EINLADUNG VERSCHWIEGENE FRAUEN IN HAMBURG Eine Multimedia-Show zu den in Hamburgs Straßennamen verschwiegenen Frauen mit der Schauspielerin Herma Koehn, dem Schauspieler Wolfgang Hartmann und der Historikerin Dr. Rita Bake Sonnabend, 11. März 2017, 14.30 Uhr–ca. 16.00 Uhr im POLITTBÜRO – die Kabarettbühne, Steindamm 45 380 Straßen sind in Hamburg nach Frauen benannt und 2505 nach Männern. Unter den mit Straßennamen geehrten Männern befinden sich männliche Persönlichkeiten, deren weibliche Verwandte, sei es zum Beispiel die Schwester, Mutter, Ehefrau, Tochter und Schwiegertochter, ebenso Bedeutendes geleistet haben. Um die in der Öffentlichkeit meist verschwiegenen Frauen ebenso zu ehren, wurden 2001 vierzehn Hamburger Straßen, die nur nach dem Nachnamen bedeutender Männer benannt sind, nachträglich auch nach den bedeutenden weiblichen Verwandten des Namensgebers dieser Straßen benannt. Mit dieser Aktion konnten bedeutende Frauen geehrt werden. Der Straßenname konnte bestehen bleiben, da er nur aus dem Nachnamen besteht. Es brauchten an den Straßenschildern nur neue Erläuterungsschilder angebracht werden mit ergänzenden Informationen zu den bedeutenden weiblichen Verwandten mit demselben Nachnamen. In der Zwischenzeit ist die Forschung nach den verschwiegenen Frauen weiter vorangeschritten und wir können weitere siebzehn Straßen nennen, die nach den Nachnamen bedeutender Männer benannt sind, deren weibliche Verwandte mit demselben Nachnamen genauso wichtig waren. So waren manche dieser Frauen ebenso karitativ tätig wie ihre Ehemänner und schufen gemeinsam mit ihnen wohltätige Stiftungen. Doch auf den Straßenschildern steht nur der Name des Gatten. Auch hätten manche Männer ohne den Einsatz ihrer weiblichen Verwandten kaum ihre Berühmtheit erlangt. Unter diesen siebzehn Frauen befinden sich auch zwei Frauen, deren wir gedenken sollten, weil sie wie ihr Sohn bzw. Ehemann Opfer nationalsozialistischer Verfolgung wurden. All diese verschwiegenen Frauen sollen in dieser Multimedia-Show präsentiert werden – in der Hoffnung, dass auch nach diesen Frauen die bereits nach ihrem Nachnamen benannten Straßen mitbenannt werden. Dr. Rita Bake, stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Tiecksweg Eilbek, Bezirk Hamburg-Wandsbek, benannt 1904 nach Ludwig Tieck (1773–1853), Dichter, Dramaturg Ergänzung um: seine Tochter, der Übersetzerin Dorothea Tieck (1799–1841) Bedeutende Übersetzerin, besonders auch von Shakespeare-Stücken; unterstützte zudem ihren Vater bei seinen Übersetzungen. Ihr Name wurde allerdings nie dabei genannt, denn Ludwig Tieck setzte seinen Namen unter die Werke seiner Tochter. Über ihre Arbeit als Übersetzerin äußerte sie sich 1831 in einem Brief an Friedrich von Uechtritz: „Ich glaube, das Übersetzen ist eigentlich mehr ein Geschäft für Frauen als für Männer, gerade weil es uns nicht gestattet ist, etwas eigenes hervorzubringen.