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Costa Rica arbeitet an Projekten der Transportinfrastruktur
02.03.2017
Weiterer Containerhafen in Planung / Studie zu Transportkorridor zwischen Atlantik und
Pazifik beauftragt / Von Ulrich Binkert
Bonn (GTAI) - Die Investitionen in Costa Ricas Transportinfrastruktur konzentrieren sich in nächster Zeit auf Hä­
fen und voraussichtlich Flughäfen. Die Hauptstadt will eine S-Bahn einführen, hat aber zunächst eine Studie zur
Verkehrsplanung in Auftrag gegeben. Im Straßenbau kommen etliche Projekte nicht recht vom Fleck, trotz zu­
nehmender Staus und bereitstehender Gelder. Private Konzessionäre sind zwar aktiv, neue Projekte scheitern
laut Kritikern aber auch an der Bürokratie. (Projektliste, Internetadresse)
Teuerstes Vorhaben ist der Ausbau der Hafeninfrastruktur bei Puerto Limón an der Karibikküste. In Moín ist ein
Containerterminal bereits im Bau, dessen erste Phase mit einer Kapazität von 1,5 Mio. TEU im Jahr Anfang 2018
in Betrieb gehen soll. Zudem ist geplant, im 1. Quartal 2018 den Bau eines Hafens für die Umladung von Contai­
nern auszuschreiben. Das Vorhaben dürfte nach einigen Schätzungen ebenso wie der benachbarte Containerter­
minal bis zu 1 Mrd. US$ kosten. In den Transferhafen mit seinen 19 m Tiefe können dann auch große Container­
schiffe einlaufen und ihre Fracht auf kleinere Schiffe umladen, welche die Häfen der Region bedienen. Laut Pro­
jektinitiator Amega gibt es zu wenige solcher Tiefwasserhäfen in der Karibik und an der Atlantikseite Südameri­
kas. Der Bedarf ist gestiegen, seitdem auch Schiffe der Neopanamax-Klasse (bis 14.000 TEU) durch den benach­
barten Panama-Kanal nach dessen Erweiterung passen.
Neuer Großflughafen geplant
Die britische MEL Group, Techniklieferant für die Luftfahrtbranche, hat den Bau eines 700 Mio. US$ teuren in­
ternationalen Flughafens in Limón vorgeschlagen. Das Projekt könnte nach Angaben von BNamericas eine Ge­
setzesänderung erfordern, weil dem Konzessionär des bestehenden Airports Limón das Verbot eines solchen
Neubaus zugesichert worden sei. Einen Plan für die Modernisierung der Flughäfen Costa Ricas (2013-2030) hat
die spanische Consultingfirma Ineco erstellt.
Für die Verbesserung des Transports in der Hauptstadt San José soll im März 2017 eine Studie in Arbeit gehen,
die von Korea (Rep.) finanziell unterstützt wird. Die Konzessionsbehörde CNC propagiert den Ausbau bestehen­
der Bahnstrecken zur S-Bahn (LRT). Daneben ist eine 70 km lange S-Bahn von Alajuela über San José nach Carta­
go angedacht. Mitte 2016 erlaubte ein neues Gesetz dem staatlichen Bahnbetreiber Incofer, dafür rund 440 Mio.
US$ aufzunehmen und das Projekt als PPP voranzutreiben.
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COSTA RICA ARBEITET AN PROJEKTEN DER TRANSPORTINFRASTRUKTUR
Projekte der Transportinfrastruktur 1)
Projekt
Investitionen
Anmerkungen
2) (Mio. US$)
Containerhafen Terminal de Con­
956
2,5 Mio. TEU; im Bau seit 2/2015; Constructora Meco
730
eine Bahn mit 4 km; Investor MEL hofft auf Baubeginn 2018;
tenedores Moín
Internationaler Flughafen Limón
Umwelt- und Machbarkeitsstudien fertig; private Initiative
Internationaler Flughafen Orotina
k.A.
Kapazität 6,7 Mio. Passagiere, 2 Bahnen à 3 km; Design (bis Mit­
te 2017) durch Mott MacDonald
Tiefwasser-Containerhafen Me­
650
gaterminal de Transferencia del
Konsortium Amega (Americas Gateway) erstellt 2/2017 bis
2/2018 technische Studien und Design; private Initiative
Atlántico (MTA)
Ausbau Straße San José-San
500
Ramón
Verbreiterung Straße Ruta 32
55 km; Banco de Costa Rica kann seit 1/2017 Finanzierungs- und
Betreibermodell ausarbeiten
466
107 km; China Harbour Engineering soll bis 8/2017 das Enginee­
ring ausarbeiten mit Baubeginn daraufhin; chinesischer Kredit
über 395 Mio. US$
Ausbau Straße Ruta 27 San José -
450
Caldera
bestehende Straße bald ausgelastet und mit Konzessionär (Glo­
balvía) sollen Erweiterungs-Studien begonnen werden; Baube­
ginn 2019 erhofft; staatliche Initiative
Ausbau (sechsspurig) Autobahn
350
San José - Cartago
20,5 km; Projekt immer wieder verschoben; derzeit Aktualisie­
rung von Studien und Suche nach Betreiber; Finanzierung durch
IDB und BCIE; staatliche Initiative
Verbreiterung der Straße Barran­
298
70 km; Umweltprüfung; Finanzierung durch IDB
291
Ausbau der bestehenden 20 km des Tren Eléctrico Metropolita­
ca - Cañas
Tranvía Eléctrico de San José
no in 2 Richtungen zur S-Bahn (LRT); Studien werden gerade
überarbeitet; öffentliche Initiative; seit vielen Jahren diskutiert
Tren Ligero Interurbano
k.A.
