Artikel als PDF - Wasserburger Stimme

Tränen gelacht mit dem Altinger Michi
Was für ein fröhlicher Abend! Tränen gelacht hat das Publikum im Festsaal des Inn-Salzach-Klinikums Gabersee. Vier meisterliche Kabarett-Akteure standen auf der
Bühne in Wasserburg und ernteten tosenden Applaus: Allen voran da Altinger Michi,
Chef und Moderator des Montagsbrettls und heuer aktuell Gewinner des Bayerischen
Kabarettpreises (wir berichteten bereits) – passend zu seinem 25-jährigen Kabarett-Bühnenjubiläum. Die Besucher im voll besetzten Festsaal lachten sich schlapp …
Fotos: Renate Drax
… denn der Michi versteht es nicht nur
bestens, die Situationskomik
auszunutzen zwischen den Auftritten
seiner Gäste – schnell gesetzte Pointen
sind seine Spezialität – er begeisterte
auch diesmal wieder mit Auszügen aus
seinen Programmen. Aktuell ist es eine
Trilogie – die Hell heißt! Tiefgang mit
Witz – vom Trump bis hin zur Kloschüssel: Selbst bei einer Glastüre im Hotelzimmer zum WC entdeckt Altinger einen empathisch-komischen, sozialkritischen Ansatzpunkt: Man muss es
nicht übertreiben mit öffentlicher
Bloßstellung – nicht im Leben, nicht im
Internet und auch nicht bei der Innengestaltung eines Konzept- oder Design-Hotels.
Und überhaupt: Das Philosophische in seinem
Kabarett – das steht ihm gut.
So wie seine Gäste immer bestens passen und das Publikum begeistern, jeder auf seine
Art. Und diese Art war diesmal bunt gemischt – von Österreich bis Hamburg – und
musikalisch hochkarätigst zudem! Darüber freute sich auch einmal mehr der kaufmännische
Leiter des Klinikums, Dr. Stefan Piehler (unser Foto), der die Besucher gerne zu diesem so
gelungenen Kabarett-Abend begrüßt hatte.
Zu Gast waren diesmal:
… Stefan Waghubinger mit seinen außergewöhnlichen familiären Belastungen:
Wenn der Österreicher trocken aus seinem Familienleben berichtet, dass er schon zweimal Geburtstag hatte und seine Frau noch gar nicht, dann ahnt man, dass mehr Fragen offen sind, als nur
die, was er denn schenken könnte … Österreichisches Jammern und Nörgeln mit deutscher
Gründlichkeit (der studierte Theologe lebt seit über 20 Jahren in Stuttgart) – und das alles höchst
unterhaltsam auf höchstem sprachlichen Niveau: Das ist Stefan Waghubingers Kernkompetenz.
Und aus der schöpft er auch in Wasserburg aus allen Kübeln. Lachen und nachdenken: Man muss
schließlich aufpassen, dass man seine Meinung nicht falsch ausspricht …
… der zweite im Bunde war diesmal Andreas Martin Hofmeir, einst Mitglied
von LaBrassBanda und heute einer der besten Tubisten unserer Zeit – in
charmanter Begleitung am Piano von Barbara Schmelz, Kirchenmusikdirektorin des Klosters Scheyern.
Ein bewegender Hörgenuss wartete – gewürzt mit Kabarett: Außergewöhnlich, authentisch und
von herausragender Perfektion. Andi Hofmeir, barfuß in Jeans. Die Tuba, ein behäbig daher kommendes Instrument? Weit gefehlt:
Nach Jahren des Musikkabaretts mag
Hofmeir altersbedingt, wie er sagt, gerne
auch mal die Lesevariante: In seinem
trockenen Stil liest er aus seinen Erfahrungen als Tubist und Weltreisender, in
epischer Breite und lyrischer Würze. Mit
dabei stets neben ihm: Seine Tuba Fanny.
Die wahre Geschichte einer Zugfahrt mit
der Begegnung einer Porno-Darstellerin –
ja klar, die wollten alle im Saal gerne
hören …
„Winter“ aus Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ wählte er als Musikstück – der Andi. Die Tuba
als Geige, das Piano als Streichorchester. So einfach, so wunderbar: Schmelz erwies sich als kongeniale Partnerin des Echo-Klassik-Preisträgers Hofmeir. Bibbernd erzählt hier die Tuba von der
Kälte, das Klavier ließ Schneekristalle hörbar werden und man fühlte sich eingeladen auf einen
Spaziergang durch verschneite Landschaften. Lächelnd, versteht sich, denn der kabarettistische
Teil des Abends mit Hofmeir klang ja auch noch im Ohr … Und weil das Publikum so begeistert
war, gab’s noch ein irisches Liebeslied obendrauf – Gänsehaut-Feeling pur.
Nicht zuletzt: Der Dritte der Altinger-Gäste im Bunde – Axel Pätz aus Hamburg – ja, das Niveau singt!
Und zwar gut – wortakrobatisch
gut – und es spielt Klavier wie
Akkordeon! Das Niveau! Chill
mal, ruft Axel Pätz allen zu – animiert von seiner Tochter und
deren Lover.
Pätz, der in den letzten Jahren zu einem Shooting-Star der deutschen Kabarett-Szene geworden
ist. Er etablierte sich nicht nur in TV-Sendungen wie „Satire-Gipfel“, „Ottis Schlachthof“ und „Mitternachtsspitzen“, sondern wurde zudem mit Kabarett- und Kleinkunstpreisen überhäuft.
Mit klaren Worten – gereimt – und mit viel Musik schilderte er seine in den dunklen Schluchten
des brutalen Alltags erworbenen Erkenntnisse auf so manchem Gebiet des täglichen Lebens – vom
Rollator bis zur Aufsitzmäher-Leidenschaft. Applaus für einen grandiosen Abend!