webern seinem Lehrer und Vertrauten Arnold Schönberg zu dessen 60. Geburtstag. Der komplexe AUSSERORDENTLICHER KAMMERABEND In Gubaidulinas »Concordanza« für Kammerensemble (1971) zeigt sich eine Neubewertung in der Behandlung des musikalischen Materials. Es ist das erste Werk der Komponistin, in dem auch Vierteltöne zum Einsatz kommen. Der Aufbruch in einen neuen Abschnitt verändert zudem Gubaidulinas geistige Einstellung zum Komponieren. Später spricht sie davon, dass die Kunst eine religiöse Aufgabe habe und im »Staccato des Lebens« das »Legato« wiederherstellen solle – die zersplitterte Existenz tastet sich zurück in ihre religiöse Beseelung. Dieser Anspruch gilt auch in der kompositorischen Gestaltung. Das Material wird zu einem essentiellen Bedeutungsträger, maßgeblich dominiert es die Grundstimmung eines Werks. Der Titel »Concordanza« leitet sich von concordare ab – zusammenstimmen, harmonieren – und überträgt sich auf die Arten der Artikulation: im Legato, im Fluss der Stimmen, die nicht durch Pausen unterbrochen werden. Der Gegenpol bleibt nicht aus. Eine Discordanza äußert sich im Staccato der Bläser, dem Pizzicato der Streicher, in angedeuteten Marschrhythmen, Trillern, Tremoli und Zischlauten. »Die beiden Pole durchdringen einander und verändern sich unter ihrem gegenseitigen Einfluss. Wenn die chromat ischen Läufe am Ende wiederkehren, erklingen sie zunächst als Tremoli in den Streichern und als Staccato in den Bläsern; erst ganz am Schluss wird in den Bläsern wieder das Legato erreicht«, bemerkt die Musikologin Dorothea Redepenning. Das etwa fünfzehnminütige Werk wird am 23. Mai 1971 in Prag durch das Ensemble Musica Viva Pragensis uraufgeführt, Dirigent ist Zbynek Vostrak. Aufbau steht dabei in der Tradition der Schöpfungen von Johann Sebas tian Bach. Gubaidulina sieht sich in der Kontinuität der beiden Komponisten: »Jetzt sind für mich Bach und Webern die Hauptfiguren. Nicht weil ich ihre musikalische Sprache nachahme, in keiner Beziehung, aber ich fühle mich ihrer Art und Weise zu denken sehr nahe, ihrer Art und Weise zu leben in der Musik, in den Klängen, ihrem Verhältnis zu Klang, Musik und Leben. Für mich sind Webern und Bach das Wichtigste, die Hauptsache.« 14 15 Der Quell und Fluchtpunkt Bach – für Generationen von Komponisten Anlaufstelle und Instanz zugleich für ein schöpferisches Ingenium, das seinesgleichen sucht. An ihm zeigt sich, wie geronnene Spiritualität und vitale Musikalität exemplarisch zusammenkommen. Bereits sein Name birgt eine Tonkombination, in der sich die okzidentale Musikgeschichte symbolbeladen selbst bespiegelt – Einheit von vollendeter Linienführung und weiterstrebender Harmonie. Beides bildet in ihrem kreuzförmigen Aufeinandertreffen die göttliche Ordnung ab. Phantasie und Faszination liegen dicht beieinander, so auch für Sofia Gubaidulina. »Reflections on the theme B-A-C-H« entsteht im Auftrag des Brentano String Quartet, das es am 2. Oktober 2002 in Dartmouth auch uraufführt. Das fünfminütige Stück bewegt sich in der Rezeptionsgeschichte von Bachs »Kunst der Fuge«. Gubaidulina reflektiert über die unvollendete Schlussfuge mit einer Musik, deren Intensität berührt. »Themen treten wie aus Nebelschwaden hervor. Hinter Klängen nahe der Stille, suchenden Glissandi und Ponticelli-Tremoli erscheint Bachs Spätwerk auf neue Weise rätselhaft« (Karsten Blüthgen). AUSSERORDENTLICHER KAMMERABEND 3. T EIL: »I N T E M P U S PR A E SEN S « 1991, im Jahr ihrer Übersiedlung nach Deutschland, schreibt Gubaidulina über ihre Furcht, dass sich die Lage in Russland zuspitzen könnte: »Mir ging das alles sehr nahe und ich konnte nicht mehr komponieren. Es gab nur ein Entweder-Oder für mich: Weg aus Moskau oder der Tod, das heißt, der Tod meiner Arbeit und damit auch meiner Existenz.