“ Dorothea Tieck blieb zeitlebens diesem Frauenbild ver- haftet und veröffentlichte trotz ihres literarischen Talents keine eigenen Schriften. Sie akzeptierte das Zurücktreten hinter den Namen ihres Vaters und unterstützte sogar die Geheimhaltung ihrer literarischen Tätigkeit. Dorothea Tieck im blauen Kleid hinter ihrem Vater Gemälde Carl Christian Vogel von Vogelstein Dorothea Tieck Maetzelweg Volksdorf, Bezirk Hamburg-Wandsbek, benannt 1960 nach Emil Maetzel (1877– 1955), Maler und Baudirektor und seiner Ehefrau Dorothea Maetzel, geb. Johannsen (1886–1930), Malerin Ergänzung um: die gemeinsame Tochter Monika Maetzel (1917–2010), Keramikmeisterin, Keramik-Malerin, Bildhauerin und -lehrerin; langjährige Obermeisterin der Hamburger Innung für das Töpfereihandwerk Geboren als viertes und letztes Kind des Hamburger Künstler-Ehepaares Emil Maetzel und Dorothea Maetzel-Johannsen setzte sie sich mit ihrem eigenen Weg durch: Als Töpfermeisterin erwarb sie Beachtung und Anerkennung und entwickelte einen bis heute gültigen Stil. Von 1947 bis 2003 leitete sie ihre Keramikwerkstatt in ihrem Volksdorfer Elternhaus. Monika Maetzel war eine der wenigen Keramikmalerinnen ihrer Zeit. Als Obermeisterin der Hamburger Töpferinnung nahm sie 35 Jahre lang Prüfungen ab und wurde 1955 auf der internationalen Keramikausstellung im italienischen Faenza mit der Silbermedaille ausgezeichnet. 1982 erhielt sie den Justus-Brinckmann-Preis. Monika Maetzel Benzstraße Bramfeld, Bezirk Hamburg-Wandsbek, benannt 1957 nach Carl Friedrich Benz (1844–1929), Ingenieur, Autokonstrukteur. Erfinder des Automobils Ergänzung um: seine Ehefrau Bertha Benz, geb. Ringer (1849–1944) Nicht nur Carl Friedrich Benz, sondern auch seine Ehefrau Bertha kann als Pionierin des Automobils bezeichnet werden. Allein durch ihren finanziellen Einsatz – sie ließ sich 1871 noch vor ihrer Heirat ihre Bertha Ringer, ca. 1871 Mitgift auszahlen – war es möglich, dass ihr damaliger Verlobter Carl Friedrich Benz seine Firma weiter ausbauen konnte. Damit schuf Bertha Benz die Voraussetzung für die Erfindung des Benz-Patent-Motorwagens. Bertha Benz trug mit eigenen Ideen zur weiteren Entwicklung des Automobils bei. Als Carl Benz‘ dreirädriger Patent-Motorwagen Nummer 3 nicht auf die erhoffte Resonanz beim zahlenden Publikum stieß, unternahm Bertha Benz 1888 mit ihren beiden 15 und 13 Jahre alten Söhnen Eugen und Richard und ohne Wissen ihres Mannes eine erfolgreiche ca. 106 Kilometer lange erste Automobilfernfahrt von Mannheim nach Pforzheim. Mit dieser Fahrt bewies Bertha Benz die Eignung des neuen Verkehrs- Bertha Benz und ihre Söhne (nachgestellte Szene) mittels. „So hab ich als erste gezeigt, dass dem ‚Papa Benz’ sein Automobil auch für weite Fahrten gut ist. Und auf meinen Vorschlag hat er dann noch einen dritten Gang eingebaut für Bergfahrten. Und den haben heute alle Autos auf der Welt. Da bin ich sehr stolz drauf“, so Bertha Benz. Petersenkai HafenCity, Bezirk Hamburg-Mitte, benannt 1889 nach Dr. Carl Friedrich Petersen (1809–1892), Erster Bürgermeister Ergänzung um: seine Tochter Antonie (Toni) Petersen (1840 Hamburg–1909 Hamburg), Wohltäterin, Kunstmäzenin Toni Petersen Toni Petersen stiftete mit ihrem Damencomitée zur Eröffnung des Hamburger Rathauses einen Wandbehang für die Ratsstube des Senats und einen Panneau für den Plenarsaal. Beide Handarbeiten hängen heute noch an Ort und Stelle. Oberes Bild: Plenarsaal, unteres Bild: Ratsstube Toni Petersen, die nach dem Tod der Mutter den Haushalt ihres Vaters führte, war eine engagierte Kunstförderin und Wohltäterin. Sie