S-Bahn, verbindet Alajuela, Heredia, San José und Cartago; 70
km, 42 Stationen (davon 22 neu), meist Ausbau bestehender
Strecken (Studie von Ineco, 2013)
Nordumfahrung San José: I etapa
164
vía Arco Norte
vergeben an Konsortium La Estrella-Hernán Solís; Bau mehrfach
verschoben, zuletzt auf Ende 2016; geplante Bauzeit 18 Monate;
Finanzierung durch IDB und BCIE
1) über 100 Mio. US$; 2) geplant, teils geschätzt
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Auch Costa Rica erwägt Alternative zum Panama-Kanal
Atlantik und Pazifik durch die zentralamerikanische Landenge mit einer leistungsfähigen Verkehrsachse zu ver­
binden, dieser Traum existiert in Costa Rica genauso wie in den nördlichen Nachbarstaaten. Der "Trockenkanal"
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wäre eine Konkurrenz zum Panama-Kanal und zu dem - bislang ebenso nur erträumten - Nicaragua-Kanal. In
Costa Rica verliefe er unweit der Grenze zu Nicaragua, mit neuen Häfen in Parismina (Karibik) und der Bahía
Santa Elena (Pazifik) sowie einer Eisenbahn und Straße dazwischen, mit geschätzten Kosten um die 16 Mrd. US
$. Das Unternehmen Cansec hat nach einer Entscheidung des CNC von Ende 2016 nun bis Ende dieses Jahres
Zeit, eine überarbeitete Pre-Feasibility-Studie einzureichen, danach wolle der CNC über eine Ausschreibung ent­
scheiden.
Die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank (IDB) finanzierte 2014 per Kredit den Großteil des 400 Mio. US$ teu­
ren Transportinfrastruktur-Programms (PIT), mit dem Costa Rica vor allem den öffentlichen Straßenbau voran­
treiben will. Die Banco Centroamericano de Integración Economica (BCIE) hatte schon 2012 ein Darlehen über
340 Mio. US$ vergeben, ebenfalls hauptsächlich für den Straßenbau.
Kredite teilweise noch nicht genutzt
Beide Kredite sind allerdings zu guten Teilen noch gar nicht genutzt. Straßenprojekte sind in Costa Rica oft sehr
langwierig. So stockten Ende Februar 2017 erneut die Vorbereitungen für den Ausbau der Straße San José - San
Ramón. Die Behörden verhedderten sich bei der Rolle der staatlichen Banco de Costa Rica, die ein Betreiberund Finanzierungsmodell ausarbeiten soll. Das Projekt zieht sich schon viele Jahre hin und der Staat zahlte Mil­
lionen-Entschädigungen an Konzessionäre. Auch der sechsspurige Ausbau der Autobahn San José - Cartago
kommt seit langem nicht in Gang.
In Costa Rica betreiben private Investoren bereits Straßen, Häfen und Flughäfen. Der "Infrascope 2014" der Eco­
nomist Intelligence Unit stufte das Umfeld für solche PPP-Modelle aber schlechter ein als im Durchschnitt für
ganz Lateinamerika. Bei einer insgesamt "exzessiven Bürokratie" und schleppend arbeitenden Legislative ma­
nagten die Behörden den Prozess nur unzureichend, obwohl es eine zentrale Konzessionsbehörde gibt. Dies ha­
be dazu beigetragen, die Akzeptanz von PPPs und privaten Investitionen in die Infrastruktur zu beeinträchtigen.
Ein Grund der Verzögerungen von Projekten ist allerdings, dass die Verwaltung die Betroffenen mit einzubezie­
hen versucht. Im August 2016 zum Beispiel berief sie Bürgerversammlungen zur geplanten Straße von Barranca
nach Cañas ein. Die Zusammenarbeit mit privaten Konzessionären sucht die Regierung nun mit einem Erlass
vom Dezember 2016 (39965-H-MP) deutlich zu verbessern.
Die Staus auf den Straßen rund um San José halten Investoren vom Bau von Call-centern und anderen Vorha­
ben ab, so Klagen in der Presse. In Belén, unweit des internationalen Flughafens Juan Santamaría, verhindere
dies 3.000 Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor. Die "Unterinvestition in die Infrastruktur" behindert nach An­
sicht der OECD den Handel Costa Ricas und könnte das Land in der "Middle Income Trap" festhalten. Die Orga­
nisation mahnt Anstrengungen besonders für die Transportinfrastruktur sowie Häfen und Grenzübergänge an.
Internetadresse
Consejo Nacional de Concesiones (CNC, Konzessionsbehörde)
E-Mail: [email protected] ; Internet: http://www.cnc.go.cr 
(B.U.)
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Ulrich Binkert | © GTAI
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