« Als sie im Herbst nach bewegten Monaten in Deutschland und Europa im wendländischen Künstlerdorf Schreyahn ein neunmonatiges Stipendium erhält, schreibt sie in konzentrierter Atmosphäre das Elsbeth Moser gewidmete Trio »Silenzio«. Moser ist es, die seit 1983 als Professorin für Akkordeon an der Hochschule für Musik und Theater Hannover über gute Kontakte verfügt und Gubaidulina anfänglich den Weg in Deutschland ebnet. Die Verbindung zu Moser ergibt sich über Viktor Suslin, einem engen russischen Freund Gubaidulinas seit Mitte der siebziger Jahre. Das fünfsätzige »Silenzio« mit einer Spieldauer von insgesamt 20 Minuten ist ein Auftrag der Hannoverschen Gesellschaft für Neue Musik. Mit dem Stück begibt sich die Komponistin in die Erforschung des Klangs, immer an der Grenzlinie zur Stille. Ruhende Klangflächen, dem Atem verbundene Ligaturen und zarte Akkorde ziehen sich durch die fünf Sätze. Zahlreiche zeitgenössische Komponisten haben sich mit den unterschiedlichen Arten des Akkordeons auseinandergesetzt, u. a. Magnus Lindberg, Mauricio Kagel, Salvatore Sciarrino und Adriana Hölszky. Sie alle eint das Interesse an neuen Ausdrucksweisen eines Instruments, dessen Eigenschaften die Dinglichkeit der menschlichen Physiologie betonen und Fluchten einer materialisierten Seelenreise erkunden. Nichts anderes unternimmt Sofia Gubaidulina in ihrem 1978 entstandenen Solostück »De profundis«, das auf den 130. Psalm »Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir« verweist. Das Akkordeon verwandelt sich in ein Individuum, das den Blick von unten nach oben richtet. Der Aufstieg vom Niedrigsten zum Höchsten teilt sich mit als tönendes Abbild einer Schuld bekennenden, flehenden Stimme. Tiefer Atem, als beseelender Vorgang das Lebendige vom Toten scheidend, strömt buchstäblich aus dem Akkordeon – anders sind die eingeflochtenen Atmer des Instrumentes nicht zu deuten, die durch das Auseinanderziehen und Zusammendrücken des Balgs bewerkstelligt werden. Dabei ist zunächst ein Röcheln im unteren Register zu vernehmen, dessen Sinnbild einer am Boden liegenden Existenz sich bald in durchgehender Steigerung auflöst. Die aufwärts gerichtete chromatische Bewegung tonaler Akkordblöcke bewirkt ein gestaltenreiches Absplittern von expressiven Figurationen. Nur so, scheint es, ist die Reinigung des Geistes möglich – ein Purgatorium, an dessen Ende eine wörtlich 16 17 zu nehmende Er-hörung steht. Entstanden ist mit dem Werk für Bajan, der osteuropäischen Variante des Akkordeons, ein Klassiker, der die vielfältigen Möglichkeiten der instrumentalen Klanggewinnung in einen dramatischen Kontext stellt und den Leitspruch der Aufklärung »per aspera ad astra« infolge der Geistwerdung des Instrumentes mit einer wiederhergestellten Glaubensgewissheit verknüpft. Es ist Viktor Suslin, der bereits 1981 aus der Sowjetunion nach Westdeutschland emigriert war, zu verdanken, dass Sofia Gubaidulina 1991 den gleichen Schritt wagt. Damals arbeitet Suslin als Verlagslektor in Hamburg und Hochschuldozent in Lübeck. Ab 2007 leitet er den BelaieffVerlag. Bis zu seinem Tod 2012 wohnt er in Appen bei Hamburg, wo auch Sofia Gubaidulina ihr Zuhause in nachbarschaftlicher Nähe gefunden hat. Suslins Œuvre ist nicht besonders umfangreich, zeigt jedoch im kammermusikalischen Bereich eine erstaunliche Vielfalt. »Ton H« für Violoncello und Klavier entsteht 2001. Es ist als Geburtstagsgeschenk für den Cellisten Vladimir Tonkha gedacht. Zudem widmet es der Komponist Sofia Gubaidulina in enger Verbundenheit. Die Bezeichnung des Werkes »Ton H« deutet unter anderem darauf hin, dass die tiefste Saite des Cellos einen halben Ton tiefer auf H gestimmt ist. Das einsätzige Werk arbeitet mit Vierteltönen und metrischen Schwankungen. Ausgehend vom unisono auf »c« entfaltet es eine immer dichter werdende Komplexität. »So sei es«, lautet ein Spruch der