leitete das Stadtteilbüro St. Pauli des 1899 gegründeten Hauspflegevereins und hielt für Hilfesuchende Sprechstunden ab. Toni Petersen war auch Mitglied der Ortsgruppe Hamburg des 1900 gegründeten Deutsch-Evangelischen Frauenbundes (DEF). Blostwiete Horn, Bezirk Hamburg-Mitte, benannt 1945 und Blosweg, Horn, benannt ebenfalls 1945 nach Wilhelm Blos (1849–1927), sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter und späterer Staatspräsident von Baden-Württemberg, gründete in Hamburg die Satirezeitschrift „Der wahre Jacob“ Ergänzung um: seine Ehefrau Anna Blos, geb. Tomasczewska, (1866–1933), einflussreiche Politikerin (SPD), Frauenrechtlerin, überzeugte Verfechterin des Frauenwahlrechts. Erste Ortsschulrätin Deutschlands Anna Blos wurde 1919 als einzige weibliche Abgeordnete der württembergischen SPD bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung zum Mitglied der Weimarer Nationalversammlung gewählt. Anna Blos veröffentlichte wichtige Arbeiten zur Geschichte der pro- Anna Blos letarischen Frauenbewegung. Sie war darüber hinaus die erste Frau in Deutschland, die eine Position einer Ortsschulrätin inne hatte. Döhnerstraße Hamm, Bezirk Hamburg-Mitte, benannt 1904 nach Friedrich Gustav Adolph Döhner (1814–1888), Kaufmann, wohnte auf diesem Grundstück Ergänzung um: seine Ehefrau Sophie Döhner, geb. Hube (1817 Hamburg– 1892 Hamburg-Hamm), Gründerin des Sophie Döhner-Hube-Stifts Friedrich Gustav Adolph Döhner verfügte testamentarisch den Betrag von 100 000 Goldmark für eine Stiftung zur Armenpflege anzulegen. Seine Witwe Sophie Döhner stiftete daraufhin 1889 das Sophie DöhnerHube Stift. Das Stift bot preisgünstigen Wohnraum für alte bedürftige evangelische Frauen und arme Familien. Die Stiftung befindet sich heute im Quellenweg 1. Bauzeichnung des ersten Stiftgebäudes Baustraße Schmilinskystraße St. Georg, Bezirk Hamburg-Mitte, benannt 1899 nach Carl Heinrich Schmilinsky (1818–1891), Kaufmann, Gründer des Schmilinskystiftes Ergänzung um: seine Ehefrau Amalie Cäcilie, geb. Tanner (1833 Hamburg– 1916 Montreux), Mitbegründerin des Schmilinsky-Stifts Gemeinsam mit seiner Ehefrau setzte Carl Heinrich Schmilinsky 1889 ein Testament auf, in dem er sein gesamtes Vermögen (5 Mio. Goldmark) der von dem Ehepaar begründeten Stiftung vermachte. Die Stiftung unterstützte unversorgte junge Mädchen während sie einer beruflichen Ausbildung nachgingen und pensionierte Lehrerinnen sowie Gouvernanten. Die Schmilinsky-Stiftung war auch an der Gründung des „Schwesternverein der Hamburgi- schen Staatsanstalten“ maßgeblich beteiligt. Das Ehepaar unterstützte mit seiner Stiftung die Ausbildung eines neuen bürgerlichen Frauenberufes, den der Hamburger Krankenschwester mit solider, medizinisch fundierter Ausbildung. Das Heinrich Schmilinsky Stift – heute: betreute Seniorenwohnanlage – befindet sich in der Frahmstraße 22. Das erste Stiftsgebäude in der Schmilinskystraße in St. Georg Amalie Cäcilie Schmilinsky Leipeltstraße Wilhelmsburg, Bezirk Hamburg-Mitte, benannt 1964 nach Hans Leipelt (1921– 1945 hingerichtet), Student, Mitglied des nach der Zeit des Nationalsozialismus bezeichneten Hamburger Kreises der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ Ergänzung um: seine Mutter