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BDPK News
Nachrichten, Positionen, Berichte
ViSdP: BDPK – Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.V.
Friedrichstraße 60 · 10117 Berlin · Telefon (0 30) 2 40 08 99-0
E-Mail: [email protected] · www.bdpk.de · Redaktion: Stefanie Erdrich
Von Thomas Bublitz
Thomas Bublitz,
Hauptgeschäftsführer
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Die AOK hat ihren KrankenhausReport veröffentlicht. Ganz anders als in den Vorjahren,
hielt sich der Grad der Empörung vonseiten der Krankenhäuser in Grenzen, obwohl die
Botschaften doch ähnlich waren wie in den Jahren zuvor. Mit einer gewissen Routine bei
den Operationen steigt die Qualität des Behandlungsergebnisses für den Patienten. Bei
EndoprothesenOperationen sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Revisionseingriffs im ers
ten postoperativen Jahr mit der Zahl der Eingriffe des Operateurs. Bei SchilddrüsenOpe
rationen sinkt mit steigender OPZahl die Gefahr von Stimmbandverletzungen. Auch Kom
plikationen, die bei Operationen nie gänzlich zu vermeiden sind, werden von routinierteren
OPTeams besser beherrscht als von nicht so routinierten. Ja, es gilt der Grundsatz „Übung
macht den Meister“.
Was ist anders im Vergleich zu den Vorjahren? Trotz der AOKSpitze, die Krankenhäuser
würden die gesetzlichen Mindestmengen ignorieren, liefert sie nun auch das Eingeständnis
mit: Mehr Routine führt zu besseren Ergebnissen, die sich eben nicht an einer konkreten
Mindestmenge festmachen lassen. 51 KnieendoprothesenOperationen sind keineswegs per
se besser als 48. Eine solche Diskussion zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern wä
re auch kontraproduktiv, würde sie doch vom eigentlichen Ziel der Qualitätsverbesserung
ablenken und zu Scheindebatten über mehr oder wenige sinnvolle Leistungszahlen führen.
Qualitätsverbesserung kann eben nicht mit stumpfen numerischen Vorgaben erreicht
werden. Stattdessen müssen wir konsequent auf die Ergebnismessung mit Routinedaten set
zen. Daraus lässt sich nämlich zweifelsfrei ablesen, wie gut die Operation in diesem Kran
kenhaus von Ärzten gemacht wird. Dazu kommen die Daten von Krankenhäusern, Ärzten
und Krankenkassen und zeigen die Qualität der Behandlung jenseits der Mindestmengen.
Die Diskussion zeigt eine Parallele zur aktuellen TopMeldung aus dem Bundesgesund
heitsministerium: Krankenhäuser und gesetzliche sowie private Krankenkassen sollen sich
auf verbindliche Personalvorgaben in der Pflege in sogenannten pflegesensitiven Bereichen
verständigen. Damit soll die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte sinken und die Patientenver
sorgung verbessert werden. Ob allerdings das dafür gewählte Instrument der Personalmin
destvorgaben die richtigen Ansätze liefert? Diese Diskussion erinnert mich doch sehr an die
der Mindestmengen. Warum? Wie sollen die Personalmindestvorgaben denn mit den Ver
hältnissen in den einzelnen Krankenhäusern harmonisiert werden? Ist es nicht ein Unter
schied, ob in einem Krankenhaus Servicekräfte die Essenausgabe auf den Patientenzim
mern übernehmen, in anderen Krankenhäusern aber die Pflege? Oder reicht die zusätzliche
Pflegekraft gar nicht aus, weil in diesem Krankenhaus so viele ältere und teilweise demente
Patienten behandelt werden?
Wenn dann noch die Wege im Krankenhaus unterschiedlich weit sind, macht die Min
destvorgabe „über den dicken Daumen“ keinen Sinn. Warum messen wir hier nicht auch
konkret? Die veröffentlichten Ergebnisse der Patienten, Mitarbeiterzufriedenheit und zur
Patientensicherheit sowie die Verpflichtung zu einem strukturierten Verbesserungsmanage
ment würden die Qualitätsverbesserung deutlich schneller voranbringen als das „Wahl
kampfPlacebo“ der Personalmindestzahlen mit der Gießkanne.