Bekräftigung und Vergewisserung, dass man sich eins fühlt mit einer obwaltenden Ordnung. Gewöhnlich steht es als traditionelle Übersetzung des hebräischen Amen am Ende eines Gebets. Gubaidulina komponiert »So sei es« 2013 »in memoriam Viktor Suslin«, der am 10. Juli 2012 verstorben war. Ihre Verbundenheit zu Suslin besteht seit 1975, als beide in der Improvisationsgruppe Astreja zusammenarbeiten. Als Suslin 1981 in die Bundesrepublik wechselt, bedeutet seine Trennung von Gubaidulina den Verlust eines Teils seines kompositorischen Ichs. Die israelische Geigerin Nurit Stark regt das Werk für eine Suslin-Gedenk-CD an, die im Herbst 2014 erschienen ist. Uraufgeführt wird die Komposition am 21. September 2014 im Rahmen der 5. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch. Immer wieder kommen das von Gubaidulina und Suslin geliebte B-A-C-H-Motiv sowie das Kreuzmotiv als Thema der cis-Moll-Fuge aus Bachs »Wohltemperierten Klavier« zum Vorschein. In der ersten Hälfte des Werks scheint der expressive Dialog zwischen Violine und Kontrabass ein Gespräch der beiden Protagonisten widerzuspiegeln. Ein Choral sendet schließlich »dem lieben Freund und Weggefährten gleichsam einen Abschiedsgruß … Ein Abschied nehmender Gruß, aber kein letzter, weil ihre Verbindung für immer bestehen bleibt«, so Tatjana Frumkis. AUSSERORDENTLICHER KAMMERABEND 18 Geir Draugsvoll Bajan Andrej Kasik Klavier Michael Schöch Klavier Jacobus-Stainer-Quartett Geir Draugsvoll gilt international als einer der wichtigsten Musiker auf dem Bajan – einer osteuro päischen Variante des Chromatischen Knopfakkordeons. Während der letzten zehn Jahre sorgte er für Schlagzeilen, die ihn u.a. eine musikalische Sensation nannten. Mit einem Repertoire, das von Bach, Mozart, Grieg und Strawinsky bis zu zeitgenössischen Komponisten wie Sofia Gubaidulina, Luciano Berio und Astor Piazzolla reicht, trat er in ganz Europa auf und tourte auch durch China und Japan. Er gastierte in mehreren namhaften Konzertsälen und renommierten Festivals. Aufgrund seiner Zusammenarbeit mit zahlreichen lebenden Komponisten gilt Draugsvoll als Pionier seines aus klassischer Sicht relativ jungen Instruments und ist für eine Reihe von Uraufführungen verantwortlich. Ein enges künstlerisches Band verbindet ihn mit Sofia Gubaidulina. Geboren wurde der norwegische Musiker 1967. Er lebt in Kopenhagen, wo er eine Professur für Akkordeon an der Königlichen Musikakademie innehat. Andrej Kasik begann im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel. 1992 kam er in die Klasse von Maria Krich am staatlichen Konservatorium im ukrainischen Lviv (Lemberg). Weitere Stationen seiner Ausbildung waren die Akademie der musischen Künste in Prag und die Klasse von Oleg Maisenberg an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Er gab zahlreiche Solound Kammermusikkonzerte und gastierte bei Festivals in Europa und Brasilien. 2012 debütierte er im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins und wurde daraufhin eingeladen, beim Frühlingsfestival 2013 des Wiener Musikvereins ein Rezital zu spielen. 2014 nahm er bei den Wiener Festwochen an der Aufführung von Strawinskys »Les Noces« im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins mit dem Radio-Symphonieorchester Wien unter Leitung von Cornelius Meister teil. Kasiks Solorepertoire umfasst Werke von Scarlatti und Bach, der Wiener Klassik und Romantik sowie Klaviermusik von Debussy, Skrjabin, Rachmaninow und Prokofjew. Michael Schöch studierte Klavier und Orgel in seiner Heimatstadt Innsbruck, München sowie in Salzburg. Er gastiert als Solist bei renommierten Orchestern, wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, den Nürnberger Symphonikern, dem Tiroler Symphonieorchester Innsbruck und dem Orchestre de l’Opéra de Rouen. Konzerte führen ihn ins Wiener