Dr. rer. nat. Katharina Leipelt, geb. Baron (1893–1943), Opfer des Nationalsozialismus Nach nationalsozialistischer Lesart galt die dem evangelischen Glauben angehörende Katharina Leipelt als Jüdin, da ihre Eltern gebürtige Juden waren. Ihre Kinder Hans und Maria waren demnach „Halbjuden“ bzw. „jüdische Mischlinge 1. Grades“, und ihre Ehe mit dem „Arier“ Konrad Leipelt wurde als „Mischehe“ eingestuft. Die Ehe bot Katharina Leipelt zunächst noch einen gewissen Schutz. Nachdem aber Konrad Leipelt im September 1942 verstorben war, war dies auch das Ende vieler Ausnahmeregelungen, die für Juden, die in einer „Mischehe“ lebten, und ihre Kinder galten. Katharina Leipelt erhielt die Aufforderung, sich zur Zwangsarbeit zu Katharina Leipelt, 1920 melden. Hans Leipelt und andere hatten 1943 u. a. das 6. Flugblatt der „Weißen Rose“ nach Hamburg gebracht. Im Oktober 1943 wurden Hans Leipelt und andere aufgrund einer Denunziation verhaftet. Es folgten weitere Festnahmen unter ihren Freunden in Hamburg und München, denen auch Katharina Leipelt und ihre Tochter nicht entgingen. Als „Jüdin“ hatte Katharina Leipelt keine Chance auf ein gerichtliches Verfahren. Katharina Leipelt nahm sich am 9. Dezember 1943 in ihrer Zelle das Leben. Text, im Wesentlichen: Klaus Möller Breitscheidweg Heimfeld, Bezirk Hamburg-Harburg, benannt 1976 nach Rudolf Breitscheid (1874–1944), Reichstagsabgeordneter (SPD), von den Nationalsozialisten ermordet, Verfolgter des NS-Regimes Ergänzung um: seine Ehefrau, die Frauenrechtlerin Tony Breitscheid, geb. Drevermann (1878–1968), die mit ihm ins KZ Buchenwald transportiert wurde Im Konzentrationslager Buchenwald war das Ehepaar in einer Sonderbaracke untergebracht. Am 24.8.1944 wurde Tony Breitscheid bei dem Luftangriff auf die Hallen des Gustloff-Rüstungswerkes verschüttet, sie überlebte schwerverletzt. Rudolf Breitscheid kam bei dem Luftangriff ums Leben. Tony Breitscheid zog zu ihrem Sohn nach KopenhagenCharlottenlund und kehrte bewusst nicht nach Deutschland zurück. Eine der zahlreichen Schriften zum Wahlrecht für Frauen von Tony Breitscheid, erschienen 1911 in Berlin Büringstwiete Ohlsdorf, Bezirk Hamburg-Nord, benannt 1929 nach Henning Büring (1469–1499), Bürgermeister, Stifter Ergänzung um: seine Ehefrau Anna Büring, geb. Sandouw (gest. 1537) Kurz nach dem Tod ihres Ehemannes gab Anna Büring 1499 ein Tafelgemälde in Auftrag und schenkte es der St. Katharinen Kirche. Wie es damals üblich war, ließ sie sich zusammen mit ihrem Mann auf dem Gemälde verewigen. In ihrem Testament bestimmte sie sechszehn Freiwohnungen für Arme. Die Eheleute sind unten links und rechts in den Ecken des Bildes zu sehen Herderstraße Uhlenhorst, Bezirk Hamburg-Nord, benannt 1865 nach Johann Gottfried Herder (1744–1803), Dichter, Theologe, Philosoph Ergänzung um: seine Ehefrau Maria Karoline Flachsland (1750–1809) Karoline Flachsland arbeitete unermüdlich an der Reputation ihres Mannes. Sie war eine der überragenden Frauengestalten des Weimarer Kreises des 18. Jahrhunderts, blieb aber stets im Schatten ihres Mannes. Sie lektorierte und redigierte seine Schriften, ordnete nach seinem Tod den Nachlass und gab seine Werke nach seinem Tod heraus. Auch schrieb sie eine Biographie über ihren Mann. „Ohne