Teilnehmer und Referenten beim Gesundheitskongress des Westens 2017
Sektorenübergreifende Versorgung
Brücken bauen
Gesundheitspolitiker sowie Vertreter aus Kliniken, Fachverbänden, Forschung und Pflege haben sich
auf dem 11. Gesundheitskongress des Westens, am 7. und 8. März 2017 in Köln, für eine Überwindung
der sektoralen Grenzen des Gesundheitswesens ausgesprochen.
Unter dem Motto „Brücken bauen – gute Versorgung über
die Sektoren hinweg“ stellten sich mehr als 1.000 Teilneh
merinnen und Teilnehmer in Vorträgen und Diskussionen
den künftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen.
Wie lässt sich Qualität im Gesundheitswesen messen? Wie
werden Ärzte künftig arbeiten? Welche Prozesse und Struk
turen braucht das Krankenhaus der Zukunft?
Der Bundesverband Deutscher Privatkliniken (BDPK)
und der Verband Deutscher Privatkliniken NRW, Koopera
tionspartner des Kongresses, unterstützten mit ihrem REHA
Dialog den Austausch der Expertinnen und Experten zu
Themen der Qualitätssicherung medizinischer Leistungs
erbringer und der Vernetzung von ambulantem, stationärem
Bereich und Rehabilitation.
Von einer „akuten Schnittstellenproblematik“ aufgrund
des rasanten medizinischen Fortschritts im stationären Be
reich sprach Dr. Stephan Puke, Geschäftsführer Sana Klini
ken Duisburg GmbH. Manuel Berger, Regionalgeschäftsfüh
rer West Helios Kliniken GmbH, erklärte, dass spezialisierte
Hochleistungsmedizin und die verkürzte Krankenhausver
weildauer der Patientinnen und Patienten eine immense He
rausforderung für die Anschlussbehandlung im RehaBe
reich darstellen. Eine qualitativ hochwertige Versorgung der
Rehabilitanden ist eine wesentliche Voraussetzung, damit
Menschen nach akuten oder chronischen Krankheiten ge
sund und selbstbestimmt in ihren Alltag und Beruf zurück
kehren können.
„Rehabilitationskliniken stehen genauso wie der statio
näre und ambulante Bereich vor der Aufgabe, eine qualita
tiv gute Patientenversorgung sicherzustellen“, betonte Dr.
Katharina Nebel M. Sc., Präsidentin des BDPK und Ge
schäftsführende Gesellschafterin der Privaten Kliniken Dr.
Dr. med. Nebel, Vlotho. „Die Bedeutung der Reha steigt,
weil die Patienten immer schneller aus dem Krankenhaus
entlassen werden und zu uns kommen. Deshalb müssen wir
künftig eine noch bessere Verzahnung mit den Spezialisten
aus dem Akutbereich und der ambulanten Versorgung si
cherstellen.“ Die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit
bleibt dabei eine zentrale gesellschaftliche Herausforde
rung. Das erklärte Ziel lautet nach wie vor: Reha vor Pfle
ge.
Kontrovers geführte Diskussionen gab es zu den Themen:
Auswirkungen des Krankenhausstrukturgesetzes, Trends im
Krankenhausmarkt, Korruptionsbekämpfung im Gesund
heitswesen, betriebliches Gesundheitsmanagement oder Um
setzung elektronischer Vernetzung der Leistungserbringer
vor allem auch zwischen den Sektoren.
Neubesetzung
in der Führungsspitze des BDPK
Dr. Francesco De Meo ist neuer 2. Vizepräsident im Vorstand des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken
(BDPK). Im Rahmen seiner jüngsten
Sitzung in Berlin wählte der BDPKVorstand Dr. Francesco De Meo, Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO)
der Helios Kliniken GmbH, zum 2. Vizepräsidenten.
Dr. Francesco De Meo ist seit 2013 Mitglied des BDPK-Vorstands. Im Jahr 2000 begann er als Leiter Recht und Personal in der Helios Kliniken GmbH. Ein Jahr darauf wurde er
zum Geschäftsführer für Personal und Recht sowie Forschung und Wissenschaft bei Helios. Seit dem Jahr 2008 ist
De Meo Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) der Helios Kliniken GmbH und Vorstandsmitglied der Fresenius SE.