Konzerthaus und Leipziger Gewandhaus, in die Philharmonie im Gasteig München, in den Münchner Herkulessaal und in die Berliner Philharmonie. Er gewann u.a. Erste Preise beim Internationalen Klavierwettbewerb »Franz Schubert« in Ruse / Bulgarien, beim Internationalen Orgelwettbewerb »August Everding« in München und beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2011. Zahlreiche Rundfunkmitschnitte und CD-Produktionen dokumentieren sein Schaffen. Unter anderem erschien seine Aufnahme des gesamten Klavier- und Orgelwerkes von Julius Reubke. Das Jacobus-Stainer-Quartett entstand 2011, als sich dem 1998 gegründeten Robert-SterlTrio mit Henrik Woll (Violine), Christina Biwank (Viola) und Simon Kalbhenn (Violoncello) die US-amerikanische Geigerin Paige Kearl anschloss. Die vier Musiker – Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie – konzentrieren sich auf Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts wie Bartók, Prokofjew oder Berg. Doch bleibt ihnen die zentrale Bedeutung der Wiener Klassik für die Entwicklung des Genres Streichquartett stets im Blick. Die Formation trat u. a. beim Kammermusikfestival St. Peter Ording, im Leipziger Gewandhaus, bei den Internatio nalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch sowie in der Dresdner Semperoper auf. Das Ensemble würdigt den Tiroler Geigenbauer Jacobus Stainer für seine Verdienste um die Instrumentenfamilie der Geige. Trotz schwerer Schicksalsschläge und der Verfolgung durch die Inquisition arbeitete sich Jacobus Stainer vor in den Kreis der großen Geigenbauer. 19 AUSSERORDENTLICHER KAMMERABEND VORSCHAU 7. Kammerabend S O N N TAG 2 6 . 3.17 2 0 U H R SEMPEROPER DRESDEN Ensemble Bento Paul Rivinius Klavier Sabine Kittel Flöte Anke Heyn Violoncello Philippe Gaubert »Pièce romantique« für Flöte, Violoncello und Klavier Jean Françaix Trio für Flöte, Violoncello und Klavier Felix Mendelssohn Bartholdy Trio c-Moll op. 66 für Klavier, Violine (Flöte) und Violoncello Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein IMPRESSUM Sächsische Staatskapelle Dresden Chefdirigent Christian Thielemann Spielzeit 2016| 2017 H E R AU S G E B E R Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © März 2017 R E DA K T I O N André Podschun TEXT Der Einführungstext von André Podschun ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. B I L D N AC H W E I S E 9. Symphoniekonzert Palmsonntagskonzert S O N N TAG 9. 4 .17 2 0 U H R M O N TAG 10 . 4 .17 2 0 U H R 20 Bruno Caflisch (S. 7), Priska Ketterer (S. 11), Jaakko Kilpiäinen (S. 14), Andrej Grilc Photography (S. 19, Kasik), Arturo Fuentes (S. 20, Schöch), privat (Draugsvoll, Jacobus-Stainer-Quartett) Reinhard Goebel Dirigent Sophie Karthäuser Sopran Anke Vondung Alt Lothar Odinius Tenor Daniel Ochoa Bariton Martin-Jan Nijhof Bass Dresdner Kammerchor G E S TA LT U N G U N D S AT Z Georg Philipp Telemann »Holder Friede, heil’ger Glaube, dich zu küssen« Georg Friedrich Händel »Dettinger Te Deum« HWV 283 W W W. S TA AT S K A P E L L E - D R E S D E N . D E schech.net Strategie. Kommunikation. Design. DRUCK Union Druckerei Dresden GmbH Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. .6 .2 2 3. –2 5 017 AL N O I N AT E H C S T I W O K A T S O H C S TA G E H C S I R GOH R E T N I 8. , N I K O V T H, R MEL O E R D S N A L E X A K O VA, L I N U R T E T, A I L I N G, U N R T E Q S D E SAN HON IA PO OMAS IKTOR HÈR SAXOP U . V. A . M I T T H O V E T S K Y, V C SDEN S E A R R D K M E T E L I L S D E , Y A SKAP D M I T R TA B L U M I N NG S TA AT STELLU VE CHEN S I S ELISA TENBE H R C A Ä K S D DER N UN UNTER TIONE E ORMA RUAR 2017 F N I AG E. D E ER . FEB T S C H -T I W GENAU O AB 16 S TA K .SCHO WWW IT D E R SÄ IO N M L E D R E S D E N P E R AT EL IN K O O S TA AT S K A P HEN C IS S H C
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