Karoline kein Johann Gottfried Herder“, rühmte der Zeitgenosse und Dichter Johann Ludwig Gleim. Karoline Flachsland als Psyche, nach 1770 Jenischstraße Osdorf, Bezirk Hamburg-Altona, benannt 1908 nach Senator Martin Jenisch (1793–1857) Ergänzung um: seine Nichte Emilie (Emily) Auguste Jenisch (1828–1899), Gründerin des Emilienstiftes und Geldgeberin für das Grundstück der Anscharh he, Alten- und Pfle eheim Sankt Anscharhöhe Tarpenbekstraße Emilie Jenisch war die Gründerin des Emilienstifts und gab das Geld für das Grundstück der St. Anscharstiftung in Hamburg-Eppendorf. Als Älteste von zwei Schwestern erbte sie nach dem Tod des Vaters das Haus am Neuen Jungfernstieg 19. Dort lebte sie mit ihrer Mutter allein. Geheiratet hatte sie nicht. Durch die Bekanntschaft mit Pastor Ninck von der Anschargemeinde wurde Emilie Jenisch davon überzeugt, dem Reich Gottes zu dienen. Ihr Wohnhaus wurde zum Gemeindehaus, in dem viele christliche Veranstaltungen stattfanden. Ebertallee Bahrenfeld, Bezirk Hamburg-Altona, benannt 1945 nach Friedrich Ebert (1871–1925), erster Reichspräsident (1919–1925), siehe auch: FriedrichEbert-Damm, Friedrich-Ebert-Hof, Friedrich-Ebert-Straße Ergänzung um: seine Ehefrau Louise Ebert, geb. Rump (1873–1955), die erste re ublikanische first lad in Deutschland Familie Ebert 1905 Louise Rump arbeitete als Jungmagd, Hausangestellte und später als Kistenkleberin in einer Tabakfabrik. Sie wurde gewerkschaftlich aktiv und kämpfte für bessere Arbeitsbedingungen und Lohngleichheit für Frauen und Männer. Nach der Heirat hatte Louise Ebert keine Zeit mehr für gewerkschaftliche Aktivitäten. Sie führte den Haushalt, bekam fünf Kinder, zog diese auf und versorgte ihren Ehemann. Sie leistete Basisarbeit für das Fortkommen ihres Gatten. Als nach der Novemberrevolution Friedrich Ebert Deutschlands erster Reichspräsident wurde, übernahm Louise Ebert als erste Frau in Deutschland die Rolle der „first lady.“ Louise Ebert musste einen Repräsentationsstil entwickeln, der einer Republik Louise Ebert angemessen war. Sie setzte eigene Maßstäbe, wurde Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt (1919) und Schirmherrin der „Deutschen Kinderhilfe“. Mit ihrer Aufgabe als Schirmherrin für soziale Einrichtungen begründete sie eine Tradition, der bis heute die Ehefrauen der Bundespräsidenten folgen. Harnackring Bergedorf/Lohbrügge, Bezirk HamburgBergedorf, benannt 1964 nach Ernst von Harnack (1888–1945 hingerichtet), Regierungspräsident, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Ergänzung um: seine Schwester Dr. phil. Agnes von Zahn-Harnack (1884–1950), Schriftstellerin und Frauenrechtlerin der bürgerlichen Frauenbewegung 1926 gründete Agnes von Zahn-Harnack den Deutschen Akademikerinnenbund mit. Sie verfasste eine Fülle von Schriften zur Frauenbewegung, zu kirchlichen und theologischen Fragen und zu gesellschaftspolitischen Problemen. Agnes von Zahn-Harnack war Vertreterin des sogenannten bürgerlichen, liberalprotestantisch gesinnten Flügels der ersten deutschen Frauenbewe- gung. 1931 wurde sie Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine. In der Zeit der „inneren Emigration“ während der NS-Zeit schrieb sie eine Biographie über ihren Vater Adolf von Harnack. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss sie sich dem „Freundeskreis von Frauen“ um Freda Wuesthoff an, der gegen Atomwaffen protestierte und gründete mit anderen einen Dachverband „Deutscher Frauenbund“, aus dem der „Berliner Frauenbund 1945 e.V.“ entstand. Agnes von Zahn-Harnack und ihren Mitstreiterinnen war es ein besonderes Anliegen, dass sich Frauen nicht nur karitativ betätigten, sondern sich vor allem aktiv politisch beteiligten. Agnes von Zahn-Harnack Grundstraße Eimsbüttel, Bezirk Hamburg-Eimsbüttel, benannt 1902 nach Friedrich Wilhelm Grund (1791–1874), Dirigent, Begründer der Singakademie in Hamburg Ergänzung um: seine Schwester Christiane Grund, später verheiratete Sengstack(e) (1783–1867), Pianistin und Sängerin Bereits als Achtjährige debütierte Christiane Grund am Hamburger Stadttheater. Dieses erste erfolgreiche Konzert des Kindes soll entscheidend zur Verbesserung der bis dahin dürftigen materiellen Situation der Familie beigetragen haben. Ihr Vater wurde durch den öffentlichen Erfolg der Tochter rasch zu einem gefragten Klavierlehrer. Christiane Grund trat in den folgenden Jahren regelmäßig in eigenen Kon- zerten auf, ab 1795 auch als Sängerin. Die Biographien der Geschwister Grund sind Beispiele für die ungleichen Chancen der Geschlechter im Musikleben des 19. Jahrhunderts: Während die Brüder Eduard und Friedrich Wilhelm erfolgreiche Berufsmusiker wurden, zog sich Christiane Grund nach ihrer Heirat 1802 mit dem Bremer Kaufmann Georg Friedrich Sengstack(e) aus dem öffentlichen Konzertleben zurück und bekam im Laufe der nächsten Jahre sechszehn Kinder. Text im Wesentlichen von Volker Timmermann, Sophie Drinker Institut für musikwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung. Christiane Grund Schröderstiftstraße Rotherbaum, Bezirk Hamburg-Eimsbüttel, benannt 1858 nach Johann Heinrich Schröder (1784–1883), Gründer des Schröderstiftes Ergänzung um: seine Ehefrau Henriette Schröder, geb. von Schwartz, (1798– 1889) Wohltäterin Ebenso wie ihr Ehemann, der Bankier Johann Heinrich Schröder, betätigte sich Henriette Schröder auf karitativem Gebiet. Viele Pläne und Anregungen dieser klugen Frau und Mutter von zwölf Kindern fanden Förderung durch ihren Ehemann. 1850 kam ein seit langem vorbereiteter Plan des Ehepaares zur Ausführung. Schröder rief mit einer Million Mark Banko das Schröderstift ins Leben. Somit ist auch das Schröderstift ein „Kind“ von Henriette Schröder und nicht nur ihres Gatten. In dem Stift gab es Freiwohnungen für unbemittelte Frauen gebildeter Stände, dazu kamen Verteilungen jährlicher Pensionen und andere Unterstützungen an Bedürftige, vorzugsweise an die Bewohnerinnen des Stiftes. 1865 kam ein zweites Gebäude mit weiteren 54 Freiwohnungen hinzu. Das Schröderstift in der Schröderstiftstraße Henriette Schröder Unnastraße Eimsbüttel, Bezirk Hamburg-Eimsbüttel, benannt 1948 nach Paul Gerson Unna (1850–1929), Dermatologe, Professor für Dermatologie an der Universität Hamburg, Forscher für die Firma Beiersdorf Ergänzung um: seine Schwiegertochter Marie Unna, geb. Boehm (1881–1977 Hamburg), Dermatologin, Entdeckerin der Alopezie, bezeichnet auch als nna-S ndrom oder heredit re kongenitale Hypotrichose Typ Marie nna . Schri tleiterin der