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BDPK | Rehabilitation
DRV Bund für Reha-Qualitätssicherung
Am Bedarf orientiert
Welche Faktoren beeinflussen den Erfolg moderner Rehabilitation? Wie gelingt eine gute Ergebnisqualität
in der Reha? Vor welchen Herausforderungen stehen Reha-Kliniken künftig? Antworten dazu von Andreas
Konrad, Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV).
Welche Perspektiven sehen Sie für die Rehabilitation in
einer systemgegliederten Sozialversicherung? Welche
Entwicklungen sind notwendig?
Rehabilitation ist unverzichtbar für unsere Gesellschaft,
die sich in einem demografischen Wandel befindet und in
der der Einzelne länger als früher im Erwerbsleben steht.
Rehabilitationsleistungen setzen vornehmlich dann ein,
wenn alleine mithilfe der klassischen kurativen Medizin
Krankheitsfolgen und damit drohenden oder bereits
bestehenden Funktionseinschränkungen nicht mehr
begegnet werden kann. Rehabilitationsleistungen sind
somit funktionaler und unverzichtbarer Bestandteil des
Systems der Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Damit diese Leistungen einen möglichst großen Nutzen
entfalten können, müssen sie kontinuierlich an die sich
ändernden Rahmenbedingungen angepasst werden.
Welche Entwicklungen kommen vonseiten der DRV
auf die Kliniken zu?
Die Rehabilitation ist kein statisches Handlungsfeld.
Moderne Rehabilitationsleistungen zeichnen sich
dadurch aus, dass beruflichen Problemlagen in der
Rehabilitation nachgegangen wird. Gemeinsam mit dem
Rehabilitanden werden Strategien für dessen berufliche
Wiedereingliederung entwickelt (sogenannte MBOR). Die
Herausforderung der Zukunft besteht darin, die Leistungen
kontinuierlich den sich ändernden demografischen und
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Dabei
verändern sich auch die Menschen, die RehaLeistungen
in Anspruch nehmen. So gilt es, künftig die Leistungen
noch stärker als bisher zu individualisieren und damit den
konkreten Bedarfslagen der Rehabilitanden zu entsprechen.
Welche Rolle sollte Ihrer Meinung nach künftig die
Ergebnisqualität spielen?
Qualität steht für die Rentenversicherung seit mehr als
zwei Jahrzehnten ganz oben auf der Agenda. Ziel der
RehaQualitätssicherung der Rentenversicherung ist eine
am Rehabilitanden bzw. Patienten orientierte Qualitäts
verbesserung der medizinischen Rehabilitation. Zusätzlich
sollen Leistungsreserven in den Rehabilitationseinrich
tungen erschlossen werden. Dieses Vorgehen ist von der
Überzeugung getragen, dass eine gute Ergebnisqualität
nur gelingen kann, wenn die Strukturen und Prozesse
qualitätsgesichert sind. Hierzu sind von der Deutschen
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Andreas Konrad ist seit 1993 bei der DRV Bund in Berlin tätig. Seit Februar 2017
ist er Direktor der Abteilung Rehabilitation, zu der auch die Reha-Klinikgruppe der
DRV Bund mit ihren 27 Reha-Kliniken gehört.
Rentenversicherung konzeptionelle Vorgaben und
Leitlinien entwickelt worden, die ebenfalls eine qualitativ
hochwertige medizinische Rehabilitation sicherstellen
sollen. Dass die Ergebnisqualität der erbrachten Leistungen
sehr hoch ist, dokumentieren die Erfolge der Rehabilitation
bei der Eingliederung gesundheitlich beeinträchtigter
Menschen in Arbeit und Beruf.
Viele Kliniken stehen vor dringend notwendigen großen
Investitionen. Wie können diese künftig finanziert
werden?
Die Rentenversicherung verhandelt mit den Rehabilitations
einrichtungen vollpauschale Vergütungssätze. Aus diesen
Vergütungssätzen müssen sämtliche Kosten bestritten
werden, die der Betrieb einer Rehabilitationseinrichtung
mit sich bringt. Dies gilt auch für Investitionen zur
Erhaltung oder Modernisierung der Einrichtungen. An
diesem Verfahren wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
BDPK | Qualität
Mindestmengenregelung
Masse gleich Klasse?
Der AOK-Bundesverband hat am 28. Februar 2017 den Krankenhaus-Report 2017 zum Thema „Gestaltende
Reformen statt Reparaturbetrieb“ in Berlin vorgestellt. Das wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO)
beschäftigt sich im aktuellen Report mit der Frage, vor welchen Herausforderungen das Krankenhaussystem
steht und untersucht, wie die akutstationäre Versorgung künftig organisiert werden soll.