on ihrem Schwiegervater Paul Gerson Unna geführten „Dermatologischen Wochenschri t Grabplatte im Garten der Frauen, Friedhof Ohlsdorf Impressum Die Landeszentrale für politische Bildung ist Teil der Behörde für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg. Ein pluralistisch zusammengesetzter Beirat sichert die Überparteilichkeit der Arbeit. Zu den Aufgaben der Landeszentrale gehören: – Herausgabe eigener Schriften – Erwerb und Ausgabe von themengebundenen Publikationen – Koordination und Förderung der politischen Bildungsarbeit – Beratung in Fragen politischer Bildung – Zusammenarbeit mit Organisationen und Vereinen – Finanzielle Förderung von Veranstaltungen politischer Bildung – Veranstaltung von Rathausseminaren zur politischen Bildung für besondere Zielgruppen – Öffentliche Veranstaltungen Unser Angebot richtet sich an alle Hamburgerinnen und Hamburger. Die Informationen und Veröffentlichungen können Sie während der Öffnungszeiten des Informationsladens, in der Regel kostenlos, abholen. Gegen eine Bereitstellungspauschale von 15 € pro Kalenderjahr erhalten Sie bis zu fünf Bücher aus einem zusätzlichen Publikationsangebot. Die Landeszentrale Hamburg arbeitet mit den Landeszentralen der anderen Bundesländer und der Bundes zentrale für politische Bildung zusammen. Unter der gemeinsamen Internet-Adresse www. politische-bildung.de werden alle Angebote erfasst. Büroräume: Dammtorstraße 14, 20354 Hamburg Erreichbarkeit: Telefon: 040/428 23-48 08 Telefax: 040/428 23-48 13 [email protected] www.hamburg.de/politische-bildung Informationsladen: Dammtorwall 1, 20354 Hamburg Öffnungszeiten: Mo bis Do: 12.30–17.00 Uhr, Fr: 12.30–16.30 Uhr Bildnachweis Titel und Folgeseite: Rita Bake Dorothea Tieck picture-alliance/akg-images (o.); Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/ Monika Maetzel Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Erika Fleer Bertha Benz Mercedes-Benz Classic Archive; Gemeinfrei (Porträt) Toni Petersen Von Rudolf Dührkoop (1848–1918), Buch Hamburgische Männer und Frauen am Anfang des XX. Jahrhunderts, Hamburg 1905, Bild-PD-alt, https://de.wikipedia.org; Michael Zapf (2) Anna Blos Ullsteinbild Sophie Döhner-Hube Sophie Döhner-Hube Stiftung Amalie Cäcilie Schmilinsky Schmilinsky-Stift Katharina Leipelt Privat Tony Breitscheid Archiv der deutschen Frauenbewegung/Faximile Buchtitel Anna Büring Aus: Goldgrund und Himmelslicht. Die Kunst des Mittelalters in Hamburg. Hamburg 1999/2000. Karoline Herder Aus: Wilhelm Dobbek: Karoline Herder. Ein Frauenleben in klassischer Zeit. Weimar 1963; Hermann Böhlaus Nachfolger Emilie Jenisch St. Anschar-Stift Louise Ebert FES/Archiv der sozialen Demokratie Agnes von Zahn-Harnack bpk Christiane Sengstack(e) Aus: Familienglück – das Beste auf Erden. Die Berichte der Ehefrau Christiane des Bremer Kaufmanns Georg Friedrich Sengstack(e) aus den Jahren 1820 bis 1861, Hrsg. Althée Meinken, Bukarest 1997. Henriette Schröder Gemeinfrei, https://commons. wikimedia.org/w/index.php?curid=5028540; Andrea Orth Marie Unna Andrea Orth © Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, 2016 Idee und Text Dr. Rita Bake Gestaltung, Herstellung Andrea Orth Druck Alsterdruck
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