Die AOK fordert mit Bezugnahme auf die Ergebnisse des
KrankenhausReports auch eine Ausweitung der Mindestmen
genregelung. Derzeit gibt es für folgende Leistungsbereiche
gesetzliche Mindestmengenregelungen: Leber und Nieren
transplantationen, Stammzellentransplantationen, Knieendo
prothesenOperationen, komplexe Eingriffe am Organsystem
Ösophagus und Pankreas, koronarchirurgische Eingriffe so
wie für die Versorgung von Früh und Neugeborenen mit
einem Geburtsgewicht unter 1.250 Gramm. Neben dem
Hüftgelenkersatz sollen laut AOK künftig auch Schilddrü
sen und BrustkrebsOperationen oder die Geburtshilfe ei
ner Mindestmengenregelung unterworfen werden.
Mindestmengen stellen jedoch nur eines von vielen Qua
litätssicherungsinstrumenten dar. Viel wichtiger als das Zäh
len von Fällen sind die tatsächliche Ergebnisqualität und die
Transparenz der Behandlungsergebnisse. Krankenhäuser in
privater Trägerschaft engagieren sich bereits seit Jahren ei
geninitiativ für eine kontinuierliche Verbesserung der Patien
tenversorgung. Qualitätsberichte, Qualitätsportale (Qualitäts
kliniken.de) und Qualitätsinitiativen (IQM, SIQ!) dienen
dem offenen und transparenten Dialog. Dieses Engagement
sollte nicht durch eine unnötige Überregulierung behindert
werden.
Selbstverständlich sind in ausgewählten Bereichen Min
destmengen legitim. An begründeter Stelle werden sie aktu
ell auch angewandt. Schwellenwerte müssen jedoch flexibel
handhabbar bleiben, wenn Krankenhäuser auch unterhalb
des festgelegten Schwellenwerts eine nachweisbar gute Be
handlungsqualität liefern. Eine Ausweitung und unflexible
Handhabung der Mindestmengenregelung verfehlt nicht nur
ihr Ziel, sondern gefährdet auch die flächendeckende Ver
sorgung.
17. und 18. Mai 2017 in Saarbrücken
SALUT! DaSein gestalten.
Über 700 Teilnehmer diskutierten 2016 beim zweiten Kongress „SALUT! DaSein gestalten.“ mit neuem
Blick auf Versorgung und Gesundheitswirtschaft. Nun geht „SALUT!“ in die dritte Runde. Auch 2017
verknüpft der Kongress Impulse von Gesundheitsanbietern und regionalen Netzwerken mit den
Lebenswelten von Bürgern und Patienten.
Wachsende Ungleichheit und deren Auswirkung auf die Ge
sundheit der Bürger, die Fachkräftesituation und damit die
Wettbewerbsfähigkeit der Gesellschaft werden in promi
nent besetzten Runden diskutiert. Gleiches gilt für die Über
windung von Innovationshürden und die Frage, ob sich die
Überwindung der Sektorengrenzen durch Angleichung der
Strukturen vollziehen lässt. Gleichzeitig stellt der Kongress
seine Themenschwerpunkte in den Kontext bundespoliti
scher Rahmensetzung.
Darüber hinaus vereint das Programm große Themen
blöcke wie „Gesundes Arbeiten“, „Zukunft des Wohnens“
und „Kommunale Versorgungsverantwortung“ mit Best
PracticeBeispielen aus Kliniken, RehaEinrichtungen und
von niedergelassenen Ärzten. Die Krankenhaus und Reha
Foren thematisieren in diesem Jahr insbesondere die Ver
netzung der Akut und RehaAnbieter für mehr Qualität
und Wirtschaftlichkeit im Wettbewerb. Die Sitzung „Reha
Neustart“ beschäftigt sich mit den Anforderungen und der
Finanzierung zeitgemäßer Rehabilitation.
Interdisziplinär und interaktiv präsentiert sich auch in die
sem Jahr die Zukunftswerkstatt 2030 mit Themen zu Re
silienz, der Digitalisierung für Patienten und einem neuen
Blick auf die Demografie: die Jugendperspektive!
Informationen zum Programm unter: www.salut.de
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